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Zentralorgan d. Deutſchen   ſozialdemokratiſchen Arbeiterpartei i.d.Tſchechoslowakischen Republik.

12 Jahrgang.

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Dienstag, 6. Geptember 1932

Nr. 210.

Papens Wirtschaftsplan notverordnet! Die von gestern.

Berlin  , 5. September. Wie das Sonti Nachrichtenbüro erfährt, trägt die Verordnung, die nach der Unterzeichnung durch den Reichspräsidenten heute abend der Oeffentlichkeit übergeben wird, den Titel Verordnung zur Belebung der Wirtschaft". Sic ist in vier folgende vier folgende große Ab­schnitte gegliedert:

1. Maßnahmen zur Entlastung der Wirtschaft; 2. Sozialpolitische Maßnahmen;

3. Kreditpolitische Maßnahmen;

4. Finanzpolitische Meßnahmen.

Dazu kommt dann noch die zweite Verordnung, die nicht vom Reichspräſi­denten, sondern von der Reichsregierung erlassen wird. Sie enthält vor allem die Regelung der tarifpolitischen Fragen und hat mehr den Charakter einer Durchführungsverordnung zu den Ermächtigungen, die der Reichspräsident der Reichsregierung in seiner Verordnung gibt.

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Arbeitsfräfen

burch soll der Ar­

Stahlheimrummel in Berlin  .

Am Samstag und Sonntag war Stahl­helmrummel in Berlin  . Da sie von gestern sind, nur im Vergangenen denken und nur in der Vergangenheit eine Zukunft sehen, können, deshalb hatte es diesmal den Seldte, Hugenberg und Duesterberg Sankt Sedan angetan. Mit den Schatten der Vergangen­heit und vergilbtem Lorbeer behangen, ließen sie ihre Kolonnen in die Reichshauptstadt marschieren. Es war, als hätten sich alle Wachsfiguren eines militärischen Panopti­fums ein Stelldichein gegeben.

