Ginzelpreis 70 Seller.

Sozialdemokrat

Zentralorgan d. Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei id Ischechoslowakischen Republik

13. Jahrgang.

Erscheint mit Ausnahme des Montag tag ich früh.

Redaktion und Berwaltung: Brag I., Relájanta 18. Zelepbon: 26795, 31469.( Robirebaftion): 26797 Bonfoedamt: 57544

Dienstag, 24. Jänner 1933

Die

Fascisten überfallen eine Brünner Kaserne, Suld

Feuerkampf zwischen Militär und Fascisten. Kanonenschüsse alarmieren die Stadt.

tr. 20.

der Ueberpatrioten.

Ein Toter, drei Schwerverletzte. such des 29jährigen Oberleutnants in ter Ein Toter,

In der Nacht von Samstag auf Sonntag drang der Oberleutnant i. N. Lad. Kobzinet mit einem Trupp von ungefähr sechzig Fascisten in die Svatopluk- Kaferne in schimit bei Brünn   ein, wobei eine Person getötet und drei verletzt wurden. Nachdem die Fascisten über eine Stunde lang das Gebäude besetzt gehalten hatten, gelang es der Besatzung und der zu Hilfe eilenden Poli­zei, die Angreifer zurückzuschlagen und zu verhaften.

Die Zusammenhänge des Ueberfalls mit der Partei Gajdas und die Ab­sichten der Putschisten rücken erst nach und nach ins Licht. Die Hausdurch= suchungen und Verhaftungen in Brünn  , Prag   und andern Orten und schließlich die Verhaftung Gajdas selbst, welcher beschuldigt wird, von dem Plan Kenntnis zu haben, zeigen, daß es sich nicht um die Tat eines einzelnen Narren handelt, sondern um den Ausfluß der Stimmung in den fascistischen Kreisen. Es zeigt sich auch, daß die Gefahr für den öffentlichen Frieden in der nächsten Nachbarschaft derjenigen zu suchen ist, die tagtäglich nach Maßnahmen. gegen die Feinde der Republik  " rufen.

Ein alter Plan!

Als Jandl  , der inzwischen zu sich gekommen war, dem Angreifer die Pistole wegschlug, ging der erste Schuß los.

Beutnant Janoušet, welcher durch den Lärm aufmerksam gemacht worden war, wurde ange­Der Oberleutnant Robzine f trug sich befallen und mit einer Pistole bedroht. reits mehrere Jahre mit dem Plane die Svato­pluktaserne zu stürmen. Bereits in der Nacht bom 27. auf den 28, Oftober 1929 follte die Staferne und hierauf die ftaatlichen Aemter, der Beutnant Ranoušek benüßte die so entstandene Bahnhof und andere Objekte in Brünn   beset Berwirrung, sprang durch das Fenster ungefähr werden. Die Leitung der fascistischen Partei brei Meter tief in den Hof und lief, während ihm hatte Kenntnis von diesen Abfichten, unternahm die Fascisten aus ihren Revolvern nachschossen, jedoch nichts, um sie zu verhindern. Im Gegenzur Übifation der technischen Rotte, um sie zu teil, sie nacht den heute Dreißigjährigen zum alarmieren. Landesführer Gaidas in Mähren   und überließ ihm das Kommando und die Ausbildung der fascistischen. Sturmabteilungen. Mit einem Teil dieser Leute führte Robinet Samsing feinen Putschversuch durch.

Eine gut vorbereitete Aktion.

Sturm auf das Waffenmagazin. Ein Soldat schwer verletzt.

