Einzelbild herunterladen
 

Br. 60. 16. Jahrgang. 2. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt.

Literarische Rundschau.

Karl Kautsky's   Agrarprogramm.

Von Eduard David  .

Jm vorlegten Kapitel seiner, Agrarfrage" giebt Genosse Kautsky   eine Zusammenstellung agrarpolitischer Forderungen. Er glaubt damit den Beweis erbracht zu haben, daß man, auch ohne die Bauernwirthschaft retten oder gar heben zu wollen, doch eine reiche und fruchtbare Thätigkeit nicht nur zu Gunsten des ländlichen Proletariats, sondern auch der Landwirthschaft und der Landbevölkerung im Allgemeinen entfalten kann." Sehen wir uns dieses Programm daraufhin etwas näher an. Die ca. 30 Forderungen zerfallen in 3 Gruppen: I. Maßregeln zu Gunsten des ländlichen Proletariats, II. Maßregeln zum Schuße der Landwirthschaft. III. Maßregeln im Interesse der landwirthschaftlichen Bevölkerung. Soweit es fich nur um die Herübernahme von Arbeiterschusforderungen oder, wie bei der ganzen Gruppe III, um nächste politische Forderungen aus Sem Erfurter Programm handelt, bedarf es hier keiner Besprechung. Nur die Abweichungen und wichtigeren Neuheiten sollen unter die Lupe genommen werden.

der Gruppe I das:

Sonnabend, 11. März 1899.

