Lig
foll
de
Cal
201
341
Ginzelpreis 70 Seller.
Bosialdemokrat
Jentralorgan d. Deutſchen ſozialdemokratischen Arbeiterpartei i.d.Ifchechoſlowakischen Re
13. Jahrgang.
Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich früh.
Redaktion und Verwaltung: Brag II., Netázania 18. Zelepbon: 20795, 31469.( Racirebattion): 26797 Bonichedamt: 37544
Gonntag, 22 Jänner 1933
Herr
Von H. N. Brailsford.
Nr. 19.
Gold ist in der britisch- ostafrikanischen Kolo-| das Gesetz steht immer auf Seite des weißen nie Kenya entdeckt worden. Unter seinem Ein- Siedlers. Kein Eingeborener darf seine Stellung fluß erwachen in den weißen Ansiedlern und den verlassen, bevor sein Arbeitsvertrag, der oft auf Verwaltungsbehörden alle Räuberinstinkte des ein Jahr lautet, abgelaufen ist, es sei denn mit Schärfster Protest unserer Partei gegen die Frühkapitalismus. Diese Ansiedler sind ja die Erlaubnis seines Arbeitgebers. Wenn er durchEntel jener Adeligen, die den englischen Bauern geht, dann kann er mit Geldstrafen belegt oder unerträglichen Methoden des Generaldirektors Stauch. Das Gemeindeland wegnahmen und die schot- eingesperrt werden. Das Leben unter solchen tische Hochlandbevölkerung von ihren Bergen Umständen ist nicht sehr fröhlich, und die VerPrag, 21. Jänner. Bei Besprechung des Alle parlamentarischen Parteien haben den Berg- und Inseln verdrängten. Wenn man die amt- waltung, der die Unzufriedenheit der Eingebore Budgets des Arbeitenministeriums protestierte arbeitern ihre Unterstügung zugesagt, aber die lichen Dokumente lieft, glaubt man in den histonen bekannt ist, tut das ihrige dazu, um es nod heute Genosse Stremser in schärfster Form Staa sgrubenverwaltung bezw. Direktor rischen Kapiteln von Marrens Kapital" zu weniger fröhlich zu machen. Keine Ansammlung gegen die unwürdige Behandlung der in den Stauch, erklärte im sozialpolitischen Ausschuß, daß blättern. Aus den primitiven Stämmen dieses von mehr als fünf Eingeborenen darf ohne ErJoachimsthaler Radiumgruben beschäftigten Ar- die Gruben gesperrt werden müßten, wenn der Landes schafft das Britische Reich ein schwarzes laubnis der Behörden stattfinden. Selbst Tänze beiter durch die Staatsgrubenverwaltung. Die Antrag Pohl- Broži! Gefen würde Proletariat; und es zeigt dabei eine Rücksichts- und Chorgefänge sind verboten, weil die Schwar trostlosen Gesundheitsverhältnisse der Joachims- Dabei wirft die Grube aber immer noch losigkeit und eine Verachtung für das gegebene zen dabei manchmal ihre Beherrscher nachahmen thaler Bergarbeiter sind hinlänglich bekannt. einen Profit ab, der für 1933 mit 663.000 Kronen Wort und das eripiesene Vertrauen, die selbst und lächerlich machen. Selbst der Präsident der Republif hat aus dem präliminiert ist! denjenigen überraschen muß, der die vergange- Verspätete Versuche wurden allerdings von Jubiläumsfonds 300.000 Kronen zur ErforNicht nur, daß sich die Staatsgrubenverwaltung nen Taten des Imperialismus in Afrika kennt. London aus gemacht, die Lage der Eingeborenen schung und Heilung des Joachimsthaler Lungen gegen jede Besserung der Lage der Arbeiter ſtellt, Kenya besitzt zu seinem Unglüd ein ange- zu verbessern, und zwar hauptsächlich dank der trebjes gewidmet; bis heute konnte aber noch hat sie auch noch durch Einführung der Fünf age. nehmes und gesundes Klima. Auf seinem milden Schriften eines sozialistischen Arztes, Dr. Nornicht festgestellt werden, was mit diesem Betrag woche die Bergarbeiter in Joachims: hal um 400.000 Hochland können Weiße gedeihen und Kinder man Leys, der vor Jahren in Kenya arbeitete. geschehen ist. bezw. wer ihn überhaupt verwaltet. Stronen jährlich geschädigt und Vermittlungs aufziehen. Infolgedessen erwies sich der Impe- Ein konservativer Minister, der Herzog von DeVermittlungsrialismus in diesem Teil Afrikas als ein rüd vonshire, veröffentlichte im Jahre 1923 ein amtDie Union der Borgarbeiter führt seit Jahren vorschläge, abgelehnt. sichtsloserer