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Mittwoch, 25. Mai 1932

alles zum Kampfe gegen die fernöstliche wie gegen die Kriegsgefahr überhaupt zu mobilisieren, jedes zweckdienliche Mittel gegen Kriegstreiber und Kriegsrüster in jedem einzelnen Lande zu ergreifen.

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Nr. 123

schen- ob diese bewußte Verkehrung des so- und für die Sozialistische Arbeiter- Internatio- Sowjetrußland darüber zugrundegehen die[ dreieinhalb Milliarden der Staatswirtschaft zu­zialdemokratischen politischen Willens in sein nale nur einen Weg und ein Ziel in Aktionsbereitschaft und die Aktion der soziali- führen will, die sicher nicht dort bauen werde, Gegenteil durch die hierländische kommuni- dieser schicksalsschweren Lage: stischen Weltmacht lähmen will. Mit dieser wo Arbeitsnot ist, die Nationalsozialisten aber stische Presse von Moskau   als linientreu emp­Feststellung gehen wir aber auch schon zur törper verlangen. ihre drei Milliarden für die Selbstverwaltungs­funden und erklärt werden wird. Vermutlich Tagesordnung über, alle kommunistische Lüge nicht mehr nationalsozialistische Theorie, sondern Diese Behauptung ist schon äußert sich in diesem Nebeneinander sowjet­und Verleumdung, alle fommunistische Ver- etwas anderes, wenn auch Aehnliches, nämlich russischen Interesses an der Verhinderung blendung und Gemeinheit weit hinter uns eine platte unwahrheit. Genosse Ne­eines Krieges durch die Aktion des Weltprole­laffend: mögen sie ihr elendes Parteihandwerk čas will freilich, daß auch der Staat investiert. tariats einerseits und der kommunistischen   Ver­weiter treiben, wie und so lange sie wollen; Selbstverständlich, oder sollen die Eisenbahnen leumdung der sozialdemokratischen Aktions- Je stärker solcher Wille und solche Bereitschaft die Sozialdemokratie rüstet mit jedem Nerv zugrunde gehen, die Staatsstraßen verfallen, bereitschaft andererseits die bekannte Zwiespäl- in jedem einzelnen Genossen für die Verteidigung Sowjetrußlands umso staatliche Bauten nicht ausgeführt werden? Vor tigkeit bolschewistischer Rußland  - und Antiso- Wurzeln schlagen, desto machtvoller wird die lebendiger, je fürchterlicher der proletarische allem der Staat hat die Pflicht, Arbeit zu schaf­zialdemokraten- Politit. Sicher aber geht aus Abwehrkraft jeder sozialdemokratischen Par- Gedanke von den Kommunisten geschändet fen, das jagen die Nazis sonst selbst- dann dem Verhalten der kommunistischen   Presse te i, umso gewaltiger das Gewicht unserer wird, und für die Erhaltung des Weltfriedens, muß er aber auch für die Finanzierung der Ar­hervor, daß es für sie etwas gibt, das ihr noch Internationale sein. Wir stellen die damit sich in ihm der Sozialismus Bahn zum will auch die Investitionstätigkeit der Selbstver­beitsbeschaffung sorgen. Aber Genosse Nečas weit wichtiger ist als die russische   Revolution kommunistische Tollheit fest, die mag auch Siege breche. und deren Verteidigung, nämlich ihr Haß­kampf gegen die Sozialdemokratie.

