Fr. 120.

Der erste Sonnenbrand.

Mit einem leichten Spannen um Mund und Nase fing es an. Man konnte plötzlich nicht mehr Man fonnte plöglich nicht mehr lachen, man schnitt Grimassen teils jah es nur so aus und teils tat es schon wirklich weh.

Samstag, 21. Mai 1932.

PRAGER ZEITUNG.

Die Kommunisten Arm in Arm mit Mar Brod.

Eine Freiheitsbeschränkung.

Die Size hatte su plöglich eingesetzt diesmal, sie hat unsere Bleichgesichter gründlich erwischt, es waren nicht viel Sonnenstrählchen vorher gewesen, uns vorzubereiten. Vorher hatten ja gerade noch die Eisheiligen geregnet, und wir hatten die Winter­Prag, 20. Mai. Der Angeklagte, ein 20jähriger mäntel noch einmal aus der Mottentiste hervor= Die Kommunisten haben für den Kampf Bursche, der in einer Möbelfabrik untveit Brags geholt. Nun haben auch die den Sonnenbrand, die sonst mit einer sich gleichmäßig und langsam bräu- der Sozialdemokraten um die Verbesserung der angestellt ist, war als schüchterner Liebhaber Lebensbedingungen der arbeitenden Klasse nichts weithin bekannt und wurde oft genug mit seinem nenden Haut prozen können. übrig. Für sie sind also die Sozialdemokraten im Mangel an Selbstvertrauen gefoppt. Bis eines Dafür halten sie die Bundesgenossenschaft mit harten Kampfe der Klassen keine Bundesgenossen. Abends im November des Vorjahres. An diesem Abend besuchte er mit der so schüch­Herrn Dr. Max Brod  , Redakteur eines deutsch  - tern Umworbenen( einer 18jährigen Slowatin) liberalen Tagblattes von Beruf und gleichzeitig eine Unterhaltung seines Heimatsortes. Er tranf zionistischer Politiker aus Passion für würdig an diesem Abend außerordentlich viel und da er und haben sich mit ihm zu einer Aktion fürs nicht viel verträgt, so wurde diese Zecherei zum hungernde Grzgebirge vereinigt. Anlaß der heutigen Verhandlung vor dem hiesigen Von Marristen sollte man erivarten, daß Kreisgericht wegen des Vergehens der Beschrän­fie sich über die Wirksamkeit solcher Hilfe feinerleitung der persönlichen Freiheit. llusionen hingeben, daß sie wissen, daß der Kampf gegen die Not des Proletariats nur zu führen ist als organisierter Kampf der Arbeiter flaffe selbst. Anders die Kommunisten.

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Zu Hause wurden schnell Körperpuder und Fett benutzt. Aber es half nicht mehr. Die Nacht wurde schmerzhaft. Außen brennt die Haut, als ob sie alle Wärme wieder ausstrahlen wollte, die sie empfan­gent hat. Wie der Mond nachts das Licht wider­strahlt, das er von der Sonne bekommt. Man legt sich ja wohin legt man sich? Auf den Rüden geht nicht, weil der Nacken verbrannt ist. Seite -geht ebenfalls nicht, weil die Arme brennen. Und auf dem Bauch kann man nicht liegen, weil die Oberschenkel weh tun. Dann liegt man mal so, mal so, dreht sich von Zeit zu Zeit vorsichtig um und schreib doch dabei, weil die Haut bei jeder Be­wegung zu reißen droht.

Unfähig, einen ernsthaften Kampf für die Intereffen und die Zukunft des Proletariats zu führen, rufen sie die Prager   Bourgeoisie zum Schnorren auf.

