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Zentralorgan d. Deucher ſozialdemokratischen Arbeiterpartei i.d.Tſchechoslowakischen Republik

12 Jahrgang.

erfeint mit Ausnahme des Montag täglich früh.

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Freitag, 1. Juli 1932

Vernunft wird doch über Chauvinismus triumphieren!

Genug der Hetze!

Die Duger Vorfälle haben nun im Ab­spiel gefunden. Wie zu erwarten stand. Ebenso

Genosse Kaufmann zu den Vorfällen in Dux. jedermann und mit allen Mitteln zu gewähr. geordnetenhauſe ihr parlamentarisches Nach

ner Zwischenrufer war.

leisten. Prag , 30. Juni. Wie vorauszusehen war, fönnte; wir ziehen jedenfalls konkrete Ergebnisse, Wir halten es daher für selbstverständlich, war zu erwarten, daß dabei nicht viel her­hatten die Vorfälle von Dug heute ein Nachspiel wie sie das Kommuniquee über den Ministerrat daß eine strenge und unparteiische Unterju- auskommen werde. Der Eindruck, der zurüd­im Parlament. Natürlich waren diese Vorfälle in Aussicht stellt, den schönsten theatralischen chung der Vorfälle durchgeführt und alle bleibt, ist nur dieser: beide Teile, deutsche wie in erster Linie Wasser auf die Mühle der deut Effekten vor, wie groß immer dann auch das Beschuldigten ohne Ausnahme zur Verantwor- tschechische Nationalisten haben die Durer Be­schen Oppositionsparteien, die ebenso wie die Geschrei von nationalistischer Seite sein möge. tung gezogen werden. gebenheiten als wahren Glücksfall angesehen, Stommunisten eine Erklärung des Innen­Den Standpunkt unserer Fraktion zu Dug Angelegenheit nicht erschöpft. Aber damit ist die politische Bedeutung der für beide sind sie ein gefundenes Fressen und ministers vor dem Parlament verlangten und legte Genosse Kaufmann, der Abgeordnete beide waren und sind bestrebt, sie in ihrer dann zu Angriffen auf die deutschen Regierungs - dieses Wahlkreises, in ebenso sachlicher ivie ent­Die Vorfälle von Dug sind kein zufälli Weise nach Bedarf auszuschroten. Die Zeche parteien übergingen, wobei in erster Reihe aller- schiedener Weise dar. Er führte eine Reihe von des Ereignis Wir sind seit Wochen und dieses beiderseitigen Freudensestes hat die Dings Spina wegen seiner letzten Rede der Tatsachen an, die ihn zu der Schlußfolgerung losen Heße in dem chauvinistischen Teile der jene Faktoren im deutschen und tschechischen Monaten Zeugen einer verantwortungs friedliebende Bevölkerung zu bezahlen und Gegenstand der Attaden Steibls und verschiede- führten, daß die amtlichen Organe ihre Pflicht tschechischen Preffe, deren Werk die Atmosphäre Lager, welche an dem nicht leichten Werke, Pflichtsen Heze in dem chauvinistischen Teile der nicht in vollem Waße erfüllt haben, erinnerie ist, aus der die Duger Ereignisse hervorgegangen Die deutsche Sozialdemokratie übergeht den Innenminister mit allem Nachdruck an seine und das sei diesen Kläffern nachdrücklichst ver- bei anders gearteten Gelegenheiten gern ge- sind. Wir sehen jetzt, daß dieselbe Bresse in beden- eine Verständigung der im Staate lebenden sichert die Durer Ereignisse eineswegs brauchte Wendung von der Aufrechtex fenloser Umkehrung der Tatsachen die An- Völfer herbeizuführen, arbeiten. mit Stillschweigen, wenn sie sich auch die Wahl haltung der Ruhe gegen jeder greifer zu Ueberfallenen zu machen Eine Klärung darüber, welcher Teil der ihrer Mittel feineswegs von Herrn Reibl vor- mann und mit allen Mitteln" und sucht. Schuldige, hat die parlamentarische Ausein­schreiben läßt. Diese Ereignisse wurden u. a. im forderte entschieden eine strenge und un- Wir glauben, daß mit diesen Methoden andersetzung nicht gebracht, denn die verant­heutigen Ministerrat ausführlich bespro- parteiische Untersuchung und die Be- dem tschechischen Volke selbst, seiner Würde wortliche Stelle in der Regierung hat es nicht chen. In dem amtlichen Kommuniquee, das über strafung aller Schuldigen ohne Ausnahme. und seinem Ansehen am schlechtesten gedient sonderlich eilig, unparteiisch die Wahrheit zu die Sigung ausgegeben wurde, heißt es diesbe- Mit derselben Entschiedenheit sprach Kauf- ift. Wir glauben, daß man den Chauvinismus erforschen und die nationalistischen Redner züglich: mann aber auch unseren Nazis die moralische nicht bekämpfen fann, indem man ihn über von hüben und drüben sind wahrhaftig feine Der Jnnenminister erstattete Bericht Legitimation ab, sich allzusehr aufzuregen und trumpft, sondern indem man ihm immer und reine und ungetrübte Quelle. Wir kennen die überall mutig entgegentritt. So haben wir es Mentalität der deutschen Nationalisten und über die Ereignisse am 25. und 26. d. M.; nach zu beklagen, und schloß mit einem ernsten Ap­immer gehalten und darum find wir befugt, wir stehen gegen sie Tag um Tag im Kampf, durchgeführter Aussprache nahm der Minister - pell an die tschechischen Parteien, dem Chauvi rat zur Kenntnis, daß der Innenminister nach nismus immer und überall mutig entgegenzu­auch in dieser ernsten Stunde an alle, denen in einem Kampfe, der uns infolge der nie­Abschluß des eingeleiteten Verfahrens über das treten. In diesem Zusammenhang fonnte Ge das Wohl der Bevölkerung, das friedliche Zu­Ergebnis und die getroffenen Ma 3- namentlich die tschechischen Genossen gewillt und Kaufmann mit Genugtuung feststellen, daß nahmen Beicht erstatten wird." namentlich die tschechischen Genossen gewillt und entschlossen sind, diesen Stampf gegen den Chaus vinismus und für den nationalen Frieden ge­meinsam mit uns zu führen.