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drücklich:

Die Unternehmungstätigkeit der Selbstver­waltung bildet mehr als die Hälfte aller öffent­lichen Investitionstätigkeit, darum muß ihr die größte Aufmerksamkeit gewidmet werden." Herr Krebs möge also ruhig die Fahne des

waltung fördern, darum schlägt er ja die Ein­hebung eines besonderen Zuschlages vor, darum Jeder sozialdemokratische Arbeiter, der in Krebs   und Nečas. Nationalsozialisten behandelt dagegen das Zins- beantragt er die Einführung einer Abgabe von problem, aber fragt nur nicht wie! Der Staat unverbautem Grund, darum fordert er, daß mit den letzten Jahren die kommunistische Politik wachen Auges beobachtete, mußte auch auf die Genoffe Abg. Ne čas Erwägungen darüber an- Prozent zur Verfügung stellen und die Zinsen im Wege stehen. Genosse Nečas sagt selbst aus­In einem Leitartikel des Právo Lidu" hat foll den Gemeinden die drei Milliarden zu drei den Hemmnissen aufgeräumt werde, die der Dar­lehensgewährung an an Selbstverwaltungskörper sen Erzez krankhafter Verblendung vorbereitet gestellt, welche Mittel angewendet werden müß- differenz aus eigenem tragen. Das ist freilich sein. Aber unsere Erkenntnis vom Wesen des ten und welche Wege offen stehen, um Geld für eine sehr einfache Behandlung des Zinspro­kommunistischen Frrsinns nimmt ihm nichts die Investitionstätigkeit der öffentlichen Körper- blems und sieht der berühmten Quadratur des von seinem Schrecken, schwächt die verbreche- schaften zu beschaffen. Darüber ist nun Herr Zirkels so ähnlich wie ein Ei dem anderen. Die rische Wirkung dieses kommunistischen   Unter- Krebs in einen wahren Jubel ausgebrochen, Binsknechtschaft wird, wenn nicht gebrochen, doch nehmens nicht ab. Denn wenn die Kommuni- den er in einer Wählerversammlung zum besten gemildert, da ja die Gemeinden nur drei Pro­sten im Angesicht eines Brandes, der die Er- gab. Denn jetzt vermeint Herr Krebs die Sozial- zent zahlen müssen, aber die Herren raffenden rungenschaften der russischen Revolution und demokratie erwischt zu haben. Die Nationalsozia- Kapitalisten, mit denen es also die Hakenkreuz- Triumphes wieder einrollen und in den Winkel listen/ haben nämlich bereits vor acht Monaten ler in Wirklichkeit gar nicht so schlimm meinen, stellen. Arbeit schafft man nicht durch Anträge, jahrzehntelanger europäisch- sozialdemokratischer die Beschaffung von drei Milliarden beantragt, wie man nach ihren Versammlungsreden glau- die zu duzendweis aufs geduldige Papier ge Aufbauarbeit verzehren könnte, die sozialdemo- darüber habe der Sozialdemokrat" gehöhnt, jetzt ben sollte, bekommen doch ihre sechs oder sieben bracht werden können, Arbeit schaffen kratische Antikriegsaktion also in ihr Gegenteil aber beantragen die tschechischen Sozialdemokra- Prozent auf Kosten des Staates. Woher der kann nur ernste und verantwor umlügen und damit den Keil in den wunden ten gar dreieinhalb Milliarden und das sei ein Staat die rund hundert Millionen jährlich zur tungsbewußte Politit. Zu einer fol­Körper des Weltproletariats bis zu einem Triumph des Nationalsozialismus über sozial- Verwirklichung dieser für die Kapitalisten sehr chen sind nicht die marktschreierischen Haken­Bunkte vortreiben, wo sein Lebensnerv sitzt, demokratische Demagogie. angenehmen Methode zur Brechung der Zins- freugler, sondern nur die Sozialdemokraten ge­so nehmen sie das Odium auf sich, in einem Wie leicht doch die Herren Nationalsoziali nechtschaft nehmen soll, darüber haben sich die willt und fähig. Das werden auch die Arbeiter Zeitpunkt, da alle Energien der Arbeiterschaft sten zu Triumphen kommen! Schon vor acht Mo- Nationalsozialisten den Kopf nicht zerbrochen. verstehen. Darum lassen wir Herrn Krebs reden zusammengefaßt werden müßten, um den So- naten haben sie die Beschaffung von drei Milliar- Herr Krebs   meint freilich, daß durch die Ar- und gehen unbeirrt unseren Weg weiter. den beantragt, während die dummen Sozialdemo- beitsbeschaffung Mehreinnahmen eintreten müß­zialismus vor der Zertrümmerung zu bewah- fraten erst fest damit nachhinten. Aber mit Ber- ten, womit der Aufwand des Staates getGemeindewahlen vom Sonntag ren, mörderische Politik innerhalb unserer laub, wenn es nur auf die Stellung von An- wäre. Wenn diese famose Rechnung, Klasse zu versuchen.

