Nr. IW Sonntag, 5. Juni 1932 Leite 3 Noch immer eine halbe Million Arbeitolole. Fortsetzung der Srnähraug«- und MUchattio«. Prag , 4. Juni. Nach den Mitteilungen des Fürsorgeministers im letzten Ministerrat ist «ach den vorläufigen Daten über den Monat Mai die Zahl der Arbeitslose» um rund zwä l f Prozent gesunke«. Während End« April 548.000 Arbeitslose gezählt wurden, beläuft sich ihre Zahl Ende Mai auf etwa-185.000 Perso­nen. Gegenüber dem Höchststand, der Ende März zu verzeichnen war, ist die Arbeitslosenzahl von 835.000 um rund l£0.000 zurückgegangen. * Für die Ernährungsaktion des Fürsorge­ministeriums wurden für den Monat Juni 18 Millionen bewilligt, für die Milchaktion für die Kinder Arbeitsloser zwei und für produktive Arbeitslosenfürsorge weitere 40 Millionen. düngen gegen di« Genossenschaften und ihre Funktionäre und verweist auf di« Methode, jede geringste Mtion der Kommunisten für die Ar­beitslosen groß aufzumachen, wenn auch nichts dahintersteckt. Was aber die Sozialdemokraten tun, ist ,verrat", wenn es auch den Arbeitslosen mehr bringt. Di« Kommunisten treiben da ein doppelzüngiges Spiel. Gen. Rehzl-Teichstatt: Di« Kommunisten beginnen in Reichenberg so, wie fte es in Halle getan haben. Sie gehen jetzt daran, das Haus der Genossenschaft in Gablonz zu verkaufen; st« kaufe« nicht bei der GEC, sondern bei private« Großhändlern. Dies« Methode« vo« Gcnosscnschastspfuschen könne« nicht unsere Methoden fei«. Gen R e h z I erinnert unter stürmischen Ent­rüstungsrufen des Berbandstages an die Ent­lassungen der sozialdemokratischen Lagerhalter in Reichenberg und an die rüden Beschimpfungen, welchen Gen. Fischer von Seiten der Kommu­nisten ausgesetzt war. Strauß-Reichenberg versucht vergeblich, die Borwürfe gegen den Reichenberger Verein irgendwie zu entkräften Jcd« Unwahrheit wird von den Delegierten sofort zurückgewiesen Als Strauß erklärt, daß die Arbeitslosenunterstützung, wie ft« di« Sozialdemokraten in den Genossen­schaften durchführen, nur Illusionen erweckt, wird der Widerspruch so stürmisch, daß der Rest seiner Rede fast vollkommen untergeht. Gen Marx- Trautenau weist im einzelnen nach, daß die Reichende««! Genossenschaft Waren, welche die genossenschaftlich« Eigenproduktion liefern kann, von Privatunternehmern bezieht. Das ist kommunistische Praxis! In Reichenberg kostet das Brot Ls 2.50 per Kilogramm, während es die Nachbarvereine um 2.20-liefern können Wie verhält sich daS zu den kommunistischen Phrasen? Di« Söhn« des Personals haben die Kom­munisten in Reichenberg bereits vor Mona­ten reduziert. Aus Antrag des Gen. P a n k ra tz wird hier­aus Schluß der Debatte beschlossen. Gen. Rudolf Fischer stellt abschließend fest, daß währen­des KamvfeS der kommunistischen Opposition und der KP6. um die Reichenverger Genossenschaft dieser von der GEC. nur soviel Ware geliefert wurde, als wirklich bezahlt werden konnte. Strauß hat in einer Versammlung am 2. Mai eine Resolution beantragt, in welcher die GEC. scharf angegriffen wird; aber bis heute wartet die GEC<mf die Vorlage der Resolution. Erst angreifen, dann aber nicht den Mut habe«, für das Gesagte einzutrete«: das ist di« Art, mit welch«! sich die neue Reichen­berger Bereinsleitung«ingeführt hat! Gen. Fischer nimrnt dann«inen kommunisti­ schen Vorwurf nach dem anderen vor und zeigt ihre llrchaltbarkeit. Er teilt mit, daß man vor einer Woche m der Reichenberger Arbeiterbäckerei«inen Sozialdemokraten entließ, der 23 Jahre dort gearbeitet hat, angeblich weil keine Arbeit für ihn sei!(Lebhafte Entrüstung.) Der Verbandstag wir- Klarheit schaffen. Wir verwahren uns gegen die Methode, aus den Genossenschaften«in Instrument des Kampfes der Arbeiterschaft untereinander zu machen.