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Laftanto tötet ein Kind. Als das der Firma Zonta in Hamry   bei Hlinsko gehörende Tatra- Last­auto, das mit 60 Zentner Holz beladen war, nach Michalovce   fuhr, versagten auf dem Marktplay von Česká Běla die Bremsen und das Auto fuhr auf dem steilen Weg zurüd, stieß in einige Wagen und in das Schniedegerät vor der Ortsschmiede und prallte schließlich an eine Telegraphenstange auf Vor der Schmiede spielte eine Gruppe Kinder, von denen ein fünfjähriges Mädchen schwer verlegt wurde. Nach der Ueberführung des Kindes ins Krankenhaus von Deutschbrod   wurde konstatiert, daß die Verletzungen tödlich sind.

Dienstag, 7. Juni 1932

Eine spanische Gozialiſtin.

Besuch bei Margarete Reifen.

In meinem Bezirk ist ihr Einfluß so gut wie ausgeschaltet. Ueberhaupt

spielt die Religion in der Arbeiterklasse keine wesentliche Rolle mehr.

Außerdem war der Glaube nie sehr tief verankert. man liebte mehr die äußeren Manifestationen des katholischen Kultus, und die suchen wir zu ersetzen. man jorgt für allerhand Zerstreuungen. In den Voltshäusern werden Orchester und Chöre gebildet." Wie sieht der Kampf mit dem Analphabetismus aus?"

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,, Es wurden

Es gibt nur drei Frauen, die im öffentlichen ihnen. Sie sorgen sich um mich, mein Quartier, Leben Spaniens   eine wesentliche Rolle spielen. So mein Nachtlager, wenn ich in entlegene Orte fomme. ist es selbstverständlich, daß dieje drei Frauen im Sie schreiben mir rührende Briefe Mittelpunkte des Interesses stehen und eine Popu- ,, Und die Geistlichte it?" larität im guten und bösen Sinne genießen, deren Ausmaß kaum eine Frau anderswo fennt. Als meine Tischgenossen in der Pension hörten, daß ich Frau Margarete Reiten besuchen wollte, verfehl­ten sie natürlich nicht, mich mit allerhand Wissens­mertem über sie zu belehren, und wie gewöhnlich Kritische Festwochen. Die diesjährigen Festartete das Gespräch in eine lebhafte Diskussion aus. wochen in Wien  , welche in den früheren Jahren Für die einen ist Frau Nelken eine hervorragende den Höhepunkt der Wiener   Ausländersaison bildeten, Politikerin, Schriftstellerin, Rednerin, für die an­baben am Sonntag unter viel geringerer Beteili- deren eine Sozialistin" und eine Deutsche". gung als früher begonnen. Eine besonders fühlbare Um es gleich zu sagen: Frau Neffen ist keine Abnahme der Besucher wurde aus Ungarn  , Jugo- Deutsche, wenn sie auch deutscher   Abstammung iſt, slawien, Rumänien   und den übrigen Balkanländern dagegen ist sie wirklich eine überzeugte Sozialistin verzeichnet. Auch aus Italien   und Polen   sind sehr und sowohl parlamentarisch als auch organisatorisch wenige Bersonen und aus England fast überhaupt und propagandistisch für die sozialistische Partei niemand eingetroffen. Den größten Prozent as an Spaniens   tätig. Mein Besuch bei Frau Nelfen be­Ausländern bilden auch diesmal die Tschechowies mir aber auch, daß Frau Nelken die angenehm­flowaten, ferner die Reichsdeutschen und sten spanischen   Eigenschaften, wie Lebhaftigkeit, Lie­die Franzosen, deren Zahl aber ebenfalls ge- benswürdigkeit, mit einem wahrhaftig umfassenden funken ist. internationalen Wissen und einem klaren Blick für die Dinge vereint. Die heftigen Angriffe, denen sie dauernd ausgesetzt ist, sind übrigens nicht nur gegen ihre fremdblütige Abstammung gerichtet, sondern auch gegen ihre Person selbst; denn Frau Nelken hat mit der Tradition des spanischen   Bürgertums ge­brochen, indem sie sozialistische Abgeordnete wurde. Ihre umfassenden Studien, ihre geistige Arbeit auf bielen Gebieten waren für Spanien   etwas bei einer Frau völlig ungewohntes. Dennoch erwarb sie sich schnell einen Namen, und ihre Bücher sind sehr be­fonnt. Außer vielen Essays in der spanischen   und ausländischen Presse hat Frau Nelken ein Buch über Goethe, eins über die spanische Frauenliteratur und noch andere verfaßt. Aber bald erwachte ihr Interesse für die sozialistischen   Fragen, und fie schrieb

