Nr. 271

Zwei Selbstmorde. Wie uns aus Kaaden  ] berichtet wird, wurde im Walde bei Dörnthal  die Leiche eines jungen Mannes aufgefunden, in welchem der seit einigen Tagen abgängige 19­jährige Kutscher Josef Jedlitschka aus Hokau fest­gestellt wurde. Der junge Mann hatte sich einen Schuß beigebracht und war an der Fundstelle verschieden; der Tod war schon vor einigen Ta­gen eingetreten. Das Motiv der Tat ist unbe­fannt. In Wistrit bei Kaaden   jagte sich in der Ehrenberger Ziegelei der 36jährige Trafi­tant Wenzel Fiedler eine Stugel in den Kopf, die seinen sofortigen Tod herbeiführte. Der Un­glückliche hatte schon vor einigen Jahren einen Selbstmordversuch unternommen, war allerdings gerettet worden, doch hatte er durch die Schuß­berlegung das Augenlicht verloren. Wahrschein­lich aus diesem Grunde dürfte er nunmehr die Berzweiflungstat begangen haben.

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Einreihung in die Erfahreserve. Auf die Regie­rungsverordnung vom 7. Oftober 1932, Slg. 158, jei bingewiesen, da durch diese Verordnung es ermög licht ist, Wehrpflichtige, die bereits längere Beit assentiert sind oder aktiven Dienst lei­sten, in die Ersa preserve einzuveihen. Bisher mußten Gesuche um Einreihung in die Erfahreserve. sofort der Assentkommission überreicht werden. Nun­mehr sind die entsprechenden Bestimmungen geändert worden. Treten Umstände, welche die Einreihung eines Wehrpflichtigen in die Erfahreserve begründen, nach seiner Einreihung in die Armee ein, so kann der Wehrpflichtige ein ordnungsmäßig begründetes und nach der Bestimmung des§ 88 belegtes Gesuch um Uebersetzung in die Erfagreserve spätestens bin­nen fünfzehn Tagen nach Eintritt des angeführten Umstandes einbringen. Behrpflichtige, die den Präsenzdienst noch nicht an­

mit

emonto pole

Donnerstag, 17. November 1932

Oh Dein schöner roter Schal!

Neu?" I wo dazu hat Mutti kein Geld... aber Mutti hat ihn, auf Neu' gewaschen." ,, Wie macht man das?" ,, Ja, Mutti wäscht nur noch mit LUX, so halten die Sachen länger, sind nach jeder Wäsche wie neu eben, auf Neu' gewaschen

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Wirklich sparen heißt, die teuren Sachen länger erhalten, Neuanschaffungen ersparen. Das er möglicht LUX, denn LUX wäscht auf Neu" gründlich, aber schonend, die Lux- Wäsche gibt den Sachen den Glanz der Neuheit.

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Dann hielt der Verteidiger Dr. Mellan sein gewohnt temperamentvolles Plädoyer und der Vor­sitzende rejimierte in ausführlicher Weise. Nach 5 Uhr zogen sich die Geschworenen zurück. Nach) langer Beratung Sprachen die Geschwore nen den Angeklagten vom Verbrechen des Mordes mit neun Stimmen frei. Dagegen bejahten sie die Eventualfrage auf Tot. schlag mit zehn Stimmen und erklärten mit gleichem Stimmenverhältnis die Motive der Tai als niedrig und unehrenhaft. Die Frage auf Not wehr wurde mit neun Stimmen verneint, womit die auf dieser beruhenden legten zwe Fragen in Wegfall kommen. Der Schwurgerichtshof verurteilte hierauf den Angeklagten zu vier Jah ren schweren erters und Verlust des Wahl­vechtes.

rb.

Aus dem Inferno.

Während über dem Parkettboden der inter­nationalen Diplomatie schon das Gespenst des nächsten Krieges tänzelt, bricht noch aus allen ( Rizen und Fugen der Erde, die die Schlachtfelder des Weltkrieges deckt, der Verwesungsgestank der hunderttausend toten Soldaten, die, unbestattet und von den Aemtern nicht registriert, einen Fußbreit unter der Oberfläche verfaulen. Wäh rend das Rüstungskapital schon die neuen Gra­naten für den neuen Krieg dreht, plazen noch unter der

Lx T 19 32

Niemals lose, nur echt in der blauen Packung

Vier Jahre für ein Arbeiterleben! deben Bauern, explodieren, Striegsandenten"

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Kříž nur wegen Totschlags verurteilt. Unerhörte Brutalität gegen die Familie des Opfers.

