Stift 2 Dienstag, 14. Feber 1938. Nr. 38. stiegen. Es waren alle Sparten akademischer Wissenschaft in entsprechenden Liedern vertreten. Die Weltgeschichte in einer Exkursion zu den Hetären, reichen» vom klastischen Altertum mit der Aspasia bis in die Neuzeit. Die Germanistik interpretierte Goethe, wenn sie einen Ur-Ur-Ur- Faust mir dem Verse begann:Und der Faust hat lang nich/ Und er geht auf den Strich/ Und er ranzt eine an J Und sie weiß gleich, woran." Protestantische Theologie? Sogar einschließlich Pfarrersmagd mit Familienanschluß:Herr Pa­stor liebte sie früh und spat/ Ein Knäblein war das Resultat." Katholische Kirchengcschichte? Unter mehreren Liedern, die sich damit befaßten, gab es eins einschließlich der Lithurgie!Und als neun Monate vergangen schon, ora, da gebar die Nonne einen geistlichen Sohn, ora, aus ihrer Klingsklangsgloriadibumsvallera, ora pro nobis." Eins der saftigsten Lieder war das von der Sächsischen Schweiz ", in welchem mit gewisten- bafter Ausschmückung touristischer Einzelheiten die Uebereinstimmung zwischen Bergbesteigung und Beischlaf festgestellt wurde. ImTaubenschlag" entnahmen viele der Machthaber, die heute die kurulischen Sestel drücken, dem biergcfüllten Weihkessel der akade­mischen Zote den schönsten Teil ihrer Jugend- sröhlichken. Mancher der Juristen, der heute zer­hackten Antlitzes die Heiligkeit des Frauenschoßes mit Paragraphen verteidigt, wenn fortschrittlich gesinnte Aerzte über Empfängnisverhütung auf­klären, besang als Student die fraulichen Reize unter Seppls Anführung. Mancher vertrottelte Sanitätsrat, der heute selbst der schwindsüchtigen Proletarierin gegenüber das Verbot der Schwan­gerschaftsunterbrechung unter allen Umständen vertritt, der beglückte damals seine heute längst vergestene Studentenbraut nach den Unter­weisungen, die er aus derSächsischen Schweiz " rlernte. Vielleicht auch ein Kirchenmann, der beute einen wahrheitsbeflissenen Zeichner oder Schriftsteller wegen Verächtlichmachung kirch­licher Einrichtungen denunziert, der belächelte als Student den Witz, wenn im Lied vomHeiligen Rock zu Trier" religiöse Wunderkraft sich an einer vollgekackten Bauernhöfe erprobte. Mancher Stu­dienrat, der damals denFaust" auf akademisch auslegte, der treibt heute seine Gymnasiasten zum Selbstmord,' wenn sie einen Aufsatz über Goethe und die Mystik ungenügend abliefern. Und unter denen, die h?ute in Fürsorgeanstalten junge Menschen pastoral betreuen, mag mancher sein, der sich damals über das Lied vom notzüch­tigenden Pfarrer belustigte, vorausgesetzt, daß ein neutraler Bierhut die offizielle Zugehörigkeit zu einer Betbruder-Korporation diskret verdeckte. Man würde den in Frage kommenden heu­tigen Inhabern von Amt und Moral schwer Un­recht tun, wenn man ihnen unterstellen wollte, daß sie diese akademischen Freiheiten in voller Oeffentlichkeit ausgeübt hätten. Im Gegenteil. Sie vergaßen nur selten, daß demVolke" und der Familie gegenüber die Ideale gewahrt wer­den müsten. Darum war es Sache des Wirtes vomTaubenschlag" und seiner Kellnerinnen, das Volk und die Familie vomTaubenschlag" fernzuhalten. Das Leipziger Goldhahngäßchen ist für die jungen Studenten heute immer nochder