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Demokrat

Zentralorgan d. Deutſchen ſozialdemokratiſchen Arbeiterpartei i.d.Tſchechoslowakischen Republik.

12 Jahrgang.

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Sonntag, 14 August 1932

Reichsregierung- ohne Hakenkreuzler.

Hindenburg lehnt Hitler als Reichskanzler ab.

Berlin , 13. August. Das Wolffsche Büro meldet amtlich: Reichspräsident von Hindenburg empfing heute nachmitags in Gegenwart des Reichskanzlers von Papen den Führer der NSDAP. , Adolf Hitler , zu einer Besprechung über die politische Lage und die Frage einer Umbildung der Reichsregierung.

Der Reichspräsident richtete an sitter die Frage, ob er bereit sei, selbst sp wie mit anderen geeigneten Persönlichkeiten der NSDAP. in die von dem Reichskanzler von Papen geleitete Regierung einzutreten. Herr Hitler verneinte dies und stellte an den Reichspräsidenten die Forderung, ihm die Führung der Reichsregierung und die gesamte Staatsgewalt in vollem Umfange zu über: tragen.

Reichspräsident von Hindenburg lehnte diese Forderung sehr bestimmt mit der Begründung ab, daß er es vor seinem Gewissen und seinen Pflichten dem Vaterlande gegenüber nicht verantworten könne, die gesamte Regierungsgewalt in Deutschland ausschließlich der nationalsozialistischen Bewegung zu übertragen, die diese einseitig anzuwenden gewillt sci. Er bedauerte, daß Herr Hitler sich nicht in der Lage sche, entsprechend seinen vor den Reichstagswahlen abgege= benen Erklärungen eine vom Vertrauen des Reichspräsidenten berufene natio: nale Regierung zu unterstützen.

Die Aussprache schloß sodann mit einer ernsten Mahnung des Reichspräfi­dent an Hitler , die von ihm angefündigte Opposition der NSDAP . ritterlich zu führen und seiner Verantwortung vor dem deutschen Vaterlande und vor dem deutschen Volke bewußt zu bleiben.

Vor dem Empfang beim Reichspräsidenten hatte im Laufe des Vormittags cine Aussprache des Reichskanzlers mit sitler stattgefunden. In dieser Aus­sprache hatte sich der Reichskanzler erboten, dem Reichspräsidenten Hitler als Vizekanzler in der gegenwärtigen Regierung vorzuschlagen und serner einige andere geeignete Persönlichkeiten aus der nationalsozialistischen Bewegung mit wichtigen politischen und fachlichen Ministerien zu betrauen, um dieser Bewe­gung einen ihrer Stärke entsprechenden Einfluß auf die Staatsführung einzu­räumen.

Papen bedauert.

Nochmalige Auflösung des Reichstages?

Nr. 192.

Was nun?

In den Verhandlungen, welche in den letzten Tagen unter Spannung der politischen Deffentlichkeit der ganzen Welt in Deutsch­Berfassung im Grunde genommen eine An- land geführt wurden und die die Bildung lehnung an die französische Verfassung von einer Regierung zum Ziele hatten, ist die 1873/75, die bekanntlich noch heute in Kraft

ift, erkennen läßt. Die neue Verfassung, die die Entscheidung gefallen. Die Nationalsozialisten Regierung von Papen in Deutschland einzuführen treten in die Reichsregierung nicht ein, da fucht, sei dieselbe, die die französischen Hitler darauf beharrt, Reichskanzler zu Papen und Schleicher nach der Niederlage werden, aber der Klüngel der gegenwärtig in von 1871 in der Erwartung einer

monarchistischen Restauration der Deutschland an der Macht Befindlichen nicht neuen französischen Republik aufgezwungen bereit ist, ihm diese Macht zu übergeben. So haben: Ein Wahlsystem, das das Eingreifen der

Regierung und den Drud der privaten Wirtschaft werden also die Hakenkreuzler weder in der begünstigt, ein Senat, der die konservativen Reichsregierung noch im Preußenkabinett ver­Kräfte mit einem absoluten Vet orecht austreten sein.

