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Freitag, 22. April ISSr.
Nr. 96.
fi'snld'eick vor 6er kntsckeiclunz. Vie kesktion in 6er Zwickmühle
„Wir werden am 1. Mal aus einem Tag des Feste» einen des Sieges machen.“ L6on Blum.
die Spitze des Angriffs ihrer politischen Exponenten in dieser Richtung. Eroberung Preußens, das ist der heißeste Wunsch aller dieser Elemente. Würden doch mit dieser Eroberung den Verteidigern der Weimarschen Verfassung wichtige Machtmittel für die Verteidigung der demokratischen Republik und ihrer Rechte und Freiheiten verloren gehen,: während dies gleichzeitig einer Störung des Fascismus gleichkäme. Gewinnt Hitler die Wahlschlacht in Preußen, so hat er damit das Reich gewonnen. Die Aussichten, daß dies gelingen werde, sind nicht gerade die glänzendsten. Bei der Reichspräsidentenwahl ist cs gelungen, die fascistrsche Reaktion zweimal zu schlagen, Hof-' fentlich wird cs im Kampfe um die Freiheit des deutschen Volkes, aber auch für den Frieden und die Freiheit Europas gelingen, sie am Sonntag ein drittesmal zu schlagen. Traurig, sagen zu müssen, daß es abermals die Kommunisten sind, die es verhindern, daß die Abwehr des fascistischen Ansturms mit feiner vernichtenden Niederlage ende. Schon seit Jahren gehen die Kommunisten mit den Reaktionären in innigster Gemeinschaft gegen die preußische Regierung vor und niemals erschien ihnen eine Gemeinschaft schlecht genug, um sie nicht zu suchen, obwohl sie es ebenso wie bei der jetzigen Präsidentenwahl erleben mußten, daß ihnen beispielsweise beim Stahlhelm-Begehren auf Auflösung des preußischen Landtages, welchem Begehren sie sich anschloffen, ihre Wähler die Massenflucht ergriffen. Nacht unerwähnt bleibe, daß im Jahre 1930 sie es waren, die Arm in Arm mit der Reaktion gegen den Widerstand der preußischen Regierung die nationalsozialistischen Fememörder aus den Zuchthäusern befreiten. So trompeten sie auch diesmal wieder: der Hauptfeind ist nicht der Fascismus, sondern die Sozialdemokratie! Nach der Lage der Dinge ist es erklärlich, wenn nicht nur das gesamte deutsche Volk, sondern auch das Ausland dem kommenden Sonntag mit Spannung entgegenblickt, denn es kann diesem nicht gleichgültig sein, ob die .Macht in den vor der Entscheidung stehenden Ländern und damit auch im Reiche in die Hände von Abenteurern gelegt wird, oder ob die Grundlagen der Ordnung und des Friedens bestehen bleiben. Die deutsche Arbeiterschaft kämpft in schicksalsschwerer Stunde einen schweren Kampf, einen Kampf für die Bewahrung der Demokratie und Republik , der aber zugleich auch ein Kamps um die Erhal- uing ihrer politischen und sozialen Rechte ist. Daß die Kommunisten in diesem Kampfe gegen die tvütendsten Feinde der Arbeiterklasse versagen, ist kein Grund, ihn nicht mit aller Leidenschaft und Kräfteanspannung zu führen. Daß die Zuversicht unserer Genossen, mit der sie in diesem Ringen stehen, sie nicht trügen und daß es gelingen möge, die Wahlschlacht für die Arbeiterklaffe und die Verständigung der Völker erfolgreich zu schlagen, ist der brennendste Wunsch der sozialistischen Arbei- terklaffc aller Länder und Nationen!