-

können wie ihm beliebte. In die Verfügungsfreiheit des bäuerlichen| Anfang der Mobilmachung zum Klassentampf. Selbstwirthschafters läßt sich so wenig eingreifen, wie in die des Und wir sollten diese Mobilmachung zum Klaffenkampf" er Gelehrten u. f. w., der bis in die Nacht hinein liest oder schreibt. schweren? Aber auch der mittlere Bauer, der nur mit Magd Schuß der Wanderarbeiter" ja wohl, das entspricht unserem oder Knecht wirthschaftet, bliebe verschont. Denn auch auf Programm, das ist selbstverständlich und gut! Schuß ihrer Gesund­das Gesinde würde der Normal Arbeitstag teine Anwen heit und Sittlichkeit, hebung ihrer Wohnungsverhältnisse, strenge dung finden. Kautsky   sagt nämlich:" Die Sozialdemokratie fordert Wohnungspolizei u. f. w., das ist der Weg, auf dem wir die den Normal- Arbeitstag für jede Art von Lohnarbeit, nur für eine Schäden der Wanderarbeit zu bekämpfen und die Interessen der aber nie und nicht: die Arbeit im Haushalt." Er begründet das mit der Schwierig Wanderarbeiter wahrzunehmen haben, teit, die Arbeitsbedürfnisse des Haushalts auf bestimmte Stunden zu nimmer durch Beschränkung ihrer Verfügungs­beschränken, und fährt dann fort: Auf dem Lande ist der Haushalt und Bewegungsfreiheit! Das wäre teine sozial. aber innig mit dem landwirthschaftlichen Betrieb oder wenigstens demokratische, das wäre reattionäre Junter. mit gewissen Seiten desselben verknüpft. Je enger ein Arbeitszweig politit! auf dem Lande mit dem Haushalt verbunden ist, desto schwieriger wird es Was nun die Forderungen der Gruppe II zum Schuße sein, ihn dem Normal- Arbeitstag zu unterwerfen. Man wird also die der Landwirthschaft" anlangt, so bestehen sie zum größeren einzelnen Arbeitsarten genau bezeichnen müssen, für die der Normal- Theil aus alten Bekannten. Die Forderungen: Aufhebung der Arbeitstag gilt. Im Allgemeinen wird man sagen können, daß die Fideikommisse und der Gutsbezirke, Verstaatlichung der Hagel­Feldarbeiten ihm eher unterworfen werden können, als die in Haus versicherung, event. auch der Viehversicherung, Förderung des land­und Hof( namentlich die Wartung des Viehes), die Arbeiten wirthschaftlichen Bildungswesens, Verstaatlichung des Waldes und der Tagelöhner eher als die des Gesindes." der Wasserkräfte, waren ebenso wie die in Gruppe III aufgeführte Da finden wir zunächst unter den Landarbeiterschutz- Forderungen of außerdem nicht leicht kontrollirbare" find, und programmentwurf enthalten und wurden mit diesem unter Kautsky's Stimmit! Und da die Arbeiten des Gesindes in Haus Verstaatlichung der Wegelasten auch in dem 1895 er Agrar­und Verbot der Lohnarbeit der Kinder bis zum überdies nichts im Wege steht, die Magd erst den Normal- Führung in Bausch und Bogen todtgeschlagen. Daß sie schon so 14. Jahre." Jm Erfurter Programm steht Berbot der Erwerbs Arbeitstag draußen im Feld und dann die Ueberzeit im bald ihre Auferstehung feiern würden, hatte ich kaum zu hoffen ge­arbeit der Kinder unter 14 Jahren". Dieser Textänderung liegt Hause arbeiten zu lassen, so hat die ganze Geschichte hier ein Loch, wagt. Um so erfreulicher! offenbar die bestimmte Absicht zu Gründe, das Mißverständniß aus das groß genug ist, um das ganze bäuerliche Gesinde bequem passiren Auch die Förderung der Feldbereinigung( Separation), der zuschließen, als ob auch die Mithilfe der Kinder bei der Erwerbs- zu lassen. Landeskultur, sowie der Seuchenverhütung erscheint in dem neuen arbeit in dem elterlichen Wirthschaftsbetrieb Selbst dem größeren Bauer, der außer ein paar Knechten Agrarprogramm wieder. Diese Dinge hält also auch Kautsky   für getroffen werden sollte. Letztere Art von Erwerbsarbeit aber will oder Mägden in der Erntezeit einige Tagelöhner einstellt, thut erstrebenswerth. Aber es besteht besteht eine kleine Meinungs­Kautsky auch für Kinder unter 14 Jahren offen gehalten haben. Rautsty's Verbot nicht sehr wehe. Bei dringender Arbeit sind ja verschiedenheit zwischen ihm und den ehemaligen Mitgliedern Er hält sie für gut und nothwendig, erstens im Ueberstunden vorgesehen, da wird sich's schon machen lassen. Nur der der Agrarkommission hinsichtlich der Art der Förderung. Während Interesse der körperlichen Entwickelung der Kinder und deren Großbetrieb, der ständig neben dem Gesinde eine Schaar der Breslauer Agrarprogramm- Entwurf, nämlich den Staats. frühzeitiger Gewöhnung an die Landarbeit; und zweitens Tagelöhner, Instleute, Deputanten u. f. w. beschäftigt, wird tre dit für diese Zwecke zur Verfügung stellte, will Kautsky   sie nur wegen des starken ethischen Momentes", das in einer in voller Schärfe getroffen, und zwar an seiner empfindlichsten durch Einschränkung der Rechte des Privateigen möglichst frühzeitigen Erziehung zu nüßlicher Arbeit liegt. Er weist Stelle. Der Stautsky'sche Normal- Arbeitstag im Verein mit dem thums", d. h. durch Ausdehnung der Zwangsrechte des Staates, auf die großen Utopisten des Sozialismus hin, die, wie John Bellers   Verbot der Kinderarbeit würde die Leutenoth in einem Maße steigern, gefördert wissen. Also: teinerlei Erleichterung hinsichtlich und Fourier, die Kinder schon zwischen dem 4. und 5. Jahre oder daß dem kapitalistischen   Betrieb der Athem gänzlich ausginge. Ver- Der Kosten, das giebt's nicht; aber heran müssen die Kerle, wie Rob. Owen wenigstens vom 8. Jahre an der produktiven Arbeit stärkter Verkauf und Verpachtung an selbstwirthschaftende Kleinbauern und Gehst du nicht willig, so brauch ich Gewalt. Diese Forde theilnehmen lassen. Die kapitalistische Gesellschaft freilich steht vor wäre die Folge.. rung gehört zu denjenigen, von denen Kautsky   selbst meint, der Alternative, entweder die Jugend dem Kapital preiszugeben, Dagegen hätte ich, der ich über die landwirthschaftliche Ent- daß sie gerade das Gegentheil vom Gewinnen der oder für die Jugend produktive Arbeit auszuschließen, damit wickelung ganz anders dente wie Gen. Kautsky  , gar nichts ein Bauern bewirken dürften." Das meine ich auch! Die aber die Bildung ihres Charakters wie ihrer Arbeitstüchtigkeit zuwenden; und meiner Ueberzeugung nach hat auch die Sozial- Bauern müßten große Esel sein, wenn sie uns um dieser Förderung" zu gefährden". So muß denn die Lohnarbeit vor dem 14 Jahre demokratie gar keinen Anlaß, die event. Förderung dieses Prozesses willen in ihr Herz schlössen. Und was soll dabei herauskommen? verboten und die Schule mit Lehrwerkstätten 2c. als Nothbehelf in zu bedauern. Aber Genosse Kautsky  ? Mit welchen Gefühlen Die Kostenfrage ist die Hauptsache bei all' diesen Dingen. Viele den Städten einspringen. würde er ein solches Zunehmen des" kleinbäuerlichen Barbaren möchten gerne mitmachen, aber sie tönnen nicht; die Geschichte thums" mit ansehen? Wie will er sich mit einer solchen fünst- ist ihnen zu theuer. Trotzdem will Kautsky   sie dazu zwingen. lichen" Erhaltung des irrationelisten" Betriebes, einer solchen und wenn sie d'ran verbluten? Na, dann sind wir wieder ein reattionären Bauernretterei", abfinden? Schrittchen weiter auf dem Wege der wirthschaftlichen Entwicklung!

