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Zentralorgan d. Deutschen ſozialdemokratischen Arbeiterpartei i.d.Tschechoslowakischen Republik

12 Jahrgang.

Internationale Arbeits­zeitverkürzung?

Die Vorbesprechungen in Geni eröffnet.

Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich früb.

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Donnerstag, 22 September 1932

Nr. 224.

Nazi- Rückzug vor Papen . Auch noch Teuerung?

Sie schwören jetzt auf Hindenburgs Verfassungstreue. Arbeiter Beschäftigung und Verdienſt hatte,

Hat schon früher, da der Großteil der die Verteuerung eines lebenswichtigen Nah­Genf, 21. September. Der Verwaltungsrat gestern gemeldete Konflikt zwischen der Reichstere Verfassungsverletzungen vermieden habe. Berlin , 21. September. ( Eigenbericht.) Der mütige Kompliment machte, daß sie seither wei- rungsmittels oder gar ein allgemeines An­des Internationalen Arbeitsamtes ist heute nach­ziehen der Preise empfindliche Störungen im mittags zu einer zweitägigen Sonderfißung zu regierung und dem preußischen Landtag, bezw. Die Fraktion denke nicht daran, die Haushalte einer Arbeiterfamilie hervorgeru sammengetreten, um zu dem Antrag der italieni deſſen zufälliger kommunistisch- nationalsozialisti italienischer Beamten zur Pflichtverletzung gegenüber einer fen, so würde jetzt in der Zeit der schwersten schen Regierung über die Herabießung der scher Mehrheit wegen des seinerzeitigen Land­verfassungsmäßig handelnden Regierung auf­Arbeitszeit in der Industrie auf dem Wege inter - tagsbeschlusses, daß die preußischen Beamten zufordern. Unter lautem Gelächter von links Strife ein Ansteigen der Lebensmittelpreise, nationaler Vereinbarungen Stellung zu nehmen. nicht verpflichtet seien, die Anordnungen des mußte der nationalsozialistische Sprecher auch das kann ohne Uebertreibung gesagt werden, Der italienische Vertreter machte den Vor- Reichskommissars zu befolgen, hat mit einem noch ausdrücklich die Verfassungstreue eine Katastrophe bedeuten. Wie? So wird schlag, daß Ende dieses Jahres in Genf eine 100prozent. Rückzug der Hakenkreuzler geendet. Hindenburgs als über jeden Zweifel er- man fragen, ist es möglich, daß die Gefahr technische Vorkonferenz zur Prüfung. Nach längeren Verhandlungen hinter den haben hinstellen und es auf einmal als Pflicht einer Teuerung nahe gerückt ist? In der gan­der Frage stattfinde. Nach Ansicht der italienischen Kulissen gab in der heutigen Plenarsizung des der Beamten hinstellen, Verfassung und Gesetz zen Welt ist eine Reford- Ernte zu verzeich­Regierung dürfe mit der Herabsetzung der preußischen Landtages der Nationalsozialist zu beachten. nen. Das Angebot übersteigt überall bei wei­Arbeitszeit eine Stürzung des Einkommens der Sinkler eine gewundene Erklärung ab, in der Die nationalsozialistische Fraktion brachte Arbeiter nicht verbunden werden. er die seinerzeitige Annahme dieses ursprünglich dann auch noch einen formellen Antrag ein, der tem die Nachfrage, schon deshalb, weil infolge Der französische Regierungsvertreter stimmte kommunistischen Antrages durch seine Fraktion den seinerzeitigen Beschluß vollkommen reassu- der Massenarbeitslosigkeit viele Millionen dem Antrage zu, ebenso der deutsche Regierungs- mit der Aufregung über die Anordnung, daß miert. Dabei war noch nicht einmal sicher, ob sich Menschen aus dem normalen Konjum aus= vertreter. Im weiteren Verlauf der Debatte preußische Ministerialbeamte im Landtag nicht| Papen mit diesem Antrag überhaupt zufrieden geschaltet sind. Nirgends brauchte Mangel zu sprachen sich die Arbeitnehmer geschlossen für erscheinen dürften, zu entschuldigen versuchte geben wird oder ob die Nazis nicht noch demütiger herrschen, zum wenigsten brauchte es nicht zu den italienischen Vorschlag aus. Die Arbeitgeber und dann der Papenregierung das de- und weh zu Kreuz werden friechen müssen. geschehen, daß die von den kargen Unterstüt­gaben eine vorsichtige Erklärung ab, in der eine zungen ihr nacktes Dasein fümmerlich fristen­weitere Prüfung der Frage verlangt wird. Die den Arbeitslosen und auch die mit gekürzten Debatte wird morgen fortgesetzt. Löhnen noch in Beschäftigung Stehenden sich dadurch bedroht fühlen müssen, daß ihnen in dieser entsegensvollen Zeit der letzte armselige Bissen verkleinert werde.