„Poincarö, der Retter des Franc"— das war das Schlagwort, mit dem die Rechte 1923 in den Wahlkampf zog und sich von der Frankenstabilisierung billige Lorbeeren erhoffte, denn nie hat bisher eine Parole, die an die Taschen der Wähler appelliert, ihre Wirkung verfehlt. Die Linke hatte 1928 nichts verloren, aber auch die Reaktion war ungeschwächt aus der Wahl hervorgegangen. Vier Jahre sind seither verstrichen, in wenigen Tagen wird das französische Volk von neuem zur Urne schreiten. Seitdem hat sich manches geändert, PoincarS ist verschwunden, Kabinette wechselten, zum Schluß wurde Laval durch T a r d i e u ersetzt. Geblieben aber ist der alte Geist, der Militarismus und ein auf Rüstungsindustrie und Bankenkapital gestütztes Regime. In den ersten Monaten seiner Existenz nährte eS sich vom Märchen der französischen Krffenimmunität und die bürgerlichen Parteien ließen in den Straßen von Paris Plakate anschlagen, auf denen sie den Wohlstand des national regierten Frankreich der Not Labour-Eng- lands gegenüberstellten. Die klugen Leute merkten aber nicht, daß das Land in die Krise hineinglitt und erst ein Budgetdefizit von sechs Milliarden hat ihnen die Augen geöffnet. Das Hauptargument der Reaktionäre, die Prosperity der französischen Wirtschaft und die geordnete Situation der Finanzen, mußte für diesmal unter den Tisch fallen. Frankreichs Bourgeoisie mußte mit leeren Händen vor ihre Wähler treten und das ist gleichbedeutend mit ihrer Niederlage. Darum wollte man in zwölfter Stunde noch nach zwei Rettungsankern greifen, der eine war die Verschlechterung des Wahlrechtes und der andere hieß Hitler . Frankreich ist in 600 ziemlich gleich große Wahlkreis« eingeteilt, von denen jeder je einen Abgeordneten wählt. Ern Kandidat gilt nur dann als gewählt, wen» er über die Allste der a^egebenen Stimmen auf sich vereinigt. Erlangt kein Kandidat die absolute Mehrheit, so wird ein zweiter Wahlgang angesetzt, bei dem die relative Mehrheit entscheidet. Der Abänderungsvorschlag der Wahlordnung, die sogenannte„lex Mandel" bezweckte, den zweiten Wahlgang fast in allen Fallen auszuschalten, indem der Kandidat als gewählt werden sollte, der die relative Mehrheit erlangt hat unter der Voraussetzung, daß ihm wenigstens ein Viertel der abgl^Äbeue» Stimmen zustelen. Die Antragsteller wußten sehr wohl, ivas sie taten: die Wahlrechtsreform hätte die Linksparteien empfindlich geschädigt. Trotz chärfster Obstruktion der Sozialisten nahm die Kammer das Gesetz an, aber der Senat, der in einer parteimäßigen Zusammensetzung viel weiter rechts steht als die Kammer ist, machte sich zum Beschützer der Demokratie, wies die Vorlage zurück und brachte Laval dadurch zu Fall. Der eine Versuch, die Volksstimmuug durch ein plumpes Manöver zu verfälschen, erwies sich als ein Fehlschlag. Deshalb sollten die Ereigniffe in Deutschland von der Reaktion zu einem politischen Lehrmittel mißbraucht werden und die Tatsache, daß Hitler Reichspräsident werde, sollte die Franzosen von der Notwendigkeit einer starken nationalen Regierung überzeugen. Das ist auch der Grund dafür, weshalb die Kammerwahlen unmittelbar nach den reichsdeutschen Präsidenten- und Landtagswahlen angesetzt wurden. Coty , die Action Franoaise, über- j Haupt alle extremen Chauvinfften, machten auS