frawen qäßlin", obwohl man die Bordelle in neuerer Zeit abgeschafst hat. Im Gäßchen wie auch im »Aaubenschlag" hat sich wenig geändert. Immer noch sitzt Seppl auf dem neutralen Platze, und genau die alten Lieder führt er im Thor an.Die Sächsisch« Schweiz ", dasVergißmeinnicht", das Klosterlein" und wie die andern^<rei Dutzend beißen. Und die gleichen Gefickter fitzen um ihn herum, die derberen, oft auch brutalen der Me­diziner und Juristen, die mehr jesuitischen der Philologen und Theologen. Nur baden imgro­ßen Saale ", dem kleineren der beiden Zrmwer, Sie von der Republik unterhaltenen Studenten eine Aenderung durchgesetzt: an der Wand hängt unter den Bildern der Professoren ein_ ganz großes, das des entthronten letzten sächsischen Königs. Die alte Burschenherrlichkeit. Zum Glück für Male war derTauben­schlag", als sie am ersten Abend dort bediente, nicht so voll, wie sein Namensvetter aus dem bekannten Sprichwort. Eineperfekte Kellnerin" hätte nicht bester abschneiden können. Male konnte alles überblicken. Sie hatte sich vorgenommen, auf ein Notizblöckchen heimlich die Zechen zu notieren, unterließ es aber, weil sie oie guten Anzüge und die gebildete Sprache der Herren als ausreichende Bürgschaft ansah. Male gefiel allgemein und man gratulierte der Wirtschaft zu dem neuen Fräulein. Diese Art sand Mal« viel hübscher, als das Schild im Fenster derWalhalla ": Heute neue Bedienung. Je weiter der Abend vorrückt> desto seltener konnte Male sich an den Türpfosten lehnen und das Treiben beobachten. Die zwei Stübchen füll­ten sich völlig, und allgemein wurde mehr getrun­ken. Trotzdem fand Male Zeit, einen"saft zu beobachten, der sie gleich interessiert hatte. Es war ein älterer Herr mit roten, pralle» Wangen , gestutztem Schnurrbart, die linke Gc- sichtshälfte genarbt. Zweifellos also einAlter Herr", sonst sicherlich Chemnitzer oder Zwickauer Fabrikbesitzer. Neben ihm hockte dumpf und stumpf em Jüngling von vielleicht achtzehn Jahren, der wenig trank, entweder aus Zurück- yaltung, oder weil ihm das Bier nicht gefiel. Der Alte aber trank mit betonter Energie. Er soff ein Glas noch dem andern. Und inbrünstig sang er Seppls Sckweinigeleien mit. So mochte er an die zwei Stunden gesessen und eine beträchtliche An­zahl Gläser geleert haben, da klmrrte er in einem für die Oeffentlichkeit bestimmten Ausmaße: Alles noch wie früher. Aber nu mal c anständiges Lied, Seppl/Ich bringe heute meinen Jungen hier" er wies auf den stummen Kna­benzur Universität, un müßte eichentlich schamrot werden. Gibts denn keine neien Studi- kcrlieder?" lForrjetznng toigr.) der Geschichte der Vereinigten Staaten erreicht. Rur die Einführung der 30stünbige« Arbeit-. Woche und die Bnnoeshilfe für die am ärgste« betroffenen Staaten sind imstande, eine noch größere Katastrophe z« verhindern. Die durch« schnittliche Arbeitszeit beträgt jetzt 41.6 Stunden pro Woche. Würde st« allgemein auf 86 Stunden verringert, dann würde für 6,606.000 veschästi- und vorgeschobener Kanzler des Herrenklubs und der Hohenzollern zu regieren oder über­haupt abzutreten. Das diktatorische Regime würde sich nicht auf die SA , sondern auf Reichswehr und Stahlhelm, die Behöben und die Polizei