Kabinett Karolyi demissioniert.

Gandhi erzwingt Verhandlungen. Wegen der agrarischen Opposition in der Einheitspartei.

Befriedigender Abschluß bevorstehend? Poona , 21. September. Gandhis Hunger streit hat bereits zur Folge, daß die Berhand lungen im Lager der Hindus zwischen den Ver­tretern der höheren Stasten und der. rechtlosen Parias über die Lage der Paria- Kaste im Rah der vorgeschlagenen Wahlförperschaft mit größter Beschleunigung durchgeführt werden.

Gandhi besuchten im Gefängnis heute morgens zwei Führer der indischen gemäßigten Partei mit zwei anderen Delegierten der Bom bayer Konferenz. Die Besucher legten Gandhi den Entwurf für eine Kompromißlöſung der Wahlfrage der unterdrückten Klassen vor. Nach einer dreistündigen Beratung kehrten die Dele­gierten nach Bombay zurüd und überbrachten der Konferenz Gandhis Bemerkungen zu ihren Anträgen. Die Regierung wird ersucht werden, sich zu den allgemeinen indischen Forderungen

su äußern.

Pressevertretern gegenüber erklärte Gandhi , er werde eins werden mit der Sache, um die es geht; dennoch werde er unmenschliche Anstren gungen unternehmen, um am Leben zu blei­ben, denn er sei ebenso begierig weiter zu leben, wie irgendein anderer Mensch. In den letzten 30 Stunden hat Gandhi nur mehr Wasser zu sich genommen, das er viel trinkt. Er spinnt und

betet.

Die Aussichten, daß morgen ein leberein­kommen erzielt wird, werden als gut bezeichnet.

Budapest , 21. September. Die Mitglie- ja grarische Gruppe, die etwa 80 Abgeordnete Es gibt also der Nahrungsmittel über­der der Regierung versammelten sich gestern um zählt, in ständiger Opposition gegen den Mini­fünf Uhr zu einem Ministerrat, in dem Ministerpräsidenten steht. Für morgen war eine Ston genug, so daß einer Preissteigerung jedwede sterpräsident Graf Karolyi die gegenwärtige ferenz der Einheitspartei einberufen, in der der Berechtigung fehlt. Und nur einen Weg gibt innerpolitische Situation darlegte, worauf die tonflift offen ausbrechen sollte. Es war jogat es, der zu ihr führt: Spekulation, begünstigt Regierung zu dem einstimmigen Schluß gelangte, geplant, Ueberwachungskomitee durch falsche, im Interesse gewisser wucheri­dem Reichsverweser die Demission der Regierung über die Tätigkeit der Regierung einzusetzen. scher Kreise unternommener Regierungsmaß­Dieser Stonferenz ist nun die Regierung mit nahmen! Gerade das nun ist es, was den jetzt zu unterbreiten. Infolge dieses einstimmigen Beschlusses der ihrev Temission zuvorgekommen. ohnehin aufs schwerste heimgesuchten. armen Regierung erschien Ministerpräsident Graf Ra Ueber die Nachfolge herrscht noch keine Bevölkerungsschichten droht. Gewisse, jetzt schon toyi heute vormittags um 10 Uhr 30 in Gödöllö Klarheit. Wie es heißt, joll Karoli selbst dem fühlbare Anzeichen deuten darauf hin, daß beim Reichsverweser Horthy und unterbreitete Reichsverweser den Grafen Bethlen vorge­die Demiffion der Regierung. schlagen haben. Bethlen scheint aber derzeit nicht eine Welle der Teuerung im Heranwälzen ist, die Absicht zu haben, die Regierung zu überneh- der nur durch rasche, energische Maßnahmen men, obwohl die agrarische Gruppe, wie es der Regierung und durch den entschiedensten heißt, schon vor einer Woche sich an ihn gewen Abwehrkampf der Arbeiterschaft Einhalt gebo­det haben soll, daß er die Leitung der Regierung ten werden kann. wieder übernehme.

