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Sozialdemokrat

Zentralorgan 6. Deutschen ſozialdemokratiſchen Arbeiterpartei i.d.Tschechoslowakischen Republik

12. Jahrgang.

Koalitionsberatungen

gehen heute weiter.

Prag . 6. Oktober. Heute nachmittags be gannen die abschließenden Beratungen der Füh­rer der Koalitionsparteien mit dem Ministerprä­sidenten und den politischen Ministern über die Sicherung des Budgetgleichgewich tes für 1933, wobei bekanntlich die Anträge des Finanzministers auf Herabsehung der Staatsangestellten Gehälter eine wichtige Rolle spielen. Die Verhandlungen, die streng vertraulich geführt werden, sollen morgen fortgefeßt werden.

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Für halb 10 Uhr früh ist ein Minister rat angesezt, an den sich eine neue Beratung der politischen Minister anschließen soll.

Neun Kommunisten

Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich früb.

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Freitag, 7. Oktober 1932

Minderheitendebatte in Genf .

Deutschlands Vorschlag einer ständigen Kommission stößt auf Widerstand.

Genf , 6. Oktober. In der politischen Kom- 13alesti( Polen ) scharf gegen jedwede Aende­mission der Völkerbundverjammlung stand heute rungen aus. Eine etwaige Diskussion müßte sich auf Antrag der deutschen Regierung die allge auf einen allgemeinen und einheitlichen meine Lage der Minderheiten zur Minderheitenschutz stüßen. Unter allerhand Aus Berhandlung. Die Aussprache eröffnete der deut- fällen auf Deutschland brachte er die Sprache sche Gesandte von Rosenberg, der nament auf die nicht durch Verträge geschützten Min­lich das Verfahren bei Minderheitsbeschwerderheiten( augenscheinlich die Polen in Deutsch den kritisierte und seine Langsamkeit und geringe land), über deren Lage man auch reden sollte. Publizität bemängelte. Er hält es für angezeigt, den Bölkerbundinstanzen e in permanentes Gremium von Persönlichkeiten zur Verfügung zu stellen, die über die notwendige Sachkenntnis und Erfahrung in Minderheitsan gelegenheiten verfügen und nicht von den Regierungen abhängig sind.

Für die Kleine Entente , der sich Polen und Griechenland angeschlossen hatten, gab der jugo­bom Sondergericht freigesprochen. flawische Delegierte eine Erklärung ab, daß das Berlin , 6. Oktober. In mehrstündiger Be- jetzt geltende Verfahren durch ein gemeinsames ratung sprach die Erste Kammer des Sonder- Einvernehmen zwischen dem Rat und den Signa­gerichtes unter Vorsitz von Landgerichtsdirektor tarstaaten zustande gekommen sei, die frei be­Dr. Tolf neun angeklagte Kommunisten auf stimmte Regeln übernahmen, welche über ihre Die ge­Kosten der Staatstaffe frei. Es handelt sich um Vertragsverpflichtungen hinausgehen. den Zusammenstoß zwischen Nationalsozialisten nannten Delegationen könnten es also nicht zu und Kommunisten am 29. August d. I. in der lassen, daß die Rechte, die durch Verträge aus Röntgenstraße in Charlottenburg , in dessen Ver- drücklich dem Rat vorbehalten sind, auf die lauf ein Nationalsozialist erschossen und zwei politische Kommission übertragen werden.

andere verlegt wurden.

Ein teuerer Spaß.

Wien , 6. Oftober. Nach den vorläufigen Berechnungen im Wiener Polizeipräsidium waren die polizeilichen Maßnahmen. in den Tagen des fürzlich stattgefundenen nationalsozialistischen Gaukongresses mit einem außerordentlichen Ko­stenaufwand von 76.800 Schilling verbunden.

Waffenfunde bei Nazis.

Zwidau, 6. Oktober. Eine Waffensuche bei Mitgliedern der NSDAP in den Orten 3 wit­kau, Werdau , Glauchau , Planik und Oberhohn­ dorf förderte im ganzen zwanzig Handfeuer­waffen zutage. Fünfzig Personen wurden zu­nächst festgenommen, die Hälfte von ihnen wurde jedoch wieder entlassen.

Während Norwegen und Holland den deut schen Vorschlag teilweise unterstüßten, sprach sich

In der Nachmittagssißung griffen be­sonders die Vertreter Frankreichs und Groß­ britanniens in die Debatte ein, die mit einer versöhnlichen Erklärung des Miniſters Dr. Beneš

beendet wurde.

Nr. 237.

Spanischer Parteitag.

Um das Schicksal der Republik .

Gestern begann in Madrid der XIII. Kongreß des Partido Socialista Obrero , der spanischen sozialistischen Partei. Die Augen aller Politifer von ganz rechts bis ganz links sind auf diesen Kongreß gerichtet, der entschei­den wird über die weitere Entwicklung dieser jüngsten europäischen Republik: Spanien . Denn neben den organisatorischen Fragen steht auf der Tagesordnung des Parteitages der Bericht der Parlamentsfraktion, und in Ver­bindung damit stehen zur Verhandlung die Anträge der Bezirksverbände betreffend Zu­rückziehung der drei sozialistischen Minister aus der gegenwärtig republikanisch- sozialistischen Roalitionsregierung.

Dr. Benes brachte namentlich die Frage der Ist jetzt der Augenblick gekommen, in die Loyalität der Minderheiten zur Sprache; es sollten immer in gleichem Maß die Pflichten der Opposition zu gehen, oder ist es zweckmäßiger, Staaten zu den Minderheiten wie jene der die Regierungsbeteiligung bis zu einem geeig­Minderheiten zu dem Staat, in dem neteren Augenblid fortzusetzen? Diese Frage sie leben, hervorgehoben werden. Er stimme voll legten sich in jeder der in den letzten Tagen mit Viscount Cecil überein, daß die Tätigkeit stattgefundenen Bezirkskonferenzen die Dele­des Völkerbundes da vor allem eine verföh gierten vor. Die Antworten und Beschlüsse nende sei. Die Diskussion soll weder im Rat find uneinheitlich und lassen feine Voraussage noch in der Versammlung noch in den Kommis über den wahrscheinlichsten Beschluß des Par­fionen im Sinne des Stampfes eines Staates teifongrejjes zu. Nur eines ist sicher: daß die teikongresses zu. Nur eines ist sicher: daß die gegen einen anderen geführt werden und soll Debatte eine der leidenschaftlichsten und erreg­Lauch keinen Vorwand zur Erschwerung der gegenseitigen Beziehungen zwischen den Staaten testen werden wird, die je ein spanischer Par­teikongreß erlebt hat. Die Anhänger der Re­bilden. gierungsbeteiligung fönnen mit der Tatsache operieren, daß froß sozialistischer Regierings­

Londoner Konferenz verschoben beteiligung die fojialiſtiſche Bewegung bisher

Nur Italien hat die Einladung angenommen.

Fortschritte und nirgends Rückschlag zu verzeichnen hat. Die Gegner der Regie­rungsbeteiligung aber haben für sich das sozia­listische Aktionsprogramm,

