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Demokrat

Jentralorgan d. Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei i.d.Ifchechoslowakischen Republik

12. Jahrgang.

Die Pläne der Regierung Papen  .

Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich früb.

Redaktion u. Verwaltung: Prag   II, Nekázanka 18 Telepd.: 26795, 31409, Nachtrebaft.( ab 21 Uhr): 33858 Bonfoedami: 57544

Mittwoch, 24. August 1932

Reichstag   wird wieder aufgelöst.

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Neuwahl oder Volksentscheid? Alberne ,, Enthüllungen der Kommunisten.

Regierung Papen   weiter im Amt zu belaffen.

Ein Dementi der Reichsregierung

blide an eine Frage unserer Ehre, der Kampf|

Nr. 199.

gegen eine Regierung, unter der dies möglich Staněk auf dem Kriegspfad.

war, unsere Pflicht. Adolf Hitler  ."

Reichsregierung verteidigt

Todesurteile.

Ein Dokument der Zersetzung des Agrarismus.

Die Freiheit von Mördern ist also für die Nationalsozialisten eine Frage der Ehre und die Verurteilung von Totschlägern ist dem Wären die Zeiten ruhiger und die Fol­Djaf nur der Anlaß, sich mit den Verbrechern gen weniger ernst, so könnte man ein Lustspiel erst recht in Treue verbunden zu fühlen. Es schreiben über die Kazbalgerei in dem Inter Berlin  , 23. August. Es wird jest bekannt, Veröffentlichung der Nationalsozialistischen Bar- find herrliche aufbauwillige Kräfte, die sich da effentenhaufen, genannt tschechische Agrar­daß sich die Regierung Papen   nicht dem sicheren teikorrespondenz hervor, in der davon die Rede ist, allerdings vergeblich anschicken, ihre Mörder partei. Dem tragif- komischen Schauspiel des Miztrauensvotum ausseßen, sondern den daß nach einem Mißtrauensvotum des Reichs gesinnung zum Inbegriff deutschem Kultur- Intrigenspiels einer Reichstag wiederum auflösen wird. Es ist tages gegen die Regierung Papen   nur die Be­Reichs- willens zu machen. zerstrittenen Führer­also nicht mehr damit zu rechnen, daß die Reichs- trauung des Führers der Nationalsozialisten mit Wir sind auf die Stellungnahme des Tag" schaft jetzt nun das Interview des republi­regierung nach einem Sturz durch den Reichstag der Regierungsbildung übrigbleibe. Die neugierig. Wenn er schon bei der Auffassung des lanischen Vizepräsidenten Staněk die Krone umgebildet wird. Das Kabinett wird als Nationalsozialisten scheinen ihre Tattit in Preu- Angriff" bleibt, daß Blutbestien den Tod auf. Was dieser Exponent des Rechtsflügels geschäftsführendes Ministerium bis zur Durchßen nach der Entwicklung im Reich richten zu verdienen, dann wird er, der ein Anhänger des der Agrarpartei da gegenüber einem Vertre­führung von Neuwahlen weiter amtieren. Einen wollen. Vorläufig bleibt es in Preußen bei dem Köpfens und Hängens ist. ein Bekenntnis zu den ter des Prager Tagblatt" an Angriffen und Verfassungsbruch hat es, wie die Frankfurter   Reichskommiffär. Die Wahl eines Minister Mördern oder um die Ablehnung ihrer Taf nicht Drohungen gegen seine eigenen Parteimini­Zeitung" zu berichten weiß, nicht beabsichtigt. präsidenten steht nicht auf der Tagesordnung der herumkommen. ster auspackte, ist ein bißchen viel für eine Die Auflösung des Reichstages wäre tatsächlich nächsten Landtagssitzung. Portion Seiner Ausführungen kurzer Sinn die einzige verfassungsmäßige Möglichkeit, dic ist der, daß die agrarischen Vertrauensmänner und Parlamentarier einig sind gegen ihre Berlin  , 23. August. Zu der in den letzten Tagen viel erörterten Frage, ob die Reichs die preußische Staatsregierung veröffentlichen im Benes, einig gegen Berlin  , 23. August. Die Reichsregierung und Minister, einig auch gegen den Außenminister regierung zur Auflösung des Reichstages ent Zusammenhang mit der politischen Situation, die einig in der Sehnsucht nach einem die jetzige Regierung, schlossen sei, wenn sie teine Mehrheitsmöglichkeit sich nach dem Beuthener Urteil ergeben hat, eine Bürgerblod. Udržal, Staněks ,, alter Sollege" im Reichstage erkenne, hört das Contibüro von Kundgebung. Es handelt sich um eine amtliche wie er ihn selbst noch tituliert wird der unterrichteter Seite, daß Beschlüsse der Reichs Sundgebung, auf deren Abdruck die Reichsregierung Schlappheit bei der Durchsetzung landwirt­regierung nur bis zum Zusammentritt des entscheidenden Wert legt. Sollte die Kundgebung Reichstages gefaßt werden. Eventualbeschlüsse von einzelnen Zeitungen nicht gebracht werden, so schaftlicher Forderungen geziehen und der darüber hinaus liegen noch nicht vor. Daher wird fic, wie das Conti- Büro erfährt, den betref Verletzung der Interessen der Landwirtschaft ist die Auffassung, als sei die Reichsregierung fenden Zeitungen auf Grund einer Zwangsauflage beschuldigt. Dem Außenminister Beneš wird von vornherein zur Auflösung des Reichstages zugehen. Blätter, die sich weigern, sie zu veröffent nachgesagt, daß er fontrollos wirtschafte, ja er entschloffen, unzutreffend. lichen, werden verboten werden. wird sogar angeprangert, daß unter seiner Die Rundgebung bejagt: Gezwungen durch die Aegide die Erfüllung agrarischer Wünsche bei Gewalttäten im innerpolitischen Kampf, welche das der Beratung von Handelsverträgen unmög Ansehen des Reiches aufs schwerste gefährdeten, hat lich sei. Ohne viel Flausen wirft Staněk regierung die schärfſten Strafen gegen den politi Vorwurf an den Kopf, daß sie an der Spal­der Herr Reichspräsident auf Vorschlag der Reichs- weiter allen agrarischen Parteiministern den diese Verordnung in Kraft getreten ist, muß fie tung der Agrarpartei Interesse hätten. Im gleichmäßig gegen jedermann, der Recht und Gefeß gleichen Atem regt Staněk eine richtige Be­verleßt, ohne Ansehen der Partei oder der Person, setzung der verantwortlichen Stellen seiner Anwendung finden. Die Reichsregierung wird nöti- Partei an, das heißt also die Absetzung der genfalls alle Machtmittel des Staates einfegen, um angeblich kompromißlerischen republikanischen den Vorschriften des Rechtes unparteiisch Geltung Minister, die sich dann, wenn ihnen diese Be­zu verschaffen und wird nicht dulden, daß sich irgend handlung nicht paßt, seinetwegen eine neue cine Partei gegen ihre Anordnungen auflehnt.

