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Jentralorgan d Deutschen   ſozialdemokratischen Arbeiterpartei i.d.Tschechoslowakischen Republik

12 Jahrgang.

Die Beuthener Mörder begnadigt.

Die Strafe in lebenslängliches Zuchthaus verwandelt.

Berlin  , 2. September.  ( Wolff.) Durch Entschließung des preußischen Staatsministe riums bom 2. September sind die Todesstrafen, die durch das rechtskräftige Urteil des Sonder­gerichtes in Beuthen  ( Oberschlesien  ) gegen den Elektrotechniker Kottisch, den Grubenarbeiter Rufin Wollniga, den Häuer August Gräupner, den Markenkontrolleur Hellmuth Josef Müller wegen Totschlages begangen aus politischen Be­weggründen und gegen den Gastwirt Paul Lach­mann wegen Anstiftung zu diesem Verbrechen verhängt worden ist, im Gnadenwege in lebens­längliche Zuchthausstrafen umgewandelt worden.

Für die Entschließung war maßgebend, daß bie Berurteilten zu der Zeit der Tat noch keine Kenntnis der Verordnung des Reichspräsidenten  

Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich früh.

Redaktion u. Verwaltung: Prag   II, Nekázanka 18 Telepd.: 26705, 31469, Nachtredant.( ab 21 lor): 33858 Boffcedamt: 57544

Samstag, 3. Geptember 1932

Der Zentrums- Kuhhandel mit Hitler  :

Nr. 208.

Antikrieger Smera.

Schwarz- braune Koalition in Preußen und Preußen und andere Helden.

vor dem Abschluß.

Berlin  , 2. September.  ( Eigenbericht.) Die Verhandlungen über die schwarz- braune Koalition in Preußen sollen vor dem Abschluß stehen. Nach den neuesten Nachrichten soll die Zahl der preußischen Minister von sieben auf vier herabgesetzt werden. Das Amt des Ministerpräsidenten soll eine neutrale" Persönlichkeit er halten, wahrscheinlich der Oberbürgermeister Goerdeler   oder Dr. Bracht. Das Unter richtsministerium soll mit dem Justizministerium verbunden und ebenso wie das Innenministerium den Faszisten ausgeliefert werden, so daß also die preu ßische Polizei in den Händen der Hafenkreuzler wäre. Das Zentrum würde sich mit dem Wirtschaftsministerium begnügen, das etwa den Aufgabenkreis der Landwirt schaft, des Handels und der Vollswirtschaft umfassen soll und das dem Zentrumsminister Sirt­siefer vorbehalten wäre.

gegen politischen Terror vom 9. August 1932 und Frankreich   über das deutsche   Memorandum: ihren schweren Strafandrohungen gehabt haben. Wiederaufnahme des Prozesses.

Berlin  , 2. September.  ( Tich. P. B) Alliierte und Kleine Entente

P.-B.) Wie

das Conti- Büro meldet, ist damit zu rechnen,

Ver­

daß dem Antrage auf Wiederaufnahme des Ber sollen Stellung nehmen.

fahrens im Beuthener Prozeß, der bekanntlich von der Verteidigung eingereicht worden ist, tattgegeben werden wird. In dem Antrage sind nach Auffassung der zuständigen Stellen neue Tatsachen enthalten, die die Wiederaufnahme rechtfertigen.

Man wird als grundsätzlicher Gegner der Todesstrafe gegen die Begnadigung der Mörder von Potempa nichts einzuwenden haben. Die zweite Nachricht über die Wiederaufnahme des Prozesses scheint jedoch darauf hinzudeuten, daß politische Einflüsse zu Gunsten der Angeklagten eingesetzt werden und die aus den Sondergerich ten reine Klassengerichte gegen Sozialdemokra ten und Kommunisten machen wollen.

Yon Rechts wegen Bluturteile nach links.

Berlin  , 2. September( Eigenbericht.) Das Berliner Tageblatt" veröffentlicht eine Stati­

Ich fann von mir nicht sagen, daß ich während des Krieges auf dem Antikriegs­standpunkte gestanden wäre."

