Nr. 272
Freitag, 18. November 1932
Sette 3
eöte vom umj
„Ach, ich hab' so eine dumme Augst und ein schlechtes Gewissen, Martin— das wird aber a^ich bester werden. Ich geh' jetzt zur Friesenstraß« und bring' das Geld und die Ringe hin— ich hab' doch eher keine Ruhe. Verstehst du, Liebling, das hat jetzt nichts zu tun mit Mitleid und Gefühl und sowas— ich muß nur einfach mein Versprechen halten— sonst werde ich krank. Ich verlange und wünsche so stark, daß man mir ein gegebenes Wort hält— ich möchte das Recht auf diesen Wunsch nicht'durch mich selbst verlieren..." Martin setzt sich aufrecht im Bett—„Natürlich, Kleine— tu' nur, was du für richtig hälft. Wie dumm sind wir doch gestern gewesen! Hab' ich dir ganz unnütz Kummer gemacht, nicht wahr? Ich werde mich schnell anziehen, und wenn du willst, komme ich mit dir..." „Laß nur, Martin, ich möcht' lieber sofort gehen— da kann jetzt jede Minute wichtig sein. Uttd warte nicht erst auf mich, ich werd' gleich von der Friesenstraße aus zum Arbeitsamt gehn. Und sei Pünktlich heute mittag zum Essen da— ich koch' was besonders Schönes. Wiedersehn, Liebling— schlaf nicht wieder«in— und vergiß nicht den Zahnarzt!" Schon an der Tür — läuft Gilgi noch einmal zurück, küßt Martin hastig auf den Nacken und Hals und Augen—„nein, halt' mich nicht fest, Liebling— lob' wohl— bis heut' mittag...!" Friesenstraße. Bor dem Haus, in dem der Hans und die Hertha wohnen, stehen Leut«, sin- anscheinend durch irgend etwas aufgeregt— sprechen, gestikulieren— Gilgi beachtet sie nicht, öffnet die Haustür— ein Klumpen Weiber im Treppenstur— raschelndes Schwatzen... Gilgi bleibt stehen, zieht aus dem Handtäschchen«in blaues Briefluvert mit den sieben Hundertmarkscheinen, nimmt die Ringe— sind doch noch all« da? Ach, wie froh werden sie sein, die da oben! Immer zwei Stufen auf einmal genommen— wie das Herz klopft, den Atem schnürt's einem ab. Warum bin ich denn traurig? So eine wehe Traurigkeit in allen Knochen... ich hätte gestern abend yierhergehn sollen, dann brauchte ich mich nicht so bedrückt fühlen— ach, Unsinn, das ist ja übertrieben« Gewissenhaftigkeit— ist ja jetzt auch noch nicht zu spät. Die Tür vom Mansardenzimmer ist halb geöffnet. Ein fremder Mann kommt aus dem Zimmer.— Gilgi prallt fast mit ihm zustunmep. Der Mann hat eine Mätze in der Hand— der Mann sieht Gilgi an— der Mann macht den Mund auf— schwarze Zahnlücken, aus denen Worte kriechen...„Wollen Sie zu denen da. Di« sind tot. Bor einer ahlben Stunde hat man sie sind tot. Vor einer halben Stunde hat man sie hat der noch geschrieben— vorher der hat's satt gehabt. Ich hab's' auch bald satt. Guten Morgen." Der Mann setzt die Mütze auf. Langsam verhallt sein schwerer Schritt auf der Treppe. Gilgi faßt fester das Kuvert und di« Ringe ... solche Träume darf man doch nicht haben — das ist widerlich— solche Träume... Sic klopft an die halbgeöffnete Tür— so ein knöcherner Laut... tack, tack, tack... alles ist still hier oben. Jemand hat gesagt, daß ich tausend Stunden hier klopfen muß— tack, tack, tack — ich habe rote Schuh« an und mein blaues Kleid— wie kommt es denn, daß ich zu meinem blauen Kleid die roten Schuhe angezogen habe? Das ist mir doch noch nie passiert— tausend Stunden muß ich klopfen... warum steht auf Straßenbahnfahrscheinen so furchtbar viel drauf — ich möchte wissen, was das alles bedeutet, was auf den Straßenbahnfahrscheinen steht... tack, tack, tack— ob ich jetzt tausend Stunden geklopft habe? Di« Türklinke ist blind und hat dunkle Flecken— man müßte die Klinke mal Putzen mit... ja, wie heißt das Zeug, mit dem man Klinken putzt? Wie heißt das denn... ich muß auf den Namen kommen... jetzt ruft die schmutzig« Klink« nach meiner Hand— ich Muß sie anfassen... Gilgi geht in das Zimmer, zieht die Tür hinter sich zu. Das Fenster ist aufgeristen, ditz Betten sind grau zerwühlt. Ein ekelhafter, süßlicher Geruch kriecht über den Boden— an einem herauf... ich habe rote Schuhe an— und auf Straßenbahnfahrscheinen steht so furchtbar viel drauf... ich weiß, daß ich rote Schuhe anhabe... ich weiß noch mehr ... ich weiß^.däß die tot sind— der Hans und die Hertha und die kleinen Kinder— Hans— Hertha— haben denn Tote auch noch Namen? Ich bin nicht irrsinnig, ich bin ganz wach und klar und kalt und gar nicht traurig— ich bin gar nichts mehr. Gilgi tritt an das geöffnete Fenster, beugt sich weit hinaus... sieht tief unten di« Straße... man muß sich entscheiden und man darf nicht davonlaufen... ich weiß alles.