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Protest der Wiener- Neustädter Arbeiter.

Mittwoch, 8. Feber 1933

Eine stürmische Jung- Versammlung in Komotau .

Nr. 33

netten und Gummiknüppeln sich die Nazi sosort vertrochen und räumte den Saal.

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Zu den vielen tausenden Menschen, die sich dann unter dem Absingen der Internationale"

Die Hakenkreuzler sprengen ihre eigene Versammlung, um einer unliebsamen Diskussion or dem Barffaal angesammelten, sprachen der Kommunist chent und unser Genosse Ladig, auszuweichen.- ,, Deutsche Recken" unter dem Schutze der tschechischen Gendarmerie. Sie an die anwesenden Arbeiter den Appell rich­

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Budget angenommen.

Freitag Exportkredite auf der Tagesordnung.

ändert angenommen.

Wiener- Neustadt, 7. Feber. Die Sozialdemo­fraten hatten für heute abend eine große Bro­teſtversammlung gegen die letzte Waffenkonfis lation einberufen. Die Bersammlung wurde ursprünglich polizeilich verboten, später aber be- Am Montag abends veranstalteten die Nazis fund so konnte dieser, mit brausenden Freiheit!"- teten, zusammenzustehen und nicht eher zu ruhen, willigt und fand unter Teilnahme von beinahe im Großen Partsaale in Stomotau eine öffentliche Rufen von unseren Genossen begrüßt, beginnen. bis der Fascismus überwunden ist. Eine große 10.000 Menschen statt. Nach der Versammlung, Versammlung, zu der sie sich ihren Führer, den Seine ersten Worte schoner erwähnte die Anzahl der Teilnehmer zog dann auf den Markt­die einen stürmischen Verlauf nahm, wurde ein Abg. Jung als Redner verschrieben hatten. Die letzten Notverordnungen der neuen Hitlerregie- plas, wo der kommunistische Kreissekretär Abg. großer Demonstrationsumzug durch die Stadt Tagesordnung lautete: Loyalität oder Kampf" rung, die mit den Grundsätzen" der heimischen Babe I eine kurze Ansprache hielt. Die Gendar­veranstaltet. Bis auf kleine Plänkeleien mit den und sollte dem sudetendeutschen Hitler" Gelegen- Hafenkreuzler im schärfsten Widerspruch stehen- merie und Polizei, welche sich an diesem Tage für Kommunisten ereignete sich kein Zwischenfall. heit geben, vor allem die Vorwürfe, die der bewirkten, daß die Nazi überaus nervös wurden. die Hakenkreuzler besonders ins Zeug legten, zer­deutschnationale Abg. Hassold gegen die Besonders die Nazi- Ordner, deren ,, Disziplin" Herr streuten die behördlich nicht bewilligte" Stund­wenn nicht eine Ratastrophe der Menschheit DNSAP wegen ihres Canossaganges zu den Brehm kurz zuvor gerühmt hatte, machten urun- gebung. Von den Nazis, die ihre Anhänger aus eintreten soll. Tschechen" erhoben hatte, zu entkräften. Herr terbrochen Zwischenrufe. Die Hakenkreuzler, die der ganzen Umgebung, auch aus den Nachbar­Hassold war auch extra eingeladen worden, aber mit Recht fürchten mußten, daß Franzel mit den bezirken, in ihre Hochburg Komotau dirigiert Doch die Wirtschafts- und Finanzjachver nicht erschienen. Dafür waren viele hunderte demagogischen Ausführungen Jungs gründlich hatten, war nach der Versammlung weit und breit ständigen ebenso wie die Staatsmänner lassen sozialdemokratische und kommunistische Arbeiter abrechnen wird, ließen nun alle Minen springen, nichts mehr zu hören und zu sehen. Die Redken" sich Zeit, viel Zeit. Da tagten die verschiedenen gekommen, die wiederum hören wollten, was der um die Versammlung zur Auflösung zu bringen. hatten sich schleunigst verduftet. Die Straßen Komitees in Genf , aber über eine heftige saf aus Troppau über die jüngsten Ereignisse Der Lärm wurde immer größer und der Regie- waren völlig beherrscht von den sozialdemokratis Auseinandersetzung und über ,, Empfehlungen" in Deutschland zu sagen weiß. Die Versammlung rungsvertreter tat den Nazis schließlich den Ge- schen und kommunistischen Arbeitern, die den in dem Sinne, in welcher Richtung sich die wurde für