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demokrat
Zentralorgan d. Deutschenwaldemokratischen Arbeiterpartei i.d.Tschechoslowakischen Republik
12. Jahrgang.
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Samstag, 20. August 1932
Im
Nr. 196.
der Manöveristen.
Wien, 19. August. ( Tsch. P.-B.) Am Freitag abends gegen 10 Uhr ist in einem Sa natorium in der Nähe von Wien der ehemalige Bundeskanzler und Außenminister Dr. Johann Schober im Alter von 57 Jahren gestorben.
Berlin , 19. Auguft.( Tsch. P.-B.) Das trauen, bis ein Mehrheitskabinett zustande ge- Antifriegsfongreß einberufen werden, der Schober wurde am 14. November 1874 zu verleger meldet: In dem Interview, das Reichs- ftande sein, eine von einer Mehrheit gestüßte jes Monats in Amsterdam stattfinden wird. Nachrichtenbüro des Vereines deutscher Zeitungs- tommen sei. Sollten die Frattionen nicht im mittlerweile verschoben wurde und Ende dieBerg in Oberösterreich geboren, studierte an der tanzler von Papen einem Vertreter des Reuter- Regierung zu bilden, dann würde unter Umstän- Zur Beschidung dieses Kongresses fordern in Universität in Wien Rechte und Staatswissen- büros gewährte, hat am meisten die Stelle Be- den das Kabinett von Papen während der gan einem Aufrufe die Dichter Maxim Gorki , schaften und trat 1898 in den Dienst der Wie- achtung gefunden, an der der Reichskanzler er- zen Dauer der Legislaturperiode des Reichs- Romain Rolland und Henri Barbusse ner Polizeidirektion. Am 25. Juni 1918 wurde lärte, sein Rabinett werde noch lange im Amte tages geschäftsführend amtieren können. Mit er mit der Leitung der Wiener Polizeidirektion bleiben. In parlamentarischen Streisen des Hinweis hierauf hält man es in parlamentari auf und, wie eine Zeitungsnachricht bejagt, betraut. Nach dem Rücktritt des Ministeriums neuen Reichstages wird dem Nachrichtenbüro schen Kreisen nicht für wahrscheinlich, daß bei hat sich auch Karl Kraus den Einberufern Mahr im Jahre 1921 wurde Schober mit der des Vereins deutscher Zeitungsverleger hiezu er- Annahme eines Mißtrauensvotums gegen Papen dieses Kongresses angeschlossen. Besondere ProBildung eines neutralen Beamtenkabinettes beklärt, daß an sich taum ein Zweifel an der An- die abermalige Auflösung des eben gewählten paganda wird für diesen Kongreß von der traut und übernahm gleichzeitig die Leitung nahme eines Mißtrauensvotums gegen das Ka- Reichstages in Betracht käme. Man argumen fommunistischen Partei und ihrer Pressedes Ministeriums des Aeußern. Der von Scho- binett Papen bestehe. Es könne fich dann erge- tiert jo, daß nach einer eventuellen Soalitions- unter den Intellektuellen gemacht. ber am 16. Dezember 1921 abgeschlossene Ver- ben, daß der Reichspräsident es als die Haupt- verständigung zwischen Zentrum und National Auch in der Tschechoslowakei haben eine Antrag mit der Tschechoslowakischen Republik, der aufgabe des Reichstages erkläre, cine arbeits- sozialisten in Preußen neue Möglichkeiten für zahl tschechischer und deutscher Intellektueller auf die Gegnerschaft der großdeutschen Partei fähige Regierung, d. h. eine solche zu bilden, die die Herbeiführung einer Mehrheitskoalition im den Aufruf, der zur Beschichung des Kongres stieß, veranlaßte Schober seine Demiſſion zu sich auf eine Mehrheit im Parlament ftüßen Reich gegeben wären, wozu einstweilen zu be- ses und zur Wahl von Delegierten einlädt, geben. Er ließ sich jedoch von den Chriftlich- kann. Solange der Reichstag hierzu sich nicht merken ist, daß der preußische Landtagspräji- ses und zur Wahl von Delegierten einlädt, fozialen bewegen, neuerlich an die Spitze der imstande zeige, habe der Reichspräsident die dent Kerr 1, der am Freitag