Nr. 203

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Sonntag, 28. August 1932 Der Dichter zwischen Traum und Tod. des Weltalls" trug er die Erkenntnisse und An- und der Tiere sagen, nicht aber das Unenirät­Zum siebzigsten Geburtstag Maurice Maeterlincks am 29. August 1932. schauungen zusammen, aus denen seine Dichtun- felbare enträtseln ist seinte dichterische Absicht. gen wachsen. Wertvoller und berühmter als diese Für sein dichterisches und effehistisches Lebens ,, Man kann kaum sein Schüler werden, Mitternacht geht, unsichtbar, und doch von allen Werke sind seine Bücher über die Blumen und werk hat Maeterlinc im Jahre 1911 den Nobel­Injeften: Das Leben der Bienen", Das Leben preis erhalten. denn zu der Welt seiner Schönheit gibt es erfühlt, der Tod durch das Haus und holt die Die intelligen; der Blumen". Auch sie sind stehen Menschen, Tiere, Blumen, Dinge furcht feinen freien Eintritt, aber man fann an Wutter. Die Wirkung diefes Studs wie auch Sichterischer Borstoß in eine geheimnisvolle Welt, erschüttert, ahnungslos vor dem unbegreiflichen der Termiten", Das Leben der Ameisen" und In heißloderndem dichterischem Traumt getrieben werden, in eigenen Schlacken Gold der Blinden " beruht vor allem auf der un Entdeckerfahrt durch ein Märchenland, durch die Schicksal. Der Traum ihres Lebens mündet in zu suchen, und dafür bin ich dem Weister beimlichen Stimmung; Maeterlinc ist berpflichtet." ein unerreichter Meister der poetischen Stim August Strindberg . trotz aller Forscherarbeit immer noch unerklär den Tod; sie tragen das große Geheimnis alles mungsmalerei, weil er wie fein anderer die ich weise Staatsorganisation der Bienen und Lebendigen in sich, sie verzehren sich in unstill­es zu rätfelhaften Maeterlind stellt Fris Rosenfeld.

Emile Zola , der bedeutendste Vertreter dar, aber er und begeistertſte Berfechter des franzöſiſchen Umivelt des Menschen, in der Natur und in den deuten; das Unfagbare im Leben der Menschen Leben. Naturalismus, hat einmal gestanden, daß er ein Dingen, als magisches Echo widerklingen läßt. heimlicher Romantiker ist; Ibsen u. Strind. Man hat für diese Reaktion auf den Naturalis berg, Hauptmann und Sudermann unterbrachen immer wieder die Reihe ihrer mus viele Namen geprägt: Symbolismus, Neu­naturalistischen Dramen, um romantische Wär romantik, neuer Idealismus; jeder ist richtig, chenstüde zu schreiben, freie Spiele der schöpfe aber alle zusammen erschöpfen das Wesen Mac­rischen Phantasie, die den Stilprinzipien des terlindscher Dichtung noch nicht.

Swischentöne und Untertöne des menschlichen Stück Narind nichtbarer Sehnsucht nach der Stunde, in der der

Wem leuchten die Sterne? Fahrt ins Spielzeugdori.

Eins, zwei, drei Hinter einer Schei

Ward e kleines Kind geburn.

Wie solls heißen?

Annemarie Rumpelkasten.

Von Erich Gottgetreu.

War soll d'n de Lumpen waschen? Ich oder du? Das bist du!

