Seit« L.Freitag, 7. Oktober 1882Nr. 237Auf der anderen Seite steht jener Teilder Genossen, die eine Fortsetzung der Regierungsbeteiligung fordern,„solange das imInteresse der Republik und der Arbeiterschaftzweckmäßig erscheint." Zu diesen Genossen sindauch jene zu zählen, deren Antrag dahin lautet, die sozialistischen Minister nach Erledigungdes Etatvoranschlags für 1933, das heißt mitdem 31. Dezember laufenden Jahres, aus derRegierung zurückzuziehen. Diesem Antraghaben die sozialistischen Minister mit Rechtschon jetzt ihre schärfste Opposition angesagt,denn auch der geringste Erfolg würde ihnenin den Verhandlungen über den Staatshaushalt bei ihren bürgerlichen Kollegen versagtjein, wenn diese darauf Hinweisen könnten,daß ja sie allein in der Folge die Verantwortung für den Haushalt zu tragen hätten.Es ist zu hoffen, daß der letzterwähnteAntrag also nicht die Zustimmung des Kongresses finden wird, so daß die Entscheidungnur fallen wird zwischen dem des sofortigenRegierungsaustritts und einem anderen, derdie Entscheidung in die Hände des Vollzugsausschusses der Partei legen will, der entsprechend der politischen Situation von Fall zuFall entscheiden soll.Es ist der Stolz der Republikaner unddas Verdienst der Sozialsten, daß die Hoffnung der Gegner des neuen Systems zerstörtwurde, die Hoffnung, Spanien als Schauplatzeines dauernden Bürgerkrieges mit wöchentlichwechselnden Regierungen zu sehen. Es ist dasVerdienst der Sozialisten, daß im Gegenteilseit fast anderthalb Jahren eine energische Regierung die junge Republik vorwärtstreibt undalle Angriff« auf sie im Keime erstickt. DieGefahr besteht, daß di« Rechts- und Linksputschisten angesichts einer geschwächten republikanischen Regierung ihr« Angriffe gegen dieRepublik erneut wiederholen würden, daß die«ingetretene politische und wirtschaftliche Beruhigung erneut gestört wäre.Der Kongreß wird entscheiden, und unsere Genossen, die in der Organisation guteDemokraten sind, werden sich bereitwillig demMehrheitsbeschluß unterwerfen, so leidenschaftlich auch um die Entscheidung gekämpft werdenmag. Die Organisation ist festgefügt, und dieKommunisten können die Hoffnung auf«ineeventuelle Spaltung der PSO. über di« Re-gierungSfrage schon jetzt zu Grabe tragen.Der diesjährige spanische Parteikongreßgilt erst in zweiter Linie den Fragen der inneren Organisation; es geht um die Form derspanischen Republik, über ihr Schicksal entscheiden unsere Genossen am 6. Oktober.E. Sch.»er dünne Hlrsdioder:Die Sorgen eines Reidilags-präsidentenDie aufbauwilligen Kräfte des Herrn vonP a p e n sind in der Republik zu Amt und Würden gekommen. Es gibt Nazi-Ministerpräsidentenund^Minister in verschiedenen deutschen Bindern, von denen sich einer vor kürzens selbst zumOberregierungsrat ernannte— offenbar, um dasGerede von den„Parteibuchbeamten" zu widerlegen und es Herrn Hitler nachzukommen, der janur Regierungsrat ist—, eS gibt, kurz und gut,Nazibonzen in Hülle und Fülle.Einer von ihnen ist der Herr Reichstagspräsident G ö r i n g. der verunglückte Sieger überPapen. Bon welchen Sorgen dieser„Sozialist"gequält ist, zeigt der nachfolgend« Brief, den derPräsident des Preußischen Landtags, Herr Kerrl,an den Verwalter der preußischen StaatSforslegeschickt hat:„Der Präsident des Preußischen Landtags.Berlin SW 11, den 4. Oktober 1932.An den Herrn Staatssekretär für Landwirt schaft, Domänen und Forsten, Mussehl,Berlin,Sehr geehrter Herr Staatssekretär!