Tyrann als an der Westküste, wo liches Memorandum, in welchem erklärt wurde, einen heftigen Kampf mit der Staatlichen GrübenWeiße nicht siedeln können und wo die britische Stenha sei vor allem anderen ein afrikanisches verwaltung, um die Gesundhe ts- und LebensverVerwaltung mit verhältnismäßig viel Einsicht Gebiet", in welchem die Interessen der afrikaberhältnisse der Joachimsthaler Bergarbeiter zu über die Eingeborenen sorgt. Die Stämme von nischen Eingeborenen maßgebend sein müßten" borbessern, deren Sterblichkeit zweieinhalbmal so Kenya wurden einfach enteignet; alles Land und ,, den Vorzug haben müßten, so oft sie denen wurde ihnen weggenommen, das in der für der eingewanderten Rassen widersprächen". In groß ist als die der übrigen Bergarbeiter. weiße Ansiedlung geeigneten milden Klimaszone einem weiteren Memorandum, veröffentlicht im Die Wissenschaft bat längst festgestellt, daß es jich lag. Manche Eingeborene blieben als Bächter Jahre 1930, wiederholte Sidney Webb namens beim Lungenkrebs um die Folgen des Einat= und Lohnarbeiter auf dem Land, das ihnen frü der Arbeiterregierung diese heilsame Anschauung Eingeborenen Land in solchen Gegenden zuge denen die Eingeborenen ihre Reservationsgebiete her gehörte. Schließlich wurde der Mehrzahl der und erläuterte dann die Bedingungen, unter mens wielen, die den weißen Siedlern nicht zuträglich innehaben sollten. Das wichtigste iſt, den Ein maren, entweder weil das Wasser fehlte, oder geborenen endgültig jedes Gefühl der Unsicherheit weil das Land heiß und tiefgelegen, oder zu weit bezüglich ihrer Stammesländereien zu nehmen." von der Eisenbahn entfernt war. Diese Ländereien find für den Gebrauch und Um die Eingeborenen zu veranlassen, einen den Vorteil der Eingeborenen auf emis refers. Teil des Jahres diese Reservationsgebiete zu viert". Das Memorandum zog jedoch die Möglichberlassen und in den Staffeeplantagen zu arbeiten, wurden ihnen schwere direkte Steuern auf- feit in Betracht, es könnte irgendwann nötig erlegt. Diese Steuern betragen 28 Schilling im sein, Grundstüde der Eingeborenen für neue Jahr, obwohl das Durchschnittseinkommen einer Zwede allgemeinen Nußens zu enteignen". Es Bauernfamilie nur 72 Schilling ausmacht. Durch zählte diese Zwecke auf eine Schule, ein Spi monatlich verdienen. Sorgfältige Berechnungen werke. Aber Enteignung, erklärte es, würde nie Lohnarbeit kann ein Eingeborener 8 Schilling fat, ein Postamt, Wasser- oder Elektrizitätsauf Grund der amtlichen Ziffern zeigen, daß für den bloßen privaten oder persönlichen Vrydie weißen Siedler, die überhaupt jeder Ginkom- fit irgendeines Individuums gestattet werden". mensteuer entgehen, etwa 6 Prozent ihres Ein- Wenn vorgeschlagen wird, Eingeborenenland für fontmens auf Steuern, hauptsächlich auf in- folche öffentliche Zwecke zu enteignen, dann mus direkte, verwenden. Der Eingeborene aber zahlt die Behörde eine öffentliche Enquete abhalteit
te
der Radiumemanation handelt. Alle wissen das, nur die Staatsgrubenverwaltung nicht, die von Vererbung" und Inzucht" herum redet. Ja, die Staatsgrubennerwaltung ber hin dert alle Maßnahmen zur Verbesserung der Ar beitsverhältnisse in den dortigen Gruben; sie hat die Busage des Ministeriums wegen der Verdoppelung der Urlaube durch anderthalb Jahre verschleppt und nach der endlichen Durchführung die bereits erfrankten Bergarbeiter von dieser Begünst gung aus. Be geschaltet!
Die Wissenschaft ist sich einig, daß die Krank heit nur durch viel Aufenthalt in frischer 2uft, durch gefundes Wohnen, und träftige, Er nährung verhütet bezw. überwunden werden kann.
*
Für diesen bei der Staatsgrubenverwaltung herrschenden gehäffigen und feindseligen Geist gegen die Arbe ter loun der derzeitige Generaldirektor Ing. Stauch verantwortlich gemacht werden, über bessen Tätigkeit schon vielfach Beschwerden anhängig gemacht wurden, die noch nie eine Erle. digung erfahren habent.