tonsequenten" Naturalismus zuwiderliefen, in In schneller Reihenfolge schuf Maeterlind benen sie aber wirklich Dichter, Gestalter erfun- fast ein Dutzend Dramen; von den Sieben denen poetischen Lebens sein dürften. In der Prinzessinnen" über den Tod des Tintagiles", und Erwachsene, lernen hier mit Ernst, wie man sllavischen Abschilderung der Umwelt kann sich Belleas und Malisande","", Aglavaine und Sely­Spielzeug herstellt. Außer der Ausbildung des nie die Aufgabe eines echten Dichters erfüllen; sette" geht die Linie seiner dramatischen Dich­Nachwuchses hat man als hohes Ziel, die erz früher oder später hißt er die bunte Fahne der Rotungen bis zu Schwester Beatrix" gebirgische Spielzeugindustrie durch Herstellung mantik und flieht aus der engumgrenzten, nich- Mysterienspiel, das denselben Stoff behandelt von vorbildlichen Spielzeugtypen geschmacklich ternen Welt der Wirklichkeit in das unendliche, Blauen Bogel", einem Märchen, in dem Mac­wie Vollmüllers Mirafel", und bis zumt zu beeinflussen. Gewiß, der eine oder andere farbenglühende, lichterglänzende Reich des Märterlinds Phantasie am üppigsten blüht, die ge folgt dem barbarischen Zuge der Zeit und schnißt chens. So fommt es, daß der Naturalismus in SA. Soldaten. Aber im ganzen geht man die fast allen seinen Vertretern auch seine Ueber- waltige Orgel seiner Märchenmusik am hellsten Dieser Abzählreim war das Erste, was ich fünstlerischen, einfach flaren Wege, die die tüch winder gefunden, so kommt es, daß im Sturm- lingt. Das Theater Maeterlincs mit seinem hörte, als ich, von Olbernhau her, nach einem tigen Lehrer der Spielzeugschule unter Leitung jahr der jungen naturalistischen Bewegung, Landschaftszauber, ſeinem Phantasiemilicu, sei- langen Marsch durch winddurchblasenen Fichten des hervorragenden Direktor Seiffert aus Grün­1889, der Naturalist Ovtave Mirbe au den nen sehnsuchtsgehesten, von ihrer Leidenschaft wald, in das obererzgebirgische Spielzeugdorf hainichen weisen. Verfasser eines phantastischen Märchenspiels in weit über Menschenmaß gesteigerten Gestalten Seiffen lam. Das zweite war ein mütter­Tönen der höchsten Begeisterung als neuen hat auch mit der Musit von Debussy als anleim'!" nähert sich der Oper;" Pelleas und Melifande" licher Ruf: Marie! Neinkumm'! Schwänzeln und im Grunde nur wenig romantische Mittel­Wieviel Kunst hier eine harte, charaktervolle Shakespeare " feiert: Maurice Macter Oper einen Welterfolg errungen.

Iind.

Gruße Herrn Essen gern

Worsche in der Brüh Ardäppeln grü.

Sterne.

