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Boz demokrat

Zentralorgan d. Deu  

12 Jahrgang.

zialdemokratischen Arbeiterpartei i.d.Tschechoslowakischen Republik

Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich früb.

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Mittwoch, 21. September 1932

Nr. 223.

Sezialdemokrat Hansson Auflösung des Preußenlandtages? Gandhis   letzter Kampi.

übernimmt Kabinettsbildung

in Schweden  .

Drohungen Papens.

Von H. N. Brailsford, London.*) Gandhis Drohung, freiwillig bis zum Stockholm  , 20. September. Der König Berlin  , 20. September.  ( Eigenbericht.)| nistisch- nationalsozialistischen Mehrheit seinerzeit Sungertod zu fasten, falls die englische Regie­von Schweden   hat heute nachmittags dem Aus den gestrigen Besprechungen beim Reichs gefaßten Beschluß nicht zurücnimmt, die Auf- rung nicht eine ihrer Entscheidungen über das sozialdemokratischen Parteiführer Hansson Zanzler wird bekannt, daß Papen   erklärt hat, er lösung des Landtages und Neu­den Auftrag zur Regierungsbildung erteilt. müsse darauf bestehen, daß der preußische Land- wahlen durchseßen werde, obschon hiezu nur fünftige Wahlrecht in Indien   widerruft, führt müsse darauf bestehen, daß der preußische Land- wahlen durchsetzen werde, obschon hiezu nur uns zurück in die Welt eines vorgeschichtlichen tag seinen Beschluß widerrufe, wonach die Bes das Dreimännerkollegium, Landtagspräsident amten nicht gehalten feien, der kommissaristischen Staatsratpräsident preußischer Ministerpräfi- Glaubens. Es ſteckt viel mehr in ſeiner Ab­Regierung Folge zu leisten. dent, berechtigt ist, in dem ohne Zentrum und sicht als ein Appell an die Sympathien sei­Man glaubt, daß die Reichsregierung, falls Nationalsozialisten kein derartiger Beschluß zu ner Landsleute und der zivilisierten Welt. Es der preußische Landtag diesen von einer kommu- stande kommen fann. ist ein Stück des ältesten indischen Glaubens und Aberglaubens, daß ein Heiliger, der sei­nen Leib zu Tode kasteit, dadurch eine Macht gewinnt, die ihn zum Meister selbst der Göt­ter und der Sterne macht.

Gandhi   im Hungerstreik. Seit gestern 12 Uhr mittags. Poona  , 20. September. Gandhi   hat die

Bedingungen, die die Regierung für seine Frei Hitler wollte Hindenburg  

250

lassung gestellt hat, abgelehnt und weigert

jich, seine Zelle zu verlassen. Die Regierung

beabsichtigt aber nicht, ihn zum Verlassen des hat Vertreter

wollte Hindenburg  absetzen.

Enthüllungen Otto Wels  ' über Hitlers Packelelen mit dem Zentrum.

Berlin  , 20. September.  ( Eigenbericht.) Durch eine gewaltige Kundgebung im Sportpalast hat heute die Berliner   Sozialdemokratie den Wahl­fampf eröffnet. Die Hauptrede hielt Otto Wels  , der eine Reihe interessanter Enthüllun gen machte.

Er erklärte, daß die Nationalsozialisten bereit waren, wenn Hindenburg   der schwar­braunen Roalition zustimme, ihre ganzen Agi tationsfragen zum alten Eisen zu werfen. Da aber Hindenburg   nicht zustimmen wollte, redete Hitler   den Zentrumsvertretern zu Hindenburg   ein für allemal nach Neuded zu schiden. Hitler   juchte den Zentrumsleuten an Hand der Verfassung tlar zu machen, daß die Abseßung des Reichspräsi­benten vom Reichstag durch Zweidrittelmehr heit beschlossen werden könne.

