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Dienstag, 19. Juli 1932.
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Mr. 165. rung verantwortlich, die durch ihre sdung eines kaum verschleierten Erkenntnis der deutschen Arbei Schon nach 1 Uhr mittags begannen am Unfähigkeit und durch ihren reaktionären Stand rechts, das sich natürlich gegen sterklasse, daß fünf Minuten vor Sportplatz die sehr schönen, exaft durchgeführten Bürgerkrieg heraufbeschworen links richten wird. Hoffen wir, daß der zwölf und an der Zeit ist, die Rei- Massenvorführungen der Turnerinnen und Turhaben. Sonntag von Altona aber neben den blutigen hen zu schließen zur einzigen Front, die ner sowie der Turnjugend unter Leitung der Genoffin Kohlert und Genossen Hiebsch, Mag immerhin für die hakenkreuzleri- Früchten einer unfähigen und böswilligen dem Fascismus standhalten kann: von lebhaftem Beifall belohnt. Ihnen folgten schen Provokateure wie für ihre junkerlichen Regierung, neben den Opfern einer verfehlten Eisernen Front! u. a. Uebungen am Red, es zeigten sich aber auch die Speerwerfer und Handballer sowie Ringfämpfer. Mit viel Interesse wurde das Wehr. turnen verfolgt, das Nehmen von verschiedenen Hindernissen samt dem Tauziehen. Um 5 Uhr nachmittags vereinigte ein sinniges symbolisches Fahnenspiel unter Mitwirkung der Musik, der Fanfarenbläser der Roten Wehr" Bodenbachs und Rezitatoren die Maffe der Besucher. Es war ein Sampfruf und Treugelöbnis zu ließ. Damit war das offizielle Programm am gleicher Zeit, das einen starken Eindruck hinter Festplate beendet.( Ueber die Ergebnisse der Wettkämpfe wird separat berichtet.)
Atus- Aufmarsch in Bensen.
und schwerindustriellen Hintermänner die Taktik doch noch eines zeitige und reife: die blutige Straßenschlacht von Altona eine Warnung und eine Lehre darüber sein, daß der Bürgerkrieg in Deutschland nicht einfach darin bestehen wird, daß die Köpfe der Andern rollen, so gibt der blutige Sonntag doch auch den Arbeitern Deutschlands zu denken, den Arbeitern der Welt zu fürchten. Er beweist, daß die KPD nichts gelernt hat, daß sie nach wie vor glaubt, die Gelegenheit zu Butschen nützen und die Arbeiter zu ihrer
Eine Maffenfundgebung voll bester Kampfeszuversicht und Frende. In der Geschichte der guten alten Stadt| aber sie verhielten sich ruhig: Bensen ist eben Bensen wird der 16. und 17. Juli 1932 mit fein Dug. roten Lettern unvergänglich verzeichnet bleiben. Zahlreiche Teilnehmer mußten mit Wassen quartieren vorlieb nehmen, aber auch das wurde scherzend hingenommen. Am Feſtſonntag began nen schon um 7 Uhr früh Wettkämpfe aller Art auf den Festpläßen. Der Himmel machte ein finsteres Geficht; dunkle Wolken kamen gegen Mittag immer mehr vom westlichen Horizont herauf und zogen drohend über die so hübsch gelegene Stadt, als sich zur vorgeschriebenen Beit um halb 12 Uhr die Aufstellung der Atusbezirke, der Roten Wehr und der Jugendstaffel vollzog. Nur einige Tropfen fielen, aber auch wenn es geregnet hätte, kein Mann wär aus Reib und Glied getreten.
Denn der an diesen zwei Tagen abgehaltene Auffassung der deutschen Revolution als einer Kreisaufmarsch unserer Turner, Sportler, WehrAktion der kommunistischen„ Avantgarde" be formationen und Jugendlichen mit seinem erhe benden Massenbesuch, seiner echt proletarischen kehren zu können. Dieser Versuch endete, wie Begeisterung, seinem leuchtenden Farbenglanz er enden mußte. Nach tapferem Straßenkampf und seiner straffen Disziplin war ein dort noch der Arbeiter, die von der kommunistischen nie geschautes Ereignis im besten Sinne des Generalität in den Putsch diri- Wortes. Schwer drückt die dem fapitalistischen giert worden war, blieben doch System entspringende Wirtschaftskrise auf Stadt von den proletarischen Angreifern mehr auf und Land. Stillgelegte Fabriken und Werkstätten der Strecke als von den Fascisten und war es sonder Zahl, zehntausende Arbeitslose sind die vor allem ein Kampf der Minderheit gegen Signatur unserer Zeit. Und dennoch folgten viele Fascismus und Staatsgewalt geworden. Tausende junge und alte Parteigenossen und Genofsinnen dem an sie ergangenem Ruf, sich in Bensen zu versammeln und der Welt zu zeigen, daß der alte sozialistische Kampfgeist in ihnen glüht und sie siegesgewiß das Ringen mit bag til jedem Feinde aufnehmen mit allen Mitteln, wenn es sein muß!