-

"

"

bereinbaren könne.

-

"

-

-

Dagegen besteht auf dem Lande nicht das Dilemma, das in der Stadt besteht.... Auf dem Lande ist jede Haus­haltung heute mit einem landwirthschaftlichen Betrieb verbunden. Auch der Lohnarbeiter dort treibt Landwirthschaft, wenn er eine Die erwähnten Forderungen könnten den Verdacht erwecken, Wir können doch so begründet er seine ablehnende Haltung- eigene Familie hat. Die Kinder sind da keineswegs auf die Lohn- Kautsky habe sich von dem leicht erklärlichen Haß gegen das ost- nicht den Kredit oder gar die direkte Hilfe des Staates zur Ver­arbeit bei Fremden angewiesen, um sich wirksamt zu bethätigen. elbische Großagrarierthum verleiten lassen, sein allerhöchstes Prinzip fügung stellen, um Feldbereinigungen, große Ent- und Bewässerungen, Das Verbot der Lohnarbeit der Kinder bedeutet unter diesen Um zu verrathen. Allein diese psychologische Erklärung wird Lügen ge- Eindeichungen und dergleichen mehr vornehmen zu lassen, denn das ständen wirklich nur das Berbot, sie tapitalistisch ausstraft durch zwei weitere Forderungen, die so sehr den Wünschen durch würde ja nur die Grundrente gesteigert, also den zubeuten".( S. 359.) unferer lieben altpreußischen Agrarier entgegenkommen, daß fie so- Grundeigenthümern auf Kosten der Gesammtheit ein Vortheil zu Ich stimme diesen Erwägungen vollkommen bei; ich wundere fort nach dem Bekanntwerden von der Deutschen Tagesgeschoben. Selbst bei der Seuchenverhütung läßt Kautsky  mich nur, daß gerade Genosse Kautsky   fich so leichten Herzens zu zeitung" lobend erwähnt und als höchst beachtenswerth ver- das Schreckgespenst der Erhöhung der Grundrente" auf bem so eingeschränkten Verbot der Kinderarbeit entschließt. Es scheint merkt wurden. Sie lauten: marschiren. Ich kann diese Frage hier nicht eingehend erörtern mir, er sett sich damit in den schroffsten Widerspruch zn dem von ,, Verbot der Wanderarbeit jugendlicher Personen bis und muß mich damit begnügen, darauf hinzuweisen: ihm selbst aufgestellten Prinzip, daß feine unserer agrarpolitischen zum 18. Jahre" und ,, Verbot der Wanderarbeit von Mädchen 1. daß Bodenverbesserungen im Großen wie Förderung Forderungen der ökonomischen Entwidelung, so wie er sie vor dem 21. Jahre". der Landwirthschaft im Allgemeinen feineswegs nur oder auffaßt, entgegenstrebt. Die forrette Entwickelung aber ist nach Ja, so steht es da, schwarz auf weiß! Und Kautsky  , unfer vorzugsweise den Grundeigenthümern zu Gute kommen, sondern ihm troß aller rollenwidrigen Gegentendenzen und Seiten Karl Rautsty hat's geschrieben nicht etwa der Bentrums- auch der Gesammtheit des Volkes. 2. Daß Kautsky's   Vorstellung, Sprünge die Entwickelung zum landwirthschaftlichen Groß- agrarier Szmula! Die jungen Leute, insonderheit die Mädchen die Masse unserer Bauern seien nur noch Sch ein eigenthümer, der betrieb. Gerade dieser nun befindet sich in der größten Bedrängniß leiden durch die Wanderarbeit physischen und sittlichen Schaden, sagt wirkliche Eigenthümer aber der Hypothekengläubiger in der infolge des Arbeitermangels. Gegen diesen ist nach Kautsky  , das dürfen wir nicht dulden, ergo: Beschränkung der Stadt", grund falsch ist. Letzteren Bunkt habe ich eingehend in Rautsty's eigenen Worten in der tapitalistischen Gesellschaft ein Freizügigkeit! einem der Redaktion der Neuen Zeit" übergebenen Aufsatz bes Kraut gewachsen"; auch nicht das Kraut verbesserter Denn daß die Freizügigkeit dabei ins Spiel fommt, verkennt handelt, worauf ich diejenigen Parteigenossen besonders hinweise, Maschinerie. Run entziehe man den größeren, vorzugsweise mit auch Stautsty nicht. Die gesammte Wanderarbeit zu verbieten, welche die bäuerliche Schuldknechtſchaft als Hauptargument bei der fremden Arbeitskräften wirthschaftenden Betrieben auch noch die lehnt er nämlich mit der Begründung ab: Das hieße einem Landagitation