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Samstag, 28. Janner 1933

Die Finanzdebatte.

Prag , 27. Jänner. Die Aussprache im

Keine Fristverlängerung

für Bankensanierungen.

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Die Roffizer Bergarbeiter für eine rasche Beendigung des Streifs.

S- A.- Mann wegen Totschlag verurteilt. Am vergangenen Donnerstag fang in Osla Köln, 27. Jänner. Tas Schwurgericht ver- Budgetausschuß über die Finanzgruppe, urteilte den 23jährigen A.- Mann Mathias Dick die bereits gestern begann, war zu einem großen Brag, 27. Jänner. Im Budgetausschuß ist. an eine öffentliche Bergarbeiterversammlung aus Köln - Mippes wegen Totschlages unter Ver- Teil Steuerfragen sowie der Noi der heute nach ganztägiger Debatte, die sogar ohne statt, an der ungefähr 400 Personen teilnahmen. jagung mildernder Umstände zu sechs Jahren Selbstverwaltungskörper gewidmet. Mittagspause weitergeführt wurde, in den späten Bei der Versammlung referierte der Sekretär Zuchthaus . Der Verurteilte hatte am 1. Juli des Von unserer Fraktion sprach heute Genosse Abendstunden die Aussprache über das Budget Genosse Hubá let, der den Verlauf des Streiks Vorjahres nachts nach einer politischen Schlägerei Kremser. Er verlangte u. a. die Reorgani- mit einem Schlußwort Trapis und Körners ab- schilderte und die Fehler aufzeigte, die gemacht wurden. Er betonte, daß ein von der Gewerk einen 18jährigen Kommunisten erschossen. In der sierung unserer gesamten Steuergesetzgebung und geschlossen worden. Begründung des Urteils sagte der Vorsitzende, der namentlich auch des Steuerapparates und be- Morgen soll die Abstimmung erfolgen, die schaft geführter Streik früher und erfolgreicher Verurteilte habe sich weder in Notwehr befunden, faßte sich dann ausführlich mit der Finanznot mit Rücksicht auf die Abänderungsanträge, deren geendet hätte. Die Anwesenden erklärten sich mit noch habe er, wie er es darzustellen versuche, unserer Gemeinden.( Wir werden die Rede im 3ahl an 300 betragen soll, und die vielen Rejo- dem am vergangenen Sonntag von der Kon­Schreckschüsse abgefeuert. Auszug noch nachtragen.) lutionen wohl zwei Stunden in Anspruch nehmen ferenz des Bergarbeiterverbandes gefaßten Be schluß einverstanden, dem zufolge dem Streikaus Aus der Debatte ist u. a. ein Vorschlag des wird. schuß eine Frist von acht Tagen zur Liquidierung ,, Erfüllungspolitifer" übrig? Erscheint es im tschechischen Genossen Chalupa herauszuheben, der Am Nachmittag trat der Budget- Siebener- des Streits eingeräumt wurde. Lichte dieser neuen begrüßenswerten Erkennt darauf hinausläuft, die Pensionen der Staatsange ausschuß zusammen, um über die von uns bereits nis nicht als der größte Wahnwitz, heute noch stellten ähnlich zu fundieren wie die Pensionsver- gestern besprochenen Fragen( Bankensanierungs­vom Dolchstoß zu sprechen und damit auszu- häufung eines entsprechenden Dedungstapiments in einzelnen Ressorts) zu einem Beschluß sicherung der Privatangestellten, nämlich durch An- klausel im Finanzgejez und eventuelle Revire­drücken, daß Deutschland allein den Krieg tals in einem Fonds, wie es bei jeder folid fun­hätte fortsetzen sollen, nachdem Bulgarien bierten Versicherung der Fall ist. Dazu wäre aller­tapituliert hatte und Desterreich bereits zer- dings ein Kapital von etwa 40 milliarden fallen war? Die Brehms und Konsorten wer- notwendig, das nicht auf einmal, sondern nur den sonach schleunigst diese gewohnten Schla- allmählich angesammelt werden könnte. Wenn man ger einheizen müssen, wenn sie nach der Mei- damit schon in früheren Jahren begonnen hätte, nung ihres obersten Führers nichts als Kan- dann könnten wir heute bereits weiter sein. Dann didaten für Bohnitz oder Dobrzan gelten hätten auch die Staatsangestellten einen gesetzlich fundierten Anspruch und es könnte nicht vor­lommen, daß ihnen durch einen staatlichen Eingriff die Pensionen gekürzt werden. Auch Genosse Chalupa unseres gesamten Steuersystems ein. Den Vorschlag Chalupas bezüglich eines eigenen Bensionsfonds billigte heute auch der tschechische Nationalsozialist Bergmann.

wollen.