die Hakenkreuzler zu einer großartigen fallen und löste die Versammlung auf. Im näch- Nazis einmal deutlich bewiesen haben, wie leben­Verhandlungen der künftigen Weltwirtschafts- BIamage, von der sie sich so rasch nicht wieder sten Augenblic erschien ein großes Aufgebot von dig der sterbende" Marxismus auch im Komo­Konferenz zu bevegen hätten, famen sie nicht erholen werden. Schon vor 7 Uhr abends war der Gendarmerie und Polizei, hinter deren Bajo- tauer Gebiet noch ist.. Saal von unseren Genossen und den Kommunisten hinaus. Es ist eben so, daß zwischen den besetzt, obzwar die Nazi an die tschechische Gen­Staaten und zwischen den einzelnen nationa- darmerie das Ersuchen gestellt hatten, zunächst Ien fapitalistischen Klassen große Widersprüche nur Hafenkreuzler ins Versammlungslokal einzu­bei der Wahrnehmung ihrer egoistischen Profit- lassen. Die meisten Hakenkreuzler, auch viele ihrer interessen bestehen, auf die zu verzichten ihnen Ordner, tamen zu spät und ihr Versuch, doch in nicht einfällt. Der Gedanke, irgendwie un- den Saal einzudringen, scheiterte völlig. Um halb eigennüßig an der Wiederbelebung der Wirt- 8 Uhr fonnte überhaupt niemand mehr Einlaß Prag , 7. Feber. Nach fünfzigstündiger| Gift nehmen, aber die Gefahr, daß der Rechnungs­schaft teilzunehmen, liegt ihnen, deren Sin- finden, aber die Massen wichen nicht von der Debatte hat das Parlament heute abends den abschluß vom Voranschlag wesentlich abwei­nen und Trachten nur auf die Profitmasse der Versammlung ab. Die Gesamtzahl der Be­Stelle und warteten im Parksaalgarten das Ende Staatsvoranschlag für 1933, seit langen Jahren chen wird, bestehe in der eigentlichen Staatsver eingestellt ist, fern. Sie sind einander Kon- fucher wurde auf über 4000 geschätzt, unter denen den er sten, an deffen endgültiger Formulierung waltung nicht; eher seien die staatlichen Unter­kurrenten und werden es, je weiter die Ent- die Anhänger der marristischen Parteien die große entscheidenden Anteil genommen hat, in der vom renquelle. die Voltsvertretung durch den Siebenerausschuß nehmungen in dieser Hinsicht eine gewisse Gefah wicklung dieses Wirtschaftssystems fortschrei- Mehrheit bildeten. Angesichts dieser Situation tet, in steigendem Maße und so greifen die hielten es die Nazi wohl für das flügste, die Ver- Budgetausschuß vorgeschlagenen Fassung under­tapitalistischen Gruppen jedes Landes zu sammlung gleich zu Anfang auffliegen zu lassen. Die Abstimmung, die eine Stunde in An­Maßnahmen, von denen sie sich ihren eigenen Einzelne ihrer Ordner benahmen sich derart pro- spruch nahm und um halb 9 Uhr abends beendet Schutz versprechen, ohne zu bedenken, daß sie pokatorisch, daß die Absicht der Versammlungs war, nahm einen ungestörten Berlauf. Die bei sprengung unverkennbar war. Unsere Genossen schließlich alle zusammen daran zugrunde machten aber mit den frechen Burschen kurzen solchen Anlässen üblichen Zwischenrufe und Rand­gehen müssen. Beseitigung der Handelshemm- Prozeß und beförderten sie mit Schwung hinaus, bemerkungen von kommunistischer Seite über­nisse, der Kontingente, der Devisenbewirt- o daß den Hafenkreuzlern schließlich doch nichts schritten nicht das übliche Maß. schaftung, Aenderung der Zoll- und Handels- anderes übrig blieb, als um viertel 9 Uhr Mit der Entlarbungstakti", die die Kom­politik, Zollfrieden, Zollabbau lauter abends mit der Versammlung zu beginnen. munisten durch die Stimmen auszählung schöne Dinge, wenn nur der eigene verbohrte Die Redezeit war vereinbart worden, aber die über einzelne Anträge durchzuführen gedachten, Egoismus ihr Werden nicht verhindern würde: Nazi hielten sich nicht an die Abmachungen ein hatten sie nicht viel Glüd. So viel weiß heute Rücksicht auf den größeren Teil der Mensch- weiterer Beweis dafür, daß sie eine wirkliche Die auch schon ein politischer Analphabet, daß sich heit, der auch sein Recht zum Leben refla- fuffion gar nicht wünschten, sondern so schnell wie eine Regierungspartei aus dem Staatsbudget nur einfach die Rosinen herausklauben und alles miert, Sorge für die Steigerung der Stauf- möglich wieder heimgehen wollten. Jungs Rede der kühne Seemann wurde andere ablehnen kann, daß es aber andererseits kraft der vielen Millionen Menschen, das alles liegt nicht im Willen und in der Natur von der Versammlungsmehrheit mit stürmischen auch kein Kunststück und keine Heldentat ist, wenn Pfui!"