„Zufolge Ihrer freundlichen Anweisung istmeinem Freunde, dem Reichsragspräsidenten Gö-ring, ein Hirsch in der Oberförster«! Neu-Glienickezugewiesen worden. Herr Göring hat aus telephonische Anfrage festgestellt, daß der Oberförsterselbst nur etwa vierzehn Tag« brauch!«, um einenrecht dünnen Hirsch zu schießen. Der zweit« Forstbeamte soll noch immer vergeblich auf«in ähnliches Getier warten. Nun ist Herr Göring, derim übrigen gehört hat, daß Herrn Braun inder Romintener Heide ein Hirsch zugewiesen ist,politisch zu sehr beansprucht, um vierzehn Tage aufAnstand zu sitzen, um dann doch keinen Hirsch zuschießen. Er hat deshalb, und weil er die gewißnicht unberechtigt« Hoffnung hat,daß nächstes Jahr wir selbst di« Hirsche in derSchorfheid« verteilen werde»,darauf verzichtet, von der Zuweisung Gebrauch zumachen, damit nächstes Jahr auch für andere«inHirsch übrig bleibt.Ich dank« Ihnen für Ihr« liebenswürdigenBemühungen.Mit vorzüglicher Hochachtunggez. Kerrl."Die Hirsche in der Sorfheide werden wohlalt werden, wenn sie darauf warten dürfen, vonHerrn Göring verteilt zu welchen.Aus dem Inferno.Während über dem Parkettboden derinternationalen Diplomatie schon das Gespenstdes nächsten Krieges tänzelt, bricht noch aus allenRitzen und Fugen der Erd«, die die Schlachtfelder des Weltkrieges bedeckt, der Verwesungsgestank der hunderttausend toten Soldaten, d«,unbestattet und von den Aemtern nicht registriert,einen Fußbreit unter der Oberfläche verfaulen.Während das Rüstungskapital schon die neuenGranaten für den neuen Krieg dreht, platzen nochdie des vergangenen unter der Pflugschar desackernden Bauern, explodieren Kriegsandenken"und zerreißen spielende Kinder. Da lesen wir inder„Neuen Welt", Straßburg:Das Bürgermeisteramt von Renns sucht Erd-arbeit«! für Aufräumungsarbeitrn. Jeder weiß,daß in den Tälern der Lorettohöhe noch ungefähr 400.000 Tote des Weltkrieges bestattetliegen.Vierzehn Jahre sind seit Beendigung des Weltkrieges vergangen, aber in den Tälern und Abhängen der Lorettohöhe liegen di« Soldaten noch so»wie st« von den Kugeln getroffen oder von denGranaten zerrissen wurden. Seit längerer Zeit istman hier nun damit beschäftigt, den Toten einMassengrab zu schaufeln. Di« AufräumungSarbei-ten gehen aber nur sehr langsam vor sich, weil eseben an Arbeitern fehlt. In der Nähe von Reimssind bis jetzt ungefähr 21.000 Tot« zur letzten Ruhein ein riesiges Massengrab gelegt worden.400.000 Tote sind noch zu bergen, 400.000Leichen! Welch grausige Zahl!Die Arbeiter müssen ein fürchterliches Maßvon Nervenkraft besitzen, sie müssen vor den grausigen Bildern, die sich ihnen bieten, nicht zurück-SchW die Lemsenzenlrale?Oder weiß sie nichts von derFett not?Wir haben hier schon einigemal« mit allemNachdruck darauf hingewiesen, daß in d«r Tschecho-ssowakei augenblicklich«in« Fettnot herrscht. DieDevisenkommiflion schränkt die Fetteinfuhr in dieTschechoslowakei«in. Di« Folg« davon ist, daßnicht Aenug Fett vorhanden ist und vor allem, daßdie Preis« steig«». ES