Ganz im Gegensatz zu den tschechischen Nationalisten sind wir deutschen Sozialdemostrat entschieden für einen organischen Umbau kraten gerne bereit, die loyalen und konstruf tiven Erklärungen der Herren Jung, Krebs, Knirsch und Simm ernst zu nehmen. Jetzt liegt es noch an den hakenkreuzlerischen Agi­tatoren im ganzen Lande, ihre eigenen Führer ernst zu nehmen. Man kann nicht auf der einen Seite autoministische Verständigungs­partei spielen und auf der anderen Seite die sozialdemokratische Verständigungspolitik mit den Argumenten Hitlers und Hugenbergs bekämpfen.

Die Investitionsanleihe.

Gegen die pessimistischen Ansichten des Refe= renten Dr. Noset über die Erfolgmöglichkeiten einer langfristigen inneren Investitions­anleihe polemisierten u. a. die tschechischen Ge­nossen Chalupa und Svoboda.

Chalupa erklärte, man müsse darauf vervelsen, daß es sich um eine absolute Staatsnot­wendigkeit handelt, und müsse auch die nötige Propaganda dafür machen. Eine furzfristige Anleihe von 400 Millionen, wie sie Dr. Noset andeutete, sei überhaupt nichts; man fönnte sich mit diesem Vorschlag nur befreunden, wenn er bloß als erste Etappe gemeint sei.( Dr. Noset bestätigt diese feit zur Belebung unserer Produktion.

zukommen.

Otto Bauer antwortet auf eine Verleumdung.

Wien , 27. Jänner. ( Eigenbericht.) Jm öster Nach längerer Beratung faßte der Sie- reichischen Nationalrat erhob bei einer Anfrage benerausschuß den Beschluß, die Ermächtigung der Sozialdemokraten zu den Vorgängen bei der im Finanzgesetz( Artikel XIV, Abjat 2) bezüge Kreditanstalt, Unterrichtsminister Nintelen die lich der Verlängerung gewisser im Bankengeset Beschuldigung gegen die sozialdemokratische Pars für die Uebernahme der Staatsgarantie vor- tei, diese hätte selbst die Regierung aufgefordert, gesehenen Fristen bis Ende September, bzw. die Haftung für die Kreditbank zu übernehmen, Ende Dezember 1933 vollständig zu weil die sozialdemokratische Partei ihre Gelder streichen. In den Budgets selbst sollen da- bei der Kreditanstalt eingelegt hatte und befürch gegen teine Aenderungen vorgenommen wer- tete sie zu verlieren. Dieser bodenlosen Nieder­den. Man wird anscheinend die Berschiebung trächtigkeit trat Otto Bauer in entschiedener einzelner Ausgabeposten innerhalb der Bud Weise entgegen und wies nach, daß gettapitel den einzelnen Refforts allerdings Sozialdemokraten gewarnt haben, die Haf unter Zustimmung des Finanzministeriums überlassen.

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Die taiserliche Berordnung vom Jahre 1866

die

tung für alte Schulden der Kreditanstalt durch die Regierung zu übernehmen und nur in soweit es notwendig war, um die Katastrophe zu verhindern, den Weg zur Sanierung frei gemacht habe. Die sozialdemokratische Partei hat nie Son berinteressen bei der Sanierung der Kreditanstalt verfolgt und auch keine geschäftlichen Verbindun noch immer Grundlage unserer administra gen mit der Kreditanstalt gehabt. Bei der Aus tiven Kontrolle. einandersetzung mit den bürgerlichen Parteien fam es wiederholtemal zu großen Sturmszenen, die zur Unterbrechung der Sizung führten.

Prag , 27. Jänner. In der Finanzdebatte be­fchäftigte fich Donnerstag abends der tschechische Genosse Remes als Referent mit der Notwen digkeit des Ausbaues der Kontrolle der Staats­wirtschaft, und zwar in erster Linie der admi­nistrativen Kontrolle, die neben dem Ober­sten Stontrollamt fungiert.

Im Interesse der deutschen Bevölkerung, im Interesse des nationalen Friedens in die sem Staate appellieren wir immer wieder an die tschechische Oeffentlichkeit, den national­sozialistischen Führern ihre staatstreuen Be­fenntnisse zu glauben. Wir haben die aktivi­stischen Regungen ihrer Seele schon längst wahrgenommen und sind auch heute fest davon Ansicht.) Die Anleihe ist aber die eins ge Möglich Oberste Kontrollamt nur mit einer verhältnismäßig

Es ist zu bedauern, erklärte Remeš, daß das

Strelk der Taxiunternehmer in Wien .