Marie, etwa acht Jahre alt, ging ohne gebirgsnatur gemeinsam mit einem bewußten Dieses Drama, nach dem Gedichtband Dem Theater bieten die Dramen Macter- Widerspruch ins Haus; nun mußten ihre Freun- pädagogischen Willen wachsen läßt, zeigt ein Gang Treibhausblüten" das erste größere Werk des linds feine leichte Aufgabe; nur ein feinfühliger dinnen allein weiterspielen. Sie zählten von durchs Seiffener Spielzeugmuseum. Auch das am 29. Auguſt 1862 in Gent als Sohn eines Regisseur kann auf der Bühne die Stimmung neuent aus, wer's is", diesmal mit einem für verarbeitete Holz der Tannen und Fichten des Großaktionärs einer Schiffahrtsgesellschaft ge- schaffen, die im Dichterwort Maeterlincs lebt, zeren Vers: Erzgebirges bleibt in der Schlichtheit, in der es borenen und ursprünglich für den Beruf eines ur große Schauspieler können seine Phantasie­Form gewann, ein Stück Erzgebirge ; und das oft Rechtsanwalts bestimmten, französischen schrei- figuren verkörpern, ohne ihnen den zarten mißbrauchte Wort von der Heimatfunit bekommt benden Flamen Maurice Maeterlinc hieß Printerlind durch seine Ehe mit der Schauspielerin Schimmer des Märchens zu rauben. Als Mac­hier seinen vollen Sinn. In den weißen Zim zeffin Maleine" und war ein Mysterienspiel, mern des Spielzeugmuseums sieht man, was sie voll der seltsamsten, unerklärlichen Begebenhei2eblanc in engere Berührung mit dem Thea­alles zusammenbasteln: Federfästen, Karussells, ten, voll glühender Leidenschaft und auch voll ter fam, schrieb er auch handfestere Stücke, von Nußknacker, Bäumchen, Häuschen, Tiere, Eisen­denen die Monna Vanna" über alle Bühnen Grauen. Ihm folgten die drei an Umfang gerin der Welt ging. ,, Monna Vanna", die Geschichte als ganz besondere Delikatesse erscheinen muß, penhaus hängen, wohl eine Anfangsarbeit der So, daß ihnen die Wurst in der Brühe schon bahnen, Pyramiden, alles, alles. Und im Trep­gen, an tagsdramen":" Der Eindringling", Die Blindes Renaissancetyrannen Princivalli, der die sehen die Kinder auch aus. Sie leben vor einer Kinder, zahllose aus Holz geschnitzte goldene ben"," Im Innern". Hier war Maeterlinds Frau seines besiegten Gegners nackt in sein La- vollen Natur, aber vor leeren Tellern. Sie haben Aber wem leuchten die Sterne? Den hung­fünstlerischer Stil bereits ausgebildet. Man erger fommen läßt, ist ein Reißer, nicht mehr. hier, am Erzgebirgskamm, eine Landschaft von tlärt ihn am deutlichsten, wenn man ihn in Ge- Eben deshalb hat sich das Stück bis heute im unendlicher Weite und Frische, aber die Stuben, rigen, bleichen Kindern, die sie herstellen? Went gensatz zum Naturalismus stellt, als dessen Spielplan erhalten. Im Weltkrieg verfaßte Mae- in denen sie wohnen, sind niedrig, eng, dumpf, leuchten die Sterne? Reaktion er entstanden ist. Für den Naturalisten terlind seinen Bürgermeister von Stilmonde", überfüllt. Sie helfen den Eltern bei der Spick ist die Wirklichkeit der einzige Gott, für Macter- ein Drama, das begreiflicherweise nicht deutzeugherstellung nach Sträften: es gibt da eine ge­lind die Phantasie; der Naturalist versucht stets, schenfreundlich ist; den Krieg selbst aber hat er naue Einteilung: der Vater dreht, die Mutter Das Lied des Steinklopfers. Ort und Zeit seiner Dichtung anzudeuten; Mac als Barberei verurteilt; in einem fleinen Mei- schnitzt, die Kinder malen oder machen andere terlinds Werke spielen zeitlos in einer Traum- ſterſtüc poetischer Profa setzte er den Müttern leichte Arbeiten aber was hilft die Hilfe, wenn landschaft; an die Stelle der wissenschaftlichen des Kriegs" ein Denkmal. Maurice Maeterlincs Stil ist viel nach­Erkenntnis, auf der der Naturalismus aufbaut, tritt das Gefühl, die Ahnung, die Angst; an die geahmt worden und hat auf viele Dichter be­Stelle des Willens die Sehnsucht; an die Stelle fruchtend gewirkt. Die deutsche Neuromantik, des Lebens das geheimnisvolle Wissen um die vor allem Hofmannsthal, wäre ohne Mae Unabänderlichkeit des erlösenden Todes. Die terlind kaum denkbar, August Strindberg Naturalisten malten mit Vorliebe die Häßlichkeit hätte ohne Maeterlinds Einfluß nie das Mär­der Umwelt, Maurice Maeterlinc will in seinem chenspiel Schwanenweiß" geschrieben. In der Wert eine in sich geschlossene Welt der Schön- Kunst der Stimmungsmalerei bleiben aber alle beit schaffen. Die Stüde Maeterlinds spielen Nachahmer weit hinter Maeterlind zurüd. Stei­in verträumten einsamen Schlössern oder Land- nem gelang es wie ihm, mit den einfachsten häusern, in sternüberfunkelten Waldlandschaften, Worten, mit Säßen, die im Alltag hunderte und die handelnden Figuren sind nicht nur Men- Male gesprochen werden, einem scheinbar ruhig Für Selbständige Heimgewerbetreibende" gibt Vor der Arbeitslosigkeit gibt es feinen Schußz. schen, sondern auch Tiere, Pflanzen, Dinge. Die ablaufenden Dialog innere Fieberhibe, magische es keine Arbeitslosenunterstützung, keine Sozial­Welt wird nicht mit dem Auge des Krititers Glut, aufrüttelnde, unwiderstehliche Wirkung zu versicherung. Und der Zusammenschluß in einer analysiert, das Auge eines Dichters sieht durch verleihen. fie hindurch, entdeckt ein geheimes zweites Leben, Um der melancholisch- musikalischen Welt sei- Betriebsgenossenschaft" machte viel Spesen, aber die Suppe nicht fett. Wenn überhaupt Suppe schaut überall blühendes Märchen, verborgenen ner dramatischen Visionen einen feſteren gedant- auf den Tisch kommt. Meistens gibt es Kartof lichen Halt zu geben, hat sich Maeterlinc in Im Eindringling" handelt es sich nur einer langen Reihe von Essaybüchern mit den feln in Leinöl. Von der Wurscht in der Brüh darum, daß ein Mensch stirbt. Die Familie sitzt verschiedensten offultistischen und philosophischen zu schweigen. Deshalb singen die Kinder davon. um den Tisch, geisterhaftes Raunen geht durch Problemen auseinandergesetzt. Im Schatz der bas Haus, den Garten, die Natur schweigt, aber Armen", in Weisheit und Schicksal", in der eine Sense wird gedengelt, Glocken flingen, um ,, Vierten Dimension" und den Geheimnissen schule. Neunzig bis hundert Personen, Kinder

Glanz.