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Boll erhebenden Gefühls konnten die vielen, vielen auswärtigen Teilnehmer mit den Abendzügen ihrer Heimat zu neuer Arbeit im Dienſte des Proletariats zueilen. Die prächtigen Festtage in Bensen haben ihnen neue Kampfbegeisterung, neue Tatkraft gebracht. Die Sozialdemo fratie ist unerschütterlich! Der beste Teil der Jugend des arbeiten den Volkes steht fest und geschlosfen hinter der Partei.
Der Youngplan noch teineswegs begraben.
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Der Marktplatz in Bensen bot ein nie ge Gerade Altona zeigt uns, daß der Abschautes Bild. In laum 20 Minuten erfolgte wehrkampf der deutschen Arbeiter nur dann bezirksweise die Aufstellung der Turner. Ein im Aussicht auf Erfolg hat, wenn er auf der pofanter Fahneneinmarsch erhöhte den Eindruck. die Grundlage der Eisernen Front, unter Genosse Klemmer eröffnete furz vor 12 Uhr der Führung der proletarischen Massenpartei, die Kundgebung. In wuchtigen Worten sprachen Erklärungen Herriots in der Kammer. der SPD ausgefämpft wird. Statt sich in die Sie waren von nah und fern gefommen: vom Genosse Rögler und Abg. Müller namens Reihen der Eisernen Front einzugliedern wie Elbestrand, aus dem Niederlande , dem Eulau- der Partei und des Turn- und Sportverbandes Paris , 17. Juli. In der heutigen Nachtsitjene fommunistischen Arbeiter, die in Wil - und Polzentale, dem Glasindustriegebiet, vom über den Sinn des Aufmarsches als eine nicht ung der Kammer erflärte Ministerpräsident mersdorf die Einheitsfront von unten Hirschberger See, alle vier Bezirke des Turn- zu übersehende Manifestation sozialistischen Wiler riot, die Lausanner Regelung sei nur verwirklicht haben und mit den Sozialdemo- freises( Aussig , Bodenbach, Haida und Warns. lens, Freiheit und Sozialismus um provisorisch, sie hänge von einem befriedi dorf) waren gut, teilweise sogar sehr start ver- jeden Preis zu verteidigen, resp. zu genden Endergebnis der Regelung mit Ame fraten marschiert sind, wollen die Kommuni- treten. Aus Brag waren per Autobus 20 Ar- erringen. Es war eine Warnung an die rita ab und werde eingefügt in den Rahmen ſten noch immer den bevorstehenden Entscheibeiterturner als gern gesehene Gäste erschienen. Gegner voll selbstbewußter proletarischer Kraft, einer Weltregelung. Falle diese zufriedendungskampf der Klassenfronten umfälschen in um wie viel größer und stärker wären noch die bar jeder Ueberhebung. Der stürmische Applaus stellend aus, so werde die Regelung von Lauein Scharmützel zweier extremer Seften. Scharen gewesen, die unter dem roten Banner bestätigte die Kampfentschlossenheit der Massen fanne endgültig sein, andernfalls werde eben der Greift doch die KPD , während sie in Altona der Sozialdemokratie marschierten, wenn die Mas- aufs deutlichste. Hochauf reckten sich die Arme Youngplan wieder formal Rechtsgültigkeit behal Arbeiter in eine blutige Battaille hetzt, die sennot nicht bestünde!? mit der geballten Faust unter dem brausenden ten. Der Ministerpräsident betonte, daß er die SPD wie eh und je an, tommandiert sie doch Auch das anfänglich unsichere, ja sehr Rufe und Gruß: Freiheit! Nach Intonie- Rechte seines Landes gewahrt habe. Wenn die in Magdeburg ihre Sturmtruppen zur schlechte Wetter hatte viele abgehalten. Die Fest- rung der Internationale" durch die Musik Weltregelung nicht definitiv sei, bleiben alle im gleichen Zeit zum Angriff auf das Reichs- arrangeure mußten ingrimmig zusehen, wie der setzte sich der Festzug in Bewegung. An der Youngplan enthaltenen Rechte vorbehalten. ideal gelegene Festplat immer mehr unter Was Spike desselben, vor dem wehenden Fahnenwald banner! Altona ist ein Beweis dafür, daß der fer geriet; doch im stillen hofften sie im letzten marschierten die Vertreter der Partei, unter Fascismus in Deutschland niemals so leicht Augenblick auf eine günstige Wendung. Sams- ihnen die Abgeordneten und Senatoren des Befremden in Berlin . fiegen fann wie in Italien , aber es ist auch tag abend ging eine Funktionärver- Wahlkreises Böhm.