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Sonntag, 22. Mai 1932

Die Forderungen unserer Gemeindevertreter.

In der am Freitag, den 20. Mai, in Böhm. Leipa stattgefundenen Reichston­ferenz sozialdemokratischer e- meindevertreter wurde nach einem eingehenden Referat des   Gent. Pölzl,  Aussig, das sich in den wesentlichen Teilen mit seinem am Samstag auf dem Ver­bandstag der   deutschen Selbstverwaltungs­törper, erstattenen Referat deckt, und nach eingehender Debatte folgende Entschließung einstimmig angenommen:

Entschließung.

Aber die Gemeinden sind am Ende ihrer Kraft angelangt. Sie werden in dem bevor stehenden Winter, der aller Voraussicht nach wieder eine Verschärfung der Krise bringen wird, nicht mehr imstande sein, die staatliche Arbeitslosenunterstüßung wirksam zu ergänzen. Die Gefahr schwerster sozialer Erschütterungen, die sich daraus ergibt, mit dem Aufgebote der äußersten Anstrengung zu bannen, ist die drin gendite Aufgabe des Staates.

Die Konferenz fordert daher: 1. Es ist zum Zwecke der Arbeitsbeschaffung Die sozialdemokratischen Gemeindevertreter unverweilt eine innere Anleihe aufzu­halten nach wie vor an den Beschlüssen der nehmen, an deren Erträgnis die Selbstverwal­Brünner Konferenz fest, in deren Verwirklichung tungsförper zu beteiligen sind. fie die einzige Möglichkeit einer dauernden Ge- 2. Für die Abbürdung der Anleihe ist den fundung und gedeihlichen Entwicklung der Gemeinden und Bezirken die Einhebung eines Wirtschaft in den Selbstverwaltungsförpern besonderen Zuschlages zu ermöglichen. erblicken. Sie fordern daher, daß schon jetzt 3. Die Einhebung der höchstzulässigen Um­alle Vorarbeiten getroffen werden, um den lagen ist von den geseßlichen Einschränkungen zu Umbau des Steuersystems und die Beseitigung befreien. des Gemeindefinanzgesetzes

im Sinne der Brünner Resolution in die Wege zu leiten. Sie erneuern gleichzeitig die Forderung

nach

Beseitigung der sogenannten Verwaltungs­reform vom Jahre 1927,

die das Elend der Selbstverwaltung mit ver­schuldet hat, und nach Herstellung einer wahr­haft demokratischen und freien Selbstverwaltung, denn nur in Freiheit und Verantwortung kann auch die Wirtschaft der Selbstverwaltung ge­deihen.

Nr. 121 4. Es ist für die raschefte Durchführung aller beide Gegner einen tiefen Eindrud, fie umarmie. produktiven Investitionen Sorge zu tragen, wobei sich, und der Friede war geschlossen. die einzelnen Gebiete im Verhältnis der Arbeits- Nach der Umarmung sagte Caillaug zu   Briand: losigkeit zu berücksichtigen sind. Ich wünsche Ihnen, was Sie mir wünschen, lieber 5. Die Stillegung oder Einschränkung von   Briand!"   Briand wollte erwidern, als Herriot ihm Betrieben ist unter öffentliche Kontrolle zu stellen ins Wort fiel: Fangen Sie schon wieder an, lieber und, wo die wirtschaftlichen Voraussetzungen ge- Caillaur?" geben sind, mit einer Abgabe zu belegen.

6. Den Gemeinden und Bezirken ist der ihnen zustehende Steueranteil beschleunigt zu überweisen.

Die Sarazenen.

Ministerpräsident   Herriot nahm einmal in einer kleinen jüdfranzösischen Gebirgsstadt an einer Dent­malsenthüllung teil. Der Bürgermeister der Stadt 7. Die Konferenz fordert die cheste   Ber- erklärte ihm lang und breit, daß das Städtchen des abschiedung der vom Ministerium für soziale halb auf einem Felsen angelegt wurde, damit es Fürsorge ausgearbeiteten Vorlage über die obli- gegen den Angriff der Sarazenen geschüßt sei. gatorische Arbeitsvermittlung.  Herriot unterdrüdte ein Lächeln. Die Sara­

8. Es ist Vorsorge zu treffen, daß alle auf zenen, ein von Ammianus Marcellus erwähntes Investitionen und Notstandsarbeiten bezughaben- Volf, lebten in grauen Urzeiten in   Arabien, und den Eingaben expeditiv erledigt werden und daß der Name wurde erst im frühen Mittelalter von jene Aemter, die den dahingehenden Weisungen den christlichen Schriftstellern auf die gesamten nicht entsprechen, zur Berantwortung gezogen Araber übertragen. werden.