herrscht ei» vollkommenerMangel an Waren. Siebt das die Devisenkommis»sion nicht? Ist dem Finanzministerium di« Gesundheit der Bevölkerung völlig gleichgültig?Sollen di« Menschen im heurigen Winter vollkommen entkräftet werden? Sollen st« frieren undnichts zu essen haben? Es scheint, daß«s dieDevisrnkommission wirklich zu, Katastrophe kommen lassen will, weswegen man die amtliche«Stellen mit aller Deutlichkeit darauf aufmerksammachen muß, daß die Geduld der Konsumentenauch ei« Ende haben kann. Es ist höchste Zeit,daß di« Devisenkommiffio» sich«m die Mißwirtschaft auf dem Fettmarkt, die durch st« hervorgerufen wurde, kümmert und Abhilfe schasst.Ein lkandalöses Sprechverbot.Der Reichenberger Verein„Linksfront" hatteden bekannten Pazifisten Dr. Lehmann-Ruß b ü l d t zu einem Vortrag eingeladen, dessenTitel lautete:„Die Abrüstung, ihre Widersacherund die neue Kultur". Di« Reichenberger Polizeidirektion hat diesen Vortrag jedoch mit der Begründung verboten» daß das Thema denStatuten des Vereins ,Linksfront" nicht entspreche.Der Verein ,Linksfront" beschäftigt sich mitder Behandlung geistiger und kultureller Gegenstände. Er ist allerdings kommunistisch— ist dasaber ein Grund, den Vortrag eines so angesehenen und bekannten Mannes wie Lehmann-Ruß-!büldt zu verbieten, der den Kampf um die Abrüstung noch in keiner seiner Schriften und Redenvom engen parteipolitischen Standpunkt aus betrachtet hat?»Die Reichenberger Polizeidirektion, die sichschon mehrer« Entgleisungen dieser Art leistete,sollte mit Rücksicht darauf, daß di« Tschechoslo-wakei schließlich doch ein europäischer Staat undaußerdem eine Demokratie ist, von den übergeordneten Behörden ob ihrer Willkür und Engstirnigkeit zur Ordnung gerufen werden.Das Ervoleedes Fürlorgemlulltersvom Ausschuß zur Kenntnis genommen.Prag, 6. Oktober. Im sozialpolitischen Ausschuß des Abgeordnetenhauses wurde heute. inAnwesenheit des Fürsorgeministers die Debatteüber das kürzliche Expose des Genossen Dr.Czech zu Ende geführt.. Sowohl der tschechische Genosse B i ö o v e c,als auch der Nationalsozialist Tnvny und selbstder Tschechischklerikale P e r r sprachen sich f ü rdie Verkürzung der Arbeitszeit auf 40 Stundenin der Woche aus. Vaculik(Volkspart.) hält ein«Verkürzung der Arbeitzeit nur auf internationaler Basis für mAlich und fordertdarum die Vorlage konkreter Antrag«.Genosse T a y e r l e führt an, daß sämtlicheGewerkschaften im Jahre 1930 26, im Vorjahr46 und im ersten Halbjahr 1932 bereits 49 Millionen an Unterstützungen für Arbeitslose ausgezahlt haben.Minsster Dr. Czech hielt dann ein ausführliches Schlußwort zu der abgeführten Debatte,das der Presse jedoch erst morgen zur Verfügunggestellt werden wird. Der Ausschuß nahm dieAusführungen d«L Ministers zur Kenntnis.schrecken; nur unter diesen Voraussetzungen können sie den Ansprüchen gerecht werden.Di« meiste» legen schon»ach einige« Tagendie Arbeit nieder, weil sie das Infernalisch«, dasde» ganze« Tag über ihr«« Augen liegt, einfachnicht ertragen Kinnen. Sie brechen unter der Wuchtdessen zusammen, was sie in den wenigen Tagenerleben.Bei den Ausgrabungen ereignete sich erstkürzlich«in schrecklicher Unfall. In einem deutschenBetonbunker fand man acht deutsch« Soldaten, dir