Nr. 177

dem Chaos zu schützen. Wenn man die landwirt. schaftliche Produktion wirklich von Barasiten und. Spekulanten befreien solle, dann müsse man zeigen, daß sich in diesem Staate ganz gut ohne Agrarier regieren laffe, was allerdings nicht bedeuten dürfte, daß man gegen die Landwirte regiere.

Sie sammeln Erkenntnisse!

Dabei sind sie auch mit solchen, die sie im Benfov" finden, sehr zufrieden, die Herren von der Sudetendeutschen Tageszeitung", sofern fich diese Erkenntnisse gegen die Sozialdemokraten richten.

Der hat nämlich entdeckt, daß der Sozial­demokratie überhaupt nicht mehr zu helfen ist, seit die Führer nicht mehr ohne Kragen und in abgeschabtem Anzug in die Versammlungen geben. Die Arbeiter seien zu den Kommunisten gegangen, und die Sozialdemokratie jei die Partei der jüdischen Advokaten, Aerzte, Banklente, Künstler, also die Partei der kleinen Bourgeoisie geworden. Die Partei habe, als der Verfall be­reits eingetreten sei, Fehler auf Fehler begangen. Und nun liege sie, darf man aus dem Venkov" der tschechischen Restgutbarone schließen, auf dem Schindanger der Weltgeschichte.

"

Schade, dann werden der Venkov" und die ,, Sudetendeutsche Tageszeitung" beträchtlich weniger zu schimpfen und zu raten haben. Oder sollte die Sudetendeutsche Tageszeitung" wie aus ihrer Schlußbemerkung zu den Aeußerungen ihres Bruderblattes Benkov" hervorzugehen scheint, doch nicht so ganz sicher sein, daß die Sozialdemokratie im Verrecken ist?

Sie frage einmal bei den Nazis an, die die Fäufte der jüdischen Advokaten und Aerzte und der jüdischen Banfleute, wie überhaupt der klei­nen Bourgeoisie was blieb da eigentlich für die Agrarier und für die Deutschnationalen übrig? ununterbrochen zu spüren bekommen! Die Banfleute in den ,, Barmatjaden" sie sind nicht nur bereit und daran, Nazis zu vermöbeln, sondern können auch Restgutbaronen und deutsch­nationalen Schriftstellern beim Finden der Wahr­heit behilflich sein.

-

Das Budget für 1933.

Inlandsanleihe im Herbst?

-

Donnerstag, 28. Juli 1932

Von der Böhmischen Kinderrepublik. Kinderrepublik.

Links oben: Das Seliger- Zelt; rechts oben: Lagertreiben; links unten: Die Fahne weht! Eröffnungsfeier; rechts unten: Vor der Speisung der Fünfhundert.

63

Festtag in der Böhmischen

Kinderrepublik.

[ des Lagerleiters fanden aufmerksame Zuhörer. Die Grüße der Frauen, welche von der Genossin Perthen aus Bodenbach im Namen des Reichsfrauenkomitees dargebracht wurden, lösten ebenfalls bei groß und Klein Beifall aus. eigene Kapelle der Pfeifer und Trommler spielte auf, Spaßmacher und Kasperlgruppe kamen zu Wort. Viel Freude nahmen die Besucher mit nach Hause. Die Lager- Wandzeitung erzählt dem

Prag , 27. Juli. Das heutige Právo Zu Tausenden kamen die Arbeiter aus nah Lidu" meldet über das Budget für 1933, das und fern an diesem Sonntag, die Falken, die gerade von der Regierung vorbereitet wird, daß sonst gerne in ihrem Lager Ruhe haben wollen, es wahrscheinlich ein Defizit aufweisen werde; hatten zu einem Lagerfest aufgerufen. Daß die die Regierung soll im Finanzgesetz ermächtigt Fallen mehr als gut essen und sorglos spielen werden, Maßnahmen zur Dedung dieses Defi wollen, haben sie mit ihrem schönen Programm zits zu treffen, was durch eine im Herbst aufzugezeigt. Ein schönes Sprechchorwerk mit Gesang aufmerksamen Besucher aber noch mehr, zu den legende innere Anleihe erfolgen soll. Die und Trommelschlag fand mit dem Einmarsch der roten Fahnen der Kinderrepublit hat sich auch Einnahmenseite des Budgets, d. h. die Schäßung Roten Falken seinen Abschlußz. Beherzte Worte roter Kampfgeist geſellt.