- Rufen empfangen- war ein Ver­ein Ber - die Kommunisten ein paar Anträge aufs Papier des Kapitalismus, oder höchstens nur insoweit, legenheitsgestammel. Man sah es dem Führer" hinschmieren, deren Ablehnung dann die Sozial­als die Gewähr eines unmittelbaren Profits an, daß er sich in dieser Versammlung gar nicht war auch nicht besonders aufmunternd, daß die demokraten wieder einmal ,, entlarven" soll. Es Abschließend forderte Remeš eindringlich, daß damit parallel läuft. wohl fühlte. Er beschäftigte sich hauptsächlich mit Wenn es der Kapitalismus und seine seiner Loyalitätstundgebung und mit den Kommunisten bei diesen namentlichen Abstim mit den bewilligten Krediten aufs zweckmäßigste Vertreter darauf angelegt hätten, der Masse Deutsch nationalen. Erst gegen Schluß seiner Aus- mungen lediglich auf die Schüßenhilfe und sparsamste gewirtschaftet werde. der Bevölkerung sinnfällig vor Augen zu füh- führungen sagte er ein paar Worte über die neue der ärgsten Reaktion, der Deutschbürger­Die 272 von der Opposition gestellten Abän ren, daß auch von der Weltwirtschaftskonferenz age in Deutschland , wobei er das wertvolle Ge- lichen und der Slowakischklerikalen angewiesen ständnis ablegte, daß er momentan wenigstens waren und daß sie mit einem Stimmverhältnis derungsanträge beantragte er abzulehnen, unter fapitalistischer Aegide keine Aufhebung voll und ganz hinter Hitler steht. Sein Versuch, bon 30 bis 40 gegen 170 bis 190 Stimmen auch was auch geschah. Ebenso wurden später nach der zweiten Lesung die eingebrachten oppsitionellent des ungeheueren Druces des kapitalistischen die anwesenden Kommunisten gegen die Sozial zahlenmäßig alles andere als gut abschnitten. Resolutionen abgelehnt. Dieser Abstim Joches zu erwarten ist, sie fönnten nicht an- demokratie aufzuputschen", mißglüdte restlos, die ders und nicht säumiger handeln, als sie dies Kommunisten fielen auf den Trick nicht herein, Der Abstimmung ging ein längeres Schluß- mungsmodus war jedenfalls aufrichtiger als die tun. Die Weltwirtschaftskonferenz sollte die sondern hielten Disziplin. Als er seine, mit schnod- wort des Generalreferenten Genossen Remes in früheren Jahren geübte Praxis, die Resolutio gesunkenen Hoffnungen auf Wiederbelebung drigem Pathos vorgetragene Rede beendet hatte, voraus, worin er das ungewöhnlich hohe Niveau nen in Bausch und Bogen dem Ausschuß, bezw. der Debatte hervorhob und die Zweifler, die nicht der Regierung zuzuweisen. der Wirtschaft beleben. Was bleibt übrig, war der Beifall mehr als kläglich. Als erster Gegenredner sollte vereinbarungs- recht glauben wollen, daß die Einnahmeschäzun­wenn sie scheitert? Soll wirklich Autarkie, wie gemäß unser Genosse Dr. Franzel aus Prag gen auch nur annähernd erreicht werden würden, sie heute bereits besteht und ungeheuere Ber- prechen, aber der Vorsitzende Nazi- Streisführer darauf verwies, daß die Budgeteinnahmen be­heerungen gestiftet hat, des Kapitalismus legte Brehm erteilte zunächst dem Kommunisten trächtlich niedriger präliminiert sind als im Weisheit sein? Um so eher wird die Mensch Appelt das Wort. Die Spekulation, auf diese Vorjahr; das Budget rechnet also bereits mit heit erkennen, daß der Sozialismus die ein- Weise die Kommunisten ,, freundlich" zu stimmen, einer weiteren Verschlechterung der Wirtschaft. zige Rettung bedeutet! schlug fehl, Appelt verzichtete zugunsten Franzels Auf jede einzelne Ziffer tönne man freilich nicht