trägen anfäme, so könnten wir einfach darauf dann gäbe es längst teine Krise mehr, denn

Tscheradiß bei Saaz  . Abgegebene gültige Es ist wahrscheinlich, daß diese kommu- hinweisen, daß die Sozialdemokratie schon beim bann müßte man nur drauflos investieren und Stimmen 304. Es erhielten: Deutsche nistische Taktik von der Erwägung mitbe- Regierungseintritt die Begebung einer Investi- Arbeit wäre in Hülle und Fülle vorhanden. Ge­stimmt ist, man dürfe kommunistischerseits die tionsanleihe gefordert hat. Mehr noch, die So- rade darin, daß öffentliche Notstandsarbeiten Sozialdemokraten 129 Stimmen und Sozialdemokratie Sowjetrußland nicht vertei- zialdemokratie hat diese Forderung ununterbro- nicht unmittelbar in fapitalistischem Sinne ren- 6 Mandate( 1927 130 Stimmen und 7 Man­digen lassen, weil dies die völlige Entlarvung chen betrieben und gerade auf ihr Drängen ist im tabel sind, liegt ja die Schwierigkeit ihrer Fi- date), Deutsche Volksgemeinschaft 44 Stimmen, der Ueberflüssigkeit und Schädlichkeit der kom- Vorjahre nach Ueberwindung des schwersten nanzierung, die heute das Kernproblem der 2 Mandate( früher nicht kandidiert), Tschechische Wahlgruppe 73 Stimmen, 4 Mandate( 64, 3), ummistischen Politik in Mittel- und West- lis eine Investitionsanleihe, freilich nicht in dem Widerstandes des früheren Finanzministers Eng  - staatlichen Krisenbekämpfung bildet. Darum steht es eben gerade umgekehrt, Bund der Landwirte 58 Stimmen, 3 Mandate europa   dartun würde; es ist weiterhin mög- von uns gewünschten Ausmaße tatsächlich zu- wie Herr Krebs meint. Nicht er, sondern Ge-( 96, 6). Wir verlieren gegenüber der letzteit lich, daß die außerrussischen kommunistischen   standegekommen, und jekt arbeitet die Sozial- noffe Nečas hat brauchbare Mittel empfohlen. Gemeindewahl 1 Stimme und 1 Mandat. Eben Parteien gerade die Gefährdung Sowjetruß- demokratie eben daran, eine neuerliche Anleihe Genosse Nečas hat nicht einfach gesagt, es feien diese 1 Stimme brachte uns um das 7. Man­lands dazu ausnüßen wollen, um den zwar zu Zwecken der Arbeitsbeschaffung zu verwirt Milliarden zu pumpen, sondern er hat darüber bat. Gegenüber den Parlamentswahlen 1929 ge­revolutionär fühlenden, aber sozialistisch un- lichen. Der Triumph der Nationalsozialisten über nachgedacht, wie man sie aufbringen könnte. wannen wir 9 Stimmen. Es iſt zu erwähnen, daß zur letzten Gemeindewahl nur 3, diesmal geschulten Teil der Arbeiterschaft glauben zu sozialdemokratische Demagogie steht eben so aus, Er hat verschiedene Vorschläge gemacht: Bege- aber 4 Parteien um die Gunst der Wähler sich machen, daß Rußland   und Kommunismus   daß die Nationalsozialisten von Arbeitsbeschaffung bung einer Baulosanleihe, die einen starken An- bewarben. Nichtsdestoweniger hat unsere Partei zwei sich dedende Begriffe feien. Aber wie reden, die Sozialdemokraten aber, soweit ihr reiz zur Zeichnung in fich trägt, Ausgabe von ihre Position glänzend gehalten. Einfluß reicht, wirklich Arbeit schaffen. Eisenbahnobligationen, die durch das Eisen­immer dem sei sicher ist, daß dieser bisher wenn jetzt dem Minister für soziale