Allerdings müßte fie, wenn sie die Verfassung achten will Neuwahlen ausschreiben, die in einem Zeitraum von zwei Monaten nach der Auflösung stattzufinden hätten. Es verlautet, daß die Regierung dazu gewilligt i. Allerdings ist auch die Annahme nicht von der Hand zu weisen, daß die Regierung einen Voltsentscheid beabsichtigt, der ihr eine längere Frist einräumt. Keine Koalition

trotz Koalitionswilligkeit. Die Verhandlungen zwischen dem Zentrum und den Nationalsozialisten, die auf die Bildung einer Koalitionsregierung in Preußen gerichtet Dieses Dementi läßt die Möglichkeit der waren, scheinen sich zerschlagen zu haben, obzwar Reichstagsauflösung offen. Es ist als indirekte williger find als früher. Das geht aus einer der bevorstehenden Reichstagsauflösung handeln. die Nationalsozialisten augenblicklich loalitions. Bestätigung der Meldungen zu werfen, die von Hitlers   ,, rauhe Kämpfer" in Nöten.

Sie fordern Tod und wollen Gnade.

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,, Der Führer" an die Mörder: ,, Meine Kameraden!"

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befund haben ergeben, daß der Arbeiter Bicirzuch in einer grauenhaften Weise er mor det worden ist, er ist geradezu massatriert worden.

ichen Terror verhängt. Mit dem Augenblick, in dem

Ebensowenig wird sich die preußische Staatsregie- Partei gründen können. Ist diese Koalition rung durch politischen Druck in der pflichtmäßigen nicht instande, die Herzenswünsche dieses Prüfung beeinflussen lassen, ob sie ihr Recht im Falle der Beuthener Todesurteile ausüben kann."

