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Donnerstag, 2. Juni 1932

Bilder aus einer Hochburg der Nazis.

Zur Illustrierung nationalsozia= listischer Wohnungsfürsorge hier noch das Bild eines

Gemeindewohnhauses

in der von den Nazis verwalteten Stadt Fulnek in Mähren .

In dieser elenden Barade woh­nen drei Familien. Eine Fa­milie aus drei Personen, eine Fa milie aus fünf Personen und eine Familie aus sieben Personen beste­hend. Es ,, hausen" darin also fünf­zehn Personen!

Sette b

Die Ausführungen des Genossen eins mer hinterließen auch bei den anwesenden Bauern starken Eindruck und der schon von Natur aus sehr nervöse Abg. Wagner ließ in seiner Debatterede alle Minen der Demagogie springen, um die Gunst seiner Anhänger nicht völlig zu verlieren. Seine Bemühungen blieben freilich erfolglos, selbst seine Aufforderung ,,, den Sozial demokraten, der aus der Stadt ins Dorf komme, um das Landvolk zu verheten, mit einem Fuß­tritt wieder hinauszuerpedieren", wurde gänzlich ignoriert. Er probierte es dann mit einer Polemit", aber was er vorbrachte, war ſo bodenlos dumm, daß er sich damit nur heillos blamierte. So erzählte er u. a., daß es im tschecho­slowakischen Parlament über 200 Sozialisten" gäbe alle BParteien, die Landbündler und die tschechischen Agrarier ausgenommen, sind nach der Meinung des H. Wagner, sozialdemokratisch" er behauptete, daß in Frankreich die Sozia listen seit dem Kriege immer in der Regierung waren, er verwechselte Herriot mit Leon Blum , er sagte, daß der Wiener Bürgermeister Genosse Seit den Justizpalast anzünden wollte. Wagner frönte den vorgetragenen Stumpf­sinn mit der Behauptung, daß der Schuh­fönig Bafa sozialdemokratischer Landtags abgeordneter sei

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Soviel Blödheiten auf einmal bekommt man selten zu hören und unsere Genossen wunderten sich immer wieder darüber, daß ein politisch so ungebildeter Mensch, der noch dazu früher einmal Lehrer war, sich also wohl für einen Inteller­tuellen" hält, es beim Bund der Landwirte bis zum Abgeordneten bringen kann. Natürlich schimpfte der Herr Wagner auch tüchtig auf die

In dieser Elendsbude ist ein Teil des Dritten Reichs" verwirklicht! Strantenversicherung und auf die ſoziale Für­

Die Wirtschaftskrise und die

Gewerkschaften.

Forderungen des Aussiges Kongresses. 3um Buntt 3 der Tagesordnung: Die Wirtschaftsfrise und die Forderungen der Gewerkschaften, wurde nach dem Schlußwort

deren Ziel die Schaffung einer Wirtschafts­gemeinschaft aller Völker ist.

Von der heutigen Weltwirtschaftsfrise wird

des Gen. Schäfer folgende Entschließung in hohem Maße auch

angenommen:

die Tschechoslowakische Republik

Eine Krise der Weltwirtschaft von noch nie betroffen. Die Zahl der Beschäftigungslosen hat dagewejenem Umfange lastet seit zweieinhalb Jahren auf allen Staaten und Völkern und ver- unserem Staate eine bedrohliche Höhe erreicht. ursacht Not, Elend und Verzweiflung. Viele Mil- In manchen Industrien sind die Betriebseinstel­lionen Arbeitshände sind zum Feiern verurteilt. lungen außergewöhnlich zahlreich. Insbesondere Zahllose Betriebe mit Arbeitsmitteln in höchster trifft das auf jene Industriezweige zu, die aus verschiedensten Ursachen selbst in den Tagen der technischer Vollendung sind stillgesetzt. Die Pro- aufsteigenden Konjunktur stärker zu kämpfen hat duftion stockt und der internationale Warenver- ten. Vorwiegend auf den Erport angewiesen, geht fehr schrumpft bedenklich zusammen. Die ganze Weltwirtschaft ist aufs Tieffte er in jenen Berufen infolge der Weltwirtschaftstrije Die ganze Weltwirtschaft ist aufs Tiefste er schüttert und immer deutlicher tritt zutage, daß die Beschäftigungslosigkeit weit über den Durch ein Ausweg aus diesem verhängnisvollen Zustand Schnitt hinaus. Durch entsprechende handelspoli nur noch mit außergewöhnlichen Maßnahmen, fische Schritte eine Belebung der Produktion und aber nicht mehr mit den üblichen kapitalistischen die dringendste Aufgabe der staatlichen Gesezge­eine Steigerung der Ausfuhr zu ermöglichen, ist Mitteln gefunden werden kann. Es handelt sich bei dem gegenwärtigen Tiefbung, der Regierung und des Parlamentes. Bor stand in der Weltwirtschaft nicht mehr nur um allem aber verlangen die Freien Gewerkschaften, eine der periodisch wiederkehrenden Krisen der daß m der Zeit der Massenarbeitslosigken der fapitalistischen Wirtschaftsordnung, sondern um Staat durch Bereitstellung von Mitteln Arbeits­eine wirtschaftliche Katastrophe der ganzen zivilifierten Welt, deren Dauer noch gar nicht abzusehen ist,