Schwarz- weiß- rot war nach der Hugen­bergpresse am Samstag und Sonntag in Ber­ lin   Trumpf! Die Wahrheit gebietet jedoch zu jagen, daß wohl selten die Bevölkerung der Der Inhalt der Verordnungen des Reichstanzlers von Papen in Form von gegenüber ihren Gästen gewesen ist wie bei die Privatwirtschaft werden gemäß den Ankündigun. Viermillionenstadt so falt und teilnahmslos Berlin  , 5. September. Die vom Reichskanzler Steuergutscheinen gewährt. Die Steuererleichterun- Siejem Stahlhelmrummel. Wer hätte von Papen angekündigten Maßnahmen zur Bele- tiger Jahre. Die Steuergutscheine, die für Steuer­gen sind ein Vorgriff auf die Steuererträge fünf­es auch anders erwartet von diesem roten bung der deutschen   Wirtschaft sind heute durch eine schulden ausgegeben werden, fönnen in den Jahren Berlin  ? Verordnung des Reichspräsidenten von Hindenburg   1931 bis 1989 für Reichssteuern in Zahlung gegeben Bapen bei der Begrüßung der Stahlhelmleitung. veröffentlicht und in Straft gesetzt worden. Neben werden. Ihre besondere Bedeutung liegt darin, daß feine Maskenverleihanstalt gegeben, die nicht Es hat zweifellos feine Mottenfiste und einer Erweiterung des Programms für öffentliche fie auch mit sofortiger Wirkung Streditunterlagen für zu diesem Sedanstag ihre Schränke hätte Arbeiten werden Maßnahmen zur Belebung der Pri. Der Generalrat für die vatwirtschaft getroffen. Das Programm geht davon der Steuergusscheine wird mit etwas über 1.5 Mil sah sich die Bevölkerung diesen Aufzug an. neue Geschäfte abgeben werden. Der Gesamtertrag öffnen müssen. Mit Wiß und bissigem Humor streikenden Weber. aus, daß alles vermieden werden müsse, was die Stabilität der Währung irgendwie beeinträchtigen Börse zum Börsenhandel zugelassen. Eine wichtige Gutsdörfern auf Lastwagen herangeschleppt. Varden Reichsmark angenommen. Sie sind an jeder Die Kleinen wurden von den umliegenden New Castle, 5. September.  ( Reuter.) Der fönnte. Die wirtschaftlichen Bestimmungen der Ber Maßnahme zur Belebung der Wirtschaft ist die Die Großen flitten in tausenden und aber­breitete eine Mesolution, in welcher die Politit arbeit mit der Reichsban! ausgearbeitet worldhäftigungsprämie, die für die Einstellung von neuen tanjenden schöner gutgepolsterter Autos her­Generalrat des Trade Unions- Kongresses auf das schärfte mißbilligt wird, die die Arbeits den. Die einzelnen Maßnahmen zielen darauf ab, den beitsmartt vergrößert und die sozialen Versicherun- bei. In den Sälen und Schulen schliefen geber der Baumwollindustrie von Lancashire   in nach Erreichung des Tiefstandes der Krise zu erwar dem Lohnstreit verfolgen. Der Kongreß beschloß, tenden natürlichen Aufschwung der Wirtschaft vor- gen entlastet werden. Das Reich stelt hiefür 700 die Gemeinen" auf Stroh! Die Chargierten die Syndikate der Baumwollindustrie zu unterzubereiten. Siezu dient zunächst das Programm fürillionen Reichsmart zur Verfügung. Um mehr und Führer ſielten sich in den Klubjejjeln der fitr Reparationsarbeiten Luxushotels. Die Wache für die Kleinen ſtüßen und eine moralische und finanzielle die Vornahme öffentlicher Arbeiten, das mit der Arbeit zu schaff an Wohnungsgebäuden eine Reichehilfe von 50 war der Schulpedell. Vor dem Kaiserhof" Silfsaltion zu organisieren. Der Kongreß- neuen Verordnung verbunden ist. Der Belebung der an Wohnungsgebäuden eine Reichshilfe von 50 vorsitzende teilte mit, der Generalrat trage sich an Privatwirtschaft dienen Steuererleichterunionen. Reichsmark zur Verfügung gestellt. Die so- hingegen, dem dichtbesetzten Hauptquartier, der Spiße eines öffentlichen Substriptionsbogens gen, die sich nicht auf die Einkommen und sialen Einrichtungen werden durch die Verordnung schoben Potsdamer Riesenlerle Tag und Nachi ein und widme den Betrag von 1000 fund Vermögenssteuern, sondern ausschließlich vereinfacht und verbilligt. Das Tarifvertragssystem Wache, uniformiert wie die ehemaligen kaiser­Sterling als Unterstützung( 140.000 K) auf unmittelbar auf der Produktion beruhende für die Streifenden. Steuern beziehen. Die Beförderungssteuer wird für ein ganzes Jahr beseitigt, die Umsatzsteuer gemil­dert, die Grundsteuer herabgesezt. Für die mittleren und kleineren Betriebe ſollen erhebliche Beträge für langfristige Kredite zur Verfügung gestellt werden. Um der deutschen   Landwirtschaft zu helfen, hat die Reichsregierung grundsäßlich die Anwendung von Kontingenten zur Entlastung des deutschen   Marktes von übermäßiger landwirtschaftlicher Einfuhr be­schlossen. Zur Durchführung dieser Kontingente, die mit großer Beschleunigung erfolgen soll, wird mit den beteiligten Ländern in Verbindung getreten werden. Ferner wird mit Rücksicht auf die Land­wirtschaft auf eine fühlbare Ermäßigung der Zins lasten hingearbeitet. Die Steuererleichterungen für

London  , 5. September.  ( AR.) Man erwar­tet, daß das Arbeitsministerium in den nächsten Tagen in dem Lohnkonflikt in der Lancashirer Baumwollindustrie einschreiten wird. Die Zahl der Streikenden in diesem Gebiet wird zur Zeit auf 160.000 Arbeiter geschäßt. Das Arbeitsmini sterium steht im engen Verkehr mit beiden strei fenden Parteien und bemüht sich, eine Formel zu finden, durch die eine Wiederaufnahme der Verhandlungen zwischen Arbeitnehmern und Ar­beitgebern unter günstigen Aussichten auf eine Lösung ermöglicht würde.

bleibt grundsätzlich bestehen.

