Sette 2

Mittwoch, 29. Junt 1982.

Mr. 153.

Die Ergebnisliste der Wettbewerbe.

Saalradsport.

sollte es ihnen doch wenigstens als Verdienst[ hätte, jenen Parteien, die sich für die Herstel- Istecher in der tschechischen Publizistik wohlwol- Robojiz- Teplit- Schönau- Kulm- Königswald wie­buchen, daß sie den geliebten Staat auch nicht lung eines friedlichen Zusammenlebens der lende und beredte Verteidiger gefunden haben. der nach Tetschen führte. annähernd so ausgeplündert haben, wie es den Staat bewohnenden Völker einsetzen, ihr Da muß gefragt werden: wo stehen wir Der 2. Bundes- Radsporttag der Arbeiter- Rad­gewisse tschechische Patrioten und sogar ganze Wirken bis zur Unmöglichkeit zu erschweren, eigentlich? In welchem Lande leben wir wir und Kraftfahrer hat aufgezeigt, daß auch diese auf Barteien getan haben. Die Tatsache des deutschen Turnerfestes es leider geschieht. Man braucht nicht alles pas, oder irgendwo auf dem Balkan, wo es und Kraftfahrer innig mit der gesamten sozialistischen es fönnte nicht anders verfahren werden, als denn? Leben wir wirklich im Herzen Euro- sportlichen Gebiet Großes zu leisten imftande sind. Er hat aber auch bewiesen, daß die Arbeiter- Rad­in einem Staate, den der tschechische Chauvi- für bare Münze zu nehmen, was jetzt aus am dunkelsten ist? Die Verantwortlichen im Arbeiterbewegung verwachsen sind. nismus ausschließlich als den eigenen" an- Dug aus der herrschenden Erregung heraus Staate sollten sich jetzt wenigstens, da der sehen will, mag den in der Schule der tsche und wohl auch um aus dem Vorfalle nationa- tschechische Nationalismus solche Blüten treibt, chischen Asphaltpresse erzogenen Elementen an listisches Kapital zu schlagen, von deutscher gewissenhaft die Frage vorlegen, wohin wir sich schon als eine Ungeheuerlichkeit erscheinen. Seite über das angeblich unglaubliche Vor- treiben und ob solche Methoden geeignet sind, Die Berantwortlichen im Staate aber dürften gehen staatlicher Organe berichtet wird, die den Bestand des Staates zu festigen. Es nicht vergessen, daß Himmel und Hölle, etwas Tatsache des feigen und tückischen Ueberfalls, tönnte sonst werden, daß kommende Genera­mehr sogar die lettere, in Bewegung gesetzt die tagelange, fast ungehinderte förperliche Be- tionen gegen die jetzige einstens die Anklage wurden, um vier Millionen Deutsche in den drohung von Festteilnehmern und ganz harm- erheben werden, daß sie das ihr anvertraute Staat einzuschließen, die nun einmal da sind losen Straßenpassanten, sowie die Nicht- kostbare Pfand nicht zu hüten und zu bewah­und deren Seelen zu gewinnen, wahre Staats- eruierung der Täter bleiben jedenfalls beste- ren verstanden hat! raison sich etwas anstrengen müßte. Vergessen hen. Und auch das Faktum, daß die Messer­Wilhelm Nießner. sollte auch nicht werden, daß fluge Kolonija­toren selbst Kolonialvölkern erlauben, ihre

ten zu betätigen. Der deutſche National Der 2. Bundes- Radsporttag der Arbeiter- Rad- und Kraftfahrer.

ist feine erfreuliche Erscheinung, aber solange auf tschechischer Seite nicht nur die Pflege

Hochstehende Leistungen der Saalsportler.

Gröffnung und Freundschaftsabend.