benzen. ca. 140 000 Rinderkräfte. Man zwinge die kapitalistischen   Land- großen Theil des arbeitenden Volkes die Freizügigkeit nehmen..Die sozialdemokratischen Vertreter in den Landtagen der Einzel­wirthe, die Geschäfte des Rübenverziehens, Unkrautjätens, Kartoffel- und sie eines Mittels berauben, höhere Löhne zu staaten haben seit Jahren Kredite und sogar direkte Staatszuschüsse für lefens, Käfersammelns u. f. w. ausschließlich von erwachsenen, voll- suchen, als sie zu Hause erlangen können"( 371). die erwähnten Zwecke betvilligt. Diese Praris hat sich auch nach der Bres bezahlten Arbeitern besorgen zu lassen, während die kleinen Selbst- Also sieht er sehr gut den Zusammenhang der Wanderarbeit mit lauer Resolution Kautsky   meines Wissens nicht geändert. Sie dürfte sich wirthschafter nach wie vor ihre Kinder zur Mithilfe heranziehen der Freizügigkeit. Und trop dem ist er bereit, jene mit so weit auch in Zukunft nicht ändern, weil sie sich nicht ändern kann, ohne tönnen. Heißt das nicht den Letteren Wind in die Segel treiben? gehenden Verboten einzudämmen. Es scheint, die Lektüre der Ver- das bescheidene Maß von Einfluß und Ansehen, das wir uns auf Heißt das nicht der gesunden" Entwickelung entgegen arbeiten? handlungen des preußischen Junterparlaments hat ihn zu der Ueber dem Lande errungen haben, aufs Schwerste zu gefährden. In Wer unentwegt den heroischen Grundsatz aufstellt: Die zeugung gebracht, daß man die Sicherung der Freizügigkeit" sehr sofern wird also der Kautsky  'sche Programmentwurf unfruchtbar foziale Entwidelung steht höher als die Inter  - wohl mit der Beschneidung ihrer Auswüchse"- so drückt man bleiben. effen des Proletariats, und die Sozialdemo- sich dort aus Man müßte aber unsere Gegner schlecht kennen, wenn sie seine tratie tann proletarische Interessen nicht Das freundliche Verständniß, das die Bändlerzeitung feiner Deduktionen nicht weidlich ausnüßten, um unserer Landagitation süßen, die der sozialen Entwidelung im Wege Forderung entgegengebracht hat, dürfte den Genossen Kautsky   in- neue Snippel in die Wege zu werfen. Den Anfang haben stehen"( S. 818) der dürfte fonfequenterweise auch die Inter  - zwischen vielleicht schon etwas stußig gemacht haben. Er fann's er- fie ja schon gemacht, und bei der nächsten Wahlbewegung effen der Proletarierkinder nicht schüßen, wenn sie der einzig wahren leben, daß die ostelbischen Agrarier den Vorschlag zum Antrag er erfolgt gründlichste Fortsetzung. Die Gewinnung der Kleinbauer­Entwickelung die Wege erschweren. heben, und daß schließlich eine" lex Sautsty" baraus wird. Und lichen Voltsmasse wird damit noch mehr in Frage gestellt, als sie In einen noch schlimmeren Konflikt mit diesem seinen obersten was will Kautsky   dann dagegen einwenden, wenn man dieses Gesetz es ohnehin schon ist. Kautsky   meint selbst:" Ob es gelingen wird, Brinzip geräth Kautsky durch die weitere Forderung: dann erweitert zu einem Verbot des Abwanderns jugendlicher Arbeiter die Bauernschaft durch die Darstellung dieser Agrarpolitik zu ge­Einführung eines Normal- Arbeitstages, der im Jahres- auch behufs gewerblicher Arbeit. Geräth der junge Mann, der winnen, kann ja bezweifelt werden." Dieser Zweifel dürfte all­durchschnitt acht Stunden beträgt, für die Feld. den Sommer über als Bauarbeiter 2c. in die Industriestadt zieht, gemein getheilt werden; er ist schon mehr eine Gewißheit. Auch arbeiten, mit Gestattung von Ueberzeitarbeit während nicht auch in Gefahr, leiblichen und fittlichen Schaden zu nehmen? Stautsty's Hoffnung, den Bauer mit seinen Programmvorschlägen der Ernte und bei dringenden Arbeiten, die durch Man denke an das großstädtische Schlafstellenwesen! Und das wenigstens zu einer neutralen Stellung" bringen zu können, Elementarereignisse herbeigeführt werden." Bauernmädchen, das sich in die Stadt verdingt, ist das den