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Zentralorgan d. Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei i.d.Tschechoslowakischen Republik

12 Jahrgang.

Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich früh.

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Freitag, 19. August 1932

Nr. 195.

Der Höhenflug Piccards gelungen! Ein Held unserer Zeit.

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18.000 Meter hoch! Der Ballon in Der Ballon in Nord- Italien   gelandet. Mailand  , 18. August. Piccard ist mit seinem Ballon um 17 Uhr 10 Minuten bel Volta Mantovana, 25 Kilometer nördlich von Mantua  gelandet.

Professor Piccard hat das fühne Unternehmen durchgeführt, in Sphären zu fliegen, in denen sich noch kein Mensch befand. Mit Staunen und Bewun derung verfolgte die gesamte Kulturmenschheit den Flug dieses Helden.

die durch nationalen Haß und Mißtrauen entzweit ist, war einmal einig in dem Wunsch, Piccard möge den Höhenflug glücklich beenden. Der Wunsch hat sich erfüllt. Und so, wie die Menschheit die gesunde Wiederkehr des Helden er hoffte, so freut sie sich jetzt seines Erfolges."

Der Aufstieg.

15.000 Meter!

Bern  , 18. Auguft.( Zeitangabe 10 Uhr vormittags.) Ein Funkspruch aus der Gondel Piccards lautet: Hier alles gut! Messungen gut! Höhe 14.000 bis 15.000 Meter."

Um 9 Uhr 08 Minuten wurde der Ballon von St. Anton am Arlberg aus über dem Hohen Riffler gesichtet.

18.000 Meter! Zürich  ,( United Preß.)

Piccards glückliche Landung.

Seitdem das deutsche Volf nach drei steg­reichen Kriegen, durch Blut und Eisen", wie Bismard jagte, geeinigt wurde, galt der krie­gerische Held, der preußische Offizier, als das menschliche Ideal, als das Vorbild der Ju­gend, die in der Schule schon die Anleitung erhielt, diesem Jdeal nachzueifern. Und als Balon und Besatzung heil. 1914 das furchtbare Unglück über die ahnungs­losen Völker hereinbrach, da wurden die Rom  , 18. August. Nachdem Piccards Ballon Sinne der Menschen dadurch vernebelt, daß gegen 17 Uhr über dem Garda- See   gesichtet wor- man ihnen sagte, der Krieg sei ein Stahlbad den war, wurden alle Militärflughäfen in der der Völker, aus dem die Menschheit geläutert näheren und weiteren Umgebung avisiert, zumal hervorgehen werde, es sei süß und ehrend, fürs man sah, daß der Ballon sich zur Landung an Vaterland zu sterben und der sei ein Held, der schidte. Von Desenzano su Garda und Verona  