Dieser Todseind der Marristen, erklärte Wels, hat das Zentrum förmlich beschworen, uns, den Novemberverbrechern", die Bundesgenossenschaft der Nationalsozialisten Nichts verrät bis jetzt, daß die öffentliche im Kampf gegen Hindenburg   anzubieten! Meinung Englands auch nur eine schwache Am vorbergangenen Samstag hat Hitler   Vorstellung von den Ereignissen hat, denen in einer Besprechung beim Reichstagspräsiden- Indien entgegengeht, wenn nichts geschieht, ten erklärt, daß er im Falle einer Amisent- um das Fasten seines Führers zu verhindern. hebung des Reichspräsidenten   wieder kandidie­

ren werde und daß er als seinen Gegenlan- Tag für Tag, wenn die Nachricht von seinem didaten Brüning betrachte, mit dessen Wahl Befinden selbst in den entferntesten Dörfern. im zweiten Wahlgang er durchaus rechne. von Mund zu Mund geht, werden Millionen Wenn Brüning   Reichspräsident würde, dann Menschen ihre Arbeit verlassen; dieses unge­rechnete Hitler darauf, Reichskanzler zu heure Land, betend, fastend und demonstrie­werden. Aber wenn auch Hitler   die Hoffnung rend, wird an nichts anderes denken. Stellt nicht aufgibt, Reichspräsident zu werden, so euch eine Streuzigung vor, die sich von Tagen sind seine Bundesgenossen weniger dafür.

Am 9. September hat Strasser den Reichs- u Wochen ausdehnt, ein gläubiges Volk auf Am 9. September hat Strasser den Reichs- den Knien rund um Golgatha- und ihr wehrminister Schleicher besucht und ihn gebeten, habt ein Bild des Entsetzens, durch das In­Sitler die Unmöglichkeit seiner Kanzler habt ein Bild des Entseßens, durch das In­fchaft flarzumachen. Schleicher sei der einzige, dien hindurchgehen wird. Wenn er stirbt, wird der das könne. Schleicher lehnte jedoch ab und die Welt nicht mehr die gleiche sein. Ein Füh veröffentlichte dafür das bekannte Rommuniquee, rer, dessen Wort Mäßigung und die Frömmig­in dem es hieß, daß er zu einer Verleugnung des feit der Väter wahrt, wird dahingegangen Gedankens der Präsidialregierung nicht die sein und Jung- Indien wird in seinem Zorn Hand gebe. gegen das Kaiserreich des Pontius Pilatus   zu den Waffen der Gewalt greifen. Die Ursache aber wird vergessen sein: des

der verſchiedenen Klaſſen der Hindus empfangen, Defizit für 1931: 1295 Millionen. Menschen Gedächtnis ſtrebt zum Einfachen

darunter auch solche der Parias.

Heute genau Mittag 12 Uhr er flärte Gandhi, er beginne mit dem Hungerstreit..

Da Gandhi   leicht erkrankt ist, hat ihm der behandelnde Arzt den Empfang aller Besucher streng verboten.

Parias haben keinen Gott.

Exzesse vor einem Hindutempel.

In Ahmedabad   hat der Versuch, in den Hindutempel auch Barias einzulassen, große Exzesse verursacht. Es mußte die Polizei alarmiert werden, die die Menge der orthodoren Hindus auseinandertrieb, welche vor dem Tem pel demonstrierte und sich vor die Eingangstore stellte, um die Parias daran zu hindern, in den Tempel zu gelangen.

Delegation bei Gandhi  .

Bombay  , 20. September.  ( Reuter.) In dem von der indischen Konferen; ausgearbeiteten Entwurf wird an Wahlkreise gedacht, in denen auch die niederen Kasten inbegriffen wären, deren Interessen gleichwertig geschüßt würden. Von der Stonferenz fuhr eine Delegation zu. Gandhi  , um ihm diesen Vorschlag zu unter breiten.

Neuer Abbau des Sozialetats van der Pap: nregierun angekündigt. Pap nregierung angekündigt.

