Seite 2 Freitag, 27. JSnrrer 1938 3tt. 23 Partei dagegen sei er nicht einverstanden, offenbar, weil die Nazis nun auch den bürger­lichen Parteien die Anhänger wegfischten und noch dazu mit weit größerem Erfolge, als es ihnen bei den Sozialdemokraten gelang. Mit der deutschen Jugend sei da ein unaufrichtiges Spiel getrieben worden, sagte Lerch, doch nun auf einmal habe sich der rasende Elefant des Nationalsozialismus als ein politisch harm­loses Lamm entpuppt und da sei es kein Wunder, wenn sich setzt eine große Zahl von Sudetendeutschen  die Augen reibt". Sowohl Herrn Haffold wie Herrn Lerch wußte Krebs  nicht anders zu antworten, als indem er sich auf seineWürde" berief, unter der es gele­gen wäre, sich mit solchen Anwürfen zu befassen. Die Naziführer müssen eS sich also setzt gefallen lassen, daß ihnen wegen ihrer nun­mehr in waschechte Staatsireue umgeschlagenen Demagogie gehörig der Pelz gewaschen wird und gerade von denen, mit denen sie ach, so gern««inenationale Widerstandsfront" schließen möchten. Es ist aber auch gar ein­ladend, sie wegen ihresUmfalles" anzu­prangern. Wenn man den Herrn Krebs bei­spielsweise im Tone der Treuherzigkeit ver­sichern hört, er sei seinerzeit nur deshalb ins Braune Haus nach München   gepilgert, um hei Hitler di« Zusage einzuholen, daß sich die­ser nicht in die Auseinandersetzungen zwischen Deutschen   und Tschechen   eimnengen werde und wenn man liest, was derTag" noch am letzten Samstag geschrieben hat, nämlich, daß von der Hitlerbewegung doch nurgewisse Aeußerlichkeiten wie Braunhemd usw." über­nommen worden sind, so daß kein Anlaß auf tschechischer Seite bestehe, hier eine Verbin­dung zu konstruieren^ so muß man schon sagen, daß die nationalsozialistischen Führer es den deutschbürgerlichen Parteien allzu leicht gemacht haben, für die ausgestandene Angst und den gehabten Aerger Rache zu nehmen und sich dabei selber aufs hohe Roß zy sehen. Wir sind keine Fachmänner fürdeutsche Treue" und unterlassen es daher, zu beurtei­len, inwieweit es diesem Begriff entspricht, des windelweich gewordenen Nazis einen Ver­rat ihrer bisherigen politischen Ideal« vorzu­werfen. Ueber das ein« aber sind wir uns voll­kommen klar: heute hacken die Brüder aufein­ander herum, doch morgen vielleicht schon, wenn es gegen die Sozialdemokraten gehen wird, werden sie wiürer in einer einigen Frönt stehen, die jetzt, da die eine Zeitlang rabiat gewesenen Hakenkreuzler treu und bie­der beteuern, daß sie auch nichts anderes wol­len, als andere deutsche Parteien, um so leich­ter zu schließen sein wird. Der Froschmäuse­krieg wird vorübergehen, aber nicht vergessen werden wir die Charakteristik, mit der sich die Streitteile gegenwärtig so ausgiebig bedenken. Die Konsumvereine als Preis' regularoren. Eine Antwort auf agrarisch« Angriff«. In Besprechung des Kapitels Ernährungs­ministerium erklärte es Genosse Hackenberg tit der Budgetdebatte als die wichtigste Aufgabe der Regierung, auf dem Gebiete der Preis- regulierung Taten zu setzen. Die Löhne der Arbeiter, die Bezüge der Privat- und öffentlichen ' Angestellten wurden bereits reduziert und eine Linderung der Not kann nur herbeigrführt werden, wenn auch die Kleinhandels­preise in ein richtiges Verhältnis zu den Großhandelspreisen gebracht werden. In der Debatte wurden von