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Donnerstag, 19. Mai 1932.

Genoffe Hampl über Weltwirtschaft und Weltpolitit.

Tagung der tschechischen sozialdemokratischen

Spina gegen die nationalen

Maulhelden.

Nr. 118

doch, und selbst die am weitesten rechts stehen­austaltung. Am Sonntag vormittags wurde ein Werbemarsch nach Weseris veranstaltet, den, entschlossen, sich nicht fopfüber in ein an dem sich etwa 400 Jugendliche beteiligten. Abenteuer zu stürzen, wenn ihnen Angebote Der Landbundminister Spina war in letter Dieser Werbeaufmarsch war zugleich eine Kund­der Zusammenarbeit gemacht werden und Arbeiterjugend. Zeit heftigen Angriffen der Hafenkreuzpresse gebung gegen den Fascismus und erregte großes es scheint kaum möglich, daß man ihnen keine 3u Pfingsten fand der Verbandstag der ausgesetzt, weil er formale Bedenten gegen die Aufsehen. Die ganze Ortsbevölkerung nahm an macht- werden sie antworten: 3 unächst tschechischen sozialdemokratischen Arbeiterfugend Uebernahme des„ Ehrenschutzes" bei völkischen der Versammlung auf dem Ortsplay teil. Sogar ein Program m, dann erst lassen wir uns statt, wobei der Vorsitzende der tschechischen sozial- Veranstaltungen geäußert hatte. In einer Rede aus der Kirche eilten neugierige Menschen zu in Diskussionen und Verhandlungen ein. demokratischen Partei Hampl ein Referat auf der Pfingsttagung des Deutschen Kultur- unserer Veranstaltung. Nach einer kurzen An­Durch die Voranstellung des Programms erstattete. Ueber den heutigen Stand der inter- verbandes in Saaz , hielt nun Spina eine Rede, sprache legte die Jugend ein Gelöbnis für die wird es ihnen gelingen, die großen Linien der nationalen Verhältnisse äußerte er sich sehr worin er sich mit den maulradikalen Kritikern rote Fahne ab. Am Sonntagnachmittag war Projekte kennen zu lernen, welche die Radika- pessimistisch. Die Welt ist in Zersetzung und der deutschen Regierungsteilnahme fräftig aus in Konstantinsbad der Fest zug, an den alle len bereit wären vorzuschlagen und durchzu- Intereffen es feine einigende Idee gibt und daß heutigen Verhältnisse an die deutschen Minister die Barteigenoffen teilnahmen. Die Rede bei der es scheint, daß wegen der Verschiedenheit der einandersezte. Spina wies darauf hin, daß die inzwischen noch angekommenen Jugendlichen und halten; außerdem wollen sie den Radikalen man von der heutigen Gesellschaftsordnung nicht ich wer ste Anforderungen stellen, Willenskundgebung hielt Genosse Sieg= auch eine gewisse Zahl von Richtlinien unter den Ausgleich der Widersprüche und nicht einmal chwerste Anforderungen stellen, mund aus Karlsbad . Am Montag veranstalteten breiten, deren hauptsächlichste die folgenden eine relative Beruhigung erwarten kann. Alle weil sich die Krise bei der wirtschaftlichen die Jugendlichen Wanderungen in die schöne Um= Struktur der Tschechoslowakei am verhäng­sind: internationalen Konferenzen, insbesondere die gebung. Der Zweck dieses Jugendtreffens, den Kontrolle der Banken, Ver- Abrüftungskonferenz und auch die vorbereitete nisvollsten gegen die Sudetendeutschen aus­Gedanken der sozialistischen Jugendbewegung in wirkt. bot der privaten Waffener zeu feine Hoffnung auf Erfolg. Die Entwicklung ist Der Platz der deutschen Minister sei heute nicht listischen Jugend in den Kreisen der Landbevölke Reparationskonferenz, haben in diesem Augenblic das westböhmische Gebiet