Dagegen soll aber der Arbeitgeber, wenn er die Zahl seiner Arbeitnehmer regelt, das Recht r=

balten, die Tariflöhne herabzusehen. Schließlich enthält die Verordnung noch einige fi nanzpolitische Maßnahmen. Die Gemeinden, die die Bürgersteuer für das Rechnungsjahr 1931 erhoben haben, werden ermächtigt, sie in Höhe der Hälfte des Steuersatzes im letzten Viertel des Stalenderjahres 1932 weiterzuerheben. Dabei sind wesentliche Er leichterungen für die Steuerpflichtigen vorgesehen. Bei Unternehmen oder Körperschaften, die aus öffentlichen Mitteln Kredite, Bürgschaften oder son stige finanzielle Beihilfen erhalten, wird die Reichs­regierung eine Höchstgrenze für die Dienstbezüge ihrer Angestellten festseyen dürfen.

Vor dem Ende des belgischen Die Vergangenheit will Zukunft werden:

Kohlenstreiks?

Beilegung hängt von den Grubenbefizern ab.

Brüssel  , 4. September. Die Beilegung des Streits in der belgischen Kohlenindustrie hängt jeẞt hauptsächlich von der Haltung der Zechen, befizer ab. Die Arbeiter haben sich in den ört­lichen Versammlungen zu 66.7 Prozent für die An­nahme der neuen. Vermittlungsvorschläge des Ar. beitenministers ausgesprochen. Der außerordentliche Rongreß des sozialistischen   Vergarbeiterverbandes, der sich heute in Brüssel   versammelte, beauftragte seine Delegierten mit der Besprechung dieser Vorschläge in der nächsten Sitzung der gemischten, aus Arbeit gebern und Arbeitnehmern zusammengejezten Berg­baukommission.

Infolge des nunmehr seit acht Wochen dauernden Streits hat sich in der letzten Zeit ein empfindlicher Mangel an Hausbrandtohle fühlbar gemacht.

Streik- Erfolg der polnischen Hafenarbeiter.

Stahlhelm paradiert vor Papen   und" en Hohenzollern

Regierung und Reicbwehrgenerale als hoffende Paten.

Berlin  . Am Sonntag, den 4. September wurde auf dem Paradeplaß der alten Armee in Berlin  , auf dem Flugplaß Tempelhof  , ein Aufmarsch des Stahl­helm durchgeführt, zu dem Teilnehmer aus dem ganzen Reich gekommen waren. Der Besuch wird von bürgerlicher Seite mit 160.000 angegeben. Die politische Bedeutung des Aufmar­sches liegt darin, daß der Stahlhelm als die einzige Machtorganisation anzusehen ist, die ge­schlossen hinter der heutigen Regierung steht. Die Verbundenheit der Regierung mit dem Stahlhelm tam auch dadurch zum Ausdruck, daß fünf Mitglieder der Reichsregierung, dar­unter Papen  , Schleicher und Gayl, an dem Aufmarsch als Ehrengäste teil­nahmen. Auch Dr. Bracht und andere Mitglieder der Preußenregierung hatten sich ein­gefunden. Außerdem waren fast alle in Deutschland   weilenden Mitglieder des früheren deutschen   Kaiserhauses und die Generale der alten Armee ge­kommen, um die rückwärtsgewandten Reden der Stahlhelmführer zu unterstreichen.