ihrem reaktionären Herzen keine Mördergrube und erklärten offen, daß der Sieg des National? sozialismus im Sinne ihrer innenpolitischen Wünsche liege. Inzwischen haben sie auch die zweite Hoffnung begraben müffen, nachdem der Wahlausfall urw das energische Durchgreifen der deutschen Reichsbehörden das dritte Reich in weite Ferne gerückt hat. Da alle Chancen verloren gingen, sucht Tardieu unter großen Anstrengungen das auseinanderfallende Kartenhaus zusammenzuhalten. Die Geheimfonds der Regierung genügen nicht mehr, es wird zum Zweck der Wahlagitation eine eigene Kaffa angelegt, die aus Zuwendungen der Banken und der Großindustrie gespeist wird. Das Radiomonopol und die Kinoaufsicht des Staates werden in rücksichtsloser Weise ausgenützt. Auch die reichsdeut- schcn Minister bedienen sich gelegentlich des Rundfunks, doch sie sprechen meist maßvoll und meiden das Parteipolitische. Tardieu aber eröffnete den Wahlkampf mit einer betont antisoziali- stischcn Rede, in der er von einem„unbesonnenen Internationalismus" sprach und einer Bereinigung aller Republikaner mit Ausschluß der Sozialisten das Wort redete. Links von Tardieu. Niemand, auch nicht die Regierung, die sich in ihren Kundgebimgen anscheinend so sicher fühlt, zweifelt daran, daß die Linke diesmal das" Rennen machen wird. Aber was ist denn in Frankreich überhaupt„die Linke"? In den meisten Ländern deckt sich dieser Begriff mit den Arbeiterparteien, in Frankreich ist oas Nicht der Fall, dort ist„links" radikaler Rcpubli- kanismus, antiklerikal« Gesinnung und Treue zur Tradition von 1793. Zur Linken gehören— von den in politischer Hinsicht völlig belanglosen Kommunisten abgesehen— vor allem Sozialisten und Radikalso zialisten. Diese bilden die typisch französische Partei, sie repräsentieren den Kleinbürger und sind ein Sammelbecken für so ziemlich alle Elemente, die Mischen Kapitalisten und Proletariern gelagert sind. Sie können, was ihre wirtschaftlichen Forderungen betrifft, mit den tschechischen Nationalsozialisten verglichen werden, ohne daß sie deren chauvinistische Einstellung besäßen. „Das ganze Wirtschaftsprogramm des Radikalismus," so schreibt der französische Soziologe T h i- baudet,„erschöpft sich in einer Lobpreisung des Wortes„klein"." Damit ist die radikale Dok- txi» gekennzeichnet, die von ihr angestrebten Reformen sollen dem berühmten„kleinen Mann" zugute kommen und gehen fast überhaupt nicht über den Rohmen der kapitalistischen Wirtschaft hinaus, da die Radivalsozialisten ängstlich darauf bedacht sind, nichts zu tun, was den gemäßigten Teil ihrer Anhänger als„umstürzlerisch" vor den Kopf stoßen könnte. Außenpolitisch sind sie die Seel« der Bölkerbundpolirik und wünschen die Verständigung mit Deutschland , sie sind auch geneigt einer Kürzung des Militärbudgets um 20 Prozent zuzustimmen. Die Parteibezeichnungen„radikal" und„sozialistisch" sind nach mitteleuropäischen Begriffen Irreführungen, aber trotzdem sind die Radikalsozialisten die einzige Partei, mit denen die Sozialdemokraten ohne Bedenken eine Koalition cingchen können, da sie eine Reihe sozialistischer Minimalfordernngen, wie Bankcnkontrolle und Sozialversicherung gleichfalls befürworten. Bei den
Jan Hus/Der letzte Tag Ein itesthUiiUKber noman v. QihorWöbrlc (SBetlag.Ter BücheUreit', 0. m. d tz, Sttßn CD. 61.) 