stützen, höchstens versuchen, die SA in diesen Apparat einzugliedern. Hitler , den obendrein seine persön­lichen Schwächen, also seine Unerfahrenheit in Regierungsgeschäften, seine Hysterie uwd wie man munkelt auch aufs schwerste gewisse anormale GemütSanlagen hemmen, die ihn allerhand Erpressern ausliefern, sitzt i n einer Falle, aus der ihn /nur ein gewal- zeichnisscn aller den Steuern unterliegenden Personen, di« Erhöhung der Benzinsteuer, die Erhöhung der Steuer von Petroleumderivaten, von Alkohol u. 8. Am Nachmittag, als sich die Sozialisten hinter die Radikalen und gegen die Mitte und die Rechte stellten, nahm die Kammer di« be­sonderen Zuschläge zu den Steuern für die Krisenzeit mit 312 gegen 880 Stim­men an. 3000 Offiziere werden abgeöaut. Heute abends nahm die Kammer den Artikel 89 des Finanzgesetzentwurfes an, durch den di« Zahl der aktiven Offizier« für fünf Jahre um 5000 herabgesetzt wird. Außerdem wird die Zahl der Armee-Pferde um 10.000 herabgesetzt. Um 21 Uhr dauerte die Kammersitzung bereits ununterbrochen 36 Stunden an. Sir wird wahrscheinlich erst in der Nacht beendet werden. Bon den Vorbehalten«» Artikeln erübrigt noch die Behandlung des Militärauf­wandes. Bor Schluß der Sitzung wird noch einmal Ministerpräsident und Kriegsminister Daladier das Wort ergreifen. Der sozialistische Klub beschloß abends mit 45 gegen 4 Stimmen, für di« Finanzvorlagen in ihrer Gesamtheit zu stimm«». Der Klubvor­sitzend« Leon Blum nahm an der Sitzung nicht teil. Die Kammer nahm schließlich gegen Mit­ternacht ans Dienstag nach fast 40stündiger Sitzung mit 359 gegen 235 Stimmen alle Finanzvorlage« der Regierung, wofür sie die Vertrauensfrage gestellt hatte, sowie di« Mili- tärkredite an. tige; Wahlsieg und energisch-umsichtiges Han­deln nach ihm, oder ein Gewaltstreich nach verlorener Wahlschlacht retten könnten. Die zweite Ehance scheint aber sehr gering- zu sein, denn in diesem Falle stünden möglicherweise im entscheidenden Augenblick alle gegen ihn: Reichswehr , Staatsgewalt, Arbeiter­schaft. Noch ist, wenn man wohlinformier­ten Leuten glauben darf, Hitlers konsequente­ster Feind auf der Rechten, Kurt von Schlei­ cher , kein toter Mann und noch entscheiden in letzter Instanz jene Mächte, die das Ohr des 86jährigen Marschalls haben; sie alle waren für Hitler als Werkzeug, sie alle sind gegen Hitler als Herrn. Gut bezahlte Bonzen in Sowjet' rußland. Ueber di« Gehälter der hohen Staatsange­stellten in SSSR erfahren wir(so schreibt die NovL Svoboda") aus den Sowjetzeitungen sehr wenig. Es sind zwar ganze Skalen der Löhn« von Technikern und Arbeitern bekannt und wenn man von hohen Gehältern spricht, so handelt es sich gewöhnlich um hauptsächlich ausländische Fachleute. Die europäische Arbeiteröffentlichkeit wird von der kommunistischen Presse in der irrigen Meinung erhalten, daß die Monats­bezüge der sowjetistischen Würdenträger sich nur wenig unterscheiden von den Löhnen der Arbei­ter. Es wich da erzählt, daß dl« Sowjetführer so einfach leben, wie etwa die Aposteln des Ur­christentums. Erst als im vorigen Jahre der Sowjetstaat zu größerer Sparsamkeit gezwungen War, begannen auch in der Sowjetpresse Nach­richten aufzutauchen, aus