— alles— die sind tot— was ist das?— die find tot, weil ich gestern nicht gekommen bin— das muß ich ganz zu Ende denken das bleibt mir nicht erspart— da muß ich weiter denken— weiter— weiter— ganz genau denken— nichts auslasten... die sind hier gestorben, während ich mit Martin... Hyazinthen in schwarzen Vasen... Gilgi beugt sich weiter aus dem Fenster... da unten das Pflaster, das macht alles zu Ende— das gibt es— zu Wissen, daß alles zu Ende sein kann— ßehr schön, das zu Wissen— sehr, sehr schön.
Das muß man sich genau vorstellen: nach unten fällt man— durch die Luft— ein leichtes Geräusch— ein löschender Schmerz, ein sehr harter Schmerz— ein zerflossener Brei von Fleisch und Blut und Knochen— alles fließt aus einem heraus das ganze Blut und Hirn und das Untragbare. Das ist gar nicht ekelhaft — das ist sehr schön— so rotes Blut auf dem schmutzigen, grauen Pflaster— und alles zu Ende... Man muß sich entscheiden— ich bin nicht irrsinnig, und ich werde auch nicht ohnmächtig ich habe ganz und gar meinen freien Willen— nichts hilft mir— von außen. Noch etwas weiter hinausbeugen— dann falle ich— dann... ich habe gar keine Angst... mein Kopf ist so schwer— er zieht mich— nach— unten— meine Füße sind so schwer— lösen sich nicht vom Boden— ich habe rote Schuhe an, rote Schuhe— die sind an den Boden genagelt ... Gilgi fällt hintenüber, fällt mit der Schläfe gegen einen Stuhl— Blut rieselt übers Gesicht — feucht und warm. Stumm bleibt sie liegen die Augen weit offen— Sekunden, Minuten. Steht dann auf. Hart und entschlossen. Tritt vor den kleinen Spiegel über dem Waschtisch— taucht ein Taschentuch in den Wassexkrug und wischt langsam das Blut von Wange und Schläfe— das Gesicht im Spiegel ist grau und verfallen. Lange sieht Gilgi in das fremde Spie
gelgesicht. Preßt die Lippen zu einem schmalen, harten Strich zusammen. Bon vorne angefangen, Gilgi! Pier Menschen sind tot. Die Schuld, die ich daran habe... sehen, wie ich damit fertig werde. Die Schuld, die ich nicht hab«— die lehne ich ab, die rede ich nur nicht ein, die will ich nicht tragen. Das Tatsächliche ist mir schwer genug. Und ich weiß, was ich tun muß— das Schwerste. Aber ich lebe, und Martin lebt, und das Kind lebt.... ich will leben— und ich bin froh, daß ich lebe. Gilgis harte kleine Schritte verhallen auf der Treppe. Vorbei an den schwatzenden Weibern— durch die Straße ... Neun Uhr ist's, und Martin wird fort sein. Gut so. Im Schlafzimmer unterm Schrank steht Gilgis Koffer. Sie zieht ihn hervor. Packt ihre Kleider, ihre Wäsche hinein. Sehr schnell, sehr sicher hantiert sie. Sicher? Das winzigste Fragezeichen, das allergeringste Ueberlegen im Kopf macht die Hände zittern, unfähig, sich zu bewegen, zu fasten, zu halten. Hart bleiben, hart bleiben— das Schwerste tun, das Richtige tun— Richtige? Warum richtig?..-. Ah, nicht denken .. Sie streicht leicht mit der Hand über die bunten Abendkleider im Schrank— ihr könnt hängen bleiben, ich brauche euch nicht— eh' ich mal wieder ein Abendkleid trage, seid ihr längst unmodern geworden. Nicht ruhig stehen— immer was tun, immer was tun— sie schließt den Koffer. Was jetzt... ein paar Zeilen für Martin... ich tu' mir so weh, ich mache mich ganz tot— die Luft muß mir helfen und das Papier und alles um mich herum— zu schwer allein... zu schwer— nein— doch, ich schreibe... feste, harte Buchstaben— weißes Papier, schwarzes Geklingel, weißes Papier ... rote Schuhe... und die Luft muß mir helfen. (Fortsetzung folgt.)