37. Mit den Gänsen, die rheinabwärts ziehen, trabt ein Reiter durch die Nacht, ein leeres Saumpferd hinter sich am Zügel führend. Die Hufe beider Tiere sind dick mit wollenen Tüchern unlwickelt, so daß sie auf der ausgefahrenen Straße beinahe lautlos gehen. Doch es sind keine Gespensterpferde; ab und zu ist ihr aufgeregtes, heftiges Schnauben zu höre». Es scheint, als ob sich die Unruhe ihres Herrn auch ihnen mitgeteilt hätte, als ob sie wüßten, nicht auf einem gewöhnlichen Ritt, sondern auf einer Flucht ch sein. Freilich, für eine Flucht ist ihre Gangart unbegreiflich langsam. Ziita reitet unerhört vorsichtig. Der Instinkt deS Verfolgten ist in ihm wach. Ausgepaßt, schon die nächste Biegung könnte «inen Hinterhalt bergen! Zum Schleichtritt Grund genug! Dazu diese feuchte, ulldurchdring- liche Nebelwand, die wie nasses Tuch über den Sträuchern und zwischen den Bäumen hängt! Ziita reitet auf gut Glück geradeaus. Er kennt den Weg nicht, obwohl er ihn vor kaum sechsunddreißig Stunden in der umgekehrten Richtung zurückgelegt hat, doch da nicht so saumselig wie letzt, sondern in voller Karriere. Aber selbst wenn er ihn kennte, er könnte trotzdem kein schnelleres Tempo anschlagen, so sehr schmerzt diese verdammte Stirnwunde! Jeder Huftritt, mag er noch so sachr und behutsam sein, trifft ihn wie ein neuer Stich. Dieser Schmer; setzt ihm unheimlich zu. Oft hat er Mühe, sich im Sattel zu halten. Aber er muß! Zum Schlappmachen ist ein andermal Zeit! Jetzt, wo das Fieder sich meldet, heißt es erst recht, die Zähne aufeinanderbeißen und fort, fort von diesem Hör- tz'jjcnnest des Konzils! Jeder Schritt, den seine
braven Gäule tun, ist ein Schritt weiter in den Landstrich der Sicherheit. Mag die Wunde und das Hirn dahinter wie Feuer brennen, laß es lohen und brennen! Es wird schon die Stunde der Ruhe und der Kühlung kommen! Vorläufig gibt es nur die eine Parole: Fort von Konstanz! Konstanz! Es wird Ziita bitter im Munde, wenn er an die Konzilstadt denkt. Dieser verfluchte Ort hat den Scheiterhaufen des Hus gesehen! Dieser verfluchte Ort hat versucht, die Verkündigung des lebendigen Gottes mit Feuer aus der Welt zu brennen! Es ist ihm nicht gelurigeu! Was die Krämer dort auf Geheiß der Pfaffen verbrannten, war nur die sterbliche Hülle des Hus. Sein Unsterbliches aber, die Seele, und das, was sie trägt, die Idee, lobt und ist durch das erlittene Feuer nur noch strahlender, feuriger und bestimmter geworden. Ein Gedanke zündet in Ziita. Er lacht. Alle Vorsicht vergessend lacht er ingrimmig los in die Nacht. ES ist das gellende Lachen eines Beseffe- »en. Der Weg, den er zu nehmen hat, ist ihm klar erkennbar. HuffenS Scheiterhaufen erleuchtet ihn. Der'geht ihm voran wie Gottes Feuerwolke dem Volk der Juden bei der vierzigjährigen Wanderung durch die Wüste. Als Jeuerschwert spaltet HuffenS Scheiterhaufen die verhangene Nacht. Er wird auf ewig in jede« Böhmen Seele brennen! An diesem Scheiterhaufen wird das böhmische Volk eine Fackel entzünden und damit den Brand in das morsche, untergangsreife Jahrhundert werfen! Böhmisches Volk? Gibt es das überhaupt? Lirka denkt nach, so gut eS sein schmerzendes Hirn erlaubt. Böhmisches Volk? Es gibt wohl einen böhmischen König, der sich Wenzel nennt; aber der ist kein Böhme, sondern ein Luxembur ger . ES gibt den böhmischen Adel, all die Herren auf den Burgen. Aber die meiste» von ihnen stellen ihre Freiherrn - und Ritterschaft weit über ihr Böhmertum. Es gibt Pfaffe» und Mönche, die in böhmischen Kirchen Messe lesen