Steuerrohrreigen

Der Sonntag war mit den

Wettkämpfen um die Bundesmeisterschaften im Saalradsport

genräder, Kommern 53.5 Punkte, Weiskirchen 47 P.; Reigenfahren: Vierer- Schulreigen, Stra­Sechser- Schulreigen, Straßenräder, Böhm.- Kamnik 52.5 P.; Vierer- Schulreigen, Saalräder, Poliz a. E. 55 P., Wistris 37 P.; Vierer- Schulreigen, Jugend, Trupschitz 51 P.; Vierer- Schulreigen, Fahrerinnen, Krochwiz 52.5 P.; Achter- Farbenreigen, Haupt­mannsdorf 61.5 P.; Zwölfer- Schmuckreigen, Udwik 40 P.; Vierer- Kunstreigen, Klasse B, Türmiz 60.78 P., Hauptmannsdorf 54.56 P.; Vierer- Einradreigen, Warnsdorf 78.52 P., Eichwald 70.88 P.; Vierer­Kunstreigen, Klasse A, Warnsdorf 85.43 P.; Vierer­Steuerrohrreigen, Warnsdorf 79.18 Punkte.

Kunstfahren: Einer- Kunstfahren, Kosten 14.78 Punkte, Probstau 12.28 P.; Zweier- Sunst­fahren, Jugend, Kosten 13.92 P.; Zweier- Kunst­fahren, Kosten 15.73 B., Steinschönau 14.40 P., Sodau- Lessau 12.64 P., Probstau 11.60 P.; Grup­penkunstfahren, Warnsdorf 15.65 P., Stosten 15:29 P., Probstau 11.97 P., Steinschönau 11.11 Punkte. Radball: Zweier- Radball: Tetschen 9. P., Türmis 7 P., Altrohlau 3 P., Komotau 3 P., Trupschiz 0 P.

Spielresultate: Trupschis: Tetschen 3: 4 ( 0: 1), Komotau : Türmiz 3: 5( 1: 2), Tets yen: Komotau 10: 3( 4: 1), Türmiş: Altrohlau 3: 1 ( 0: 1), Trupschi: Türmiş 0: 9( 0: 4), Komotau : Altrohlau 4: 4( 3: 4), Tetschen : Türmis 2: 2( 0: 1), Trupschitz : Altrohlau 3:10( 0: 4), Romotau: Trup­schitz 5: 0( 2: 0), Tetschen : Altrohlau 4: 1( 3: 1).

=

Dreier Radball: Sodan- Lessau 2 Punkte, Türmit 0 P. Spielresultat: Sodau- Lessau: Türmis 2: 1( 1: 1).

D

Kraftfahrsport.

20 Rilometer Tempofahren: Alois ausgefüllt, welche um 8 Uhr früh ihren Anfang nahmen. Unentwegt verfolgte die große Zahl der Rubit, Fischern, 14 Strafpunkte, 1. Rang; Emil Besucher die Vorführungen der einzelnen Mann Richter, Wind. Ramnis, 25 Strafp., 2. R.; Eugen schaften und spendete reichen Beifall für die guten Barta, Saubernis, 26.5 Strafp., 3. R.; Erwin Bat­Leistungen. Am Nachmittag war der Saal brechend ter, Tetschen , 30 Strafp., 4. R.; Fris Galle, Haida, voll, trotzdem im Freien die warme Sonne loďte. 34.5 Strafp., 5. R.; Josef Phillip, Haida, 36.5 Straf­mit viel Intereſſe wurde der Schlußkampf um die punkte, 6. R.; Rudolf Häusler , Zwittau , 37.5 St of Bundesmeisterschaft im Zweier- Rabball erwartet. punkte, 7. R.; Ernst Jüngling, vaida, 46 Strafp., etfchen machte seinem vor zwei Jahren errun- 8. R.; Josef Müller, Tetschen , 48 Strafp., 9. R.: genen Titel alle Ehre und gewann verdient 6: 3 Friedrich Belzel, Kosten, 65.5 Strafp, 10. R.; Otto und damit erneut den Bundesmeistertitel. Chladt, Turn, 67 Strafp., 11. R.; Adolf Franz,