zu tragen und der sozia­gung und des Waffenhandels, Nationafoweit vorgeschritten, daß wir trotz aller modernen bei festlichen Veranstaltungen, wo hochtönende rung neue Freunde zu gewinnen, ist erreicht wor lisierung der Versicherungsge- Technik zu wirtschaftlicher Barbarei zurückkehren. Reden gehalten werden und wo radikales Ge- den. Die sozialistische Jugendbewegung arbeitet, neue erreicht sellschaften, der Gruben und Trans - Die verrüdten Hochschutzölle, das Bewilligungs- schrei die ruhige, sachliche Arbeit ersetzen müsse, indem sie junge Menschen in ihre Reihen bringt, portmittel, starke Verminderung verfahren, der finanzielle Verfall der Länder und auch für die Zukunft der Partei. Tarum ist der Militärausgaben, Vierzig- Staaten führen dazu, daß handelspolitische Ver- die allein vorwärts bringt. „ Der Platz der deutschen Minister so fuhr das Pfingstjugendtreffen auch ihr Erfolg. stundenwoche, Arbeitslosenverhältnisse entstehen, wie es in den Anfängen der Spina fort ist heute in jener Kampffront, in sicherung, Schaffung einer gesamtstaat- Zivilisation gewesen ist... Im ganzen großen ist der es gilt, neben dem allgemeinen Ansturm das heutige Chaos im Wesen durch den Berfall lichen Getreide- und Weinhandelsstelle. unserer schrecklichen Uebergangszeit den Ansturm Der Deutsche Lehrerbund zu Gehalts- und der kapitalistischen Wirtschaft verursacht, welche nach glänzender Entwicklung am Ende des Jahr­auf die deutschen Lebensnotwendigkeiten abzu- Pensionsfragen. Eine Bundesausfchußsizung des hunderts ihren Höhepunkt erreicht hat und mun wehren. Daß die deutschen Minister an dieser Deutschen Lehrerbundes nahm eine Entschließung Front tatsächlich ihre Aufgabe nach besten Kräften zur Gehaltsfrage an, in welcher sich die neuen sozialistischen Formen der Produktion zu erfüllen suchen, beweist nicht nur das ständige Lehrer gegen jeden Verfuch verwahren, das Ein­weichen muß." Sturmlaufen gewiffer tschechischer tommen der öffentlichen Angestellten zu vermin Nationalisten gegen die deutsche Teilnahme dern. In einer zweiten Entschließung wendet -In an der Regierung, sondern vor allem schon das sich der Deutsche Lehrerbund gegen den Erlaß Verhalten der gesamten deutschen des Ministeriums für Schulwesen und Volksauf­Bevölkerung und der verschiedenen deutschen flärung, der die Landesschulräte auffordert, aus Parteien, die sich in allen ihren Nöten und Ver Ersparungsgründen von der zwangswei legenheiten immer wieder an die deutschen Mien Pensionierung der sechzigjäh nister wenden und sohin in diesen deutschen rigen Lehrer abzusehen. Der Erlaß er Ministern die Vertrauensmänner in guten und wecke den Anschein, daß die Schulbehörden die bösen Tagen erblicken. Jeder Besuchstag bei einem Dienstzeit der Lehrer, die jetzt 35 Jahre beträgt, deutschen Minister beweist durch die stunden- und auf mehr als 40 Jahre verlängern und den stundenlang sich ablösenden Scharen von Be Lehrern eine ihrer wichtigsten Errungenschaften suchern, wie groß, ja wie schier unbegrenzt das entreißen wollen. Die Entschließung fordert die Vertrauenskonto fein muß, daß diese angeblich je Lehrer auf, bei Erreichung der 35jährigen Dienst leifetreterischen, sich nichts trauenden und einfluß seit um die Versetzung in den Ruhestand ans lofen deutschen Regierungsfaktoren auch bei den ufuchen. oppositionellen Deutschen genießen ja auch bei den oppositionellen!"