Im ersten Augenblic erscheint der Ver­Reserve Ladislav Kobzinek mit 63. Fascisten eine Kajerne in Brünn   zu überfallen und ein winnen, indem man den Soldaten einredet, es sei eine neue Regierung eingesetzt worden, Infanterieregiment für einen Putsch zu ge­die ihnen eine höhere Löhnung bewilligt habe, als eine Wahnsinnstat. Und doch hat der Ueberfall auf die Brünner Kaserne, der sich Bei diesem Zusammenstoß wurde Se- in der Nacht vom Samstag auf den Sonntag menta durch einen Kopfschuß getötet. Nach ereignete, auch seine ernsten Seiten, ja den Aussagen des Soldaten Nedorost hatte er gibt sogar genügend Anlaß zu nicht un­Sementa auf den Bereitschaftskommandan- interessanten politischen Feststellungen. ten Barta schießen wollen. Nedorost kam ihm zuvor und schoß ihn nieder.

fascistischen Gruppe soll der Lackierer Cyril Se gegen die Eindringlinge vor. Anführer dieser menta aus Vicentilic bei Brünn   gewesen sein. Die Fasciften schoffen aus den Gewehren, welche sie aus den Mannschaftsräumen getragen

hatten.

wiederum ein Deutscher den Anführer

Alarm in Brünn  . Kononenschüsse und Raketen vom Spielberg.

-

Mag der Herr Kobzinek mehr oder weni­ger eraltiert sein, man hat ihn in die Mili­Damit war das Schicksal des Ueberfalls be- täratademie in Mähr.- Weißkirchen wo die siegelt. Von der Bereitschaft verfolgt, wandten fünftigen Führer der der tschechoslowakischen sich die Fascisten zur Flucht. Im Kasernenhof tam Arniee erzogen werden. aufgenommen, es nochmals zu einer Schießerei, bei welcher un man hat ihn für geeignet gehalten, zum affi­gefähr zweihundert Schüsse abgegeben wurden, ven Offizier ausgenuistert zu werden, man chne daß jedoch jemand getroffen worden wäre. hat ihn Soldaten unterweisen lassen. In mmer noch hatten die Fascisten das Wächter Olmütz  , seinem ersten Garnisonsort, hat er haus in Händen. Erst als der Gefreite 2 aube die ihm unterstellte Mannschaft so freund diefer Gruppe, den arbeitslosen Thomas I and a schaftlich behandelt, daß er sich den Spin­durch einen Schuß ins Bein verlegte, flüchteten namen der Schrecken von Olmük" verdient die letzten Fascisten. Janda wurde später ins erworben hatte. Das aber hat seiner militäri Spital überführt, wo ihm der Fuß amputiert schen Starrière nicht geschadet, er murde nach werden mußte. Eine Schußverlegung erhielt auch Brünn   versetzt, wo er als attiver Offizier für ein gewiffer& otulan. die Fascisten agitierte, was aber auch noch nicht ausreichend war, um ihn aus der Armee zu entfernenja, als er eines andern Vor­falls wegen aus der Armee schied, wurde der Schrecken von Olmük" und aktive Fascist Während dieser Vorfälle befanden sich die zum Oberleutnant i. R. befördert. Obwobl Bevor aber die aus dem Schlaf gewedten Offiziere außerhalb der Kaserne. Soldaten, wel man uns immer erzählt, die Politik müsse Soldaten erkannt hatten, was vorgeht, waren die chen es gelungen war, aus der bejeßten Kaserne von der Armee ferngehalten werden, wird die­Fascisten in die Räume eingedrungen, wo fie fich zu