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Der Bezirksverein Arbeiterfürsorge Brag

veranstaltet gemeinsam mit der Bezirks­organisation Prag " am 23. April 8 Uhr abends im großen Urania Saal einen Vortragsabend, in dem Prof. MUDr. R. Fetscher

aus Dresden über

Das Problem der Ehe und Gegualberatung"

sprechen wird. Zu diesem äußerst inter­essanten Vortrag laden wir alle unsere Mitglieder ein. Karten zu dieser Ver­anstaltung bei Optiker Deutsch, Palais ,, Koruna". Gäste willkommen.

Bedeutung der alkoholfreien Erziehung der Jugend in ausführlicher Weise begründeten und begrüßten. Abg. Genosse Nečas stellte fest, daß wir in der Tschechoslowakei , obgleich wir an der Spitze der Stulturstaaten zu marschieren glauben, viermal soviel Wirtshäuser und Schenken haben als das benachbarte Bolen, das eine nahezu dreimal so große Bevölkerungsanzahl hat. Daher sei die Frage der Bekämpfung des Alkoholismus bei uns nicht mit einer Phraje abzutun, sondern müsse wirksam bis in die Familie hineingetragen werden.

Samstag, 23. April 1932.

Aus der Partei

Jugendbewegung.

Trommeln mitnehmen!!

Vereinsnachrichten

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Nr. 97.

Centralbank der deutschen Sparkassen

in der Cechoslovakischen Republik.

Hauptanstalt: Prag II., Bredauergasse 14. Zweigniederlassungen: Aussig , Brünn , Eger. Jägerndorf . Reichenberg , C. Teschen, Trautenau . Troppau .

Die Bank der deutschen Sparanstalten und 1427 Gemeinden.