der zu erwartenden Steuereingänge, soll erst fertiggestellt werden, bis die Ziffern über die Steuereingänge im ersten Halbjahr 1932, die als Maßstab genommen werden sollen, bekannt sind. Die bisherigen Ziffern zeigen, daß die Steuer­cinnahmen zwar geringer find als seinerzeit im Budget veranschlagt wurde, daß sie aber die tatsächlichen Einnahmen in der gleichen Zeit des Vorjahres übertreffen.

Cynditatsvertrag von udržal unterzeichnet.

gen mit dem Auslande gebilligt.

Severing packt aus!

Preußenregierung abgesetzt, weil sie sich gegen Senkung der Unterstützungen wandte.

Genosse Severing, der verfassungsmäßige preußische Innenminister, enthüllte im gestrigen ,, Vorwärts" einige der Ursachen, die die Reichs­regierung zum Einschreiten gegen Preußen ver­anlaßten.

Es wurde ihm bedeutet, daß über finanzielle und landwirtschaftliche Fragen verhandelt werden solle,

Seite 3

Die Partei der Erpresser.

Ein früherer Naziführer enthüllt.

Berlin , 26. Juli. Das Berliner Tage­blatt" meldet aus Dresden , daß der frühere Chefredakteur des nationalsozialistischen Landes­organs Freiheitstampf", Arnold Franke, aus der nationalsozialistischen Partei ausgetre ten ist. Er hat gleichzeitig eine Broschüre ver öffentlicht unter dem Titel Das Doppelgesicht der nationalsozialistischen Partei."

Darin erzählt er unter anderm, daß auch die Arbeitslosen in der Nazi- Partei ge zwungen werden, wenigstens eine Mark als Monatsbeitrag zu bezahlen. Aber niemals werde über die bielen Gelder, die einlaufen, Rechnung gelegt. Niemals wird Gelegenheit gegeben, die Kassengebarung zu überprüfen. Dann stellt er fest, daß gerade in den Betrieben, die unter nationalsozialistischer Führung stehen, nicht die tarifmäßigen Löhne gezahlt werden. Besonders in der Zigarettenfabrik Sturm waren in der letzten Zeit bic nationalsozialistischen Betriebszellen gezwun­gen, dem nationalsozialistischen Unternehmer mit Streik zu drohen.

Das ,, befriedete" Preußen.

Täglich neue Nazimorde.

In Düsseldorf wurden bei ere Schlägerei drei Nationalsozialisten und ein An­gehöriger der Eisernen Front verlegt. In Göllich fam es zu einem Kampf, bei dem etiva zwanzig Schüsse gewechselt wurden. Ein Toter blieb auf dem Plaze. In Köln ereignete sich gestern der fünfte politische Mord inner­halb der letzten vier Wochen. Auf dem Neumarkt in Köln standen acht junge Leute und diskutier ten über die politischen Tagesfragen. Einige Nazi gingen auf die Gruppe los, es fam zu einer Schlägerei und ein Angehöriger der Eisernen Front wurde sterbend in das Krankenhaus gebracht. Der Mörder ist wahrscheinlich der Nationalsozialist Fuchs, der auch an dem lleber­fall auf Wels beteiligt war. Fuchs wurde auf der Flucht von der Polizei verhaftet.

Aus den Parolen der SPD. : Die Freiheit? Ja!

Die Freiherren ? Nein! Wir wollen frei von Freiherren sein!

Nazi schießen auf sozial­

demokratische Rednerin.