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Die Kellnerin Molly.one

Roman von Hans Otto Henel . Copyright by Backelreiter- Verlag, Berlin . Nachdruck verboten.

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Remeš glaubt, daß eine grundlegende Er­leichterung der Verhältnisse nur eintreten kann, wenn sich Europa in absehbarer Zeit polis tisch verständigt; über die politische Vers ständigung kann man dann zur wirtschaftlichen tommen.

Er betonte weiters mit allem Nachdruck, daß der Staat gegenüber den Minderheiten feine to egs mit Boreingenommenheit, Haß oder Miß­gunst vorgehe oder den Tschechen und Slowaken mit einem anderen Maße messe als den Deutschen und Ungarn . Der Staat müsse sich vielmehr allen seinen Bürgern gegenüber in gleicher Weise ge recht verhalten.

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,, Wir wollen und wir werden nicht", ers flärte Remeš ,,, das alte Oesterreich nachahmen, das nach der Aeußerung eines deutschen Abge ordneten deswegen zugrunde gegangen ist, weil es nicht verstanden hat, aus seinen Bürgern Oesterreicher zu machen."

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Die nächste Plenarjigung des Abgeordneten hauses wurde für Freitag, den 10. Feber, um 10 Uhr früh anberaumt. Auf der Tagesordnung stehen die Verlängerung der Exportkredite, das Denkmalgesez Rašin- Stefanit, und die Glühlam pensteuer, alle im abgekürzten Verfahren.