denen ersichtlich ist, daß es im Lande genug Leute gibt, die in ihren Händen eine ganze Reihe gut bezahlter Funktio­nen vereinigen, als ob es selbstverständlich wäre, daß der Sowjetwüchenträger nickt von einem Gehalt leben kann. Welche Einkunft« die Bolks- kommissäre bekommen, weiß man nicht, da deren. Einkünfte der öffentlichen Kontrolle nicht unter­liegen(diese Kontrolle scheint ei« bürgerliches Vorurteil zu sein). Aber von anderen Einkünf­ten erzählt die MoskauerPrawda" vom 30. Jänner. Der Sowjelrevisor Rojzenman, der seinerzeit di« Pariser Sowjetbotschaft aus­gemistet hat, erzählt in der Moskauer Prawda", wie gut eS sich einige kommuni­stischeFachleute" eingerichtet haben. So z. B. erhöhte man den Direktoren des Arbeitsabschnit­tesCentrostal" die Gehälter zunächst auf 700 Rubel monatlich, das ist 11.200 lls, und später auf 1000 Rubel, das ist 16.000 Ke monatlich, außerdem bekamen sie einen Mietzinsbeitrag von 2400 Rubel, das ist 38.400 Ke. Der Sekretär der Zelle Iwankow bekommt einen monatliche« Zinsbeitrag von 250 Rubel, das sind 3000, obzwar er für seine Wohnung nur 50 Rubel zahlt. Ein sehr geschäftstüchtiger Mann ist auch de« Kommunist Meller, der nach Minsk als Bevollmächtigter deS TrustsSojuzpusnina" geschickt worden ist. In dieser Funktion bekam er monatlich 450 Rubel, dafür, daß er den Kanin- chenfrktox leitete außerdem 225 Rubel monatlich urck für die Leitung des Pelzsektors ebenfalls 225 Rubel. Aber das genügte ihm nicht. Der Trust mußte chm als exponiertem Beamten einen Monatszuschuß von 250 Rubel und außer­dem die Hotelmiete von 500 Rubel monatlich bezahle». Dieser Großverdiener hatte also 1650 Rubel, das sind 26.400 Kronen.monatlich. Der Kampf gegen diese Art von Ausbeutern des Staates ist schwer zu führen, weil die Inter­essenten wie die Kletten zusammenhalten. 45 Die Kellnerin Molly. Roman von Hann Otto HeneL Soovriatn dv gockrtreNer-Derlag Berlin . Nachdruck verboten Herriot für französisch* russische Annäherund. Paris , 13. Feber. In der französische« Oeffentlichkeit ruft die neueste Wendung in den Ansichten des radikalen Führers Herriot auf die Außenpolitik eine große Aufmerksamkeit her­vor. Auf dem Oktoberkongreß der radikalen Par­tei in Toulose und in seinen damaligen Kammer^ kundgebungen hatte Herriot Italien aufrich richtige Zusammenarbeit angeboten, heut« aber schreibt und spricht er sehr skeptisch über die »Möglichkeit einer Annäherung an Italien untz Verkündet im Gegenteil die NützliAeit einer größeren Annäherung Frankreichs an Sowjet­rußland. Paris , 13. Feber. Seit Sonntag vormittags 9 Uhr tagt die Kammer allerdings mit zahl­reichen Pausen um die Finanzvorlagen der Regierung zu verah'chieden. Das Hauptinteresse der Verhandlungen konzentrierte sich gestern auf die Klubberatungen der Linksparteien. Die zwi­schen den Radikalen und den Sozialisten bestehen­den Schwierigkeiten konnten nicht beseitigt werden. Tas führte am Abend bei einer Abstim- m»ng zu einer Niederlage der Regierung, die mit 272 Stimmen gegen 299 in der Minderheit blieb. Diese Abstimmung blieb jedoch ohne Kon­sequenzen» da di« Regierung nicht die Ver­trauensfrage gestellt hatte. Bei dieser Abstimmung handelte«S sich um die