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ber Kaufkraft zur Folge hätte." Der reichs­deutsche Verfasser stellt dasselbe fest, was der Sektionschef der deutschen   Sektion des Lan­deskulturrats von

Mittwoch, 28. Dezember 1932

Kommunistische Vertrauensicute

Böhmen  , Andreas gegen ihre eigene Presse.

Meisner, in einer jüngst erschienenen Schrift über die Zoll- und Handelspolitik mit allem Nachdruck darlegt: Eine hundertpro­zentige Selbstgenügsamfeit einzelner Gebiets­teile der zivilisierten Welt... ist... mit Rücksicht auf die Erfordernisse des modernen Wirtschaftsbetriebes, wenn man die Kultur nicht um einige Jahrhunderte zurückschrauben will, einfach undenkbar."

In der kommunistischen Arbeiterzeitung" für] Mähren   und Schlesien   war vor kurzem ein Arti­tel erschienen, in dem die sozialdemokratischen Mitglieder des Bezirks- Ueberwachungsausschusses für Mährisch- Schönberg   beschuldigt wur­den, in holder Eintracht mit dem hakenkreuzle­rischen Sekretär Schmidt für den Entzug der staatlichen Lebensmittelfarten für eine Reihe von Arbeitslosen, die für den elenden Lohn, den ihnen Sehen wir uns nun an, welche Maß die Firma zahlte, nicht arbeiten konnten", ge= nahmen der Führer der reichsdeutschen Agra- stimmt zu haben. An diese Behauptung waren rier vorschlägt, um der Agrarkrise entgegen- tiefsinnige Betrachtungen über die Verderbtheit zuarbeiten und den Bauern zu helfen. Er der sozialdemokratischen Führer geknüpft; sie wur­nennt dabei ,, eine planmäßige Wirtschafts- den wohlbestallte Au charbeiterführer" genannt, führung des Staates", also eine Abkehr von deren Absicht es sei, die Arbeiter zu Galeeren­der rein privatkapitalistischen Politik, eine fträflingen zu degradieren. Nun gab das kommunistische Mitglied des ,, engere Verbindung zwischen Landwirtschaft ueberwachungsausschusses, das von den Sozial­und Verbraucher" und vor allem eine Stär- demokraten wegen des infanien Artikels gestellt kung der Kaufkraft der Industriebevölkerung. wurde, folgende Erklärung ab: Wenn man die Bewegung namentlich der Viehmärkte beobachtet", sagt Schlange- Schö ningen, so kann man von Woche zu Woche deutlicher feststellen, das Volk kauft nicht mehr, es kann nicht mehr kaufen." Darin sieht der reichsdeutsche Agrarier die entscheidende Ursache dafür, daß es den Bauern schlecht geht.

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Jahrelang machen die Agrarier eine arbeiterfeindliche Politik, sie sind Gegner jeder Arbeiterschutzgesetzgebung, sie stehen im Stampfe gegen den Mieterschutz an der Spitze, sie be­kämpfen alle soziale Fürsorge, sie richten ihre Angriffe dagegen, daß bei uns die Arbeitslosen unterstützt werden. Nun sagt es ihnen einer ihrer Führer, daß, je mehr die Arbei

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petenzstreitigkeiten zwischen der Kommission und der Exekutivgewalt fommen wird, zumal die Frage nicht geklärt sei, ob die Regierung oder ein Minister durch die Beschlüsse gebunden ist, bzw. was bei Meinungsverschiedenheiten geschehen soll.

Es wurden lediglich nur jenen, die zweimal In der Debatte, für die sich vorläufig zwölf aufgefordert wurden und troßdem die Arbeit nicht Redner angemeldet haben, sprachen am Abend aufnahmen, auf Grund der Bestimmungen des noch der ungarische nationale Füssy und der Erlasses für die Lebensmittelfartenaktion, die tschechische Genosse Modraček. Karten auf unbestimmte Zeit entzogen. Lepterer fonstatierte bei einer Reihe unserer

Auch ich habe nach der Abstimmung, als die Nachbarstaaten gewisse Tendenzen, uns wirtschaft­Sache Klargestellt war, zum Ausdrud gebracht, daßlich möglichst zu schädigen. Um unsere Wirtschaft für diese Arbeiter, welche direkt die Arbeit verwei- beleben, sei eine Anleihe von mindestens drei Milliarden notwendig. Damit könnte man In­gert haben, kein Anspruch auf Lebensmittelkarten vestitionen für etwa fünf Milliarden durchführen. besteht. m inst Er regt an, die Anleihe derart durchzuführen, daß die in den einzelnen Bezirken gezeichneten Be­träge zum größten Teil auch für Investitio  nen in dem betreffenden Bezirk und nur der Rest zum Ausgleich für die ärmsten Be­zirke verwendet werden soll. Die Investitionen müßten freilich den Zinsen- und Amortisationsdienst selbst einbringen. Solche Arbeiten gebe es überall für viele Milliarden.