Angesichts der ernsten Situation, der Tiefe und der Ausdehnung der Krise muß man diese Maßnahmen als unerläßlich für die Sozialisten bezeichnen. Sind sie es aber auch für die Radikalen? Meiner Ansicht nach

Zu den inneren wirtschaftlichen Verhältnissen nicht. Niemals werden diese ein derartiges fagt Genoffe Hampl, daß bei uns niemand Brogramm in seiner Gesamtheit oder in wich- Sungers sterben darf. Deshalb verlangt er ein umfangreiches Investitionsprogramm, das eben­tigen Teilen annehmen. Also wird es nicht tuell durch neue Steuern, welche die Besitzenden zur Teilnahme der Sozialisten an der Regie- treffen, oder durch innere Kreditoperationen rung fommen und das Schiff des Herrn Her- finanziert werden soll. Der soziale Schutz muß riot wird mit vollen Segeln der Konzen - verstärkt, die Vierzigstundenwoche muß eingeführt, ' trationsregierung entgegensteuern. die Sozialversicherung muß novelliert werden. Der französische Sozialismus aber wird. neuen Siegen entgegengehen!

Sozialismus als Nabziel.

programm.

Zum Schluß sagte Genosse Sampl, daß die Arbeiterjugend zu festen sozialistischen Charaktern erzogen werden muß. Vergeudet nicht die Zeit und bemächtigt Euch der Seelen, die vom Kapita­ lismus enttäuscht sind."

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Die Berliner Sozialdemokratie für Massen­Samstag, den 14. Mai, trat in Prag der mobilisierung durch ein sozialistisches Wirtschafts- Kongreß der tschechischen sozialdemokratischen Jugend zusammen. An diesem Tage fand zunächst eine Vorbereitung statt, in der das Präsidium des Kongresses und die Kommissionen bestimmt wur den. Dann erstatteten Berichte des Sekretariats Genosse Rauš, über die Presse Görner, über die administrativen Angelegenheiten

fascistischer Gewalt verbunden wird mit dem

Die neue Wohnungsvorlage des Fürsorge ministeriums war gestern neuerdings Gegenstand der Beratungen der ministeriellen Wohnungs­fommission und der politischen Minister. Die Verhandlungen sollen heute von den politischen Ministern fortgeführt werden.