9. Die Mustervorschriften für die Gemeinde­obgaben sind chestens zu revidieren und zu er­gänzen, insbesondere durch eine Abgabe von unverbauten Grundstüden.

Geschichten um   Herriot.

Der Schlüssel für die Politik Frank­  reichs liegt fünftig bei den Radikalsozialen, deren Führer Edouard   Herriot ist.

Caillaug' Nachfolger.

Von diesen Betrachtungen erfuhr jedoch der Bürgermeister nichts. Mit verbindlichem Lächeln antwortete   Herriot: Und wie es scheint, ist dieses Vorhaben auch gelungen! Seit ich hier weile, bin ich noch feinem einzigen Sarazenen begegnet!"

Paul Diner Dènes.

Um die Regierungsbildung in   Frankreich.

Am vergangenen Freitag fand der erste Als Zweiunddreißigjähriger wurde   Herriot Bürgermeister von   Lyon und acht Jahre später Ministerrat unter dem Vorsitz des neuen Prä­Senator. Im Jahre 1919, als Caillaug, der da- sidenten Lebrun statt. Er nahm die den malige Führer der Radikalfozialen, landesverwiesen diplomatischen Vertretungen   Frankreichs über­mittelten Weisungen zur Kenntnis und stimmte wurde und die Partei unmittelbar vor dem Zu­sammenbruch stand, fandidierte er für das Abge- der geplanten Verschärfung der Kontrolle über die Ausländer zu. ordnetenhaus und übernahm die Führung der Partei.

Von einer Sigung der Exekutive der radi­Die Bürger von   Lyon schüttelten die Köpfe und talen Partei wird berichtet, daß keine große Be­verstanden diesen Schritt nicht. Man fragte   Herriot: geisterung für das Zusammenarbeiten mit den Warum stellen Sie sich an die Spitze einer ver- Sozialisten in der neuen Regierung vorhanden. lorenen Sache?"   Herriot antwortete furz: Eine war. Die Sprecher des linken Flügels traten da­verlorene Sache? Nur das ist verloren, was man für ein, den Sozialisten ein Regierungsprogramm verloren gibt! Ich übernehme die Führung lieber und die Bedingungen für die Zusammenarbeit nach einer verlorenen Schlacht, als daß ich selber zu unterbreiten. eine Schlacht verliere."

Der Philosoph. Edouard   Herriot, geboren am 5. Juli 1872 in   Troyes(   Champagne), ist der Sohn armer Leute. Die Fortdauer und Vertiefung der Welt- Sein Vater, ein vermögensloser Offizier, starb früh wirtschaftskrise, die sich im letzten Jahre vor zeitig. Edouard konnte von seinem Ontel, einem allem zu einer Finanz- und Kreditkrise Dorfgeistlichen, nur notbürftig unterstützt werden. entwickelt hat, hat den Haushalt aller öffent- Er besuchte das Gymnasium seiner Vaterstadt lichen Körperschaften aufs tiefste erschüttert. Anr und wollte dann auf die Universität gehen. Kurz schwersten sind dadurch die Selbstverwaltungs- vor der Matura teilte ihm sein Onkel jedoch mit, förper betroffen, die der Bürgerblock schon in daß er Geistlicher oder Offizier werden müsse; für der Zeit der Hochkonjunktur, nicht aus wirt- Universitätsstudien reiche das Geld nicht aus. schaftlichen Erwägungen, sondern in Verfolgung Edouard war tief unglücklich und sann auf enger laffenvorteile, durch ein unmittel und Wege, das Studium doch noch zu er­sinniges Gesez in ein finanzielles Chaos gestürzt möglichen. Ein glüdlicher Zufall fam ihm zu hat. Die Sanierung der autonomen Finanzen Hilfe. Im Juni 1924, nach dem überwältigenden Beschäftigtensteuer in   Deutschland. wird daher von Tag zu Tag dringlicher,   Herriot bestand die Matura mit Auszeichnung. Siege des Linkstartells, wurde   Herriot zum ersten   Berlin, 21. Mai. In der kommenden Woche während die Wirtschaftskrise und ihr Einfluß auf Nach beendeter Prüfung fragte ihn der Präsident Male Ministerpräsident und zugleich Außenminister. foll eine neue Notverordnung erlassen werden, die Staatsfinanzen die Lösung ganz außer der Kommission: Was wollen Sie werden?" Refig- MacDonald, der damals an der Spize der engli- durch die zum Zwecke der Ausgleichung des Bud ordentlich erschwert. niert antwortete der Gefragte: Ich möchte in Ihre schen Regierung stand, wollte mit   Herriot einige gets allen beschäftigten Personen mit einem Mo­Es sind daher die äußersten Anstrengungen Fußstapfen treten, Herr Studiendirektor, und Philo- wichtige Fragen betreffs Abrüstung und Friedens- natsgehalt von mehr als 300 Reichsmart eine erforderlich, um den völligen Zusammenbruch lege werden. Aber ich bin arm wie eine Kirchen patt besprechen und lud ihn nach   London ein. 1.5prozentige Beschäftigungssteuer auferlegt wer  Herriot folgte der Einladung. Die beiden den soll. Dieser Plan der Regierung hat in der der autonomen Finanzwirtschaft zu verhüten. maus, und daher werde ich, statt Philologie 1 viel Philosophie den Beruf Staatsmänner beschlossen nach longwierigen Ver- Rechtspresse stürmische Proteste und eine scharfe In der Erkenntnis jedoch, daß die grund- studieren, mit recht handlungen einen Batt, und der Weltfriede schien, Stritit ausgelöst. legende Umgestaltung der öffentlichen Verwal- eines Geistlichen ergreifen!" tung und Finanzwirtschaft nicht mit einem Dem Studiendirettor gefiel die Antwort, so daß wenn auch nicht gesichert, so doch um einen wich­Nun

