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Einzelpreis 70 Heller. ( Einschließlich 6 Heller Bor

Semokrat

Zentralorgan d.Deutschen   ſozialdemokratischen Arbeiterpartei i.d.Iſchechoſlowakischen Republik

12 Jahrgang.

Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich früb.

Redaktion u. Verwaltung: Prag   II, Nekázanka 18 Telepb.: 20795. 31409. Nachtreda!!. ab 21 Uhr): 33858 BORI@ edamt: 57544

Gonntag, 31. Juli 1932

Heute fällt die Entscheidung!

Heute fällt die Entscheidung, die von größter Bedeu: tung ist nicht nur für die Geschichte Deutschlands  , sondern für ganz Europa  . Das deutsche   Volk tritt an die Wahlurne, um zu bekunden, ob es die Sklaverei oder die Freiheit will. Die Stunde ist ernst. Mit zitternden Herzen und ban: ger Erwartung harren wir der nächsten Zukunft. Wird die Wahl der fascistischen Welle einen Damm entgegensetzen? Wird die Reaktion, gestützt auf die Bajonette der Reichswehr   und auf die Soldknechte des Herrn Hitler  , durch den Wahlausgang ermutigt werden, mit Henker und Gaigen zu regieren und aus Deutschland   ein zweites Italien   zu machen?

Die deutsche   Sozialdemokratic, in deren Händen das Geschick der Demokratic ruht, ist zuversichtlich. Sie hat in der Eisernen Front alle republikanischen Kräfte zusammen: gefaßt, die links vom Zentrum vorhanden waren. Sie führt den Kampf um die Freiheit. Opfer über Opfer sind bereits gefallen; das Blut der Ermordeten hat die Kämpfer befeuert. Sie wissen, daß es heute tagsüber und, wenn die Nazi den Putsch wagen sollten, auch in der Nacht um alles geht: um ihr Leben und ihre Freiheit, um die Kampfeinrichtungen und die Errungenschaften der Klasse, um die Sozial: politik und den europäischen   Frieden, um die Ein­heit Deutschlands   und um die Kultur. Und sie sind, die Mutigen, die Kampferprobten, bereit, alles einzusetzen zur Verteidigung ihrer Freiheit.

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Es ist kein Zweifel, daß der deutsche   Fascismus alle scine Hoffnungen auf den heutigen Tag und die kommende Nacht gerichtet hat. Zeigt die Wahl, daß die fascistische Welle abcbbt und daß es im neuen Reichstag teine Rechtsmehrheit gibt, dann muß der Fascismus seine letzte Chance, allein zur Macht zu kommen, im Putsch sehen. Viele An: zeichen deuten darauf hin, daß die Fascisten den Putsch durchführen wollen. Aber die deutsche  Arbeiterklasse hat dafür gesorgt, daß er nicht so gelänge wie der Marsch Mussolinis auf Mom. In der Stunde, da sie gewaltsam niedergeschlagen, da ihre Freiheit ausgelöscht werden soll, wird sie nicht mit frommen Gebetsprüchlein um die Demokratie fämpfen, sondern mit der Faust und den Waffen, die ihrer Faust erreichbar sind.

Der Putsch ist auch für den Fall möglich, daß Sitler und Hugenberg   zusammen eine Mehrheit bekommen.

Denn

Nr. 180.

Das Kriegsverbrechen.

Nie sollt Ihr es vergessen!

Herr Hitler   weiß, daß die Freiherren   nicht so leicht von den In diesen Tagen sind achtzehn Jahre Ministersesseln zu vertreiben sein werden, wenn die Wahl- und verflossen, seit die Brandfackel des Welt Siegesstimmung seiner Landsknechte in dem von der Barons  - trieges aufloderte und unnennbares Weh und regierung fürsorglich angeordneten politischen Burgfrieden Grauen über die Menschheit hereinbrach. Da­abflingen sollte. Die psychologischen Voraus- mals geschah es, daß das Schicksal des deut­setzungen des Putsches sind gegeben, aber die schen Volkes sich entschied, ein Schicksal, das deutsche   Arbeiterklasse wird sich von ihm nicht noch heute fortwirkt und noch vielleicht Jahr­überraschen lassen. zehnte fortwirken wird. Heute gröhlen die

vermehren.

Noch ift die Freiheit nicht verloren, solange auch nur ein Kämpferherz schlägt. Und Millionen Herzen schlagen cin Kämpferherz schlägt. Und in Deutschland   der Freiheit entgegen, Millionen Fäuste stellen sich schützend vor fic.