Smeral in Amsterdam  .

Die vielleicht wichtigste Rede" auf dem jogenannten Antifriegsfongreß in Amsterdam  hat der kommunistischen   Presse nach unser alter Bekannter Bohumir Smeral   gehal­ten. Der oben zitierte Satz war die mora­lische Legitimation als Antikrieger, die er zu Beginn seiner Ausführungen ab­gab. Ich bin verpflichtet so fuhr der reuige Sünder in seinen Geständnissen fort -, öffentlich zu erklären, daß ich in dem Wiener   Barlamente zu der österreichischen Kriegspolitik einen opportunistischen Standpunkt eingenommen und sie da­durch in Wirklichkeit unterstützt habe." Smeral braucht nicht verlegen herumzureden. Es ist noch nicht in Vergessenheit geraten, daß er während des Krieges nicht nur verschic­

Diplomatische Verhandlungen oder Völkerbundene Loyalitätserklärungen an seinen Raiser

oder Abrüstungskonferenz.

und König, sowie an die gesamte Sabsbur gerdynastic gerichtet hat, es ist ferner under­

Mit Stolz begrüßen wir die heutige Meldung, daß unsere Armee in einer großen Schlacht tapfer gefämpft und einen glänzenden Sieg errungen hat. Wir bitten den Ausdrud unseres Dantes und un­serer Bewunderung entgegenzunehmen." All das ist wohl die beste Empfehlung

Paris  , 2. September. Von dem Quai Deutschland   und Frankreich   geführt gessen, daß er am 8. Juni 1917 gelegentlich d'Orsay nahestehenden Kreisen erfahren wir, daß werden sollen, denen jedoch später andere einer Jionzoschlacht folgendes Telegramm an die französische   Regierung bis jest zum Großmächte zugezogen werden sollen. Die den General Borcevič absandte deutschen   Memorandum teine Stellung weite Möglichkeit ist die, die Angelegenheit dem genommen hat. In den nächsten Tagen wird Völkerbundra te abzutreten, eventuell ber die französische   Regierung der Berliner   Regierung Vollversammlung des Völkerbundes. eine turze Antwort zukommen lassen, die französische politische Streise verweisen nämlich lediglich die Bestätigung des Empfan- darauf, daß das deutsche Ansuchen die Revision des Versailler Friedensvertrages, ges des Memorandums enthalten wird. der von 26 Staaten unterzeichnet wurde, berührt Die französische   Regierung versendet zur Zeit und daß es auf Grund der Bestimmungen des durch ihre diplomatischen Vertreter an ihre Alli- Wöllerbundpaltes allein dem Völkerbund zustehe, für den Smeral von heute, Ankläger gegen ierten, darunter auch an die Staaten der lei über diese Sache zu entscheiden. Die dritte Mög- die sozialdemokratische Kriegs- und klei- Böllerbundpattes nen Entente, den vollständigen Text des deut­ schen   Memorandums mit dem Ersuchen, ihr: lichkeit schließlich wäre die, das deutsche Ansuchen friegspolitik zu sein. Speziell er ist dazu beru­im Rahmen der Abrüstungskonferenz fen, die Züricher   Beschlüsse der Arbeiter Ansichten hierüber bekanntzugeben. durchzuberaten.

Nach­

Es bestehen drei Möglichkeiten der In keinem Falle hat die französische   Regie- Internationale gegen die Kriegsbedrohung Behandlung des deutschen   Memorandums. Die rung die Absicht, das Memorandum zu retour- der Sowjetunion   als Heuchelei zu erklären tit der Bluturteile, die von den beiden erste, die von der deutschen   Regierung selbst in nieren, wie dies einige nationale Blätter heute und die Leitungen der sozialdemokratischen Berliner   Sondergerichten bisher ge- ihrem Memorandum vorgeschlagen wird, sind andeuteten oder die Note zu beantworten und Parteien zu beschuldigen, daß sie den impe­fällt wurden. Insgesamt wurden bisher zweiz diplomatische Verhandlungen über unverzüglich in diplomatische Verhandlungen ein- rialistischen Krieg gegen Rußland   ideologisch, undvierzig Jahre Zuchthaus   und mehr als zehn Jahre Gefängnis ver- diese Angelegenheit, die zuerst nur zwischen zutreten.