agrarischer Seite einigemal« die Konsumvereine angegriffen und von thnen gefordert, sie mögen auf dem Gebiet der Preisregulierung bahnbrechend vorangehen. Tort,»oo unsere Konsumvereine sich z. B. mit der Fleisch­ausschrotung beschäftigen, wirken sie tatsäch­lich bereits stark preisregulierend. Wir haben Konsunwereine, erklärte Hackenberg, in denen wir 6 bis 10 K für Rindfleisch zahlen. Ich möchte nur wünschen, daß die agrarische Z e m k a" in Prag   auch solche Preise erzielte! Auch die Arbeiterbäckereien wirken preisregulierend. Nach der Erhöhung der Hefe­steuer wollten die Bäcker m manchen Orten die Semmelpreise um 5 Heller erhöhen, als aber unsere Arbeiterbäckereien nicht mitmachten, muß­ten sie davon Abstand nehmen. Wenn unsere Genossenschaften in manchen Artikeln die Preise halten müssen, so darf man nicht übersehen, daß sie kein kapitalistisches Unternehmen sind, sondern daß das, was an Gewinn erzielt wird, wieder den Mitgliedern zugute kommt' Anbearlindete 6etB(Ate überfeine Schießerei in Pardubitz  . Prag  , 26. Jänner. Heute waren in der Republik   und insbesondere in Brünn   und Um­gebung Meldunben verbreitet, daß cS Donners­tag, den 26. Jänner, in Pardubitz   zu einer Schießerei kam. Bon kompetenter Stelle wird mitgeteilt, daß diese Meldungen jedweder fachlichen Grundlage entbehren. Di« Ruhe und die Ordnung wurde seit dem Vorfall in Brünn  nirgends gestört und die Polizei harte in Par­ dubitz   keinen Anlaß zum Einschreiten. Agrarisch-industrielle Einheitsfront gegen die 40-Stunden-Woche. Angriffe im Budgetausschuß gegen Genossen Dr. Czech. Prag  , 26. Jänner. Im Budgetausschuß wur­den heute von agrarischer wie von nationaldemo­kratischer Seite ziemlich heftige Angriffe gegen den Fürsorgemimster Genossen Dr. Czech wegen seiner offenen Stellungnahme für die Arbeitszeit­verkürzung gerichtet. Dubieky(Agr.), der sich eigens zu diesem Zwecke für heute in den Ausschuß hatte delegieren lassen, erklärte, daß die Verkürzung der Arbeitszeit nur individuell von Unternehmen zu Unternehmen und keineswegs generell und dauernd durchge­führt werden könne; vor allem könne sich die Ar­beitszeitverkürzung nicht auf die Landwirt­schaft beziehen. Dann kam Dubieky auf sein zweites Stecken­pferd, die Novellierung, d. h. bei ihm grundsätzlich Verschlechterung der Krankenversicherung  , zu sprechen. Die Leistungen der Krankenversicherung müßtenumgebaut", d. h. verschlechtert werden, während man dafür die Alters- und Invaliditäts­versicherung verbessernkönüe". ES sei die Pflicht des Fürsorgeministers, die Novellierung der Sozial­versicherung durchzusühren, sonst würden wir in katastrophale Zustände geraten. Auch bei uns müsse sich der Grundsatz durchsetzen, daß wir in der Sozial­politik nur so viel haben können, als sich, das Volk durch gemeinsame Arbeit verdient. Ein besonderes Kapitel widmete Dubicky den Ausführungen des Fürsorgeministers über die Wohnungsfrage. Mit dessen Standpunkt zu den Wohnungs- und Baugesetzen könne er nicht übereinstimmen. Die Regierung sollte den geänderten Verhältnissen auf dem WohnungSmarkt Rechnung tragen und sich auf Richtlinien einigen, die die Wohnungsfrage nichtdurch neue Eingriffe komplrzreren". Es müsse ein bestimmtes Pro­gramm zur schnellen Erneuerung der Freiheit deS HauseigentumS(!) verabredet werden: Keine neuen Eingriffe, die die Freiheit des Eigen­tum- beschränken und die privat« Unternehmertätig­keit unterbinden!" Ihm wurde später von Dr. Hodak(Rat.