»le Dl* Exeftetlon Ii der SMeL Zwei Todesopfer der Desltzbesfle.
Wir haben gestern den trockenen amtlichen Bericht über die Gendarmenschießerei P o- lomka(in-er slowakischen Kreisgerichtsstadt Brezno ) gebracht; heute liegen ausführlichere, allerdings unamtliche Meldungen vor, au deren Wahrheitsgehalt aber schon deswegen nicht zu zweifeln ist, weil sie ja sonst die Zensur kaum paffiert hätten. Und sofern nun diese Schilderung des Sachverhalts richtig ist, läßt sie neuerliche und tiefe Schlüsse über gewisse kaum europäisch zu nennende sozial« Verhältnisse in der Slo wakei zu. Nach dem Bericht der„Lidovö Novinh" ergibt, sich folgendes Bild:. Ein Bauer in Polomka war einem Gastwirt achthundert Krone« für Alkoholien schuldig. Der Gläubiger betrieb durch einen Advokaten die Exekution, und dieser kaufte bei ihrer Durchführung zusammen mit einem Bankdirektor und im Beisein zweier politischer Beamter das ganze unbewegliche Eigentum des Schuldners, das einen Wert von 28.000 Kronen hatte, um sech shundert Kronen! Die begreifliche Erregung der bäuerlichen Bevölkerung über dieses Unrecht machte sich sofort Luft: einer der politischen Beamten wurde von den Empörten schwer verwundet, die anderen retteten sich durch die Flucht. In der übernächsten Nacht kam ein« starke Gendarmeriepatrouille nach Polomka, um die Rädelsführer der rebellierenden Bauern zu verhaften. Es gelang ihnen, obzwar die alarmierten Bauern die Befreiung der Gefangenen gewaltsam versuchten. Tags darauf, am Dienstag, kamen etwa 150 Dorfbewohner nach Brezno und forderten vor dem Kreisgericht demonstrativ die Freilassung der sieben Verhafteten. Wie es dann zu dem blutigen Zusammenstoß in Polomka kam, steht noch nicht fest— ob der erste, amtliche Bericht über die Schießerei, die jedenfalls zwei Menschen das Leben kostet«, zutrifft, muß erst noch überprüft werden. Und diese Untersuchung scheint uns dringend geboten! Und sie wird nur dann darauf Anspruch erheben können, als objeknv und gründlich angesehen zu werden, wenn sie nicht der Bürokratie überlasten wird, sondern, wenn gewählte Volksvertreter damit betraut werden, alle Umstände selber gewissenhaft zu erheben und der Oeffentlichkeit darüber Bericht zu erstatten. Bis dahin wird man auch mit einem Urteil darüber zurückhalten müssen, ob-er angeblich aufs äußerste bedrohten Gendarmerie wirklich nichts anderes übrig geblieben war, als mit der Schußwaffe vorzugehen und die allzuvielen Opfer der„Ordnung" neuerdings um zwei zu vermehren. Die Gewehre gehen in den letzten Jahren auch bei uns, und besonders in der Slowakei , zu oft und zu rasch los, als daß man nicht vorweg solche Notwehr der Gendarmen anzweifeln müßte, zumal diese ja nachträglich ausnahmslos von Amts wegen behauptet und gerechtfertigt wird. Aber wie immer dem sei— die Ursachen, die zu diesem Blutvergießen führten, sind
fo Mussolinien steigt die Arbc tsloslgkeit. Aus R o m wird uns geschrieben: Die Zahl der Arbeitslosen in Italien , die am 31. September 949.499 betrug, ist bis 31. Oktober auf 956.357 gestiegen. 280.000 Arbeitslose erhalten eine Geldunterstützung.