Die Vorlage über die Berufskrankheiten, die der Senat bereits genehmigt hat, wurde gestern Der Bezirksvorstand der Berliner Sozial in den zuständigen Ausschüssen des Abgeordneten Diese letzte Anspielung Spinas richtet sich hauses durchberaten und verabschiedet, so daß der demokratie hat nach den Erfahrungen der letzten Wahlkämpfe einen bedeutsamen Beschluß für die offensichtlich gegen die hakenkreuzlerische Führerhauses durchberaten und verabschiedet, so daß der Verhandlung im Plenum nichts mehr entgegens weiteren Stampfaktionen der deutschen Arbeiter flique, die den deutschen Ministern tagtäglich steht. Der sozialpolitische Ausschuß nahm hien Škoda, kazbuckelnd die Türen einrennt und sie im eine Resolution an, daß auch die Berufskrantheis flasse gefaßt. Die der Sozialdemokratie gestellte geschichtliche Aufgabe, so heißt es in dem Be- über die Internationale& asal, den sozialen Lande draußen dafür in den Dreck zieht. Wenn fen der Glasarbeiter in das der Vorlage schluß, kann nur gelöst werden, wenn die Abwehr Bericht die Genossen Smutek und Vitaset. Spina weiter betont, daß die deutschen Minister beigefügte Verzeichnis der Berufskrankheiten auf­Der Haupttag des Kongresses war Sonntag. mit leidenschaftsloser Beharrlich. Angriff auf das völlig verjagende kapita- Nach den Begrüßungen der Gäste sprachy über das feit ihre Pflicht erfüllen, um schwere genommen werden sollen. listische Wirtschafts- und Gesell- Thema„ Die Jugend in der gegenwärtigen Wiri- Schädigungen der deutschen Bevöl ichaftssystem. Der Kampf gegen Krise und schaftskrise" Genosse Dvořat, der auf die terung abzuwehren, so hat er damit recht. Arbeitsnot wird auch nur dann Erfolg haben, Schwierigkeiten hinwies, mit denen die Arbeiter- Der unheilbaren Dummheit des früher deutsch wenn es gelingt, zugleich die Fehler zu beseiti jugend zu kämpfen hat. Dann sprach über den radikalen und jetzt hakenkreuzlerischen Spießer gen, die zu der Strije geführt haben. Partei und Sozialismus und die Probleme der Gegenwart" tums wird das freilich nicht imponieren, denn Gewerkschaften stehen vor der Aufgabe, den der Vorsitzende der tschechischen sozialdemokraties ist gewohnt, den lautesten Heilschreiern nach Umbau der heutigen Wirtschaftsschen Partei Genosse Ham pl. Die umfangreiche zulaufen, auch wenn sie die unfähigsten Hohl­ordnung mit dem Ziel sozialistischer Rede behandelte alle großen Probleme der köpfe sind. Gemeinwirtschaft in Angriff zu nehmen. Jetztzeit und wurde mit großer Aufmerksamkeit Der Bezirksvorstand richtet an die zentralen angehört. In der Debatte sprachen 24 Redner, Vorstände und an die in der Eisernen Front vereinigten Organisationen die Aufforderung, ein solches Wirtschaftsprogramm auf­zustellen und alle Maßnahmen zu ergreifen, um durch ein Aktionsprogramm die gesamte Bewegung im ganzen Lande zu mobilisieren. Die Einstellung des politischen Tageskampfes auf das große Ziel des Sozialismus ist die Voraussetzung für einen Erfolg im Ringen gegen Fascismus und soziale Not.

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Schicksale hinter Schreibmaschinen.

Von Christa Anita Brüd. Da haben wir die Schweinerei. Zehn Mark übers Höchstgehalt. Hören Sie bloß, was die Affen schreiben."

Und er liest mir aus eben dem stahlgrauen Briefe, dessen Inhalt ich genau lenne, ohne zu stocken, ohne sich im Satzgefüge zu verrennen, mit halber Stimme, im Eiltempo, in dem man etwas herunterzulesen pflegt, folgendes vor:

Sehr geehrter Herr Lichte, um endlich auch hinsichtlich der Gehälter eine einheitliche Rege­fung herbeizuführen, wenden wir uns an unsere Mitglieder mit der höflichen Bitte, die nach stehenden Gehaltssäße unbedingt innezuhalten. Danach sind zu zahlen an:..

Das Nächste überfliegt er murmelnd. Reisende... betrifft uns nicht. Buchhalter... sind wir selbst. Expedienten fommen erst noch, Was stellen Sie denn mun eigentlich vor? Disponentin ist doch wohl etwas zu viel gejagt. Na, bleiben wir schon anstandshalber bei der Disponentin.

Sier steht:( jetzt liest er mit erhobener Stimme) Eine branchefundige Disponentin unter fünfundzwanzig Jahren: achtzig bis hundertzehn Mart je nach Größe des Betriebes. Arbeitszeit neun Stunden täglich. Ueberstunden werden nicht bezahlt."

Dann nuselt er etwas wie... müssen im Interesse des allgemeinen Zusammenhalts leider streng darauf dringen... Konventionalstrafe bis zu tausend Mark.

Natürlich, wo werdet Ihr nicht!" Ich bin geradezu erschlagen.

Was machen wir denn da, Fräulein Mir tommt ein Gedanke. Ich strede die

Brüdner?"

Pfingstjugendtreffen in Konstantinsbad.