Fürsorge bahnunternehmen sichergestellt, durch einen Er- Miloschitz bei Saaz  . Liste der Kleinbauern tollste Exzeß der kommunistischen   Wahnsinns  - wieder 40 Millionen für produktive Arbeits- trag verzinst werden können, Einhebung eines und Häusler   25 Stimmen und 2 Mandate, Tsche­politik die Bourgeoisie aller Länder losenunterstützung zur Verfügung gestellt wer- besonderen Investitionszuschlages durch durch die chische Wahlgruppe der Kolonisten und Land­beglüden wird, die da glauben darf, daß den, so ist damit mehr getan als mit allem Selbstverwaltungskörper, damit diese ihre An- arbeiter 47 Stimmen, 5 Mandate, Liste der tſche­chischen Meierhofangestellten 18 Stimmen und einem japanischen und antikapitalistischen An- Triumphgeschrei der Nationalsozialisten nebst leihen amortifieren können usw. Genosse Nečas 2 Mandate. Im Jahre 1927 wurde ein Wahl­griff auf Sowjetrußland Erfolg beschieden sein den dazugehörigen Anträgen. hat, mit einem Worte, die Umrisse eines Fi- übereinkommen getroffen, wobei die Kleinbauern Freilich, Herr Krebs hat noch eine Ursache nanzierungsplan es entworfen, Krebs aber und Häusler 4, die Tschechen 5 Mandate erhiel werde, wenn selbst in solchem historischen Mo­ment die Spaltung innerhalb des sozialistischen   zu triumphieren entdeckt, nämlich den wesent hat einfach drei Milliarden verlangt. Das ten. Bei der letzten Volkszählung in Miloschin Proletariats seine brudermörderische Wirkung lichen Unterschied zwischen seinen Anträgen und ist wirklich ein wesentlicher Unterschied und des- wurden 47 Deutsche und 112 Tschechen gezählt. jenen des Genossen Nečas. Dieser Unterschied halb können wir die Anregungen des Genossen Bei der Barlamentswahl 1929 erhielt die besteht allerdings, aber wenn wir ihn näher be- Nečas unterstüßen und brauchen dennoch von Deutsche Sozialdemokratische Arbeiterpartei 14 Es wäre unverantwortlich, die Möglich- trachten, wird von dem nationalsozialistischen unserem Vorwurf der Demagogie gegen die Stinnten. Auf der Liste der Hofangestellten tan­feit solcher Wirkungen auf den Gang der Ent- Triumph nichts übrig bleiben. Der Unterschied Sakenkreuzler nicht ein Quentchen zurückzuneh- didierte diesmal der tschechische Restgutbesizer, wicklung in der nächsten Zeit zu unterschätzen. besteht nach Krebs darin, daß die Anregungen men. der natürlich auf die auf dem Hof noch beschäftig­Aber um so mehr gibt es für jeden Sozial- des Genossen Nečas das Zinsproblem beachten Der zweite Unterschied zwischen Krebs und ten deutschen Arbeiter einen bestimmten Drud demokraten, für jede sozialdemokratische Partei lund daher unbrauchbar seien. Der Antrag der Nečas besteht angeblich darin, daß Nečas die ausübte.

erweisen werde.

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Schicksale hinter Schreibmaschinen.

Von Christa Anita Brüd. Das war ganz gescheit von Ihnen, daß Sie gleich mit dem lieben Gott geredet haben. Denn das weiß man doch, daß der nicht mit sich spaßen läßt. Dem kann man nicht gut was ver­sprechen, bloß damit er einem hilft und nachher hält man's nicht. Da würd' es einem ja fein dreckig gehen."