schrecklich und empörend genug! Wir wissen noch nicht, ob der Bauer, dessen Eigentum durch die Exekution verschleudert wurde, die „Alkoholien " durch Zechen bei dem Gastwirt schuldig war. Wenn ja, so würde daraus erhellen, wie dringend notwendig die endliche Verhandlung und Gesetzwerdung des Antrages unserer Genossin B l a t n y wär«, nach dem Forde- rungen aus dem Verkauf von alkoholischen Getränken im Detailverkauf nicht klagbar wären, sofern sie den Betrag von 50 Kronen übersteigen. Aber selbst, wenn das hier nicht zutrafe, ist es ungeheuerlich, daß weg«« einer solchen Schuldlappali« bäuerlicher Besitz versteigert wird. Und einfach unfaßbar ist es, daß ein solcher Besitz im Wert« von Zehntausenden Kronen wi« eine alte Hütt« unter den Hammer kommen, um lächerliche sechshundert Kronen zugeschlagen werde« konnte. Man verteidigt nicht bäuerlichen Besitzfanatis- mus, sondern das natürliche Rechtsempfinden arbeitender Menschen, wenn man sich erbittert gegen solche balkanische Methoden wendet. U»ld wenn die Bauern noch sehen müssen, wie Heim und Arbeitsplatz eines der Ihren für«inen Pappenstiel und unser b e h ö r d l j,ch e r Assi stenz an einen Advokaten und an einen Bankdirektor übergeht, dann setzen sie sich eben nach den ungeschriebenen, aber ewig gültigen Gesetzen der Rechtlichkeit und Menschlichkeit zur Wehr. Es ist entsetzlich, daß wegen einer Alkohol- Schuld von ein paar hundert Kronen zwei Menschen ihr Leben lassen mußten und daß die Bevölkerung eines ganzen Bezirkes wegen der skrupellosen Raffgier einiger Herren, di« auf slowakischem Boden die Allmächtigen spielen dürfen, in Aufruhr geraten mußte. Der Staat hat allen Anlaß, da schleunigst zum Rechten zu sehen! Mit blauen Bohnen geht das nicht! Um so weniger, als die slowakische Bevölkerung von Hunger und R o t zermürbt ist. Nicht Gewalt kann da helfen, sondern nur Gerechtigkeit, sozialer Verstand und ' soziales Gefühl! Sowohl im Abgeordnetenhaus wie im Senat hatten die Komncunisten Anträge eingebracht, di« einen Bericht über die Vorfälle in Polomka und über die Exekutionen gegen Kleinlandwirte und zu diesem Zweck das sofortige Erscheinen des Innenministers, bzw. des Ministerpräsidenten verlangt. Im Senat sprachen hiezu überdies zwei Kommunisten. Dies« Anträge wurden zwar abgelehnt, doch sind innerhalb der Koalition Verhandlungen im Zuge, daß der Innenminister trotzdem umgehend einen Bericht über die blutigen Ereignisse erstatte. Dies würde dann bereits in der morgigen Sitzung des Abgeordnetenhauses geschehend
800.000Unterstützte In Kanada Ottawa, 17. November.(Reuter.) Im Unterhause erklärte der Acbeitsminister, daß heute in Kanada rund 800.000 Männer, Frauen und Kinder, also volle acht Prozent der kanadischen Bevölkerung, in den verschiedensten Formen staatliche Unterstützungen genießen.
vertranen anstelle von Giftgasen. Eine Rundfunkrede riasaruks. Prag , 17. Novencher. Präsident Masarhk sprach heute abends zu den Radiohörern Groß britanniens . Die Uevertraaung nach England leitet« um 22.20 Uhr der Chef der Auslandskorrespondenz der„British Broadcasting Corpo ration " Vernon Bavtlett ein, der zwecks Studiums der Verhältnisse schon eine Woche in Prag weilt. Präsident Masartzk sagte u. a.: Kooperation mit Europa : Alle Leute guten Willens müssen sich zusammenschließen, um zum letzten Ideal Hinz«arbeiten, welches nicht nur bedeutet, aus der gegenwärtigen Krise herauszickom- men, sondern auch di« absolut notwendige Atmosphäre für einen dauernden Frieden vorzubereiten. Wenn nicht«in Wechsel in unserem Herzen eintritt, ist die Abrüstung als solche nicht hinreichend für die Zukunft. Wie all«, hoffe ich, find uns dessen bewußt, daß es zu keinem weiteren Krieg kommen darf. Es gibt eine Menge ungelöster Problem« in der unruhigen Welt von heut«, aber wir müssen sie beilegen in freundschaftlicher und ehrlicher Ausspray, denn sie dürften wicht gelöst werden durch Bombardierung von Städten und Tötung von unschuldigen Frauen und Kindern. Wir brauchen gegenseitiges Vertrauen anstelle von Giftgasen. Wenn die künftige WeliwirtfchaftÄoniferenz zu einer Lösung unserer finanziellen und geschäftlichen Schwierigkeit beitragen wird, so ist es gleichermaßen wichtig für'die Abrüstungskonferenz sowetr als menschenmöglich, in der Vorbereitung eines dauernden Friedens zu gehen. Die Kooperation Amerikas ist in beiderlei Hinsicht äußerst wichtig und" ich erwart« von den beiden angelsächsffchen Ländern, daß st« ihr Teil beitragen werden. Die Zeiten für irgendwelche Ideen glänzender Vereinsamung" sind vorüber. Wir sind alle in demselben Boot.