Kirchenkreuz stürzt vom Glockenturm. In einem Dorfe in der Nähe von Vicenza   ereignete sich ein eigenartiger Unfall, der glücklicherweise fein Opfer forderte. Während der Fronleichnams­Prozession, am Sonntag stürzte vom Gloden­turm aus einer Höhe von 72 Metern ein etta 200 Rilogramm schweres eisernes Kreuz herab, während die Prozession eben am Turm vorbeizog. Das schwere Kreuz fiel in einen 3wischenraum, der sich innerhalb der Prozes­fion nach dem Borbeizug des Allerheiligsten gebildet batte, so daß niemand zu Schaden tam. Der Sturz wurde durch die starten Schwankungen beim Glodenläuten veranlaßt, wodurch sich das Kreuz gelodert hatte.

Volkswirtschaft und Sozialpolitik

Auch unerlaubte Ueberstunden

müssen dem Arbeiter bezahlt werden.

Endlich hat sich das Oberste Gericht im An­schluß an die gute Begründung eines Kreisgerichtes entschlossen, dem Arbeiter auch für unerlaubte Ueberstunden seinen Lohn zuzusprechen. Damit ist dem Vorgehen der Arbeitgeber, die Ueberstunden machen lassen, sich um die Bezahlung dieser Ueber­stunden aber mit gesetzlichen Gründen drücken wollen, der Weg abgeschnitten.

ein Buch über die fozinle Lage der Frak in Spanien  . Seitdem arbeitet Frau Reiten schon in sozialen In­stitutionen. Während der Diktatur hielt sie in Astu­ rien   flammende Reben gegen das Regime. Bei den Wahlen zu den verfassungsgebenden Cortes wurde sie im Kreise Badajoz   als Gegenkandidatin gegen einen Rechtsmann aufgestellt und siegte mit einer derart überwältigenden Mehrheit, daß ihr auch die jer Sieg unzählige Feinde eintrug.

Was man mir vorwirft?" jagt Fran Nelten mit einem jungen und Klugen Lächeln. Nun, die Rechten sagen, ich führe ein ausschweifendes Leben Nun, die und sei eine käufliche Frau, die Radikal- Linken, ich sei völlig männlich, steril und keiner Gefühle fähig." Dabei lacht sie, denn sie hat es verstanden, sich trob ihrer geistigen, sozialen, politischen und parlamen tarischen Tätigkeit ein Heim zu schaffen, und führt allem Anscheine nach ein glückliches Familienleben.

Das Urteil des Obersten Gerichtes ist in einer Rekursache gefällt worden und trägt die Nummer vom 5. Feber 1932, RI 1088/31. Aus dem Urteil Was man mir vorwirft?" wiederholte sie. des Obersten Gerichtes ist zu ersehen, daß dieses dem Standpunkte der Arbeitgeber, welche behaupten, Nun, daß ich zu den Leuten draußen gehe und ihnen daß für nichtbewilligte Ueberstunden auch kein gejet joge, wie sie sich gegen Ausbeutung zu wehren haben. licher Anspruch auf die Bezahlung besteht, nicht bei- Ach, man weiß ja noch immer nicht genug, was für getreten ist, sondern, daß sich das Oberste Gericht ein Elend bei uns, besonders auf dem Lande herrscht. auf den Standpunkt gestellt hat, daß dem Arbeit- In Badajoz   verdienen beispielsweise Frauen beim