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betont werden muß, ist die unglaubliche Meisterschaft der Photographie: sogar die blendende Arbeit Sternbergs im Shanghai- Expreß " fann sich nicht messen mit dieser unbewußten Leichtigkeit, die im­Boranzeige! Die beiden Prager S. J.- Gruppen dech so systematisch. Noch niemals hat man solche mer wieder Neues erfindet, gleichsamt spielend und veranstalten Mittwoch, den 27. d. M. im Heim der Großaufnahmen gesehen, bei denen es niemals einen Gruppe I., Fügnerplay Nr. 4, Souterrain, eine ruhigen Hintergrund gibt, noch nie wurde das wich­interne Maivorfeier. Am Programm: Ansprache der tige Gelen des Schwarz- Weiß, des notwendigen Licht­Genossin Deutsch( Helden der proletarischen Revo- fontrastes so glänzend demonstriert wie hier; und lution"), Rezitationen des Genossen Heller, Ceilo- bewundernswert ist wieder die Realistit des Films, Vorträge des Genossen Horschizz. Beginn 8 Uhr. der ganz klar zeigt, wie auch noch heute die Klein­Gäste willkommen. Pünktlich sein!! bauern von den Kulafen ausgesaugt werden( jetzt Rote Falken, Prga. Heute nachmittags pünkt- nur unter Beihilfe des gewählten Sowjet). lich um halb 3 Uhr im Verein deutscher Arbeiter und weil doch die Lehrerin aus Moskau kommt dern spinnt, aufgetischt. Die Erzählungen des Ver­sein!! Wanderkluft, Rudsäde und vollständige Aus- jener Stadt, die in vielen Filmen neu gezeigt wird fassers machen durchaus den Eindruck der Wahrheit, rüstung mitbringen: Morgen Wanderung in die und niemals langweilt, jener Stadt, die das beste bis auf den einen Bunkt, daß er sein eigenes Bild Jirnaer Wälder. Treffpunkt: Endstation der Fünfer- Filmatelier scheint, das die Russen haben muß und seine eigene Rolle günſtiger zu retouchieren Elektrischen in Hloubětin um 9 Uhr. Pfeifen und alles gut ausgehen: sie wird von ihren Feinden in sucht, als es offenbar der Wirklichkeit entspricht. der Schneewüste allein gelassen und ihre erfrorenen gabekow es ist natürlich sehr fraglich, ob dies war eheben Hände werden geheilt werden, weil ein Flugzeug sie der richtige Name des Autors iſt zum Arzt bringt. Also happy- end in vulgärstem saristischer Offizier und man geht wohl nicht fehl, Sinne, ganz naiv und unwahrscheinlich, weil Berg wenn man ihn für eine jener Landsknechtfiguren bewohner am besten Erfrierungen zu behandeln ver- hält, die in manchen Ländern nach dem Kriege recht stehen, aber in seiner Wahrheit eben sympathisch schlreich aus den zertrümmerten oder abgebauten, Jugendabteilung des Allgem. Angestellten- Ver- und durch das wilde Milien erträglich gemacht. Heeren hervorgegangen sind. Zuerst diente er dent bandes Reichenberg, Ortsgruppe Prag . Dienstag, Naive Menschen können naiv handeln, die Realifiit Saren und als es mit dieser Versorgung schief ging, den 26. April, halb 8 Uhr im Stüchensaale der Gec.ber Einfachheit entschuldigt den Mangel, der darin at er in Sowjetdienste, nahm es hin, als er zur Prag II., Fügnerovo nám. 4, wichtige Jugend zu sehen ist, daß man hier an die dramatischen Not- Tischeka abkommandiert wurde und man muß ihm versammlung. Berichte des Koll. Hofbauer. wendigkeiten jeder Kunst vergessen hat. Bemerkens- achjagen, daß er sich da als getreuer Spürhund er Unsere nächsten Veranstaltungen. Alle Kollegen und wert die Geräuschmusik und die Lieder, die zum Teil wies. Bezeichnend ebenso für ihn wie für seine Kolleginnen werden ersucht, beſtimmt zu erscheinen. ganz in der Art unsrer Schlager gebracht werden; sten Quellen, aus denen Enthüllungen, wie sie in Auftraggeber. Aber natürlich sind es nicht die rein Gajce willfommen. es gibt sogar ein Leitmotiv in dieser Mujit. Inter­Arbeiterverein Kinderfreunde", Ortsgruppe essant ist, daß die menschliche Stimme zwar gebracht iesem Buche gemacht werden, fließen. Charakteri Genosse MUDr. Kafta sprach hierauf in Prag . Dienstag, den 26. April, um 8 Uhr abends wird, daß aber von