Mädchen gesprochen, von dem sie, wenn auch keine ,, Von mir bekommen Sie fein Engagement| schwächliches Jungmädchen von habsüchtigen Silfe, so doch wenigstens einen Rat erwarten wieder, und wenn Sie sich die Beine ablaufen. Bauern ausgebeutet und zu vergewaltigen ver Von wegen zur Polizei gehen und anständige Gesucht wurde. Male durchgrübelte jeden Schritt Wenn sie gewußt hätte. daß die Eisenbahn die schäftsleute in Verschig bringen. Meinen Sie, ihres Lebensweges, aber schließlich schwamm ihr Fahrt zu unterbrechen erlaubt, dann wäre sie wir müssen ausgerechnet auf Sie braves Gretchen alles ineinander über. Feststehend blieb nur, daß wahrscheinlich erst einmal in Leipzig ausgestiegen. aus Pojemudel warten. um uns jagen zu laffen, es die gleiche Polizei war. die einmal io und Aber man hatte ihr ja eine Fahrkarte nach Ber - was sich für eine Künstlerin gehört? Also bitte einmal anders handelte. Aber warum handelte Adieu." sie hier so und dort anders? Lag es daran, daß Auf dem Polizeiamt zudte man die Achseln. in in die Hand gedrückt, und der tief in ihr wur­Benommen ging Male hinaus, aber sie wußte es Menschen gab, die mehr macht besaßen als zelnde Respekt vor allem Amtlichen erlaubte ihr Sie sei nicht die erste, die in der gleichen Stellung nicht, ettwas anderes zu tun, als auf der Karte nicht, wohin sie ging. Wo war nun in dieser Welt selbst die Polizei?. Die sich nicht vor der Macht um Schutz ersuche. Aber die Polizei sei hier machtlos. Der Konflikt fönne polizeilicherseits erzeichnet war. Nebenbei fürchtete sie auch, durch eigentlich etwas, woran man sich hätte halten kön- der Polizei beugten? Das waren Fragen, aber nicht beurteilt werden. Hier könnte höchstens eine einen etwaigen Aufenthalt in Leipzig ihre kleine nen? Wo war die Grenze, die Recht und Gewalt male fonnte feine gültige Antwort finden. Barschaft über Gebühr zu schwächen. Allzugroße schied? In der Münzstraße tam sie wieder zu einiger zivilrechtliche Klage einsetzen. Da hatte sie nun das erlebt. Man hatte sie Besinnung, weil eine Menschenansammlung vor ,, Aber ich will Ihnen den Rat geben, Fräu- Ausgaben durfte sie sich nicht leisten, solange nicht Aber lein," daß eine Stlage wenig Zwed haben wird. feststand, ob sie neue Aussicht auf Geldverdienst zwingen wollen, sich gierigen Männern hinzuwer- einem Schaufenster ihren Schritt hemmte. Das Ter Herr Direktor vom Eldorado" besitzt nichts, batte. Sie hoffte, das würde nicht mehr so schwer fen wie eine Sflavin. Die Polizei wußte das, war vor einem Schuhgeschäft. Quer über die wie wir schon öfter erfahren haben, weil alles auf ein als in jenen Tagen, da sie dumm und arm wußte auch, daß man sie mit trügerischen Vor- Spiegelglasscheibe des Schaufensters ftand in gro Sen Namen seiner Frau geht, und wo nichts ist, auf dem Stettiner Bahnhof ankam. Sie hoffte spiegelungen in diese verfängliche Lage gelock Ben Papierbuchstaben zu lesen: da hat der Kaiser sein Recht verloren. Gehens vor allem auf die Wirksamkeit des Agenten. War batte, aber diese Polizei erklärte jich jelbit als balt zum Wohlfahrtsamt, vielleicht läßt sich dort es so leicht mit der Vermittlung nach Sof gegan gen, so mußte es sicherlich ebenso leicht andere Möglichkeiten geben. die weniger schimpflich für ein Mädchen sind. Jedenfalls hatte sie doch von dem Agenten einen Eindruck behalten, der zu Ver­

was machen."

Auf dem Wohlfahrtsamt fand Male nette Beamte, worüber sie sich sehr wunderte. Nach Anhören des Falles schimpften sie auf den Direk­

tor des Eldorado", der wieder einmal fein Ge

schäft aus öffentlichen Wohlfahrtsmitteln bezahle Dann gaben sie ihr das Fahrgeld dritter Klasse bis nach Berlin .

trauen berechtigte.