Olivensammeln

nehmer auch im Falle der Leistung von nicht­erlaubten Ueberstunden das Recht bleiben muß, den Auch Seilerinnen bekommen für eine zwölfftündige für ganztägige Arbeit eine Peseta( etwa 3). Klageveg auf Ersatz wegen ungerechtfertigter Be Arbeit das Gleiche. Kleine, halbwüchsige Dienstmäd Be- Auch reicherung des Arbeitgebers und Schädigung des chen gibt es, die die ganze Arbeit im Haushalt eines Arbeitnehmers zu beschreiten. reichen Landbefibers verrichten für fünf bis acht Pejeten monatlich und bei einer Beköstigung, die sich wenig vom Viehfutter unterscheidet. Die Leute hun­gern dort schon gewohnheitsmäßig. Sie wissen gar nicht, daß man jeden Tag essen fann. Es ist eine dankbare Arbeit, die man dort leistet. Es entstehen Gewerkschaften; die Arbeitgeber finden plötzlich niemanden mehr, der für einen Hungerlohn arbeiten will; und aus anderen Dörfern traut sich natürlich kein Mädel hin; es würde ihm auch nicht gut ergeben."

Das Oberste Gericht sagt in seinem Urteil, daß es zur Begründung des Anspruches auf Schadenersatz genügt, wenn der Arbeitnehmer nachweisen fann, daß er vom Arbeitgeber für geleistete Ueberstunden, ganz gleich, ob bewilligt oder nicht, nicht bezahlt wurde, und daß sich der Arbeitgeber auf Stoften des Arbeitnehmers in ungerechtfertigter Weise be­reichert hat.

Mit dieser Entscheidung ist endlich einmal bar­heit in die Rechtsprechung in solchen Fällen ge­tommen und wir empfehlen deshalb unseren Funk­tionären und Mitgliedern, sich bei eventuellen Streitfällen in diesen Sachen auf das oben an­geführte Urteil des Obersten Gerichtes zu beziehen.

Wie verhalten sich die Arbeiter zu Ihnen?"

Ich werde von den Leuten verwöhnt. Sie tra­gen mir nicht nach, daß es mir besser geht als

Gerichtssaal

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Illegale Geschäfte mit Sowjet­rußland.

Sowjetrubel stinken nicht für die agrarischen Sozialistenfresser.

Prag  , 6. Juni. In Prag   besteht die Firma ,, Agra Unie", eine Produktionsgemeinschaft landwirtschaftlicher Genossenschaften für die Erzeu­gung landwirtschaftlicher Maschinen. Ueberflüssig zu erwähnen, daß diese Firma jenen Kreisen nabe­itcht, die violett anlaufen, wenn sie nur das Wort Sozialismus" vernehmen, also jenen staats­erhaltenden" Elementen, deren geistige Ausscheidun gen man täglich mit Grauen in den agrarischen Tages- und Abendblättern vorgesetzt bekommt. Es ist noch in frischer Erinnerung, mit welcher Erri­Gedanken zurückgewiesen hat, mit der SSSR. in rüstung die industrielle und agrarische Reaktion den reguläre Handelsbeziehungen zu treten.

Aber das ist noch zu wenig. Wir haben unsern bereits 7000 Schulen seit dem Umsturz erbaut. Schulplan, nach dem in dreieinhalb Jahren die ge­nügende Anzahl Schulen vorhanden sein wird. Jede Kleinste Gemeinde tut das Ihrige dazu. Es fehlen teinen Bolschewiten leiden, doch mit ihm hande!* Immerhin: Der echte Bauersmann mag Lehrkräfte. Man bildet sie aus; Jugend für diesen Beruf zu gewinnen." man sucht die rut er gern." Und so hatte Herr Jan Werczow jki, der eines Tages bei der genannten Firma Was denken Sie über die Gefah- vonsprach, durchschlagenden Erfolg. Zwar erschien ren, die die Existenz der Republik   be er nur als Vertreter einer drohen?" ,, illegalen" polnischen Vermittlungsfirma, die an­geblich den Einkauf landwirtschaftlicher Maschinen für Sowjetrußland besorgte,

Union  

Die sozialistischen Gewerkschaften General de Trabajadores decken sich mit der sozia­liftischen Partei, was sonst nirgends in diesem Maße aber sein Angebot, eine Lieferung für 300.000 der Fall ist.