Berlin  , 20. September.  ( C. P.-B.) Jm Reichsfinanzministerium fand heute unter dem, Vorsiße des Reichsfinanzministers eine Bespre chung mit den Finanzministern der Länder fiatt. Die eingehende Aussprache ergab, daß bei den noch immer sinkenden Einnahmen und den steigenden Wohlfahrtsausgaben der Gemeinden die finanzielle Lage für viele Länder und Gemeins den in den nächsten Monaten selbst bei Annahme einer leichten Besserung der Wirtschaft noch äußerst schwierig werden wird und daher an weiteren Vereinfachungs- und Ein sparungsmaßnahmen nicht bor= übergegangen werden kann.

Sur Prüfung dieser Fragen wird bereits in den nächsten Tagen ein fleiner Ausschuß im Reichsfinanzministerium zusammentreten, dem ein Vertreter des Reichsfinanzministeriums und fieben Bertreter der Länder angehören.

Staatsrechnungsabschluß dem Parlament vorgelegt.

und zum Großen.

Taktisch hat dieser seltsame Mann eine seltsame Wahl getroffen, als er die Frage der Prag  , 20. September. Amtlich wird gemel- wirtschaft bloß 1241 Millionen K beträgt. det: Das Oberste Rechnungskontrollamt hat Die Außeretat- Wirtschaft schließt demgegen- Unberührbaren" zum Gegenstand seines letz soeben der Nationalversammlung den Staats- über in der Kassenrechnung nach Ausscheidung ten Kampfes erfor. Nur wenige Inder außer­rechnungsabschluß für 1931 vorgelegt. der obigen Einlagen in den Betrieben per 728 halb der Hindugemeinschaft und noch weniger Nach dem Kassenkonto betragen die Ausgaben Millionen K mit einem Ueberschuß von 929 Mil- Europäer werden seine Beweggründe ver­der Budgetwirtschaft für dieses Jahr 12.260 lionen K ab, so daß die Kassabarschaft Ende 1931 stehen, obgleich man aus anderen Gründen Millionen K, die Einnahmen 10.291 Millionen K; gegenüber 1930 bloß um 312 Millionen geringer Die Entscheidung der englischen   Regierung somit ergibt sich ein Abgang von 1969 Millio- war. nen K. Von diesem Abgang ist aber ein Betrag Das Verwaltungskonto( Erforderniss:) weist mißbilligen mag. von 728 Millionen K bloß eine durchlau- ein Defizit von 2081 Millionen K auf. Auch in Nachdem die Vertreter der verschiedenen fende Post. Es handelt sich hier um eine diesem Betrage sind die erwähnten Einlagen in indischen Gemeinschaften auf der Indienkon Stassabarschaft der staatlichen Unternehmungen, der Höhe von 728 Millionen K und weitere von feren; untereinander zu feiner Einigung kom­die bei ihrer Lostrennung von der Staatsver- der Staatsfajfe in früheren Jahren in der Höhe men fonnten, hat nunmehr Macdonald selbst waltung im Jahre 1925 anfangs als Vorschüsse, von 58 Millionen K gewährte Vorschüsse, welche eine Regelung der strittigen Fragen diktiert. in der Rechnung für 1981 aber erst definitiv als auf den Stand der Kajsabarschaften keinen Ein- Sie beruht auf dem Wahlsystem, das die eng­Bermögen der staatlichen Unternehmungen aus fluß haben, angeführt.

gewiesen wurden. Die gleiche Post zeigt sich daher Nach Abrechnung dieser Beträge zeigt jich lische Regierung als eine der ersten Reformen in den Einnahmen der außeretatlichen Wirtschaft, ein tatsächlicher Abgang der Verwaltungswirt in Indien   eingeführt hat. Hindu, Mohamme so daß der tatsächliche Kaffenabgang der Budget- schaft von 1295 Millionen K.

Die Bezüge der Staats­

angestellten.

