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ldemokrat
Zentralorgan d. Deutschen ſozialdemokratischen Arbeiterpartei i.d.Ifchechoslowakischen Republik .
12. Jahrgang.
deckt.
Rentenkonversion und Konsolidierungsanleihe.
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hat.
Sonntag, 18. September 1932
„ Nein! Niemals! Unmöglich!"
Nr. 221.
Ratlose Agrarpolitik.
Das Unglück der guten Ernte. Paris , 17. September. Die Kammer tagte bis dreiviertel 5 Uhr früh und nahm die Regie- Paris , 17. September. Der Außenausschuß Nichts könnte die Verrücktheit der kapitaDer Ausschuß habe die Erklärungen des listischen Wirtschaftsordnung besser illustrieren, rungsvorlage über die Rentenkonvertierung mit der Rammer hat die außerordentliche Session Ministerpräsidenten vollauf gebilligt. Auf eine 540 gegen 48 Stimmen an. Alle Abänderungs- des Parlamentes zur Einberufung einer Sibung Frage des Ausschußmitgliedes Soulier erklärte als die heutige Situation der Landwirtschaft. anträge, gegen die sich die Regierung stellte, wur- benüßt. Ministerpräsident und Außenminister Herriot , er werde sich der gesamten vom Quai Am Lande herrscht Unzufriedenheit, aus der den abgelehnt. Herriot legte die außenpolitische Gesamtlage dar. D'Orsay gesammelten Attenstüde über agrarischen Presse tönt Jammer und WehDer Finanzminister erklärte in der Kammer, Der amtliche Bericht besagt, daß der Ausschuß die Ausrüstung Deutschlands bedie- klagen. Was ist geschehen? Hat Dürre, Mißdaß diese Konvertierung die erste Etappe des Fiüber die fünftigen Arbeiten der allgemeinen nen, wenn er den Augenblid gekommen erachte, wachs, Hagel die Landwirte um ihren vernanzprogrammes der Regierung bilden werde, dessen Abrüstungskonferenz sowie von über beispielsweise, wenn die Gleichberechtigungsfrage dienten Arbeitsertrag gebracht? Nein, es hat Ziel sei, das Budgetgleichgewicht durch demokratische die durch das deutsche Memorandum vor dem Völkerbund aufgerollt werden sollte. Mittel zu erreichen. Ihm werde ein Wirt vom 29. August aufgeworfenen Fragen beraten den Anschein, als ob sie die heurige Refordschaftsprogramm folgen, das eine wesentliche ernte geradezu ins Unglück gestürzt hätte. Das Erhöhung der Produktion und des inneren wie des Für Abend hat Herriot einen Besuch des flingt paradox, aber so ist in der Tat die Ueber die Erklärungen, die Herriot hiebei britischen Botschafters Lord Tyrrell angemeldet. Stimmung. Objektive Beurteilung muß anerinternationalen Handels ermöglichen soll, ferner eine abgegeben hat, berichtet Havas: Es wird behauptet, daß dieser mit dem franKonsolidierungsanleihe, deren Zwed Herriot habe den historischen Verlauf der zösischen Ministerpräsidenten über den briti kennen, daß der Preisrüdgang des Getreides, die Beseitigung der Budgetabgänge und der BudgetAbrüftungsverhandlungen geschildert und dabei ichen Standpunkt zu den deutschen Forderunder bisher jeder guten Ernte auf dem Fuße abgänge der Eisenbahn- Gesellschaft sein wird. die Haltung der französischen Delegation gen, wie sie im Memorandum vom 29. August nachfolgte, bei Korn, Hafer, Gerste zuminunterstrichen, die alles getan habe, um ein enthalten sind, konferieren werde. Man nimmt destens ungesunde Ausmaße angenommen hat. Scheitern der Konferenz zu verhindern. Dank an, daß die britische Regierung ihren Stand Der Bauer mag recht haben, daß er mit einem seinen und seiner Mitarbeiter Bemühungen punkt morgen abends bekanntgeben werde. Kornpreis von 80 bis 90 Stronen seine Prohabe die Konferenz gerettet und der von ande duktionskosten nicht zu decken vermag. Aber es fehlt eben die Kauffraft, welche den Erntesegen im Julande aufnehmen soll. Dieses entscheidende Moment wird von der agrarischen Führung geflissentlich außer acht gelassen. In anderem Zusammenhange, bei Besprechung der Konferenz von Stresa , schrieb die„ Deutsche Landpost" vom 6. September:
Am Schluß der Aussprache hob Ministerpräsi dent Herriot hervor, daß die Rentenfonber tierung absolut unerläßlich sei, wenn das Budgetgleichgewicht hergestellt, der Zinsfuß und dadurch die Lebenshaltungskosten herabgesetzt, der Handel belebt und große Arbeiten durchgeführt werden sollen, durch die die Arbeitslosigkeit und der Ausfall in der Handelsbilanz behoben werden wird.