auch

möglichkeiten schafft und die öffentlichen Körper­schaften in den Stand setzt, bei Beschaffung von Arbeit für Beschäftigungslose in weitem Ausmaße mitzuwirken. Außerdem fordern die Gewert­fchaften:

a) Verkürzung der Arbeitszeit auf höchstens 40 Stunden in der Woche,

b) eine durchgreifende Verbesserung der Handelsbeziehungen mit den Nachbar­staaten, die an unserer Ausfuhr und Einfuhr am stärksten beteiligt sind. Beseitigung aller den Warenverkehr mit dem Auslande erschwerenden Devisenvorschriften und ähnlicher Maßnahmen.

c) Die auf der Internationalen Wirtschafts­Tonferenz im Jahre 1927 in Genf aufgestellten

Grundsäße in der Zollgesetzgebung zu be­achten. In den Fragen der Zölle sind die Vertreter der Gewerkschaften zu hören, also nicht nur die Arbeitgebergruppen.

Größtmöglichste Förderung des Wohnungs­

baues.

sorge. Als die anwesenden Arbeitslosen ihm zu verstehen gaben, daß auch sie ein Recht zum Leben haben und daß sie auf jede Unterstüßung gerne verzichten, wenn man ihnen nur Arbeit gibt, meinte der Herr Wagner, der freilich genug zum leben hat er bezieht außer seinen Abgeord

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offe

d) Aufstellung eines umfangreichen und lang- neten- Diäten eine schöne Lehrerpension und besitt fristigen Planes für öffentliche Arbeiten außerdem eine Wirtschaft Die Aufstellung eines Investitionsprogrammes hat 3ynismus: unter Mitwirkung der Gewerkschaften zu erfolgen. ,, Wer weiß, ob ihr überhaupt arbeiten wok. Bei den öffentlichen Arbeiten muß die Einhaltung Nun, die Antwort, die er darauf zu hören bekam, bestehender Tarifverträge und Lohnvereinbarungen, wird er wohl nicht so bald vergessen. Zulegt malte sowie die vierzigstündige Arbeitswoche zur Vorbe der Herr Wagner noch den Teufel Sozialismus" dingung für Vergebung von Aufträgen gemacht werden. Es sind bei diesen Arbeiten zunächst Be- recht schreckhaft an die Wand. Die Sozialdemo schäftigungslose aus jenen Gemeinden und Bezir- fraten", sagte er ,,, wollen euch Bauern den Besit ten zu verwenden, in deren Bereich diese Arbeiten wegnehmen und euch von der angestantmten Scholle vertreiben, so wie sie es in Sowjetruß durchgeführt werden. land gemacht haben." Aber selbst dieser Schlager" zog nicht mehr, denn die übergroße Mehrheit der Raujenbrucker Bauern war über die Ziele der Sozialdemokratie längst besser unterrichtet als ihr Abgeordneter. Genosse Leins mer rechnete in seinem Schlußwort mit der Demagogie des Herrn Wagner ausgiebig ab und dem Vertreter der südmährischen Bauernschaft" wurde bei der Ent­larvung seiner Lügen und Verleumdungen immer weniger wohl zumute. Der Herr Wagner machte zwar noch den Versuch, den Genossen Leinsmer dadurch einzuschüchtern, daß er die Bauern auf­forderte in Raufenbrud feinen Roten zu dulden, denn er sei der Herr Abgeordnete und niemand anderer habe daher hier etwas zu reden", abe als Genosse Leinsmer darauf entgegnete,

e) Die genossenschaftlichen Orga nisationen der Erzeugung und des Konjums find zweckmäßig zu unterstüßen.

f) Die Aufnahmefähigkeit des Julandmarktes ist zu heben. Das hat dadurch zu geschehen, daß der Schmälerung des Einkommens der Arbeiter und Angestellten durch Lohn- und Gehalts­fürzungen entgegengewirkt wird. Aus­fömmliche Löhne find notwendig, um den Inlands abjay zu erhöhen, um Industrie, Gewerbe und Landwirtschaft zu beleben.