Forderung der Regierung, zum Ausbau der Steuerkontrolle einen Betrag von 14 Millionen ins Budget einzustellen. Die Sozialisten forderten di« Rückverwei'ung an den Finanzaus'chuß, dem sich der. Finanzminister widersetzt«. Bei der Ab­stimmung siegte jedoch der sozialistische Antrag. Nack einer längeren Sitzungsunterbrechung wurden die Differenzen noch vor Mitternacht bei einer Beratung der Linksparteien beseitigt. Um kein« neue Niederlage der Regierung und damit neu« große Schwierigkeiten herbeizufuhren, einig­ten sich di« Sozialisten mit den Radikalen aus Kompromißlösungen der strittigen Fragen, insbesondere in der Frage der M i l i. t ä r k r e d i t e und der Zuschläge zu den direkten Steuern. Di« Kammer genehmigt«, des öfter« sehr ««gern,«ine ganz« Reihe von neuen Steuern und Abgaben, so znm Beispiel ei« neues strengeres System für di« Renten­versteuerung,«in« höher« Versteuerung der Einnahmen, di« Versteuerung des Automobil­verkehrs, di« öffentlich« Aushängung von L«r- Uebertragung der Sportpalastrede Vertrags-l machte. Ihm bliebe nur übrig, als geduldeter widrigerweise auf Knall und Fall entlassen wurden, nachdem man sich durch eitlen Denun- ziator ihre Namen verschafft hatte. Man er­laubt dem Herrn Reichskanzler im übrigen, recht oft seine SA in Begleitung starker Schupo-Kordons aufmarschieren und seine Person wie bei der Eröffnung der Auto-Aus­stellung durch übertriebene Vorsichtsmaß ­regeln sichern zu lassen. Auch das macht ihn aber nur lächerlich zum Gaudium der Ministerkollegen, denen so viel daranliegt, zu beweisen, daß der neue Kanzler ein Phraseur, eitel, hysterisch und ängstlich wie eine Frau, aber kein Mann ist, der an die erste Stelle im Reich gehört. Selbst politischen Gegnern, sei es auch denen auf der äußersten Linken, deuten die Deutschnationalen, sooft jene es hören wollen, immer wieder an, daß sich ihnen vor den Hit- lerianern der Magen umdreht und daß sie der Bundesgenoflenschaft überdrüssig sind, ehe sie noch recht warm geworden ist. Es ist darum nicht ausgeschlossen, daß noch vor dem 5. März ein offener Krach di« Brüderschaft endet, daß entweder Hitler unvorsichtig genug ist, zu putschen, um Hugenberq loszuwerden, oder daß es diesem gelingt, Hindenburg für eine Aktion gegen Hitler zu gewinnen. Bleibt es bis zum Wahltag bei der intimen Feind ­schaft in Camera caritatis und bei den klei ­nen tückischen Manöver» hinter den K'llissen, dann steht die Generalauseinandersetzung jedenfalls für di« Zeit nach der Wahl bevor. Der Wahlausfall selbst wird nur in dem Sinne entscheidend sein, als er der einen oder anderen Partei bessere Trümpfe zusvielt. Hit ­ler hofft auf eine parlamentarische Rechts ­mehrheit, weil die den Vorwand zum Staats ­streich beseitigen und entsprechend der Kräfte ­verteilung im Reichstag den Nazis ein Ueber- gewicht verschaffen wüHe. Man geht sicher nicht fehl, wenn man der Version glaubt, er wünsche sogar eine Zusammenarbeit mit dem Zentrum, habe keineswegs alle Fäden zu K a a s abgerissen und ersehne eine Kombina ­tion, die ihm ermöglicht, parlamentarisch zwi ­schen einer Koalition der NSDAP mit Hugen- berg oder mit dem Zentrum zu wählen. Die schwarzbrauneKoalitron wäre dann mindestens