hängt. Alle Angeklagten, bis auf einen

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einzigen, waren Kommunisten oder par- Paris  , 2. September.  ( Tsch. P.-B.) Die Pa-[ dums auf die ganze internationale Situation be teilose Arbeiter. Der einzige ange- riser Presse verbirgt nicht die Erregung, die die unruhigende Schatten werfen, deren Ernst nicht flagte Nationalsozialist wurde frei- Forderungen des deutschen   Memorandums in unterschätzt werden sollte. gesprochen.

Der Reichsbannermann Rode, der gestern von einem Sondergericht zu 5 Jahren Buchthaus verurteilt wurde, ist in den Hungerstreik getreten.

der französischen   Oeffentlichkeit vorursacht haben, kommentiert sie jedoch im ganzen in einem ruhi

gen Tone.

Die radikale Presse und die sozialistischen  Blätter bezeichnen das deutsche Memorandum als ein verdächtiges Manöver, da die Verwirl­lichung der deutschen   Forderungen Veranlassung zu einem neuen Wettrüsten geben würde.

politisch und moralisch vorbereiten. Smeral als rednerisches Paradestück auf einem Artikriegs­fongreß muß genau so eindrucksvoll wirken, wie ein fuselstinkender Mann in einer Abſti­nentenversammlung, der mit leuchtend roter Trinfernase zur schärfsten Alkoholenthaltsam feit auffordert.

Auch eine großangelegte Rede" des französischen   Arbeiterführers Warcel Ca­chin hat angeblich den ganzen Kongreß be Das sozialistische Blatt Populaire" schreibt: geistert. Falls diese. von der kommunisti Wir werden es nicht zulassen, daß die Debatte schen Berichterstattung festgehaltene Episode auf derartiges Gebiet gelange. Es könne feine stimmt, dann spricht sie entschieden gegen die Rede von einer Aufrüstung Deutschlands   in Stongreßteilnehmer. Denn jeder, der nicht irgendeiner Form und unter irgendwelchen Be- gerade zu den politischen Säuglingen zählt, dingungen sein. Eine Gleichheit in der Ab­fennt Cachin als einen der erbärmlichsten und rüstung, keinesfalls aber in der Rüstung, muß

Die Blätter gelangen in ihren Beurteilun gen zu der übereinstimmenden Anschauung, daß die deutsche   Regierung einen überaus ungünsti gen Augenblick für Verhandlungen über neue Berlin  , 2. September. Conti meldet: Das Rüstungen gewählt habe. Frankreich   bleibe den Sondergericht verurteilte heute den Arbeiter Verpflichtungen der Friedensverträge treu. Ueber Stühmer wegen versuchten Totschlages in Tat ihre eventuelle Abänderung könnte wenn dies einheit mit schwerem Landfriedensbruch zu drei notwendig sein sollte bloß der Völkerbundsrat Jahren Zuchthaus, drei weitere Angeklagte zu erivägen. Betit Parisien" macht darauf aufmerksam, zwei Jahren, einen Angeklagten zu einem Jahr Gefängnis. Die Verurteilten sind Kommuni- daß die Forderungen des deutschen   Memoran| herbeigeführt werden. sten, die in der Nacht zur Reichstagswahl eine Gruppe Nationalsozialisten überfallen und einen Nationalsozialisten durch Schüsse verletzt hatten. Das Sondergericht Waldenburg verurteilte in seiner ersten Verhandlung einen früheren Wachbeamten namens Kretted aus Bad Salz­ brunn   wegen Vergehens gegen die vierte Notver- ftreit in der polnischen Naphthaindustrie hat ordnung und das Gesetz gegen den Waffenmiz heute in allen drei Naphtharevieren, Eine erfreuliche Nachricht brauch sowie wegen Aufruhr zu neun Monaten und zwar in Stanislau   und Krosno  , eingefeßt. tommt aus M.- Ostrau: Auf dem Franz-" Geijel des Proletariats entwickelte. Derselbe Gefängnis. Zwei andere Angeklagte erhielten we- Der Streit erstreckt sich auf 150 große und dem Humbert- Schacht der Ferdinands- Cachin, der seinerzeit in die geschlossene Anti­gen Beteiligung am Aufruhr vier, bzw. drei Wo Naphthagruben, Raffinerien und mechanis Nordbahn wird jeẞt sechs Tage in der Woche friegsfront italienischen Sozialismus nate Gefängnis. Die Angeklagten waren Teilneh, ſche Werkstätten. Sente ſtreiften insgefist 20.00% gearbeitet. Um Franz- Schacht wurde eine durch Bejſtechung und Seelenkauf Bresche mer eines auf Schloß Fürstenstein abgehaltenen Raphthaarbeiter. Die Ruhe wurde bisher nir- Batterie von Rolsöfen in Betrieb geschlug, briliiert heute auf einem kommunisti­Sportlehrkurses Schloß P. Zehn dieser Sport- gends gestört. jeßt, da aus Donawit Bestellungen für Hoch- ichen Kongreß, der über die Kriegspolitik de ofentoks eingelaufen sind.