Schaffung eines Kartellgejekbes, das die Wirtschaftspolitik und Preispolitit der Kartelle regelt.

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daß der Herr Wagner nur solange Abg. bleiben wird, solange fich Einfältige genug finden, die ihn wählen, hatte der Abg. ai Lechwiß genug.

g) Die zunehmende Bedeutung wirtschaftlicher Fragen macht es notwendig, daß der bestehende Wirtschaftsrat ausgebaut und zu einer Wirt: schaftsvertretung erweitert werde. Diese Wirtschaftsvertretung hat bei der Vorbereitung von wirtschaftlichen Gefeßen und Maßnahmen So endete die Versammlung. die vorwiegend von landbündlerischen Wählern besucht war, mit entscheidend mitzuwirken. h) Von dem Parlament und der Regierung einem vollen Erfolg für die Sozialdemokratie. verlangt der Kongreß die weitgehendste Mitwirkung Aufgabe unserer Genossen wird es nun sein bei der Neuordnung der wirtschaftlichen Verhält müssen, durch verstärkte Aufklärungsarbeit auf nisse Europas durch Schaffung eines großen dem Lande die vom B. d. L. systematisch gegen einheitlichen Wirtschaftsgebietes, in die Arbeiter verhette Bauernschaft ganz für dessen Bereiche der Warenverkehr von allen Ein- unsere sozialistischen Ideen zu gewinnen. schränkungen frei bleiben muß.

Der Bund der Landwirte gegen die Sozialpolitit.