Wer amtliche Kommuniquees zu lesen ver­t, wird vielleicht daraus entnehmen können, der Herr Innenminister in dieser Sizung Der starke, demonstrative Beifall, den auch leicht unangenehmere Augenblicke er die zahlreich anwesenden tschechischen Genossen 2 als bei den ühchen turbulenten Szenen, dieser Rede Kaufmanns spendeten, zeigte, daß von denen eine Erflä ang Slavits im Parlament auch diesmal tschechische wie deutsche Sozial nun einmal begleitet zu sein pflegt. Der deut- demokraten im vollsten beiderseitigen Einver­schen Opposition mag das Theater lieber sein, nehmen vorgehen und in der Beurteilung der das sie bei einer Erklärung Slaviks aufführen artiger heifler Zwischenfälle eines Sinnes sind.

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Genosse Kaufmann führte u. a. aus: Die beklagenswerten Vorfälle, die sich Sams tag und Sonntag in Dur abgespielt haben, ver­anlassen uns, der überhißten nationalistischen Atmosphäre hüben wie drüben, mit eindring lichen Worten der Warnung und Mahnung entgegenzutreten.

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bierüber zumindest als vollkommen unbe­wiesene Behauptungen ansehen.

Wir können also in aller Objektivität aus sprechen, daß es sich um einen Ueberfall und zwar allen Anzeichen nach um einen wohlvor­bereiteten Ueberfall tschechisch= chauvinistischer Elemente auf eine von der Behörde bewilligte deutsche Veranstaltung handelt, und daß es daher die selbstverständliche Pflicht der Behörde war, diese Veranstaltung zu schüßen.

Wir würden es für das größte Unglüd halten, das die Bevölkerung aller Nationen treffen kann, wenn die Bemühungen aller vere antwortungsbewußten Faktoren, den Wirkun- Leider spricht eine Reihe von Tatsachen gen der verheerenden Wirtschaftskrise in mühe- dafür, daß die Behörden nicht mit der entspre boller, fachlicher Arbeit zu begegnen, durch chenden Sorgfalt vorgegangen sind, um Aus­nationalsozialistische Ausschreitungen, von wel- schreitungen zu verhindern und daß sie den aus­cher Seite sie immer fommen mögen, gestört gebrochenen Exzessen nicht mit der not und gehemmt würden. Wir sehen daher die wendigen Energie entgegengetre­Vorfälle von Dux als ernstes Warnungs- ten sind. Die Tatsache, daß bis heute das fignal an. Automobil nicht festgestellt wurde, das mit ab­In Dug ist ein deutsches Turnerfest durch die Tatsache, daß niemand von den Angreifern geblendeten Lichtern in den Fadelzug hineinfuhr, einen Ueberfall gestört worden. Es ist bekannt, festgestellt wurde, rechtfertigt den Vorwurf, daß daß wir mit der deutschnationalen Turnerbewe- Die amtlichen Organe ihre Pflicht nicht in gung feinerlei Zusammenhang haben, im Gegenteil, die deutsche Arbeiterklasse dieses Van vollem Maße erfüllt haben. des hat der nationalen Turnbewegung eine starte Arbeiterturnbewegung ent gegengestellt, die von sich sagen kann, daß sie die Arbeiterklasse und ihre Jugend in interna­tionaler Gesinnung und im Geiste der nationalen Verständigung er­zieht.