Der Senat genehmigte nachmittags um 18 Uhr nach kurzer Debatte mit 291 gegen 9 Stimmen die Rentenkonvertierung gleichfalls in der von der Kammer genehmigten Fassung.
für die Hungernden von Donawitz .
Donawis( Steiermark ), 17. September. In Donawiß, wo bereits seit längerer Zeit große Arbeitslosigkeit und Elend herrscht, trafen heute nachmittags Lastkraftwagen mit Lebensmitteln sowie eine Feldküche ein. Mit den Wagen trafen gleichzeitig Angestellte der Stadt Wien ein, die fofort die Ausspeisung der Armen vornahmen.
Die Aktion leitet der Wiener Sozialreferent, Professor Dr. Tandler; sie wird von der Wiener Rettungsgesellschaft durchgeführt. Diese Silfsaktion wird etwa fünf Wochen lang durch geführt werden.
Ein gemeinsamer Getreidefond.
ren Delegationen angestrebte Abbruch vermie- Henderson: den werden können. Herriot habe betout, daß sich Frankreich im besten Einvernehmen mit der Washingtoner Regierung befinde.
,, Nein! Niemals! Unmöglich!"
Die Tür noch nicht völlig geschlossen.
Was die Frage der Rüstungsgleichberech tigung und den hierauf bezüglichen deutschen London , 17. September. Henderson, der bei Schritt anlange, so habe Herriot an seine seiner Abreise nach Genf über seine Meinung Haltung erinnert, die sich in die Worte zusam- wegen der deutschen Forderung und wegen des menfassen ließe: Entschlusses Deutschlands , sich auf der Abristungstonferenz nicht vertreten zu lassen, befragt wurde, erklärte, das Büro der Abrüstungsfon Er sei der Mann des Völkerbundpaftes feren; werde sich sofort mit der deutschen Mitund des Versailler Vertrages geblieben und teilung beschäftigen. Ich bin aber nicht geneigt, würde sich niemals auf Verhandlungen so fügte der Präsident der Abrüstungskonferen; einlassen, die über diesen Rahmen hinausgin- hinzu, den ernsten Charakter dieses Entſchluſſes gen. Er werde auch nicht zulassen, daß einige zu betonen. Die Tatsache, daß die deutsche RegieMächte sich als Mandatare der kleinen Natio- rung ihren Brief mit der Mitteilung schließt, nen ansehen könnten. Sobald man in Genf daß sie die Arbeiten der Konferenz mit InterFragen, die die Kleinen Mächte angehen, be- esse verfolgen und die Entscheidung über ihre handle, müßten diese kleinen Mächte selbstver- spätere Saltung von den Fortschritten der Konständlich zu den Beratungen hinzugezogen ferenz abhängig machen werde, lasse erkennen, daß die Tür noch nicht völlig geschlossen sei.
werden.
Wahltag: 6. November.