Klara Zetkin   wird den

Reichstag eröffnen.

Oberagrariers zu erfüllen, so soll eben eine andere Koalition diese Aufgabe übernehmen. Natürlich wäre ein scharfmacherischer Bürger­block ohne die Sozialisten dazu am besten geeignet.

Die zwei Sondergerichtsurteile, die am Mon p tag gefällt wurden, brachten die Reichsregierung in einige Verlegenheit. Diese Verlegenheit besteht darin, daß das erste Todesurteil Rational sozialisten betrifft, die, obzwar sie vom Ge­Es handelte sich also um einen fcigen, vor richt als feige Mörder entlarvt wurden, von den bedachten und sinnlosen Mord! Und für aufbauwilligen Sträften des Herrn Hitler   gebedt diese Leute fordert der Angriff, fordert die werden. Schließlich wurden die strengen Strafen nationalsozialistische Parteileitung nicht nur die So spricht der amtierende Vizepräsident in der Notverordnung nicht zu dem Zwede vor Begnadigung, mit ihnen solidarisiert sich sogar Berlin  , 23. Auguft. Wie die kommu- der größten politischen Partei dieses Landes. gesehen, daß man sie später erläßt. Und wenn der Mann, den die Nazis dazu ausersehen haben, nistische Abendpresse meldet, hat sich Klara Zettin Kein Wunder, daß das Interview Staněk die Nationalsozialisten begnadigt werdeutscher Reichspräsident oder Reichskanzler zu troß ihres leidenden Zustandes entschlossen, am die Sensation des Tages geworden ist. So den, deren Verurteilung gerecht ist, dann wird werden! Sitler, so heißt er, telegraphierte den Antitricgskongres in Amsterdam  , der etwas an Disziplinlosigkeit und Zerfahren­man um die Begnadigung der zu Unrecht ver- Vorurteilten: am 27. und 28. August stattfindet, teilzunehmen. beit ist in einer Partei, die noch dazu seit zehn urteilten Reichsbannerleute nicht herum­zu zu ihrer Abreise aus Jahren das Primat der Staatsführung inne­tommen. Meine Kameraden! Angesichts Alle Vorbereitungen Moskau   wurden getroffen. Von Amsterdam   hat, niemals dagewesen. Würde ein sozial­dieses ungeheuerlichen Bluturteils fühle ich werde Klara Zettin nach Berlin   reisen, um den mich mit Euch in unbegrenzter Treue verbun- Reichstag   eröffnen zu können. Dieser Ent- demokratischer Bezirksvertrauensmann derart den. Euere Freiheit ist von diesem Augen- schluß stehe endgültig fest. über Czech   oder Bechyně herfallen und ihre Tätigkeit vor aller Oeffentlichkeit herunter­reißen die agrarische Presse nähme das zum Anlaß, den bevorstehenden Untergang urteilten mit den stärksten Drohungen fordern, des Sozialismus zu verkünden. So aber haben für die Angeklagten Reichsbannerleute die Gleiwiß, 23. August. Vor dem Sondergericht nötigung, Zusammenrottung und Gewalttätigkeit schweigt der Večer" über den Skandal und Todesstrafe gefordert. Der Angriff" schrieb: begann heute vormittag ein Prozeß gegen zwölf zur Last gelegt. Mitglieder der kommunistischen   Partei und der ... Wir haben mehrmals die Forderung aus Königsberg  , 23. August. Das hiesige Sonder- befaßt sich auf der ersten Seite mit Boge­gesprochen, die Blutbesten von Ohlau   mit dem kommunistischen   Partei naheftehende Angeklagte. gericht tagte heute zum erstenmal und verur- reien und Schönheitskonkurrenzen, an denen Tode zu bestrafen! Es bleibt zu hoffen, In der Nacht vom 19. zum 20. August waren die teilte drei tommunistische Arbeiter die Agrarpartei sicher nicht beteiligt ist. Man daß der Vertreter der Staatsanwaltschaft die Angeklagten nach einem Festgelage in Sindenburg aus Lablau( Ostpreußen  ), die in der Nacht zum ist im tschechischen Lager geneigt, die Sache Todesstrafe beantragen wird. Dann hat das Ge- Poremba wegen ruheſtörenden Lärms von einer 8. August, also noch vor Erlaß der auf die mit Rücksicht auf die Person Stanets nicht Schupostreife ermahnt worden, worauf sie mit Sondergerichte bezüglichen Notverordnung mit sehr tragisch zu nehmen. Er sieht in der Tat richt die Verantwortung für alles weitere zu 3 I after steinen und Schußwaffen die Waffen in der Hand betroffen worden waren, zu nicht so aus, wie der kommende Mussolini  tragen." Beamten angriffen. wird; wei Den Angeklagten wird zwei bis fünf Monaten Gefängnis der Tschechoslowakei  . Im Parlament macht Dabei ist erwiesen, vor dem Gericht erwiderstand gegen die Staatsgewalt, Beamten  - livegen unbefugten Schußwaffenbesitzes. wiesen, daß sich die Reichsbannerleute nur ver