stiegen Militärflugzeuge auf, um die Landung recht vie! Feinde" aufs Korn nehme. Als und den Landungsort zu signalisieren. Tatsächlich dann der Krieg sein Ende gefunden hatte, Dübendorf  , 18. August. Professor Piccard landete der Ballon um 17 Uhr 10 Minuten aufzeigten sich die läuternden Wirkungen des ift heute früh kurz nach fünf Uhr vom Züricher  einem Stoppelfelde in der Nähe des Dorfes Stahlbades darin, daß die Menschen das Mor­Flugplatz Dübendorf   zu seinem Stratosphären Cavallaro di Monzambano bei Volta den nicht lassen konnten, daß jede Ehrfurcht flug aufgestiegen. Ueber die letzten Vorbereitun Mantovana, das etwa 27 Kilometer nordwestlich vor dem Leben des andern verschwand, daß in gen wird noch gemeldet: Um 3 Uhr früh wurde die Gondel unter den Ballon geschoben. Die Be­von Mantua   liegt. Von dort waren Leute herbei gewissen Kreisen, die das deutsche   Volk ras­geeilt, um dem Gelehrten beim Aussteigen aus der feſtigung des Ventils an der Gondel nahm Prof. Gondel und bei der Vergung des Ballons behilflich und moralisch erneuern wollen, die Frei­Piccard selbst vor, der sich seit 2 Uhr 30 Min. lich zu sein. Piccard nahm, nachdem er der Gon- schärfer und Baltikumer, die Mörder von wieder auf dem Flugplatz befand, nachdem er del entitiegen war, sofort eine eingehende Unter- Liebknecht und Luxemburg  , von Gareis und vier Stunden in einem Schupfen der Suisse suchung der Aluminium- Gondel vor, doch lonnte Rathenau zu volkstümlichen Gestalten empor­Aera geschlafen hatte. Sturz nach 3 Uhr erschien er außer einigen fleineren Verbeulungen, die gehoben wurden in einem Volfe, das der Frau Piccard mit ihren Kindern. Mittlerweile Ais der beim Landen entstanden sind, teinerlei Be- Welt einen Leffing, einen Schiller und einen wurde bekannt, daß auch Dr. Edener aus Ballon Piccards sich gegenüber dem St. jchädigung feststellen. Der Ballon ist gleich- Goethe gegeben hatte. Und heute, da die Mord= Friedrichshafen   auf den Flugplay eingetroffen Bernhardspital befand, wurde mit dem falls unbeschädigt, wie auch die Meßinstrumente pest durch Deutschlands   Gaue rast, da Bomben fei. Kurz vor 4 Uhr 30 Minuten hielt Professor Piccard noch eine furze Ansprache an die Presse­Telemeter eine Höhe von 17.000 bis nönzlich in Ordnung sich befinden. Piccard teilte in Konjumvereinsläden und Gewerkschafts­18.000 Meter gemessen. Piccard hat also mit den Ergebnissen des Fluges und daß er eine häuser, Handgranaten in die Schlafzimmer Höhe von 16.700 Metern erreicht hat. Die Flies von Sozialisten geworfen werden, Wienschen ger hatten während des Fluges sehr unter der um ihrer politischen Ueberzeugung willen auf Kälte zu leiden gehabt. Nach einer vorläufigen der Straße feige hinterrücks niedergemacht Der Ballon des Professors Piccard Sicherung des Vallons und der Instrumente be- werden, da werden unter Duldung und erschien schon gegen 13 Uhr am Horizont gab sich Professor Piccard im Auto nach Desen halber Zustimmung einer schamlosen Regie­des Gardasees. Um 14.30 fonnten die zano, um sich von den Strapazzen des Fluges rung die feigen Mordgesellen zur Blüte Bewohner von Niva den Ballon, der sich auszuruhen. Den Besuch von Journalisten lehnte ungefähr in 1000 Meter Höhe bewegte, er vorläufig ab. schr deutlich wahrnehmen.

bertreter. Er teilte mit, daß 650 Kilogramm

cinen neuen Höhenreford aufgestellt.

Ueber dem Gardasee  .

T

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der Nation emporgelobt, zu Helden geſtem­pelt, denen nachzuahmen nationale Pflicht ist. In dieser, unserer Zeiten Schande ist es

Ballast in der Gondel seien. Professor Piccard betonte, daß lediglich technische und meteorologi sche Gründe, ihn bewogen hätten, diesmal in Zürich   zu starten. Auf eine Frage, welche Richtung der Ballon wahrscheinlich einſchlagen werde, erklärte Prof. Piccard, daß er dies un möglich wissen könne. Vielleicht ziehe er nach Norden, vielleicht nach Süden. Darauf wurden die Ballonpioniere versammelt, denen Piccard feinen Dank aussprach. Sodann verabschiedete sich der Forscher von seinen Mitarbeitern und der von Süden her wehte, war ich Prag   in Verbindung mit Piccard. schwach. Das Wetter war prachtvoll. Der Prag  , 18. August. Die Rundfunk- Auf- nun eine Freude, der man sich mit ganzem von seiner Familie, worauf er in die Gondel Ballon des Professors Piccard überflog nahmsleitung des Tschechoslowakischen Preß- Herzen hingeben fann, einen wirklichen tieg. Wenige Minuten nach 5 Uhr winkte Prof. Die Gegend des Gardasees vier Stun büros hat die Sendeversuche aus der Gondel des Helden an der Arbeit zu sehen. Die Unend­Biccard seiner Frau und seinen Kindern noch den lang, um einen geeigneten Landungs- Biccardschen Ballons verfolgt und mitangehört, lichkeit des Raumes, die den größten deutschen einmal zu, worauf die letzten Haltetaue durchplatz zu finden. Ein Wasserflugzeug der wie Profeffor Piccard mit den Schweizer   Sta- Philosophen Immanuel Kant   zu tiefſter Ehr­schnitten wurden und der Ballon langsam hoch italienischen   Marine war gegen 16 Uhr fionen forrespondierte. Um 11 Uhr 40 Minuten furcht gestimmt hat, hat den belgischen Phy­stieg. Anfänglich zog der Ballon in nörd­licher Richtung davon in einer Höhe von 1000 von Desenzano su Garda aufgestiegen, sprach Piccard mit der Kurzwellenstation in fifer Prof. Piccard hingerissen, in Höhen um dem Professor entgegenzufliegen. und Weiten vorzudringen, die noch kein Mensch erreichte. 18.000 Meter hoch ist der fühne Forscher auf seinem zweiten Flug em­porgestiegen, einem ungewissen Schicksal ent­gegen, ohne zu wissen, ob er je die Erde wie­der lebend betreten werde. Nicht leichtsinnig ist der Gelehrte dabei vorgegangen. Mit der