Am traffesten werden die Zustände in Schleswig- Holstein . Hier üben die Nazi eine geradezu hemmungslose Diktatur aus. Sie demon­strieren troß Demonstrationsverbot, sprengen gegnerische Versammlungen und immer bleiben Verlegte auf dem Plaß. In Friedrichskoog an der Nordsee sollte gestern eine Versammlung der Eisernen Front stattfinden. Als die Referentin Luise Schröder erschien, begannen die Nazi ein daß allerdings auch inner politische Fragen mit Steinen, schossen auf die Referentin, dann wüstes Geschrei. Sic bombardierten das Auto zur Erörterung kommen würden. Man kann diese stürmten sie mit Pistolen, Dolchen und Tot­Auskunft als eine Verlegenheitsausschlägern auf die Reichsbannerleute los. flucht werten, die durch ein Schweigegebot be- Reichsbannermann wurde von den Nazibestien dingt war, oder man kann sie als absichtliche erstochen, mehrere andre schwer verleßt. Tarnung" empfinden-

auf jeden Fall war sie das Gegenteil von dèm, was bisher im Verkehr der Reichs­regierungen mit der preußischen Staats­regierung als Treu und Glauben galt.

Ein

Sie überfallen Siebzigjährige!

Braunschweig , 26. Juli. ( SPD .) In Braun­ schweig sind fürchterliche Zustände eingerissen. Täglich überfallen uniformierte Nationalsoziali sten Männer und Frauen, die das Abzeichen der

Eisernen Front tragen. Am Dienstagmorgen

Prag , 27. Juli. ( Amtlich.) In der heute stattgefundenen Sigung des Ministerrates wur Zunächst weist er Herrn von Papen nach, den, das auf Grund vorausgehender intermini- daß es fein 3u fall ist, wenn es in Breuzen sterieller Beratungen und entsprechend dem Vor- mehr Kommunisten und mehr Unruhen gibt als schlage der beteiligten Ressorts ausgearbeitete anderswvo. Das sei ebensowenig ein Zufall wie Elaborat betreffend die auf Konzentration und etwa die Tatsache, daß sich in Preußen die In­dustriezentren und die großen Städte befinden Vereinheitlichung des Devisen- und Bewilli- und daß Preußen die größten Arbeitslosenziffern gungsverfahrens beruhende Neuorganisierung der aufweist. Bei den Reichspräsidentenwahlen, die Devisenkommission sowie auch die Vorbereitun nicht weniger wichtig gewesen seien als die jetzige gen und der Abschluß von Kompenſationsverträ- Reichstagswahl, habe die Provokation Daß sich der kommissarische Innenminiſter Dr. der Uniformen gefehlt und darum seien Bracht schon eine halbe Stunde vor der Be- wurden Genossen, die das Abzeichnen trugen, von nicht die Opfer zu beflagen gewesen, die Herr sprechung in der Reichskanzlei beim Leiter der Nazis überfallen und so blutig geschlagen, I'm Sinne eines früheren Beschlusses über von Papen jetzt bellage. Die Reichsregierung Bolizeiabteilung des preußischen Innenmini- daß sie in das Landeskrankenhaus das Einfuhr- Syndikat für Getreide und Mühlen- habe durch ihre von keinerlei Sachkenntnis ge- ſteriums melden ließ und daß die Verfügung der eingeliefert werden mußten. Am Montag produkte wurde der Text des Syndikatsmitglieds- trübten Verordnungen erprobte und bewährte Amtsenthebung des Innenministers in der Zeit abends hat man selbst 74- und 70- Jährige, die vertrages zur Kenntnis genommen, worauf der Verordnungen der Länderregierungen außer dem Ministerium zugestellt wurde, in der die das Abzeichen trugen, in einer Hauptstraße miß­preußischen Minister in der Reichstanzlei weilten, handelt. Nur die Hilferufe der alten Leute hin Vorsitzende der Regierung den Vertrag des Kraft gefeßt. Ueber die Art, in der die Amtsenthebung ist nur eine Abrundung des Bildes, das sich der derten die vertierten Nazis daran, auch noch ein Staates mit dem Syndikat unterzeichnete. der preußischen Minister verfügt wurde, teilt Reichskanzler von Papen augenscheinlich von den 74jährige Witwe niederzuschlagen. Außerdem behandelte der Ministerrat drin- Genoffe Severing folgende empörende Einzel- Mitteln zur Feftigung der Staatsautorität macht. gende Angelegenheiten wirtschaftlicher und finan- heiten mit: Von erheblich höherem Wert ist jedoch die zieller Art, welche Verhandlungen fortgeset ,, Als am Nachmittag des 18. Juli das preu- Feststellung, daß über den Brief des preußi­ßische Staatsministerium vom Reichskanzlerbüro schen Staatsministeriums an Herrn v. Papen gebeten wurde, den Ministern Hirtfiefer nicht ein Wort geredet wurde. Die heutigen Beratungen des Ministerrates, und Severing eine Einladung zu einer Be­Genosse Severing schließt seine Enthül­bic fast ununterbrochen bis spät in die Nacht ansprechung mit dem Reichskanzler zu übermitteln, dauerten, sollen sich in der Hauptsache mit der da fonnten, ja mußten die beiden Minister lungen mit folgenden Worten: Sanierung einiger Banten auf Grund aus dieser Einladung folgern, daß es sich um der Bestimmungen des neuen Bankengesetzes be- die Erörterung eines Briefes han schäftigt haben. Morgen früh soll zunächst ein de In würde, den das preußische Subfomitee unter Vorsiz des Finanzministers Staatsministerium dem Reichs die endgültige Formulierung der Anträge vor- anzler in Sachen der Senkung der Unterstüßungsfäße für Arbeitslose und Krisenunterstützte