Paris , 6. Ottober.( Reuter.) Der britische | Deutschland und Frankreich die englische Einla Botschafter informierte heute abends den Mini- dung bisher weder beantwortet noch ihre Haltung Als im April vorigen Jahres die Repu­sterpräsidenten Herriot darüber, daß die britische amtlich zum Ausdruck gebracht; nur Italien hat blik erstand, war man in der Var ei fast ein­Regierung beschlossen habe, das vorgeschlagene bereits seine Beteiligung zugesagt. An die Ver­Datum der Konferenz der fünf Großmächte in einigten Staaten jei teine formelle Einladung mütig der Auffassung, daß die sozialistische London , bei welcher die Abrüstungsfrage behan- ergangen, allerdings habe man ihnen die Teil- Partei mit in die Regierung müsse. Und mit delt werden soll, zu verschieben. nahme an der Kon nahe gelegt, bisher aber Recht kann die Partei behaupten, daß ohne Wie das Reutersche Bureau erfährt, haben noch keine Antwort allen. ihre Regierungsbeteiligung die spanische Repu­blik heute ein anderes Gesicht zeigen würde; statt einer fonservativen Republik nach den Plänen des Radikalen" Lerroux ist eine fort­schrittlich- moderne, mit jozialer Gerechtigkeit regierte Demokratie entstanden.

Die Harzburger Front

Vizeprät

haut sich gegenseitig die Schädel cin. Man denke nur an die letzten drei gro­Berlin, 6. Oktober. Bei der ersten öffent- Es wurden von allen Seiten Stühle, Ben Arbeiten der gegenwärtigen Regierung, Restriktion in den Wiener lichen Saalversammlung der deutschnationalen Biergläser und Aschenbecher weit in den Saal um sich von ihrer Tätigkeit ein Bild zu machen: Volkspartei in der Neuen Welt" tam es heute Ministerien? hineingeschleudert. Im Nu entwickelte sich eine Das Katalanische Statut, die Agrarreform zu einer schweren Saalsch I a cht. Schon zu wüfte Schlägerei. Ein Teil der Versammlungs- und das Gesetz über die entschädigungslose Wien , 6. Oktober. Wie die Reichspost" Beginn der Versammlung bei den Begrüßungs­teilnehmer verließ fluchtartig den Raum. Enteignung der am letzten monarchistischen meldet, wird heute eine Sigung der Präsidial- worten von Stadtrat Steinhoff bemerkte man Von allen Seiten drang dann Schupo in den Komplott beteiligten Adligen und Großgrund­vorstände sämtlicher Ministerien stattfinden, in unter den Besuchern eine sehr große Anaal und versuchte unter Zuhilfenahme des befizer. Besonders das letztere ist ein Werk der der über den Plan, noch im Laufe des Monates zahl von Nationalsozialisten, die Polizeiknüppels die Störenfriede zu entfernen. Oktober den Bersonalstand der Zentralstellen um durch zwischenrufe zu stören versuchten. Sturz Fit Saal fiel plötzlich ein Schutz, der die sozialistischen Minister, ein Gesetz, das an revo­10 bis 12 Prozent zu verringern, verhandelt nach Beginn der Ausführungen des Vizepräsi- allgemeine Verwirrung noch steigerte. Mehrere lutionärem Wollen nichts zu wünschen übrig denten Graef rief ein Teilnehmer der Kund­gebung: ände aus den Taschen!" Als Bersonen trugen erhebliche Verlegungen davon. läßt. Wenn andernteils das Agrargesetz nicht der Leiter der Versammlung den Zwischenrufer Die Polizei setzte sofort alle verfügbaren Kräfte feststellen lassen wollte, erhob sich ein allgemeiner ein, um die Straße vor der Neuen Welt" von dem entspricht, was die Sozialisten gefordert den abziehenden Nationalsozialisten zu jäubern. hatten, so ist es doch der sozialistischen Mit­Tumult. arbeit zu verdanken, wenn die wichtigsten Punkte so geformt sind, daß es einer fommen­den sozialistischen Regierung möglich wäre, auf seiner Grundlage die Sozialisierung des bäuerlichen Grundbesizes durchzuführen.

werden wird.

Kohlenfunde in Tirol.

Wien , 6. Oktober. Wie die Blätter aus Hering in Tirol melden, wurden in den dor­tigen Gruben neue ausgedehnte Kohlenlager von ausgezeichneter Qualität festgestellt, so daß die Rentabilität der dortigen Kohlengruben ge­fichert ist.

