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Samstag. 27. August 1982.

PRAGER ZEITUNG.

Die Krife bricht ein

Eine Rundfrage im Beamtenviertel.

Jede Stadt hat ihre Beamtenviertel; sie sind wo der weiße Kragen zum Leben gehört und ich gewöhnlich sauber, mit breiten Straßen, die von habe oft die Ueberzeugung, daß mancher meiner netten Häusern eingefaßt werden. Sie sollen jenen Runden die letzten Kronen für seine Kleidung opfert Baustil repräsentieren, der die alte Wietskaserne und lieber aufs Essen verzichtet- Nein, Kredit ablösen wird... nicht in dieser Gesellschaftsord kann ich nur wenig geben, ich muß alles bar bezah­nung; aber überall bricht in der Arbeit der moder- len. nen Architekten der Geist des Lichts und der Sau berkeit durch und die kleinen, lichten Ein-, Zwei­und Dreizimmerwohnungen sind heute der eigent liche Sitz des figbesoldeten Beamten, dessen geschmä

Der Taxichauffeur:

Geschäfte mache ich nur noch in der Stadt oder den Villenvierteln, die Bewohner der Beamten häuser gehen lieber zu Fuß, in den letzten Monaten neuen Beamtenhäusern zu erobern. Nur die Reisen­den fahre ich manchmal noch hier hinaus... Der Arzt:

Centralbank der deutschen Sparkassen in der Cechoslovakischen Republik,

Hauptanstalt: Prag   II., Bredauergasse 14. Zweigniederlassungen: Aussig  , Brünn  , Eger. Jägerndorf  . Reichenberg  , C. Teschen, Trautenau  . Troppau  .

Die Bank der deutschen Sparanstalten und Gemeinden.

1427

die letzten Kronen für den Zins zusammenkrazen, der oft ein Drittel des Einkommens einer kleinen Familie verzehrt. Es wäre schon an der Zeit, nach Wiener   Winster den Menschen wenigstens billige Wohnungen zu verschaffen, wenn sich schon niemand um ihren Erwerb, um ihre Nahrung sorgt. Ich offiziellen Proletariat...

Für die

Nr. 202.

Schule

250.

Knaben

Anzüge wieder billiger:

lerte Einkünfte schon lange nicht mehr den Zugus ist es mir taum noch geglückt, eine Fuhr zu den fche keinen Unterschied mehr mit dem sogenannten Sportanzüge

einer Stadtwohnung gestatten. Aber die Einnahmen sinken weiter und unaufhaltsam weiter; eine fleine Rundfrage ergibt ein flares Bild der unaufhalt­jam fortschreitenden Proletarisierung des sogenann ten Mittelstandes, dessen wahre gesellschaftliche Situation schon lange bei der Arbeiterschaft zu suchen ist.

Der Friseur:

Ja, diese Krise, wir spüren sie am ärgsten( das sagt so ziemlich jeder); wohin Sie schauen, überall nur Giletteapparate und drei bis vier Familien faufen zusammen einen Allegroschletfapparat, damit der Eisensplitter nur recht lange aushalten kann. Dabei haben die Menschen schon so wenig Geld, daß sie nicht einmal ordentliche Rasierseife kaufen können und schmieren sich wahrscheinlich mit il­načkovo mydlo oder Hellada- Export. Es ist ein Jammer: Dauerwellen müssen Sie heute um ein Drittel dessen drehen, wie vergangenes Jahr, manü­fieren läßt sich hier überhaupt niemand mehr und wenn die Locken nicht direkt beim Essen stören, dann tommt feiner, sich auch nur die Haare schneiden zu lassen. Toilettewasser verkaufe ich nur, wenn es unter 20 Ke fostet, und Haarwasser taufen bei mir zwei Leute: zwei Prokuristen einer Bank.

Der Gemischtwarenhändler:

Ich lebe von der Kaffa und von der Hoffnung auf Bezahlung; von der Armut hier, in diesen sau bern Häusern können Sie sich keine Vorstellung machen. Kinder mit hohem Fieber werden zu mir geschickt, damit ich nicht den Gang in die Wohnung beechne, jede Rechnung muß ich wieder und wieder fürzen. Es ist ein Jammer, zu sehen, wie die Leute

Gerichtssaal

Totschläger am Volant.

forbig, 6 bis 12 Jahre.. 38. Blaue Matrosenanzüge

oder Sportanzüge

6 bis 12 Jahre...