- Leipa. Es folgten im ftramBerlin, 17. Juli. Wie das Conti- Nachrich ein Beweis dafür, daß er nicht geschlagen wer- jammlung im Roß, geführt von Genoffen men Gleichschritt Jugendliche, Turner und Tur- tenbüro meldet, erregte diese Rede Herriots in den kann mit den putschistischen Methoden Iem me r- Bodenbach, voraus, an der 203 nerinnen, Sportler aller Art, Wehrleute, eine Berliner Kreifen einiges Aufsehen. Herriots Inder KPD . Funktionäre teilnahmen. Die Gen. Siebsch Gruppe Zehnerschaften usw. Nichtuniformierte terpretation der Lausanner Regelung lasse sich Der letzte Sonntag zeigt das Barometer und Storch besprachen alle organisatorischen wvilisten" gabe nur wenige. Nach genauen nach Ansicht der Berliner Kreise nur schwerlich des deutschen Bürgerkriegs im Aufstieg zu und technischen Fragen des Kreisaufmarsches Bählungen befanden sich 4000 Personen im mit den Worten, die er bei Abschluß der Kon schwindelhafter, furchtbare Gewitter anzeigen- und die zeitgemäßen Rampfprobleme. Genoffe eftzuge, dessen Vorbeimarsch über eine halbe ferenz fand, in Einklang bringen. Diese Stel der Höhe. Die Schuld des Junter Robac instruierte die Funktionäre des Ord- Stunde dauerte. Hinter der Brüde defilierten die lungnahme sei geeignet, bie psychologischen Wirregimes ist es, wenn Deutschland sich auf nerdienstes. An der Versammlung nahmen Ver- Turner und Sportler vor den Vertretern der fungen der Konferenz, die legten Endes der geregimes ist es, wenn Deutschland sich auf treter der Streisorganisation der Partei und Partei und des Turn- und Sportverbandes. famten Wirtschaft zugute kommen, abzuschvädiesem Wege befindet und wenn es wahr der übrigen befreundeten Organisationen toil. Wieder flang es träftig: Freiheit! Der hen, wenn nicht vollkommen aufzuheben. scheinlich zu spät ist, jetzt noch umzukehren Als die Nacht heranbrach, bot sich den Bewoh- Festzug war sehr farbenreich: die Turnerinnen den Berliner politischen Kreisen werden daher und das Steuer herumzuwerfen. Umso ge- nern der Stadt ein überaus packendes und hin- in der weißen Bluse und der schwarzen Hose, die Aeußerungen Herriots mit Bedauern spannter aber richten sich die Blide aller Ar- reißendes Schauspiel: der Fadelzug, an dem die Turner im weißen Dreß mit rotem Gürtel, aufgenommen. beiter auf Deutschland , umso heißer brennt rund 2000 Personen teilnahmen, darunter bei die Jugendlichen und Falken in blauer Bluse, in uns die Sorge, was aus Deutschland und nahe die Hälfte Fackelträger. Der Marsch im die Rote Wehr" in ihrem grünbraunem Kleid, Politisches Attentat. deutschen Arbeiterklasse werden soll. Lichte der vielen hunderte Fadeln gestaltete sich die Behnerschaften zum Teil mit blauer Bluse, Altona zeigt, daß noch immer nicht jener u einer wuchtigen Demonstration. In Sprech dunkelblauer Müße mit Sturmband, Gamaschen Helsingfors , 18. Juli. Vier Männer brangen Geist der Einheit und Einigkeit die Arbeiter Kriege", Wir wollen Brot und Freiheit",„ Nie" Tracht", dazu noch Gruppen in allen möglichen teidigungsministers in Lappo ein und gaben hören ertönten weithin Rufe wie: Krieg dem und Tornister, die Sportler in buntester am Sonntag in die Villa des finnischen Berschaft beseelt, der ihr allein den Sieg bringen der mit der Reaktion",„ Nieder mit Hitler ". Und Farbtönen und darüber das helle Rot der mehrere Revolverschüsse auf ihn ab, die jedoch kann, daß noch immer eine putschistische Min- laut erschallten Kampflieder. Freude und Zu- vielen Sturm- sowie der 12 Vereinsfahnen. Es fehl gingen. Die Täter flüchteten. Einer derfelben derheit den Kampf der Eisernen Front gefähr- versicht erfüllte alle Teilnehmer. Die verbissenen war ein herrliches, unvergeßliches Bild, das fonnte sofort festgenommen werden, die anderen det. Was die KPD als Ergebnis des Sonn- Gegner mochten allerdings alles andere denn helle Freude und zugleich stolze Genugtuung er- fonnten flüchten, wurden jedoch heute ebenfalls tags bucht, ist zunächst einmal die VerkünFreude ob der Invasion der Roten genießen, wedte. verhaftet.