Systematische Terroraktionen der Nazis

zur Verhinderung der Neuwahlen? Berlin , 6. Oktober. Wie das offiziöse Conn Terrorgruppen ihre volle Wirksamkeit aufnehmen, Büro meldet, führt man die zahlreichen Versuche. Der Endzweck sei, durch solche fortgesetzte Störun Labourkongreß für Schulden- ahlversammlungen zu terrorisieren, auf natio- gen der öffentlichen Ruhe und Ordnung die streichung. nalsozialistische Terrorgruppen zu ahlen zum Reichstag zu verhin rück, deren Gründung man dem Abg. Göbbels, der n.

Die Erfolge ihrer Minister in der Regie­rung erkennt die Partei auch heute einmütig an. Ein großer Teil der Parteigenossen glaubt jedoch, daß die Republik und ihre republika­

London, 6. Oktober. Der Kongreß der Arbei der bekanntlich den radikalen Flügel seiner Partei Bon unterrichteter Seite hört das Continische Grundlage nunmehr stark genug gefestigt terpartei hat einstimmig einen Beschluß angeführt, in erster Linie zuschreibt. Um die Zuge Büro, daß die Regierung feineswegs gewillt jei, ist, um auf ihrem Boden das sozialistische nommen, der sofortige Verhandlungen für die hörigkeit dieser Leute zu kaschieren, läßt man sie sich dem Terror einzelner Parteien und ihrer endgültige Aufhebung der Schul- hörigkeit

den und die Unterbrechung der aus den besieg- aus der Partei austreten, um sich nicht zu fom Organe zu beugen, vielmehr wird mit allem Aktionsprogramm ohne Zögern in die Wirk den und die Unterbrechung der aus den besieg promittieren. Die Arbeit dieser Störungsgruppen Nachdruck darauf aufmerksam gemacht, daß die lichkeit umzusetzen. Das kann naturgemäß nicht ten Ländern herausgeholten verderblichen Repa- richte sich in erster Linie gegen Bersonen und Notverordnung mit ihren schweren Strafen noch in Zusammenarbeit mit der bürgerlichen Lin­Organisationen, die der NSDAP besonders in Kraft ist und unnachsichtlich angewendet werfen geschehen, und darum fordert dieser Teil unbequem sind. Es wird dabei vor allem auf die den wird.

rationen" verlangt.

Die Mazedonier lassen von sid regelmäßigen Störungen von Versammlungen hören. Sofia , 6. Oktober. Im Hofe des großen Ge­noffenschaftshauses in nördlichen Teil der Stadt ist eine Bombe explodiert. Zum Glück wurde niemand veripundet oder getötet. Man nimmt an, daß das Attentat von Mazedoniern

berübt worden iſt.

unjerer Genossen: Heraus aus der Regierung! Nur in der Opposition ist es möglich, die Ar­der Rechtsparteien hingewiesen, aber auch auf die Hitler hält Rapport ab. beiterklasse zur sozialistischen Tat zu aktivie Ueberfälle, denen einzelne Personen ausgesehi Wien , 6. Oktober. Adolf Hitler hat sämtliche ren! Es sei bei dieser Gelegenheit erwähnt, gewesen sind. In nationalsozialistischen Kreisen erklärt man dazu ganz offen, daß man durch diese österreichischen Gauführer und Inspektoren der daß unsere Genossen mit der Möglichkeit der Terrorakte die Deffentlichkeit einschüchtern, Un- nationalsozialistischen Partei nach München zu absoluten Mehrheit bereits bei den nächsten ruhe hervorrufen und so die Regierung zum Ein besonderen Beratungen berufen. Der Wiener Wahlen rechnen können und somit die Bildung greifen zwingen will. Erst dann, wenn der Wahl Gauführer Frauenfeld ist heute bereits nach der neuen Regierung in ihren Händen liegen kampf lebhafter im Gang sein wird, würden die München abgereist.

würde.