Der Reichsverweser nahm die auch für Ein­geweihte überraschend gekommene Demission der Regierung an und betraute sie gleichzeitig mit der provisorischen Leitung der Agenden.

Der plögliche Rücktritt der Regierung ist, Als die aussichtsreichsten Kandidaten wer wie uns aus Budapeſt gemeldet wird, auf die den der Secresminister Gömbös , ganz beson­Verhältnisse innerhalb der herrschenden Ein- ders aber der Innenminister Sereistes heitspartei zurückzuführen, wo namentlich diel Fischer genannt.

Abrüstung oder Rüstungswettlauf?

Die entscheidende Phase der Genier Konferenz.

Genau genommen fann man nicht mehr von einer bevorstehenden Teuerungs­welle sprechen, bei manchen Artikeln hat sie schon eingesetzt. Viele Bäcker haben die Erhö­hung der Hefesteuer zum Vorwand genommen, um das Gebäck zu verteuern und dabei gleich einen Extraprofit herauszuschlagen. Wir sagen zum Vorwand, weil eine Berechtigung dafür nur zu einem sehr geringen Maße in der Hefesteuer- Erhöhung gegeben war. Die Mehr­belastung der Bäcker beträgt durch sie im äußersten Falle zwei bis drei Heller und wie das Beispiel vieler Konjumvereine zeigt, hätte sie von den Produzenten, ohne daß ihr Ruin dadurch herbeigeführt worden wäre, getragen werden können. Anstatt fünf Stücke Gebäd geben sie aber deren für eine Serone nurmehr vier Stück und die Behauptung, daß den Kon­sumenten dafür teilweise durch höheres Ge­wicht Ersatz geboten wird, ist wohl nur in den

Genf , 21. September. Präsident Sender| Sodann legte der Präsident das Schreiben son eröffnete die Tagung des Büros der Ab des deutschen Außenministers und die Antwort rüstungskonferenz mit einer furzen Ansprache, in des Konferenzpräsidenten vor. Beide Schreiben Der er erklärte, die Abrüstungskonferenz sei jetzt des Konferenzpräsidenten vor. an ihrem fritischesten Punfte angelangi; wurden im Wortlaut verlesen.. es handle sich jetzt darum, ob man zu einer wirk­samen und ernsthaften Herabseßung der Rüstun gen oder zu einem neuen Rüstungswettstreit ge lange. Hauptaufgabe des Büros sei die Vorberei Berlin , 21. September. ( Amtlich.) Die tung des zweiten Tagungsabschnittes der Konfe Reichsbank seßt mit Wirkung ab 22. September renz, der, wie er bestimmt hoffe, eine Reibe seinen Brief zu antworten, erklärte sich das Büro seltensten Fällen richtig, jedenfalls faum den Diskontsag von 5 Prozent auf 4 Prozent fonkreter Abrüstungsmaßnahmen einverstanden.

Berliner Diskontsatz 4 Prozent.

und den Lombardsaß von 6 Prozent auf 5 Broseitigen werde. zent herab.

Mit dem Vorschlage Hendersons, über die Mitteilung der deutschen Regierung vorläufig in eine Diskussion einzutreten, für den Fall, daß die deutſche Regierung den Wunſch habe, auf

Deutschland bleibt unnachgiebig.