aus München zu unterfertigt. Sicherlich sind die meiſten diefer Regierung zu treten und wurde am 22. Jänner Möglichkeit, auch bei Annahme eines Miß- rüdgefehrt ist, sich nicht unmittelbar mit dem Intellektuellen ehrlich überzeugt, der großen 1922 abermals zum Bundeskanzler gewählt. trauensvotums gegen das Kabinett von Papen Zentrum in Verbindung seßte und auch noch Idee der Bekämpfung des Krieges und dem: Nach der Wirtschaftskonferenz von Gensa, auf diese Reichsregierung als Regierung seines Ver- nicht imftande war, offiziell einen Termin für Geiste des Friedens zu dienen. In Wirklichder er die Zusage zur Zurüdstellung der Pfand- trauens mit der geschäftsführenden Wahrneh- die nächste Plenarsihung des Landtags bekannt feit aber wird ihr Namen nur benützt zum rechte für Desterreich erlangte, gab er infolge mung der Regierungsgeschäfte solange zu bezugeben. der gegen seine Kreditprojekte im Parlamente Aufführen eines neuen kommu erfolgten Abstimmung seine Demission und schied nistischen Einheitsfrontmanö am 30. Mai endgültig aus dem Amte des Bunvers. deskanzlers. Nach dem Rücktritt der Regierung Streeruwitz wurde Schober zum drittenmal zumi Bundeskanzler bestellt. Parteipolitische Zwiftigfeiten veranlaßten am 25. September 1930 fci
Die Einladung zu diesem Kongresse war auch an den Genossen Emil Vandervelde, den Vorsitzenden der Sozialistischen Arbeiter
Berlin, 19. August.( Eigenbericht.) Die Betriebe verpflichtet werden, diese für Zwede nen Rücktritt. Am 3. Dezember 1930 trat Scho- sozialdemokratische Reichstagsfrattion hat sich tollettiver Selbsthilfe unentgeltlich zur Verfü- Internationale, ergangen, woraus sich für die ber in das damals gebildete Kabinett Ender heute konstituiert. Eröffnet wurde die Sigung gung zu stellen. Weiters wird gefordert die Ber - Internationale die Notwendigkeit ergab, die wieder als Vizekanzler und Außenminister ein. von Otto Wels mit einer Rundgebung für die fürzung der Arbeitszeit auf 40 Stunden. Die Frage zu prüfen, von wem und in welcher Am 19. März 1931 trat Schober nach einem Blutopfer der letzten Zeit. Abg. Her legte eine Arbeitgeber werden verpflichtet, entsprechend der Weise dieser Antikriegsfongreß vorbereitet einmütigen Ministerratsbeschluß gemeinsam mit Reihe von Anträgen vor, an der Spiße steht ein Verkürzung der Arbeitszeit neue Arbeitskräfte wird und ob und unter welchen Bedingungen dem deutschen Außenminister Curtius mit dem Mißtrauensantrag gegen die Regierung Papen. aufzunehmen. Für jede Ueberstunde muß ein die der Arbeiter- Internationale angeschlosseBlane einer Zollunion„ Deutschland- Desterreich" Zugleich wird beantragt, daß alle Notverordnun voller Stundenlohn als Sonderbeitrag für die nen Parteien daran mitwirken fönnen. vor die Deffentlichkeit. Anfangs September 1931 gen dieser Regierung aufgehoben werden, wäh- Arbeitslosenversicherung abgeführt werden. Fer- ist klar, daß ein Kongreß, der das Ziel versprach sich die Mehrheit des Haager Schieds- rend die Arbeitslosenunterstüßung und die Kri- ner wird beantragt die Verstaatlichung des folgt, alle internationalen Arbeiterorganijagerichtshofes gegen dieses Projekt aus, was so fenfürsorge in der alten Höhe wiederhergestellt Bergbaues, der Eiſeninduſtrie, der Metallgewine tionen zum Kampfe gegen die Kriegsgefahr wohl Dr. Curtius als auch Schober veranlaßte, wird. Der Mehraufwand soll durch Monopole nung, Großchemie und Zementindustrie. Die von einer weiteren Verfolgung dieser Idee Ab- für Branntwein, Tabal und Erdöt hereinge- Entschädigung der enteigneten Rapitalisten er- und insbesondere auch gegen die Gestand zu nehmen. Diese Ereignisse führten dann bracht werden. Weitere Anträge verlangen eine folgt