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Der Tatbestand ist der, daß der Staatsanwalt zunächst Ausschluß der Deffentlichkeit beantragte, was der Gerichtshof indessen ablehnte. Die Er­hebungen wurden zunächst in der Richtung des Ver­brechens der versuchten Notzucht geführt und ein zerrissenes Kombinee spielt als corpus delicti in diesem heiklen Fall eine Rolle. Schließlich blieb es aber bei der Freiheitsbeschränkung". Diese hat nach der Aussage der hübschen Zeugin Ein Glück, am Morgen ist es besser! Aber nun Daß diese Schnorrereien, wenn überhaupt, so darin bestanden, daß der sonst so schüchterne Werber hat die Haut wirklich zu reißen angefangen. Ettvas mur eine ganz unzulängliche Hilfe bringen fön- beim Nachhausegehen in äußerst tühner und tat­Rotes, Robes wird sichtbar. Die giveite Schicht, nen, wiffen sie ebenso gut, wie, daß eine u t- träftiger Weise seiner Liebe Ausdruck zu verleihen ebenfalls noch angebrannt, feucht und empfindlich fassende staatliche Fürsorge, die allein begann. Das Mädchen wurde dabei u. a. zu Boden wie Frischgeborenes. Die alte Belle löst sich in helfen kann, nur durch die einheitliche geworfen und verbrachte mehrere Minuten be­Feßen, die bald dunkelschmutzig aussehen, bald, mit Front des Proletariats gegen die schränkter Freiheit", ehe ein Baffant sie aus der DIE PUTZFRAU IN DER DOSE wässrigen Absonderungen vermischt, eine schorfige längst geeinte Bourgeoisie zu er- Umklammerung des Berauschten befreite. Es jei Masse bilden. Man gibt es auf, in den Spiegel zu zwingen i st. All das, was bis heute an staat- jedoch zu nichts schlim me m" gekommen, jetzt sehen, man ist keine Schönheit mehr, die Mitmen­schen werden grinsen und sich abwenden. Nur tein Rendezvous in der nächsten Woche! Man sieht auch viel älter aus als sonst. Da find die gehässigen Sonnenstrahlen zwar tüchtig in die glatte Haut, nicht aber in die ersten fleinen Fältchen eingedrungen, die sonst kaum zu sehen waren. Jetzt strahlen sie weiß und deutlich als Altersnetz im Gesicht.

gleich schön braun!

A. St.

V.T.3/ 32

licher Fürsorge besteht, ist der Bourgeoisie im sie verschämt hinzu, und auf die Frage des Vor- Franzensbad. Bei der Verhandlung behauptete er, schwersten Kampfe abgerungen worden. Es wäre sisenden, ob sie sich gefürchtet habe, antwortete sie daß er die erwähnten Ausrüstungsgegenstände auf die proletarische Pflicht der Kommunisten, diesen diplomatisch: man kann doch nie wissen." Im tschechoslowakischem Gebiete gelassen habe, aber in geben Kampf zu unterstützen. Statt dessen aber sie den schöngeistigen Bourgeois und Kleinbür- übrigen ist ihre Aussage sehr schonend und die derartiger Nähe der Grenze, daß sich die fremde beiden scheinen sich trotz( oder vielleicht wegen) dieser macht ihrer leicht bemächtigen fonnte. gern ein soziales Alibi für die sozialen Verbrechen Gewalttat" gefunden zu haben. ihrer Klasse..

rb.

Kunst und Wissen

Mahlers Achte.