Der Ausgang des Wahlkampfes ist trotz den verbesserten Deutschnationalen   und Hakenkreuzträger über Aussichten der Sozialdemokratie ungewiß. Die National­die ,, Novemberverbrecher", über den sozialisten, die im aufgelösten Reichstag 107 Site innehatten, Schmachfrieden" und über die Knechtung werden ihre Stimmen- und Mandatszahl bedeutend ver­werden ihre Stimmen und Mandatszahl bedeutend ver- des deutschen   Volkes, in jenen verhängnisvol­len historischen Tagen aber jubelten sie über größern, ja wahrscheinlich mehr als verdoppeln, wenn man nach den Ergebnissen der Hessen  - und der Preußenwahl den Ausbruch des Weltbrandes und machten schließt. Noch weniger als jemals früher fallen die Splitter­schließt. Noch weniger als jemals früher fallen die Splitter: den Kriegsverbrechern am Wiener Ballhaus parteien ins Gewicht. Sie sind vom Fascismus zertrümmert play ebenso wie in der Berliner   Wilhelm­Ihre Wähler werden die fascistischen Stimmen straße die Mauer. Bewußt wurde der Krieg angezettelt, das österreichische Ultimatum war Der Fascismus will herrschen, will allein herrschen, auch der Krieg, sollte der Krieg sein. Die dann, wenn er feine Mehrheit bekommt. Zu diesem Ziele Wiener Macher waren die Agierenden, ihre fann er nur morgen zu fommen versuchen, sonst muß er Berliner   Verbündeten gaben ihnen in Nibe­lungentreue" unbeschränkte Blankovollmacht auch weiterhin die Freiherren   für sich regieren lassen. Die deutsche   Arbeiterklasse hat Bismarck   und den Kaiser bei der Arrangierung des Abenteuers und so schleuderten sie gemeinsam, Schulter an besiegt. Sie wird sich von Hitler   nicht besiegen Schulter, den Brand in die mit Explosions­lassen, mögen die nächsten Stunden auch den Einsatz aller Kräfte fordern. Der Dreipfeil der Eisernen Front, die roten stoffen geschwängerte Welt, während die Fahnen des Sozialismus sie werden, wenn auch nach Fahnen des Sozialismus fic werden, wenn auch nach zwischen Poincaré   und Iswolski  , zwischen schweren Kämpfen, fiegreich über freies deutsches Land fliegen, Petersburg und Paris   gesponnenen Fäden viel zu fest waren, um den Ausbruch des triumphierend über das Judaskreuz der gelben Volksverräter, Krieges noch im letzten Augenblid zu ver­triumphierend über die Bajonette der Freiherren. hindern. Ein Ausweg aus dem Labyrinth an dem großen Völkermorden ist bis heute der gegenseitigen Beschuldigungen der Schuld an nicht gefunden, denn auch England ist von Darum: sollte es auch bange Augenblicke geben in mals in Lord Greys Hand, das Schlimmste Mitschuld nicht freizusprechen. Es lag da­dem Ringen der deutschen   Arbeiterklasse: Kopf hoch, Ge zu verhindern, doch er unterließ, davon Ge­dem Ringen der deutschen   Arbeiterklasse: Kopf hoch, Ge= nossen! Euer Wille und Eure Leidenschaft, sie sind auch brauch zu machen. So erfolgte denn der nossen! Euer Wille und Eure Leidenschaft, sie sind auch in den Kämpferherzen der deutschen   Genossen lebendig. und deutsche   Einmarsch in Belgien   und damit war der Wille zur Freiheit wird siegen über den der Weltkrieg schreckliche Wirklichkeit ge=

Landsknechtgehorsam der braunen

gesellen.

Es lebe die Freiheit!

Die Wahlaussichten.

SPD  . Zentrum

worden.