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Schiafale hinter Schreibmaschinen.
Von Christa Anita Brüd. Mir sind ja die Formalitäten zur Einleitung der Ausreise unbekannt. Ich erledige fie jezt zum ersten Male mit. Fräulein Hulßsch allein ist über den amtlichen Weg genau informiert. Wenn sie mir versichert, daß alles Notwendige geschehen ist, so könnte ich eigentlich beruhigt sein.
Trotzdem: in mir sucht irgend etwas unentwegt nach der verschütteten Spur.
In
Fräulein Hulßsch sieht mir mit dem wehlei- zu erschüttern, so liegt gerade in diesem Falle| Zeilen Inhalt diktiert und allerlei Auskünfte digen Erbarmen entgegen, das man einem Ver- die Möglichkeit zu unabsehbaren Mißhelligkei- und Bescheide, die ich sonst selbst erledigte. Ich brecher vor dem Galgen bezeigt. ten vor. Wenn Fräulein Hultsch mich nicht er- erkenne, daß ich so ziemlich die ganze während innert hätte..." seiner Abwesenheit eingegangene Post hätte beantworten tönnen.
Ich stoße mich schnell gesammelt aus aller Befangenheit heraus. Mein Stolz verbietet mir, vor diesen beiden als betretener Sünder zu stehen.
Wir erwarten Maßmann zurück. Ein Auto Da sie mich immer noch anstarren, als hätte fährt vor. Im Gang tappen Schritte. Fräulein ich fleine Kinder geschlachtet, füge ich hinzu: Hulßsch reckt sich und lebt auf. Es entschuldigt zwar mein Versäumnis nicht, aber da die Ausreise erst in drei Wochen stattfindet, kommen die Schreiben wohl noch zur Zeit."
„ Ich weiß gar nicht", sagt sie, wenn Dr. Maßmann zurückkommt, habe ich stets ein Gefühl von Geborgenheit."
Fräulein Hultsch hat Sie daran erinnert?" Ich bin einen Augenblick fassungslos.„ Das ist, das ist allerdings erstaunlich."
,, Es fiel mir gerade eben ein", erklärt sie. Etel tommt mich an. Nun", sage ich, Sie sind natürlich nicht verpflichtet, meinem Gedächtnis nachzuhelfen. Es
Ohne innere Anteilnahme krizele ich die Blätter meines Stenogrammblocks voll. Nach der Ich bitte um Entschuldigung, Herr DotMittagspause beginne ich mit der Uebertragung. tor", jage ich vollkommen frei. Ich will nicht Da man sich in dieser Arbeit sehr wohl selbst leugnen, daß ich den Auftrag noch gerade hörte, vergessen kann, so kann ich mich nicht entschlie während ich telephonierte. Aber er kam mir nicht ßen, nach Dienstschluß aufzuhören. Ich size bis recht zum Bewußtsein. Nachher fühlte ich zwar, ist eine Frage der Stollegialität, vielleicht auch spät in den Abend hinein. Auch bin ich entschlos daß ich etwas vergessen hatte, konnte mich aber nur des Anstandes." sen, den Wettstreit mit Fräulein Hultsch jetzt in trop aller Anstrengung nicht besinnen." In diesem Augenblick entdecke ich ganze jeder Beziehung aufzunehmen. Da sie nie ein Stöße unerledigter Briefschaften auf Maßmanns Stenogramm bis zum nächsten Tage zurückläßt, Schreibtisch. Wo kommen sie jetzt mit einem so darf auch ich es nicht tun, wenn ich mich vor male her? ihr behaupten will. Mein Blut fängt an zu rasen. Am nächsten Morgen in der Frühe lese ich Herr Dottor, ich muß Sie bitten, Fräulein das Geschriebene durch und bessere einige Hultzsch in meiner Gegenwart zu fragen, wes- Schreibfehler aus. Das Stempelkissen steht wie halb sie die eingegangene Post vor mir ver- gewöhnlich auf Fräulein Hulpschs Schreibtisch. steckt