Vielleicht?" Mar bekommt Mut. Er schielt nach den Zigaretten.

Aber dann muß man auch wieder sagen: Wenn es einen gibt, da oben, der aufpaßt, warum bestraft er die Reichen nicht? Die Reichen fön­nen machen was sie wollen. Das liegt am Geld." Sagen Sie mal, Max, wer gehört eigent­lich alles dazu, wenn Sie von den Reichen" reden? Ich glaube, das ist ein unsicherer Be­griff."

"

Na", sagt er ,,, zu allererst mal der Lichte." " Lichte? Na ja, er verdient so ganz gut. Aber um reich zu sein, müßte man schon etwas mehr haben. Und weiter, wen zählen Sie noch zu den Reichen?"

,, Da ist der Pokral vom Residenz- Theater. Das ist auch so einer, der nichts tut und viel Geld friegt. Ich kenn' dem seinen Vorführer. Der Vorführer ist verheiratet und hat noch so viel, daß er seine Kinder durchbringt. Der muß bloß immer schuften."

Lichte, Pokral. Wer nun noch, Mar? Bielleicht wissen Sie noch eine ganz andere Sorte bon Reichen?"

er jedesmal, wenn er schlug und guckte einem so richtig ins Gesicht, ob's auch weh tat." ,, So, der war also reich. Da hatte er wohl oft einen neuen Anzug und immer feine Schlipse?" Nee, nee, der und feine Schlipse! Den felben Anzug hat er getragen, solange wir in die Schule gingen."

Da war er am Ende gar kein Reicher? Warum rechnen Sie ihn dazu?"

Doch, die Reichen, das sind eben die, die die Macht haben und uns wegen dieser Macht quälen. Die meisten sißen ja im Auto und haben ein eigenes Haus. Aber das kommt immer erst, wenn sie genug Arme gefunden haben, die für fie arbeiten und sich von ihnen schinden lassen." Wer sagt das, Mar? Der Vater, der Bruder?"

Jezt kann er nicht mehr widerstehen, langt nach den Zigaretten. Er entzündet eine mit Be scheidenheit und macht vorsichtig einen Zug.

,, Das hab' ich mir eigentlich selbst so zurecht gelegt, seit ich beim Lichte bin. Sehen Sie mal, als Sie noch nicht da waren, da hat er arbeiten müssen. So sehr viel hat er damals noch nicht verdient. Dann sind Sie gekommen und haben seine Arbeit gemacht. Jest machen Sie alles und kriegen hundertfünfundsiebzig Mark dafür. Das mag ja wohl eine ganze Menge Geld sein, aber wenn man so bedenkt, wie der zu Ihnen ist, wo Sie ihm doch sein Geld verdienen, und wie wenig er selbst tut und wieviel Hundertmark scheine ich schon so weggebracht habe in die

Kneipen.

von den Reichen, nun wird es uns schlecht gehen. liegen. Habe ich Veranlassung, anzunehmen, daß Erst haben Sie ja auch nicht viel mit uns ge- Lichtes Beispiel dermaleinst ausgelöscht werden sprochen. Da haben wir gedacht, die hälf's mit wird aus diesem jungen Gemüte? dem Lichte, die wird uns schon rumjagen. Aber ,, Aber wir können uns doch nicht wehren", dann sind Sie so freundlich gewesen, und nach jagt er, was sollen wir denn tun?" her haben Sie uns immer geholfen. Die Martha Es flingt in mir nach, es braust und wühlt sagt, das kommt bloß, weil Sie arbeiten müssen. und gräbt in mir, als ich diese Nacht nicht zur Wer selbst richtig arbeiten muß, der kann gar Ruhe tommen tann. Wie können wir uns web nicht so gemein sein zu denen, die unter ihm ren, was sollen wir tun? stehen."