Ur. Samal als Zeuge in lgiau. Jglau, 17. November. Um 9 Uhr wurde die Verhandlung mit der Einvernahme des Kanzlers Dr. Kamal begonnen, der aussagt, daß ihm von einem Memorandum des. Ingenieurs H a l 1 k an die Kabinettskanzlci nichts bekannt ist. Auch könne er sich au einen Besuch Haliks nicht erinnern. In dem Buch, in das die Besuche eingetragen werden, ist am 28. Jänner 1920 eine Anmeldung des Jng. Halik verzeichnet, da aber über alle Besuche amtliche Vormerke gemacht werden und rin solcher nicht gefunden wurde, ist der Kanzler der Ansicht, daß Jng. H a l i k sich augemeldet hat und,' da er nicht»varten wollte, wieder weggegangen ist. In dem Buche ist auch unter dem 1. Feber 1920 ein Besuch des Jng. Halik beim Sekretär des Kanzlers Dr. Strnad gemeldet, der sich aber an diesen Besuch ebenfalls nicht erinnert und von dem Memorandum nichts weiß. Es fei,' obwohl überall nachgeforscht wurde, nichts gefunden worden. Die Beschwerden gegen Minister werden in einer besonderen Kasse hinterlegt. Der Zeuge Wilhelm Iteidl, Handelsvertreter in Prag , sagte über den Zeugen ESner« und dessen Ausspruch ans, den Esne r vor dem Prager Prozeß getan haben sollte, er hätte nunmehr ein derartiges Geschäft, daß er zwei Jahre nichts machen müsse.. Dem vorgeladenen Zengen E 8 n e r teilte der Vorsitzende mit, seiner Aussage über den Umstand, daß er den Zeugen Miloß Haas nicht kenne, stehe eine Reih« von Zeugen entgegen, die erklären, daß E 8 n e r und Haas einander gekannt haben. Im Verhör der beiden Zeugen wird am Nachmittag fortgefahren werden. Am Nachmittag wurden unter Eid die neuen Zeugen Paul Balenta, der Besitzer eines Propa- gandabüros in Prag und Veith Minarlk aus Prag , Handelsvertreter, einvernommen, die beide die Restauration„U 61Lku" besuchten, wo sie des öfteren die Zeugen Haas und Eöner iu einer Gesellschaft sitzen sahen. Minarlk behauptet, Esner habe erklärt,„StribrnF würde gefangengenommen und in den Kerker gesetzt werden," und weiters, daß Eöner aus diesem Grund mit Jnfeld zusammen Material gesucht hab«. Balenta erinnert sich an diese Aeußerung wicht. Der neuerdings vorgeladene Zeuge Esner erinnert sich ebenfalls nicht, daß er die angeführten Worte gesprochen haben soll. Bei der Konfrontierung mit Minakik stellte er den Ausspruch über JnstÜ» in Abrede. Der frühere Zeuge Milos .Haase bestätigte, daß er den angeführten AuS» spruch von Minarik gehört habe. Esner wurde eine Reihe von Fragen betreffs der Frequentierung in der Kleinlandwirtevereinigung vorgelegt, wobei Eäner auf seinen Aussagen beharrt«, wenn auch der Verteidiger Dr. Rasin schriftlich« Beweise diesem gegenüber vorlegte. Zum Schluß des Verhörs dieses Zeugen ersucht Dr. Rasin den Vorsitzenden des Gerichtes, er möge sein Recht geltend machen und den Zeugen sofort im Gerichtssaal verhaften und dem Untersuchungsrichter vorführen lasst», und zwar wegen des .Verdachtes der falschen Zeugenaussage. Der Staatsanwalt teilt mit, er führe noch eine Reche von Zeugen zu den Aussagen Esners und schlage vor, die Abschriften der Aussagen Esners mögen dem Staatsanwalt nach Prag übersandt werdcn. Der Vorsitzende gibt bekannt, er hätte bisher keinen Grund für die Verhaftung und Vorführung des Zeugen vor den Untersuchungsrichter, obzwar ein gewisser Verdacht wegen falscher Zeugenaussage vorhanden sei.