hat." Sie sicht flüchtig auf, als ich den Ständer drehe, Jch? Die Post versteckt? Wenn Sie mich um den Unterschriftsstempel zu wählen. schon vertreiben wollen von hier, so lassen Sie Ich unterstemple meine Briefe und lege die wenigstens das Lügen. Die Post hat jeden Tag Mappe auf Dr. Maßmanns Schreibtisch. Es hier gelegen." liegt eine gewisse Nichtachtung darin, daß sie Schon heult sie wieder und stimmt ein dort unberührt liegen bleibt bis zum späten hysterisches Lamento an. Sie droht wie immer Nachmittag. Meine Ueberstunden werden dadurch Maßmann hell errötet. Die Wirkung auf den in solchen Fällen mit Kündigung, Flucht und gleichsam annulliert, zurückgewiesen. Die Tür ist nur angelehnt. Ich verstehe Außenstehenden ist in beiden Fällen die gleiche: Selbstmord. Bruchstücke der Unterhaltung. Blößlich fällt das Betretenheit. Herr v. Killar weiß ein Lied davon Ich muß Sie bitten, Herr Dottor, mich anWort„ Konsulate". zu singen. Es fommt nichts über seine Lippen, zuhören", rufe ich heftig und erkläre ihm den was Dr. Maßmann nicht als persönliche Strän- Vorgang. tung empfände. Er hört mir mit zusammengepreßten LipDr. Maßmanns Stirn ist also rot ent- pen, Saß in den Augen zu und glaubt mir flammt vor erger. tein Wort,
Dr. Maßmann preßt beleidigt die Lippen zusammen, als wäre es eine unerhörte Dreistigkeit, die ich da geäußert.
Ganz im Gegensatz zu mir, denke ich bitter und erkenne, wie sehr ich ihn schon als Feind betrachte. Er kommt durch den Saal. Fräulein Hulßsch Seine Empfindlichkeit ist von ebenso delita folgt ihm auf dem Fuße in sein Zimmer, ein ter Beschaffenheit wie die des Fräulein Hulksch. wenig übereift, will mir scheinen. Vielleicht möglich, daß ihre Sympathie füreinander in die fürchtet sie, ich könnte sie um die Berichterstat- sem Puntte antert. Der Unterschied liegt einzig tung bringen. Möglich auch, daß sie einen ande- darin, daß Fräulein Hulßsch weint, wo Doktor ren Grund hat.
Das ist's. Wie ein abgeschossener Pfeil schnellt das Vergessene an die Bewußtieinsoberfläche. Fräulein Brückner", ruft Maßmann beraus, die Schreiben an die Konfulate sind noch nicht hinausgegangen?"
Ich erhebe mich peinlichst berührt und gehe in den wasserblauen, starren, befremdet lächelnden Blick hinein wie in ein frostiges Element.
Ich sehe durch die offene Tür, wie Maßmann dann nach der Mappe greift. ,, Um Gottes willen, Fräulein Brückner, was haben Sie denn nun wieder gemacht?" gelesen haben. Er fann noch feinen einzigen Brief durchMeine Nerven sind, weiß Gott , zerrieben. Ich möchte Sie warnen, derartige VorIch kann den wässerig- starren, eisig lächelnden tommnisse zu leicht zu nehmen", sagt er, nicht Fräulein Sultsch schreibt die Benachrichti- Blid einfach nicht mehr ertragen, nicht dieses be scharf, nein, milde und lächelnd, aber voller Bergungen an die Konsulate und ich bekomme den fremdete Staunen, als hätte ich Ungeheuerlichfidität. Abgesehen davon, daß sie geeignet sein ganzen Vormittag hindurch Diftat. Es ist eine feiten begangen, nicht dieses ungläubig- tränkende tönnen, mein Vertrauen in Ihre Zuverlässigkeit Folter, daß Maßmann mir Postkarten von drei Verstummen, sobald ich Einwendungen erhebe. ( Fortsetung folgt.)
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