Wenn es sich hier um einen Brivatbetries han. Selte, so würden die staatlichen Aufsichtsbehörden Wenn es sich hier um einen Privatbetrieb han in weit größerem Umfang von ihrem Aufsichtsrecht Gebrauch machen.
Diefes Verhalten der Staatsgrubenverwal. tung gegen die Bergarbeiter von Joachimsthal muß als völlig unhaltbar und untragbar empfunben werden.
Die Bergarbeiter von Joachimsthal haben am 23. November den Herrn Präsidenten der Republik und auch dem Herrn Ministerpräsidenten ein Memorandum über alle diese Verhältnisse und Bustände überreicht. Aber was nütt anscheinend das alles, wenn der Herr Generaldirektor Stau nicht will und„ Nein!" jagt *
Wo bleiben dic Opicr der Unternehmer?
"
Die Bergarbeiter haben der Krise schon mehr als genug Tribut gezollt! 40 Prozent, und was er zahlt, wird hauptsäch- und die Zustimmung des lokalen Eingeborenen Zum Kapitel öffentliche Arbeiten wies Ge- Ausbau und Einführung einer regelrechten Grulich zum Bau von Straßen und Eisenbahnen rates erlangen. Aber in solchen Fällen gilt die nosse Kremser weiters auf die fürchterliche beninspektion, die angeblich schon vor sieben verwendet, die den Plantagen der Weißen die Regel, daß das Gesamtansmaz des Eingebore Absazkrise im Bergbau hin, die im Jahren in Angriff genommen wurde, und fordert nen. Außer diesen Geldsteuern muß der Einge- nenlandes niemals vermindert werden darf. Jahre 1932 weiter anhielt. die endliche Erlassung der Durchführungsver borene noch 24 Tage im Jahr Zwangsarbeit Anderes Land von der gleichen Ausdehnung und Seit 1929 ist die Steinfohlenproduktion um mehr ordnung zum Gesetz über die Bergarbeiterurlaube leisten. Und das ist noch nicht alles. Während vom gleichen Wert muz zur Verfügung gestellt Seit 1929 ist die Steinkohlenproduktion um mehr vom Jahre 1921. Das Abkommen über die Az in Westafrika und Uganda die Behörden alles werden, mit irgendeinem weiteren Betrag als i als ein Drittel, die Produktion von Brauntohle um beitszeit im Bergbau vom Jahre 1931 tun, um den Ackerbau der Eingeborenen und Entschädigung für die Störung. Schließlich muß af fast ein Drittel, die an Kots um zwei Drittel gewurde von der Tschechoslowakei noch nicht ratifiziert, die Anpflanzung rentabler Nutpflanzen zu för auch die Regierung die Kosten der Uebersiedlung funken! Die Zahl der Feierfchichten im Berg obwohl dadurch an den bestehenden Arbeitsverhält dern, ist den Eingeborenen von Kenya die An- der Eingeborenen in ihre neuen Wohnstätten bau hat sich bei Steinkohle von 1929 bis 1931 bonniffen so gut wie nichts geändert würde. pflanzung von Raffee ausdrücklich verboten. Die übernehmen. 743.000 auf rund drei Millionen, bei Braunkohle Schaffung eines landlosen Proletariats geht So war die Rechtslage bis zu dem Augene bon 377.000 auf 1,665.000 gesteigert; ohne Bause und ohne Erbarmen vor sich und blid, als Gold auf dem Reservationsland der
עשור
rfi
ge
an
te
der Lohuverlust der Bergarbeiter beträgt in dieser Zeit über 130 Millionen und hat zweifellos im Jahre 1932 eine weitere Erhöhung erfahren.
Es ist endlich notwendig, daß das Arbeiten ministerium eine flare Erklärung abgibt, wie es sich die Sanierung der Bruderladen denkt.
Ist das Ministerium dabei bereit, darauf hinzumir Die Bergarbeiterorganisationen haben auch im ten, daß bei der Sanierung die bestehenden materielbergangenen Jahr ihre Forderungen bei verschie len und ideellen Rechte der Bruderladenmitglieder ru denen Anlässen erheben: es muß festgestellt werden, restlos gewahrt bleiben und die Sanierung daß das Arbeitenministerium bei den Verhandlungen auf Kosten der Bergwerksbesizer und des Staates 10 über diese Forderungen sich im großen und ganzen erfolgt? passiv verhalten hat
ang
201
tig
Sti
efte
fell
geg
arbeiter.