Chören oder andern das gesagt stisch für ihn ist, daß er unter anderem auch ein jun auf den Gesundheitszustand des ganzen Volkes, ein, Prag II., Smečkagasse 27, findet eine Eltern- Der Besuch dieses Films ist sehr warm zu empfeh- durch das Elend des Bürgerkriegs und der Revolu ausführlicher Weise über die Einflüsse des Alkohols im Kleinen Urania- Saal, Deutscher Handwerkerver- wird, was die Schauspieler denken und nicht sprechen. ges Mädchen, dessen Liebe er genießt und die er eine Weißgardistin" nennt, weil sie, die Indifferente, ganzer Klassen, Gruppen und des einzelnen. Der versammlung statt. Sprechen wird unser Ver- Ten, vor allem deshalb, weil eine ganz neue Men­Alkoholismus bedroht die kommende Generation. bandssekretär Genosse Willy Hocke- Bodenbachtalität zu sehen ist. tion über das Sowjetregime nicht gerade begeistert Außer Forel haben von heimischen Gelehrten über unsere Ferienveranstaltungen". ist und aus Menschlichkeitsgefühl ihr übergebene Prof. Haškovec und Herfurth bereits über den ver- Wir ersuchen alle Mitglieder zu dieser Elternver­Lebensmittel an in den Wäldern hausende bäuerische derblichen Einfluß des Alkohols auf die Nachtom- jammlung bestimmt zu erscheinen Wir rechnen ins­Dejertenre weitergibt, in die blutigen Klauen der menschaft Untersuchungen angestellt. So begrüßens befodere mit der Teilnahme aller Eltern, die für Ticheta ausliefert, die sie was Agabekom ver wert die ler Solitscher ist, so muß leider gesagt die Unterbringung der Kinder während der Ferien schweigt gleich den festgenommenen Bauern ge werden, daß sie nicht strikte eingehalten wird. Der Interesse haben. wiß abgeschlachtet hat. Nein, man wird sich vergeb Autor wies auf die großen Erzieher Masaryk , lich bemühen, wollte man versuchen, für die Taten Bestalozzi, Komensky hin, auf Björnson u, a., die dieses Bolizeispitzels und auch für die Motive feines unbedingte alkoholfreie Erziehung der Jugend Handelns so etwas wie Sympathie aufzutreiben. forderten, und kam zu dein Schlusse, daß es keinen Nicht einmal die Rechtfertigung, die in einer fana. Unterschied zwischen einer sittlichen und gleichzeitig tischen Gesinnung gelegen wäre, tann man ihm alkoholfreien Erziehung geben könne. billigen, eher empfängt man noch den Eindruck, daß ihn sein Handwerk mitunter anefelt und er für das, was er höhnisch ,, proletarische Dittatur" nennt, nur Haß und Gegnerschaft empfindet. Zehn Jahre dient er dennoch wie eine herz- und jeelenlose Maschine, Ein ehemaliger Funktionär der Tscheka , die sich noch im Jahre 1929 scheint er durchaus bereit, den Staatliche Politische Verwaltung" nennt, unter ihm gewordenen und später widerrufenen Auftrag welchem harmlos llingenden Namen sich die berüch zur Ermordung Bessedcwftis auszuführen und er tigte Geheimpolizei der Sowjetregierung verbirgt, flüchtet aus den Sowje: diensten nach Frankreich erst, hat seine Erinnerungen an die Zeit, die er im als er Anlaß zu haben glaubt, die innerhalb der Dienste dieser Polizeiorganisation verbrachte, nieder- Eichela organisierte Tschefa fürchten zu müssen. geschrieben, die soeben in Buchform und in deutscher Appetitlich ist also dieser Herr Agabefowo nicht Uebertragung erschienen sind: Die Ticheta bei lesenswert ist sein Buch aber doch. Union Deutsche Berlagsgesellschaft, Stuttgart . Neber der Arbeit." Von Gregor A. Agabekow. Langweile hat man sich beim Lesen dieses Buches nicht zu beklagen. Wer wie der Verfasser, fast zehn Jahre Agent der Tschefa war, das ist vom Jahre 1920 bis zum Jahre 1929, der hat ein Stück Leben hinter sich, das an interessanten" Begebnissen kaum von zehn spannenden Detektivromanen überboten wird. In den 26 Kapiteln des Buches wird auch viel beachtenswertes Material über den Aufbau und auch über die Fäden, die sie im Dienste des Zentral­die Organisation der Tscheta, ihre Methoden und komitees der Kommunistischen Partei in allen Län­Bei Müdigkeit und Pein

