Bunte Woche

Wenn ich Carnegies Geld hätte...

Wunschträume- als Antwort auf eine Rundfrage der Bunten Woche"

Albert Einstein  :

duremen

Es gibt wahrscheinlich keinen Menschen, der nicht schon einmal in stillen Stunden den Wachtraum unermeßlichen Reich­tums geträumt hat. Millionen Menschen in dieser Welt, die dem Profit untertan sind, kennen den Hunger, die Not, die würgende Sorge des Alltags aus furchtbarer Nähe Reichtum ist für sie ein nebelhaft ferner Begriff, eher dem Märchen­reich als der Wirklichkeit zugehörig. Zuweilen aber spielt ihre Phantasie mit dem Traumbild unbegrenzten Reichtums und in diesen Augenblicken entsteht manchmal die Fata Morgana eines neuen, beschwingten, persönlichen Lebens oder einer neuen, besseren Welt. Solchen Wachträumen von Männern des Geistes und der Tat Gestalt zu leihen, haben wir durch eine Rundfrage: Was täten Sie, wenn Sie Carnegies Geld hätten?" versucht. Wir baten sie, in einer Stunde der Besinnung ihre Zukunftsträume, die Forderungen ihres Gewissens an eine Zukunftswelt, auszusprechen. Dies war der Sinn unserer Rundfrage hier sind die Antworten:

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Pflege und Erziehung in der neuen, wunder­schönen Stadt. Dort sind nicht nur geeignete

listen selbst aber, die aus dieser Schule hervor gehen, sie wären ihr Leben lang versorgt aus Fonds. Ich würde sie in einem modernen

Und dann würden wir eine Maschine ton­struieren, die größer und leichter, wendiger und

" Das Geld verführt unwiderstehlich schöne Stindergärten und prächtige Schulen. Die Prytaneum speisen unter einer Bebingung: meine Wien  ". Eine Maschine, an der wir schon

zum Mißbrauch..."

Ich bin fest davon durchbrungen, daß keine Reichtümer der Welt die Menschheit weiterbringen können, auch nicht in der Hand eines dem Ziele noch so ergebenen Menschen. Nur das Beispiel großer und reiner Persönlichkeiten fann zu edlen Auffassungen und Taten führen. Das Geld zieht nur den Eigennuß an und verführt stets unwider­stehlich zum Mißbrauch.

Nann sich jemand Moses, Jesus oder Gandhi  bewaffnet mit Carnegies Geldjad vorstellen?

A. Einstein  .

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Heinrich Mann  :

,, Das nächste Ziel: ein deutsch­französischer Bundesstaat...

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Mit dem Geld eines Milliardärs fönnte man zweifellos viel Gutes erreichen, zum Beispiel Arbeitsbeschaffung, richtiger; die Beschaffung von Eſſen   und Wohnung für einen Teil derer, die es nicht haben. Aber eine gründliche Hilfe wäre das nicht, denn es wäre keine grundsätzliche Anderung

der bestehenden Unordnung. Sie erstreckt sich auf die Wirtschaft und auf das europäische Staaten gefüge. Dieses ist so wenig haltbar wie die Wirt­schaft, unter der wir leiden. Die geschloffenen Nationalstaaten find sogar der Hauptgrund unserer

unerträglichen Zustände. Ich habe das Bekenntnis zum übernationalen abgelegt und wünschte, daß

besten Kindergärtnerinnen und die besten Lehrer werden zusammengesucht, dort angesiedelt, auf daß sie die neue Generation heranbilden. Die Zeit benüße ich und baue eine neue Hochschule. Welle auf Welle der neuen Generation gelangt an die Kindergärten, durch sie in die Schulen und schließ­lich an die Hochschule. Professoren ganz besonderer Art müßten dort die junge Menschheit unter­richten und bilden, im Zeichen wahrer Geistig­feit und wirklicher Menschenliebe. So täme ein Stab erlesener junger Menschen zustande, die, unter den besten Voraussetzungen geboren, unter den günstigsten Bedingungen herangewachsen, von den besten Lehrern ausgebildet, nun ihre aposto­

lische Sendung übernehmen müßten, als sehrer,

als Grzieher, als Fürforger in unserer Stadt zu wirken. Für ihre materielle Unabhängigleit sorgt

der Fonds. Sie übernehmen die Verpflichtung, fich als Helfer den Leidenden zur Verfügung zu stellen, für das Recht der Unterdrückten einzu­treten, Strankheit und Not der Mühseligen und Beladenen zu befämpfen.