nationaler Gesinnung, sondern sogar die Auf- Der Arbeiter- Rad- und Kraftfahrerbund CSR. dorfer und zum Schluß ein Einradreigen der peitschung nationalistischer Instinkte als rühführte am 25. und 26. Juni seinen 2. Bundes- Rad- Dresdner Genossen und der Vierer- Kunstreigen menswert gilt, wird man dieser Seite die sporttag durch. Es wurden die Bundesmeisterschaften und Olympiameisters Legitimation, sich über die andern zu ent- im Saalradsport und Kraftfahrersport ausgefahren. Warnsdorf. Dann traten die Radballer von Eine große Zahl Bundesmitglieder hatte sich in Dresden - Leubnitz zu Lehrspielen gegen Tür rüsten, schwer zuzuerkennen vermögen. Statt Tetschen eingefunden, um die Wettbewerbe der mit und Komotau an. Wunderbar war es, wie Messerstiche in den Rücken nationaler Anti- Saaliportler und Kraftfahrer zu sehen. die Dresdener das Rad beherrschten und mit Hoch­poden zu rechtfertigen, sollten die Verant- Programmgemäß begannen die Wettkämpfe am und Weitschlägen durch Vorder- und Hinterrad die wortlichen, zu denen doch in erster Linie die Samstag nachmittag mit den Spielen um die Einheimischen vor eine schwere Aufgabe stellten. Regierungsparteien gehören müßten, sich ein Bundesmeisterschaft im Radball. Zwölf Mit einem 11: 2- Sieg gegen Türmik und einem wenig in die Psyche der vier Millionen Ein- Spiele waren notwendig, um die Meister des Bundes 5: 2- Sieg gegen Komotau traten fie, mit Beifall verleibten versenken. Man fordert von ihnen im Zweier- und Dreier- Radball zu ermitteln. Span überschüttet, ab. Die Arbeiter Turner zeigten Staatstreue und Liebe zum Staate, man ge- nend waren diese Kämpfe und es waren besonders einen herrlichen Feenreigen der Turnerinnen und die Türmiter und der Titelverteidiger der Arbeiter Gesangberein fang zum stattet ihnen auch noch gnädigst das Kinder- Tetschen , welche die Zuschauer, unter denen sich Schluß das Arbeiterlied, in welches begeistert alle machen, aber das Recht, daß diese Kinder auch viele Genossen und Genossinnen der Partei und Anwesenden mit einstimmten. ebenso wie die Kinder des Mehrheitsvolkes ihr der befreundeten Organisationen befanden, begeister­Fortkommen finden, macht man ihnen ent- ten. Beide Mannschaften erzielten in den Wett­schieden streitig. Die Verdrängung deutscher bewerben Bunttegleichheit; das Entschei Angestellter und Beamter geht weiter und sie dungsspiel wurde auf den Schluß der Veranstaltung erstreckt sich sogar auf Privatbetriebe. Daß verlegt. ein Deutscher im öffentlichen Dienste Anftel lung finden könnte, ist so gut wie ausgeschlos= Die feierliche Eröffnung erfolgte durch eine sen. Daneben wird das System der Nadelstich Auffahrt aller Wettbewerber im Saale des Schüßen: politik eifrigst fortbetrieben. Bier Millionen hauses" in Tetschen am Samstag Abend. Der Deutsche leben im Staate, aber keine Gelegen- Bundesvertreter, Genosse Josef Muller, Tetschen , beit wird verabsäumt, auch nicht von offiziel- begrüßte namens des Veranstalters und des 2. Krei: len Stellen, um ihnen kundzutun, daß ihre ses Tetschen die in großer Zahl Erschienenen, worauf Sprache verachtet und gehakt wird, daß sie der Bizebürgermeister der Stadt Tetschen , Genosse Warschner, herzliche Begrüßungsworte an die wohl gut genug sind, um Blut- und Steuer- Arbeiter- Rab- und Straftfahrer richtete. Sierauf lasten zu tragen, ihre Existenz aber gerade ergriff Genosse Arnberg für die Kreisorganisation nur geduldet wird. Jedes von öffentlichen Tetschen- Bodenbach der D.S.A.P. das Wort. Den Körperschaften ausgestellte Stüd Papier , jedes Grüßen der Partei, welche er überbrachte, schloß er amtliche Dokument bringt der deutschen Be- den Dank der Partei an die Arbeiter- Rad- und völkerung die Gesinnung der Machthaber zum Straftfahrer für die stete Mitarbeit an und forder.e die Anwesenden auf, auch in den Kämpfen, die der Bewußtsein: wo auf amtlichen Papieren aus Bartei und der gesamten Arbeiterbewegung durch internationalen Gründen als zweite Sprache den Fascismus drohen, fest und treu zum Sozialis eine andere als die tschechische noch angefügt mus zu stehen. Ein von der Ortsgruppe ubwi wird, ist es wohl die französische, niemals gefahrener 3wölfer- Schmudreigen fand viel Anklang, jedoch die deutsche . Trotzdem geht das Ge- worauf die Jüngsten des Bundes in Altion traten. schrei über die deutsche Ueberheblichkeit, zuerst vier Mädels von Trupschi, die einen welche die tschechischen Interessen gefährde, herrlichen Schulreigen fuhren, dann die beiden unentwegt weiter und wenn tschechischnatio- Rostener Jungens, die mit ihrem Kunstfahren Bewunderung hervorriefen. Ihnen folgten vier nale Fascisten Wegelagerern gleich Teilnehmer Bewunderung hervorriefen. eines deutschen Festes überfallen und nieder- roch wier große" Mädels, die gleichfalls einen sehr guten Reigen fuhren und viel Beifall ernteten. stechen, so verteidigt dies die tschechischbürger- un traten die Sportler an. Ein prächtiger liche und tschechisch- nationalistische Presse mit Farbenreigen Frühling, Sommer, Herbst und Win­der angeblichen Notwendigkeit der Abwehr. ter" der Riefengebirgler aus Hauptmanns Wenn man es direkt darauf angelegt dorf, Kunstfahren der Kostener und Warn 3-