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Der Angeklagte weinte bitterlich und beteuerte, Ein Hilfsausschuß für die Hungernden im an allem sei nur das verwünschte Saufen schuld. Erzgebirge  " trat Mittwoch, den 18. Mai, neuer­Da fällt das letzte Stückchen Belle. Und das lich an die nicht erschienene Prager   Deffentlich Er jei volltonimen berauscht gewesen und habe nicht Gesicht erstrahlt in Frische, man fühlt sich jung wie feit heran. Redner war Herr Dr. Mar Brob. gewußt, was er tue. Da diese Aussage auch vom Man hat dieses grandiose sinfonisch- chorische eine Schlange, die sich gehäutet hat, das alte Zeug Er ist nicht die Persönlichkeit, die wir die Rolle Wirt des Gasthauses, einigen Kameraden des An­liegen läßt und vergnügt in den Sommer eilt. des sozialen Gewissens spielen lassen. Als vor geklagten und dem einschreitenden Polizisten be= So wird man es am nächsten Sonntag wieder einigen Wochen das Prager Tagblatt" einen stätigt wurde, verurteilte der Gerichtshof den An- Werk die Sinfonie der Tausend" genannt, weil der tun! Ein bißchen vorsichtiger als beim ersten Mal, ganz niederträchtigen Artikel gegen die Kranken- geklagten nur wegen der Uebertretung der biezu erforderliche Aufführungsapparat ungewöhn­aber nun ist die Haut auch schon an so viel Sonne fassen brachte, wo blieb da der Brod? Was hat Trunkenheit zu drei Wochen Arrest be- lich groß ist. Neben großen Doppelchören ist ein gewöhnt. Der Schmerz ist vergessen. Sonnen- er gegen diefen verlogenen journalistischen An- dingt auf zwei Jahre und der Vorsitzende entließ Kinderchor   beschäftigt, das Orchester ist außer brand? Rennen wir gar nicht! Wir werden immer griff seines Blattes gegen die Volksgesundheit ihn mit der väterlichen Mahnung, sich vor Trunt ordentlich start bejetzt und nahezu ein Dutzend So. unternommen? Wo blieb da sein soziales Ge- und anderen Lastern in Acht zu nehmen. Arm in listen werden aufgeboten. Als ich die Uraufführung wissen? Nein, diesem Menschen hätten wir in Arm verließen dann Angeklagter und Zeugin den der Sinfonie unter Mahlers persönlicher Leitung in München   vor einem Vierteljahrhundert mit­einer unserer Versammlungen niemals erlaubt, Gerichtssaal. machte, war die Tausendzahl der Mitwirkenden Wirklichkeit. Seither hat man das Werk auch mit munisten aber spendeten dieser Produktion leb- Mit Gewehr und Gasmaske. bescheidenerem Aufführungsapparat zur Aufführung haften Beifall. Man sollte die Herren Gut­Bilsen, 20. Mai. Das Divisionsgericht in Bilsen   gebracht. Aber die Ansprüche sind doch so ungewöhn mann, Reimann und Smeral mit den Redakteuren des, Prager Tagblatt" photographie- verurteilte den Soldaten Adolf Kolda vom 21. lich, daß eine Aufführung der Mahlerschen Achten" ren und das Bild in der Arbeiter- Ilustrierten Infanterie- Regiment in Tschaslau   wegen wieder als ganz großes und seltenes Musikereignis" zu wer­3eitung" bringen und darunter schreiben: Es bolter Deſertion im Frieden, militärischen Verrates ten ist. In Prag   hat man sie bereits dreimal ge­und einiger weiterer Delifte zu 18 Monaten hört; unter Alexander Zemlinskys Stabfüh lebe die Weltrevolution!" schweren, verschärften Kerkers unbedingt. Kolda rung. Der Frankfurter   Opernchef Hans Wilhelm war im Jahre 1929 mit einigen militärischen Aus- Steinberg war der musikalische Leiter der Auf­rüftungsgegenständen, insbesondere mit dem Ge- führung des Werkes, die vorgestern im großen Lu­wehr und der Gasmaske, von seinem Trup- zernasaale stattfand; die den vereinigten Prager  penförper desertiert und auf das Gebiet eines frem deutschen Gesangvereinen zu danken war und die den Staates übergetreten, wo er sich bis heuer auf als musikalischer Schluß- estatt der diesjähri­gehalten hat. Nach seiner Rückkehr in die Tschecho- gen deutschen Goethefeiern in Prag   anzusehen slowakei   meldete er sich bei der Gendarmerie in

Volkswirtschaft und Sozialpolitik fich alsozialiſten zu produzieren. Die Kom­

Maffenentlaffungen und Lohnabbau in Grulich.

Von 3800 Einwohnern von Grulich waren bis zum Jahre 1930 in der Textilindustrie 1700 Arbeiter und Angestellte beschäftigt. Im Jahre 1931 wurden die Betriebe der Firma Ulu- ht an nts Söhne und D. Walter& Sohn still­gelegt. Nunmehr teilte die Seidenweberei Stei ner den Arbeitern mit, daß sie größere Ent= Tassungen durchführen will. Die Arbeiter­schaft lehnte geschlossen jede Kündigung ab und berlangt, daß eine Verkürzung der Ar­beitszeit vorgenommen wird.

Ihr müfet un

Genossen! ausgesetzt für

Die Verbreitung unserer Zeitung agitieren: Segt euch überall für unsere Parteipreffe ein. In das Heim des Arbeiters gehört die Arbeiterpresse. Darum, Genoffen u.Genoffinuen agitiert

Neue Offenbach  - Operetten.

Gerichtssaal

Die Hakenkreuzlerprozesse.

Mitteilung aus dem Bublifum.

Prag  , 20. Mai. Die Verhandlungen gegen die unter Anklage gestellten Hakenkreuzler sollten eigentlich bereits vor einem Monat beginnen, wurden aber wegen neu aufgetauchter Fälle immer wieder aufgeschoben. Bis heute steht noch Das Rezept des Augenarztes nicht fest, wann die Verhandlungen beginnen werden und ob es noch vor Eröffnung der näch fann nur dann seinen Zwed erfüllen, wenn das sten Schwurgerichtsperiode( die um Augenglas fachmännisch angepakt wird. Lassen Sie mitte Juni beginnt) dazu kommen wird. Die Ihr Rezept bei Optiker Deutsch, Brag, Graben 2, Palais Koruna", ausführen 15 Mann vor das Gericht kommen. gelagten jollen in Gruppen von etwa 10 bis

eb.