und die an böhmischen Tischen sitzen. Aber ihr Herz ist bei Deutschland , aus dem sie Herkommen, und ihr Vaterland ist bei Rom , das sie ernährt und bezahlt. Böhmen sind das nicht. ES gibt stolze Städte im Böhmerland mit emsigen Schneidern, Schustern, Schmieden, Bäckern, Metzgern, Tischlern, Maurern, Webern. Färbern, Gerbern, Tuchmachern und vielen anderen nützlichen und notwendigen Gewerben. Stolze Städte mit stolzen Gewerken. Die Handwerker und Gewölbebesitzer darin sind wohl gute Bürger, aber schlechte Böhmen . Wer Böhmen in Böhmen finden will, muß die Burgen und die Städte vcr- laffen und muß hinaus aufs Land zu den schwer arbeitenden Hörigen und Bauern. Ja, zu den Bauern muß er! Ziita fällt seine Heimat ein. Die Mutter hat ihn auf freiem Felde unter einer Linde geboren, als sie aus war, um nach ihren Mähern zu fchauen. Das Gewitter überraschte sie und trieb sie unter den Baum. So ist er denn unter Blitzen und Donner in die Welt geboren. Aber diese Welt war böhmisches Land, nicht, irgendein Zu-, fallzipfel! Später, auf sich selber gestellt, ist er der Heimat untreu getvordc». Er schweifte als Reisiger in der Welt umher, trieb sich um an fremden Höfen und Burgen. Heute, auf seiner Flucht in die Heimat, begreift er, daß sein ganzes bisheriges Leben eine Irrfahrt war, ein mühseliger Umweg zu seinen eigenen Kräften. Heute weiß er, daß allen Notständen, allen Entzweiungen, allen Beschimpfungen und Widerständen der Welt zum Trotz dennoch ein einiges Böhmen sein wird. In seinem Ohr, er kann ihn nicht bannen, klingt der furchtbare Todesschrei auf dem Brühl nach, von dem ihm Luzia erzählt hat. 2iZka weiß, daß dieser Todesschrei des Jan Hus der Geburtsschrei deS böhmischen Volkes ist. Im Augenblick des Schreies wurde in der Glut des Konstanzer Scheiterhaufens die böhmische Nqtion geboren. Ziita spürt erschauernd, daß ihn das Schicksal bei die-
Wahlen von 1924 trat zum ersten Mal, das aus Sozialisten und Radikalsozialisten bestehende Linkskartell in Erscheinung, besten Sieg sogar vorübergehend eine radikalsozialistischc Regierung mit Unterstützung der Sozialdemokraten ermöglichte. Die Radikalsozialisten sind aber nicht immer zuverläffige Bundesgenossen, sehr wandelbare Leute find bei ihnen Führer, wie Herri o t, nach Theodor Wolff „eine mit allen Winden segelnde Persönlichkeit", die heute in der Gestalt eines Friedensengels und morgen im Gewand des die Reparationen bis zum letzten Centime fordernden Shylock auftrttt. Für diese Wahlen ist gleichfalls anzunehmen, daß die Radikalsozialisten im zweiten Wahlgang aussichtslose Kandidaten zugunsten der Sozialisten zuruckziehen und somit den Grundsätzen der republikanischen Disziplin treu bleiben. Was neben Sozialisten und Radikalsozialisten im Palais Bourbon zur Linken fitzt, find nur noch kleinere Gruppen, die sich aus Ueberläufern der großen Parteien zusammensetzen:„Unabhängige der Linken", Republikanisch« Sozialisten,„Sozialisten Frankreichs". Hier ist nicht die Scheu vor dem Regie- rungseintritt zu beobachten, die der Linken zu eigen ist, der der Begriff„Regierung" an sich schon reaktionär gilt. Je weiter wir nach rechts gchen, desto weniger kann man von Parteien sprechen, festgefügte organisatorische Gebäude sind sie in Frankreich eine linke Spezialität, rechts kennt man nur lose Rahmengruppierungen. Parteitage, Parteizeitungen und Fraktionszwang bei Parlamentsabstimmungen, diese Einrichtungen des mitteleuropäischen Partcilebens, sind nur die Linken bekannt. 