werden.

bereiten.

*

Mein lieber Mann

Hat für mich

bie unzufriedene, bas Bodenblatt ber fra

bestellt!

-

Einzeln 60 Heller in jeder Trafit erhältlich. Bierteljahrs preis mit Postausendung 7'50. Verwaltung Prag II. Nekazanka 18.

gefandt hatte. Diese Auffaffung erhielt eine

Die Polizei in Braunschweig ist diesem Treiben gegenüber völlig macht los. Sic wagt auch nicht, energisch durchzugreifen, da die SA unter dem besonderen Schuße des Innenministers& lagges stehen, und jeder Beamte, der dem uniformierten Straßenräubergesindel gegenüber seine Pflicht tun würde, zweifellos entlassen werden würde.

Vom Rundfunk

Und auch diese Mahnung an den Reichs­tanzler v. Papen entspringt der Sorge um unse res Volkes Schicksal: Geben Sie sich nicht der Täuschung hin, daß mit Regierungser- Empfehlenswertes aus den Programmen. flärungen und Rundfunkreden die Lösung des Arbeitsproblems auch nur im gering­stent gefördert werden könne.

I'm hungrigen Magen Eingang finden Nur Suppenlogit mit Knödelgründen!

Freitag.

Prag : 6.15: Gymnastit. 11: Schallplatten. 13.40: Schallplatten, 18.25: Deutsche Sendung. Dier lens: Des Vagabunden Lebenslied. 19: Lieder und Arien alter Meister. 19.20: Klarinettenvorträge. weitere Stüße durch die Einladung, die am 19.45: Bunter Abend. Brünn : 14.30: Orchester nächsten Tage auch dem preußischen Finanz- Und wer Unruhen vorbeugend bekämpfen will, fonzert, 18.25: Deutsche Sendung. Dr. Wo minister se lepper zuging. Um Klarheit dar- der bekämpfe mit wirksamen sozialen tuvet: Akute Infektionskrankheiten. Berlin : über zu bekommen, erkundigte sich in den Nach Maßnahmen den Unruhestifter aller Zeiten 16.30: Sieber. 20: Rammerorchesterkonzert.- Bree­mittagsstunden des Dienstag der Ministerial- und Völker: den Sunger. Auch das Reich lau: 20: Virtuose Flötenmujit.- Hamburg: 19.20: direktor Nobis vom preußischen Staatsmini- hat Pflichten zu erfüllen, Pflichten, zu denen es Stabarett der Tiere. Rönigsberg: 19.20: Aus fterium auf Ersuchen des Innenministers in der sich immer angehalten fühlen sollte von der mit Operetten. 21.20: Bach- Konzert. geipzig: 18.15: Reichstanzlei nach den Verhandlungs- Gründen des Rechts und der Wahrheit bewaff Grieg Stunde. 21.30: Musik für zwei Klaviere. gegenständen, die für die Besprechung zwi neten Macht der Vernunft und der Erkenntnis, Mühlacker : 20: Sinfoniekonzert. München : 20: schen dem Reichskanzler und den preußischen daß weiße und grüne Bohnen in der Bekämpfung Serenaden. Ministern vorgesehen waren. von Unruhen wirksamer sind als blaue." Abendmusik, Mozart .

Wien : 19.45: Einalter- Abend. 22: