Nr. 222

ZIRMGARD KEUN  :

2)

Gilgi

eine von uns

Dienstag, 20. September 1932

Seite 3. Gilgi sitzt in der Straßenbahn. Eigentlich ihr nur dieses hoffnungsarmie Frühmorgengesicht. wollte sie zu Fuß gehen, hat aber keine Zeit mehr Morgen ist Sonntag. Werden da nicht am Nach­dazu. Neben ihr, vor ihr die Reihe der Ange- mittag fleine Wunschbilder in euren Augen stellten. Müde Gesichter, verdrossene Gesichter. brennen? Nicht wahr, junger Mann, man fauft Alle sehen einander ähnlich. Gleichheit des Tages- sich nicht so eine schöne, strahlend gelbe Krawatte, laufs und der Empfindungen hat ihnen den venn man nicht heimlich glaubt, eines Tages Serienstempel aufgedrückt. Jemand zugestiegen Chef mit Privatauto und ausländischem Bank­sonst noch jemand ohne Fahrschein? Steiner guthaben zu sein? Braves Fräulein aus guter tut gern, was er tut. Reiner ist gern, was er st. Familie, nicht wahr, Sie würden die bunte Hals­Kleine Blasse mit den hübschen Beinen, lägst du fette nicht umbinden, wenn Sie nicht wünschten, jest nicht lieber im Bett und schliefst dich aus? daß einer kommt, der findet, daß sie Ihnen hübsch scheint ein schöner Tag heute zu werden wür Mark für die Dauerwellen ausgegeben, wenn du Braunes Mädchen mit den Wandervogelschuhen, steht? Kleiner Rottopf, hättest du die zwanzig bdest du nicht lieber im Stadtwald spazieren lau- nicht von Schönheitskonkurrenz und Filmengage. fen und die zahmen Rehe mit den Kastanien füt- ment träumtest? Auch Greta Garbo   iſt einmal tern, die du im Herbst gesammelt haft? Verkäuferin gewesen. Fahrt ins Geschäft. Tag Sonst noch jemand ohne Fahrschein sonst für Tag. Wird etwas kommen, was das Gleich­noch jemand ohne Fahrschein? Sie fahren ins maß der Tage unterbricht? Was? Der Douglas Geschäft. Tag für Tag ins Geschäft. Ein Tag Fairbanks  , der Lotteriegewinn, das Filmengage gleicht dem andern. Klingelingling- man steigt ment, die märchenhafte Beförderung, der Stern­aus, man steigt ein. Man fährt. Fährt und fährt. talerregen vom Himmel? Wird das kommen? Achtstundentag. Schreibmaschine, Stenogramm Nein. Keine Aussicht auf Wechsel und Unter­blod, Gehaltsfürzung, Ultimo selbe. Gestern, heute, morgen und in zehn werbslosigkeit. Aber man fährt ja noch. Wie gut. immer das brechung? Doch. Welche? Krankheit, Abbau, Er­

Reiner spricht. Jeder ist stumm beslissen mit sich selbst beschäftigt. Der vollkommene Minute. Se will weiter, fie muß arbeiten. Ihr Nein, sie hat teine Zeit zu verlieren, feine Mangel an Unterhaltung kennzeichnet das An- Tag ist vollgepfropft mit Arbeiten aller Arten. tändige, Legitimierte der Familie. Das Ehepaar Eine drängt hart an die andere. Kaum, daß hier Aron hat sich chrbar bis zur silbernen Hochzeit und da eine winzige Lücke zum Atemholen bleibt. durchgelangiveilt. Man liebt sich und ist sich Arbeit. Ein hartes Wort. Gilgi   liebt es um seiner treu, eine Tatsache, die zur Alltäglichkeit ge- Särte willen. Und wenn sie einmal nicht arbei worden, nicht mehr besprochen und empfunden tet, wenn sie sich einmal Seit zum Jungsein, werden braucht. Sie ruht wohlverpadt und zum Sübschsein, zur Freude schenkt dann eben etwas angegilbt zusammen mit dem Hochzeits um der Freude, um des Vergnügens willen. filber irgendwo in dem Büfett aus dem neun Arbeit hat Sinn, und Vergnügen hat Sinn. Mit zehnten Jahrhundert. Die Langeweile ist die der Mutter zum Kaffeeflatsch gehen, wäre weder Gewähr für das Stabile ihrer Beziehungen, und Vergnügen noch Arbeit, sondern sinnlos ver­daß man sich nichts zu sagen hat, macht einander schwendete Zeit. Es gibt nichts, was Gilgi   mehr Jahren. unverdächtig. gegen Natur und Gewissen geht.

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Ihr Jungen, ihr unter dreißig, habt auch

Unkenntnis und Unverfrorenheit.

Wie schechische Agrarier und deutsche Spießburger das Fürsorgeministerium verleumden.

Wir fordern den Abgeordneten Dubicky auf, eine einzige deutsche oder sozialistische Kor­poration namhaft zu machen, die aus der ganzen Attion auch nur einen Heller bekom­men hat.

Die selbständigen Gewerbetreibenden in der Heimindustrie mögen sich mit ihren Ansprüchen an das Handelsministerium wenden, das M'ni sterium für soziale Fürsorge hat in dieser Aktion nichts mit ihnen zu tun.

Herr Kron liest im Stölner Stadtanzeiger". Seine rotbraune, leidlich gepflegte Rechte führt in regelmäßigen Intervallen die Staffeetasse zum Mund. Sein rundes, frischfarbenes Gesicht hat den betroffenen und sorgenvollen Ausdruck, den der Gewohnheitszeitungsleser anzunehmen hat. Ein anständiger Mensch fann unmöglich ein ver gnügtes Gesicht machen, wenn er liest: Bolnische Infanteristen auf deutschem Boden. Schweinerei fomas. Europäisches Manifest": Briand   legt der Im Bentov" greift der agrarische Abge- dem agrarischen Innenminister unterstellten Be­Schlußßigung des Europaausschusses eine Stundgeordnete Dubicky das Ministerium für soziale zirksbehörden überlassen wurde. bung für den europäischen   Frieden und Wieder Fürsorge in einer Weise an, die wieder einmal Wenn Herr Dubicky sich etwa darüber be aufbau vor. Die nachfolgende Ausführung be beweist, wie leichtfertig und unverantwortlich die schwert, daß feiner ihm nahestehenden Genos­greift Herr Keron nicht ganz, ein Grund, doppelt agrarische Presse ihren Kampf gegen das von senschaften etwas gegeben wurde, so sei festge­jorgenvoll zu bliden. Kann man Briand trauen. einem Sozialdemokraten geleitete Ministerium stellt, daß überhaupt feiner Genossenschaft weder Man fann feinem trauen. Weiter: Standal im führt. In dem erwähnten Artikel des" Benkov" einer deutschen noch einer sozialistischen   auch nur Haushaltsausschuß.- Edelsteinschmuggel nach vom 18. September, der auch im" Večer" vom ein Heller gegeben wurde, sondern daß die Attion, Bolen Zeugenaufmarsch im Tausend- Prozeß 19. September wiedergegeben ist," bespricht der wie schon dargestellt, ganz auf individuelle An Raubüberfall auf ein Buttergeschäft. Lauter genannte Abgeordnete die Art, wie die von der nteldungen gestellt wurde. unerquidliche Sachen. Weiß der Himmel, daß der Regierung bewilligte Unterstützung der selbständi gute Zeitungsleser aus gesundheitlichen Rüdsich gen Heimarbeiter verteilt wurde. Dubicky be ten traurige Nachrichten mit düsterer Befriedi schwert sich da, daß man die Anträge des agra­gung aufnehmen und verdauungsanregend auf rischen Klubs in dieser Angelegenheit im Ministe fich wirken laffen muß. Weitere Kruschensalz rium ignoriert habe, daß das Geld nicht in pros Berichte: Der Bischof von Leitmeris gestorbenduttiver Weise verwendet wurde, sondern daß Wieder ein Waffenlager aufgededt und hier... man einfach wohltätige Gaben verteilt hat und Herr Kron liest laut, mit einer Stimme, die insbesondere das deutsche Gebiet bei diefer gan­abendlichen Biergenuß verrät: Trajödie auf der zen Aftion besser weggekommen ist als das Treptower Brüde,' ne Frau is mit ihrem Sind tschechische. Wie verhält es sich nun mit diesen Dingen ins Wasser jesprungen". Beide tot?" fragt Frau Kron beinahe in Wirklichkeit? Der Ministerrat hat für die hoffnungsfroh. Nicht aus Roherzigkeit. Sie spürt selbständigen Heimarbeiter und für die Klein nur das mitleidsvolle Gruseln, das ihr Todes- gewerbetreibenden im Heimgewerbe einen Betrag und Standalbotschaften verursachen. von sieben Millionen K bewilligt. Von diesen Die Mutter hann se jerettet," berichtet sieben Millionen wurden dem Handelsministe Er spricht den unverfälschten rium für die Kleingewerbetreibenden fünf MI­fölnischen Dialeft, teils aus Lokalpatriotismus, lionen, dem Minister für soziale Fürsorge für die teils aus Geschäftsinteresse. Mutter gerettet, selbständigen Heimarbeiter( dic rechtlich selbstän Kind tot. Frau Strons mitleidsvolles Gruselu dig, in Wirklichkeit Arbeiter sind) zwei Millionen balbiert sich und hinterläßt Unbefriedigtsein. zugewiesen. Ausgleichsuchend vertieft sie sich in die Annoncen Die Unverfrorenheit des Herrn Dubicky be beilage. Inventurausverkauf. Úedings Schuhe- steht schon darin, daß er von den fünf Mil­unsere Schaufenster sagen alles. Teppichbursch- lionen, die das Handelsministerium zu ver die drei letzten Tage Qualitätsware. Frau teilen hat, überhaupt nicht spricht. Kron liest. Sie ist breit und zerflossen. Das Was ist so stellen wir die Gegenfrage mit - Fleisch ihrer Arme und Brüste ist ehrbar schlaff diesen fünf Millionen geschehen, warum erzählt und müde. Sie ist grau und reizlos und hat nicht Herr Dubicky nicht, in welcher Weise die fünf den Wunsch, anders zu sein. Sie fann es sich lei- millionen verwendet wurden, warum legt der ſten zu altern. Ihr dunkelblaues Wollkleid hat Handelsminister der Oeffentlichkeit nicht dar, auf hellgrauen Stragen- und Manschettenaufput. Oben welche Art er die fünf Millionen verwendet und am Halsausschnitt steckt eine elfenbeinerne wer sie erhalten hat? Wurden diese fünf Millio Brosche- Rudimente der Eitelfeit. Sie sitzt auf nen, so möchten wir die Frage stellen, in einer dem grünen Plüschsofa, liest im Annoncente Weise verteilt, die den nationalen Verhältnissen des Kölner Stadtanzeigers", stippt mit dem brei- im Staate Rechnung trägt? Gar nichts hat man ten, fleischigen Daumen Brötchenfrümel vom von dieser Aktion, über die wir genaueste Auf Tisch, die sie abwesend zum Mund führt. Ueber klärung verlangen, gehört. ihr redt Washington seine Fahne von der nor­malen Größe eines Bettlakens.

Mit eiligen, aber unhastigen, leichten Bewe gungen trinkt Gilgi   eine Tasse Staffee, ist ein mager gestrichenes Brötchen man will doh nicht did werden zündet sich eine Zigarette an, macht drei, bier, fünf Züge, drüdt die Ziga­rette auf der Untertasse aus und erhebt sich. ,, Tschö, Vater."

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Ganz im Gegensatz zur ersten Aktion, die fish im Dunkel des Handelsministeriums vollzog ,, it die Verteilung der dem Ministerium für soziale Fürsorge zugeteilten zwei Millionen im vollen Lichte der Oeffentlichkeit erfolgt. Das Ministerium hat zunächst durch die Gewerbe­inspektoren die Gebiete feststellen lassen, in denen Heimarbeiter wohnen. Es hat aber nicht nur dies getan,

die ganze Aktion wurde über die Bezirkss behörden, die dem Minister Slavif, also dem Parteigenossen des Herrn Dubicky, unter­stehen, durchgeführt.

Tschö, Jilgi." Herr Stron hebt den Kopf, will etwas sagen, irgendetwas Freundliches, In­teressevolles, er flappt den Mund auf: es fällt ihm nichts ein. Er klappt den Mund zu und läßt den Kopf wieder sinken. Tschö, Mutter." Gilgi   streicht ihr flüchtig In jedem dieser Bezirke wurden auf Geheiß des über die speckige Schulter und geht aus dem dem Fürsorgeminifteriums verlautbart, daß Gesuche um Zuteilung aus dem Zweimillionenfonds ent ilgi," ruft es hinter ihr her, fommite gegengenommen werden, es wurden Formularien heut nachmittag nich mit zum Staffee zu Feißverfaßt und eine bestimmte Frist für die Ein­ahmi aber aus ehelicher Anpaffungssucht mit längert wurde. Auf Grund dieser Aktion wurden lers?" Frau Stron ist gebürtige Hamburgerin, reichung der Gesuche festgeseßt, die mehrfach ver­gutem Willen und schlechtem Erfolg den rheini- nun 22.000 Gesuche überreicht und schen Dialett ihres Mannes nach.

Zimmer.

Seine Zeit," ruft Gilgi   und klappt die Flurtür hinter sich zu.

das Ministerium hat nichts anderes getan, als diesen Gesuchen entsprochen und jedem Bezirk ganz einfach ohne jede Aenderung die Quote zugemeffen, die der Anzahl der Ge­fuche entsprach, die aus diesem Bezirk ein­gelaufen waren.

Polnischer Angriff In feinem einzigen Falle hat, wie wir auf Grund auf Frankfurt   a. O. Die Annahme der heurigen deutschen   Manöver. von Informationen behaupten fönnen, das Mini­Berlin, 19. September. Bei Frankfurt   a. O., sterium irgendein Gesuch ausgeschieden, sondern Berlin  , 19. September. Bei Frankfurt   a. D. einfach die gesamte Summe, die dem Ministe in einer Entfernung von etwa 80 von der in einer Entfernung von etwa 80 Km. von der rium zur Verfügung stand, durch die Anzahl der polnischen Grenze, wurden heute die deutschen Gesuchsteller dividiert und jedem Gesuchsteller Herbstmonöver eröffnet, die bis Donnerstag dauern die so errechnete Summe zuweisen lassen. werden. Ihr indirektes Thema ist ein Angriff auf Frankfurt   a. D., das ein wichtiger strategi­scher Punkt ist, von polnischer Seite her.

Von Dienstag bis Donnerstag wird den Manövern auch Reichspräsident Hindenburg   bei­wohnen.

Noch nie wurde eine Aktion so sehr im Lichte der Deffentlichkeit, so fontrolliert von den Interessenten selbst durchgeführt, wobei die Durchführung nicht einem Organ des Ministeriums für soziale Fürsorge, sondern den

Der Abg. Dubicky verabsäumte es natur­gemäß auch nicht, auf die nationale Trommel zu schlagen und in gewohnter Weise darüber zu jammern, daß auch diesmal das Ministerium für soziale Fürsorge die deutschen Gebiete stärker berücksichtigt habe als die tschechischen.

Wer fann denn dafür, daß in den Gebirgs­gegenden, die meist von Deutschen   bewohnt find, sich die ganze Musikinstrumentenindu stric, die Spißenindustrie, die Spielwaren­und Perlmutterindustrie, die Heimtveb warenerzeugung befindet?

( Fortsetzung folgt.)

Nachdem aber der Berr Dubicky schon von der Verteilung von Fonds redet, werden wir jetzt und in der nächsten Zeit von anderen Fonds reden, deren Verteilung einem anderen Mini­sterium untersteht, welches von den Agrariern berwaltet wird.

Wie verteilen denn die Agrarier das Geld aus den Fonds für Elementarunterstüßun gen und wie wurde das Geld aus der Saataktion verteilt? Wir werden uns nun da anschauen, wie in nationaler Hinsicht vorgegangen worden ist und wir werden die kontrollose Wirtschaft des Land­wirtschaftsministeriums nicht weiter dulden. Selbst das Blatt des Ministers Sramek, die ,, Lidové Listy" weisen in der Nummer vom 12. August darauf hin, daß sich gegen die Ver­teilung der Gelder aus dem Elementarfonds in der Slowakei   lebhafter Protest erhoben hat, daß dort zahlreiche landwirtschaftliche Rorporationen und Gemeinden eine andere Vecteilung ver langen. Wir werden die Gelegenheit wahr­nehmen, den Herrn Dubicky, der jetzt Vor­sibender des landwirtschaftlichen Ausschusses ist, u befragen, welche Kontrolle bei der Verteilung der Gelder aus diesem Fonds geübt wird. Die Typen der Artikel in der agrarischen Presse, in denen von der kontrollosen Wirtschaft des Mini­steriums für soziale Fürsorge gesprochen wird, werden dann rasch kleiner werden.

Bei dieser Gelegenheit wollen wir noch, um zu zeigen, wie auch von deutscher Seite gegen bas Ministerium für soziale Fürsorge in der unverschämtesten Weise gehetzt wird, auf den öffentlichen Brief zurüdfommen, den die Ge-. nossenschaft der Glaswarenerzeuger in Gablon; in der sonntägigen Reichenberger Zeitung  " an den Minister für soziale Fürsorge richtet. Nicht zum ersten Male ist es, daß diese Genossenschaft den Fürsorgeminister anfällt. Wie frech und In diesen Gebirgsgegenden können sich die unverschämt dieser Angriff ist, geht daraus her­Leute anders nicht ernähren, der Boden gibt vor, daß die Unterſtüßungen für die Gewerbe­zu wenig her, sie müssen daher in der Heimtreibenden in der Heimindustrie gar nicht der den Dubický anvendet, ist der, daß er bei der delsminister verteilt, wie wir schon vorher ge­arbeit fümmerlichen Lohn finden. Der Tric, Minister für soziale Fürsorge, sondern der Han­Slowakei und Mähren   ganz an die nationale fagt haben. Zusammensetzung der Bezirke vergißt und nur Slowakei   und Mähren   ganz an die in Böhmen   eine Scheidung nach deutschen und Zusammensetzung der Bezirke vergißt und nur schechischen, beziehungsweise gemischten Bezirken du: chführt. Er vergißt ganz, daß sich unter den dichführt. Er vergißt ganz, daß sich unter den 14 lowakischen Bezirken, die beteilt wurden, fein einziger deutscher Bezirk befindet und daß unter an den Fürsorgemiister zu wenden. den mährischen Bezirken sich 11 tschechische, 3 Den Minister für soziale Fürsorge geht die gemischte und nur 8 deutsche Bezirke befinden. ganze Aktion für die Kleingewerbetreibenden Insgesamt wurden 86 Bezirke beteilt, davon nichts an und wir hoffen, daß der Minister für waren 43 rein tschechisch, 11 gemischt und nur soziale Fürsorge schon den Herrschaften gegen­32 mit überwiegend deutscher Bevölkerung. über die Konsequenzen ziehen und zu gegebener Zeit ihnen die richtige Antwort auf ihre Frech­heiten erteilen wird.