stattet, schließlich die Machtbefugnisse des Staats­oberhauptes, die eigentlich für die Bedürfnisse

Man darf sich trotzdem über den Ein­

einer Monarchie zugeschnitten seien. So oft fluß der Hakenkreuzler in der Regierung und irgend ein Land in Europa eine reaktionäre Ver- Verwaltung Deutschlands nicht täuschen. Von faffung einzuführen sucht, bemerkt Léon Blum ,

brauche es nur die französische Verfassung zum welcher Gesinnung die Regierung Papen er­ Vorbilde zu nehmen. füllt ist, zeigt eine halbamtliche Meldung, in Aus dieser Argumentation sucht Léon welcher die Verdienste aufgezählt werden, Blum die Notwendigkeit der Dringlichkeit

einer Reform der französischen Verfassung welche sich die gegenwärtige Regierung um abzuleiten, wobei er gerade die Einführung die Nationalsozialisten erworben hat. Die jener Bestimmungen der Weimarer Ver- Regierungsbarone werden auch weiterhin den fajjung Einlammersystem und einge­

schränkte Verhältniswahl empfiehlt, deren Nationalsozialisten ihre freundliche Proteftion Abschaffung oder Abänderung der Reichs zuteil werden lassen, die Verwaltung von innenminister fürzlich angefündigt hat. allen demokratischen Elementen säubern und Gatenfreuzlerische Beamte berufen.

Ein Wonneschauer für den Untertan.

Was werden aber die Nationalsozialisten

Der Hund braucht einen Herrn, der Lakai eine Hand zum Küssen, der Untertan muß ihren Protektoren gegenüber tun? Entweder etwas über sich haben, sonst ist ihm nicht wohl. werden sie eine parlamentarische Oppositions­werbe Es ist das Geheimnis von Hitlers Erfolgen, fomödie aufführen und die Regierung tole­daß er dem deutschen Untertan wieder gab,

was die Republit ihm genommen hatte: das rieren, was sie aber kaum auf die Dauer Gefühl, daß er wieder von oben herunter an- werden tun können, ohne ihre Anhänger zu gesehen wird. Ein Wonneschauer für jeden enttäuschen. Alle jene, die zum Heere des Untertan, wenn er die Liste der nationalsozia­Hakenkreuzes gestoßen sind, um im Dritten Reich eine fette Pfründe zu erhalten, alle bewaffneten Horden, welche hofften, irgendwie in die Polizei oder Reichswehr eingegliedert zu werden, werden ihrer Unzufriedenheit Aus­

Freiherr v. Sybel, Graf zu Reventlow, Frei herr v. Wangenheim, v. Corswant, v. Flotow, v. Tschamer Osten, v. Ubrich, Freiherr v. El Rübenach, v. Epp, v. Kelbinger, v. Jagow, v. Lingelsheim, v. Levezzow, v. Schirach.

Heimwehr uneinig.

Schlagen die Hakenkreuzler wirklich los,

die gegenwärtige Reichsregierung zur Ver­

fügung hat und vor allem, ob die Reichswehr vollkommen verläßlich ist. Nimmt die Reichs­ wehr den Kampf auf, dann werden die Nationalsozialisten in blutigem Kampf nieder­geworfen. Ist die Reichswehr nicht fähig, gegen die Nationalsozialisten zu kämpfen,