Zusammenstöße mit dem Militär. - Einige Schwerverlegte.

Wien , 27. Jänner. Auf dem Stephans- Play überzeugt, daß ein etwa fommender Bürger­geringen Eretutibgewalt ausgestattet ist. im Inneren der Stadt und in den anliegenden Genoffe Svoboda verlangte u. a., daß die Es führt zwar Revisionen durch, aber ein großer Zufahrtsstraßen veranstalteten heute nachmittags block in den judetendeutschen Hakenkreuzlern Finanzverwaltung einen Plan zur umfangrei- Teil der Revisionsbefunde bleibt bei den Atten sämtliche Taxichauffeure mit ihren Wagen eine eine treue Stütze finden würde. Die National- en konvertierung unserer Staats- liegen; es ist niemand da, der die nötigen Reformen Demonstration gegen die Benzinsteuer. Da viele sozialisten begingen nur den Fehler, daß sie papiere einleite. Wenn das Arbeitseinkommen durchführen würde. Die Zusammenstellung des Rech- Tausende von Taxis, auch Privatautos und aus das Löwenfell erst unter äußerem Rwange gekürzt wird, dann müsse auch das arbeitslose Ein nungsabschlusses den administrativen Behörden zu ländische Wagen eingeteilt waren, ist das ganze abgeworfen haben. Es wäre ein neuer Fehler, tommen gekürzt werden. Svoboda bringt die An überlassen, wäre ein verhängnisvoller Fehler, denn Biertel blodiert. Der Fuhrwerkverkehr ſtodt wenn sie es in Volksversammlungen, wie in regung des Genossen Dr. Macek in Erinnerung nur wenn das Kontrollamt die Möglichkeit hat, die gleichfalls. Zu ernsten Unruhen ist es bisher nicht Komotau , weiter umhängen wollen. Ihre die Vermögensabgabe nicht zitr Abzahlung der Wirtschaftsgebarung in allen Details zu über pekommen, aber mit der Dunkelheit und nach politische Schuld erblicken wir einzig darin, fiktiven Notenschuld, sondern lieber für produfprüfen, fann es auch die Kontrolle systematisch und Geschäftsschluß macht sich eine gewisse Nervosität tive Investitionen zu verwenden. Es werde gründlich durchführen. Unsere administrative Ron- bemerkbar. Die Polizei bemüht sich, die Straßen daß sie bis zur Einkehr Jungs die sozialdemo- in Fachkreisen empfohlen, im heurigen Jahr 2600 trolle beruht auf einer alten kaiserlichen Verordnung für den Fuhrwerkverkehr wieder freizumachen, kratische Arbeiterbewegung wider besseres Wis- millonen aus der Vermögensabgabe zu Investi. vom Jahre 1866, gegen die schon das österreichische indem die Autos an eine Straßenseite geschoben sen und gegen bessere Erkenntnis befämpft tionen zu verwenden; 150.000 Leute fönnten dabei Kurienparlament in den Jahren 1878 und 1879 werden. Hierbei wurden die Beamten des öfteren haben. Nun, da sie den tschechischen Macht Beschäftigung finden. stürmisch protestierte. Das ist ein unhaltbarer Bu- attadiert, so daß sie wiederholt mit dem Gummi babern enthüllen, was sie bisher dem deutschen Genosse Dr. Macet erklärte, eine furzfristige stand. Das Kontrollorgan" in den einzelnen Res- fnüppel einschreiten mußten. Die innere Stadt Volfe verschwiegen haben, nämlich daß sie Anleihe in Form von Schatzscheinen wäre tatsächlich sorts ist regelmäßig ein untergeordneter wurde gänzlich abgeriegelt und in die öffentlichen selbst Verständigungsvolitiker sind, wäre es viel leichter, aber wir brauchen das Geld für Beamter; der kann natürlich nicht seinen Chef Gebäude Militär gelegt. Gegen acht Uhr abends kam es zwischen den Sache einer weisen Staatsführung, sie von langfristige Investitionen und können daher fontrollieren und noch weniger ihm Vorhaltungen dem Vorwurf des Hochverrates zu entlasten. den Gläubigern nicht versprechen, daß wir ihnen wegen Ungesetzmäßigkeiten machen. Eine solche admi- Streifenden und dem Militär zu Zusammen­Sie haben nach unserer Veberzeugung Hot das Geld binnen Jahresfrist zurückzahlen. Er nistrative Kontrolle fann feine Sicherheit bieten. Stößen, bei denen einige Personen schwer verletzt weifelt nicht an dem Erfolg einer langfristigen Genosse Remeš erklärte zum Schluß, daß wurden. verrat am eineren Rolfe begangen, das fie Anleihe. Macet hält weiters die Befchränkung des die erste Bedingung für die Durchführung einer Samstag früh soll von der Streifleitung er unter den falschen Verdacht irredentistischer Geldumlaufes mit Rücksicht auf die Golddeckung Berwaltungsreform die Lösung dieser neut der Versuch unternommen werden, die Ver Gesinnung brachten und über dieses Merbre- für einen Irrtum. Die Ausgabe von Bapiergeld Frage im Sinne des Ausbaues einer selb- handlungen mit den Regierungsstellen aufzuneh chen sollte allein die deutsche Bevölkerung follte sich nur nach den Bedürfnissen des ständigen und unabhängigen admi- men. Sollten diese Verhandlungen scheitern, richten. 1 Wirtschaftslebens richten.