Gleiche Gespräche fann man in allen Beamtenvier­telu Prags   führen; überall das gleiche Lied von der Proletarisierung des Mittelstandes, von dem rohen Eingriff der kapitalistischen   Gesellschaft in die Lebensrechte aller Arbeitenden; wann werbent fie, Samtcord- Anzüge die Ausgebeuteten, sich endlich alle verbinden zur letzten Schlacht"? Walter Lustig.

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Sport Spiel Körperpflege

Bürgerlicher Sport.

Eine Vorstandssißung des DFV. wurde für

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Hubertusmäntel grün, blau, grau

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Winterröcke

blau, 6 bis 12 Jahre.

62'­

95

und kurzer Hose.. 75 mit langer Hose..... 85­Kappen von 7'­

Ein totes Kind- acht Monate unbedingt. Sonntag nach Brüg einberufen, die sich mit der Prag  , 26. August. Der moderne Verkehr hat durch die acht Pokal- Liga- Klubs geschaffenen Lage eine erschreckende Steigerung der Verkehrs- befassen wird. Angeblich hat man früher keine es unfälle gebracht und damit auch ein Ansteigen Zibung einberufen können, weil einige Herren auf Urlaub waren. der Todesopfer, die in der großen Mehrzahl Die Gaue verhängen Sperren. Der Karlsbader farbig, 6 bis 12 Jahre.. 85°- der Fälle auf den verbrecherischen Leicht. wurde, weil er während der Präventivsperre Winterröcke sinn der Autolenker zurückzuführen sind. mit dem BSK. Gablonz ein Spiel austrug, vom Ja, das waren goldene Zeiten, da die Hausfrau Das Hauptkontingent dieser Totschläger hinter Lenk- Gau Westen auf sechs Monate gesperrt und mit auf eine Woche Vorrat gekauft hat und den Fragen rad und Lenkstange stellen freilich die frischgebackenen 300 K Geldstrafe belegt. BSK. Gablonz bekam Knaben- Anzüge mit Weste erlaubte, sich an Rosinen und Lebzelt satt zu essen. Heute kommt man zu mir um ein Viertel Rilo renfahrer", die ihren Uebermut auf gleichfalls von diesem Gau   eine Geldstrafe von 200 Kronen. Der Karlsbader FK. hat Berufung ein­Mehl, zwei Eier oder zehn Deka   Butter. Sogar die Kosten der Fußgänger auszutoben pflegen und die gelegt. Weiter wurde vom Gau Nordwesten über Vitamargarine muß man zerteilen und Brot wird sich wenig Strupel darum machen, ob sie durch ihr die Vereine DSV. Saaz und SpVg. Bodenbach   die fast nur in Viertellaiben gekauft. Die meiſten fom- forsches" Tempo( also so zwischen 80-100 Stunden- Präventivsperre verhängt. Die Situation spigt sich men mit dem abgezählten Geld und wenn die Preise kilometern) das Leben der plebejischen Fußgänger also immer mehr zu, denn die der Pokal- Liga ange­nur um paar Prozent erhöht werden, dann geht der hörenden Vereine lassen nicht locker. Daher wird Einkauf nicht mehr zusammen. Am besten geht die gefährden. die sonntägige Sigung des DFV.- Vorstandes mit Freilich gibt es auch unter den Berufs großem Interesse erwartet. Prager   Wurst zu 15 Ke das Kilo, und Gemüse, am schlechtesten Süßwaren und Obst. Schokolade verd) auffeuren solche gewiffenlose Wildlinge. Es tauft man nur von der billigsten Sorte und daß sich vergeht kaum ein Tag, daß nicht vor dem hiesigen die Leute mit diesem schwarzen Sand noch nicht die Kreisgericht eine Strafverhandlung gegen Gesundheit ruinieren, ist ein Wunder. Wein habe solche strupellose Fahrer durchgeführt wurde. Es ich seit Ostern nicht eine Flasche verkauft, Liquör geht dann um das Vergehen der fahrlässigen führe ich überhaupt nicht. Unser Kunde ist nicht schweren Störperbeschädigung und leider Das Brüger Stadttheater eröffnet seine Spiel­unser Herr, sondern eigentlich Gesellschafter, dem oft einer Körperverlegung mit tödlichem zeit mit Oper, Operette und Sprechstück am 1.- ich meine Ware pumpen muß, damit der Vorrat Ausgang". tober 1932. In der von der Direktion der Bühne etwas verringert wird. Schulden von einigen Hun- Ein solcher Fall stand auch heute vor dem dertern werden in Raten zu zehn Kronen abgestot Senat des OGR. Sykora zur Verhandlung. Der veröffentlichten Abonnementseinladung wird hervor. tert; aber man muß eben helfen, wie es geht, und 29jährige Chauffeur Stanislav Tučer fuhr am gehoben, daß für die künftige Saison zur verschärf­wenn so ein Familienvater sechs Monate auf 24. Mai d. 3. um 7 Uhr früh auf der Břev  - ten Wirtschaftskrise noch der( von uns bereits ge­Bostensuche ist, soll er wenigstens einen vollen Ma- nover Hauptstraße( Bělohorska třída) gegen Prag  . meldete Abfall des Saazer Theaters komme, gen haben. So lang es geht, hilft unsereins ja ganz Das Auto fuhr in sonderbarem Bidzad. gern; man hat ja früher gut verdient. Plötzlich raste es in schärfstem Tempo auf den lin­fen Gebsteig und erfaßte dort ein nichtsahnen­des Kind, den zwölfjährigen Schulknaben Albert Dvokat. Der arme Junge wurde zu Boden ge­schleudert und starb kurz nachher an innerer Ver­blutung infolge eines Lungenriffes.