bis 1500 Meter, änderte jedoch die Richtung und wandte sich langsam nach Süden..

Die ganze Nacht hindurch hatte eine wahre Völkerwanderung nach Dübendorf   stattgefunden. Man zählte allein etwa zweitausend Autos. Die Spannung unter den Zuschauern, die auf 30.000 bis 40.000 Bersonen geschätzt wurden, stieg von Minute zu Minute. Üleber dem Flugplatz lager­

Nebel.

Bern  .

Hitler   wollte doch putschen!

Stahlhelmführer enthüllt die Pläne seiner Nazifreunde.

Berlin  , 18. August. In der Kreuzzei-| Wegnahme zu schüßen. Ferner verständigte er größten Sorgfalt, unter Ausnüßung aller ten im Augenblick des Aufstieges ziemliche dichte tung", dem Organ des Stahlhelms", enthüllt das preußische Innenministerium, um zu ver­der Stahlhelmführer Stefani cine türzlich hindern, daß die SA.- Leute in ein aussichts- wissenschaftlichen Erfahrung, nach monatelan Nach dem Start folgten in vier Automobilen geplante Buti chattion der National loses Putschunternehmen hineinge- gen Vorbereitungen ist der Start unternom­Angehörige des Ostschweizerischen Vereines für sozialisten. Vorige Woche wurden die SA. trieben werden. Die Gefahr war um jo größer, men worden. Das alte friegerisch- heldische Luftfahrt der Fahrtrichtung des Ballons. Außer Formationen aus Berlin   herausgezogen und als die Nationalsozialisten gegenüber den Stahl- Ideal bestand, wie man uns im Geschichts­dem wurde von Privatleuten ein Flugzeug ge- nordwärts konzentriert. Berliner   Stahlhelm- helmern behaupteten, im Einvernehmen unterricht der Schule gelehrt hat, darin, daß mietet, das unter Führung des bekannten Flie- leute, welche Straftwagen besißen, wurden unter mit der Reichswehr   und Teilen der sich der Held ohne Ueberlegung, todesmutig, gers Mittelholzer gleichfalls den Ballon verfolgt. Gewaltandrohungen aufgefordert, diese für die preußischen Polizei zu handeln. Diese Behaup- lächelnden Auges ins dichteste Kampfgewühl Der Ballon fliegt nach Süden! Berganzen Provinz, to unha pie national; ſtürzt. Das neue Ideal des Helden der Arbeit, schah in ganzen Provinz Brandenburg  . sozialistische Führung, so behauptet Stefani, der Wissenschaft und des technischen Fort­Zürich, 18. August. Nach einer Meldung eines Daraufhin habe Stefani angeordnet, das gewollte in strupelloser Weise ihre Anhänger an der den Ballon verfolgenden Kraftfahrer befand sich famte Eigentum des Stahlhelm sei zu bewa- die Maschinengewehre der Reichswehr   anlaufen schritts, besteht darin, daß gewissenhaft und gründlich die Voraussetzungen dafür geschaf­ Biccards Ballon   um. 8 Uhr 30 min. über Sargans   chen und mit allen Mitteln gegen unbefugte lassen. fen werden, damit die kühne Tat des Einzel­( Kanton Graubünden  ) in einer Höhe von etwa nen erfolgreich sei, daß der menschlichen Er­14.000 bis 16.000 Meter. Er bewegte sich mit einer

licher Richtung.