-Dem.) wacker sekundiert. Dieser konstatierte, daß der Antrag über die Einführung der 10-Itunden-Woche inner­halb der Koalition noch nicht vereinbart sei und daß es sich also nur um einen Antrag des Für­sorgeministers, keineswegs aber der Regierung handle. In der Sache selbst sei es heute nicht zweckmäßig, jemanden zu zwingen, die Arbeits­zeit zu verkürzen, weil heute ein großer Teil der Betriebe nicht einmal vierzig Stunden arbeite. Die Interessen der Arbeiterschaft und ihr Lebensniveau könnten ernstlich geschädigt(!) werden, wenn man die Arbeitszeit zwangsweise verkürzt. Diese Frage könne nur international gelöst werden. Der Tschechischklerikale Rypar nahm einen ver­mittelnden Standpunkt ein: man solle die 40- Stundenwoche einführen, aber allmäh­lich nach den Bedürfnissen der einzelnen Unter­nehmungen; die diesbezüglichen Bestrebungen müß­ten möglichst unterstützt werden. Zum Mieter­schutz erklärte er, daß von den geschützten Mietern nur ein Drittel zu den sozial Schwachen ge­rechnet werden könnte. Wenn die anderen zwei Drit­tel hohe Zinse zahlen müßten, dann würden sie sich eigene Häuser bauen(?) und die Nachfrage auf dem Wohnungsmarkt würde nachlassen. Warme Unterstützung fand dagegen Genosse Dr. Czech u. a. bei dem Sprecher der tschechischen Natio­nalsozialisten, Dr. Patejdl, der von der Regierung verlangt, daß die 40stündige Arbeitszeit mit größ­ter Beschleunigung durchgeführt werde. An den Schwierigkeiten hinsichtlich der landwirtschaft­lichen Betriebe dürfe man nicht die ganze Vorlage scheitern, bzw. sie hinausschieben lassen. ¥ Genosse Dr. Czech ging.in seinem Schluß­wort zur Debatte ausführlich auf die Einwände und Angriffe von Seite Dubickys und>aös ein. Das Schlußwort wird von der Parlaments­korrespondenz erst morgen ausgegcben werden. Der neue Zolltarif. Werden di« Gewerkschaften bei feiner Ausarbeitung übergangen werden? Wi« bekannt, zählt zu den nächsten Aufgaben der Regierung auch die Ausarbeitung eines neuen Zolltarifs. Es scheint nun, daß man sowohl im Handelsministerium, als auch in der handels­politischen Sektion des Außenministeriums die Angelegenheit als ein« reine Unternehmersache betrachtet. Darauf deutet die Nachricht hin, daß der Sektionsches des Handelsministeriums Dr. P e r o u t k a und der Ministerialrat desselben Ministeriums Dr. Deyl sowie der'Sektionsches Dr. Friedmann des Außenministeriums an einer Sitzung des handelspolitischen Ausschusses der Zentrale der tschechoslowakischen Handels- und Gewerbekammern terlgenommen haben, auf deren Tagesordnung die Festsetzung, der Richt­linien für die Ermittlungen der-Handelskammern betreffend die Revision des Zolltarifs stand. Es wurde beschlossen, in den einzelnen Zweigen der Erzeugung zu erheben, ob das bisherig« System der Zoll« nicht Lücken enthält, die durch«ine ent­sprechende Regelung der Zölle auSgefüllt werden soll. Die gesammelten Anträge sollen dann unter Teilnahme der Jndustrieverbände und eventuell auch der LandeSkulturrät« systematisch verarbeitet werden. Man ist daran gewöhnt, daß die Beamten des Handelsministerium? doS ein« Domäne der Nationaldemokrar«« ist bei den Unter­nehmertagungen