Das Marktweib.

Ich finde selbst, daß die Obstpreise zu teuer sind; die Leute kaufen ohnehin nur Viertelfilos, womöglich zu einer Strone, aber die Grossisten dit tieren ihre Preise und da der Absatz sehr nachlägt, muß das viele unverkaufte und verfaulte Obst durch bessere Preise ersetzt werden. Fast jeden Tag gebe ich den Kindern, die hier herumbetteln, das, was nicht mehr anzubringen ist; wieso diese Würmer keinen Typhus bekommen, verstehe ich nicht. Es zerbricht mir oft das Herz, wenn ich sehe, wie am Großmarkt am Havličekplay vicle Butten vernich tet und in die Stanäle geworfen werden, wenn sie nicht rechtzeitig verkauft sind.

Der Eismann:

Noch niemals ist meine Kundschaft so lebhaft gewesen wie heuer; immer wieder sehe ich, daß die Leute nicht mehr als eine Krone für ihr Gefrore­nes übrig haben und dafür kann nur ich sie bedie nen. Ich sollte mich eigentlich freuen( bin überzeugt, daß er es tut).

Der Schuster:

Ja, wenn dieser Bata nicht wäre...( den Rest dieser Betrachtung will ich aus presserechtlichen Gründen lieber verschweigen). Ich weiß schon nicht, was ich tun soll: selbst wenn ich ganz umsonst ar beite, kommt man nur selten zu mir, außer Flid arbeit gibts nichts zu tun. Und wenn Sie wüßten, wie oft heute ein Schuh geflickt wird...

Der Schneider:

Ich bin eigentlich kein Maßschneider: seit drei Monaten habe ich sechs Anzüge gearbeitet und

einen bezahlt erhalten. Wir leben alle von Repara.

turen und Auffrischen von alten Stoffen. Wenns nicht bald besser wird...

Das Wäschegeschäft:

Der angeklagte Chauffeur gibt zu, mit einer Geschwindigkeit von 35-40 Stundenkilometern ge­fahren zu ſein, woraus man einen Schluß auf das atsächliche Tempo ziehen kann. Zu seiner Ver­teidigung führte er an, er habe einer Gruppe spielender Kinder"( um 7 Uhr früh!) aus weichen müſſen. Diese Aussage ist aber durch die Beugen widerlegt. Festgestellt ist ferner das geradezu rrsinnige Tempo des Autos und endlich die Tatsache, daß der Angeklagte die ganze Nacht vorher in einem Wirtshaus in Libot gesoffen hat. Der Polizeiarzt stellte noch um halb zehn Uhr starke Betrunkenheit fest.

Der Gerichtshof erkannte dem Angeklagten feinerlei mildernde, dagegen eine ganze Anzahl belasten der Umstände zu und verurteilte ihn zu einer unbedingten Strafe von acht Monaten strengen und verschärften Arrestes, womit natürlich die Existenz dieses leichtsinnigen Fahrers vernichtet ist. Man wird die deutlich erkennbare zunehmende Verschärfung der Strafen in solchen Fällen nur begrüßen fönnen. Wichtiger und nüßlicher als die Bestra­fung solcher beklagenswerter Vorfälle wäre freilich ihre Verhinderung, und es wäre hoch an der Zeit, daß die Polizei in dieser Beziehung einmal rb. energisch durchgreift.

