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Sosialdemokrat

Zentralorgan d. Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei i.d.Tschechoslowakischen Republit

12. Jahrgang.

Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich früh.

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Gonntag, 22. Mai 1932

Oesterreichs Hilfegesuch Gosiale Planwirtschaft ist das Gebot der Gtunde:

vor dem Rat.

Nur platonische Hilfsbereitschaft der

Großmächte.

Nr. 121.

Neue Leitgedanken der Agrarpolitik.

Aus dem Manifest der Bodenbacher Kleinbauerntagung.

zubauen.

Genf , 21. Mai. Der Völferbundrat hat sich heute erneut mit der Lage der südosteuropäischen Staaten befaßt, die sich vor einiger Zeit mit dem Der Bodenbacher Verbandstag der deutschen ] vernünftigen Ausgleich zwischen Erzeuger und schaft haben, sind bereit, als Brückenschläger Ersuchen um finanzielle Hilfeleistung an den Bölkerbund gewandt haben. Hauptgegenstand der Kleinbauern und Häusler beendete seine Pfingst Verbraucher- Interessen darstellen. Es müßte das bei einem gerechten Wirtschaftsausgleich zwischen Verhandlungen war die Lage Oesterreich 8. beratungen mit der einstimmigen Annahme eines Biel unserer ganzen Handelspolitik sein, die Tsche Stadt und Land mitzuhelfen. Verhandlungen war die Lage Oesterreich 3. Manifestes an das arbeitende Landvolk dieses choslowakei im Rahmen einer höheren europäischen In der Debatte hob der deutsche Vertreter Staates. Es sfizziert seine geschichtliche Rolle in Wirtschaftsgemeinschaft zu einer landwirt. Fünfte Wahrheit: hervor, daß die deutsche Regierung bereit sei dieser Uebergangszeit und beginnt mit der Fest schaftlichen Veredelungsstation aus- Nur organisierte Gemeinschaftsarbeit kann an der Prüfung aller Hilfsmaßnahmen aufstellung, daß die Kleinbauern und Häusler finanziellem Gebiet mitzuarbeiten, um eine Ver­die Krise überwinden. schärfung der Lage zu vermeiden. Der Vertreter Großbritanniens sagte, zugunsten Oesterreichs sei England ausnahmsweise geneigt, trot sind. In Stunden der Ratlosigkeit und der Ver­feiner eigenen Schwierigkeiten sich einer gezweiflung ergreift die freie Kleinbauernbewegung meinsamen finanziellen Aktion der das Banner der Hoffnung und geht über die Mächte anzuschließen, um der österreichischen Trümmer des zusammenbrechenden Kapitalismus Nationalbant über die ärgsten Schwierigkeiten im Kampfe um antikapitalistische Krisenlösungen hinwegzuhelfen.

Der französische Vertreter Paul Boncour coklärte sich mit der Schaffung eines

gemeinsamen Fonds für zeitweilige Hilfsmaßnahmen

einverstanden, allerdings unter dem ausdrüc lichen Vorbehalt, daß ein wirtschaftliches Sonte rungsprogramm für die Donaustaaten in Angriff genommen werde. Von einem solchen gemein janten Silfsfonds würde auch Desterreich profitieren.

zwischen den Mühlsteinen der Agrarfrise und der Industriekrise eingezwängt

boran.

Wir stehen an einer großen Zeitenwende, wir stehen vor einem Wendepunkt der ganzen Wirt­schafts- und Agrarpolitik!

So verkündet es das kleinbäuerliche Manifest

Dritte Wahrheit:

Industrie und Landwirtschaft, Arbeiter und Bauern sind durch enge Schicksalsgemein­

schaft verbunden.

Die Industrieausfuhr bringt Geld ins Land, welches zum großen Teil in Lebensmitteln angelegt wird. Die Einnahmen der Landwirtschaft sind von der Lohnfumme, der Arbeiter und An­gestellten abhängig. Sie steigen und fallen mit ihr. Zehntausende von Kleinlandwirten im deutschen Randgebiete trauern stillgelegten Fabriken nach, weil

Ozeanflug einer Frau in Refordzeit.