Trotzdem ich Mitglied und Ver­treter der roten Gewerkschaften und tommunistischen Partei bin, muß ich mich ganz energisch gegen der artige Schreibweise und Verbrei tung von unwahren Gerüchten in der tommunistischen Arbeiterzei tung berwahren.

Für die Richtigkeit meine eigenhändige Unterschrift:

Endesgefertigter Josef Schwarzer, Mit­gled des Ueberwachungsausschusses des Bezirks- Ar­beits- Vermittlungsamtes in Mähr.- Schönberg, er­Josef Schwarzer, m. p. fläre hiermit, daß die Anführungen und Beschuldi Josef Rudovsty, m. p. Hans Bartel, m. p. gungen im kommunistischen   Tabglatt Arbeiter­Mähr.- Schönberg, am 19. Dezember 1932. Zeitung" für Mähren  , Schlesien   und die Slowakei  , Nr. 282, unter der Ueberschrift: Mährisch- Schön- Diese Erklärung hat über den vorliegenden berger Stadtgemeinde gegen die Hungerleider, So- Fall hinaus Bedeutung. Zeigt sie doch, daß die zialdemokraten und Hakenkreuzler für Zwangs- fommunistische Presse ein Maß von Niederträch­arbeit und Entzug der Hungerkarten" besonders tigkeit erreicht hat, das schlechthin faum noch über­gegen die Herren Rittel, Röhler, Schmidt, boten werden kann. Man kann begierig sein auf jeder Grundlage entbehren, da die An- die Antwort, die dem Bekenntnis des sachlich den­gaben eine direkte Verdrehung der fenden kommunistischen   Vertrauensmannes durch feine Partei zuteil werden wird. Tatsachen darstellen.

terklasse verelendet, desto mehr Der Senat berät sein restliches

Arbeitspensum.

Auch die Frage einer Investitionsanleihe ventiliert.

Die Debatte foll in der morgigen Sigung, die um neun Uhr früh beginnt, zu Ende ge führt werden. Dann tritt voraussichtlich längere Pause bis mindestens Mitte oder Ende Jänner ein.

Separatistische Strömungen in der Clowakei.

Für die Schaffung einer selbständigen slowakischen Agrarpartei.

In der slowakischen Jugend sind seit einiger Zeit die Strömungen stärker geworden, welche nach der Richtung einer größeren Selbständigkeit der Slowakei   gehen. In Trentschin- Teplitz   hat vor einiger Zeit ein Kongreß der slowakischen Jugend stattgefunden, an dem sich vorwiegend Anhänger der Hlinka  - Partei sowie der slowaki­schen Nationalpartei beteiligten, und wo für die Slowakische Autonomie Stellung genommen wurde, Zwischen den beiden obgenannten Par­teien ist es in letzter Zeit zu einer Annaherung

auch die Bauern in den Strudel der Krise hineingezogen werden und verarmen. Gerade die Agrarier hät­ten ein Interesse daran, die Lebenslage der Arbeiter zu heben und sich damit Käufer für Prag  , 27. Dezember. Unmittelbar nach nicht mehr dieselben Ausgaben leisten könne wie gekommen, das gemeinsame Ziel beider Parteien ihre Produkte zu schaffen. Deswegen muß den Feiertagen trat der Senát heute nachmit früher. Heute hätten wir nur die Wahl, entweder bildet die slowakische Autonomie. Nun sind solche man ihnen die Stimme eines der ihren ent- tags wieder zusammen, um noch das restliche die Ausgaben zu senken und eine wertbeständige Strömungen, wie die Lidové Noviny" melden, gegenhalten, der den Kern seiner Ausführun- Arbeitspensum vor Jahresschluß aufzuarbeiten. Währung zu haben oder Banknoten zu auch in die slowakische Agrarpartei gedrungen. Bor den außerordentlichen Verhalt- In der Zeitschrift der slowakischen agrarischen gen in dem führenden bürgerlichen Blatt Es handelt sich um die Vorlagen über die bruden. Jugend wird nämlich betont, daß man den Ge­Deutschlands mit dem Titel tennzeichnet, den Sparmaßnahmen im Personalbud nissen müßten wir uns alle beugen. er seinem Artikel gibt: Arbeiternot ist get, die Sparfommission und das Bud­getprovisorium, die in der Vorwoche be­Bauerntod". reits von den zuständigen Ausschüssen in der Fassung des Abgeordnetenhauses angenommen