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Schicksale hinter Schreibmaschinen.

Bon Chrifta Anita Brüd. Mir schießt das Blut ins Gesicht. Unsicher gebe ich dem Kunden Bescheid. Sind Sie nicht geübt im Telephonieren?" fragt Heinz Wagner befremdet. Was soll er nur von mir denken? Lichte, Murawski, ich bin ihnen noch längst nicht entronnen.

11

Um 2 Uhr nachmittags bewegte sich der

Feftzug

Krochywig, 123 Strafp., 12. R.; Alfred Fieber, Kroch­wig, 127.5 Strafp., 13. R.; Karl Hartelt, Krochwitz, 136.5 Strafp., 14. R.; Franz Bollat, Krochwis, 141 Strafp., 15. R.; Emil Olfelder, Zuckmantel, 191.5 Strafp., 16. R.; Anton Rüdel, Wistris, 217.5 Straf­punkte, 17. Rang.

145 Rilometer 3uverlässigkeits­

=

=

durch die Straßen der Stadt Tetschen. Boran gegen fünfzig Motorradfahrer mit der Bundesfahne an der Spike. Ihnen folgten die Saalsportler auf ihren Maschinen und die große Zahl der Straßenfahrer, ein prächtiges Bild den Zuschauern, die sehr zahl- fahren: Eugen Barta, Saubernių, 0 Strafp., reich entlang den Straßen, die der Festzug nahm, 1. Rang; Anton Rückel, Bistrik, 1 Strafp., 2. a R., Spalier standen, bietend. Oft und oft wurde in Otto Chladt, Turn, 1 Strafp., 2. b R.; Emil Olfelder, den Gruß an die Sozialistische Arbeitersportinter. Budmantel, 1 Strafp., 2. c R.; Alois Eis, Zuck­nationale und den Bund auch von den Zuschauern mantel, 1.5 Strafp., 3. R.; Friedrich Pelzel, Kosten, mit eingestimmt. 2 Strafp., 4. a R.; Erwin Knittel, Krochwitz, 2 Straf­punkte, 4. 6 R.; Josef Müller, Tetschen, 4 Strafp., 5. a R.; Erwin Vatter, Tetschen, 4 Strafp., 5. b R.; trugen ihre Wettbewerbe auf der Straße aus. Das Emil Richter, Wind.- Kamnik, 5 Strafp., 6. R.; Tempofahren, welches am Samstag Nachmittag auf Franz Adolf, Krochwiz, 7 Strafp., 7. a R.; Fieber der linken Elbestraße Krochwiz Rongstock und zurück Alfred, Krochwitz, 7 Strafp., 7.6 R.; Karl Hartelt, stattfand, hatte gleichfalls viele Zuschauer angelockt. Serochwitz, 10 Strafp., 8. R.; Franz Bollat, Kroch Am Sonntag früh 6 Uhr starteten sie trotz Regens wit, 12 Strafp., 9. R.; Hans Luschtinen, Krochwis, zum Zuverlässigkeitsfahren, welches von Tetschen 15.5 Strafp., 10. R.; Josef Pulda, Marschen, 18.5 über Böhmisch- Leipa- Graber- Auscha- Leitmerit- Strafpunkte, 11. Rang.