Miß Putnam nach 14 fündigem Flug in Irland gelandet.

Das Tagwerk des Landmannes vollzieht sich in der Abgeschlossenheit seines Besizes. In früheren Zeiten konnten er und seine Familienangehörigen durch übermenschliche Anstrengung noch ihr Los ver­bessern. Heute hilft auch die größte Plage nicht mehr vom Fleck, denn der Mehrertrag eines ganzen Jahres kann durch den Preissturz einer Woche vernichtet werden. Wie bei Fenersbrunst und Hochwassernot alle Hände zusammengreifen müssen, so kann nur organisierte Kraft die heutige Krise über­winden. Die selbstlose Gemeinschafts­arbeit muß in den Dörfern wieder zu Ehren kommen! Daher gebietet die Stunde tatkräftige Ueberwindung der egoistischen Eigenbrödlerei im Landvolke, einträchtige Zu­sammenarbeit in der Kleinbäuerlichen Berufsorgani­fation.

Was wird aus bem ländlichen

Das Manifest befaßt sich in seinen Schluß­abjäßen noch mit einigen Lebensfragen der Kleine bauern und Häusler und führt dazu aus:

Schließlich nahm der Rat eine Entschließung an, durch die ein Ausschuß von Finantz London , 21. Mai. Die amerikanische Flie- die den atlantischen Ozean allein überflogen hat. Nachwuchs? fachverständigen mit der Aufgabe betraut gerin Miß Earhart Putman ist nach ihrem Der Transozeanflug bauerte dreizehn Stunden wird, proftische Lösungen auszuarbeiten, Die Atlantik - Flug um 13 Uhr 35 in Londonderry in Annahme der vom Finanztomitee gemachten Vor- Irland eingetroffen. schläge für eine Hilfeleistung seien jedoch in der gegenwärtigen Form nicht möglich. Die öster reichische Regierung wird aufgefordert, alles zu tun, um ihre finanziellen Verpflichtungen( Völ terbundanleihe) weiter zu erfüllen.

Der österreichische Notenbankpräsident Dr. Kienböd gab hierauf beruhigende Erklärungen über den Zinsendienst der Völkerbundanleihen.

Linkskarfell wenig aussichtsreich.

Sozialisten fordern erhebliche Rüstungseinschränkungen.

Paris , 21. Mai. ( Havas.) Dem Echo de Paris" zufolge erklärte der Exekutivausschuß der radikalen Partei in seiner gestrigen Sißung die von den Sozialisten als Bedingung ihrer Teilnahme an der Regierung gestellte Forderung nach einer erheblichen herabseßung der Heeresausgaben für unan nehmbar. Die Raditalen würden eventuell unter gewiffen Vorbehalten eine zehnprozentige Herabfeßung für möglich erachten. Der Exekutivausschuß der Radi­falen erklärte gleichfalls den Antrag der Sozia­listen auf Rationalisierung der Verfiche rungen, der Eisenbahnen und der Gruben für unannehmbar.

*

In dem Lyoner Blatt Le Démocrat" ver­öffentlicht Serriot, der fünftige Minister präsident, eine Betrachtung über die inner­politische Lage, in der er erklärt, die Radikalen feien nach ihrem Wahlsieg fest entschlossen, mit der größten Vorsicht vorzugeben. Frankreich befinde sich gegenwärtig innen- wie außenpolitisch in einer besonders ernsten Lage. Troß der Prüfung, die Frankreich jetzt durch gemacht habe, sei die letzte Reichstagsrede des deutschen Reichskanzlers wohl gehört worden.

Serriot plädiert dann für eine starke, auf eine große republikanische Mehrheit fich stüßende Regierung, die er vor allem wegen der Lage des französischen Schazamtes für not­wendig hält, Allerdings würden die Radikalen starten Angriffen ausgesetzt sein. Herriot schreibt, ihm seien bereits dunkle Pläne befannt. Offenbar spielt er damit auf die Manöver an, die seine erste Regierung zum Stur; gebracht haben.