Die Krise in Amerika  .

worden sind.

nächstemal an den vorbereitenden

In dem Referat über das Budgetprovisorium danken der tschechoslowakischen Einheit nicht über­dankte der Agrarier Krojher dem Siebener mäßig betonen dürfe. Man müsse dahin streben, ausschuß des Abgeordnetenhauses für die geleistete daß der slowakische Flügel der Agrarpartei jelb­Arbeit. Allerdings hätte an den Vorarbeiten am ständig werde. Sonst könnte es geschehen, daß die Es wurde zunächst beschlossen, die Debatte zwar offiziell und nicht nur in der Form, daß Budget auch der Senat beteiligt sein sollen, und Agrarpartei in der Slowakei   in Gegensatz zu ihrer eigenen Jugend kämte. Wenn auch diese Ce­über alle drei Vorlagen in einem abzuführen. man einzelne Senatoren zu den Beratungen heran- danken", jo fügen die Lidové Noviny" die er New York  , im Dezember.( Eig. Drahtb.) Wie vernichtend die Krise in den Kreisen des Als Referent über die Sparmaßnahmen be- zuziehen suchte. Es sei der einmütige Wunsch des Nachricht hinzu, die Ansicht eines Einzelnen sind, sind sie doch aus Debatten und Auseinander­amerikanischen Mittelstandes und tonte Dr. Rehat( Nat-- Dem.), daß nur die Not- Senates, das nächstemal an der werktätigen Bevölkerung gehauft wendigkeit, das Budget im Gleichgewicht zu er- Budgetberatungen beteiligt zu sein. Redner urgiertechungen junger slowakischer Angehöriger der hat, wird aus einer jetzt veröffentlichten Zusam- halten, die Regierung schließlich veranlaßt hat, von die auch vom Ministerpräsidenten wiederholt in Agrarpartei hervorgegangen und bringen alio die Ueberzeugung ganzer Jugendgruppen zum Aus­menstellung über den Stand der amerikanischen   den Staatsangestellten dieses Opfer zu fordern; da- Aussicht gestellte Preisstabilisierung auf brud. Es würde das bedeuten, daß der ſlowati­Sparbanken ersichtlich. Danach ist die Zahl der durch werde aber andererseits wieder die Existenz einem angemessen niedrigeren Ni­sche Flügel der Agrarpartei bald vor sehr ernste Spartonten in den letzten vier Jahren um dieses wichtigen Standes sichergestellt. Auch der beau sowie die Binsfußherabsetzung. Er warnte 8,800.000 Dollar zurückgegangen, die Spargut- zweite Referent Panet( Nat.- Soz.) betonte, daß davor, eine Konvertierung des Zinsfuzes der Lösungen dieser Dinge gestellt werden wird." haben um über vier Milliarden, wovon allein noch vor anderthalb Jahren niemand geahnt habe, Staatsanleihen zu fordern. Man dürfe nicht ver­inneren n= 3.9 Milliarden auf die Jahre 1931/32 entfallen. daß es in diesem Ausmaß zum Zusammenbruch gessen, daß von einer kommenden Ihr müße: un. Die Gesamthöhe der Guthaben am 1. Juli 1932 der Wirtschaft in der ganzen Welt kommen werde. bestitionsanleihe gesprochen werde; ausgesetzt für war um rund eine halbe Milliarde Dollar gerin- Bevor nicht auch eine Reihe politischer Fra   handle sich nicht darum, ob wir diese Anleihe um Die Verbreitung unserer Zeitung agitieren. ger   als in 1926, was mit anderen Worten besagt, gen, wie Abrüstung, Reparationen, Kriegs- ein halbes Prozent billiger oder teuerer bekommen, daß alle Ersparnisse der Jahre 1925 schulden usw. gelöst sei, könne es nicht besser werden sondern darum, daß wir sie überhaupt beegt euch überall für unsere Parteipresse ein. In das Heim des Arbeiters gehört die bis 1929, der größten jemals in Amerika   ver- Vor diesen Tatsachen dürften auch die Staats- kommen. zeichneten Prosperitätsära, von der Wirt angestellten nicht die Augen schließen; sie müßten die Sparkommission referierte Arbeiterpresse. Darum,

Ueber

es

Genossen!

chaftstrije verschlungen worden sind. einsehen, daß der Staat unter diesen Umständen sich Dr. Kar a 3. Er glaubt, daß es bald zu stomenoffenu.Genoffinuen agitiert

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Die Kellnerin Molly.