noch je«ine Handgranatewurfbereit in der Faust hielten. Alsman den Versuch machte, dem ersten Soldaten dirHandgranate abzunehmen, platzte diese und zerriß d«n Arbeiter und den Toten. EinenTag später wurden dann den andern Leichen di«Handgranaten unter Todesgefahr aus der Handgenommen. Eine riesig« Fläche ist hier noch mitLeichen bedeckt. Giftige Gase, Verwesungsgerüche siegen über dem einstigenSchlachtfeld. Die meisten Soldaten sind nur miteiner dünnen Erdschicht bedeckt. EinenGang über die Abhänge und Täler der Lorettohöhe ist«in Marsch über 400.000 Leichen.Einer Menschheit freilich, di« aus einemsolchen Bericht aus dem Inferno nur entnimmt,daß es der Opfer zu wenig waren, und allesnoch einmal so kommen muß— der ist nicht zuhelfen. Dies« Menschheit stolpert mit einemStahlhelm über den Augen in das Massengrab,die fällt blindlings in die Kalkgrube, die Schwerindustrie und Rüstungskapital gegraben habenund an deren Rand di« Phrase klirrend habtachtsteht...Udrial-SpinaLeidensgenossen kDie Zustände in der tschechischen Agrarparteisind hinlänglich bekannt, so daß wir eS uns ersparen können, sie hier näher zu erklären. Siewerden durch die Vorgänge in der Versammlungder tschechischen Agrarier in Lundenburg, die letzten Sonntag stattfand und in welcher der ersteMinister des Staates von seinen Parteigenossenbei der Fünsminutenrede, die ihm zugebilligtworden ist, niedergeschrien wurde, genügend gekennzeichnetAber nicht nur bei den tschechischen Agrariernwird der Minister wie Luft behandelt und beijeder Gelegenheit desavouiert, sondern auch di«deutschen Landbündler sind bei der gleichen Methode angelangt und das, was sich dortsiegen U d r L a l aofpielt, wird hier gegen Spinain Szene gesetzt. Das beweist am besten einSchreiben, das der„Kleine Landwirt in seinerAusgabe vom 1. ds. in seinem Leitartikel veröffentlicht und aus dem hervorgeht, daß der Stanek der deutschen Agrarier Windirsch heißt.Abgesehen von der sert langem währenden Rivalität um die Stelle des Vorsitzenden im Landeskulturrat, den bisher der Aba. Windirsch innehatund auf den sein Parteigenosse Böhm aspiriert,geht der Jnnenkrieg beim Bund der Landwirteum den Personenwechsel im Gesundheitsministerium, dem bekanntlich Herr Spina vorsteht. Di«Zeitungen der Landbündler haben längst denWechsel vorbereitet, indem sie eine Aenderungihrer Politik als notwendig hinstellten und alsunmittelbar bevorstehend bezeichnen. Wie dieSache gedreht werde» sollte, zeigt nun das Schreiben, das an die Geschäftsstellen des Landbundeshinausging und den Rücktritt Spina» bringensollte. Dieses Schriftstück hat folgenden Wortlaut:„Reichenberg, am 15. September 1932.An alle Parteistellen des„Bundes der Landwirte"!Die KreeeiSleitung des„Bundes der Landwirte" in Reichenberg hat an die Reichsparteileitung unter Beischluß der in der Beilage befindlichen Entschließung des Kreises Reichenberg folgendes Schreiben gerichtet, das wir zu IhrerKenntnis bringen:„An de«»Bund der Landwirt«', Reichsparteileitung, Böhm.