"

Der Weltfriede.

Schlage und vor allem nicht inmitten der ver- dem jungen   Herriot ein Stipendium verſchaffte. tigen Schritt vorwärts gekommen zu sein, ian gale Ein neues Arbeitsprogramm des

heerenden Krise durchgeführt werden fann, for­dert die Konferenz,

Die gute alte Tante,

es nur noch, das Abkommen durch Parlamente ratifizieren zu lassen. Die Herren Abgeordneten. wollten aber nicht, und der Vertrag wurde nie zur Wirklichkeit.

Reichskabinetts.

daß sofort Maßnahmen getroffen werden, um dem unmittelbaren Notstand zu steuern. Die Selbstverwaltungskörper haben in der Krisenzeit Aufgaben erfüllen müssen, die ihre Kräfte weit übersteigen. Während die sinkenden Einnahmen die Aufrechterhaltung des normalen Apparates, der Anstalten und Betriebe der Ge­meinden immer schwerer machen, mußten die Gemeinden auch die Fürsorge für die Noch als Ministerpräsident erinnerte sich   Herriot Arbeitslosen in hohem Maße auf sich dieser Zeiten und erzählte einmal einem Journa nehmen. Sie haben diese Verpflichtung, soweit listen: Die gute alte Tante! Sie fonnte vorzüglich der Einfluß und die Initiative der Sozialdemo- tochen und jetzte mir immer ein opulentes Mahl fratie reichte, froz der Einschränkung ihrer vor, sie versorgte mich aber auch mit geistiger Nah- Er sprach mit ihnen, mahnte zur Einsicht und Finanzhoheit und trop bürokratischer Hemmnisse rung, die allerdings nicht immer so opulent ausforderte sie im Namen der Republil auf, sich die in vollem Maße erfüllt. gefallen ist. Hände zu reichen. Die Ermahnungen machten auf  

Herriot ging nun nach   Paris und führte dort ein recht bescheidenes Leben. Seine freien Nach­Berlin, 21. Mai. Die Regierung hat heute mittage verbrachte er bei einer alten Tante, die Als der Patt endgültig begraben war, sagte nachmittag nach mehrwöchigen Verhandlungen Köchin bei dem Romanschriftsteller Maurice Barrès   Herriot refigniert zu seinen Freunden: Ich muß eine grundsäßliche Einigung über die nächsten war. Die Tante erwartete ihn mit einem guten es bekennen, ich habe eine Schlappe erlitten! Mein finanz-, jozial- und wirtschaftspolitischen Maß­Mittagsmahi, da der Student aber auch auf geistige Stampf für den Weltfrieden ist vorläufig gescheitert. nahmen erzielt. Nahrung erpicht war, verschaffte sie ihm die Er- Nun wäre ich zufrieden, wenn ich in meinem laubnis, die reichhaltige Bibliothek des Romanciers eigenen Hause Frieden stiften könnte!" benutzen zu dürfen.