schüler hatten sich am 9. August unter Leitung des SA- Führers Stretted nach Weißstein begeben, wo Stretted und die beiden anderen Angeklagten, weil sie Revolver, Schlag und Stichwaffen mit

20.000 Naphtha- Arbeiter im Streik.

Lemberg  , 2. September. Der General­

Blutiger Textilarbei er- Streik in Lodz  .

starken Polizeiabteilung an ihrer Absicht gehin dert. Bei den Zusammenstößen zwischen den Streifenden und der Polizei wurden auf beiden Seiten mehreic Personen verletzt.

Am

erfolgreichsten Striegshetzer. Dieser Agent des französischen   Imperialismus war es, der nach Italien   geschickt wurde und dort mit klingen­der Münze Mussolini   als Propagandisten für die Kriegsbeteiligung seines Landes kaufte. Die italienische Sozialistenpartei hat damals Mussolini   sofort ausgeschlossen und damit begann der abenteuerliche Weg dieses Renegaten, der sich später zu einer blutigen

Sozialdemokratie richten will. Nicht genus damit! Zur gleichen Zeit, da die sozialdemo Der englische   Spinnerstreik fratischen Führer der kriegsführenden Lände sich führten, verhaftet wurden. Kretteck hatte Warschau  , 2. September. In Lodz   kam es London  , 2. September. Zwei Abgeordnete soweit ihnen die Ausreise nicht verweiger übrigens damals ein Abzeichen der Eisernen heute vor dem Gebäude der großen Textilwerke des Bezirkes Lancashire   versuchten heute im wurde wurde in Stokholm bemüht warer Front angesteckt. In einer zweiten Verhandlung Scheibler und Grohmann, in denen gegen 7000 Zohnkonflikt der Baumwollindustrie in Van die zerrissenen Fäden wieder anzuknüpfen un berurteilte das Sondergericht sechs Kommuni Arbeiter wegen Lohntherabfebungen cashire zu vermitteln. Ihre Bemühungen, für baldigen Friedensschluß zu wirken, reist ften aus Weißstein wegen öffentliche: Zusammen- und Arbeiterentlassungen in den Aus die Vertreter der Arbeitgeber und der Arbeit Widerstandes gegen die stand getreten sind, zu schweren Exzessen. nehmer zum Zusammentritt zweds neuer Ver Cachin nach Petersburg  . Zu welchem Zwecke Staatsgemalt zu Gefängnisstrafen zu acht, bezw. Streifende Arbeiter versuchten, das Fabrikhandlungen zu veranlassen, hatten aber teinen Wollte er als revolutionärer Sozialist" dor. 7 Monaten. gebäude zu demoliercu, wurden jedoch von einer Erfolg, für raicheite Beendigung des blutigen Gemer