In Wien   selbst aber sollen in der Zwischen­zeit aus den Mitteln des Fonds, gleichsam als zufünftige Aufnahmsstätten der geläuterten Menschheit, alle jene Institutionen geschaffen und ausgebaut werden, die notwendig find zur Ge­fundung des Körpers und des Geistes.

Auch da soll bei den Kindern begonnen wer den. Noch mehr und noch schönere Kindergärten, Spielpläge, Blanschbäder, als augenblicklich in unserer Stadt find, sollen aus dem Fonds er­richtet werden. Spitäler, Zungenheilstätten für die Kranten, Erholungsheime für die Gesunden den, Grünflächen für die Gesunden. Sie alle follten unter die Leitung jener kommen, die in

möglichst viele einzelne es mit mir fun, so lange... ber Stadt der neuen Generation geboren, auf­bis auch die großen Parteien sich dazu entschließen. erzogen und ausgebildet wurden. Die Boltsbil­Das nächste Ziel ist ein deutsch  - französischer Bun dung und die Volksbelehrung müßte auf eine desstaat dieselbe Utopie die eint der deutsche ganz neue Grundlage gestellt werden, Neue, Bundesstaat war. Das Bernünftige und Gebotene

iſt immer furz vor seiner Berwirklichung noch uto­pisch. übrigens frage ich nicht, wieviel Gelb meine

Utopie fosten würde. Ich weiß mur  ; sie ist die vor­weggenommene Wirklichkeit. Denn sie ist die einzig mögliche Rettung dieses Erdteiles und feiner Men schen.

Heinrich

*

тапи mann

Stadtrat Prof. Jul. Tandler:

"... ich baue die Stadt der Besten" Sie fragen mich, was ich täte, wenn ich Carnegies Geld hätte und fragen mich weiter, wie ich es für Wien   verwenden würde.

Ja, wenn ich Carnegies Geld hätte, dann wüßte ich wenigstens, wieviel Geld ich hätte. Ich habe es aber leider nicht, sonst würden Sie mich ja nicht gefragt haben. Ich weiß auch nicht ein mal, wieviel Geld Carnegie hatte, so daß mir nichts übrig bleibt, als großzügig anzunehmen, Carnegie hatte tausend Millionen Dollar. Die gehören nun mir und ich soll darüber verfügen. Ich will auch annehmen, bag ich jung genug måre, um die Titanenarbeit auf mich zu nehmen, dieses Geld vernünftig auszugeben oder wenigstens die Ausgaben zu beginnen, die sich ja über viele Jahre erstrecken müßten. Und noch eine fleine Annahme müßte ich machen: Ich müßte an nehmen, daß die Menschen unserer Stadt wirklich vernünftig wären, Sie fehen, jetzt tommt bie Utopie, denn wären alle Menschen vernünftig dann wäre Ihre Frage an mich unmöglich, denn Jann hätte Carnegie niemals tausend Millionen Dollar befizen fönnen, ich hätte sie nicht bekom­men tönnen und brauchte mich daher auch nicht anzustrengen, Ihnen mitzuteilen, wie ich sie ver­wendete. Aber nehmen wir an, daß alle Voraus­segungen zutreffen.

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Ein furzer Blick auf Eignung und Gefüge der Heute lebenden Generation belehrt mich, daß sie zur richtigen Verwendung dieses Geldes noch lange nicht reif ist. Ich muß also bei der nächsten anfangen. Ich muß iene Eltern affentieren, die geeignet sind, eine nächste Generation zu zeugen, bie tauglicher wäre also, Studium der Fa miliengeschichte, Husfuchen der Tauglichen und Tauglichsten, beren Kinder zur Durchführung meines Blanes geeignet sind. Gründung einer eigenen, neuen Stadt am Rande des alten Wiens, in der die geeigneten Eltern mit den geeigneten und noch zu zeugenden Kindern leben fönnten Die Kinder leben zufammen mit ihren Eltern und auserwählten Hilfskräften unter vernünftiger

große Bibliotheken, Unterrichtsanstalten

für

febermann, Schulen der verschiedensten Art für jung und alt müßten entstehen, auf bag ieber daß in die Machtsphäre wahren Wissens gelangen

tönne.

