Titl.

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Ginzelpreis 70 Seller. ( Einschließlich 5 Heller Porto).

demokrat

Zentralorgan d.Deutschen ſozialdemokratiſchen Arbeiterpartei i.d.Tschechoslowakischen Republik.

12. Jahrgang.

Bürositzung der SAI.

Vor der Einberufung

der Internationalen Konferenz.

Zürich , 28. September. Das ertveiterte Büro der Sozialistischen Arbeiter- Internationale hat gestern und heute in Zürich getagt.

Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich früb.

Redaktion u. Berwaltung: Brag II, Nekázanka 18 Telepb.: 20795, 31409, Nachtrebalt.( ab 31 Uhr): 33858 Bonfoedamt: 57544

Donnerstag, 29. September 1932

Nr. 230.

Dem Herrenklub schwillt der Kamm. Der Gehaltsabbau.

Reichsregierung beabsichtigt Streikverbot?

,, Wer zuerst schießt, gewinnt!"

In diesem Zusammenhang verdient eine Aeußerung des deutschnationalen Führers von Oldenburg - Janusch a u Beachtung, der

Berlin , 28. September. Während von gestellt worden und habe bei einigen Ministern Regierungsseite die Vorarbeiten zu den Reichs- günstige Aufnahme gefunden. lagswahlen am 6. November anscheinend ganz Es nahm den Bericht des Sekretariates über verfassungsmäßig getroffen werden, werden Ge die internationale Lage entgegen und rüchte laut, daß die Regierung auf Drängen der fam zu voller lebereinstimmung über jene Ge- Schwerindustrie sich mit dem Gedanken trage, sichtspunkte, nach denen die Aktion der Soziali- das Streitrecht der Arbeiter auf­stischen Arbeiter- Internationale in Verbindung zu heben, um der Industrie die Möglichkeit mit dem internationalen Gewerkschaftsbund zu geben, die geplanten Lohnsenkungen einfach gegen die Aufrüstung und für die zu diktieren. allgemeine Abrüstung, die einer allge­meinen Kontrolle unterworfen sein soll, fort­gesetzt werden soll. schaften Der Deutsche " bestätigt diese Ge Das Büro beschloß ferner nach eingehender rüchte. Die Reichsregierung befasse sich ernstlich Debatte, der Exekutive vorzuschlagen, die Einbe- mit der Absicht, ein Streit verbot zu erlas rufung einer Internationalen sozia: sen. Das Ersuchen um Erlassung eines solchen Verbotes sei insbesondere von Vertretern listischen Konferenz in Aussicht zu nehber Metallindustrie an die Regierung men, welche die Frage der Methode des Kampfes der Arbeiterklasse um die Macht und die gegenwärtigen wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse behandeln soll.

Eine Stimme

aus Beamtenkreisen.