Wie man sieht, besteht also nicht der ge= ringste Grund zur Beschwerde, die Aktion wurde in vollem Lichte der Oeffentlichkeit durchgeführt, diejenigen, die ein Gesuch eingereicht hatten, wurden ohne Unterschied der Nationalität beteilt, das Geld wurde vom Ministerium den Landes behörden, von diesen den Bezirksbehörden zuge­wiesen, die die Verteilung durchführten.

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Herr Abg. Dr. Bacher was meinen Sie eigentlich?

Entweder find also die Herren von der Ge nossenschaft der Glaswarenerzeuger in Gab lonz an der Neiße   Ignoranten oder so un­verschämt, dies zu wiffen und trotzdem sich

Beide Beispiele, die wir hier angeführt haben, zeigen, mit welchem Uebermaß und Un­verschämtheit und mit welchem Mangel an Kenntnissen man sich auf deutscher und tschechi sayer Seite unterfängt, das Ministerium für soziale Fürsorge zu kritisieren.

nicht etwa das Sozialministerium, sondern die Gesetzgebung bersagt, die dieser wichtigen Frage ihre Aufmerksamkeit nicht zuwenden wollte).

Herr F. B.", also der Herr Abgeordnete In einem Sonntags- Artikel der Bohemia" Bacher, möge es verstehen, daß für uns diese seine beschäftigt sich F. B.  "- also der Herr Abgeord Stellungnahme feineswegs burch den vielleicht nete Dr. Franz Bacher von der Arbeits- und freundlich gemeinten Hinweis auf die Schuldlosig­Wirtschaftsgemeinschaft mit der den Staats- feit des Fürsorgeministeriums erledigt ist. Viel­beamten und Pensionisten drohenden Kürzung mehr interessiert es uns jetzt erst recht, was ihres Einkommens und behandelt rechtlich und denn eigentlich dem Herrn Dr. Bacher an moralisch die Frage, ob man denn eigentlich über der Arbeitslosenunterstüßung systemlos, ja haupt ein Vertragsverhältnis, wie es schließlich geradezu unverantwortlich gehandhabt" vor­zwischen dem Staat und seinen Angestellten vorkommt! Da es sich hier um eine Kritik handelt,

liegt, einseitig abändern dürfe. Und dieser Frage- die Herr Bacher mit keinem Worte begründet,

stellung fügt Herr F. B.  " bei:

fordern wir ihn auf, eindeutig zu erklären, was Man wird den Notstand des Staates an- ihm unverantwortlich und systemlos erscheint. führen. Diese Rechtfertigung würde nur dann Sollte der Herr Abgeordnete der Deffentlichkeit gelten, wenn nicht die Einwendung erhoben dies nicht klar auseinandersetzen wollen, so würde, werden könnte, daß das Geld haufen im Hinblick auf den Zusammenhang, in dem diese weise zum Fenster hinausgeworfen Aeußerungen vorgebracht sind, der Verdacht wird, wenn nicht Amts- und allerhand über Nahrung bekommen, Herr Bacher, der Mann mit flüssige Schulpaläste aus dem Boden wüchsen dem warmen Herzen für die Staatsbeamten, will und wenn insbesondere die Art der Arbeits- dem Staat auf Kosten der Arbeitslosen sparen losen unterstützung nicht dermaßen sy ste me halfen, mit anderen Worten den Ab bander los, ja geradezu unverantwortlich ge- Arbeitslosenunterstützung befür handhabt wurde( in diesem legten Bunfte hat worten!