Gleichzeitig aber foll in unserer Stadt die Kunst zu neuer Blüte gelangen. Die besten Architekten und die hervorragendsten Stünstler der Welt sollen sich bei uns betätigen tönnen. der Welt sollen sich bei uns betätigen tönnen. Man hat Kommissionen, die das Neugeschaffene begutachten, zum Kauf empfehlen, Werke der sensurieren und doch nichts anderes find, als die Stunft zur öffentlichen und privaten Aufstellung Rüdendedung für jene, die nicht mutig genug sind, die Verantwortung für das zu tragen, was fie auf dem Gebiet der Kunst gefchaffen haben. Ich würde eine eigene Kommission einsehen, die die alten und überflüssigen Bilder aus den Museen und Sammlungen entfernen und sie den verschiedenen Privatleuten aller Kategorien überantworten sollte, mit dem Verbot, sie jemals wieder öffentlich auszustellen. Ich würde eine eigene Stommission einsetzen, die die geschmack lofen, längst überlebten Monumente unserer Stadt zuſammentaufen und auf einem großen Monumentfriedhof zusammenstellen sollte, der fern von der Stadt zur ewigen Warnung zufünf­tiger Geschlechter errichtet werden müßte. Dann wäre Platz für die großen Berte neuer Bild­hauerei, neuer Malerei So ein bißchen aus­lefenbes Bandalentum täte uns schon not. Die Architeften müßten aber nicht nur Neues bauen, sondern müßten vorher Altes umlegen, und auch bazu gehört Mut. Schlechtes Altes au beseitigen ist schwieriger, als neues Schlechtes zu erzeugen. Mitten aber in die Straßen unferer Stabt, wo sich der Verkehr abwidelt, sollten die großen Denkmäler gesetzt werden, die anfeuern zu neuen, großen Taten des Friedens, der Menschenliebe, der Wissenschaft. Die Helden aber bes Mordens und des Vernichtens, fie müßten auch in den Denkmälern verschwinden und ausgelöscht wer­den. Den Musitheroen, die bei uns gelebt und gelitten und nahezu ausnahmslos schäbig be­graben wurden, würde ich einen großen Tempel errichten, nicht, damit ihre wirklichen oder an­geblichen Gebeine darinnen zur Ruhe tommen, sondern damit dort alljährlich für das ganze Bolt unserer Stadt die unsterblichen Meisterwerte er­tönen. Neue Theater sollten erbaut werben, ba­mit in ihnen die größten Dichter aller Zeiten vor dem Volk zu Wort kämen.

Und schließlich baue ich eine Journalistenschule, in der die Gescheitesten und Belten unterrichtet werden, wie man das Bolt auftlärt, wie man ihm die Wahrheit nicht zubringt, sondern be­gehrenswert und schmackhaft macht. Die Journa­

daß sie die Wahrheit schreiben!

Die Utopie hat ihren Gipfelpunkt erreicht. Die tausend Millionen Dollar, die ich nicht gehabt habe, find weg Gs wird nichts anderes übrig bleiben, als arbeiten und wieder arbeiten ohne Utopie im Hien, aber mit der Liebe zu un­serem Bolt, zu unserer Stadt im Herzen.

Thesandler.

Robert Kronfeld  :

... ich möcht' 48 Stunden schlafen"

Ich nehme also an, daß ich mich auf die" Bunte Woche" verlassen kann und demnächst ein Geld­briefträger bei mir eintrifft, der stati seiner Brief­tasche einen Lastwagen mitführt, aus dem er ... zig Millionen ablädt.