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Schidsale hinter Schreibmaschinen.

Von Christa Anita Brüd. Herr Udo wischt sich mit einem feuerroten Taschentuch die Stirn und beichtet, daß ihn die Rumenia schicke.

Signal genug, den komplizierten Apparat zur Herbeischaffung Lichtes in Betrieb zu setzen.

Mit zunehmender Hinneigung zum Alkohol nämlich und meiner wachsenden Vertrautheit mit dem Kundenkreis, ist Lichte immer arbeitsscheuer geworden. Er schämt sich ein wenig, wenn er uns so fleißig sieht. Dieses Schamgefühl willen be­

wahre ich ihm einen Rest von Sympathie.

Er ist z. B. taktvoll genug, das Silbenrätsel,

Tisch verschwinden zu lassen, wenn ich unvermit­telt eintrete. Aus demselben Taktbewußtsein her­

Ein Versöhnungsversuch.  Briand und Caillaug waren lange Zeit ver feindet. Als sie dann Mitglieder des Kabinetts  Painlevé wurden, wollte   Herriot fie versöhnen.

er angeblich in   Berlin, in   Danzig, in   Hamburg| me- ni- a. Sie brauch nichts weiter zu sagen weilt. als dieses Rumenia." Zehn Minuten später fommit Lichte ange­feucht. Er hält sich die Bade mit dem ange­bohrten" Zahn.­

Seit vierzehn Tagen nun geht er zum Zahn­arzt, zu einem berühmten, versteht sich, bet dem man trok Anmeldung stundenlang warten muß. Er nennt mir sogar den Namen. Aber ich soll nur im äußersten Notfalle anrufen. Aber ich weiß ja mit allent so schön Bescheid. Es wird auch gar nichts Besonderes kommen.

Nun will es mir scheinen, als wenn dieser Herr Udo doch etwas Besonderes" wäre.

Merkwürdigerweise stellt sich heraus, daß der Zahnarzt, den Lichte seit zwei Wochen Tag für Tag aufgesucht haben will, feinen Namen nicht einmal kennt. Unter den Patienten im Wartezim Diesen Anruf hätte ich mir sparen können. Mit dem Ober der Scharfen Ecke" habe ich

mer will auch niemand Lichte heißen.

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Das Gesamtprogramm erstreckt sich 1111 wesentlichen auf die endgültige Fertigstellung und Abdeckung des Reichshaushaltsplanes 1932, die Sicherung der Arbeitslosenfürsorge und andere fozialpolitischen Reformmaßnahmen sowie auf ein Arbeitsbeschaffungsprogramm unter gleichzeitigem Ausbau des freiwilligen(?) Arbeitsdienstes. Reichsrat zu.

Der Reichshaushaltsplan geht nunmehr dem

Vier, fünf Wochen vergehen. Mag gefällt mir nicht. Er ist blaß und

mürrisch. Ich begegne der Hauswirtin selten. Um fo sonderbarer, daß ich sie eines Morgens schon auf Abends hat Walter helfen müssen, den völlig der Treppe treffe. Fast will es mir scheinen, als betrunkenen Herrn Udo ins Hotel zu schaffen. habe sie dieses Zusammentreffen gesucht. Eine Ueberweisung der   Rumenia trifft ein. Es ist fatal, daß Mar den Geldbriefträger auf der Treppe trifft. ,, Achthundert", raunt er der Schwester ins  

Ohr.

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Martha Tübel läßt ihren Roller los und ist wie versteinert.

Sie lächelt mir etwas betreten entgegen. ,, Guten Tag Frau Schmidt", sage ich ,,, schon so früh auf den Beinen?"

Sie guckt über das Geländer nach unten. Es tommt niemand.

Ich wollte Sie nur bitten, Fräulein Brüde nter Sie haben es gewiß vergessen bei der Mar rührt nicht die Hand an diesem Tage. vielen Arbeit die jungen Damen haben es Gr sitzt auf einer umgestülpten Kiste und grü- ja heute so schwer es schadet ja auch nichts ich muß bloß am Ersten den ... da brauch ich auch jeden

mit dem Gelde Mietzins bezahlen

kann mich im Augenblick nicht gleich befinnen.