auf Grund der Börsenkurse vom 1. Juli. fahr eines Krieges gegen Rußam 28. Jänner 1932 zum Rüdtritt der Re- Winterhilfe für die Arbeitslosen, die in unent- Ebenso wird die Verstaatlichung der fünf deut- land zu sammeln, die volle Sympa gierung Buresch und damit zum Ausscheiden geltlicher Belieferung mit Kartoffeln und Rohle schen Großbanken und ihre Zusammenfassung thie und nachhaltigste Unterstüt Schobers aus dem Kabinette. jowie billigerer Ueberlassung von Fleisch beste zu einer Staatsbant verlangt. Schließlich die zung aller sozialistischen Parteien hätte. hen soll. Ein großes Arbeitsbeschaffungspro- Enteignung des Großgrundbefißes über 200 Berhandlungen, die der Sekretär der Intergramm sicht öffentliche Arbeiten für das Reich Hektar und auch darunter. Als Entschädigung nationale, Fritz Adler , insbesondere mit in der Gesamtsumme von 400 Millionen Mart wird eine Rente gewährt, die nach dem durch Barbusse, führte, ergaben aber, daß der vor. Ferner wird die Förderung der kollektiven schnittlich besteuerten Einkommen in den letzten Kongreß in Wirklichkeit ganz andere Ziele Selbsthilfe der Arbeitslosen verlangt, und zwar drei Jahren bemessen wird. verfolgt. in der Form, daß die Eigentümer stillgelegter
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Niederlage der Regierung Dollfus im Bundesrat. Wien , 19. August. ( Tsch. P.-B.) Gestern tagte der Ausschuß für auswärtige Angelegen heiten des Bundesrates, der sich mit dem Laujanner Anleiheprotokoll beschäftigte. Die Sozial Der Vorwärts" verwarnt! demokraten beantragten, gegen den Beschluß des Nationalrates, durch den das Lausanner Proto- Berlin, 19. August.( Eigenbericht.) Der foll genehmigt wurde, Einspruch zu erheben. Berliner Polizeipräsident hat dem Vorwärts" Dieser Antrag wurde mit den Stimmen der eine Warnung zugehen lassen, mit der Drohung, Sozialdemokraten, der Großdeutschen und der daß der„ Vorwärts" auf längere Zeit verboten Nationalsozialisten angenommen.
würde, wenn er weiter so schreiben werde.
Zunächst schien es nach dem Aufrufe, den Romain Rolland im Juni versenden ließ, Es bestehe die Befürchtung, daß sie in nächster daß die großen Arbeiterorganisationen EuroZeit nicht reijcfähig sein tönnte. Sie selbst habe pas an diesem Kongreß werden teilnehmen allerdings ihren Wunsch, die Eröffnung des fönnen. Der Aufruf Rollands Reichstages durchzuführen, nicht aufgegeben. wurde aber von Barbusse desavoniert und es wurde von dem letzteren. Tränengasbomben gegen Warenhäuser festgestellt, daß nicht die Parteien einge Wuppertal , 19. August. ( Tsch. P.-B.) Ver- laden werden sollen, sondern nur die OrtsWien, 19. August.( Tsch. P.-B.) Der parlaschiedene Wuppertaler Warenhäuser wurden gruppen der Parteien und die Ortsver mentarische Stampf um das Lausanner Anleihe heute nachmittags wieder von unbekannten waltungen der Gewerkschaften. Dagegen Protokoll nimmt seinen Fortgang und hat heute Personen mit Tränengas heimgesucht. Wie aus sind alle möglichen pazifistischen Organisatio die Regierung Dollfuß in neue Schwierigkeiten den Meldungen an die Polizei hervorgeht, haben nen, Angehörige freier Berufe, Künstler, Wijgebracht. Der Bundesrat hat in seiner heutigen Berlin , 19. August.( Tsch. P.