iſt. Goethes Dichtkunst ist mit dieser Sinfonie Mah­lers auf das innigste verknüpft; denn der zweite Teil des Werkes bedient sich oratorienmäßig der Tezten Szene aus Goethes Faust zweiter Teil". Der erste Teil ist als Rantate auf einen Hymnus Veni, creator spiritus" von Hraba. nus Maurus komponiert. Leben und Sterben, werden und Vergehen mit sanfterem Hinweis auf das Gwig- Weibliche sind, wie so oft bei Mahler  , die musikkünstlerisch verherrlichten Grund­ideen des Klang- und ausdrucksschönen erhebenden

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begeistern

Offenbachs im Theater der Dichtung mit| jeines Nachfolgers, wobei Totenklage und Freuden- I Phantasie- Armen die Lücke zwischen Vortrag und reinstem Genuß erleben. Sarl Kraus, feit schrei fich ganz großartig verschlingen, eröffnet das Gesang am breitesten klafft, auch den Zweifler von Jahren besessen von Offenbach  , verliebt in den nie Spiel, eine Sommernacht im selben Garten mit der Ebenbürtigkeit des originellen Instruments vergessenen, aber erst spät gehobenen Schah, hebt musikalischen Anklängen an ,, Hoffmanns Erzählun- eines gespielten Gesanges überzeugen, so wie sie dem Es gibt kaum einen stärkeren Beweis für die Stüd um Stüd die Herrlichkeiten eines verjun- gen" dramatisch belebt durch geistreiches Verwech freudig Folgenden einen alle Bühnen- und Orchester­unheilbare Sterilität des zeitgenössischen Theaters tenen Theaters ans Licht, behutsam und ehrfürchtig lungsspiel und durch den Kontrast jugendlicher und möglichkeiten übersteigenden Genuß gibt. Die Reise in den Mond" von Karl als die Tatsache, daß Hunderte prominenter" Dra- allen Glanz und Edelrost des Alters wahrend, nur altjüngferlicher Verliebtheit, steht am Ende. Zwi­maturgen, Regisseure, Dirigenten und ein paar Staub und Spinnweb sorgsam entfernend, daß der schen beiden liegt eine Parodie auf die italienische Kraus aus einer Féerie nach der Hopp'schen Dußend der gerissensten Direktoren der deutschen matte Silberglanz der Texte, das Goldgefunkel der Oper, die ihresgleichen selbst in anderen Offenbach  - Uebersetzung in eine Operette umgedichtet, ist eine Bühne den größten Schatz, den das Theater des Musif und, alles überstrahlend, das Juwelenfeuer Satiren nicht haben dürfte. Die Oper, deren deut- mujitalisch entzückende und in buntester Phantastik 19. Jahrhunderts hinterlassen hat, jeit Jahrzehnten der Arien uns berüden, herrlich wie am ersten Tag. fches Textbuch wieder wie das von Madame der Szene, die einen Filmregisseur- gäbe es einen verstauben lassen, ja daß sie von diesem Schatz ein- Die Vorlesungen, die Karl Kraus   am 12. und l'Archiduc   und Perichole  " eine Ueberfülle sprach in der Legion der Auslagendeforateure fach nichts wissen. Der faulste Zauberer in den am 13. Mai in Brag gehalten hat, brachten die licher Probleme löst, von denen sich die gewerbs müßte, erblühende Dichtung, die den Mond als gro­Jahrmarktsbuden Thaliens aber, Herr Max komische Oper Vert- Vert", eine musikalische mäßigen Uebersetzer nichts träumen lassen, stellt an testes Spiegelbild der Erde zeichnet. Die Erden­Reinhardt, erweist seine Unfähigkeit nicht nur Kostbarkeit, die als Premiere einer Gegenwarts Karl Kraus   als Vortragenden die höchsten An- tinder bringen den Mondbewohnern das auf dem an der Verwüstung Offenbachs, sondern ist auch so bühne, also ohne die Weihe, mit der das Theater forderungen. Gilt es doch, einer Oper zur Bühnen- Monde verlorengegangene Geheimnis der Liebe wenig originell, seine Tapeziererfünste just an den der Dichtung das Werk umgibt, das es zelebriert, gestalt su verhelfen, unserer Phantasie nicht nur den wieder, Pring Caprice entführt die Mondprinzessin beiden Werfen zu erproben, die neben dem chne die Stütze des neugedichteten, nun erst im Umriß der Szene und durch ein Stichwort oder eine Fantasia, es gibt ein Heer phantastischer und komi­" Orpheus  " allein im Repertoire der