(Beifall.) Zum nächst«« Tagesordnungspunkt, »Die Frau in der Genossenschaft" referiert Genossin Riedl. Sie kann darauf Hin­weisen, daß die Beteiligung der Frauen an der Arbeit in den Genossenschaften in den letzten Jahren in stetem Anstieg begriffen ist. Die Werbeaktion hat über 12.000 neue Milgliedsfamilien gebracht. Es wird unsere Aufgabe sein, die Mitgliedschaft zu erziehen und zu-eigen, welche gewaltigen Ziele die Bewegung hat, die wir ständig neben unserer Auf. gab«, der Arbeiterschaft materiell« Vorteile zu bringen, im Auge behalten müssen. Um di« Frauen noch stärker heranjiehen zu können, wird es not- wendig sein,«irrige organisatorisch« Maßnahmen zu treffen, damit die Frauen m«hr Funktionen er- langen können als bisher Das trifft vor allem auf die kleinen und entlegenen Genossenschaften zu. Dir dürfen dabei kein Gebi«: übersehen oder vernachlässigen. Die Arbeiterschaft leidet heute mehr als es jemals der Fall war, di« Arbeiter­frauen chaben di« größte Last däbei zu tragen. Tahin zu wirken, daß es anders werd«, betrachten wir als die«rste Aufgabe der Frau in der Genossen- schaslSbetregung. Di« einzige Kommunistin, P a tz a k-Reichen- bcrg, die in der Debatte sprach, ging auf die Sache gar nicht ein, sondern sprach über alle möglichen anderen Dinge, ebenso Seid t-Reichen­berg. Mit dem, was die beiden sagten, wurden die Genossinnen Zimm« r-B.-Kamnitz und Edelman n-Komotau, kehr schnell fertig. Ge­nossin Riedl sprach im Schlußwort vor allem über die Notwendigkeit, in den Genossenschafts­versammlungen die Mitgliedschaft über alle Fra­gen, welche mit der Genofsenschaftsbewegung zu- sammenhängen, zu informieren. Durch die kom­ munistischen Methoden werben wir uns aber nicht irre machen lasten, wir werden unseren Weg ruhig weitergehen. Ebenso wie es die Inter­nationale Frauengilde tut, werden auch wir jede Gelegenheit wahrnehmen, um die Sache der Ab- r ü st u n g zu fördern. Wir werden alles daran­setzen, um di« Ziel« der Genostenschaftsbewegung zu verwirklichen. Hierauf erstattete Gen. Schröpfer-Asch den Bericht für die Mandats-, Wahl- und Antragsprü­fungskommission, in welcher jeder Kreis durch einen Delegierten vertreten war: Anwesend waren 138 Delegierte mit 193 Stim­men, welche 101 Genossenschaften von 149 dem Ver­bände angeschlostenen vertraten. Der Bericht wurde einstimmig angenommen. Ebenso wurde der Vorstand einstimmig wiedergewählt und der Berbandsbeitrag in dersel­ben Höhe wie bisher festgesetzt. Dem Verbandsvorstvnd wurde es überlassen, den Ort des nächsten Verbandstages zu bestim­men. Benn PunkrFreie Anträge" wurde entsprechend dem Vorschlag der Kommission e i n- stimmig beschlossen, den Antrag der Ge­nossenschaft Teichstatt auf Teilung des Krestes 3 dem Derbandsvorstand zuzuweisen. Dazu sprachen Gen. Rehzl-Teichstatt und Strauß-Reichen- berg. Den Vorschlag der Kornmission, überden Antrag der Genossenschaft Vorwärts-Rcichen- berg aus Ausschluß der Allg. Konsum-Gen. Rei­cherwerg aus dem Verbände zur Tagesord­nung über zu gehen, nahm der DevbandS- tag mit allen gegen 5 Stimmen an. 5 Nachdem di« Tagesordnung erledigt war, schloß Gen. Lorenz den Verbandstag mit einer kurzen Ansprache, in welcher er der Zu­versicht Ausdruck gab, daß sich die Genossenschafts­bewegung weiter festigen und ihrem Ziele immer näher kommen werde. DasLied der Ar­beit", von den Delegierten gesungen, gab dem Verbandstage einen würdigen Ausklang. * ch* Die Konsereaz der Frmen. Die Frauen hielte« Freitag chre ordent­liche Konferenz ab. Die rege Anteilnahme an den wirtschaftlrchen Geschehen unserer Zeit, und das tiefste Verständnis für wirtschaftliche Fragen, das in der hochstehenden Debatte zum Ausdruck kam, sagt uns, daß die kurze Zeit, der inten­siveren Teilnahme der Frauen an den Ausbau der Genossenschaft, den Genoflenschaftsgedanken nur zu vertiefen vermocht«. An der Konferenz nahmen 54 Delegierte teil, davon zehn Männer. Als Gäste waren anwefend als Ver­treter der englischen Genossenschaft Ftau C o t t- r e l I und Mr. A i st o n, von den tschechischen Genossenschafterinnen Neoasova. Der Ber- bandsvorstand war durch vier Genossenschafter vertreten. Begrüßungsschreiben liefen ein von der Präsidentin der Internationalen genossen­schaftlichen Frauengilde, Genossin Emmy Freundlich, vom Konsumgenossenschaftlichen Frauenbund der Schweiz , von den österrei­chischen Genoflenschafterinnen. Nach der Er­öffnung der Konferenz durch die Vorsitzende Gen. G ü n z l-Karlsbad, begrüßen Mrs. Cottrell, Frau Neoasova und die Vertreter des Verbandes die Tagung und wünschen weiteren Erfolg. Aus dem Bericht der Gen. Riedl geht hervor, daß die FraUenmitarbeit in der Zeit von zehn Jahren schöne Fortschritte zu verzeichnen hat. 1927 haben sich die Frauen selbst ihre Richtlinien gegeben, die dann vyn den Kreisver­bandstagen bestätigt wurden. 1927 waren bereits sechzig Frauen im Aufsichtsrat und 1200 Frauen in Mitglicderausschüssen tätig. Jetzt sind bereits achtzig Frauen im Aussichtsrat, vier Frauen im Vorstand, 1648 Frauen in Mitgliederausschüssen vertreten. Auch der Abhaltung von Frauenkonferen­zen wird immer mehr Wert beigelegt, im letzten Jahr hatten wir bereits achtzehn solcher Konfe­renzen zu verzeichnen. In den einzelnen Ge­nossenschaften bestehen bereits sechzehn Frauen­komitees. Diese Ziffern geben aus Hoffnung, daß die Genossenschaft dir gegenwärtige schwere Zeit überwinden wird. Ueber unsere Werbeaktion sprach Gen. Anny Nossek-Proschwitz. Werbearbeit Erziehungsarbeit. sie sind das Lebenselexier jeder Bewegung, ganz besonders der Genoffenschaft. Wenn die Tagung der Genossenschafterinnen, die im September vorigen Jahres in Prag stattsand, sich das Werbeziel gestellt haben, 16.000 neue Mitglieder­familien zu werben, wußten sie genau, welch schwere Arbeit den Frauen in dieser zerrütteten Wirtschaftsordnung bevorsteht. Die Frauen haben sie gemeistert. 75 Prozent dieses Zieles ist er­reicht, über 12.000 neue Mitglieder-Familien wurden den Genossenschaften neu zugeführt. Das nächste Referat, Unsere Aufgaben tu der Krise",, hielt Gen. G ü n z l-Karlsbad. Das tief durch­dachte Referat führt die Mißwirtschaft des Ka­ pitalismus vor Augen und zeigte den Weg, der uns herauöführt: Festhalten an unseren alten Grundsätzen, weitere Aufklärungs- und Erzie­hungsarbeit leisten, den Genossenschaftsgedanken bereits beim Kind erwecken, Ausbau der Eigen- produktion, erhöhte Propaganda dafür. Einen größeren Raum wird der Kreditfrage ein­geräumt, und wird ein diesbezüglicher Antrag dem Verbandstag vorgelcgt. Durch die Zustim­mung haben die Frauen bekundet, für die Durch­führung dieses Antrages zu arbeiten. Nach den Referaten.entspann sich eine rege Debatte, die neue Anregungen zur Arbeit gegeben hat. Die kommunistischen Dele­gierten versuchten Mißstimmung hereinzubringen, wurden aber von den Frauen energisch zurückge­wiesen, denn positive Aufbauarbeit vertragt sich nicht mit kommunistischer Phrasendrescherei. Ganz treffende Antworten bekamen sie von- unseren Gen. Zimmer und Kühn! zu hören. Als letzter Punkt wurde die Wahl der Exekutive vorgenommen. Es gehöre« ihr folgende Ge- noffenschafterinnen an: Als Borsitzende: Gen. Günzl Marie, Karlsbad , Beisitzer; Gen. Lorenz Emmy, Aussig , Nossek Anny, Proschwitz, Jilg Malschi, Mähr.