Die Gewerkschaften wachsen dauernd. Sie zählen

Dollar zu vergeben, fand begeisterte Aufnahme, um so mehr, als er versprach, Hypothefen auf

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jetzt weit über eine Million Mitglieder. Sie sind die wirkliche Arbeiterorganisation. Die die Güter hoch herrschaftlicher Geschäfts­Conferederation National de Trabajadores( die freunde zur Sicherstellung einzuräumen. syndico- anarchistische Arbeitergruppe) ist keine Ar- Was nun folgt, liest sich wie eine verwegene beiterpartei. Sie besteht aus Banditen, beruflichen Persiflage auf die Gaunermethoden dieser kapitali­Anarchisten, bezahlten Menschen; ganze Gruppen stischen Verdienerwelt. Ein Tanz von Millionen Arbeiter sehen das jetzt immer mehr ein. In Tar- Provisionszusagen für die kuppelnden Bankdirek­ragona und selbst in Barcelona   gehen ganze Syn- lungen- Interventionen in Warichau und gesel­toren vorgeschwindelte hypothefarische Sicherstel­dikate zu uns über, so die Hafenarbeiter in dem ,, anarchistischen" Barcelona  . Die U. G. T. ift fabelige Saufereien schwindelhafte Wechsel- und haft organisiert. Es herrscht eine große Disziplin." zum Schluß die peinliche Erkenntnis, einem er­,, Die Gefahr von rechts?" seht Frau finderischen Hochstapler auf den Leim gegangen zu ein, daß eine derartige Firma gar nicht eriſtiere, Lug und Trug seien. Und so befand sich der Herr daß alles Vorbringen und alle Vorspiegelungen nur Jan Werezowski", der aber feineswegs der dan Berezowski", der aber keineswegs der giarier angehört, sondern den schlichten Namen polnischen Bruderkaste unserer staatserhaltenden Jan Rolinsky führt und für ähnliche Stüdchen Dorbestraft ist, vor dem ersten Straffenat des hiesigen Kreisgerichtes( Borfis OGR. Keister), Er wurde zu fünfzehn Monaten schweren Kerkers verurteilt. Wann aber wann endlich wird dieses System, diese Ordnung", die alles das ermöglicht, vor dem Volksgericht er­scheinen? rb.

Nekten fort. Aber die besteht ja überhaupt nicht. Diese Leute sind zu feige. Als der König flüchtete, ließ er seine Familie allein im Schlosse zurüd und die andern waren nicht weniger feige. Alle Höflinge verließen die königliche Familie. Sie wäre dem Zorne des Voltes preisgegeben gewesen, wenn man sie hätte angreifen wollen. Und jetzt? Sie unterstüßen mit ihrem Gelde die Linksradikalen. Sie Hoffen, der Republik   schaden zu können. Sie führen mit den Arbeitern ein gefährliches Spiel, Sie hoffen, der Republit schaden zu können. Sie aber sie exponieren sich selber nie. Nein, von rechts brauchen wir nichts zu fürchten.

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Was für eine Bewandtnts hatfees mit dem General San Jurgo, dessen unfrei­willigen Abgang man mit Ihnen in Verbindung bringt?"

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Der irrfinnige Amtsschimmel. Pfändung gegen ein elfjähriges Kind. Prag  , 6. Juni. Daß der Amtsschimmel, wenn

Man hat in der sozialistischen   Partei eine besondere Abteilung für den Kampf gegen die Aus­schreitungen der Zivilgarde geschaffen, weil dieje anfänglich zur Bekämpfung des Banditentums auf er einmal wild geworden ist, alle Hindernisse der der Landstraße geformte Truppe, die in der Diktatur- Vernunft und des Gefühls mit Leichtigkeit nimmt, zeit zu großer Macht gelangt war, außerordentlich ist ja eine alte Sache. Aber dieser Paradesprung, verwildert ist und mit ungeahnter Grausamkeit vor den das Abendblatt unseres Bruderblattes Právo  daß man die Zivilgarde zähmt. Inzwischen geschah gehalten zu werden. geht. Ich gehörte zu dieser Aktion. Wir verlangten, Lidu" verzeichnet, verdient denn doch, besonders fest­es aber, daß an einem entlegenen Orte die Bevol­ferung den Tod eines Arbeiters an der Zivilgarde eine elfjährige Schülerin in Neu- Opa­Die behördlichen Organe hatten festgestellt, daß außerordentlich grausam rächte. Vier Zivilgardisten to wis eine falsche Fahrkarte benützt hatte und wurden in unbeschreiblicher Weise getötet. Gewisse schrieben ihr eine Geldstrafe von 20 Kronen Leute machten mich dafür verantwortlich. Als aber vor. Im Handumdrehen erfolgte auch die Zwang 3- der General San Jurgo, der Kommandant der vollst redung Zivilgarde, beim Begräbnis der Getöteten eine Rede zieher erschien, um und der Gerichtsvoll gegen mich hielt, mußte er abgesetzt werden, denn pfänden. die Elfjährige zn ein General darf nicht in dieser Weise gegen einen Voltsvertreter auftreten. Wir kämpfen nun weiter, um die Ausschreitungen der Zivilgarde unmöglich zu machen."