Eine Aufstellung des Finanzministeriums. Prag  , 20. September. Das Amtsblatt des Finanzministeriums veröffentlicht eine Uebersicht über die Zahl der Staatsangestellten und der Angestellten der staatlichen Unternehmungen nach der Höhe ihrer Jahresbezüge, d. i. der Be­üge mit der Aktivitäts- und der Erziehungs zulage. Danach beziehen Angestellte jährlich K 1.605 über

2.775

5.735

7.580

12.882

14.875

17.603

21.896

32.061

P 58.587

122.400

"

. 60.000 48.000 42.000 36.000 30.000 24.000 21.000 18.000

15.000

. 12.000 . 8.000 08.000

70.000 weniger als Hievon sind 298.800 Angestellte auf syfte  misierten Stellen, der Rest Vertragsangestellte.

daner und Sikhs bilden eigene Wahlkörper und stimmen getrennt für Kandidaten ihres bekannten Anträge auf Kürzung der Staatsange eigenen Glaubens. Das ist ein Plan, der die stelltengehälter im Parlament auch nur zum Teil Hoffnung auf eine nichtreligiöse Demokratie durchzusetzen. Für Freitag sind Verhandlungen in Indien   zerstören muß: er verewigt den des Finanzministers mit den Staatsangestellten Hader zwischen den Religionen, hindert jede organisationen angekündigt, deren Ergebnis zu Zusammenarbeit zwischen ihnen und nächst abgewartet werden soll, bevor über die zögert die Bildung von Parteien, die auf Frage in den Ministerkomitees weiter verhan- Selassengrundsätzen oder auf sozialen Program­delt werden soll. men beruhen. Ueberflüssig zu sagen, daß er Wieviel Eisenbahner gibt es? auch der Entwicklung der indischen National­Das Eisenbahnministerium setzt sich gegen bewegung entgegenwirkt und den Interessen die Blättermeldungen zur Wehr, daß sich bei den der britischen Herrschaft dient, die auf diese Staatsbahnen im Laufe des letzten Vierteljahres Weise die Minderheiten gegen die Hindu­die Zahl der Angestellten um mehr als 7000 Mehrheit ausspielen und ihre Unterstützung Personen vermehrt habe. Die Zahl der Eisen- mit Begünstigungen faufen kann. Ein Pro­bahnangestellten nehme im Gegenteil ständig ab

und fei am 30. Juni d. J. um fast 7000 Ber- portionalwahlrecht mag ein zu schwieriges fonen geringer gewesen als in der gleichen Zeit System für eine in ihrer Mehrheit analpha­des Vorjahres. Ein Vergleich zwischen März betische Wählerschaft sein, aber der Plan, den und Juni sei jedoch nicht am Play, weil im man in Indien   als das System der vorbe­Sommer regelmäßig für den Bau- und Strek haltenen Size" fennt, würde die Rechte der fenerhaltungsdienst Saisonarbeiter auf­genommen werden müssen, die nach Beendigung der Arbeiten wieder entlassen werden. Heuer wurden in der Zeit vom März bis Ende Juni 8659 Saijonarbeiter aufgenommen, im Vorjahr in derselben Zeit 9187.

Die Zahl der ständigen Eisenbahnangestell­ten, die im Durchschnitt des Vorjahres 140.132 betrug, wurde zum 30. Juni d. J. auf 135.967

Angesichts dieser Ziffern wird der Finanz­minister wohl kein leichtes Spiel haben, seine herabgesetzt.

*) Der vorstehende Artikel ist der erste in der Reihe, die von nun an der als hervorragender Sournalist bekannte Genosse H. N. Brailsford in mehreren tontinentalen Parteizeitungen, darunter auch in unserem Blatte, über Vorgänge in der englischen Politik zu veröffentlichen gedenkt. find überzeugt, daß unsere Leser dies begrüßen und aus den Artikeln wichtige Kenntnisse über englische Vorgänge schöpfen werden.

Die Red.