In mehr oder minder abgestuftem Grade haben die Imperialisten und Repräsentanten des nationalistischen Bürgertums alle die Katastrophe gewollt und alles unterlassen, was eine Verständigung herbeigeführt hätte. Wahlresultat für die SPD. wären, und Allen voran jagten die österreichischen und alles, was darüber hinausgeht, als Gewinn und deutschen   Machthaber die ihnen ausgeliefer Erstarfung der Partei betrachtet werden fann. ten Völfer ins Verderben. Größenwahnsin­Das Freie Wort" stellt folgende Betrach- Papen die Reichstagsauflösung zur Bedingung Die Nationalsozialisten müßten, um etwa das nig, verblendet, beutegierig. Vergeblich pro­tung an: Um einen Anhalt zu haben, wie die gemacht, in der Erwartung, daß sie mindestens gleiche Wahlergebnis wie in Hessen   zu erzielen, testierte die österreichische, die deutsche   Sozial­Wahlziffern, die am Sonntagabend gemeldet wer zusammen mit den Deutschnationalen und den auf weit über 14 Millionen Stimmen gelangen. Demokratie, vergeblich mahnten auch die sozia­den, politisch gewertet werden müffen, fann man rechtsparteilichen Splittergruppen die Mehrheit Schaffen sie das nicht, wird man feststellen lön- listischen Parteien der anderen Länder; unge­die Breußenwahlen vom 24. April dieses im Reichstag erhalten würden; eine Hoffnung, nen, dak endlich die nationalsozialistische Welle hört verhallten ihre Warnungen, leider von Jahres auf das Reich umrechnen, indem man den die fich zum Teil auch auf die Annahme stüvi, zum Stillſtand gelangt ist, und ein Stimmerge den großen Massen des Volkes wenig unter­Unterschied im Wahlquotienten( 60.000 fteft daß wie in Preußen die staatsparteilichen Stim nis unter 13 Millionen würde bereits darauf 50.000) und die Tatsache berücksichtigt, daß men nicht zur Auswirkung gelangen, sondern zu hindeuten, daß der Auflösungsprozeß der NSDAP  . stüßt, das hüben wie drüben stumpf blieb, die Gefahren nicht erkannte, geschehen ließ, was Preußen etwa drei Fünftel des Reiches umfaßt. einem wesentlichen Teil verlorengehen werden. begonnen hat. die Herrschenden wollten. Darin lag eben Danach würde sich in runden Ziffern ergeben: Auch muß man natürlich immer mit der Wahr­scheinlichkeit rechnen, daß von den paar hunderts 44 Millionen Wähler sind berechtigt, die größte Tragif, daß der Augenblick, den Mill. Stimm. Mandate tausend Stimmen, die das Landvolk, die Wirt morgen ihren Stimmzettel in die Wahlurnen zu die Herrschenden zur Entfachung des Welt­117 schaftspartei und der Christlichsoziale Volfsdienst legen. Man rechnet allerdings, daß bloß etwa 36 brandes erwählt hatten, in allen Ländern ein bei den Preußenwahlen erhalten haben es Millionen Wähler ihr Wahlrecht ausüben werden. Volf fand, das zu wenig eigenes Urteil besaß, handelt sich zusammengerechnet noch immer um Die Wahllokale sind von 8 Uhr früh bis 17 Uhr gezu mehr als eine Million Stimmen, weiterhin öffnet, so daß die ersten Wahlergebnisse bereits in wenig Erfahrungen hatte, eine leichte ein Teil zu den Nationalsozialisten überläuft. den Abendstunden des Sonntags eingehen werden. Beute der Kriegshetzer wurde und an den nationalen ,, reinen Verteidigungsfrieg" glaubte, ohne zu ahnen, daß jede Regierung ihrem Volke dasselbe weismachte, auf daß die Proletarier sich gegenseitig die Hälse brächen. Ueber Nacht erwachten damals Ürinstinkte, furchtbar rasch ergriff die geistige Seuche die Menschen, die da jubelten, wo sie doch weinen und sich gegen das Verbrechen wehren sollten. Statt den Kriegsschreiern aufs Maul zu schlagen, überließ sich die große Menge willig der Führung des hohen und niederen Mobs und begeisterte sich an blutrünstigen Reden, an den Hezzereien und Lügen der bürgerlichen Presse. So taumelte das Volk dem Abgrund zu und ließ noch lange die Hyänen des Schlachtfeldes, die Wucherer, die Schieber, dir Kriegsgewinnler sich mästen, ehe ihm Jam mer und Not, Elend und Hunger langsam die Augen öffneten. Die grauenhafte Wirklich­teit, die hinter dem Wörtchen Krieg stand,

Staatspartei

APD.

NSDAP.

Deutschnationale

7

5

81.

0,5

8

4,25

71

12,15

202

2,3

38 8

Deutsche Volkspartei  . 0,45

Diese Berechnung ist freilich für das Zentrum, das in den außerpreußischen Reichsteilen zusammen mit der Bayerischen Volkspartei  stärfer ist als in Preußen selbst, erheblich zu ungünstig; für die Kommunisten und in ge ringerem Umfange auch für die Sozialdemokratie zu günstig, da Deutschlands   industrialisierte Landesteile überwiegend gerade in Preußen liegen.

Außerdem darf man nicht vergessen, daß in­zwischen am 19. Juli in Hessen   gewählt wor den ist und daß die Hessenwahl neben einem Zus wachs der Sozialdemokratie ein erneutes startes Anschwellen der National fozialisten von etwa 38 Prozent bei der Reichspräsidentenwahl auf 44 Prozent bei der hessischen Landtagswahl gebracht hat. Gerade ge­ftüßt auf das heffische Wahlresultat haben die Nationalsozialisten in dem Patt mit Schleicher­

Man wird danach etiva jagen können, daß Die vollständigen Ergebnisse sind erst in den 7 Millionen Stimmen ein normales Morgenstunden des Montag zu erwarten.

Der alte Reichstag.

Sozialdemokraten Sozialistische Arbeiterpartei Nationalsozialisten Zentrum Bayrische Volkspartei Stommunisten. Deutschnationale. Deutsche Volkspartei  Staatspartei.

Mandate

anfangs b. d. Auflösung 143 136 6

September 1930 Stimmen

Prozent

8.575.200

24.5

6,406.400

18.3

107

110

4.127.000

11.8

68

69

1,058.600

8.0

19

19

4,590.200

13.1

77

.78

2.457.700

7.0

41

42

1,577.400

4.5

30

27

1,822.000

3.8

20

16

Wirtschaftspartei

1,361.800

3.9

23

21

1,108.000

3.2

19

18

Landbund

193.900

0.6

3

Christlichsoziale und Konservative Sonstige

868.300

2.5

14

21

1,309.900

3.8

13

14

Landvolk