entkommen, alarmierten die Polizei, welche fer Grundsatz, wie die Tatsachen lehren, nicht Eine weitere Einzelheit, die auffallen sie das Waffenmagazin und versahen sich mit und das ganze Objekt umzingelte. Die Polizei Raserne, da er selbst dort gedient hatte. Unter Munition. In dem Chaos wurde der Soldat Kin- wurde zum Teil in Automobilen zur Kaserne muß, ist die: Wenn schon der Herr Kobzinek - wieso jeinen Withelfern waren auch einige Soldaten, dermann durch einen Bauchschuß schwer verlegt. befördert und machte sich bereit mit den Dienst verrüdt war was wir bezweifeln revolvern und zwei leichten Maschinen- haben sich 63 Menschen zu dem Sturm auf welche erft vor einigen Tagen aus dem Dienste Ein Fascist erschossen. gewehren einzugreifen. Ungefähr zu gleicher die Kajerne verleiten lassen? Gewiß, es entlassen worden waren und sich ebenfalls in der Kaserne gut ausfannten. In der Nacht von In der Unteroffiziersschule, welche in einem Beit wurden auf Befehl des inzwischen verständig wurde ihnen zunächst eingeredet, es gelte eine Samstag auf Sonntag waren dort nur ungefähr 350 Soldaten, da die Effizie ce auf dem Ball des andern Traft des Gebäudes untergebracht ist. ten Stabskapitans Fremond vom Spielberg fascistische Versammlung zu schüßen, aber als Alarmzeichen abgefeuert. Darauf hat Zwed Mannschaft den gewöhnlichen Samstagurlaub welche zuerst in die Fenster schossen, drangen dann hin strömten die in der Stadt verteilten Mann­Expedition auseinandergesetzt und lie batte. Der Rest bestand zum überwiegenden Teil auch in die Schule ein und forderten die Anwe- fchoftspersonen und Offiziere zur Kaserne, wo find gegangen. Haben sie wirklich geglaubt, aber inzwischen die angreifenden Fascisten zu durch die Besißnahme einer Kajerne die Repu rüdgeschlagen worden waren. Trotz der Umzinge- blif aus den Angeln zu heben? Mag sein, lung gelang es einem Teil der Fascisten recht daß bei einigen von ihnen abenteuerliche seitig zu fliehen. Allen voran riß der Rädels- Romantit eine Rolle gespielt hat, die Lust Die Befagung der Unteroffiziersschule, welche führer se obzinek aus, der bisher nicht ergrif- etwas zu erleben, aktiv sein zu können bei Zeit gefunden hatte, sich zu bewaffnen, ging nun fen werden konnte. irgendeiner Gelegenheit, da die bestehende Ge­sellschaftsordnung Hunderttausenden, darunter vielen jungen, gesunden, kräftigen Menschen das Nichtstun aufzwingt welche Voritel lungen von den realen Machtverhältnisfen müssen in den Köpfen jener Menschen herr­schen, die glauben, durch das Hinüberflettern über die Mauern einer Kaserne und durch die Ueberraschung einer Wache, ja selbst durch die Eroberung einer Kaserne, das politiche System eines Landes zu ändern? Diese Geir ferne gewußt hat. Insgesamt werden 63 teshaltung von Menschen, unter denen fich leider auch Arbeiter befanden, ist das Ergeb verhaftete Teilnehmer an dem Ueberfall polizetnis einer politischen Vergiftung, die feit Jah lich verhört. Ueber Robžinek fehlt jede Nachricht. Verhaltungen in Brünn  und Prag  .