01« Sozialisten Im Wahlkampf. Wie find aber die Aussichten der Arbcitcr- klaffe und ihrer Partei, des„partt socialiste", im bevorstehende» Kampfe? Werden es rote Wahlen im roten Mai werden? Vor vier Jahren war die Partei mit hundert Mandaten in die Kammer cingczogc», in den Nachwahlen allein hat sie sieben Sitze gewonnen. Ihre intransigent sozialistische Politik, ihr entschiedenes Eintreten für den Frieden und ihre Bemühungen, die Einheit der Arbeiterklaffe herzustellcri, verbürgen ihr den Sieg. Sie erwartet einen- Stimmenzuwachs vor allem auS den Reihen der kommunistischen Arbeiter und der Kleinbauern. Den kommunistische» Arbeitern wird vor Augen gehalten, daß das Vorgehen ihrer Partei im zweiten Wahlgang eine offene Unterstützung der Reaktion ist. Bei den letzten Wahlen haben die Kommunisten durch Aufrechterhaltung von aussichtslosen Kandidaturen die Wahl von vierzig Sozialisten und Radikalsozialisten vereitelt und ebensoviele Erzreaktionäre in den Sattel gehoben. Die französischen Kommunisten führen ihren Kampf fast zur Gänze gegen die Sozialdemokratie, auf dem gleichen niedrigen Niveau, wie ihre Genösse» bei unS.-In einer einzigen Nummer der-„8'huma- nits" ist Hindenburg „der Kandidat der militärische» Reaktion und der Sozialdemokratie", sind die ungarländischen Sozialdemokraten die Verbündeten Horthys und die Attentäter des Botschaftsrats Twardowsky„die ausftihrenden Organe des Angriffsplans des kapitalistischen Frank reichs , der Tardieu und Flandin, der Herriöt und der Blum(!)." Es ist auch für diesmal anzunehmen, daß ein Teil der Koinmunisten im zweiten Wahlgang den Parolen ihrer Partei nicht folgen wird und die sozialistischen Kandidaten wählt. Mit besonderer Geschicklichkeit wenden sich die französischen Sozialdemokraten der Landagitation zu. Das flache Land hat teilweise noch inimer nicht die richtige Vorstellung vom Wesen des Soziglismus, der Bauer sieht in ihm ein Schreckgespenst, das ihn um die Früchte feiner Arbeit bringen will. Schon der große franzö-
scm Akte als Wehvater erkoren hat, als Geburtshelfer, das Neue und Unerhörte ans Licht der Welt zu ziehen. 2iita fühlt, daß cs von nun an keine Herren und Knechte mehr geben darf, keine Städter und Bauern, keine Pfaffen und uichtS- tuendc» Mönche, keinen mehr, der auf Würde und Gewalt seines Herkomntens pocht, sondern nur noch Böhmen . Ein einziges, durch Huflens Mär- tyrertod geeintes und zusammengeschweißtes Got- teSvolk. Eine Natton von Brüdern! Ein Voll vom Herrn erwählt! Ein Volk wie eine Feuersichel, die auf Erden abschneiden und aufräumen wird, niedermähen alles Niedere, alles Gemeine! Ein Volk, unwiderstehlich in seinem Drang, die Welt zu säubern und sie von ihrer unaussprechlichen Beschmutzung zu reinigen! Alles Unkraut so vertilgt werden durch die Fackel des Hus! Und er, Ziita wird, allen sichtbar, diese Fackel schwingen! 2irka ahnt, daß das kein leichtes Unterfangen sein wird. Wohl hat er heute für Hus das erste Bl»t vergaffen. Aber gegen das, was noch kommen wird, war dieses bißchen Blutfeuer ein Kinderspiel. Der Konstanzer Scheiterhaufen wird ganz andere Maße annehmen! Die gesamt« im Baalsdicnst versunkene Christenheit wird er mit seinem Feueratem versengen! 2iita muß daS Auge schließen, so überwältigt ihn daS Bild vom Brand der Welt. Doch er wird keine Sekunde zögern, dieses Gesicht zur Tat werden zu kaffen. Die Welt ist krank, totkrank ist sie, krank an Herz und Nieren, mag sich ihre Sünde und ihre Krankheit iin Feuer verzehren! Die Flamme der Vernichtung fteffe alles rein, damit nach GotteS - willen aus der Asche fleckenlos das Neue entstehe! Ziita weiß jetzt, daß seine vielfältigen Fahrten in der Fremde doch keine Irrfahrten waren. Er hat sie tun müffen, um Meister der Kriegskunst zu werden. Denn sein Boll soll, das spürt er mit allen Fasern, ein Boll deS Kampfes sein. Wer sich vornimmt, das Land neu zu pflügen, muß eS auch verstehen, das Unkraut zn reuten und eS samt Wurzel und Samen zu vernichten. (Schluß fotzt.)’