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Geichwindigkeit von etwa 40 Kilometer in füd Reichstag tritt zusammen! en Nationalsozialisten zugestanden worden sein. Reden, ohne Phrasen, nüchtern, sachlich, ernst, des preußischen Ministerpräsidenten soll dabei fenntnis tatsächlich gedient werde. Ohne viele Berlin  , 18. August. Der Präsident des Falls sich diese Meldung bewahrheitet, haben ,, Es ist sehr kalt". Reichstages Loebe hat nach einer Rüdsprache, die sich also die Nazis aus Wut über die zuletzt von nur von seiner großen Aufgabe erfüllt, von Bern  , 18. Auguſt. Um 11 Uhr 31 Min. sandie er Donnerstag mit dem Reichskanzler von Papen Hindenburg und Papen   empfangenen Fußtritte Forscherdrang beseelt, ist Piccard, dieser Held Professor Piccard folgenden Funtspruch: Saben hatte, den deutschen   Reichstag auf Diens über Nacht dem verhaßten demokratisch- parlamen- unserer Zeit, aufgestiegen und fachlich und Engadin und Samaden überflogen, Höhe 16.500 tag, den 30. August 1932, nachmittags 3 Uhr, tarischen System in die Arme geworfen, um bei nüchtern, ernst und schweigend hat er seine Meter. Hier alles in Ordnung, aber sehr kalt." einberufen. Eine Tagesordnung ist für diese der Pleite ihrer Diktaturhoffnungen wenigstens Aufgabe erfüllt. Nicht in glänzendem Harnisch  Weiter meldet Professor Piccard: Werden bald Sigung nicht festgeseßt. Die Sißung wird von einige Ministersessel zu retten. niedergehen, um Adriatisches Weer zu vermeiden, der Alterspräsidentin, der Abgeordneten Frau. Gardasee   in Sicht." 3ettin( kommunistin) eröffnet werden, Wie aus Sulden   berichtet wird, ist seit 11 Uhr worauf das Haus die Wahl des Präsidenten 15 Min. der Ballon vom Ortler   aus zu sehen. durchzuführen hat.

Nach Italien  !

Er steht in sehr großer Höhe ziemlich unbeweglich. Ran an die Futterkrippe"! St. Morih, 18. Auguſt( 13 Uhr 30). Der Ballon Preußenkoalition zwischen Nazis und Zentrum Piccards ist hinter dem Piz Rosatich den Blicken in

angeblich perfekt.

südöstlicher Richtung entschwunden. Auf der Ber  - Berlin  , 18. August. Der nationalsozialisti nina- Baßhöhe glaubt man, ihn direkt über sich zu sche Angriff" meldet in großer Aufmachung, sehen. In Pichiavo( Schweiz  ) zeigte er sich in daß eine Koalition zwischen seiner Bartei und Richtung gegen Bormio  . dem Bentrum so gut wie gesichert sei. Der Posten

Generallinie in Zahlen.

zeigt er sich uns, nicht hoch zu Roß an der Spitze bewaffneter Scharen, so wie der Held der Vergangenheit, sondern bescheiden, an der Arbeit, neben seiner Gondel und den Gasbe­Dem bestätigten Plan entsprechend werden hältern, sehen wir ihn auf den Bildern, be­fommenden Herbst 42 Millionen Hettar vor er das fühne Wagnis, die Fahrt in un­ausgefät werden, darunter über 14 Millionen bekannte Weiten, unternimmt. Der geistige

Setar Winterweizen  , ungefähr 26 Millionen Arbeiter als Held, der Mann der Wissenschaft Heftar Winterroggen und über eine Million In- als der fühne Schreiter in neue Welten- dustriepflanzen. Die Rollettivwirtschaften der Sowjetunion   werben plangemäß 29 Millionen das ist Tat und Symbol einer neuen Welt, Settar, die Einzelwirtschaften 9,2 Millionen und der wir zum Triumph verhelfen müssen, über die Sowjetgüter 3,5 Millionen Hektar bestellen.[ eine Welt, welche den Mörder als Helden