Die Neuregelung des Kleingeldumlaufes. Der Banfrat der Nationalbant hielt Mittwoch außerordentliche Sißung ab, in welcher die Grundsätze der vom Finanzministerium vorberei teten Vorlage des Gesetzes über die endgültige Regelung des Kleingeldumlaufes vorgelegt wi den. Der Bankrat hat die in seine Kompetenz fai­lenden Bestimmungen in der Fassung, welche vor. her zwischen dem Finanzminister und dem

welche alle auf die großen Aufgaben der Jugend und auf ihre Bedeutung für die Partei hinwiesen. Während der Pfingsttage veranstalteten die Am Pfingstmontag sprach dann Genosse Kajal über" Unser Kampf und Ziel", woran sich gleich Jugendlichen aus dem Gebiet Staab in Kon falls eine Debatte aufnüpfte. Die Wahl der it antins bad ein Jugendtreffen. Trotz vielen neuen Leitung des Verbandes wurde einmütig Widerständen, die sich der Abhaltung des Jugend- Gouverneur vereinbart worden ist, einhellig zu­vorgenommen. Der Kongres zeigte, wie Pravo tages entgegenstellten, wurde er ein schöner Erge stimmt, von der Erwägung geleitet, daß die Lidu" feststellt, daß die sozialdemokratische Jugend folg. Am Samstagabend war ein Fadelzug, Regelung, die überdies bereits im Jahre 1928 ge eine ganze Reihe sehr fähiger und politisch an den sich ein Begrüßungsabend im Freien plant war, im Einklange mit den vom Bantrat denkender Funktionäre hat". schloß. Der Ort stand ganz im Banne dieser Ver- befolgten Grundsäten der Währungspolitik steht.

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Hand aus.„ Den Brief müssen Sie mir un­bedingt zeigen, Herr Lichte."

,, Um Gottes willen!" Blitzschnell läßt er ihn hinter dem Rücken verschwinden. Von Rechts wegen hätte ich Ihnen gar nichts davon fagen dürfen. Erzählen Sie bloß feinem Men­schen, daß ich Ihnen ein Geheimschreiben des Zentralverbandes vorgelesen habe."

Soll ich still sein? Hat es Zweck, zu reden? Muß ich nicht fürchten, daß es zur Katastrophe fommt?

,, Für wie alt halten Sie mich eigentlich, Herr Lichte?"

Er muß plötzlich gähnen und sieht die Uhr, springt auf. Donnerwettet, schon halb acht? Um acht muß ich ja am Stammtisch sein und vorher Abendbrot gegessen haben. Gehen Sie jetzt nach Haus, Fräulein Brückner. Ich werde die Sache beschlafen und mal sehen, ob sich nicht ein Ausweg finden läßt. Bestimmungen sind ja bekanntlich dazu da, daß man sie umgeht."

Nein, und wenn ich umfommen soll in den nächsten Monaten! Ich stelle mich ihm in der Weg.

Warum solche Unaufrichtigkeiten, Hers Lichte? Wir wollen doch arbeiten zusammen. Sie erschrecken mich. Ich bin sehr unglücklich über das, was Sie tun. Wenn ich Ihnen so wenig trauen darf, wie soll ich Vertrauen von Ihnen erwarten? Ich bin mit den besten Vor­jäten zu Ihnen gekommen."

..Sindchen, ich hab' jest wirklich keine Zeit. Ich sage Ihnen ja, die Vorschriften lassen sich umgehen."

Darum handelt es sich nicht, Herr Lichte. Ich habe den Brief des Zentralverbandes heute Mittag gelesen."

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Tun Sie mir den Gefallen, Herr Lichte, 1 gedrungen in ein geräumigeres Büro über­zeigen Sie mir den alten Brief neben dem gesiedelt sind. Dies Büro liegt günstig in der Nähe des Bahnhofs. neuen."

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,, Morgen, Fräulein Brückner, morgen. Wieder gähnt er auf Kommando und steht auf. ,, Sie sehen mir auch schon ganz matt aus vor Hunger. Soll ich Ihnen noch rasch eine Schnitte machen lassen?"

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Mutter", ruft er, Mutter, wo bist du denn?" Ich gehe ohne Gruß hinaus.