Roman von Hans Otto Henel  . Copyright by Fackelreiter- Verlag. Berlin  .

Nachdruck verboten.

Ernst der Situation und war sogar so unklug ge­wesen, sich einen jüdischen Anwalt zu nehmen. Obwohl es doch stadtbekannt war, daß der Ge­richtsvorsitzende dem Bund für Herrschaft der germanischen Rasse" angehörte.

Im öffentlichen Zeugenverhör blieb Grete Sabenicht bei ihrer früheren Aussage. Sie konnte sich einfach nicht an unfittliche Berührungen durch Brodeder erinnern. Ebensowenig wußte bre Schwester Male etwas Besonderes auszusagen. Sie hatte sich zwar mittlerweile erinnert und sagte da auch, wie Brodecker beim Photographie­ren einmal scherzhaft ihren Nabel angetippt habe. um ihre Körperhaltung zu ändern. Aber niemals sei er unanständig oder gar unfittlich geweser., weder in Rede noch Tat. Ein Beisitzer wollte sich vergewissern, ob den Kindern der Begriff der Unfittlichkeit geläufig sei. Grete schwieg errötend und Male sagte verlegen aus, daß man sie auf der Polizei über Schiveinerei" aufgeklärt habe.

zeigen zu lassen. Kinder sind aber nicht so harm- über Nacht in der Stadt eine Volkstümlichkeit seiner Unschuld erfüllt, verkannte Brodecker den los wie bärtige Polizisten. Ein dichtes Gestrüpp erlangt, die ihm unerträglich wurde. Im Brief­von Vergewaltigungs- und Lustmordfabeln schoß, martensammlerverein Ludendorff  ", im Steno­im Nu in den Schulen empor und wucherte in graphenflub, in der Sängergilde Tonhalle"-- der leicht entzündbaren Kinderphantasie. Natür überall schnitt man das ihm so unleidliche Thema lich lag das nicht in der Absicht der Polizei, hatte an, und er ahnte mit Entseßen, wie schiver seine aber zur Folge, daß schon nach zwei Tagen die Mädchen es später haben würden, in Schneide­Die Namen der beiden Kinder waren leider Schwestern Male und Grete Habenicht zweifels- wald einen Ehemann zu bekommen, wenn nicht nicht bekannt und der mun endlich einmal befragte frei als die beiden photographierten Mädchen er- die Reinigung ihres Rufes gelang. In der Buch Brodecker verweigerte grundsätzlich in jedem Falle tannt wurden. Infolgedessen geriet die 2. Ge- halterei, die er als Abteilungsvorsteher ehrenhaf: die Namensnennung seiner Modelle. Der Amts- meindeſchule unversehens in einen schlechten Ruf. verwaltete, untergrub das Getuſchel über die arzt Sanitätsrat Dr. Fahselhold konnte aber nach Male Habenicht, die schon die heilige Kon- Kinder sogar seine Machtstellung. Habenicht ging zur Polizei und machte ihr den ihm vorgelegten Bildern auf Grund sicherer firmation empfangen hat, und ihre Schwester Merkmale feststellen, daß es sich um zwei Kinder Grete, die bald vierzehn Jahre zählte, wurden Vorwürfe. Durch das Herumzeigen der Bilder in unzweifelhaft weiblichen Geschlechts handelte. von der Polizei vernommen. Sie schienen unwis- den Schulen habe sie auf dem Skandal Brodecker Weniger genau vermochte er ihr Alter anzugeben. send, aber nach eindringlicher Belehrung durch einen Standal Habenicht gemacht. Er nannte das drei Beamte hatten sie die Kenntnis von dem, geradezu den letzten Nagel zu seinem frühen Er schätzte es auf neun und elf Jahre. Mit so allgemeinen Angaben hätte die Poli- was man unter Unzucht begriff, nicht mehr leug- Sarge. gei lange nach den beiden Mädchen suchen fön- nen können. Man fand sie störrisch. Sie gaben ihre nen, ohne sie zu finden. Darum klopfte sie ohne Aussagen nur zögernd ab. Ja, das sei doch schon Besinnen an die einzige Türe, die schnellen Er- fünf Jahre her. Damals habe die Mutter sie folg versprach, nämlich an die Tür der Schule. selbst zu Brodecker gebracht, der durch Gymnastit und Massage ihre ererbten Rückgratvertrüm­Es hat damals in Schneidewald nicht an mungen ändern sollte. Sie erinnerten sich aber Leuten gefehlt, die deswegen der Polizei Wangel auf das bestimmteste, daß Brodecker sie nur maf an Tattgefühl vorwarfen. Aber selbst ein Polizei- fiert und fräter mit ausdrücklicher Erlaubnis der feind muß zugeben, daß die Polizei feineswegs Mutter auch photographiert habe. Häufig sei die ihre sämtlichen Machtmittel anwandte. So hätte Mutter dabei gewesen. immer aber entweder zum Beispiel die Polizei, ohne gegen ihre Vor- Frau Brodeder oder Fräulein Marsdorf. Und schriften zu verstoßen, alle Schulmädchen des wenn sie in den fünf Jahren auch manches ver­Stadtbezirkes zu einer Nadtparade antreten lassen geffen hätten, das eine wüßten sie mit voller Ge­können. Daß dieses unterblieb, tönnte als ein wißheit: der Herr Brodecker ist ihnen nie unfitt­schöner Beweis für das beträchtlich entwickelte lich gekommen, Feingefühl der Polizei angesehen werden. In feiner praktischen Auswirkung deckte es sich in diesem Falle mit dem pädagogischen Lehrsatz, daß man Kinder besser nicht auf Dinge hinweist, nach denen sie noch nicht selbst gefragt haben.