Die Kellnerin

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Molly.

Roman von Hans Otto Henel .

Copyright by jacket reiter- Verlag. Berlin .

Nachdruck verboten.

mit den Kleidungsstücken im Stiche lassen, als mit der Polizei in Berührung fommen. Sie war zum Bahnhof geeilt, weil sie ihn als den Ort kannte, der die schnellste und weiteste Flucht verbürgt. Und sie hatte eine Fahrkarte nach Berlin gekauft, weil ihr Blick zu allererst auf ein Schild mit der Aufschrift Berlin " gefallen war. Das war alles ohne Besinnung vor sich gegangen. Erst als sie im Wagen dann Seriha Lindner gegenüber saß und mit dem Mädchen zu überlegen. ins Gespräch tam, fing fie an Ja, Berlin ist eine große Stadt, und darum hoffte sie, daß sie dort am ehesten eine Möglich feit zum Leben finden würde.

inistrativen Kontrolle sein müsse.

wird der Streif fortgesetzt.

zugehen. Würde sie hier noch Play finden? G Lächter, Strateel schwollen zur Dede, dick wie der Tabaksqualm, der dieses Tohuwabohu vers schleierte. Am Klavier paufte ein schwindsüch tiger Bursche neue und alte Schlager.

dieser Lärm hatten auf Male die Wirkung eines| Male schwer, nach dem ersten Schritte weiter Knüppels, der den ahnungslosen Stopf trifft Sie drückte sich an den Häusern entlang, stieß an, ward gestoßen. Wohltuend war ihr aller­dings, von niemand erkannt, von niemand be­obachtet, von niemand beschimpft zu werden. Und doch empfand sie es als unheimlich, in der Na, man rin, Freileinchen!" Das kam von großen Stadt gänzlich allein zu sein. Schwer der Theke her, von einem dicken Mann in Hemd­lastete das Bewußtsein auf ihr, nicht das zu ärmeln und einem Bullenkopfe, und erschreckte haben, was überall die Papiere" genannt wird. Male so, daß sie ein Weilchen wie festgenagelt Aber in dieser Riesenstadt hoffte sie am ehesten sich nicht weiter getraute. In die Mitte des Lücken im Zaun zu finden, durch die kleine und Lokals hätte sie sich um feinen Preis gewagt. bescheidene Vögel zur Futterftelle für alle frie- Schüchtern schlurfte sie nach einem freien Plat chen können. an der Seite. Der Schankbursche in weißer Jade fonnte ihr nur mit Mühe die Bestellung einer Taffe Kaffee entlocken, indem er ihr die Worte in den Mund legte. Sie selbst hätte nicht gewußt, was zu tun sei.­