-Leipa.I« der am 12. d. M. ab gehaltenen Sitzungder Kreisparteilritnng des.Bundes der Landwirte'in Reichenberg wurde stimmeneinhellig der Beschluß gefaßt, bei der Rrichsparteilei-tung den Austritt aus der Regierungskoalition z« beantragen.Zur Begründung des Antrages wird auf diein derselben Sitzung einstimmig angenommeneEntschließung verwiese«(Beilage).Die Reichsparteilcitnng wird ersucht, zwecksErledigung des Antrages ehestens eine Sitzung derReichsparteivrrtretung einzubcrusen.Mit Beilage.Rekommandiert."Bund der Landwirte,Der Kreisvertrauensman«: Rudolf Walter.Kreisleitung Reichenberg.Der Geschäftsleiter: F. Windirsch."Wenn schon nicht anders, dann glaubt« manauf diese Weise Spina erledigen zu können, um denPlatz im Ministerium für den Anwärter freizubekommen und es war alles zum Sturz SpinaSvorbereitet. Di« verlangt« Sitzung der Reichsparteileitung des Bundes der Landwirt« wurdefür den 22. September einberufen. Bevor esjedoch zu dieser Sitzung kam, erschien am 22. September, also«inen Tag vor der Sitzung der Reichsleitung, der bekannte Artikel„Mein Standpunkt"des 80jährigen Ehrenpräsidenten des Bunde» derLandwirte, K k e p e k, der die Landbündler inallen Tonarten aussordert«, nur ja nicht den Verschwörern zu folgen und dafür zu sorgen, daß diedeutschen Agrarier in der Regierung verbleiben.Sein Appell blieb, wie di« Tatsachen bewiesen,Vicht erfolglos. Der Windirsch-Flügel fand mitseiner Ansicht, daß es Zeit sei aus der Regierungzu gehn, keine Mehrheit, er unterlag und Spinablieb für diesmal wenigstens Sieger und damitauch weiter Minsster. In welcher Form nun dieser Kampf weitergeführt wird, laßt sich nichtfeststellen, jedenfalls ist die Ruhe auch im Landbund noch lange nicht eingetreten und wie bei dentschechischen Agrariern, wird auch hier nicht diePolitik und da» Wohl der Landwirt«, sondern di«Sehnsucht nach Ministersesseln für den Wechsel inder Politik entscheidend sein.Heraus mit dem Kartellgesetz!In der nächsten Woche sollen im interministeriellen Verfahren die Schlußverhandlungenüber die Vorlage des Justizministeriums betreffend ein Kartellgesetz ausgenommen werden.Den größten Widerstand setzt diesen Verhandlungen daS Handelsministerium entgegen, dasunter dem Einfluß der Industriellen steht unschön einmal, im Jahre 1928, die Gesetzwerdungeines führenden Entwurfes verhindert yat. Wenndas Handelsministerium, so sagt das„PrövoLidu" mit Recht, auch diesmal das Kartellgesetzverhindern würde, so würde daS im Widerspruchstehen mit der DeslationSpolitik, welche die Unternehmer auf anderen Gebieten betreiben. EinKartellgesetz würde zur Herabsetzung der Preiseder kartellgebundenen Waren führen, die durchwegs höher sind als die Preise der durch Kartelle nicht gebundenen Waren. So betrug imAugust der Preisindex von Spiritus 265(Vor-krieaszeit gleich 100), von Ostrauer Koks 206, vonSteinkohle 170, von Kaolin 152, von Tafelglas148, von Maschinenöl 45, von Rotationspapier136, von Ziegeln 124, von Gußeisen 107 undvon Zement 98, während bei den durch Kartellenicht gebundenen Waren der Preisindex durchgehend niedriger war. So bei Zinn 74, Wolle73, Häute 62, Flachs 60, Zink 58, Baumwolle53, Weichholz 49, Rohseide 45, Kupfer 40, Rohhäute 35. Wenn sich die Industriellen den Preisherabsetzungen wiedersetzen, dann ist ihr ganzes Gerede von der Deflation«inSchwindeln nddientnurdazu, einenVorwand für Lohnherabsetzungenz u b i l d« n.Wirtschaftskrise und Gewerkschaften.Borständrkonfcrenz