Wieder einmal soll der Staatshaushalt auf Kosten der Staatsangestellten ins Gleich­gewicht gebracht werden. Der Herr Finanz­minister geht wie ein Blatt schrieb den Weg des geringsten Widerstandes und täuscht sich und der Deffentlichkeit vor, daß dieser, wenn auch nicht zum Ziele, so doch in dessen in einer Versammlung in Zoppot u. a. erklärte: Nähe führe, zur Bannung der Krise oder doch " Es riecht hier nach Pulver und es zu ihrer Entspannung. Das Organ der christlichsozialen Gewerk­Dder sollte es sich um eine bewußte Jrre­wird geschossen werden. Wir stehen auf den Trümmern eines niederbrechenden führung der öffentlichen Meinung handeln? Parlamentarismus, der mit Recht zusammen- Denn der Finanzminister muß doch wissen, gebrochen ist. Von der Regierung im Reiche daß die Bezüge der öffentlich Bediensteten schon fann man nur sagen, die Rechtsschwenkung längst keine Rücklagen oder überflüssigen Aus­ist getan, ein Zurück gibt es nicht mehr. Wer gaben gestatten, daß abgesehen von weni­zuerst schießt, der gewinnt!" gen hohen Gehältern die Diensteinkommen der Staatsangestellten gerade zur Deckung der einfachsten Ansprüche reichen und daß jeder aus öffentlichen Mitteln Besoldete gezwungen ist, seine ganzen Bezüge sofort wieder auszu­geben und daß daher alles, was den Staats­angestellten entzogen wird, aus dem Kreislauf Reichsgericht- 10. Oktober. Genf , 28. September. Der deutsche Reichs- Die Abreise Neuraths von Genf wird in der Wirtschaft gerissen wird und die Krise so Berlin , 28. September. Wie das Nachrichten außenminister v. Neurath ist heute abend aus den deutschen politischen Streifen als eine nach nicht nur nicht gelindert, sondern verschärft Büro ist Genf nach Berlin abgereist. Vor seiner Abreise drückliche Bekundung der Unzufriedenheit der Unzufriedenheit der würde. Der Herr Finanzminister vergißt, daß Termin für die Verfassungsstreitklage der preu erklärte Minister Neurath , er beabsichtige nach Reichsregierung mit dem von der französischen die Mehrzahl der Bediensteten schwer verschul ßischen Minister gegen das Reich wegen der Ein- Genf zurückzukehren, könne aber den Tag seiner Regierung gegenüber den deutschen Forderungen det ist und bei einer neuerlichen Kürzung des fegung eines Reichskommissars in Preußen fest Rüdfehr nicht festjesen. gesetzt worden. Die Verhandlung vor dem Staatsgerichtshof findet am 10. Oktober statt. Preußen hat drei Anträge

Schließlich behandelic das Büro eine Reihe Demonstrative Abreise Neuraths aus Genf.

organisatorischer Fragen.

Der erste begehrt die Feſtſtellung, daß die. Ein ſetzung eines Reichstommiffars für Preußen mi so weitgehenden Befugnissen, die Abseßung der Breu ßenminister, die Zurdispositionsstellung von Be amten und der Eingriff in die Reichsratsvertretung mit der Verfassung nicht im Einklang steht. Der zweite Antrag, der im wesentlichen mit den von Bayern und Baden in ihren Sonderklagen gestellten Anträgen übereinstimmt, wünscht eine Entscheidung darüber, daß gewisse Maßnahmen der Reichsregie rung unter allen Umständen über die Befugnisse aus Artikel 18 der Reichsverfassung hinausgehen, und zwar selbst dann, wenn die zur Rechtfertigung behaupteten Tatsachen zutreffen. Der dritte Antrag wünscht die ausdrückliche Feststellung, daß die vom Reich gegen Preußen erhobenen Vorwürfe nicht zutreffen.

Vorbereitungen zur Reichstagswahl.

Berlin , 28. September. Der Reichsminister des Innern hat durch Verordnung bestimmt, daß die Stimmlisten und die Stimmfarten vom 16. bis 23. Oktober aufzulegen sind. Die Landesregierungen sind durch Rundschreiben ge­beten worden, alle Maßnahmen zur Durchführung der Reichstagswahl in die Wege zu leiten und die Gemeinde Verwaltungsbehörden mit entsprechender Wei­sung zu versehen.

Wer wird Horthys Minister­präsident?

Budapest , 28. September. ( MTJ.) Heute nachmittags wurden die Minister Koranhi, Keresztes- Fischer und Gömbös vom Reichsver­weser in Audien; empfangen. Eine offizielle Designierung des neuen Ministerpräsidenten ist noch nicht erfolgt. Ihre Bekanntgabe ist erst nach der morgigen neuerlichen Audienz des Grafen Karolyi und des Grafen Bethlens beim Reichs­verweser zu

Kein Zusammentreffen mit Herriot .

Die Abreise stand nach einer deutschen Weei dung schon fest, ehe bekannt wurde, daß er riot morgen in der Völkerbundversammlung sprechen will. Der Reichsaußenminister hat bedauert, daß er dabei nicht anwesend sein kann. An den Dispositionen ließ sich aber angeblich nichts mehr ändern.

".