-Schönberg, Sekretärin: Gen. Riedl Emmy, Prag . Die Vorschläge wur­den mit drei Stimmenenthaltungen angenommen. Nach einem herzlichen Schlußwort der Gen. Günzl, wurde die Konferenz geschlossen. HerriolS Kavinett. 21 OtaMtole unter 29 SSaösnettöimtglieöerta. Paris , 4. Juni. (Havas.) Das Kabinett H e r r i o t, das um 2 Uhr früh gebildet wurde, ist folgendermaßen zusammengesetzt: Ministerpräsident und Minister des Aeutzern: H e r r i o t; Finanzen: Germain Marti«; Oefsentliche Arbeiten: Daladier ; Inneres: Chautemps; Krieg: Paul B o u e o u r; Luftschifsahrt: Painleve ; Mari«»: George LeygueS; Landwirtschaft: Abel Gardey; Pensionen: Ren« Renault ; Budget: P a l m a d e; Nationale Erziehung: de Manzie; Kolonie«: Albert Sarrant; Arbeiten: D a l i m i e r; Handelsmarine: Leo« Mayer; OeffentlicheS Gesundheitswest«: Justin G o d a r t; Handel: Julie« Durand; Post vud Telegraphen: Q u e u i l l e. Das neue Kabinett besteht aus 29 Mitglie­dern. Demselben gehören achtzehn Minister und elf Unterstaatssekretäre an, und zwar sechs Se­natoren und 23 Deputterte. 21 Mitglieder des Kabinettes gehören der radikalen Partei an, einer ist republikanischer Sozialist(Painleyö), einer französischer Sozialist(de Monzie), einer unabhängiger Sozialist(Paul Boncour ), drei ge­hören der radikalen Linken an, darunter der Finanzminister Germain-Martin, einer ist Links­republikaner(Leydues),(Tardicu-Gruppe) und einer Unabhängiger der Linken(Raymond- Patenotre). Die hauptsächlichen äußeren Aenderungen des Kabinettes betreffen die Aufhebung des Ministeriums für nationale Verteidigung und die neuerliche Schaffung der Ministerien des Krieges, der Marine und des Flugwesens. Eine Neuerung ist die Errichtung des Ministeriums der nationalen Erziehung an Stelle des bisherigen Unterrichtsministeriums. Unter die Verwaltung dieses Ministerium? werden auch die drei Unter­staatssekretariate des technischen Unterrichtes, der schönen Künste und der körperlichen Erziehunq fallen. Herviot war zum erstenmal nach den Wahlen Ministerpräsident vom 14. Juni 1924 bis 10. April 1928, zum zweitenmal in-em zwei Tage währenden Kabinett vom 19. bis 21. Juli 1926. Diesem. Kabi­nette folgte di« Bildung des Kabiiretkes der natio­nalen Einigung, an dessen Spitze Po in,rare stand. Kultus der Roheit das ist dieErneuerung Deutschlands . Immer noch bildet der Roheitsexzeß der Naziabgeordneten im Preußen- Landtag das Glanz- und Paradestück in der Nazi- pveste und in den Naziversammlungen. Anfangs war es den Helden gar nicht so wohl und ihre Presse.bemühte.sich, die Naziabgcordneten als die verfolgten und schwer mißhandelten Unschulds- larnmer hinzustellen. Diese widerliche Maske ist jetzt abgelegt und voll Stolz, daß 162wohl­erprobte und stahlhart« Kämpfer" etwa 50 Kom­munisten mit Stuhlbeinen aus einem Saale prü­gelten, heißt deshalb die Ueberfchrift eines Leit­artikels:Die Feuertaufe der Nationalsozialist««". Deutsch « Hiebe" ruft es in Hamburg und der begeisterte Schlachtbericht schließt:Der deutsche Arbeiter der Stirn und der Faust ist er- wacht".Terror-muß mit Terror ge­brochen werden", verkündet der Berliner Berichterstatter der Nazipreste, hinzufügend, daß diese Kaschemmenschlocht daserst« reinigend« Gewitter" gewesen sei:Die erste Saalschlacht im preußischen Landtag ist vorüber, die national­sozialistische Fraktion singt mit erhobenem Arm das Horst-Wessel-Lied. Begeistert fallen die Tri- biiuenbesucher ein!" Die NSDAP , räumt Preußen­landtag ohne Gummiknüppel", wird voll Berlin an das Stuttgarter Naziblatt gedrah­tet: und im folgenden Siegesbericht heißt es: A uch einzelne Sozialdemokrat e n, die ihren kommunistischen Genossen zu Hilfe eilen wollten und die Nationalsozialisten tätlich be­drohten, erhielten eine verdiente Tracht Prügel. Als besonderer Schveihals tat sich der OPD.