sich wie zuhause fühlen. Daß aber der Herr Dr. Friedmann, der handels­politische Unterhändler des Staates, sich einzig und allein in der Gesellschaft von Fabrikanten und Großunternehmern sehen läßt und daß eS ihm noch nie eingefallen ist, etwa bei einer gewerkschaftlichen Tagung zu erscheinen und sich zu interessieren, was denn die Arbeiter zu den handelspolitischen Fragen zu sagen haben, das muß einmal festgestellt werden. Es muß dem Herrn Dr. Friedmann gesagt wer­den, daß Handelsverträge nicht allein Sache der Unternehmer und der Agrarier sind, sondern auch der Arbeiter. And nochmal; AoEmsilmN Der schlecht informiert« Ard«it«nminist«r. In-er Fürsorg^iebatte kam Genosse Hak- k e n b e r g nochmals aus die sanitären Verhält­nisse in den Joachimsthaler Radium­gruben zu sprechen, wobei er verschiedene Be­hauptungen, die Arbeitenminister D o st a l e k in seiner Antwort ausgestellt hatte, einer entsprechen­den Korrektur unterzog. Die Behauptung, daß den dortigen Arbeitern vitaminreiche Kost verabreicht werde, entspricht nicht den Tatsachen; sie brauchen auch n'cht so lehr Vitamin- als viel­mehr fettreiche Kost. Die kleinen Portionen Speck, die sie erhalten, sind überdies schon eine altösterreichische Einrichtung. Weiters führte Genosse Hackenberg darüber Beschwerde, daß das Gesundheitsministerium den Aerzten nicht di« entsvrechenden Möglichkeiten zum Studium dieser Krankheit bietet. Die Sez'erungs- beiunde von an Lungenkrebs   verstorbenen Berg­arbeitern werden als großes Amtsge­heimnis behandelt; der Chefarzt der Fal ­kenauer Brudcrlade, der sich mit d«r Erforschung dieser Krankheit befaßt, wird durch falsche Zeit­angaben absichtlich von den Obduktionen fern­gehalten. Auch den Vorstand des deutschen Insti­tutes für Arbeiterhygi«n« sollte man zur Erfor­schung dieser Krankheit h«ranzi«hen. Kurz- oder langsrl-ig? Di« Schwierigkeiten einer Jnvestitionsanlcihc. Prag  , 26. Jänner. In der Finanzdebatte erweckte heute im Budgetausschuß das Referat Dr. N o s e k S vielfach Beachtung, namentlich waS seine Ansichten über die kommende Jnvesti- tionsanleihe betrifft. Man solle nicht glauben, daß es so einfach sein werde, eine große Anleihe aufzubringen; eS sei die Frage, ob es unter den heutigen Verhältnissen möglich sein werde, so ohne weiteres ein Zeich­nungsergebnis von zwei bis zweieinhalb Milliarden aufzubringen. Woher sie nehmen? Die Ban­ken und die Sparkassen hätten kein so großes Ka­pital; die Mittel unseres Geldmarktes reichen für etwas so Großes nicht aus. Das Interesse für eine langfristige Anleihe wäre nicht groß. Ein sehr I niedriger Emissionskurs sei auch nicht zu empfehlen; eine günstigere Verzinsung, etwa von 7 Prozent, würde den bisherigen Traditionen und Tendenzen widersprechen; außerdem würden dann die bisherigen sechsprozentigen Staatspapiere massenhaft auf den Markt geworfen werden. Auch eine Konversion würde nichts helfen, weil wir dann für die, die Bar­bezahlung haben wollen, auch bares Geld vor­rätig haben müßten. Er wolle damit n i ch.t sagen, daß eine Jnve- stitionsanleihe nicht möglich sei, aber er wolle nur auf die Schwierigkeiten Hinweisen, die der Lösung einer solchen Frage im Wege stehen. Dagegen hätten kurzfristige Schatzanwei- suvgen bisher viel mehr Vorliebe beim Publikum gefunden. Da müßte man aber erst wieder vorher I die Verlängerung der im Umlauf befindlichen fäl­ligen Schatzscheine erfolgreich abgeschlossen haben. Er glaubt, daß man durch Schatzscheine sofort 300 Mil­lionen glatt für Investitionen hereinbekommen könnte.