Bezüglich der Haltung Deutschlands zu der Abrüstungskonferenz haben die Gespräche, die Freiherr von Neurath mit verschiedenen Persön lichkeiten hatte, die Situation in keiner Weise verändert. Neurath erklärte, daß ihm teine Vorschläge betreffend die Abrüstungsarbeiten ge­macht wurden.

eingenommenen Standpunkt gedeutet. Die Be­gründung, daß die Abreise auf wichtige Sta- Einkommens dem Ruin gegenüberstünde. binettsberatungen in Berlin zurückgehe, sei aber Während gegen die Großen, die mit nicht in dem Sinne aufzufassen, als wenn von Bilanzverschleierungen, komplizierten Rekursen deutscher Seite irgendwie eine große Aktion und Beschwerden die Finanzbehörden mit Ar­geplant oder gar mit einer Abschwenkung von beit überhäufen und durch Androhung von der bisherigen außenpolitischen Linie zu rech Betriebsstillegungen und Arbeiterentlassungen in Schach zu halten wissen, noch immer die weitestgehende Rücksicht waltet, will man brutal dort zugreifen, wo Kampf und Auf­lehnung unmöglich und zwecklos sind.

nen sei.

Herrio, will ,, erhabene Ruhe" wahren.

Zu dem plötzlichen Entschluß Herriots, in der Der Herr Finanzminister hat aber Trost­morgigen Sizung der Völkerbundversammlung worte: Es wird alles billiger werden, der zu sprechen, berichtet die Agence Havas: Der Bis heute erwartete man hier mit einer ge- Chef der französischen Regierung wird aus Höf- Inder wird sich senken und dies ausgleichend wissen Spannung, ob es Ministerpräsident Serlichkeit gegenüber dem Wölferbunde seiner mor- auf den Lebensstandard wirken, so daß in fur­riot auf eine persönliche Unterredung mit dem gigen Rede einen Ton erhabener Ruhe geben ser Zeit die Staatsangestellten wieder auf dem deutschen Reichsaußenminister ankommen lassen und die Tribüne des Völkerbundes nicht zu bisherigen Wirtschaftsniveau sein werden." werde. einer Polemit gegen den Reichskanzler benützen. Er verweist darauf, wie verhältnismäßig schmerzlos sich seinerzeit die Gehaltsfürzungen durch Dr. Rašin verwirklichen ließen. Dabei leistung zwischen den Staaten schließt übersicht aber Dr. Trapl, daß heute alle Wirt­ Matin" sei die beste Antwort, die Deutschschaftsführer über den Tiefstand der Preise land gegeben werden könne.

Henderson läßt nicht locker!

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Ein Verteidiger des Völkerbundes.

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flagen und ihn als einen Hauptgrund der Krise betrachten. Alle Maßnahmen der wirt­schaftlichen Oberschichte erstreben daher Preis­steigerung. Um ein Beispiel anzuführen: Die Agrarier stellen aus dem Titel der heuer übermäßig" guten Ernte die groteske For­derung nach Staatsaushilfen und drohen für Genf

, 28. September. Der Vorsitzende der Abrüstungskonferenz Henderson lich vor. ciner Abreise nach London eine Erklärung vec­öffentlichen, in der es heißt, er habe heute mit Freiherrn v. Neurath, dem italienischen Außen­Genf, 28. September. In der Völkerbund minister Baron Alsifi, ferner mit Minister Dr. Beneš, Zalesti, Symans und dem spanischen versammlung warnte heute der Schweizer Bun­Delegierten Madariaga verhandelt. Henderson despräsident Motta die Staaten davor, gleich den Fall der Verweigerung in mehr oder hofft, daß bis zu seiner Rückkehr, d. i. am 10. mit dem Austritt aus dem Völkerbund zu dro- minder verblümter Art die Vernichtung des Oftober ein hinreichender Fortschritt hen, wenn diese oder jene ihrer Forderungen preisdrückenden Ueberschusses" an. Heute, da getan sein wird, um dem Präsidium der Ab- nicht erfüllt werde. Für die großen Staaten würde tausende und abertausende Arbeitsloser mit rüstungskonferenz gleich in seiner ersten Sibung dies die Rüdkehr zu dem System der ihren Familien hungern! Sind das cilva einen Bericht vorlegen zu können, um über das ehemaligen Allianzen bedeuten. Der Umstände, die eine Verbilligung der Lebens­Vorgehen betreffend die Frage der Sicherheit Bölferbund bleibe ein sicherer Hort des Friedens; haltung verheißen? und Gleichberechtigung beraten zu dieses Friedensinstrument dürfe nicht zer­trümmert werden, denn nie mehr würde es ge- wesentlich anderes. Waren doch damals nach Die Maßnahmen Rašins waren etwas tönnen. lingen, es wiederherzustellen.