Was ich also dann tun würde? Der erste Schritt ist mir sonnenflar; ich würde mich 48 Stunden ausschlafen, würde dann meinen Rudsad paden, meine verstaubten Stier vom Dachboden holen und irgendwohin in die Berge meiner österreichischen Heimat fahren. Das wird vielleicht manche Leute enttäuschen, die bon mit in diesem Fall einen be­fonderen Höhen oder Streckenrekord erwarten oder einen Gewitterflug über 555'5 Stilometer Strecke. Aber mein absonderliches Verhalten ist leichter zu verstehen, wenn man bedenkt, daß bisher der Geld briefträger noch nie bei mir eingetroffen ist. Ganz im Gegenteil. Meine Laufbahn begann sogar damit, baß ich mein liebes Faltboot verkaufen mußte, un überhaupt die Segelfliegerei erlernen zu können. Und zum Schluß mußte ich in der Segelfliegerschule Rosjitten, obwohl sie mich förderte, soweit sie irgend

forte, noch meinen Photoapparat verkaufen, um

die letzten Tage bis zur Prüfung bleiben zu fönnen. Damit war aber auch mein weiteres Schid­fal beitegelt, das sich nach einem alten Fliegerspruch

so ausdrüden läßt: Der Vater war ein so anständiger Mensch, und doch wurde der Sohn Flieger."

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lange rechnen und die es wahrscheinlich möglich macht, bei jedem Wetter in jeder Nichtung über Land zu fliegen, wie es heute nur Motorflugzeuge tun.

So würde ein flugwissenschaftliches Institut mit Fliegerschulen, die ihm angegliedert sind, entstehen, so wie es das heute nur auf der Rhön   gibt. Es würde so gehen wie im Stilauf, über den man erst lachte und der sich dann so einbürgerte, daß er heute in den Alpen   Verkehrsmittel geworden ist. Und so wie die Bauernbuben heute auf ihren Brettin   in die Schule laufen, so würden sie von der Höhe des väterlichen Hofes hinuntersegeln und mitten auf dem Schulhof landen.

O ja, es ließe sich schon so allerhand anfangen mit dem nötigen Kleingeld" I Ich glaube, daß ich

schränken würde. Denn auch im Motorflug mich dabei nicht nur auf den Segelflug bes gibt es allerlei zu leisten, wovon sich heute noch niemand etwas träumen läßt. Ich könnte dann biel leicht auch die Versuche fortsetzen, die ich auf dem Gebiet in letzter Zeit in aller Stille machte. Da gelang es, ein Flugzeug zu starten, nachdem, es nur 3 Meter Anlauf genommen hatte und es in nicht ganz 4 Sekunden auf 100 Meter

öhe zu bringen. Ich hätte auch höher und weiter fliegen können, wenn nicht dann das Geld für die Versuche ausgegangen wäre.

Aber abgesehen von allen diesen Plänen würde

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ich sicherlich in Eſterreich irgendwo sagen wir auf dem Semmering  - einen großen fliegerischen Wettbewerb aufziehen. In der Zwischenzeit hätten wir alle die alpine Segelflugtechnik gelernt und geübt und wären darin gewiß so tüchtig, wie es die österreichischen Fußballer und die Stiläufer, Eisläufer und Fechterinnen sind. Dann winden wir in einem großen internationalen Segelfluge weitkampf, in dem nicht mehr nur ich allein die Farben Österreichs   vertrete, der ganzen Welt seigen, daß wir genau so viel und mehr können

als manche anderen, und daß das einzige, was uns

dazu fehlt, nichts ist als das Geld Carnegies.

Robert Krankend

Wien   soll eine Schweiz   der geistigen Welt werden"

zu fönnen, das heißt um überhaupt leben zu Um fich als Segelflieger über Waffer halten" tönnen, um die neuen teuren Maschinen anschaffen 3 tönnen, um wiffenschaftliche Studien zu be treiben und die Frage zu bearbeiten, wie jeber­und wieder arbeiten. Ich bin feit 1927 Segelflieger mann fliegen tönnte, muß man arbeiten, arbeiten Hans Tietze  : und habe seither Tag und Nacht gearbeitet und feinen freien Tag oder gar Urlaub gehabt wie andere Sterbliche. Und wenn ich meinte: jebt geht die Sache endlich gut, dann fiel ich prompt mit irgendeiner Maschine, die ich mit viel Mühe und Unterstübung in jahrelanger Arbeit erbaute oder erbauen Iteß, in wenigen Sefunden vom Himmel. Wenn ich mir dann Erde, Sand und Gras aus den Augen gewischt hatte, fab ich statt einer stolzen Maschine einen mehr oder weniger großen Trümmer haufen bor mir, und fonnte wieder von vorn an­fangen.