-Abgeordnete Jürgensen hervor,, der jedoch bald handlungsunfähig aus dem Saal getragen werden mußte. Nach einer Säube­rung des Sitzungssaales durch die national- soziälistische Fraktion, an deren Spitze die ehemaligen SA.-Führ er für Ord­nung im Landtag sorgten, stimmten unsre 162... Unter brausendem Jubel der Tribünen verläßt die Fraktion den Sitzungssaal mit einem Heil auf unseren Führer Adolf". Tags zuvor war es noch in der Nazipresse ein Kommunsst, der den Sozialdemokraten Jür­gensen schwer verletzt haben soll! Jetzt buchen bereits die teutonischen Recken auch diese Helden­tat stolz auf ihr eigenes Konto. Damit aber der Sieg noch größer wird, muß selbst die gesamte sozialdemokratische Preußenfrattion in die Schlachtreihe eingelogen werden. 162 gegen 50, damit ist wenig zu imponieren und flugs kom­men deshalb die 94 Sozialdemokraten hinzu. So lautet es im Naziorgan von Sachsen : Kom­munisten und Sozialdemak raten, die für ihren Landesfriedensbruch gehörige Prügel bezogen, werden sich in Zukunft hüten, die parla­mentarische Arbeit wieder zu stören". Aus diesen Heldenposen und verlogenen Darstellungen spricht immerhin so etwas wie böses Gewissen. Aber ez ist interessant festzustel­len, daß dies nur in den Naziblättern der indu- stricllen Gegenden zutage tritt. In den länd- Das schönste Geschenk zur Jugendweihe ist unser lugemMebud) Mustergültig im Inhalt, reicher hlldschmuck sehr schöne Ausstattung. Preis itt 7 50. Zu beziehen vom Reldiserziehungsbeirat Praß II.. NeKazanha 18. Iichen Bezirken ist die Nazipreste bereits ohne jedes Feigenblatt.Jawohl, ein Vorgeschmack des Dritten Reiches", rüst stolz über die ganze erste Seite dieNiederländische Tageszeitung": Ein weiterer großer Schritt zu dem Ziel, daß Hitler das Kommando über Deutsch­ land erringt, war der Tag der Feuertaufe der nationalsozialistischen Fraktion Preußens", ver­kündet der schlesischeBeobachter", und sein in Schwerin erscheinender niederdeutscher Bruder schließt seinen Artikel.mit"den Worten:Möge das Beispiel der PreußensrÄtion zum Symbol werden für die großeTeufelsaustreibung" aus dem furchtbar geplagten und vom Untergang be­drohten deutschen Bolkskörper!"' Man muß in die Zeiten des 30jahrigen Krieges zurückgchcn, um ein Beispiel zu finden für eine derartige sittliche und geistige Verkom­menheit, für eine solche Verwahrlosung und Ver­wilderung. Und jede Woche predigt in jedem dieser Naziblätter ein Protestantischer Geistlicher vom Evangelium und von der gottgefälligen Fveiheitshewegung Adolf Hitlers ! Hörsings bxlratouren. Ausschluß aus der Partei. Es hat sich herausgestellt, daß der kon­fuse Plan, eine neue Partei zu gründen, die politisch links und wirtschaftlich rechts von der Sozialdemokratie stehen soll, von Otto H ö r- sing betrieben wird. Der mehrmonatige Auf­enthalt im Sanatorium, das Hörst ng nach sei­ner verunglückten Gründung desBolkskurier" zur Wiederherstellung seiner Nerven aufsuchte, hat offenbar keine nachhaltige Wirkung gehabt, sonst könnte er einen solchen Frevel an der Sozialdemokratie. unmöglich begehen. Wir glauben, daß der Ausschluß Hör­sings aus der Partei durch den Arrtei- vorstand nach genauer Feststellung des Tat­bestandes nur noch eine Formalität ist. Die Bundespreffestelle des Reichsbanners teilt mit: Der bisherige Erste Bundesführer des Reichs­banners Schwarz-Rot-Gold Otto Hörsing hat unter dem 3. Juni dem Bundesvorstand schriftlich mitgeteilt, daß er von der Bundes­führung zurücktritt und aus dem Bundesvor­stand ausscheidet. Die tatsächliche Leitung des Bundes lag schon seit Ende des vorigen Jahres in den Händen des geschäftsführenden Bundes­vorsitzenden Karl Höltermann .