Sei dem, wie ihm sei: unsere Stellung ist flar. Wir sind, als grundsäßliche Gegner der Todesstrafe, auch gegen die Vollstreckung der Todesurteile an den fünf Nationalsozialisten. Anders die Nazis..

Sie, die die Begnadigung der in Beuthen   Ber   Die Sondergerichte arbeiten

teidigten! Daß sie einen bewaffneten An­

griff der Nationalsozialisten abwehrten. Wie verhielt es sich jedoch mit der Mordtat

anwalt in Beuthen  :

-

sich dieser behäbige alte Herr sehr wenig be­merkbar. Man weiß, daß er verbittert ist,

... und das Blutvergießen nimmt kein Ende. weil er bei der letzten Regierungsbildung nicht

Hamborn  , 23. August. Ein planmäßiger, Hamburg  , 23. August. Wie das Hamburger Ackerbauminister geworden ist und der Kon­der Hitlerleute? Darüber sagt der Oberreichs- cuerüberfall wurde heute früh auf die Fremdenblatt" meldet, ist es auf einer Hochkurrenz des agileren und viel fleißigeren Bra­Wohnung eines Nationalsozialisten in zeitsfeier in Tangstedt   bei Duvenstedt   im dáč unterlag. Man weiß ferner, daß er seit­Wir haben ohne Rücksicht auf Bar- Meiderich( Rheinprovinz  ), der bis vor fur- Kreise Stormarn  ( Schleswig- Holstein  ) zu schweren her jeden Tag als einen verlorenen betrach teien und von außen eintretenden zem der PD angehörte, ausgeführt. Auseinandersetzungen zwischen de om munisten tet, da er seinen Rivalen nicht Knüttel zwi Drud hier zu entscheiden. Eine furchtbare, ent- Durch ein Fenster gaben mehrere Personen etwa und Nationalsozialisten gekommen, die schen die Füße werfen konnte. Schließlich ist fegliche Tat, die ohne jeden Sinn und acht bis zehn Schüsse in die Wohnung ab, wo bald in Tätlichkeiten ausarteten. Zwei National bekannt, daß er sich bitter fränkt, weil nicht 3wed war, ist vollführt worden. Sie ist lediglich durch die im Bett liegende Ehefrau des sozialisten wurden schwer verletzt. Auch als die er, sondern die agrarischen Senatoren unter der politischen Berheßung und Gewissenlosigkeit Nationalsozialisten am rechten Unterschenkel ver- Polizei Ordnung schaffen wollte, wurde sie Donats Führung die erste Mine gegen die zuzuschreiben, von der der ausführende SA. Trupp letzt wurde. Die Täter flüchteten auf mitge- mit Steinen beworfen und mußte von der Schuß­Der Beweis für die Tat ist klar brachten Rädern in Richtung Samborn. Drei waffe Gebrauch machen. Dabei wurde ein Sto mheutige Koalition auffliegen ließen. Es geht und sicher erbracht. Zeugenaussagen, eigene Ge- vermutlich an der Tat beteiligte Personen, Mit- imunist durch einen Oberschenkelschuß ich wer also vorwiegend um persönliche Gehässigkeiten, ſtändnisse der glieder der KPD  , wurden verhaftet. die das Morgen- und Abendgebet jener agra­