Immer noch sind wir vier allein. Das Ge schäft wächst stetig. Wir müssen ungezählte Ueberstunden machen. Der freie Sonnabend Nachmittag wird zur Legende.

Ich komme vom grüblerischen Blick der Nun will ich Ihnen mal was sagen, Max, Knabenaugen nicht los und sehe Lichtes Augen und Sie müssen es glauben, wenn's auch ein daneben, blank und funkelnd wie Moorwasser. bißchen unwahrscheinlich für Sie Hingt. Die meisten Kaufleute, Fabrikbesitzer, Großindustriel­len, die Leute, die im Auto fahren und ein eige­nes Haus haben, sagen wir mal ruhig in diesem Falle die Reichen", müssen noch viel mehr ar­beiten als Sie und ich und die Martha und der Walter. Nicht jeder verdient sein Geld so leicht wie Herr Lichte."

,, Reiche, die arbeiten, kenne ich aber nicht", sagt Max, da glaub ich das nicht."

,, Sie hatten gewiß doch noch andere Lehrer als den für Rechnen und Singen. War denn nicht einer dadrunter, der gut war?"

dig.

,, Doch, der Borbe. Der Borbe war anstän­Der Borbe hat nie einen geschlagen." ,, Und er hatte doch auch die Macht?" fa, die hatte er."

Mar, wenn nun Borbe, die Macht hatte, Sie zu quälen und doch gut war, glauben Sie nicht, daß es dann auch Arbeitgeber geben kann, die große Macht haben und doch gut sind?"

Ich weiß nicht. Beim Lichte, das ist doch meine erste Stelle. Ich hab mir vorgenommen, nichts mehr zu glauben, was ich nicht selbst sehe. Wenn ich mal zu einem fomme, der anders ist, dann will ich einsehen, daß nicht alle so sind wie der Lichte."

Nun sagen Sie mal, Mag, Sie sprechen da von mir. Zu welchen gehöre ich denn nun eigentlich, zu den Reichen oder zu den Armen?" Diese Frage ist ihm sehr fatal. Er zieht an Ja, der Lehrer zum Beispiel, bei dem wir seiner Zigarette. Rechnen und Singen hatten. Das war ein Hund, Wie Sie tamen aber das müssen Sie fann ich Ihnen sagen. Der schlug immer. Für mir nicht übel nehmen, Fräulein Brüdner- Mir legt sich ein Alp auf die Brust. Ich jeden Dred gab's zehn in die Hand. Sist, machte da haben wir gleich beide gesagt, das ist eine dende zurüd an die Arbeitgeber, die hinter mir

"

Er sagt das treuherzig.

Wenn Sie fertig sind, machen Sie man auch Schluß", sagt Lichte und geht um halb drei. Es soll sich anhören, als gingen wir eine Stunde später auch. Auf diese Weise will er unsere Ueberstunden vertuschen. Ich habe meine Not die Jungen bei der Arbeit zu halten. Ab und zu meutern sie in Lichtes Hörteite. Dann frie gen fie fünf Mark in die Hand gedrückt, und gegen fünf Mart sind sie mach flos. Die steden fie glückstrahlend in die Hosentasche und find wil­lig, bis der letzte Pfennig vertan ist. Dann mur ren sie wieder.

Jch bekomme jeßt eine leine Provision. Sie beträgt monatlich fünf bis acht Mart. Lichte betrügt mich dabei, so viel er kann. Ich habe es also in dreijähriger treuester Arbeit dazu ge bracht, daß ich das Mindestgehalt einer Dis ponentin bekomme. Immerhin: wer sonst in Königsberg   zahlt einer Kontoristin hundertachtzig Mark?

Lichte und ich find erbitterte Feinde. Wir sprechen höflich miteinander, beinahe offiziell, aber insgeheim läßt er feine Gelegenheit vor übergehen, mich zu demütigen. Und ich gebe mir leinerlei Mühe mehr, meine Geringschäzung für ihn zu verbergen.

( Fortsetzung folgt.)