Ge- halte ich für einen ganz aussichtslosen Optimismus. Hinsichtlich des Jahresdurchschnitts schlägt Kautsky   vor, den fahren entrückt, die der Wanderarbeiterin drohen? Mit dieser Daß die Bauernschaft dem wirthschaftlichen Untergang entgegen Arbeitstag für den Winter auf fechs, für den Sommer auf zehn pastoralen Begründung kann man die Auswüchse" der Freizügigkeit gehe, daran kann nach den Zahlen der Statistik von 1895 niemand Stunden zu firiren; für Kinder und jugendliche Personen jo gründlich beschneiden, daß die weitgehendsten Wünsche der Groß- mehr ernstlich glauben. Die bäuerlichen Selbstwirthschafter nehmen tritt außerdem noch das einschränkende Berbot der landwirthschaft- agrarier befriedigt werden. an Zahl und Areal nicht ab, sondern fräftig zu. Und wenn Kautsky  lichen Arbeit von 7 1hr Abends bis 7 Uhr Morgens" hinzu. Die Sozialdemokratie spricht in ihrem Programm jedem Staats- meint, daß der Bauer immerhin noch vielfach eine Kraft bildet, die Ich glaube, die Agrartommission seligen Angedenkens bürger ohne Unterschied des Geschlechts mit dem 20. Lebensjahre nicht zu unterschäßen ist", so habe ich die fefte Ueberzeugung, daß war weiser als Kautsky  , indem sie sich darauf beschränkte, die volles Wahlrecht 2c. zu. Und sie sollte sich dazu hergeben, die Land- diese Kraft in Zukunft noch verstärkt in die Wagschale fallen wird. sachgemäße Ausdehnung der Arbeiterschußgefeße auf die Land- arbeiterin bis zum 21. Lebensjahre an die Scholle ihrer an- Man täusche sich nur nicht! Die bäuerliche Volksmasse bildet wirthschaft" zu fordern. Gerade im Punkt der Arbeitszeit muß der gestammten" Gutsherrschaft zu fesseln? Sie sollte helfen, den das eigentliche Fundament, auf das gestüßt Junkerthum und Versuch einer Schablonisirung in der Landwirthschaft völlig scheitern, jungen Landarbeiter zu verhindern, aus den Gegenden der Reaktion ihre verhängnißvolle Rolle Rolle spielen. Wer bon im Gegenwarts staat wenigstens, und nur für den stellen wir niedrigsten Löhne und der schlechtesten Behandlung abzuwandern, der Eroberung der politischen Macht" träumt und die bäuerliche ja praktische Programme zusammen. Daß der von Kautsky ge- um bessere Lohn- und Lebensbedingungen zu erringen? Sie sollte Boltsmasse glaubt nebenbei liegen lassen zu können, der treibt eine machte Versuch, den Achtstundentag für die Landwirthschaft mund der Wanderarbeits- Bewegung durch Fesselung der leicht beweglichen sehr phantastische Politik. In der Agrarfrage stedt die gerecht zu machen, gelungen sei, wird er selbst nicht glauben. Die jungen Mannschaft einen Riegel vorschieben? Sieht Kautsky   denn nicht Armeefrage ich habe das früher gesagt und wiederhole es programmmäßige Einräumung der Ueberarbeitszeit, und mehr noch auch den materiellen sittlichen Gewinn, den die Wanderbewegung heute mit Nachdruck. die Beschränkung des Normal- Arbeitstages guf die Feldarbeiten sagt der Landarbeiterschaft erschließt? Es ist der dunkle Drang nach Wir werden die Bauernschaft aber nie gewinnen, so lange wir, schon genug. Doch das nur nebenbei. persönlicher Freiheit, welcher die Arbeiter in die Fremde treibt", von einer für die Landwirthschaft falschen öfonos Wie würde dieser Normal- Arbeitstag" auf die landwirthschaftsfagt Prof. Max Weber   bei Besprechung der Lage der ostelbischen mischen Theorie verblendet, ihre spezifisch wirth. liche Entwidelung wirken? Wen würde er treffen? Den Landarbeiter( Archiv für soziale Gefeßgebung und Statistit. VII S. 24) fchaftlichen Interessen mißachten. leinen Bauer, der lediglich mit der eigenen Familie wirth- und er fügt hinzu: Auch die vielbeklagte Mobilis Die demokratisch- politischen Forderungen können den Mangel schaftet, jedenfalls nicht; der würde nach wie vor so lange arbeiten sirung"" der Landarbeiter ist zugleich der erste einer positiven wirthschaftlichen Förderung nicht ersetzen.