deutschen Büh   Deutschen   wirklich gedichteten Tertes, doch alle Geste das Bild einer Person zu vermitteln, sie muß scher Figuren, die Mujit erreicht oft die prideinde nen übriggeblieben waren, an der schönen He- Konkurrenten der neuen Produktion schlagen müßte, auch die Vorstellung des großen Orchesters und und völlig finnberaubende Rauschwirkung, die an Soffmanns Erzählun und die phantastisch burleske Operette Die Reise seiner symphonischen Wirkungen, den Klang der Offenbachs größtes Geheimnis war, und vermählt Die musikalische Einrichtung Arie und die Polyphonie von Chören, Zwiegesän- sich dann wieder organisch der Satire des Text­gen". Erfüllte Herr Reinhardt auch nur die Min- in den Mond". destforderungen an Fleiß und Pflichteifer, an die beider Werte hat Franz Mittler   besorgt, der gen und Terzetten erhalten. Daß es gelingt, daß buches. Zwei neue Offenbach  - Operetten, zwei neue bei Nachsicht aller Denfarbeit und schöpferischen Gei- den Gedanken der Offenbach- Renaissance als Be wir, mit Aug und Ohr am Vortragenden hangend, fiesleistung heutzutage die Verleihung des Doktor- arbeiter der Mufit wie als Begleiter des die Illusion der Oper haben, drei Stunden in einer Wunder des Theaters, um so wunderbarer, da die oder Professortitels gebunden ist, er hätte wenig Vortragenden mit Liebe und Verständnis verzauberten Welt leben, uns an Klängen berau- Bühne sie uns vorenthält und das Theater der ,, Vert Vert" ist in dem Reichtum an schen, die uns doch nur vorgespielt( wenn es nicht Dichtung des Einen, der selbst wie vom Monde stens einen Griff in den verborgenen Schaß von dient. Tund 100 Offenbach- Operetten getan, als es ihn Melodien, in seiner musikdramatischen Wirkung, die zu Mißverständnissen Anlaß gäbe, wäre das Wort in diese gottverlassene Welt versetzt, ihr unnatür­Selüftete, ant leuchtendsten Beispiel wahren Theater- gleichermaßen auf Kraft und Steigerung wie auf vorgetäuscht" bielleicht am Blaze), unserer Phan- lichster und doch ihr notwendiger Teil, fie uns als zaubers sich als Enigauberer zu betätigen und den zartefter Abtönung und beglückender Lyrit ruht, tafie fuggeriert werden, das ist wohl der größte reine Gaben reicht, schlackenlos und unproblematisch Zeitgenossen zu beweisen, daß es vom Wunder zur wohl nur mit Mozart- Opern zu vergleichen; das Erfolg, den Karl Kraus   als Schauspieler des Solo- wie die unberührte Natur, wie die Urgefühle selbst, Ware nur ein Schritt sei, den ein prominenter Werk steht unstreitig auf einem Gipfel musikalischen theaters der Dichtung bisher errungen hat. Seine ein paar Stunden des Glücks in glückloser Zeit! Wie könnte ein Theater von solcher Kunst Konfettionär, der sich an Shakespeare   ausgetobt hat, Könnens, der jenseits der Grenzen liegt, die von Art zu musizieren, die eben nicht Gesang und schon auch bei Offenbach   nicht scheut. Aber es hat nicht der italienischen Oper jemals erreicht wurden, es gar nicht melodramatisch ist, sondern die Einführung leben! Aber es denkt nicht daran, seinen Unter­einmal so weit gereicht. Und das ist, so notorisch wächst aus einem so ursprünglichen Gefühl, daß eben eines neuen Instruments, eines durchaus originel- gang aufzuhalten, anderswo so wenig wie hier in es die Geistesarmut der ganzen Reinhardt nur Mozart   ein Maß wäre, bedürfte es, um das len, durch das Ohr auf die Phantasie wirkenden Prag  , wo uns der Reinhardtjünger Eger soeben Sumpanel erweist, nicht nur aus diesem Grunde zu Schöne zu genießen, dessen kritischer Einordnung in Reproduktionsmittels bedeutet, ließe sich an der verfündet hat, daß er des Meisters Selena"-Schän­begrüßen; es bewahrt uns vor Aerger und Ent- cine Stala. Eine morgendliche Gartenzene mit Wiedergabe von Vert- Vert", besonders gut studie- dung für uns bereit hält. täuschungen und läßt uns die neuen Operetten dem Begräbnis eines Papageis und der Berufung ren und sie müßte gerade hier, wo für den

Emil Franzel  .