Aber gerade diese Tatsache gibt uns das Recht, in aller Ruhe, aber auch mit allem Nachdruck festzustellen, daß es die Pflicht der Staatsgewalt ist, das Leben und die Sicherheit aller Staatsbürger, welcher Nationalität oder politischen Gesinnung immer, vor Gewalttätig teiten zu schüßen.

Es wurde festgestellt, daß bei den Ausschrei­tungen in Dug 24 deutsche Turner zum Teil er heblich verlegt worden sind. Diese Tatsache ist schon im ersten amtlichen Bericht mitgeteilt wors den, während von Verlegungen auf Seite der Angreifer zunächst überhaupt teine Rede war und erst nachträglich zwei Verletzte ausfindig gemacht wurden. Wir stellen auch fest, daß der amtliche Bericht von irgendwelchen Provokatio nen seitens der Turner überhaupt nichts weiß, und wir müssen daher alle späteren Mitteilungen|

Die deutschen Nationalisten, allen voran dic Nationalsozialisten, find moralisch nicht legitimiert, sich über Verlegungen der demos tratischen Grundsäße und über den mangeln­

sammenleben der Nationen am Herzen liegt, zu drigen Methoden, mit denen sie gegen uns appellieren, fie zur Zuſammenarbeit und zum appellieren, sie zur Zusammenarbeit und zum fechten, ihr Wesens und Charakterbild längst gemeinsamen Kampfe gegen nationalistische hat ausreichend erkennen lassen. Wir wissen Verheßung aufzurufen. auch, daß sie in ihrem nationalistischen Fana­

Das ist vor allem die Aufgabe der tismus und in ihrer Borniertheit zu manchem iſt o internationalen Arbeiterklasse. fähig sind, vor allem dazu, in Verkennung der In diesem Zusammenhang müssen wir allerdings Machtverhältnisse Tollheiten zu begeben. Den­aussprechen, daß die Kommuniste n, die noch sind wir nicht geneigt, die Schuld an dem heute von Aeußerungen internationaler Ver- Vorgefallenen in erster Linie ihnen zazumes­bundenheit überfließen, unmittelbar nach den sen, denn was von der tschechischen espresse traurigen Ereignissen, in der Montagausgabe bisher an Behauptungen über unerträgliche des„ Rudy Večernit", sich zu den Aus- Provokationen berichtet wurde, hat sich so schreitungen bekennen und die ziemlich durchwegs als bloße Schauermärchen Heldentat von Duy für sich in Anspruch genommen haben. Diese für eine Arbeiter herausgestellt. Es mag sein, was einwandfrei partei überaus beschämende Tatsache fann auch übrigens auch noch nicht erwiesen ist, daß ein durch spätere Verhüllungsmanöver nicht aus zelne der Festteilnehmer ein herausfordernd der Welt geschafft werden. tschechenfeindliches Benehmen an den Tag ge­

Um so mehr ist die Sozialdemokratie legt haben, eine Rechtfertigung für den feigen beider Nationen dazu berufen, gerade in der Ueberfall in dunkler Nacht durch meiserbe­Siedehiße des Nationalismus für den natio- waffnete Rowdys, für die tagelange Bedro­nalen Frieden zu wirken. Wir sind bereit, uns hung mit Tätlichkeiten der Festteilnehmer und dieser Aufgabe zu unterziehen und wir ganz unbeteiligter Menschen und schließlich für quittieren die Stimmen von die Verletzung von 24 Turnern durch Messer­tschechischer sozialdemokratischer stiche, Stochiebe und Steinwürfe, ohne daß Seite, die den gleichen Willen und auf der Gegenseite auch Verwundete zu ver­