Und jetzt werden Sie vielleicht begreifen, warum ich mich mit dem Gelb Carnegies erst mal 48 Stun den ausschlafen und dann acht Tage unter die vera rüdten Brettlhupfer" gehen möchte.

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Dann aber würde ich wieder zu arbeiten an fangen, schon deswegen, weil ich es so gewohnt bin. Ich würde eine große Segelfliegerfchule in Sfter reich errichten. Vielleicht würden es auch drei werden, und zwar eine in der Nähe vom Stuhl ed, eine bei Salzburg   und eine alpine Segelflugschule" in der Nähe von Inn   3 brud. Dort würde ich dann mit meinen Lehrern der Jugend Österreichs   das Wunderbare des motor Lofen Fluges zeigen. Auch meine vielen ausländi schen Freunde würden ficher kommen, um in unseren herrlichen Alpen   Segelflug zu lernen, so toie man heute von Paris  , London  , Berlin   und Rom   nach dem Arlberg kommt, um die Arlberg­technik im Stilaufen zu lernen.

Wenn dann diese Schulen gut im Gange sind, würde ich die beste meiner Segelfisten" hinter eine Motormaschine hängen und mich nach Indien  schleppen lassen.( Diefer Plan fam nämlich ent­gegen allen Zeitungsmeldungen nicht zustande, weil ich nicht das Geld Carnegies habe, und die, die es haben, es nicht hergeben.) Dort gibt es mehr zu tun, als nuc spazierenzufliegen. Es gilt dort den großen Tropenvögeln ihr Geheimnis ab­zulaufchen, wie sie tagelang ohne Flügelschlag fliegen. Es ist faßt sicher, daß man auch allerlei Nätsel der meteorologischen Wissenschaft dabei lösen Lönnte.

wenn man wirklich für eine Stunde dem Druck Das wäre ein wahrhaftes Weihnachtswunder, des Heute entfliehen dürfte, der jedes nicht ber Linderung unmittelbarer Not dienende Tun zu Gedantenfreise zu zeitwidrigem Lugus macht; unerlaubter Flucht und jede Hingabe an andere wenn man ein heimliches Wiedertreffen mit Ideen begehen könnte, die als Pläne und Träume einst aus der eigenen Berufsarbeit aufsteigen durften. Jeder, der sich einer großen Aufgabe einmal hingegeben hat, tennt diesen Zustand zwischen Wahrheit und Dichtung, wo sich Erstrebtes in Grreichtes verschiebt und zur Unterlage weiteren Bauens wird, bis zuleht ein organisch Gewach­fenes in fühnster Vollkommenheit dasteht- dem nichts fehlt als die Wirklichkeit.

Als es nach dem Zusammenbruch des alten Sfterreichs die Aufgabe Wiens neu zu ermitteln galt, schien mir die Art seiner Grbschaft für diese Rolle mitbestimmend zu sein. Hier hatte sich aus historischen Gründen ein unvergleich­licher Reichtum fostbaren Kulturgutes angehäuft, der schlecht geordnet und unausgewertet nur der Grmedung bedurfte; hier lebte, aus den ge­heimnisvollen Tiefen völlischer Veranlagung ge­speist, eine unerschöpfliche Begabung zu fünft lerischer Arbeit, der die Entfaltung zu sichern war; hier bestand in einer von aller Welt an­erkannten und durch Generationen nicht eingu holenden überlegenheit ein Kapital, das frucht bar gemacht werden mußte,

Daß Wiens Lebensfraft nicht erschöpft ist, hat seine Nachkriegsgeschichte erwiesen. Wien   hat sich sogleich tapfer seiner neuen Lage anzupassen be gonnen und ein von aller Welt anerkanntes Auf­baumert errichtet; tönnte dieses als soziale Leiftung nicht genug au preifende Wert nicht auch zu einer baulichen Erneuerung der Stadt werden? Man dente, eine Gelegen­heit wie nicht wieder: ein einziger Bauherr, dem alle Mittel zur Enteignung von Gründen,