Die Polizei also beschränkte sich darauf, die Beiden Nacktphotographien in den älteren Mäd­chenklassen der Schneiderwalder Schulen herum­

Der Kommissar, der die Vorwürfe Habe­nichts entgegennahm, bewies die pflichtgemäße polizeiliche Nachsicht. Er legte dem aufgeregten Vater zuerst dar, wie die Polizei, die leider des einzelnen wegen die Obserge über die Allgemein­heit nicht vernachlässigen darf, so tattvoll als möglich vorgegangen sei. Dann aber gab er ihm den Rat, von sich aus gegen Brodecker, den eigentlichen Urheber des Aergerniffes, Anzeige zu erstatten. Habenicht ließ sich überzeugen, daß dies der einzige Weg sei, den Leumund seiner Töchter aufzubeffern.

Der Staatsanwalt bezeichnete das Zeugnis der Mädchen als unerheblich, weil Kinderaus­jagen im allgemeinen nur mit Einschränkung zu verwerten jeien. Auch tomme es nicht allein auf das Körperliche an. Für viel wichtiger halte er, daß der Vater und gesetzliche Vertreter der Kin­der, ein achtbarer Bürger von Schneidewald, die sittliche Persönlichkeit seiner Schußbefohlenen ge­schädigt fände. Das gesunde Rechtsempfinden der Der Staatsanwalt empfing Habenichts Oeffentlichkeit sähe in Brodeder einen Verwüster schriftliche Anzeige, die von einer Schändung" zarter Kinderseelen und würde es nicht verstehen, seiner Kinder sprach, mit innigstem Vergnügen. wenn eine durch Nacktphotographien bezeugte Endlich verlangte einer ausdrücklich die Straf Wüstlingsgesinnung unbestraft davonkommen verfolgung Brodeckers, weil er sich geschädigt sollte. Hier erhob der Verteidiger Brodeckers den fühlte. Einwand, daß die angebliche Unzüchtigkeit nur ein Vorurteil der öffentlichen Meinung und durchaus fein Tatbestandsmerkmal sei, wie einwandfrei aus allen Zeugenaussagen hervorgehe.

Die Mutter bestätigte die Aussagen der Kin­der. Und damit hätte der Staatsanwalt das Ber­fahren einstellen müssen. Dr Schneise, der sich ge­lobt hatte, mit einer solchen Niederlage nicht län Brodecker mußte also schließlich doch auf der ger in Schneidewald zu bleiben, erwog schon ein Antlagebant siten und ertrug die verurteilenden Gesuch um Versetzung. Da kam ihm unerwartet Blicke des Vaterländischen Frauenvereins", der Hilfe von dem Vater der beiden Mädden. fast ausschließlich die Oeffentlichkeit in der Ge­Herr Habenicht hatte zu seinem Verdruß| richtsverhandlung vorstellte. Von dem Bewußtsein

( Fortegung folgt.)