Ums liebe Brot.

Wetter, das schon einige Tage gedroht hatte, zu einem Landregen zusammen. Der Himmel stand voll schwerer Wolfen. Wehe dem Korn und dem Seu, das noch nicht unter Dach war!

Freude und vergällte ihm den Trank, an dem er wohlig schlürfte. Es ging ums Brot! Ums heilige Brot, das da verfaulte und verðarb!

in manchen Häusern die ganze Familie in einer Woche nur acht bis zehn Mark verdient und oft nicht einmal das! Es tommen wenig Aufträge herein; die, die es gibt, erzielen nur schlechte Preise. Früher bestellten die Verleger" das ganze Jahr hindurch, jetzt melden sie sich erst vor Welt, aber alle Welt hat jetzt selbst gelernt Spiel­Weihnachten. Früher famen Aufträge aus aller Welt, aber alle Welt hat jetzt selbst gelernt Spiel­jeug herzustellen. Ein Werbefilm Hänschens Fahrt. ins Spielzeugland" fand freundliche Auf­nahme. Nun wartet man, ob er auch freund­liche Bestellungen einbringen wird.

Dem Fremden zeigt man die Spielwaren­

Ich bin kein Minister, Ich bin kein König, Ich bin kein Priester, Ich bin kein Held; Mir ist kein Orden, Mir ist kein Titel Verliehen worden Und auch kein Geld. Dich will ich kriegen, Du harter Plocken, Die Splitter fliegen, Der Sand Stäubt auf ,, Du armer Flegel", Mein Vater brummte, ,, Nimm meinen Schlegel!" Und starb darauf. Heut hab ich Armer Noch nichts gegessen, Der Allerbarmer

Hat nichts gesandt; Von goldnem Weine Hab ich geträumet Und Klopfte Steine Fürs Vaterland.

Karl Hendell.