Mein Besuch bei Frau Nelfen hatte schon sehr lange gedauert. Ich mußte aufbrechen, aber ich taf es mit Bedauern, denn aus den Worten und aus dem Gebaren dieser Frau sprach zu mir das neue  Spanien. Sophie Kramstyt.

Schuldnerin gevade in der Schule war. Die Eretution verlief fruchtlos, weil die

Es fragt sich nun, ob die übergeordneten Organe bereit sein werden, die untergeord­neten Instanzen auf die Bestimmungen des All­gemeinen Bürgerlichen Gesetzbuches aufmerksam zu machen, die ja doch schließlich immerhin bindende Vorschriften über Rechtspersönlichkeit und Besitum enthalten. rb.

Jeden Abend Froschkonzert. Froschkonzert. ſein ſetzt der Diskant ein. Dieses Froschfrau- schüler auswendig lernen müssen. Demzufolge Frösche gewiß nicht mehr. Und aus Liebe? Frösche

Von A. Nolda.

Das Männerterzett hat nun den Sanges- ich nicht irre, war es   Ovid hat einen Hexa-| ich glaube nicht, daß Frösche eitel sind. Das kleine ehrgeiz der übrigen Teichinsassen gewedt: zart meter auf die Frösche gemacht, den alle Latein- Diskantfräulein vielleicht, aber die erwachsenen und lein scheint noch sehr jung zu sein; das Stimmigen die Frösche unter Wasser und schimpfen. sind doch bis zu einem gewissen Grade vernunft­chen ist vielversprechend, bedarf aber bis zur Klaffe Der Mann hat nie Frösche gesehen: wenn sie begabt! Es bleibt also nur der eine Grund, daß Haben Sie einmal in ihren Ferien Abende in vogün noch guter Durchbildung. Besonders die der Nähe eines Waffers zugebracht, in dem Frösche Höhe klingt noch spitz und ungedeckt. Dagegen ist leben? Dann werden Sie wissen, wie schäzens der Alt ausgezeichnet. Ein voluminöses Organ; wert ein Froschkonzert ist. Und wie entzückend die Dame scheint schon ein paar luftige Sommer außerdem. Nämlich: es beginnt mit einem   Bari- hinter sich zu haben; gereifte Kunst liegt in ihrem ton- Solo. Das ist der Vorsänger. Er ist schon Vortrag. Das Diskantfräulein schwärmt noch vom eftas angejahrt, aber sein Organ hat noch Fülle Mond, die Alt- Dame aber weiß, was das Leben und   Schmelz, und sein Vortrag ist direkt seelen- ist. Ich glaube, sie hat heuer ein Verhältnis mit boll. Nur der Rhythmus könnte ein wenig be- dem Bariton. schwingter sein: hier hört man dem Vorsänger Das sind die Solisten. Sie te- te- tegen, quora fein gereifteres Alter an. Er bleibt zunächst ein quoragen in einer taum niederschreibbaren Un­paar Tafte allein, dann erscheint der Tenor. Eine tonart, zusammengehalten durch einen feinen, ge­gute Quint höher. Ich vermute, er macht reich loderten, aber stets scharf betonten Rhythmus. lichen Gebrauch vom Falsett; auch sonst erinnert Das dauert etwa eine Minute, dann fällt der er start an Richard   Tauber. Er hat viel Tempe- Chor ein. Der Einsatz ist sehr exakt, wahrschein rament und eine Kantilene, als wäre sie unmit- lich wird er vom Kapellmeister präzis angegeben. telbar aus   Italien bezogen. Ueber die Pfundnoten Der Chor ist eigentlich nur Begleitung, nur Un des Baritons jetzt er synkopierend, versteht sich termalung; man hört die Solisten immer heraus. scharf betonte Achtel. Das Duett dauert etwa Ab und zu hat einer der Solisten eine fleine dreißig Sekunden. Dann meldet sich das Basses Pause; wahrscheinlich erfordert das die Kompo­Grundgewalt und untermalt kontrapunktisch. Er sition. Aber die Sänger sind von einem unge­fest etwa eine Quart unter dem Bariton ein, und heueren Fleiß beseelt, und eine richtige Frosch es flingt wunderbar atonal. Der Satz könnte von symphonie dauert von Beginn der   Dämmerung -nein: ich will keinen Namen nennen! Der bis zum frühen Morgen, an windstillen Tagen Baz hat ebensoviel Temperament wie der Tenor; auch untertags, ohne jede Unterbrechung. er synkopiert gleichfalls, und liebt außerdem das taccato.