MOTOHOMO, Mensch, Puppe oder Maschine? machtlos. Da war ein Mann, der sie und drei Kolleginnen und vorher wahrscheinlich schon hun­dert andere gegen eine Provision in ein Ruppel- Die Menschen drängten sich um einen Platz vorn neft geichidt hatte, und die Polizei wußte nicht an der Scheibe. Male stand hinten, solange, bis nur darum, ja sie gab ihm sogar die Erlaubnis zu fie allmählich mit vorgeschoben wurde. Was sie dem unsauberen Geschäft, und eine andere Be- jah, ließ sie ihr eigenes Leid vergessen. Sie wußte hörde strich davon auch Steuern ein. Da war wirklich nicht, ob dieses Wesen da im Schaufenster aber auch die Schülerin Male Habenicht. ein Mensch oder eine Puppe oder eine Maschine war, denn sie hatte noch nie im Leben etwas von Hypnose gehört. Mit rudartigen Bewegungen hantierte das seltsame Wesen zwischen den

In dieser Hoffnung täuschte sich Male aller dings. Vom Anhalter Bahnhof weg ging fie gleich zur Agentur. Sie hatte damit gerechnet, daß der Die hatte nichts schlimmeres getan, als ihrer Agent sie verwundert fragen würde, weshalb sie Mutter in die Badeanstalt des Herrn Brodecker Mit Mühe und Not gelang es male, ihre schon wieder hier sei. Sie hatte sich vorgenom zu folgen. Und obwohl dort nichts anderes ge­wenigen Sachen aus dem Eldorado" zu holen. men, ihm dann rückhaltlos die Geschichte zu erzäh- fchehen war, als daß Herr Brodecker sie zu heilen Schuhen umher, mit einem zur Maske erstarrten Jeden Augenblick fürchtete sie von dem Geschäftsen, überzeugt, daß der Mann ihr Tun gutheißen versucht hatte, so kam doch die Polizei und machte Gesicht und Gliedern, die sich ruckartig wie in führer verprügelt zu werden. Zitternd sahen die und den Eldorado- Direktor vielleicht verklagen das Kind Male unglücklich. Machte sie zum Scharnieren bewegten. Manche der Umstehenden drei anderen Mädchen zu, wie er vor Male mit würde. Sie sah in ihm so eine Art guten Vater, Greuel der Schulkameradinnen, trieb sie vor Ge- äußerten Gefühle des Etels, weil hier die frank den Fäusten herumfuchtelte und sie Mistvich" der nicht nur die Stellen vermittelt, sondern sich richt, jagte sie unter die gemeinen Finger, die hafte Beranlagung eines unglücklichen Menschen und Tingeltangeliau" nannte. für feine Vermittlungen verantwortlich fühlt. geile Beamte in amtlichem Auftrage nach ihr zu sensationeller Reklame ausgenutzt wurde.

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Mensch, Puppe oder Maschine? Male fuhr durch Leipzig und dachte an die damals so schnell gewonnene Freundin Hertha Lindner, die ja in Leipzig wohnte. Im Täschchen hatte sie noch die Adresse. Sie hätte gern mit dem

Aber der Agent glupschte sie feindselig an.

Auf Sie habe ich gewartet." Auf, Males Gesicht wurde das Lächeln des Glüds fichtbar. Also schon eine neue Stellung? Aber da prallte sie vor dem plötzlich wechselnden Ausdruck dieses feisten Gesichtes zurüd,

ausstredten. Diese Polizei befahl fie in die Für. Dieses Gefühl war auch in Male vorherrschend, forge, liek darüber Eltern und die Schwester zu- aber nicht so, daß sie darüber ihr eigenes Los grunde gehen. Diese Polizei war die erfte Ur hätte vergessen fönnen. Ja, fie wäre bereit ge fache, daß ein junges Mädchen den nadten Sin- vesen, an der Stelle dieses Menschen zu sein, tern vor dem Rohrstod des Pastors 3idmann wenn sie dafür ebenso bezahlt worden wäre, entblößen mußte. Sie hatte schuld, daß ein wie er.

Fortjeyung folgt.)