die gleiche Bereitschaft ausspre

chen, mit Genugtuung. Dem Zusam- zeichnen sind, wäre dies nicht. Nur in ganz menwirken der Arbeiterklasse muß und wird unfultivierten Ländern hat Lynchjustiz einen es gelingen, den Chauvinismus in beiden Platz, in einem Staate, der ein Kulturstaat Lagern zu überwinden. Die Bevölkerung hüben ist und in dem sich die gesamte Polizei- und und drüben hat kein Interesse an nationalis Militärmacht, sowie die richterliche Gewalt in stischen Exzessen, die Bevölkerung verlangt den Händen des Volkes befindet, dem die an­nach Frieden und Verständigung. Darum wird geblich Provozierten angehören, müßte sie die Frieden und Verständigung schließlich über schärfste Ahndung finden. den Chauvinismus triumphieren!( Starker Beifall bei den deutschen und tschechischen anwalt, aber was verlangt werden muß, das Wir rufen nicht nach Polizei und Staats­Sozialdemokraten.)

Die sonstige Debatte.

ist gleiche Handhabung der Gesetze gegenüber allen Bürgern des Staates. Man stelle sich vor, die Messerstecher und Gewalttäter, welche Den Reigen der Redner, die sich mit den Duger die Stadt Dur tagelang unter Terror hielten, den Schuß verfassungsmäßiger Rechte zu bes Vorfällen befaßten, eröffnete Dr. Keibl( Nat.- wären streifende Arbeiter oder Kommunisten flagen, da sie das Bekenntnis zu brutaler und Partei) mit schwerem Geschütz. In den vordersten gefeßeswidriger Gewalt nicht nur durch Worte, Bänken sammelte sich eine ganze Reihe deutscher gewesen- wie exakt hätte da der Gendar­sondern auch durch blutige Handlungen im oppositioneller Abgeordneter, die seine Rede des merie- Apparat funktioniert, wie viele Ver­Deutschen Reiche Tag für Tag aufs neue ab- öfteren mit Entrüstungsrufen begleiteten, die alles haftungen, von denen in diesem Falle über­legen. andere als glücklich gewählt waren. Allerhand haupt nichts zu hören ist, wären, ob es sich

Die deutschen Chauvinisten sind nicht schimpfwörter flogen herum, die ihrem Ur- nun um Schuldige oder Verdächtige oder De­befugt, Chauvinisten einer anderen Nation wegen heber vielleicht an ein paar Bierstammtischen in der nunzierte gehandelt hätte, die unmittelbare einer Tat, wie ſie ſie ſelbſt vielfach begangen Provinz alle Ehre eintragen werden, die aber auf Folge gewesen, ganz abgesehen davon, daß haben und noch begehen, anzuklagen. der anderen Seite bei einigem bösen Willen nur zu vorher wahrscheinlich Waffengewalt angewen

Aber wir, die seit dem Bestande der leicht verallgemeinert und in eine Beleidigung der det worden wäre. Und am Tage nach dem Partei überall und seit dem Bestande der ganzen tschechischen Nation umgedichtet werden Borfalle wären dieselben Zeitungen, die jetzt, Tschechoslowakischen Republik auch auf diesem tönnen. Namentlich Herr Horpynka als Brager nicht über die Angreifer, sondern über die Boden immer für den nationalen Frieden und könnte wissen, daß Stribrny und Konsorten doch nicht über die Angreifer, sondern über die die Verständigung der Nationen gewirkt haben, nur darauf lauern, gerade zur Kongreßzeit ein durch Messerstiche Verletzten sich entrüſten. wir haben das Recht, den Schuß des Lebens Feuerchen anzuzünden; da fönnen natürlich die voll davon gewesen, daß solches nie wieder ge und die Sicherheit aller Bewohner des Landes Schimpfwörter, die Sorpynka und Konsorten gegen duldet werden dürfe und daß gegen die Uebel mit Entschiedenheit zu verlangen und den die wahrlich nicht zu verteidigenden anonymen Ür- täter mit erbarmungsloser Strenge vorgegan Herrn Innenminister eindringlich an seine heber der Duger Zusammenstöße ausstießen, direkt wiederholten Erklärungen zu erinnern, daß er wie Del ins Feuer wirken. Auch den aller­entschlossen sei, die Ruhe und Ordnung gegen| ( Schluß auf Seite 2)

gen werden müsse. Die Polizeigewalt abe: hätte den Rufen nach Anwendung rücksichts­losester Strenge gerne entsprochen. Im Falle