Die erste Person, welche sie begrüßte, war ein Bauer, der Besißer des Feldes, auf dem die Fliegerin landete.

Mit dem Flug, den sie in 14 Stunden ab­solvierte, hat sie den Rekord aller bisherigen Transatlantikflüge erzielt, und zwar gerade am fünften Jahrestage des Lindbergh- Fluges.

Frau Eahart Putman ist die erste Frau,

55 Minuten. Die Fliegerin hatte die Absicht, direkt nach Paris zu fliegen. Tatsächlich wurde sie auch Samstag vormittags um 11 Uhr auf dem Flug­platz Le Bourget von Filmoperateuren, Journa­listen und Mitgliedern der amerikanischen Kolonie mit dem amerikanischen Gesandten an der Spizze und einem zahlreichen Publikum erwartet, das sich erst zerstreute, als die Nachricht eintraf, daß die Fliegerin genötigt war, in Irland zu landen.

und arbeitet dann neue Leitgedanken für das sie dadurch ihre besten Abjazmöglichkeiten verloren landwirtschaftliche Güterschaffen heraus. Das haben. Arbeiternot ist Bauerntod! Manifest faßt die kleinbäuerliche Auffassung über Krisenverlauf und Krisenlösung in fünf Punkten zusammen und erklärt: Erfte Wahrheit:

Die von den Großagrariern bisher betriebene Absperrungspolitik ist bankrott!

-

Bierte Wahrheit:

Wichtiger als das Erzeugungsproblem ist das Abja problem.

Es muß eine neue soziale Ordnung tommen, wenn wir noch einmal bessere Zeiten sehen wollen! Was soll aus dem Na ch wuchs des kleinen Landvolkes werden, wenn die Dinge so weiter gehen? Unsere Söhne, unsere Töchter wollen in den Existenz­fampf ziehen, aber die Tore des Lebens sind ihnen verschlossen. Menschenüberfluß überall: in den Dörfern, in den Wertstätten, Fabriken and Kanzleien. Auf den müden Schultern der Eltern ruht die ganze Sorgenlast, solange die Kinder arbeitslos zu Hause sind. Gefräßige Maschinen haben einen großen Teil der früheren Arbeitsgelegenheiten verschlungen.

Wohlan denn! Dann möge die vorhandene Arbeitslast gerecht auf alle arbeitsfähigen Menschen aufgeteilt werden.

Die bisherige Agrarpolitik Man kürze die Arbeitszeit in In­war hauptsächlich auf die Förderung der Erzeugung eingestellt. Im dustrie, Handel und Gewerbe, damit aus den ver­Noch nie sind so wenig Lebensmittel vom Aus Zeitalter der Ueberproduktion tritt das Problem der hungernden Arbeitslosen wieder kauffräftige Konju lande eingeführt worden wie jezt und der Land- Abja z organisation in den Vordergrund. Die menten werden, damit auch für den ländlichen Nach­bevölkerung ist damit nicht geholfen worden. Abspers lleinbäuerliche Wirtschaft ist dabei schwer benachwuchs frete Arbeitspläge entstehen. Man fördere mehr als bisher die klein­rung nach außen das bedeutet auch Vernichtung teiligt, weil ihre fleineren Ueberschußmengen durch des inneren Marktes der Landwirtschaft. Das die in einheitlicher Qualität gelieferten Massen- bäuerliche Selbsthilfe, vor allem die genos­bedeutet auch den Ruin unserer landwirtschaftlichen produkte der landwirtschaftlichen Großbetriebe vom senschaftliche Maschinenanschaffung, damit auch die Edelproduktion. Die Hopfenbauern, die Er- Markt verdrängt werden. Unsere fargen Erträgniffe Arbeitsbürde des Bandvolles erleichtert werde. Unsere zeuger von Gerste, Gemüse und Obst sind die Leid- werden durch die ungebührlich hohe 3 wischen Frauen sollen nicht früh dahinwelken, unsere Alten tragenden jener Politik der Selbstgeniigsamkeit, in der handelsspanne noch geschmälert. Nur ein sollen frei von Plage einen heiteren Lebensabend die Tschechoslowakei mit den übrigen Staaten wett Bruchteil der Preise, die die Konsumenten bezahlen, genießen. Das ganze Landvolk soll Zeit und Muse tommt in die Hände der landwirtschaftlichen Erzeuger. finden, seinen Geist zu bilden, sein Wissen zu mehren eifert. Hier liegt die große Aufgabe neuzeit - und Anteil zu nehmen an den reichen Schäßen der licher Agrarpolitit. Genossenschaftsarbeit, Stultur.