Strefa, 17. September. Der Wirtschafts-„ Ruhe und Ordnung" als verfassungswidrige Voraussetzung. ausschuß schloß heute abends die Debatte über das Abkommen betreffend die Valorisierung der Getreidepreise und die Schaffung eines gemeinsamen Fonds. Es wurde in allen Fragen Uebereinstimmung erzielt, mit Ausnahme zweier Punkte, und zwar:
Berlin , 17. September. Das Reichslab inett beschloß in seiner heutigen Sißung, dem Reichspräsidenten den 6. November 1932 als Termin der Neuwahlen zum deutschen Reichstag vorzuschlagen.
„ Die Wirtschaftskrise des Ostens ist in erster Linie eine gewöhnliche Absa strise infolge ständig sinlender Rauftraft. Der Zeitpunkt ist nicht mehr fern, an dem die Höhe der Zölle einen untergeordneten Charakter gewinnt, weil, ähnlich wie es in der Sowjetunion seit Jahren der Fall ist, hinter den 3011Zollschranken überhaupt kein faufträftiger Markt besteht."
Diese für ein agrarisches Zentralorgan seltene und begrüßenswerte Einsicht gilt nicht nur für den Osten, sondern allgemein. Keine, auch noch so hermetische Abschließung fann das Volumen der inländischen Raufkraft günstig beeinflussen. Wenn die höheren Bedürfnisse einmal so erbarmungslos gedrosselt sind, wie heute( nämlich bei der ausschlaggebenden Masse der Konsumenten), dann gibt es keinen Spielraum mehr. Entweder wird billiger und mehr gekauft, oder teuerer und weniger. Die Massentaufkraft ist kein Gummiball, den man einfach aufblasen kann, sondern leider eine noch immer schrumpfende Größe.
Nach einem offiziösen Kommentar soll der Selbstverständlichkeit" bleibe, daß die Kabinettsbeschluß zweifellos zur allgemeinen Wahlen nur dann stattfinden könnten, wenn die An dieser Tatsache sind die überschweng1. Ob der Fonds geteilt werden soll in politischen Veruhigung beitragen, weil dadurch Voraussetzung erfüllt sei, von der der Reichs- lichen Hoffnungen gescheitert, die an das einen Normalisationsfonds, bezw. die Gerüchte über eine Aussehung der Reichs- innenminister kurz nach der Auflösung bei einer Getreidesyndikat geknüpft wurden. Die Bauern Fonds für Währungsstabilisierung und einen tagswahlen gegenstandslos geworden seien. Die Pressekonferenz gesprochen hat, daß nämlich die draußen behaupten, aus dem Syndikat wäre Valorisationsfonds( Getreide), oder ob Reichsregierung habe damit gezeigt, daß fie nicht Ruhe aufrechterhalten ein" Sinfifat" geworden, weil es statt der ein einziger Fonds beiden Zwecken dienen soll. an irgendwelche Experimente dente, die mit der werde. Auf welche Verfassungsbestimmung sich erhofften Stabilisierung ein Absinken der Ge2. Geltendmachung des Meistbegünstigungs- Verfassung nicht in Einklang stehen. diese wesentliche Einschränkung stüßt, die leicht treidepreise brachte. Bezeichnend für die Ratprinzip durch dritte Staaten im Falle einer Dieses ganze schöne Bekenntnis zur Ver- alles illusorisch machen kann, wird in dem Kom- losigkeit der agrarischen Politik ist nun, daß Konzession der landwirtschaftlichen Staaten an fassungsmäßigkeit wird allerdings durch die mentar allerdings mit keinem Worte auch nur die Landbündler ihre eigenen Errungenschafdie getreidekaufenden Staaten. weitere Feststellung arg getrübt, daß es eine angedeutet. ten vor der Landbevölkerung verleugnen * möchten. Als das Getreidesyndikat beschlossen wurde, berichtete die„ Landpost" zweispaltig auf der ersten Seite:
Heute abends wurde weiters festgesetzt, daß die aus den Agrarstaaten auf Grund der Präferenzen ausgeführten Getreidemengen vorläufig Botschafter von Hoesch aus Paris | Rückkehr wird er in Paris sein Abberufungsfolgendermaßen aufgeteilt werden soll: Weizen 16 Millionen Zentner, Futtergerste 15 Millionen Zentner, Mais 13.5 Millionen Zentner, Roggen
abberufen.