Der neue Stříbrný- Prozeß erst im Ottober. Prag  

, 26. August. Der ursprünglich auf den Am besten gehen billige Socken und grobe Hem- 12. September anberaumte neuerliche Prozeß gegen den zu 15-25 mit angenähtem Kragen, damit Stribrny vor dem Iglauer Kreisgericht ist

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wodurch der Weiterbestand der deutschen Brüger tag, 29. Auguſt:" Moral". Dienstag, 30. August:

Bühne ernstlich bedroht erscheine.

,, Die Waterloo- Brücke". Mittwoch, 31. August: Die Waterloo- Brücke". Donners Spielplan des Neuen Deutschen   Theaters. tag, 1. September: Erstaufführung: II. Stod, Donnerstag, 1. September: Eröffnungsvorstellung: Tür 19", Schauspiel in drei Akten von 2. Zilahy. Die Meistersinger von Nürnberg  ". An- Freitag, 2. September: W or a 1". Samstag, 3. fang 7 Uhr. Abonn. E 1. Freitag, 2. September: September: Die Waterloo- Brüde". Sonn Neueinstudiert: Der Kaufmann von Vene- tag, 4. September: II. Stock, Tür 19". dig". Abonn. D 1 Samstag, 3 September: Zum ersten Mal: Die drei Musketiere". Abonn. aufgeh. Sonntag, 4. September: Der Trou­ badour  " Abonn. V 1.

Spielplan der Kleinen Bühne. Heute: Er­öffnungsvorstellung: Moral", Komödie in drei Akten von 2. Thoma  . Beginn 8 Uhr. Morgen: Erstaufführung: Die Waterloo Brücke", ein Stück in vier Bildern von R. E. Sherwood. Mon­

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DIE

Vereinsnachrichten

Ortsgruppe Prag  . Sonntag, den 28. August, um 8 Uhr bei End­station der 7er- Elektrischen, Pod­baba; führt Ploz. Prager  

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vom 4. bis 11. September 1932. Allgemeine Messe, Ausstellung Bauwesen und Wohnhäuser", Radio- Messe, Rundfunk, Propa­ganda, Möbel- und Piano- Messe etc. 33% Fahrpreisermäßigung auf der tschecho­flowalischen Bahn  .- Legitimationskarten zu 20. bei den Messevertretern und beim Messe- Amt in Prag   VII., Messepalast.

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die Leute die Wäscherei exſparen. Lenere Sachen um einen Monat verschoben worden. Als Warnsdorf

verkaufe ich fast überhaupt nicht, trotzdem in unse- Grund wird angegeben, daß der Verteidiger des rem Viertel fast lauter Beamten leben, die noch vor mitangeklagten Uhrmachers Sichrovsky mit der einem Jahr sehr viel auf Kleidung gehalten haben Vertretung seines Slienten einen 3glauer Kollegen ( was ja schließlich nicht so wichtig. ist) Troßdem substituiert hat und dieser das Studium des un glaube ich, meint der mitteilsame Geschäftsmann geheuer angewachsenen Aktenmaterials bis zu dem weiter, geht es bei mir nicht am schlechtesten. Wissen ursprünglich festgesetzten Termin nicht bewältigen Sie, die Leute sind nun einmal aus einem Milieu, könne.

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Berausgeber: Siegfried Taxb.- Chefrebatteur: Wilhelm Rieker- Berantwortlicher Redakteur: Dr. Emil Strass. Drag.- Drud: tote... fir Settung and Buchdrud, Brag Für den Drud verantwortlich: Otte bolil, Brag. Die Beitungsmartenfranfatur murde von der Bost.. Telegrabbendirektion mit Erlaß N 13.800/ VII/ 1930 bewilligs Bezugsbedingungen: Bei Buftellung ins Haus oder bei Bezug durch die Bost monatlich Ke 16.-, vierteljabrli K 8.­balbjahria Kd 96,-. ganzjährig Ko 102.- Juferate werben laut Tarif billigt berechnet. Bei öfteren Cinidaltungen Breisnachlas. Rüdstellung von Manuskripten erfolgt nur bei Einsendung ber Resourmarlen,

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