Berlin , 13. August.( Conti.) Das negative Wilhelmstraße wird betont, daß das Reichs- listischen Reichstagsabgeordneten durchgeht: Ergebnis, mit dem der Empfang Adolf Hitlers fabinett in feiner bisherigen Zusammenfeßung beim Reichspräsidenten abgeschlossen hat, war für weiter arbeiten werde, um die drängenden natio die politischen Kreise der Reichshauptstadt nicht nalen Fragen zu lösen. Es ist selbstverständlich, überraschend. Dieser Ausgang stand schon eigent- daß die Reichsregierung dafür sorgen wird, daß lich mittags feft, nur hatten die amtlichen Stellen Ruhe und Ordnung aufrecht erhalten bleiben. das begreifliche Bedürfnis, auch die leßte Mög- Nicht nur der Reichstanzler, sondern auch der Jetzt sind die Dinge wieder in Ordnung, druck geben. Die Unterführer werden den in lichkeit einer Verständigung auszuschöpfen. Daß Reichspräsident dürfte bei den heutigen Bespre dies nicht gelungen ist, wird in den Kreisen der chungen darauf hingewiesen haben, daß fie gewillt in der Ordnung, die die Republik gestört hat. seinen Entschlüssen hin und herschwankenden Reichsregierung außerordentlich bedauert. Man feien, jeden Versuch einer gewaltsamen Neu- Die Herren sind wieder die Herren, die Oberen unterstreicht, daß der Reichstanzler wir la regelung der Verhältnisse zurückzuschlagen. Der- wieder obenauf und die Republik untendurch. Daf drängen, zu putschen. lich die Arme weit aufgemacht habe, artige Befürchtungen find aber absolut abwvegig, Die Knechtseligkeit freut sich, endlich hat sic um den Führer der nationalsozialistischen Bes denn von Hitler selbst ist heute er wieder den Platz an der Sonne zurüderobert, wird sich zeigen, welche realen Wachtmittel wegung eine aktive und positive Mitarbeit am flärt worden, daß er nicht daran der für sie nie etwas andres war als die unge nationalen Wiederaufbau zu ermöglichen. Adolf denke, einen Marsch nach Berlin oder hinderte Aussicht auf ein dickes herrschaftliches Hinterteil. Hitler hat in dieser entscheidenden Stunde ge- dergleichen zu unternehmen. glaubt, sich versagen zu müssen. Das Bedauern Mit Spannung wird man nun der kommen­darüber ist in amtlichen Kreisen um so lebhafter, den Reichstagsfißung entgegensehen. Die Möglich als es die Regierung Papens gewesen ist, die feit einer parlamentarischen Mehrheitsbildung durch Auflösung des Reichstages, die Aufhebung wird in politischen Streisen recht steptisch einge Wien , 13. August. ( Tsch. P.-B.) Die Bundes des Uniform- und SA - Verbotes und die Freigabe des Rundfunks für die nationalsozialistische Beschätzt, und zwar schon deshalb, weil die Argus leitung der Heimwehren hielt geſtern und heute in mentation und Ideologie der nationalsoziali in Wien lange Beratungen ab, die einen stür näherung des Nationalsozialismus an den Staat tischen Bewegung eine parteimäßige Koalitions mischen Verlauf nahmen und sich vor allem mit dann ist der Fascismus in Deutschland an bildung ausschließt. Was weiter wird, wenn es der bevorstehenden Abstimmung im österreichischen zu fördern. Diese Linie sollte heute zu einem ge- im Reichstage zu den zu erwartenden Weiß- Nationalrat über das Lausanner Anleiheprotokoll der Herrschaft. Freilich ist nicht zu übersehen, wissen Abschluß gebracht werden, indem auch den trauensvoten fommt, wird in Ruhe von den ver- beschäftigten. Der Bundeskommandant der Heim- daß es außer der Reichswehr noch eine Macht Kräften des Nationalsozialismus Gelegenheit zu einer maßgeblichen Beteiligung an der Führung antwortlichen Stellen überlegt werden. Es wäre wehren, Starhemberg, und Minister Jakoncig, des Reiches geboten wurde. Das war der Sinn durchaus denkbar, daß der Reichstag er der an den Beratungen gleichfalls teilnahm, be gibt: die Arbeiterschaft. neut aufgelöst werden wird. Das aber mühten sich in jeder Weise, die Einheitsfront des der Verhandlungen, die nun gescheitert sind. nun natürlich in erster Reihe mit der Frage, wie Anfang nächsten Monats genau übersehen lassen und drangen in den steirischen Abgeordneten Wie immer es auch ausfallen möge: die In politischen Kreiſen beschäftigt man fich find Möglichkeiten, die sich erſt Ende dieses oder Heimatblockes im Rationalrat wiederherzustellen gegen: die Dinge reisen zur Entscheidung. Sainz und den Kärntner Abgeordneten Ebner deutsche Arbeiterklasse, für die unser Herz die Entwicklung jeßt weitergehen werde. In der werden. sich der Bundesleitung zu unterwerfen und zu­Parlamentarische Opposition eine Drohung mit Gewalttätigkeiten verstehen soll. fammen mit den übrigen Abgeordneten des Hei schlägt, wird sich nicht unterkriegen lassen In diesem Zusammenhange muß erwogen wer- matblockes für das Lausanner Anleiheprotokoll und nach allem Chaos, durch das Deutsch­oder Putsch? den, daß die Sturmabteilungen der Nationalsozia zu stimmen oder sich wenigstens im Interesse der land noch hindurchgehen wird müssen, wird Berlin , 13. August.( Tsch. P.-B.) Das liften bis zum höchsten Grade beunruhigt und Einheit der Heimwehrbewegung der Abstimmung das deutsche sozialistische Proletariat der Fels böllige Scheitern der Verhandlungen über die nervös geworden sind und daß niemand die Frage zu enthalten. Wie in parlamentarischen Streisen sein, auf dem die Zukunft des deutschen Beteiligung der Nationalsozialisten beantworten lann, ob die nationalsozialistischen verlautet, hat sich der Abgeordnete Hainzl nicht Volfes aufgebaut werden wird. an der Reichsregierung ruft eine sehr ernste Führer ihre Sturmabteilungen auch fest in der Situation hervor, und zwar nicht nur deshalb, and haben. weil die Aussichten auf die Klärung der polis tischen Lage in Deutschland vereitelt wurden, fondern hauptsächlich darum, weil weil dadurch Unsicherheit über das weitere Vorgehen der Na und die Stellung der internationalen tionalsozialisten entsteht. Die schärfte Oppofition die die Nationalsozialistische Partei dem Kabinett Vapen angekündigt hat, tann wirklich sehr gefähr­