Dr. Koester sein Nachfolger.
schreiben überreichen. Der neue Panzerkreuzer macht böses Blut.
,, Ein Erfolg des energischen Vorgehens der Landvolksparteien."
Der„ Venkov" tat noch dicker und bezeich
4 Millionen Zentner, Braugerste 3 Millionen Paris , 17. September. Botschafter von Zentner und Hafer 1 Million Zentner. Weiter Hoesch empfing heute nachmittags die Pariser Paris , 17. September. Die Meldung über wurde festgesebt, daß die Präferenzprämie zwei Vertreter der deutschen Presse, denen er mitteilte, den Entschluß Deutschlands , einen dritten Kreu Franken für Weizen und 1.5 Franken für die daß seine Ernennung zum Botschafter in London zer zu bauen, wird von der französischen Presse nete das Syndikat als einen Schutzwall gegen übrigen Getreidesorten betragen soll. offiziell erfolgt und zu seinem Nachfolger in als neue Verlegung des Friedensvertrages be- das Elend...", das die tschechoslowakische Baris Ministerialdirektor Dr. Roland Sto e ster, urteilt. Die Blätter erinnern daran, daß Deutsch Landwirtschaft binnen furzem vernichten würde. zuletzt Personalchef im Auswärtigen Amt , be land auch das Washingtoner und das Londoner Was jedoch den Herrn Abgeordneten Rudolf stimmt worden sei. Botschafter von Hoesch wird Flottenabkommen bedrohe und außerdem ausfich bis Mitte Oktober zu einem Erholungs- drücklich den sogenannten Rüstungs- Stillstand Böhm nicht hinderte, kurze Zeit später seine aufenthalt nach Deutschland begeben. Bei seiner verletzte. eigenen Errungenschaften in der Provinzpresse
Starker Rückgang der konservativen Stimmen. London , 17. September. ( Reuter.) Bei der gestrigen Ergänzungswahl ins Unterhaus in Twidenham wurde der nationalfonservative Kandidat Murray Philipson mit 21.688 Stimmen gewählt. Auf den Kandidaten der Arbeiterpartei entfielen 16.881 Stimmen. In der Besetzung des Mandates ist demnach keine Aenderung eingetreten, doch ist die Majorität der Konservativen gegen die letzten allgemeinen Wahlen heuer stark zurüdgegarren
"
als Betrug an der Landwirtschaft" hinzustellen und zu schreiben:
„ Das Getreideeinfuhrsyndikat sollte wahr. scheinlich das von den Konsumentenvertretern gebotene Beruhigungsmittel für die praktische Lardwirtschaft sein."
Was am 17. Juli laut Landpost" ein
Tofio, 17. September. ( Taß.) Die japanischen den soll, sei die Okkupationsarmee in Erfolg des energischen Vorgehens der Land Blätter melden, daß das Hauptquartier in Wan Me andschufuo verstärkt worden und die volksparteien war, ist schon am 3. Septembe tung nach Tschangtfchun verlegt werden wird. Wit japanischen Behörden schreiten an die KonfisFrauenwahlrecht in Argentinien. ücksicht darauf, daß jetzt ein Mißverhältnis wi fation der in den Händen der mandſchrischen( in den„ Weſtböhmischen Stimmen") nad Paris , 17. September. Nach einer Havas schen dem Stand der japanischen Truppen in der Bevölkerung befindlichen Schußwaffen. Nach Böhm ein Beruhigungsmittel der meldung aus Buenos Aires hat die Stammer den Mandschurei und der unermeßlichen Ausdehnung japanischen Schäßungen handelt es sich da um bösen Konsumentenvertreter gewesen. Häft mig Frauen das Wahlrecht bewilligt. des Gebiets besteht, über das Aufsicht geübt wer mehr als eine Million Gewehre und Revolver. denn die Bauern für so dumm, daß sie nun