Dazu teilt die Reichsbanf mit, daß sie sich nach Beseitigung des bisherigen gesetzlichen in­dernisses zu der Zinssentung um so eher ent- Undiplomatische Worte des Reichsaußenministers. schließen fonnte, als seit der letzten Herabjeßung Berlin , 21. September. Reichsaußenminister Beteiligung an den Genfer Verhandlungen des Reichsbankdiskontsatzes der Status der Reichsbank eine weitere Erleichterung erfahren von Neurath äußert sich in der Monatsschrift nicht in Frage kommt, solange unser Anspruch

hat, die Verflüssigung an den deutschen Beld-„ Der Weg zur Freiheit" zur Frage des Kampfes märkten fortgeschritten ist und auch an den füh- Deutschlands um seine Gleichberechtigung wie renden Pläßen des Auslandes neue erhebliche folgt: Ermäßigungen der offiziellen Raten erfolgt sind. Ich hoffe, daß man sich nirgends in der Welt über die Festigkeit des Willens täuscht, der hinter unserer Forderung steht. Ich brauch: kaum zu versichern, daß für Deutschland eine

Irrtümlich erschossen. Eine neue Mordtat der Mazedonier.

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nachprüfbar. Für den Wohlbemittelten ist das natürlich ohne Bedeutung, doch beim Arbeiter und kleinen Angestellten, der mit jedem Sel­ler rechnen muß und schon gar beim Erwerbs­lojen, der mit ein paar Kronen wöchentlich sich und seine Familie erhalten muß, fällt dies schwer genug ins Gewicht.

auf Gleichberechtigung nicht von allen beteiligten Doch es ist nicht das Gebäck allein, eine Staaten anerkannt wird; das wäre mit der viel größere Gefahr droht der konsumierenden Ehre des deutschen Volkes unvereinbar. Wir Bevölkerung durch die Praxis bei der Devisen find nicht gewillt, die Rolle des minderen Rech bewirtschaftung. Es mag begreiflich erscheinen. tes zu spielen. Darin weiß ich mich mit dem daß, da alle Staaten sich gegen die Waren des ganzen deutschen Volfe einig. Der Kampf um Auslandes absperren, auch unser Staat die Deutschlands Gleichberechtigung wird durch Einfuhr ausländischer Produkte auf das un­gekämpft werden. bedingt notwendige Maß beschränkt, um seine Handelsbilanz und seine Valuta vor Inflation Sofia, 21. September. Die mörderischen Preßfreiheit unter Papen . zu schützen. Allerdings darüber hinaus dari er nicht gehen, wenn er die große Masse der Stämpfe zwischen den mazedonischen Gruppen Berlin , 21. September. Nach einer heute Bevölkerung vor Schaden bewahren will. Die haben ein neues Opfer gefordert, u. zw. dies­mtal eine diesen Stouflikten ganz und gar fern­Wien, 21. September. Die sozialdemokratische vont sozialdemokratischen Abend" veröffent­stehende Person. Michajlow- Emmissäre ermor Parteivertretung hat den diesjährigen Parteitag lichten Statistik wurde in der Zeit vom 29. Juli ser Schaden kann in großem Umfange gestifte die Bürokratie, der unsere deten gestern den bekannten Sportsmann Georg für Sonntag, den 13. November, nach Wien ein bis 14. September in Preußen durch den Reichs- werden, wenn Voinescu, einen bulgarischen Staatsbürger berufen. Er dürfte dis Dienstag, den 15. Novem fommissar für Preußen 63 Erscheinungsverbote Devisenbewirtschaftung anvertraut ist, die rumänischen Ursprungs, den sie irrtümlicher ber, dauern und soll sich vorwiegend mit der für Tagesblätter und verschiedene periodische Beit Einfuhr von Lebensmitteln, die, weil sie bei schriften erlassen. uns in nicht genügenden Mengen produziert weise für einen Anhänger Protogerows hielten. politischen und wirtschaftlichen Lage befassen.

Oesterreichischer Parteitag am 13. November.