Die Verschärfung der Krise erfolgte trop Lohnobbau und gestiegener Leistung der Berg Die Lohnkosten sind bei Steinkohle von 1921 bis 1930 um 52, bei Braunkohle um 47 Prozent gejunten; es muß der öffentlichen Beurteilung überlassen blei ben, um wie piel seit dieser Zeit die Kohlenpreise und die Profite der Bergwertsbetter gesunten find!
ilio
ein
et
er
red
C.
blth
Die Bergarbeiter haben also ihr Opfer zur Sanierung der Wirtschaft bereits in ausreichen dem Maße erbracht; ihr Lebensstandard hat namentlich durch die ungeheure Anzahl von Feierschichten einen unglaublichen Tiefstand erreicht!
Bei den verschiedensten Amtshandlungen der Bergbehörden läßt sich in den letzten Jahren ein vermehrter Einfluß der Bergwerksunternehmer fest
ſtellen,
so daß die Bergarbeiter immer mehr an der Objet. tivität der staatlichen Montaubehörden zu zweifeln beginnen.
Die Bergebung der Kohlenlieferungen für die Staatsbahnen wird weniger nach wirtschaftlichen als nach anderen Gesichtspunkten vorgenommen; da durch wird nur die Strije in einzelnen Revieren noch fünstlich vergrößert.
Gegenkundgebungen verboten Nazi- Provokation erlaubt.
Brachts Spiel mit dem Feuer.
Berlin , 21. Jänner. Wie das Contibüro erfährt, hat der Polizeipräsident von Berlin mit Rüdsicht auf die aufreizende Schreibweise der tommunistischen Presse für den morgigen Sonntag alle fommunistischen Umzüge und Versammlungen unter freiem Himmel in folgenden Bezirfen verboten: Mitte, Prenzlauer Berg , Kreuzberg , Tiergarten, Charlottenburg , Jenersdorf, Schöne berg, Neukölln , Treptow , nördlich des Kanals, Pantow, Friedrichshain , Wedding und Weißensee . Der Bülow- Platz liegt im Bezirk Berlin- Mitte. In den ersten Rachmittagsstunden hat die Zum Schluß macht Genosse Kremser noch auf angefündigte Besprechung des Reichstanzden zunehmenden Terror der Betriebsleitungen lers mit Reichsminister Dr. Brachi stattgeWir müssen bedauern, daß im Rahmen der auf einzelnen Gruben aufmerksam, daß die Arbeiter funden. Von unterrichteter Seite wird über das Sparmaßnahmen bei den Bergbehörden u. a. auch bestimmten Organisationen beitreten sollen. Das ist Ergebnis der Besprechung mitgeteilt, daß feine die Reisepauschale gefürzt wurden: die Folge wird auf tschechischer Seite das Narodni idruženi Beranlassung bestehe, die Veranstaltung sein, daß die Zahl der Grubeninspektionen noch und auf deutscher Seite der Verbond der der Nationalsozialisten zu verbieweiter sinken wird Tabei steigt die Zahl der töd deutichiosialististischen Bergarbeiter: ten. Es feien alle Sicherheitsvorkehrungen gelichen und schweren Unglückställe im Bergbau von die Angehörigen dieser Verbände werden bei jeder troffen, so daß kein Zweifel daran bestehe, daß Jahr zu Jahr. Redner urgiert die Vorlage über Gelegenheit protektioniert und planmäßig bevorzugt! die Polizei Herr der Lage bleibt.
Front der Republikaner gegen die provokation der Fascisten.
Berlin , 21. Jänner. Monate hindurch war die öffentliche Meinung Berlins durch keine politische Aktion derart erregt, wie durch die geplante nationalsozialistische Demonstration auf dem Bülow- Plaß. Die Presse des ganzen republi tanischen Lagers, von den Kommunisten bis zu den Zentrumsblättern, ist einmütig der Ansicht, daß diese Demonstration nichts anderes set als eine Provolation, die gegen die Kommunisten gerichtet ist. Allgemein werden Befürchtungen laut, daß durch die Bewilligung der Demonitrotion die Berliner Polizei einer gefährlichen Prifung ausgestellt sein wird, da die Möglichkeit von Zusammenstößen im vorans nicht ausgeschloffer werden kann. Der Vorfißende des Berliner Ausschusses de Allgemeinen Gewerkschaftsbundes teilte dem Ber liner Polizeipräsidenten mit, daß nicht nur die Kommunisten, sondern auch die übrige gewerk schaftlich organisierte Arbeiterschaft die Demon: stration der Rationalsozialisten als eine diret Provokation ansehe.