Die Sehnsüchte der Freiherren

Deutschland geht schweren Tagen ent­

Neues Bombenattentat in Deutschland .

gefügt und beharrt weiter auf seinem oppositionel­len Standpunft gegenüber dem Lausanner Pro­tofoll. Der Abgeordnete Ebner hat noch keinen Entschluß gefaßt. Den Mißerfolg der Beratungen und die Verschärfung der inneren Verhältnisse im Seimatblock bestätigt auch die über die Be Dresden, 13. August. Vor dem kommuni­Arbeiterbewegung. ratungen der Bundesleitung ausgegebene offizielle stischen Parteibüro in der Kolumbus- Straße Nachricht, in der konstatiert wird, daß die Ver- und vor einem Hause in der Sorbenstraße Paris , 13. August. Im sozialistischen Popu- treter der an den Beratungen beteiligten Landes- explodierte heute nachte je eine Bombe, wodurch liche Formen annehmen. Erst die Entwicklung der laire" befaßt sich Léon Blum mit der letzten verbände bedauern, daß sie mit dem steirischen einiger Sachschaden angerichtet wurde. Bei dem nächsten Tage wird zeigen, ob das Wort Oppo Rede des Reichsinnenministers von Gay und Verband( der hinter Hainzl steht) in seiner hen Anschlag in der Kolumbus- Straße wurde ein fition für die Nationalsozialisten bloß politischen kommt zu dem Schluß, daß die von der Reichs- tigen Zusammensetzung keine weiteren Beziehun Mann schwer verletzt. Einzelheiten stehen zur Zeit noch nicht fest. Widerstand bedeutet, oder ob man darunter auch regierung angefündigte Reform der Weimarer gen aufrecht erhalten könne.