-Die Möglichkeit weiterer Emissionen wäre dadurch n i ch t ausgeschlossen. Arbeitsloserrkundgebrrrrg in Reichenberg. Reichenberg, 26. Jänner. Die von den Kom­munisten für Donnerstag einberuf«ne Demon­stration sst von der Polizei verboten worden. Trotzdem haben die Kommunisten zu einem Auf­marsch aufgerufen. Nach Arbeitsschluß sammelten sich irssolg« des um diese Zeit lebhafteren Ver­kehrs größere Menschenmengen an, unter denen sich di« kommunistischen. Stoßtruppen befanden, die durch laute Ruf« und Schlagworte die Menge in Bewegung hielten. Die Polizei hatte ein Riesenaufgebot zu Fuß und zu Pferde zur Stelle, welches die Demonstranten in die Seitengassen abdrängte. Rücksichtslos ritten Polizisten auf die Gehsteige und trieben gänzlich Unbeteiligte vor sich her. Auf dem Altstädter   Platz stand eine starke Abteilung Gendarmerie mit aufgepssanztem Gewehr, eS wurde aber von ihrer Seite nicht eingeschritten. Eine ganze Reihe von Verhaftun­gen wurde vorgenommen, unter den Verhafteten befinden sich auch einige Frauen. Um 6 Uhr abends herrschte wieder Ruhe. Bon den kom-' munistischen Führern war nichts zu bemerken, s ObjeKflv-airtlsoziallsflsdi! Ileberparteiiidie Politik aol dem Holzwege In derFreien Schulzeitung", die sich während des Kampfes um den Abbau der Staatsbeamtengehälter etlichemale in nicht gerade freundlicher und keineswegs immer in fachlicher Weise mit der sozialdemokratischen Part« beschäf­tigt hat, ist nunmehr ein Artikel unseres Ge­nossen H u d l(Aussig  ) erschienen, der die Haltung der berühmten Staatsangestellten-Exekutive einer berechtigten Kritik unterzieht und im Gegensatz zu den früheren Aeußerungen derFr. Schul­zeitung" bif Bemühungen der Sozialdemokra­tie hervorhebt, den Abbau, wenn nicht zu ver­hindern, so zu mildern und sozial zu staffeln. Mit Recht wendet er sich insbesondere gegen die dema­gogische Haltung derB o h e m i a", die viel Unheil angerichtet hat, indem sie dauernd die Staatsbeamten aufputschte, obwohl sie vorher und zur selben Zeit gegen alle Versuche der sozialsstr« tchen Parteien, neu« Steuerquellen bei den Be­sitzenden zu erschließen, ebenso wütend Stellung genommen hatte. DieFr. Schulztg." hat nun zwar dem Ar­tikel Hudls Raum gegeben, ihm aber eine nach Punkten geordnete redaktionelle Schluß­bemerkung angehängt, in der sie sich gegen die Hervorkehrung parteipolitischer" Momente sowie gegen di« Verquickung des Be­rufskampfes der Lehrer mit Parteipolitik über­haupt wendet und die Hoffnung ausspricht, daß künftig derartige parteipolitische Polemiken unter­bleiben mögen. i Es ist geradezu ein Schulbeispiel für die Art, in der gewisse Schichten des Bürgertums und der kleinbürgerlichen Intelligenz das Wort parteipolitisch" nicht minder als die Worte überparteilich" undobjektiv" mißbrauchen- Hüdl hat keinerlei Parteipolitik getrieben. Er hat m seinem Artikel gewisse Tatsachen ausge­sprochen, die bis dahin in dem Blatt der deutschen  Lehrer ob absichtlich oder durch Ucbersehen, bleibe dahingestellt nicht berücksichtigt worden waren. Er hat als Lehrer an dem Vorgehen der Exekutive