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Freie Bereinigung sozialistischer Akademiker. G. 3. II.

Montag, 25. April, Diskussionsabend Mitteleuropäische Probleme."

Mitteilung aus dem Publitum.

Das Rezept des Augenarztes fann nur dann seinen 3wed erfüllen, wenn das Augenglas fachmännisch angepakt wird. Lassen Sie Ihr Rezept bei Optiker Deutsch, Prag , Graben 2, Palais Koruna". ausführen

Referenten: Gen. Jaksch und Gen. Zedmif. Gemeinsam mit den tschechischen Genossen. Bartei- und Jugendgenossen willkommen. 8 Uhr abends, Gewerkschafts- icht haus, Bartolomejska 14.

Der Film

Genosse Dr. Havlit befaßte sich in seinem Referate mit den, sozialpolitischen Aus­wirkungen des Alkoholismus in der Jugend­erziehung. Alkoholismus bedeutet die geistige und törperliche Degeneration der Jugend. Noch immer glaubt man an die Nährkraft" des Bieres. Und doch ist erwiesen, daß man für eine Einheit Nähr­fraft im Bier dreimal so viel bezahlt als für eine Einheit Nährmittel in der Milch. Nach dem Kriege haben unsere 15 Millionen Einwohner die ungeheure Summe von vier Milliarden K jährlich für Alkohol ausgegeben, heute ist die Sache nicht besser, sondern schlimmer: die Ausgabe für dieses Rauschgift beträgt berg.) Zum erstenmal wird in Brag ein mo de r- Russentonsilm: Allein".( Regie Trau jetzt sechs Milliarden, also mehr, als das Budget ner Russentonfilm gezeigt; die würgenden Devisen dreier Ministerien, darunter des Schulministeriums, maßnahmen zwingen die Kinos in Ermanglung im bei uns ausmacht. Die Alkoholwirtschaft ist eine sehr unwirtschaftliche Wirtschaft. Die leg Hollitscher Portierten Schunds zu Werken zu greifen, deren pro sehr unwirtschaftliche Wirtschaft. Die leg Hollitscher slematische Form die Branche zum Pauschalurteil bezieht sich leider noch nicht auf das Verbot des Alkohols in der Familie selber, ja, heute gibt es bringt, daß damit keine Kassen" zu machen sind ( womit das Problem in jeder Hinsicht erledigt bei uns noch Lehrbücher für die Jugend, die den scheint). Bescheiden wird im Kino Olympic die Alkohol als Nährmittel preisen. Es handelt sich darum, den Widerwillen gegen den Alkohol in die Geschichte der jungen Sowjetlehrerin sus mina Herzen der Jugend zu pflanzen, denn die Zukunft Aitai in Sibirien zu sehen sein. Was an allen die und ihre Erlebnisse mit den Kulafen und Armen des der Jugend ist durch den Alkohol mehr als durchsen Filmen vor allem auffällt und darum besonders

jede andere Gefahr bedroht.