um eine Krise des kapitalistischen Systems an sich. In den Jahren des Konjunkturaufstieges, die der gegenwärtigen Erschütterung der Weltwirtschaft borausgegangen sind, wurde der Produktions­apparat in allen Ländern außerordentlich verbes­fert, die Ergiebigkeit der Produktion durch Ein­führung wissenschaftlicher Arbeitsmethoden, durch Aufstellung von Maschinen mit gesteigerter Lei­stungsfähigkeit und durch die Rationalisierung der Betriebe außerordentlich erhöht. In den Lager­häusern liegen ungeheure Vorräte an Erzeug­nissen für den menschlichen Bedarf, ohne Ab­nehmer zu finden. Die Märkte sind überschwemmt Amerikanisches Steuerprogramm mit lebenswichtigen Gütern, während sich die Absatzmöglichkeiten immer mehr verringern. soll 1000 Millionen Dollar einbringen! Zwischen der Ergiebigkeit der Produktion und der Washington, 1. Juni. Im Senat wurde Kauftraft der Bevölkerung flafft ein unerhörtes Abg. Wagner beschimpit die Arbeitslosen als Saulenzer. heute das neue Steuerprogramm mit 72 gegen 11 Mißverhältnis, das mit der Ausbreitung der Ar­beitslosigkeit andauernd schlimmer wird. Der von Am Sonntag abends hielt unsere Partei in vor, die Interessen der Bauern zu vertreten, aber Stimmen angenommen, das einen Betrag von den Unternehmern in den europäischen Krisenlän- Rausen brud, Bezirk 3naim, eine öffentliche er vertritt nur die Interessen der Großagrarier, Die Unterschrift des Präsidenten wird vermut­1000 Millionen Dollar bringen soll. dern erzwungene Lohn- und Gehaltsabbau, durch Versammlung ab, die einen Massenbejuch auf- feineswegs aber die der kleinen Landwirte. Er den die Gestehungskosten der Erzeugnisse der Bewies und in der Genosse Leins mer aus denkt an nichts anderes als an eine fortwährende lich Ende dieser oder Anfang nächster Woche ge­triebe herabgesetzt werden sollten, haben den Stomotau über die Weltwirtschaftskrise sprach. Erhöhung der Agrarzölle und an den Abbau geben werden. Außerdem hat der Senat eine Krisenzustand nur noch verschärft. Es haben aber zuvor hatte im gleichen Lokal der Abg. Hans der sozialen Lasten". Er ist unablässig bemüht, Resolution gefaßt, die gemäß einer von einer Wagner aus Lechwitz in einer Bersammlung die sozialen Errungenschaften der Arbeiterklasse Unterfommission ausgearbeiteten Vorlage eine des Bundes der Landwirte zu den Zeitproblemen zu demolieren. Damit ist den Kleinlandwirten Stellung genommen" und die Teilnehmer an nicht gedient, Alle Zollerhöhungen nüßen ihnen Dieser Versammlung waren gleich da geblieben, so gut wie nichts und Anstatt an einen grundlegenden Wiederaufbáu um auch den Standpunkt, den die Sozialdemo­der Weltwirtschaft, insbesondere aber an die Be- fratie zu den aktuellen Gegenwartsfragen ein­lebung der Wirtschaft in Europa zu schreiten, nimmt, tennen zu lernen. Während nun der Herr perren sich die Staaten immer mehr gegeneinan Wagner seinen Anhängern weiszumachen ver­der ab. Hochschutzölle und eine unsinnige Dros suchte, daß das deutsche Volk erst dann wieder jelung des Warenaustausches zwischen den Län- besseren Tagen entgegenschen wird, wenn Deutsch­dern durch Kreditsperre und andere verfehlte land sich das Recht erkämpft hat, militärisch auf­Politische Schießerei in Barmen. Maßnahmen, vermehren die Absatzschwierigkeiten rüsten zu dürfen, verwies Genosse einsmer und schließen immer mehr Menschen aus dent gleich zu Beginn seiner Rede darauf hin, daß Wupperthal, 1. Juni. Gestern fand in einem Produktionsprozeß aus. Es gibt nur einen Weg das deutsche Volk, insbesondere die deutsche Ar- Die Landwirte täten viel flüger, sich mit den aus der schweren Erschütterung der Weltwirtschaft beiter- und Bauernschaft heute wohl andere Sor Arbeitern als ihren Konsumenten zu verstän- Lokal in Barmen eine Versammlung der NSDAP und das ist, eine auf Bedarfsdeckung gerichtete gen haben wird, als sie der Herr Wagner geäußert digen, mit dem Industrieproletariat in direkte statt. Schon vor deren Beginn hatten sich in Blanwirtschaft, also der Aufbau einer neuen hat. Die tlaffenbewußte Arbeiterschaft hat längst wirtschaftliche Verbindung zu treten und auf den umliegenden Straßen Angehörige anderer Wirtschaftsordnung, die den Grundfäßen des erkannt, daß die Ursache ihrer Not im fapita- diese Weise den heute allein profitierenden politischer Parteien angesammelt, um die Ver Sozialismus entspricht. listischen Wirtschaftssystem zu suchen ist und daß Zwischenhandel auszuschalten. Ein Getreide- fammlung zu stören. Auf die Polizeibeamten, die nur der Sozialismus dem Proletariat Hilfe und monopol, wie es die Sozialdemokraten vor- zu der Wiederherstellung der Ordnung eingesetzt Rettung bringen fann. Auch das Landvolk wird schlagen, könnte der Bauernschaft alle jene Vor- wurden, wurden acht Schüsse abgefeuert. Die endlich begreifen lernen müssen, daß es wirt- teile bringen, die sie von den Zöllen vergeblich Bolizeibeamten erwiderten das Feuer auf die schaftspolitisch neue Wege suchen muß, wenn es erhoffen. Nur durch den Uebergang zur Plan- Demonstranten, von denen einer einen Ober­nicht verelenden will. Vor allem wird eine völlige wirtschaft ist die Krise zu überwinden. Ar- schenkelsch it erhielt und ins Krankenhaus Abkehr von der Politik, die der Bund der Landbeiter und Kleinbauern sollen sich verbinden und eingeliefert wurde. Insgesamt wurden etwa bun wirte betreibt, erfolgen müssen. Der B. d. L. gibt gemeinsam für dieses Ziel lämpfen. dert Personen zwangsgestellt.

die fapitalistisch eingestellten Regierungen in der Bekämpfung der schweren Wirtschaftstrife vollständig versagt.

Die freien Gewerkschaften der Arbeiter und Angestellten unterstüßen aus dieser Erkennt nis heraus die Politik der sozialdemokra tischen Parteien, die in den großen Wirt­schaftsfragen darauf gerichtet ist, die Hinder­nisse einer neuen Ordnung der Produktion im Sinne der Gemeinwirtschaft zu beseitigen,

jeder Schlag, den die Landbündler gegen die Arbeiter führen, trifft nur die fleinen Bauern selbst, denn jeder Angriff auf die Lebens­haltung des Proletariats schwächt nur dessen Kauftraft und da die Arbeiterschaft der größte Abnehmer der landwirtschaftlichen Produkte ist, fommen auch die Kleinbauern schwer zu Schaden.

erabsezung aler Beamtenge. bälter um zehn Prozent vorsicht, und zwar ohne Ausnahme. Damit ist der Hauptschritt zur Ausführung des Sparprogramms geschehen, dem eine Reduktion der Regierungsaus= gaben um 238 Millionen folgen soll, das heißt um denselben Betrag, den die durch das H00­ber Moratorium aufgeschobene Kriegsschulden Zahlungen ausmachen würden.