-B.) Klara Täter fast zur gleichen Stunde in vier Geschäftssenschaftler berechtigt, Delegierte zu entfenSigung das Lausanner Protokoll dem Nationalrat zurüdgestellt. Morgen sollen der Hauptaus- 3etkin, die die erste Sigung des Reichstages häusern, zwei in Barmen und zwei in Elberschuß und das Plenum des Nationalrates neuer- als Alterspräsidentin eröffnen soll, ist, wie fom- feld, während der Hauptgeschäftszeit die Gas- den, welches Recht aber den großen Gesamtlich über das Protokoll Beschluß faffen. Unter- munistische Blätter melden, in ihrem russischen fapfeln geworfen. Nach den Anschlägen verließ organisationen der Arbeiterklasse, den sozialdessen sind aber im Hauptausschuß des National Aufenthaltsort erneut schwer erfranft. Drei Tage das Publikum fluchtartig die Räume. Zwei demokratischen Parteien und Gewerkschaften, nicht zusteht. Die Kommunisten konnten allerrates neue Verschiebungen eingetreten. Da die lang fonnte sie feine Nahrung zu sich nehmen. Geschäfte mußten geschlossen werden. dings leicht auf ihre Vertretung als Gesamtdrei Mitglieder des Heimatblockes Werner, partei verzichten, da die ganze Organisation des Kongresses in ihren Sänden liegt. Das Pariser Büro des Kongresses steht unter der Leitung des Kommunisten Gibarti, der schon die sogenanten Songresse gegen kolo: niale Unterdrückung" in Brüssel 1927 und in Frankfurt 1929 organisiert hat, welche KonStone gresse nicht nur den Aufgaben dienten, die sie dreſſe nicht nur den Aufgaben dienten, die sie Stampfe gegen die sozialistischen Parteien. In seinem Aufrufe in der Pariser ,, Sumanité"
Seinzl und Ebner, aus dieser Gruppe ausge
Gevatter Tod als Helfer der Regierung.
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treten sind und heute ihre Entscheidung dem sofort seinen Ersatzmann Dr. Hans Schauer- j Präsidium des Hauses formell mitteilten, hat der Schoberlechner berufen, der im Jahre 1930 auf Heimatblod jeine Bertretung im Hauptausschuß das Programm des Schoberschen Nationalen und eingebüßt. Das Mandat des Heimatblockes in Wirtschaftsblocks fandidierte und der sich den Wien , 19. August.( Eigenbericht.) Der Tod diesem Ausschusse ist, wie bereits gemeldet, den Großzdeutschen gegenüber verpflichtete, gegen das Schobers hat so wie jüngst der Tod Seipels die Situation der Regierung Dollfuß Sozialdemokraten zugefallen, so daß die Regie- Lausanner Anleihe- Protokoll zu stimmen. nung in der morgigen Sigung des Hauptaus- Regierungskoalition blieb dieser neuen Gefahr wieder gebessert, denn der Nachfolger Schobers schuffes feine Mehrheit haben wird. Gleichzeitig gegenüber nicht untätig und erreichte noch in den ist ein Mitglied des Landbundes, welches für das droht auch eine Aenderung in der Gruppierung leßten Stunden, daß Winzl telegraphisch seine im Titel führten, sondern vor allem dem der Regierungsmehrheit im Plenum des Natio- Resignation auf das Nationalratsmandat wider- Lauſanner Protokoll stimmen wird. nalrates. Der großdeutsche Abgeordnete Winzl, rief, so daß Ministerialrat Dr. Schauer- Schoberder bekanntlich an der letzten Abstimmung über lechner morgen den Sitz Winzls im Nationalrat So muß man Monarchisten behandeln! vom 1. Mai hat Henri Barbusse den soziali das Lausanner Protokoll im Plenum des noch nicht einnehmen kann. Unmittelbar darnach Madrid , 19. August.( Tsch. P.-B.) Der Ge- stenfeindlichen Charakter des Kongresses selbst Nationalrates nicht teilnahm und so in hohem entsandten die Großdeutschen zwei Vertrauens Maße der Regierung Dollfuß zum Siege ver- männer zu Winzl, um seine Entscheidung neuer- sebentwurf über die bedingungslose Enteignung hervorgehoben. Das genannte Blatt hat die half, richtete heute an den großdeutschen Stlub lich umzustoßen. Die Lage bleibt weiterhin der Befißungen der in dem letzten Butsch ver- sen kommunistisch- parteipolitischen Sinn der einen Brief, in dem er auf sein Mandat ver- höchst unsicher und sind Üeberraschungen nicht wickelten Personen ist gestern von der Kammer Veranstaltung mehrmals unterstrichen und mit 262 gegen 14 Stimmen angenommen worden. erklärt, der Kongreß verfolge das Ziel, den zichtet. An seine Stelle wollten die Großdeutschen ausgeschlossen.