Robzinet fannte die Verhältnisse in der zuerst der Gewehre versicherten. Dann erbrachen in furzer Zeit an 250 Mann zur Kaserne schickte gleichmäßig nach links und rechts angewandt.

us Refruten, darunter jehr vielen Deutschen  , Ungarn   und Ruthenen.

Der Ueberiall Hach Mitternacht.

Die Teilnehmer an der Expedition wußten onfangs nicht genau, was Kobzinef mit ihnen berhatte. Er gab an, Schuß für eine fascistische Betiammlung in Brünn   zu brauchen und bewog fo ungefähr sechzia Versonen aus Butschow's, auf dei Autobussen mit ihm nach Brünn   zu fahren. in einer Schlucht bei 2öich fand Samstag um Mitternacht eine Beratung statt, in welcher o b- 1 liner feinen Plan genau ausführte und die Leute bewog, mit ihm den Sturm auf die Kajerne

zu unternehmen.

Sie erklärten, sie seien Fascisten, die fasci stische Revolution sei ausgebrochen und jetzt werde es allen besser gehen.

Gajda in der Slowakei   verhaftet.

Kobzinek nach Oesterreich   gellohen?- Massenverhaftungen.

Noch in der Nacht von Samstag auf Sonntag begannen die Behörden die Borfälle in Schimiz zu untersuchen. Das Ergebnis der Einvernahmen der unmittelbar nach dem Ueber­fall Berhafteten war eine ganze Anzahl von Hausdurchsuchungen bei Mitgliedern der fascistischen Organisationen und Sturmtrupps in Brünn  , Prag   und Pardubiß und zahl­reiche Verhaftungen. Das Sekretariat der Partei in der Salmgaffe in Prag   wurde besetzt und versiegelt.

Rach Mitternacht Kletterten einige Fascisten über die Betonmaner des Kasernenhofes, drehten Er hat davon gewußt! das Hängeschloß des Hintereinganges ab und lie Brünn  , 23. Jänner.  ( Tsch. P.-B.) Bor ßen durch das geöffnete Tor die draußen Warten den ein. Der ganze Trupp von ungefähr sechzig Mitternacht auf heute Montag wurde in Sax. Mann schlich hierauf zum Haupteingang, wo ein tin in der Slowakei   Rudolf Gajda   ver­

Boften stand.

ca

Mit dem Revolver in der Hand rief der Fascist Thomas Janda dem Soldaten war ein Deutscher zu: Hände hoch!" Die Wache lick sich jedoch nicht abschrecken, jondern gab sofort das Alarmfignal.

Militärpersonen mitbeteiligt?

Es liegt der begründete Ver­haftet. bacht vor, daß Gajda von dem Plane Kobzinets wußte, daß er ihn jedoch den Behörden nicht zur Kenntnis brachte. Gajta Die Gendarmeriestation in Butschowiz hat wurde heute vormittags von der Gendarmerie  - 20 Teilnehmer des Ueberfalls verhaftet, die nach eskorte nach Brünn   gebracht und zur Polizei. Sause zurückgekehrt waren. In dem Verhör der direktion geschafft. Freitag voriger Woche war Teilnehmer an dem Brünner Putsch wird fort­

-

reri von Parteien und einer bestimmten Presse der Bevölkerung eingegeben wird. u dieser Presse gehören aber nicht nur die Ec zeugnisse des Herrn Střibrny, sondern eine nationalistische Hetzpresse, die von Parteien der Regierungskoalition, den National demokraten und den Agrariern her ausgegeben wird.

Und das ist die ernsteste Seite des Bri

stürzten sich fünf Fascisten ner auf Koferm ihn zu Boden, die andern ergriffen die Gewehre, dieser Gelegenheit mit einigen dortigen Fascisten. immer größeres Ausmaß an. Im ganzen wurden ist von Leuten inszeniert worden, die von de

Das Tich. P.-B. meldet: Das Verhör, des in Brünn   bereits über 50 Personen verhaftet, welche bei dem Warhehäuschen standen und dran gen auf die zwei andern Soldaten, die Wache ehemaligen General Gajda, der sich in der Haft von denen einige bereits ins Gefängnis des Nationaldemokraten und Agrariern jabrefar bielten, ein. Mit Küchenmessern und Revolvern der Brünner Polizeidirektion befindet, danerie Brünner Kreisgerichtes eingeliefert wurden. bedroht, fonnten diese feinen Widerstand leisten. bis in die späten Nachtstunden; es wird gege

Das Verhör in der Polizeidirektion wurde ( Schluß auf Seite 2)

In diesem Aug nblid tum der diensttuende Rott- benenfalls morgen fortgesetzt. Es wurde feit um 11 Uhr abers mean off- meiner Ermüdung meister Jan dl hinzu, melcher sofort von einer gestellt, daß Gajda um die Vorberei Uebermacht zu Boden geworfen wurde. Auch der fungen für den Ueberfall der Rosl

gehäischelt wurden Die Freunde der Web patrioten aus dem Lager der tichechisch Rechten sehen jetzt, wohin der aufge peitschte Nationalismus führt daß nämlich vom laut schreienden Patriotis