"

Soziales.

"

anderen Geschäfte nicht eingestellt werden dürfen. Auf Butvider- 1 Summe von 882 M. zu wenig erhielt, die den Kapitalisten für die handlung ist eine hohe Konventionalstrafe gesezt. Jetzt wird zum Mühe des Kouponabschneidens in den Schooß fiel. Der Durchschnitts­ersten Male ein Fall solcher Art von Verrufserklärung gerichtskundig; lohn der Arbeiter wird auf 1247 M. angegeben. Wie viel in dieser Verrufserklärung durch Unternehmer. Ein Fall von das Gericht wird sich damit zu befaffen haben und in Arbeiterkreisen Durchschnittsberechnung Beamtenlöhne liegen, ist nicht zu erkennen. Verrufserklärung durch Unternehmer wurde in einer Verhandlung ist man allgemein darauf gespannt, wie der Terrorismus, den Jedenfalls aber hat jeder Arbeiter durchschnittlich mindestens 382 M. des Gewerbegerichts in Fürth   festgestellt. Einem Glasschleifer war Unternehmer ausüben, geahndet wird. weniger an Lohn bekommen, als wie seine Arbeit eingebracht hat. von einer Firma Arbeit versprochen worden, als er aber antreten wollte, sagte ihm ein Theilhaber der Firma, daß er ihn infolge Rella- Kapitalprofit. Die Gelsenkirchener   Bergwerksaktiengesellschaft Das preußische Landwirthschaftsministerium als Schul mation einer anderen Firma, bei der er vorher gearbeitet, vor veröffentlicht ihren Geschäftsbericht für 1898. Danach hatte sie einen patron. Die Schule des Dorfes D., das zu dem unter Verwaltung Ablauf von sechs Wochen nicht einstellen dürfe. Die Unter- Reingewinn von 5 321 034 M. Da fie aber außerdem 456 682 M. des landwirthschaftlichen Ministeriums stehenden Hauptgestüt Trakehnen nehmer der Spiegelbranche haben unter sich die Bereinbarung getroffen, für Zinsen verausgabte, so beläuft sich die Gesammitsumme, die die gehört, ist, so berichtet die Preußische Lehrerzeitung", schon seit daß Arbeiter, die freiwillig aus einem Geschäfte austreten oder aus Arbeiter dem Kapital erarbeiteten, auf 5 777 716 M. Die Gesellschaft 30 Jahren zu flein. Aber bis heut ist noch nichts daran geändert. unliebſamen" Gründen entlassen werden, sechs Wochen lang in einem beschäftigte 15 097 Arbeiter, so daß jeder einzelne Arbeiter die Zur Zeit unterrichtet dort ein Lehrer über 90 Kinder in einem engen

"