Zwar hatte sie sich vorgenommen, nie von der Fürsorge und dem, was vorher lag, zu reden, aber sie ließ sich doch von dem Bedürfnis hin­reißen, einmal thr Herz auszuschütten. Beide Mädchen wurden Freundinnen. Hertha Lindner bedauerte, daß Male nur bis Berlin fuhr, und Male jah ungern, daß Hertha nach ihrer Heimat Leipzig mußte. Sie nahm ein Kärtchen mit Die Stadt will mich verschlingen! Dieser Der Zug schob sich in die Wüste grauer Hertha Lindners Adresse entgegen und versprach, Vorstadthäuser hinein, die Berlin umgeben. Eindruck setzte sich in dem Mädchen fest. Jetzt von sich hören zu lassen. Hertha Lindner sagte, daß sie wie auf der Hin- tam die Dämmerung, Lichter flirrten in das Male hatte nichts bei sich als ein wachs- fahrt nach Stettin so auch jetzt vom Stettiner Straßenleben, Scheinwerfer an den Autos, wachs- fahrt Leuchtreklamen an den Häuserwänden, auf den Male bemerkte wenig die Blicke, von denen ledernes Handräschchen. Frau Litstock hatte ihr zum Anhalter Bahnhof mit der Elektrischen Dächern, in der Luft. Köfferchen einbehalten. Ohne das geringste fahren müsse, um den Anschluß nach Leipzig noch sie gestreift wurde. Sie war so erstaunt über Recht. Die Frau haite einfach verlangt, ale zu erreichen. Mit Bedauern über die Trennung Satte sie sich um eine Ede in dem Straßentrei- gaß. Da faßen Männer, nein Herren, mit felt Hunger hatte Male und müde war sie. das, was sie sah, daß sie ihre eigene Lage vers folle es mit zwanzig Mark einlösen. Male wußte verabschiedeten die beiden Mädchen sich vonein­ben vorgewagt, so ging sie wieder zurüd, um nen Anzügen in hellen Farben, mit scharfen nicht, was in Frau Litstocks Laden vor sich ge- ander. dann wiederum eine Ede weiter vorzustoßen. Bügelfalten und braunen Schuhen, mit weißen, gangen war, während sie bei Frau Grabow nach Fünf- oder sechsmal war sie so zum Stettiner steifen Kragen und bunten Krawatten, manche Wohnung suchte. Aber als sie zurückkam, hatte Bahnhof zurückgekehrt. Ihre Füße wollten sie auch mit eleganten Hüten auf dem Kopfe, und Frau Lilstock behauptet, daß Male im Dienste taum noch tragen. neben ihnen hodten Burschen mit verwegenen der Frau Direktor Albers eine Schuld von Müßen, ohne Kragen, aber manche im seidenen zwanzig Mart habe auflaufen lassen. Sie gäbe Hemd. Männer sprachen aufeinander ein oder darum Males Koffer nicht eher heraus, bis diese Schuld bezahlt set. Im anderen Falle gröhlten, die sichltich von der Arbeit tamen, in würde sie die Frau Direktor Albers und auch balkbespritzten Maurerhosen, oder welche mit harten schwarzen Schlosserhänden. Frauen jaßen die Polizei benachrichtigen. dazwischen und Mädchen, die Male unbeding für vornehme Damen gehalten hätte, und andere, über die selbst der unerfahrenste Menid nicht im Zweifel sein mußte. Am Tische Male saßen junge Kerle und ein Mädchen, fie Trudchen nannten und das mit ihnen tran und zotete. Ein älterer Mann trat an diefen Tisch, wurde begrüßt und bestellte eine Lag Ueberboll war das fleine Lokal. Es fiel und noch eine Lage.

Die Behauptung der Frau Lirstock war eine freche Lüge, denn Male hatte nie daran gedacht, daß man überhaupt Schulden machen fönnte. Ihre Empörung verpuffte vor Frau Lite stods Abgebrühtheit. Die Frau brauchte nur die Absicht zu äußern, daß sie den Schußmann von der nächsten Wache holen wolle, um Male zu schleuniger Flucht zu veranlassen.

Das Mädchen wollte lieber das Köfferchen

Onkel Franz fennt teine Parteien und fümmert sich auch sonst nicht um die. Strafregister.

Male verließ den Stettiner Bahnhof in Berlin und wagie sich zögernd die Invaliden straße bis zur Rosenthaler Straße hinauf. Ein­undzwanzig Mark und etliche Pfennige hatte sie im Täschchen. Das erschien ihr nicht wenig. Sie glaubte, damit durchzukommen, bis sie eine Die zu erlangen, Verdienstmöglichkeit fände. follte ihr nicht schwer fallen. So hoffte sie.

Es war um die Stunde, da das Arbeiter­volf aus den Fabriken und Kontoren nach Hause von strömt, und die Straßen waren hastenden Menschen, Autos, Autobussen, elektri­schen Straßenbahnen. Diese Fülle, diese Hast,

Ein Schild lockte sie. Ein großes Glas zwanzig Pfennig!" Tas Glas" stand aber nicht im Wort da, sondern es war als Bild gemalt. Viel Schaum rann von seinem Rande herunter und wurde Male zum Versprechen verheizungs­voller Erquidung. Auch wenn nicht noch eine ganze Tafel anderer Genüsse verzeichnet gewesen wären, Male hätte nicht widerstehen können, hineinzugehen.

Also das ist, Berliner Leben, das ist Ber­ liner Luft, von denen sich manche Mädchen im Garten Gethsemane " in die Ohren getuschelt batten?

"

( Forijegung folgt.)

das