Der Müller warf den Baum darüber, straffte und| Rad an!" Und er wirft selbst das Korn zwischen verknotete die Stricke.. Jüh!". Die schwere die Steine. Da geht ein Senarren und Stöhnen Last rollte ins Dorf. Ins weit geöffnete Scheu- durch Rad und Gebälf. Die schweren Steine Die Geschichte, von der ich erzählen will, nentor fuhr der hohe Wagen... Und da rissen rucken und rütteln. Dann drehen sie sich mit fpielte vor einigen Jahrzehnten in einer Zeit, da Der Müller stand am Fenster und fah froh die Wolkensäde und warfen ihre Wasser auf das Lust über die rieselnden Störner. Und das Rad noch die Mühlen an den Dorfbächen klapperten lodend in das drohende Wetter hinaus. Steine trockene Land. singt und singt ein altes Lied. und um die Wasserrechtsame oft ein erbitterter Darüber fommt der Müller heim. Sein Stampf entbrannte. Da war auch ein Dorfmüller, Felder des Hünnes. Den würde es jetzt paden! der Müller von einem Rauschen und Brausen. Anwalt hat ihn frohgeftimmt: nun habe der fünfhundert Schritte entfernt begannen die Des anderen Tags in aller Frühe erwacht der lebte mit seinem Nachbarn, dem Bauer ein Herz ging hoch. Doch da fiel sacht ein Tröpf Sein Herz schlägt starf. Hastig wirft er sich in Bauer sich selbst geschlagen; nun sei der Prozeß Hünnes, in Fehde. Beide sahen einander nicht an. Die Feindschaft war ihnen von den Eltern ein Wermut in den schäumenden Becher seiner die Kleider, springt hinaus. Da jagen wieder die gewonnen. Und mehr erstaunt als bös tritt er bererbt worden und wurde darum heilig gehalten, Wasser wie schäumende Roffe durch den Mühl- in die Mühle... Nein, das hätte seine Frau und doch hätte wohl keiner von ihnen zu sagen graben und unter das Rad und stoßen und zerren trotzdem nicht fun dürfen...! an ihm... Der Müller sieht in die tobenden Da sieht er den Hünnes. Was kommt euch gewußt, worin sie begründet war. Dennoch wurde Da trat auch schon seine Frau ins Zimmer: Waffer. Freude will in ihm aufsteigen, aber au!" ruft er, und sein Zorn wird wieder lebendig. fie gepflegt, wie sich das zwischen zwei hart­nädigen Bauern gehört. Nun lag die Mühle nicht Die Frau Hünnes spannt die Pferde an; sie gleich zwingt er sie mit harter Hand nieder. Und Was tut Ihr in meiner Mühle!" da steht auch schon der Hünnes vor ihm: Ich ,, Was tatet Ihr auf meinem Ader!" gegen­unmittelbar am Bache , sondern wurde durch will aufs Feld..." einen Graben gespeist, der in den Wiesen ober- Der Müller verstand, was sie nicht zu er muß euch Dank sagen, Nachbar. Das soll" euch fragt es liftig. Ich tat's ums liebe Brot!" halb des Mühlteiches abzweigte. Diese Wiesen bitten wagte. Er fämpfte einen heißen Stampf. nicht vergessen werden. Und nun laßt uns unsern " Ich auch. So sind wir quitt!"- Es bleibt gehörten dem Hünnes. Da schloß der Bauer, unter Die Liebe ums Brot rang wider den Haß des Haß da in dem Wasser ersäufen!" Er reicht dem dem Vorgeben, seinen Wiesen würde sonst zu viel Blutes. Wortlos sah er ins Feld hinaus, lauschte Müller die Hand. Aber dessen Herz ist noch ver- aber stehen und schaut den Müller fest in die Waffer entzogen, das Schütt zum Mühlgraben, in das Saufen der Wetter und meinte den Ruf ſteint. Wit harten Augen sieht er über den Nach- Augen: Meint Ihr nun immer noch nicht, daß fo daß auch kein Tröpflein mehr hindurchrann. Der Aecker und das Singen der Achren zu ver- barn hinweg: Ich tat's nicht um euch, daß ihrs wir verträglich sein und wieder einander Guten Das Rad stand still, und die Mühle sah hungrig nehmen. Tausend Stimmen riefen und Todten wißt. Ich fat's ums liebe Brot. Und da bleibt Tag bieten sollten? Nicht um euch und nicht ins Land. Was nüßte es dem Müller, daß er zu und zogen ihn. Eine seltsame Schwäche überfam alles, wie es gewesen! Die Wasser da sehe ich um mich; nur ums liebe Brot, mein' ich!" Also hatte der Bauer dem Müller das eigen: den Gerichten lief; ein Aftenschimmel hat viel ihn. Wie willenlos verließ er das Zimmer, nicht und höre ich nicht! Ich mahl' nicht von mehr widersprechen fonnte. Und da dem Müller Zeit, zumal wenn er vom gegnerischen Anwal: immer noch umrauscht vom Sange der Aehren. euern Gnaden! Nicht cher stell' ich die Mühle an, Gewissen aus der Hand gerungen, daß er nicht am Schwanze festgehalten wird. Der Müller Wortlos trat er auf den Hof des Hünnes, nahm bis mir die Gerichte Recht geben!" Er wendet sich kurz um und geht ins Haus. nun zum zweiten Wale die Hand entgegen. tobte, und sein Nachbar jubilierte; und der Haß der bangen Bäuerin Peitsche und Zügel aus der zwischen den Höfen flammite lichterloh. Hand, hieß die Frau und die Wagd aufsteigen Nach einer Stunde spannt er an und fährt in die gestreckt wurde, überfah er sie nicht wieder. Also, Darüber fam die Erntezeit. Der Roggen und jagte aufs Feld hinaus. In Haft und Eile Stadt zu seinem Anwalt. Im Dorfe aber ist's da fommt mit hinein, daß wir einen Trunk dar tand in Stiegen und wartete auf die Einfahrt. reichten die Frauen die Garben an; und er padte wie ein Feuer über die Höfe geflogen: der Mühl auf tun!" sagte er. So war wieder Friede zwischen den Hösen. Tag für Tag fnarrten die hochbeladenen Ernte- und schichtete. Hoch und höher stieg die Fracht; bach läuft; es wird wieder gemahlen- und schon magen durchs Dorf. Nur der Wiesenbauer nahm und über ihnen hingen dräuend die Wasser der am Nachmittag fährt ein Starren vor die Wühle. Der Mühlenstaub flog wieder übers Land, die lich Beit. Das sollte ihm übel bekommen. Denn himmlischen Feste. Aber Gott hemmte ihren Die Müllerin weiß nicht soll sie das Korn an- Wasser rauschten, und die Räder sangen von Saat eines Nachmittags, da ihn ein Gilbrief seines Lauf mit haltender Hand. Die Frauen warfen nehmen? Da kommt der Hünnes herüber: zu Ernte Jahr um Jahr. Anwalts in die Stadt gerufen hatte, zog sich das die letzten Garben auf den schwankenden Hügel. Schafft's in die Wühle, Frau, und stellt das

Wilhelm Lennemann.