Das zahlreich erschienene Publikum dankte den Vortragenden mit herzlichem Beifall. Leider müssen wir feststellen, daß die Beteiligung gerade aus Lehrer und Erzieher- Kreisen eine sehr geringe war. J. Reismann.

Gericht.

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Roman von Stefan Bollatschet. Es könnte sich also eine Haßempfindung zur Tat verdichten. Wäre dies dann eine Affekt­handlung?" Es könnte eine sein. In diesem Falle spricht aber nichts für eine solche." Der Angeplagte äußerte aber, daß er nie mals" unter solchen Haßempfindungen leide, nur unter einm Haßgefühl gegen sich selbst... Der Angeklagte mug sich, wie viele Krante oft, über seine Empfindungen ja nicht ganz im

flaren sein."

Literatur

Die Tscheka.

DIANA FRANZBRANNTWEIN

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der Deffentlichkeit viel Aufsehen erregte und gebrauchten Daumenschrauben und Eiserne lich Diener des Rechtes und über den Barteien, Gegenstand einer heftigen, meist abfälligen Kritik Jungfrauen, das Rad und die Halskette und er hat kraft seines Amtes, seiner Anwaltspflicht war. Ich habe nämlich gegen die Institutionen hatten ein ganzes System, das sie methodisch an- am Rechte, anzuflagen, aber er hüte sich, die der Staatsanwaltschaft einige Bedenten geäußert, wandten. Ich vermag nicht zu glauben, daß das Richter zu beeinflussen oder mit schönen Worten vor allem in der Richtung, daß ich ihr Wirken alles böswillige Menschen waren; vielmehr wer- für sich gefügig zu machen. Er hat Vortrag zu pielfach mit dem Zeitgeist nicht mehr vereinbar den viele der damaligen Richter ehrlich der Mei- halten, zu referieren, und überlasse das Richte fand. Ich habe ausgeführt, daß es nicht Pflicht nung gewesen sein, auf diese Weise dem Recht den Richtern, die dem höchsten Forum, ihren des Staatsanwaltes sein könne, dem Angeklagten und der menschlichen Gesellschaft richtig zu Gewissen, dem Gewissen der Allgemeinheit ver als Jäger gegenüberzustehen, als Jäger, der sein dienen. Und ist denn die Folter wirklich so ganz antwortlich bleiben. Wild unbedingt zur Strecke bringen muß. Ich verschwunden? Seit der Erfindung der neuen So etwa lauteten meine damaligen Ausfüh war mir bewußt, mit dieser These, wenn ich Psychologie und gar erst der Psychoanalyse haben rungen, die so lebhaften Widerhall fanden. Es einen solch hohen Ausdruck gebrauchen darf, wir die psychoanalytische Folter, die in ihrer ist hier nicht der Ort, um Ihnen auch die Kritik, gegen eine primäre menschliche Eigenschaft anzu Auswirkung oft nicht geringere Bein verursacht. Die meine Worte auslösten, wiederzugeben. Nur lämpfen, gegen die Eigenschaft der Eitelkeit: recht Auch in dieser Verhandlung hörten wir den Auf- soviel darf ich sagen, daß ich Mißfallen erregte, zu behalten. In der Frage der Rechtsprechung schrei des Angeklagten: Suälen Sie mich doch und man wies mir philosophisch und juristisch soll es aber nicht darauf ankommen, recht zu be- nicht!" Es mag schon sein, daß die Erforschung nach, daß mein System kläglichen Schiffbruch ers Aha, der Kranke irrt, der Arzt hat recht. halten, als vielmehr darauf, das relative Recht dessen, was wir Wahrheit nennen, ohne Qualen leiden müsse. Und wenn ich heute vor Ihnen, Natürlich, ich habe das nur vergessen." Schweizu finden, da es ein absolutes Recht unter uns nicht vor fich gehen kann. Ich weiß nicht, was meine Herren Geschworenen, stebe, um die Probe ger nahm triumphierend Play. Menschen selten gibt Wenn der Staatsanwalt wir an die Stelle unserer heutigen Wahrheits- aufs Exempel zu machen, so muß ich sagen, daß Damit waren auch die letzten Einvernahmen die Anklage erhebt, ist er wohl stets von der forschung seben könnten, aber es ist immerhin ich mich in einer recht elenden Situation befinde, beendet, und nach Anträgen des Staatsanwalts Schuld des Angeklagten überzeugt, da er ja sonst möglich, daß unsere Enkel über unsere heutigen und mögen meine Stritiker auch frohloden, zu und des Verteidigers stellte der Gerichtshof die kaum die Anklage erheben würde. Ist es nun Methoden so denken werden wie wir über die tiefst empfinde ich, wie schwer es mir wird, den Schuldfragen, und zwar zwei Hauptfragen auf nicht selbstverständlich, wenn er bemüht bleibt, Inquisition. Menschen in mir zu unterdrücken. Denn wenn Und so fand ich, daß auch die Methoden Sie mich fragten, ob ich den Angeklagten für Mord und Sinnesverwirrung zur Zeit der Tat, die Richter mit allen erlaubten Mitteln von der Je des Anklagewesens einer Reform bedürftig seien. schuldig halte, so fönnte ich nach meiner Dies zwei Eventualfragen auf Totschlag und Sinnes- Richtigkeit seiner Ansicht zu überzeugen? hartnäckiger der Angeklagte nun leugnet, desto Der Staatsanwalt muß nicht der Feind des An- thode verwirrung zur Tatzeit. sagen, was geht das mich an, das ist Es erhob sich der Staatsanwalt zu seiner hartnäckiger pflegen die Methoden des Staats- geklagten, er muß der Diener der Gerechtigkeit eure Sache, Ihr Richter! In Wirklichkeit aber anwaltes zu werden, der in diesen Fällen meist sein. Er muß die belastenden Momente sammeln, ist es schwer, so zu reden, wenn man der Diener Anklagerede. Verteidiger wird, Verteidiger seiner Ueber- er darf die entlastenden nicht übersehen; er darf am Rechte sein und mithelfen will, das Recht ju zeugung, und in der Regel endet dieses fürchter- nicht wed seiner Aufgabe darin erblicken, den finden. Und dennoch glaube ich, recht zit haben, Aus der Rede des Staatsanwaltes. liche Spiel mit dem Bild vom Jäger und Wild. Angeklagten der Strafe zuzuführen, er hat seine wenn ich mir folge. Ich würde also, stellten Sie ,, Es sei mir gestattet, vor Beginn meiner Meine Anschauung nach jahrelangem Erwägen Ansicht den berufenen Richtern eigentlichen Rede, die, wie ich wohl fühle, zu den und Kämpfen geht nun dahin, daß, wie das Recht Nicht mit Unrecht ist der Ankläger Beamter. Das Angeklagten für den Mörder, sonst hätte ich die vorzutragen. mir die Frage, antworten: Gewiß hielt ich den schwierigsten und verantwortungsvollsten Auf- fein ſtarres, sondern ein wandelbares ist, auch Wesen der Beamten ist Unparteilichkeit, und Anklage kaum erhoben, und nach durchgeführtent gaben meines Daseins zählt, eine persönliche Be- die Institutionen der Rechtsprechung diesem wenn der Staatsanwalt glaubt, er sei zuerst ein Beweisverfahren ist meine Ansicht keine andre, merkung vorzubringen. Wandel angepaßt sein müssen. Vor knapp zwei- Diener des Staates, will sagen, ein Diener der denn sonst würde ich von der Anklage zurüd­Ich habe vor geraumer Zeit in diesem hundert Jahren haben meine Amtsvorgänger ge- Gesellschaft, so irrt er, er steht zwischen Gesell- treten. Saale eine Rede gehalten, die in weiten Kreisen glaubt, der Folter nicht entraten zu können, sie schaft und einem ihr Abtrünnigen; er hat ledig­Herausgeber: Siegfried Taxb. Cbefrebattent: Wilhelm Rieknet. Berantwortlicher Redakteur: Dr. Emil Streak. Brag.

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( Fortsetzung folgt.)

Drud: Rota".- 3. für geitung und Buchdrud, Vrag. Für den Drud verantwortlich: Otto Golik, τας. Die Zeitungsmartenfrantatur wurde von der Boft- u. Telegraphendirektion mit Erlaz r. 13.800/ VII/ 1930 bewilligt Bezugsbedingungen: Bei Zustellung ins Haus oder bei Bezug durch die Poft monatlich Ke 16.-, vierteljährlich 45.­Rüdstellung von Manuskripten erfolgt nur bei Einsendung der Retourmarlen, balbjährig Ko 96,-, ganzjährig Ko 192,-. Jujerate werden laut Tarif billigst berechnet. Bei öfteren Einschaltungen Breisnachlaz.

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