der gemeinsamen Landes,zentral«.Vorige Woche sand in Prag«ine Vorstände-konferenz der Verbände statt, welche in der gemeinsamen gewerkschaftlichen Landeszentral« vereinigt sind. Den Vorsitz führten die GenossenN«meöek und Pohl. Berichterstatter warenfür die tschechoslowakischen Gewerkschaften Gen.Rudolf Tayerle und für die Gewerkschaftendes Deutschen Gewerkschaftsbundes Gen. FranzM a c o u n. Beide schilderten die Auswirkungender Wirtschaftskrise und der großen Arbettslosig-keit auf dre gewerkschaftliche Tätigkeit und verlangten von Regierung und Parlament Hilfe fürjene Gewerkschaften, deren Ausgaben für di«Arbeitslosenunterstützungen weit über den Prozentsatz der Einnahmen hinausgehen, der vonden Einnahmen für di« Unterstützung der arbeitslosen Mitglieder Verwendung finden soll. Ebensofolgerten beide Redner durchgreifende Maßnahmen zur Beschaffung von Arbeitsmöglichkeiten und erklärten di« Verkürzung der Arbeitszeit auf 40 Stunden in der Woche für die dring,lichste Aufgabe der Sozialgesetzgebung in derTschechoslowakei. Die von den beiden Rednernzur Annahme empfohlen« Kundgebung wurdenach einer mehrstündigen Debatte von der Bor-ständekonferenz angenommen.In dieser Resolution wird u. a. daraus hingewiesen, daß die Arbeitslosigkeit in diesem Jahrenoch gesttegen ist.Die verfehlteste Maßnahme zur Ueberwindungder Kris« wär« eine Herabsetzung der Löhne.„Die Herabsetzung der Löhne bedeutet die Verschlechterung des inländischen Verbrauches unddie Steigerung der Arbeitslosigkeit. Aus diesemGrunde weist auch die Vorständekonferenz aufdas entschiedenste jene Anträge zurück, welche denZweck einer weiteren Herab) etzung des Einkommens der breiten Schichten der Bevölkerungbeabsichtigen, da diese nicht durch di« Verbilligungder Lebensunterhaltungskosten begründet sind.Diese sind nicht gefallen, tm Gegenteil vielfachgestiegen. Wir protestteren daher auf das ent-schiedenste, daß sogar der Staat durch die Herabsetzung der Gehälter der staatlichen Angestelltendie Gesundung seiner Finanzen zu erreichentrachtet. Es sollen neue Quellen für die Einnahmen gesucht werden, welche bis jetzt verheimlicht wurden." Ebenso wird gegen di« geplanteVerschlechterung der Sozialversicherung Protestiert und eine Verbesserung der Alters- undInvalidenrenten gefordert. Die vorgenommeneHerabsetzung des Zinsfußes wird als unzureichend dargestellt. Verlangt werden eine Ausweitung der Produktiven Fürsorge, wodurchArbeitsgelegenheit geschaffen werden kann, Ermöglichung der Investitionstätigkeit der öffentlichen Körperschaften durch eine Inlandsanleihe,Einstellung der Massenentlassungen der Arbeiter,Verlängerung der Kündigungsfristen, insbesondere bei den älteren Arbeitern, Schaffung einesGesetzes über die Arbeitsvermittlung, unverzügliche Verhandlung des Gesetzes über die Arbeitszeitverkürzung» Sorge für die ausgesteuertenArbeitslosen, finanziell« Hilfe für die Gewerkschaften, die durch die Arbeitslosenunterstützungüber ihre Kräfte hinaus belastet sind, Erweiterung der Gewerbeinspektion.iiiiiiiiiiiiinninnniiiinniiiiiiiiinniiiiniiiniiiniiiiiiiiniiiiiiiiniiiiiuininiiniimiiiiHiiniiiiniiiiiiiiiniiiiHiiHiHiiiflHiiiiiimHnniiiiniiininmiiiinniininiinnflnnmiiinHmiiiiiiiiiniiiiiiiiiiiiiiiiiiiinmD