Die Kraftfahrer

flarer Luft verwandelt sich in Sommerschwere| stohlen das Gesicht des start alternden Mannes. 1 schreien und habe keinen Laut. Ich stehe vor und schwüle. Sumpflichter glimmen auf und schwinden wie- verschlossener Korridortür und höre Murawifts Und im gleichen Maße, wie die Natur ihre der hinter trägen Lidern. So kommt es, daß ich rafselnden Atem. Gleich wird er sich über mich schwebende Leichtigkeit verliert und der Segen der nicht lächeln kann, wenn er mit großväterlichem stürzen, mich würgen, quälen, zerreißen. Die Sonne nicht mehr wohlig fächelt, sondern atem Wohlwollen meine Bade streichelt, ganz zart mit Backofenhize der entlegenen Kammer schürt raubend in schwerer Size über der Erde brütet, dem Rüden seiner fleischigen Hand, oder wenn Schwäche und Uebelkeit meiner irrsinnigen verwandelt sich die frühlingshaft erwachte Hei- er zu seinen dickflüssigen Ermahnungen mir gön- Angst. terkeit der letzten Arbeitswochen bei Wagners in nerhaft Naden und Schultern tätschelt. eine immer drückender werdende Mahnung, die Soll ich auch hier, auch hier wieder gehetzt läglichkeit meines Poftens nicht zu verkennen. fein?

Ich sehe ja nicht, daß es Heinz Wagner ist. Ich kann mich nicht retten in die Helligkeit seines freien Gesichtes.

So", sagt er ,,, nun fann feiner unerivarte! reinkommen und unsere Platten verderben." Eine schwarzrote Birne entzündet sich wie ein glühendes Auge. Ich halte mich trampshaft am Rand eines Brettes, das meine Hände als Stüße gefunden. Wieder die freie, erlösende Stimme! Können Sie hier die Schalen erkennen? Geben Sie mal Ihre Hand. Was ist das unn hier, die linke, die rechte?"