Prag  , 16. November. Der gestern begonnene| zusammenschrumpft. Der Antläger erinnerte auch getreten haben, müssen die Gesuche unmittelbar Mordprozeß gegen Johann Křiž, den 33jährigen an die nachgewiesenen schweren Drohungen bei der Bezirksbehörde, in deren Sprengel jie Sohn eines Großbauern und Ziegeleibesitzers in gegen den Erschossenen, die der Bluttat vorangingen. ihren ständigen Wohnsiz haben, einbringen. Wehr- Vráž, der in der Ziegelei seines Vaters den Weiter beschäftigte er sich bei der Kritik der ein­pflichtige, die den Präsenzdienst bereits angetreten Arbeiter Wenzel Skuhrovec über den Haufen zelnen Zeugen auch mit der Aussage eines mit haben, legen das Gesuch dem zuständigen geschossen hat, wurde heute zu Ende geführt. Der der Familie Křiž in Verbindung stehen­Truppen förper vor, bei welchem sie Dienst Großteil der Zeugen bestätigte die An- den Offiziers der Burgwache, der den leisten. Das Kommando dieses Truppenkörpers hat flage, insbesondere auch, daß der Angeklagte keinen Getöteten herabzusehen suchte und u. a. behauptete, das Gesuch sofort der Bezirksbehörde zur Amtshand- Grund zu dem tödlichen Schuß hatte. Auch ein dieser sei als Soldat wegen Desertion mit lung abzutreten, in deren Sprengel der Gesuchsteller unglüdlicher Zufall" durch Fahrläs- längerem Kerter bestraft worden. Der Staats­vor dem Antritt des Präsenzdienstes seinen ständigen sigkeit" des Angeklagten erscheint nach dem Ver- amvalt hat sich sofort die betreffenden Akten beschafft Wohnsitz hatte. Wird dem Gesuche entsprochen, dann hör der Zeugen nicht begründet. Der Bruder des und erklärt nun, daß er feststellen müsse, daß die erfolgt die Uebersetzung in die Ersabreserve, sofern Angeklagten versuchte als einziger Tatzeuge, Aussage nicht der Wahrheit entspreche das Kontingent, das jedesmal zum 31. Dezember fest seinen Bruder zu entlasten. Er tat das derart, daß Nicht wegen Desertion ist der Getötete bestraft gesetzt wird, ausreicht. der Staatsanwalt sich sich seine Verfolgung worden, sondern wegen unerlaubten Verlassens wegen falscher Zeugenausiage vorbehielt. der Garnison  , und das deshalb, weil ihm der Kompagniefommandant troß seines Bittens den Urlaub zum Besuch seines kranken Kindes ab­schlug. Auch nicht mit Kerker wurde er bestraft, sondern mit dreiwöchigem Arrest.

Denn die Elemente hassen... In den letzten Der Gerichtshof( OGR. Hellriegel legte amtlichen Feststellungen über die Folgen der Sturmfatastrophe in Japan   werden den Geschworenen gleichwohl insgesamt je ch s Fragen vor. Außer der Hauptfrage auf folgende Zahlen genannt: Getötet in Tokio   sechs word wurde eine Eventualfrage auf Totschlag Personen, in Tokio   benachbarten Bezirke 53, ver- gestellt und eine 3usabfrage, ob die Motive der mißt 62. Vollständig zerstört sind 4800 Häu- Eat niedrig und unehrenhaft seien. Diesen So sehen die Entlastungszeugen des Angeklagten aus! fer, zum Teil zerstört 10.300, unter Wasser Fragen folgen weitere drei, und zwar eine weitere( Bewegung im Auditorium und unter Zusatzfrage, ob der Angeklagte in Notwehr gehandelt den Geschworenen.) Weiter verivies der An­stehen 53.000 Wohnstätten. Eine Anzahl von habe, ferner eine zweite Eventualfrage auf Häger auf das vollkommen legere und fast frivole Fischerbooten mit insgesamt 250 Notwehrersek, d. h. ob im Falle der Notwehr das Benchmen des Angeklagten im Gerichtssaal, der Teine gerechte" Ausmaß des Notwehraftes überschritten Spur von Rene oder Bedauern äußerte und mehr­Mann an Bord ist verfchollen. wurde, und endlich eine dritte Eventual- fach zurechtgewiesen werden mußte, auf die Bru­frag, ob sich der Angeklagte etwa der fahrlässigen talität und antisoziale Einstellung des Angeklagten und bat die Geschworenen, die Tötung schuldig gemacht habe. Schuldfrage auf Mord einstimmig zu be­jahen.