belt. Sein nettes blondes Gesicht ist verfinstert. Es wäre gut, er fände anderswo Arbeit. über dem er sich den Kopf zerbrochen, unter dem ein Abkommen getroffen. Er sagt mir zunächst, ob Aber da ist schon einer arbeitslos bei Straßen- Pfennig nötig. bahnschaffner Tübel. Vor dem Aeltesten haben Lichte anwesend ist oder nicht, damit ich nicht zehn sie Angst, der gibt nichts zum Haushalt. Vater andere Lokale hinterher anrufe. Dann geht er und verdient zwanzig Mark die Woche. Mutter fann nicht mehr so viel wajchen gehen, seitdem sie das fragt, ob Lichte da sein will oder nicht. Nein, Lichte ist nicht in der Scharfen Ede". Aithma bat. Man ist froh, daß die beiden Jüng­Ich überlege. Heute ist Dienstag. Am Diensten verdienen. ist Schlachtfest im Bürgerstübe!".

aus erfindet er immer wieder neue Entschuldigun gen für sein Fernbleiben vom Büro. Wir sehen ihn zuweilen drei, vier Tage nicht.

Da hat er einen Autounfall gehabt und zwei Rippen gebrochen. Der Rippenbruch ist in drei Tagen austuriert. Er zieht den Fuß nach, als er wiederkommt. Ich weiß nicht, ob man hinkt bei Rippenbrüchen. Oder er hat plötzlich Nasenbluten.

Es äußert sich darin, daß er, das Taschentuch unter die Nase gedrückt, fluchtartig das Büro ver läßt, kaum daß er gerade gekommen. Er ist der erste Mensch, den ich mit Nasenbluten auf die Straße laufen fehe.

tag

Hier muß ich diplomatischer vorgehen. Ach rufen Sie schnell mal Herrn Lichte ans Telefon. Ich sollte um diese Zeit anrufen."

Jawoll, Fräulein", ruft der freundliche Ober zurück. Sit eben gekommen. Ich werde ihn holen." Er kommt zurück.

,, Nee, Fräulein, da hab ich mich geirrt. Das is'n anderer."

,, Na, sehen Sie man schnell noch mal nach, ob er's inzwischen nicht doch geworden ist. Die Ange legenheit ist nämlich außerordentlich dringend. Er verschwindet abermals. ,, Tut mir leid, Fräulein."

Seßt weiß man, wie die Reichen ihr Geld verdienen", sagt Martha.

Jit die Miete noch nicht bezahlt?" Jch ,, Nein, nicht die Miete. Ich sprech' von den fünfundzwanzig Mart. Dem jungen Mann hab' ich's schon ein paar Mal gesagt, aber der hat Sie wohl gar nicht erinnert?" Ich ahne einen Zusammenhang. Waren es nicht nur zehn Mark, Frau ,, Einmal zehn und das nächst Mal fünfzehn. Die zehn Mark holten Sie sich noch selbst und nach den fünfzehn schickten Sie den Jungen."

Ich lern es schon auch noch", murrt Mar. Schmidt?"

" Ich gud ihm genau auf die Finger.

Was ich dagegen sage, bleibt ungehört. Die Macht des Bösen ist ja tausendmal überzeugender als die des Guten.

Nur zu bald zeigt es sich, daß meine Be­fürchtung begründet ist. Ich habe eines Tages Der einzige Sohn feiner Mutter ist er längst fein Porto für einen dringenden Expreßverfand. nicht mehr. Ein Bruder aus   Süddeutschland Lichte ist nirgends aufzutreiben. Ich selbst habe tommt zu Besuch, eine Schwester macht Hochzeit, den Betrag nicht verfügbar. So bleibt mir nichts eine Nichte wird getauft, ein Schulfreund begra­anderes übrig, als bei der Hauswirtin zehn ben. Ganz glaubhaft soweit, wenn Tübels nicht Schön. dann bestellen Sie bitte Herrn Mark zu borgen. Bald darauf kommt der Geld­unmittelbar in der Nachbarschaft Lichtes wohnten Lichte, der gar nicht da ist, es warte jemand von briefträger, und ich laffe den entlichenen Betrag und ihn sehen, ausgerechnet an Tagen, an denen der   Rumenia auf ihn. Verstehen Sie recht: Ru- sofort durch Mag zurücktragen.

,, Richtig, ja, entschuldigen Sie bitte, Frau Schmidt. Es ist mir furchtbar unangenehm. Hätten Sie mich doch eher erinnert!"

Sie beteuert nochmals in aller Freundlich feit und Beredsamleit, daß es bestimmt gar nichts ausmache und sie mir gern wieder aus der Ver legenheit helfe.

hinan.

Ich steige schweren Herzens die Treppe Wie muß ich mich jetzt verhalten? ( Fortsetzung folgt.)

JR