Da sitze ich nun Tag für Tag in diesem Ich habe mich geringfügig am Fuß verletzt, engen, verstaubten, in seiner Ueberfülle von und er streicht, blaurot von der Anstrengung des Ich folge Heinz Wagner in sein Zimmer Aftenmappen, Reklamematerial und dergleichen Bückens, von meinem Knie herunter bis zum und fasele eine Erklärung. Er wartet erstaunt, Büroutensilien nicht mehr gerade ordentlichen geschwollenen Knöchel, untersucht ihn mit prü daß ich mich sammle. Ich habe nie die Wahr- Raum und tippe Frachtbriefe, Frachtbriefe, fendem Druck und nimmt, trop meiner hastigen heit sagen dürfen", bringe ich heraus. Sein Blick Frachtbriefe. Schon nach drei Tagen war es nur Abwehr, beim Loslassen wieder den Umweg über strömt über von gütigem Unglauben. Ich bin mehr mechanische Arbeit, eine schattenhafte mein Knie. tief beschämt. Wechselwirkung zwischen Augen und Fingern, an Es besteht kein Zweifel mehr. Und ich weiß, Es gibt schlimmere Tage noch, da denke ich, der das Bewußtsein feinen Anteil hat. Jedes daß ich mir den Onkel nicht zum Feinde machen meine Nerven müßten zerreißen, vor übergroßer siebzehnjährige Mädchen das die Fortbildungs- darf, solange ich Heinz Wagners befreiende Nähe Spannung. Da wartet mein ganzes an Aufruhr ichule besucht hat, macht das genau so gut wie brauche. Ruhelose Nächte ängstigen mich mit Gepen fage fläglich: Die linte, ich glaube, ich muß mich Ich schäme mich meiner eisigen Finger und gewöhntes Gemüt auf eine bösartige Entladung. ich, vielleicht sogar besser, denn ein gewisser aus die stern, denen ich entronnen zu sein glaubte. Ich erst umdrehen." Es braucht nur eine kleine Unruhe im Büro zu dem Innern heraufsteigender Widerstand, entstehen, Heinz Wagner nebenan etwas lauter Auflehnung gegen die geistige Verdorrung, weine meine Kissen naß und flehe zu Gott. es Machen Sie feine Geschichten. Das fagi zu sprechen oder irgend etwas nicht zu finden Streit und Wahnung des belasteten Gewissens, möge nichts weiter als ein übertriebener Ver- sich so leichthin: ich muß mich erst umdrehen, sein. Und schon duckt sich alles in mir in Er sie alle behindern das Tempo. Und auf das dacht sein. wartung des Ausbruchs, der doch nun endlich, Tempo allein kommt es bei meiner Arbeit an. Nach einer solchen Nacht ist es mein Ge- aber warten Sie mal, wir werden das schon frie endlich einmal niederprasseln muß. Dann sehe Eine andere, drohende Wolke zieht über das müt überreizt und empfindlich, als Heinz gen. So, bißchen schlanker könnten wir ja beide jein." ich im Geiste Heinz Wagners Gesicht in der Ver- anfangs so sonnige Feld. Wagner mich rasch im Vorbeigehen auffordert, Brust an Brust, Knie gegen Knie müssen zerrung, in der meine Angstträume es mir zu- Wenn Ludwig Wagner, der Onkel. ehrwür ihm ins Laboratorium zu folgen. wir uns aneinander vorbeilämpfen, um hantie meilen zeigen, wenn er, ein gesteigerter Murai- dig und bedächtig durch die Räume geschritten Ich steige ihm, erfreut zunächst über die un­ren zu fönnen. sti, mit erhobener Peitsche hinter mir herjagt. tommt, an meinem Plaze stehen bleibt und seine erwartete Unterbrechung meiner Arbeit, die ge­Also nun aufgepaßt, Fräulein Brüdner. Ich könnte aufschreien, stöhnen, weil nichts ge Hand aufstüßt, daß er unbedingt meinen Arm wundene Treppe nach. Aber im lichtlosen Gang Die Blatte kommt mit der Schichtseite nach oben. schieht, weil niemand schreit, niemand rast, weil berührt, dann wetterleuchtet es aus böser Ver- von der Treppe bis zum Labor fängt mein Herzum Gottes willen nicht die Finger abrutschen Heinz Wagner lächelnd aus seinem Zimmer tritt gangenheit. an zu rasen. Saum bin ich mir dessen bewußt. lassen." und sagt, er hätte den vermißten Brief in seiner So eifrig ich es vor mir zu leugnen suchte: Heinz Wagner geht mir voran in die Dun­Gut, daß es dunkel ist, gut, daß er meine Schublade gefunden. es geisterte eine geheime Unruhe schon durch felfammer. Ich sehe das enge, schwarze Loch, unsere erste Begegnung. In dem Blid, mit dem und alles in mir schreit nein, nein, tausendmal Erschütterung nicht sieht. Ich möchte weinen vor Glück und vor Dankbarkeit, vor Scham und er mich abwog, ehe er die Einwilligung zu meinein. ner Verpflichtung gab, lag etivas, das ich schon Aber schon ist es finster um mich. Schon vor Reue. Ich weiß jetzt, daß man sich nicht fannte. bin ich gefangen. Ein Arm greift an mir vor- retten kann vor der schmutzigen Verfolgung. In furchtbarer Ahnung durchsuche ich ver- bei. Ein Schlüssel kreischt im Schloß. Ich will ( Fortseßung folgt.)

Wochen vergehen, ehe ich mich langsam ge­

wöhne.

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Bier Monate später. Ein ganz leichter, Burchsonnter Frühling mit hohem Himmel und

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