Was geht da vor?

Europäischer Studienausschuß einberufen.

dem Krieg bei Industriellen und Bauern Rie­jenjummen aufgespeichert, während wegen der Paris , 28. September .( Havas.) Wie die langen Erzeugungspause der Gütervorrat klein Blätter aus Genf melden, hat Ministerpräsident Für Freitag ist der europäische Studienaus war. Die Reichen kauften daher weit über Herriot es abgelehnt, ihren Korrespondenten irgendwelche Erklärungen über seine gestern schuß einberufen, welchem die Ergebnisse der Bedarf und zahlten jede geforderte Summe. abends abgehaltene Besprechung mit den Mint Konferenz in Stresa unterbreitet werden Die gesteigerte Nachfrage ließ die Preise zu ſtern Dr. Beneš. Zalesti und Jevtič so sollen. Dieser Tage finden Beratungen von schwindelinder Höhe steigen. In diese Verhält­stern Dr. Beneš. Zaleski und Jevtič so wie mit dem rumänischen ständigen Delegierten Vertretern des sogenannten Agrarblocks statt, die nisse griff Dr. Rašin ein. Er verringerte den eine Einigung über das gemeinsame taktische Geldvorrat, drosselte die Nachfrage und er­Vorgehen bezwecken. zwang sinkendes Angebot. Heute sind aber an­dere Voraussetzungen da. Heute sollen ledig­lich die Aermsten die Opfer sein. Die Unter­nehmer, die ihre Betriebe sperren oder ein­

beim Völkerbund abzugeben.

Rückständige Völkerbundbeiträge: 19 Millionen Goldfranks.

u erwarten. Die Kapitalisten zahlen nichts mehr! Matin" will wissen, daß bei dieser Ston­feren; die vollkommene und absolute Zusammen Wei mar ar, 28. September .( Eigenbericht.) arbeit der Länder Mittel- und Osteuropas kon In einer nationalsozialistischen Versammlung in statiert und gesichert wurde, die ohne jedwede Rudolstadt bestätigte der gerade aus München Einschränkungen ihre Unterstübung für die in- Aus dem Rechnungsabschluß für 1931 geht zurüdgekehrte Landtagsabgeordnete Peutert, ternationale Organisierung der u. a. hervor, daß der Abgang der Wirtschafts- schränken, wenn sie weniger abzuwerfen begin­daß die nationalsozialistische Partei vor dem Sicherheit, wie sie von Frankreich finanziellen Zusammenbruch stehe und daß die vorgeschlagen wird, gewähren. Wahr Parteikassen der Ortsgruppen leer seien, die Ka- scheinlich werde dies die größte leberra pitalisten nichts mehr zahlen wollten und die schung der heurigen Saison des Völ SA.Leute teilweise mit leerem Magen in den fer bundes sein. Die Verwirklichung eines Wahlkampf gehen. Vertrages über die gegenseitige Hilfe

führung des Völkerbundes dant den Sparmaß- nen, werden nicht den Ausfall am Markt nahmen bloß 432.000 Goldfranken beträgt. Die ausgleichen, der zwangsläufig entstehen muß. Rückstände von Mitgliedsbeiträgen zum 31. De- wenn man immer weitere und weitere Schich zember 1931 betrugen nach dem bisherigen Beten der Bevölkerung faufunfähig macht. Die richte 19. Millionen Goldfranken, d. i. über dreißig Nachfrage wird immer weiter sinken, die Er­Prozent aller Aktiven des Völkerbundes. zeugung immer unrentabler werden. Dies