Hakenkreuzparade bei der Rektorsinaugu­ration. An der Wiener Universität   fand Mittwoch die Inauguration des Rektors Prof. Dr. Abel statt, die militärischen Charakter trug. Die nationalsozialistischen Studenten waren nämlich zu diesem Festali zum erstenmal in Uniform den Saal, worauf sie unter militärischem erschienen. Sie zogen in militärischem Schritt in Stom mi and o den Zaal festlich besetzten. Erst nach diesem militärischen Vorspiel betrat der akademische Senat mit dem Reftor den Saal, worauf die Feier stattfand.

sich aus diesem Grunde die Nichtigkeits­beschwerde vorzubehalten. Nach der Mittags­panje begannen die Plädoyers.

Nach ihm sprach Dr. So stečka als Vertreter der Hinterbliebenen des Getöteten, die sich mit ihren Versorgungs- und Ersatzansprüchen dem Prozeß an­geschlossen haben.

Staatsanwalt Dr. Svoboda verwahrte sich gegen die drei letzten Fragen mit der Begründung, daß das Verfahren keinen Anhaltspunkt für sie er­geben habe und sie lediglich auf dem durch nichts bestätigten Vorbringen des Angeklagten beruhen und verlangte die Streichung dieser drei Fragen. Er verwies auf das Vorgehen der reichen Gegen diesen Protest des Staatsantvalies ver­wahrte sich natürlich der Verteidiger und in neuer- Bauernfamilie Křiž, die nicht nur jeden Beitrag licher Beratung beschloß der Gerichtshof, auf den zu den Begräbniskosten abgelehnt, sondern nach Bolnische Intellet nelle fordern 36. Stunden- Fragen zu beharren, Der Staatsanwalt erklärte, der Bluttat die Familie des Riedergeknallten Woche. Während des Aufenthaltes des Tiret­seelenruhig auf die Straße geworfen hat! fors des Internationalen Arbeits­amies in Warschau   überreichte ihm der Unter den ärmsten Leuten des Dorfes, unter Verband der polnischen Intellet. Der Staatsanwalt zergliederte die mehrfach ge- Arbeitslosen und Notleidenden wurden tuellen eine Dentichrift, in dem er fordert, daß änderte Verteidigung des Angeklagten, der sich durch freiwillige Sammlungen die Mittel auf die Tagesordnung der nächsten Sigung des bald auf seinen zerrütteten Geistessu aufgebracht, um die Hinterbliebenen vorläufig vor Internationalen Arbeitsamtes, die Einführung ft and beruft, bald auf Notwehr und schließlich den ganzen Elend der Obdachlosigkeit und des der 36- Stunden- Woche gefeht werde. Seinen erst in der heutigen Verhandlung) auf ein angeb Hungers zu bewahren. Im Namen der schußlos dem Vorschlag begründet der Verband der Intellek- liches zufälliges Versagen der Siche Elend preisgegebenen Witwe und ihrer Kinder be­tuellen mit verschiedenen Gründen, insbesondere rungen der Pistole, so daß der ganze von allen schwor der Anwalt zum Schluß seiner eindrucksvollen mit dem Hinweis darauf, daß diese Reform, wenn Zeugen bestätigte blutige Sachverhalt schließlich in Rede die Geschworenen, durch ihr Verdift Gerechtig­sie durchgeführt werden sollte, die Arbeit der Darstellung des Täters zu einem bloßen Ver- feit zu üben auch gegen die hilflosen Opfer dieser lofigkeit vermindern würde und daß sie gehen gegen die Sicherheit des Lebens" fürchterlicher Tat. außerdem durch den Fortschritt der modernen Technik begründet sei, von der bisher nur die Arbeitgeber einen Nugen gehabt

hätten.

ner hat den bisherigen transfontinentalen Ost West- Schnelligkeitsrekord, und zwar auf der Strecke New York  - Los- Angeles  , mit der Flug­dauer von 12 Stunden 33 Minuten gebrochen. Mit dieser Flugleistung wurde der bisherige Re ford des Fliegers Frank Hawks   um 2 Stunden 13 Minuten geschlagen.