Was mich bei Lichte hält, ist die Tatsache, daß sein Geschäft sich entwidelt. Es ist erstaun lich, wieviel es abwirft. Ich möchte es eine Art Filmhökerei nennen, einen Handel mit alten, ab­gespielten Kopien, die er billig auffauft oder zu lächerlich günstigen Bedingungen in Kommission erhält.

Die kleinen Saalfinos der Grenzstädte, die Wandertheater, die Sonntag in den entlegenen ostpreußischen Dörfern mit einer verstümmelten Lustspielfopie noch ausverkaufte Säle erzielen, find unsere Kunden.

Das beste Geschäft bringt der Sommer.( Bei anderen Verleihern ist das umgekehrt.) Dann durchstöbern selbst die Besitzer der größeren Provinztheater unser Lager nach halbwegs jpiel baren Kopien. Programme für zwanzig, dreißig Mart einschließlich Lustspiel sind eben nur bei Lichte zu haben. Seine fomplizierten fleinen Spesenrechnungen, in denen die Versandkosten nicht ohne Stühnheit nach oben aufgerundet wer den, seine eigenen Säße für die Umsatzsteuer und alles, was sonst noch dranrum baumelt, nimmt man gern mit in Rauf. Lichte kommt auf diese Weise zu einem ansehnlichen Reingewinn. Sein Abrechnungssystem mit den Verleih zentralen bleibt mir duntel.

,, Aber nicht diesen. Den andern. Den alten, den Brief aus der Vorkriegszeit, den ich mir zum Vergleichen rausgesucht hatte. Da kann man so richtig den Rückgang der Wirtschaft er- Wir sind jetzt vier. Ein zweiter Laufbursche fennen, was? Ja, ja, es sind scheußliche Zeiten." hat eingestellt werden müssen, nachdem wir not

Die verbesserte Geschäftslage, unterstüßt durch einen ungewöhnlich früh einsetzenden heißen Sommer, bringt einen bedeutenden Auf­schwung. Das Wintergeschäft der Lichtspiel­häuser hat infolge der allgemeinen Wirtschafts­not zu wünschen übrig gelassen. Die Theater besitzer haben nicht soviel verdient, daß sie es wagen können, ihre Bühnen während der Som mermonate zu schließen. Sie durchfahnden den Verleihbezirf nach billigsten Filmen. Man er innert sich allgemein des Lichte- Verleihs. Selbst die Inhaber führender Danziger Lichtspiel­bühnen fahren im Auto vor und lassen sich her­bei, unsern Kram anzusehen.

Lichte fängt alle mit beispielloser Gewandt­heit ein. Er spielt jede Rolle, die der Augen blick fordert, ist Kavalier und Pojant, näselt vor den großen Herren, trinkt mit den fleinen Brüderschaft. Er gibt sich als Oberleutnant aus, wo er denkt, daß es Eindruck macht und erzählt Anekdoten aus dem Felde, die Lachsalven spren gen. Er bietet die besten Zigarren an, Liköre, belegte Brötchen. Bequeme Sessel werden ge fauft, neue Gardinen aufgehängt. Er operiert mit seinen paar Filmen, daß man ihn belun dern muß. Hier stedt Begabung. erstaunliches können. Er weiß den Inhalt dieser faden Schauspiele zu erzählen, daß alles atemlos zu hört, phantasiert, dichtet aus dem Stegreif prahlt und tut dennoch bescheiden, streicht sich heraus und tritt ebenso schnell zurüd, wenn er sieht, es wird unangenehm empfunden.

Eine Stenotypistin müßte unbedingt eins gestellt werden. Lichte bessert mein Gehalt w fünfzehn Mark auf und ich bleibe ohne Hilfe, schwirre zwischen Telephon und Schreibmaschine, empfange Kunden, halte sie fest, denn Lichte fitt viel in den Kneipen. Er sammelt dort Kund schaft. Nicht immer lägt er sich finden.