Einfuhrsperre ist Ausfuhrdrosse= lung und gemeinsame Verarmung

aller arbeitenden Schichten. Auch die Landwirtschaft kann nur bei regem internationalen Güteraustausch gedeihen.

3wveite Wahrheit:

Wissenschaft und moderne Verkehrstechnik müssen zu Appell an die Berufsgenossen: sammenhelfen, um die Landesprodukte auf kürzestem

und billigsten Wege vom Erzeuger zum Verbraucher Das Manifest fordert schließlich den Abbau zu leiten. Der Ueberfluß billigen Brotes und der unproduktiven Rüstungsausgaben, und klingt Fleisches soll den Weg zum Arbeiter finden und in folgendem Aufruf an die Kleinbauern und das Landvolk soll die Fülle nüßlicher Industrie- Häusler aus:

erzeugnisse genießen. Direkte Zusammen= All diese Fragen, die wir hier aufgerollt Hochschutzölle sind nur eine Waffe im Ver- arbeit der Konsumenten und Produzentengenossen haben, sind Machtfragen. Das Volt hat es nichtungstampfe aller gegen alle, aber kein schaften erscheint als ein idealer Anfang zum Aufbau selbst in der Hand, sie im guten oder bösen dauernder Existenzschuß der Landwirtschaft. einer neuen Verteilungsorganisation. Sinne zu lösen. Von dieser Erkenntnis aus­Wir stehen auf dem Standpunkt, daß die Land- Die Kleinbauern und Häusler , die sich als Kinder gehend, senden die Delegierten des Verbandstages wirtschaft in dieser Uebergangszeit nicht schußlos der bäuerlichen Scholle fühlen und zugleich tausend- der Kleinbauern und Häusler ihren Kampf­den wilden Schwankungen der Weltmärkte ausgeliefert fache Freundschaftsbeziehungen zur Industriearbeiter- und We druf hinaus ins Land:

werden darf. Die notwendige Preis stabilität tann aber nicht durch Zollmaßnahmen, sondern nur durch planmäßige Regulierung der Ein­und Ausfuhr erzielt werden. Selbst die Agrar­parteien müssen heute schon unter dem Druck dieser

Die Neuwahl des hessischen Landtages, Tatsachen den Ruf nach Außenhandelsmono­die für den 3. Juli vorgesehen war, wurde mit polen erheben. Wir erklären mit aller Schärfe, Rücksicht auf die Landwirtschaft um vierzehn Tage daß solche Einrichtungen tein neues Versted borverlegt und wird also schon am 19. Juni für den alten großagrarischen Protettio­werden dürfen. Nur dann können sie stattfinden. Es verlautet, daß die fleinen Mittel- nis mus parteien, einschließlich der Deutschen Volkspartei , ihren guten Zweck erfüllen, wenn sie im Interesse der Gesamtbevölkerung geführt werden und einen eine gemeinsame Siste aufstellen werden.

Kleinbauern und Häusler , schaffendes Landvolk. fämpfet gegen die traurige Gegenwart, fämpfet für eine beffere 3ukunft mit uns in den Reihen der freien Kleinbauernbewegung!

Die Delegierten der deutschen Kleinbauern und Häusler in der Tschechoslowakei .