ein« willkommene Repressalie gegen den Herrenklub. Ganz im Gegenteil hiezu kann Hupen ­berg er hat in seiner Rede vom Sonntag auch kein Geheimnis daraus gemacht, wie zu­wider ihm jedes parlamentarische Regieren ist ein« Mehrheit gar nicht wünschen. Er will den Staatsstreich und muß wollen, daß Hitler ihn mit seinem Namen deckt. Hat Ditlet dann selbst den Reichstag davongejagt und die dunk ­len Kresse um den Reichspräsidenien offiziell als Schöpfer des Staatsrechts, als gottgesandte Platzhalter der legitimen(monarchischen) Mächte anerkannt, so ist ihm ein für allemal das Mittel benommen, mit dem er bisher aufgetrumpft hat: das Argument der Zahl. Er selbst würde dann einen Vorgang gebilligt und gedeckt haben, der jegliche demokratische oder scheindemokratische Berufung auf die Stimme des Bolles lächerlich und rechtswidrig (im Sinne des erneuerten Gottesgnadentums) Mer rille erwerbstätige Amerikaner arbeitslos! 30 Stunden wache konnte 0,0 Millionen wieder Desdiftttigen. New?) ork, 13. Feber. Nach den letzte« statistische« Angaben des ArbeitskonjunkturamteS, di« gestern veröffentlicht wurden, waren in de« Vereinigten Staaten im November 1932 ei« Drittel aller erwerbstätigen Personen, das sind 17 Millionen Menschen, beschäftigungslos. William Green, der Vorsitzende der Ame ­rikanischen Arbeitsfkderation, erklärte gestern: Die Arbeitslosigkeit hat ihren H ö ch st st a n d in| gungslöser Arbeit gefunden werden. Pariser Kammer oenehmigt Finanzvorlagen. Nadi 40 sihndicer, aufregender Debatte. Hier lagen diele der studierenden Jünglinge aller Sorten, Landsmannschaft«!, Burschenschaf­ter, CorpsierS und die Verbindungsstudenten niederen Ranges imRäuberzivil", das heißt ohne Band und Mütze, der alten Äurschenhcrr- lichkeit ob. Wer als Freistudent oder gar als «.Koofmich" sich in das Lokal verirrte und als solcher erkannt wurde, mußte meist dem korpo­rativen Selbstbewußtsein der bezipfelten Bier­brüder weichen. Hechelnder und stachlicher Hohn trieben ihn hinaus. Sonst herrschte akademischer Burgfrieden und es gab nur ein schwerwiegendes Schimpfwort: Prolet! Alle Fakultäten waren v:r- treten, Juristerei und Medizin wilder und be­soffener, Philologie und Theologie weniger reno- mistenhaft. In neutraler Ecke saß die Hauskavelle, ein Amt,«das im Mittelalter desTaubenschla­ges" von der Harfenjule bekleidet wurde, bis cs nach ihrem T«>e an den bayrisch kostümierten Seppl, einen Zitherspieler, überging. Der roman­tische Alt-Heidelberg-Ton der offiziellen Studen- tenpoesie ist imTaubenschlag" stets verpönt ge­wesen. Der Historiograph vermag nicht mehr fcst- zustellen, ob' seit dem Tage, an dem ein geist­reicher Kommilitone, der heute als höherer Rich­ter amtiert und den die Künstler wegen seimr Auslegung des Unzuchtsparagraphen fürchten, den Satz prägte:Wenn der Eo«r sich in der Pfütze fühlt, soll er kein Borderhemdch-n tragen." Das war derTaubenschlags, Pflanzstätte . deS Mikosch-Witzes und der Wirtin-Verse. Aber Mikosch-Witz und Wirtin-Verse waren mehr per- sönliche Kunst der Herren Gäste. Doch unterschied sich diese zotige Studentenporsie wenig von den saftigen Liedern, die sonst noch in den beiden Stübchen zwischen Pissoir und Frauengäßchcn