Der falifornische Flieger Oberst Roscoe- Tur­

Das rätselhafte Verschwinden eines Eisenbahn­angestellten namens Vinzenz Beneš aus Pardubit am Freitag bei einer Bahnfahrt nach Königgräb wurde in der Nacht auf Mittwoch aufgeklärt Der Untersuchung führende Stabswachtmeister Kotáh von der Gendarmeriestation in Pardubitz   und Beneš Dienstag abends in einem Gasthaus in Steblová

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uhig beim Trinken. Benes gab an, er habe nich: Donnerstag, den 17. und Freitag,

gewollt, daß seine Frau die für den Verkauf ihres den 18. November hält Genosse Dr. Hauses erhaltenen und in einer Bank angelegten

12.000 K in die Hände bekomme, welche auf ih Otto Neurath  ( Wien  ) Vorträge über

Drängen am Freitag aus der Bank behoben werden

sollten. Daher sei er in der Station Čeperfa unbe- die von ihm gepflegte Bildplastik. merkt aus dem Zuge gestiegen und geflüchtet. Fünf Wir bringen eben eine anschauliche Tage habe er sich dann in der Umgebung von König

gläg herumgetrieben.

Probe darstellend die Bevölkerung

Unter Altertümern hundert Jahre alt geworden. Europas   in verschiedenen Zeiten.

In Bordeaux   verschied der bekannte französische  Archäologe und Sammler Meissonnier, der im April d. J. seinen hundertsten Geburtstag gefeiert

hatte.

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DIE BEVOLKERUNG EUROPAS

um Christi

Geburt

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ackernden und zerreißen spielende Kinder. Da lesen wir in der Neuen Welt", Straßburg  :

Das Bürgermeisteramt von Reims   sucht Erd­arbeiter für Aufräumungsarbeiten. Jeder weiß, daß in den Tälern der Lorettohöhe noch ungefähr 400.000 Tote des Weltkrieges bestattet liegen. Vier­zehn Jahre sind seit Beendigung des Weltkrieges vergangen, aber in den Tälern und Abhängen der Lorettohöhe liegen die Soldaten noch so, wie sie von den Kugeln getroffen oder von den Granaten zerrissen wurden. Seit längerer Zeit man hier nun damit beschäftigt, den Toten ein Massengrab zu schaufeln. Die Aufräumungsarbeiten gehen aber nur sehr langsam vor sich, weil es aben an Arbei­tern fehlt. In der Nähe von Reims   sind bis jetzt ungefähr 21.000 Tote zur letzten Ruhe in ein rie­siges Massengrab gelegt worden.

400.000 Tote sind noch zu bergen, 400.000 Let­chen! Welch grausige Zahl!

Die Arbeiter müssen ein fürchterliches Maß von Nervenkraft besigen, sie müssen vor den graus sigen Bildern, die sich ihnen bieten, nicht zurück­schrecken; nur unter diesen Voraussezungen fört­nen sie den Ansprüchen gerecht werden.

Die meisten legen schon nach einigen Tagen die Arbeit nieder, weil sie das Infernalische, das den ganzen Tag über ihren Augen liegt, einfac nicht ertragen können. Sie brechen unter der Wucht dessen zusammen, was sie in den wenigen Tagen erleben.

Bei den Ausgrabungen ereignete sich erst türzlich ein schrecklicher Unfall. In einem deutschen Betonbunker fand man acht deutsche Soldaten, die noch je eine Handgranate wurfbereit in der Faust hielten. Als man den Versuch machte, dem ecsten Soldaten die Handgranate abzunehmen, blaßte diese und zerriß den Arbeiter und den Toten. Einen Tag später wurden dann den andern Leichen die Handgranaten unter Todesgefahr aus der Hand genommen. Eine riesige Fläche ist hier noch mit Leichen bedeckt. Giftige Gafe, Verwesangsgerüche liegen über dem einstigen Schlachtfeld. Die meisten Soldaten sind nur mit einer dünnen Eidschicht bedeckt. Ein Gang über die Abhänge und Täler der Lorettohöhe ist ein Marsch über 400.000 Lei­chen."

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Einer Menschheit freilich, die aus einem jol­chen Bericht aus dem Inferno nur entnimmt, daß es der Opfer zu wenig waren und alles noch ein­mal so kommen muß der ist nicht zu helfen. Diese Menschheit stolpert mit einem Stahlhelm über den Augen in das Massengrab, die fällt blindlings in die Kaltgrube, die Schwerindustrie und Rüstungskapital gegraben haben und an deren Rande die Phrase klirrend habtacht steht...

1930

Jade Figur SMillionen Menschen