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quaken, sizzen sie nämlich keineswegs unter Was ihnen das Singen Vergnügen macht. Darnach fer, sondern liegen breitbäuchig darüber. Aber wären die Frösche also die vergnügteste Tiergat­jedenfalls hat er sie nicht leiden können, denn er tung auf Erden, denn sie singen von spät bis früh beschuldigt sie des Schimpfens, also einer mensch- und manchmal auch von früh bis spät. Sind fie lichen Eigenschaft. Jedoch: auch Leute, die fein so vergnügt, weil ihnen der Mensch manchmal die Latein verstehen, mögen das Froschkonzert nicht. Schenkel abschneidet? Oder nur weil Sonne und Manche meinen, das sei wegen der allzugroßen Mond scheinen und der Aufenthalt zur Sommers­Aehnlichkeit mit der modernsten Musik, aber das zeit im Wasser angenehm ist? Ach: die Natur ist scheint mir wenig wahrscheinlich. Ich glaube viel boller Rätsel, und über die Frösche und ihre mehr, der Grund liegt in diesen Leuten selbst: sie musikalische Begabung hat uns der sonst so ver ärgern sich, nicht weil das Froschkonzert ihr alt läßliche alte Brehm nicht genugsam unterrichtet. modisch- musikalisches Ohr verletzt, sondern weil Aber man sollte etwas zur Lösung dieser Frage sie eben schon ärgerlich sind. Auf friedvolle Na- tun. Man sollte Froschkonzerte durch den Rund­turen, zum Beispiel auf mich, hat das Froschton- funt übertragen oder wenigstens auf Schallplatten zert eine äußerst beruhigende Wirkung. Ich gehe aufnehmen. Die Gesellschaft zur Verbreitung und in feine Sommerfrische, in der mir nicht ein all- Förderung der atonalen Musik würde das gewiß abendliches Froschkonzert garantiert wird. Ich sehr begrüßen, und außerdem wäre es ein großer fann nicht einschlafen ohne Frösche, und das Gewinn, wenn wir uns auch in der Stadt und sanfte Summen und Singen der Mücken, auch während des Winters in den Schlaf quaten las­Schnacken genannt, ersetzt sie nur unvollständig. sen könnten Warum aber singen die Frösche? Menschen singen in der Regel, weil sie dafür bezahlt wer- Sorge. Seit heute früh schreitet ein Storch rot­Meine diesjährigen Frösche machen mir den. Oder weil sie sich an ihren Mitmenschen beinig und gravitätisch den Teich entlang. Es ist rächen wollen. Oder aus Eitelkeit. Manche singen schon neun Uhr abends, und das Konzert hat noch auch aus Liebe. Aber warum singen die Frösche? nicht begonnen. Vielleicht ist es abgesagt. Viel­Es gibt Menschen, die das Froschkonzert nicht Sie werden nicht bezahlt. Sie sind viel zu gut- leicht hat der Storch den Bariton gefressen. Oder leiden lönnen. Frgend ein alter Lateiner, wenn mütig, um Rachegedanken zu haben. Und eitel-1das sanfte Distantfräulein...