Der Reichspräsident, der noch in Neuded weilt, hat es für notwendig befun­den, auf eine Huldigungsdepesche der Stahlhelmer, in der sie treue Gefolgschaft für die unabhängige Staatsführung" geloben, mit dem Wunsche zu beantworten, ,, daß der Geist der Schicksalsverbundenheit und der Wehrhaftigkeit aller Volksfreije Würde und Kraft nach innen und nach außen und damit unserem Vaterlande eine Stellung geben möge, wie sie ihm gebührt."

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Austritt

aus der Hitlerpartei.

Gdingen  , 4. September.  ( PAT.) Die streifen­den Arbeiter haben ein vorläufiges Ab­tommen unterzeichnet, womit der Streit be­endet wird. Den Hafenarbeitern wird der Lohn um 5, und den Kranarbeite: am 10 Pro­Dresden, 5. September.  ( Eigenbericht.) Der zent erhöht. Tas definitve Abfemmen wird am 1. Oktober abgeschloff n. Bis zu diesem Zeit- nationalsozialistische Dresdner   Abgeordnete Leh­punkte wird das Ministerium für soziale Für- rer Fischer ist aus der Hitlerpartei ausge­forge über alle strittigen Fragen entscheiden. treten. Er begründet seinen Schritt mit der

lichen Felddienstpolizisten mit glänzendem Brustschuld und Würdenkette. Auf Stöcken humpelten uralte, hohe Pensionen verzehrende Mumiengeneräle, die wie Reklame- Agenten eines Klempnerladens aussahen. Die Kleinen, denen höchstens ein wohlverdientes Eisernes Kreuz   erster Klasse zu eigen war, sie waren mit Kinkerligen, Nummern, Totenföpfen, Schnallen, Abzeichen und Landesbändern ge­giert, als ob sie zur Truppe eines erotischen Königs Wumba gehörten.

So sind sie aufmarschiert und wer sich den Durchschnitt genau bejah, der erkannte woher. fie famen, was sie wollen und wer sic sind! Es war der Aufmarsch des Besitz­bürgertums. Es waren die Komman­deure und Truppen des Herrn von Papen und seines Herrenklubs. Jener bürgerliche Mischmasch, dem der Arbeiter gerade gut ge­nug ist als zahlendes Publikum und braves Lasttier. Jene Bädermeister und Metzger­meister, Vorsitzende von Krieger- und Gesang­vereinen, Apotheker und Stammtischmitglie der, denen ein General und die Wonnegans" höchstes Erschauern war und immer sein wird, und denen eine billige Reise nach Berlin   und das jährliche einmalige Ent­rinnen aus der ehelichen Wagenburg tiefstes Erlebnis ist. Mit diesen Kleinbürgern waren die ehemaligen Offizierstellvertreter gefom­men, die Zahlmeister, Küchenmatadore, Feld­webels und alle, die einmal das hohe Glück hatten, meist hinter der Front und im Ersat Bataillon den Strieg verleben und kommion dieren zu können. Alle zusammen waren es, die in Berlin   Stahlhelm" markierten, deutsche   Kraft, deutsche   Zukunft und Männer­stolz vor Selterswasserfabrikanten, Gutsbesit. zern, Generälen und Königsthronen.

Wahrlich, es war kein Traum. Es war Rolle, die der Plauener   Fabritant Mutsch- kaiserliche Familie, zwölf ehemalige Fürsten wie 1912. Sechzig Generäle, fast die gesamte mann in der Partei spielt. Wegen der Dikta­tur Mutschmanns ist schon seinerzeit der Kapi- und an ihrer Spitze, in der alten Husaren tänleutnant Müde, der Kommandant der uniform, Kronprinz Wilhelm  , Held von Char Emden", aus der Nazipartei ausgetreten. Wei- feville. Wie er einst im Reichstag einer Jun ter macht Fischer den Nazis den Vorwurf des ferrede gegen die Sozialdemokratie Beifall Pattierens mit dem Zentrum. flatschte, wie er den Helden von Zabern   ein