der Staatsbeamten Kritik geübt. Das »kennt die Redaktion derSchulzeitung" P a r- t e i p o l i t i k. Die zahlreichen Angriffe auf di« sozialistischen Parteien aber, die dem Artikel Hudls vorausgmgen, waren keine Parteipolitik. Die Haltung der Exekutive, die für die Kürzung der Arbeitslosermnterstützungen eingetreten ist, war keine Parteipolitik! So sst es ja immer. Wenn die bürgerliche Gelehrtenwelt Marx, die Marxisten und den gan­zen Marxismus totschweigt dann ist das keine Parteipolitik, sondern Ueberparteilichkeit und Objektivität. Wenn Sozialisten verlangen, daß an dxn Hochschulen auch über den Marxis­mus geredet wird, dann ist das P arte» Po li­st i k. Wenn an drei Dutzend deutschen   Hochschulen neun Dutzend Professoren die Geschichte von» Standpunkt der verschiedenen bürgerlichen Ge­schichtsauffassungen aus darstellen,»venn ein gutes Drittel von ihnen sie von sogenannter» antimarxistischen Standpunkt aus lehrten, dann ist das überparteilich und objektiv. Wenn wir verlangen, daß an der Stätte freier Forschung und Lehre dann und wann ein Mar­xist die Geschichte vom Standpunkt seiner Geschichtsauffassung aus lehre, dann ist das Parleipolitik^ Wenn bei Bolksbildungsver- anstaltungen, Kurse»» und Akademien ein Lehr­körper sorgfÄtig aus den Reihen der bürgerlichen Ideologen ausaewählt wird, dann nennt man das objektive Wisseisschaft". Wenn jemand das Ver­langen erhebt, auch einen Sozialisten aufzuneh­men, so weist man es empört als einenpartei­politischen" Eingriff in die Objektivität zurück. Die Lehrerschaft hat bisher nicht die besten Erfahrungen mit dieserObjektivität" gemacht» Als die Sozialdemokraten stark waren, haben sic die WcihnachtSremuneration für die Staatsbeam­ten und Lehrer durchgesetzt. Als»m Jahre 1931 die hakenkreuzlerischen Schrittmacher der^Besitz­parteien gegen die Sozialdemokratie Sturm liefen, da haben wir in unseren Wahlfluablätterr» ausdrücklich die Beamten auf die Gefahr eines hakenkreuzlerischen Erfolges aufmerksam gemacht, sie gewarnt, den Agrariern zu größerer Macht zu verhelfen, die in e»ne»n Gehaltsabbau Ausdruck finden würde. Trotzdem haben im September 1931 viele Tausende deutscher   Lehrer national­sozialistisch gewählt, also die Macht der Restgut­barone gemehrt, die gegen uns keinen besseren Partisan haben als die Hitlericüler. Dann kam der Abbau der Weihnachtszulage und man hat natürlich u n s die Schuld gegeben. Die Naziwclle stieg weiter, die Agrarier wurden immer über­mütiger. Im Herbst standen wir vor der Wahl- entweder parlamentarische Regierung und PuV- getregulierung durch Gehaltsabbau oder Bcain- tenkabinett mit unbeschränkter Vollmacht, Vas hätte bedeutet: 15 Prozent Abbau auf der ganze»» Linie. Wenn die Lehrerschaft vor lauter liebe«par- reilichkeit und Objektivität weiter die Hakenkrcuz- ler fördert, statt die Macht zu mehren, die cinziil imstande sind, die Interessen der lohnarbeitcndci» Klasse zu wahren, dann wird sie noch üblere Er­fahrungen mache»» als bisher. Die Ueberpartei­lichkeit, die darin besteht, daß man die Nazi wöbst und von den Roten verlangt, daß sic alles durch­setzen, was man wünscht, rechnet nicht mir der politischen Grundtatsachc, daß jel>c Partei nur soviel Macht ha», als ihr? Wähler ihr vermitteln! GenoKen; Hebender bei allen Kekaenbetteri des Wahlfonds!