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Mittwoch, 15. Feber 1933.

Nr. 39.

Führern kämpfen zu sollen, die von Moskau  | Weise vollziehen wird, auf dem Umweg einer es, daß eine wirklich aktionsfähige, zum An= einandersetzungen über Einspruch der soziali­eingesetzt sind, nicht weil sie fähig, erfahren Präsidentschaft oder des Reichsverweseramtes griff geeignete und ziel bewußte Ein­stischen Parteien fallen gelassen; wir berwah­und erprobt sind, sondern weil sie ein weiches für einen Hohenzollern  ( der auf keinen Fall heitsfront gegen die Reaktion erst ge­ren uns dagegen, daß diese Frage nun noch­mals von dem Referenten aufgerollt wird. Rüdgrat vor Moskau   und eine eiserne Stirn Wilhelm von Doorn, wahrscheinlich aber auch fchaffen werden muß. Dem An­gegenüber den eigenen Parteigenossen hatten. nicht der Kronprinz sein wird). griffspaft gegen den Fascismus, den die Auch der tschechische Nationalsozialist Dr. So leicht es ist, in einer Straßenschlacht spon- Sicher ist, daß die Reaktion sich gewaltig Kommunisten in geschickter Wahl der Parole Bateid! gab eine ähnliche Erklärung ab. Nicht tan die Einheitsfront zwischen KPD   und verrechnen würde, wenn sie auf die Uneinig vorgeschlagen haben, muß eben doch der schen Agrarier scheinen viel Lust zu haben, sich einmal die Nationaldemokraten und die tschechi SPD   gegen den Ueberfall der Braunhemden feit der deutschen   Arbeiter weiter fündigen Nicht angriffspaft, besser noch der nochmals mit dieser Frage zu beschäftigen, zu herzustellen, so schwer wird es sein, im Reichs- und den Bürgerkrieg auf der ganzen Linie Friedensvertrag im Proletariat mal ihnen der Vorrang von den Klerikalen ohne maß eine gewaltige Aktion beider Barteien heraufbeschwören würde. Dann wäre die Ein- vorausgehen, soll dem Angriff die Kraft und dies bereits abgelaufen wurde. Morgen vormit zustandezubringen, ohne sie durch Reibungen heitsfront da und es gäbe einen Kampf von seinem Plan das Geheimnis des Sieges lag 9 Uhr wird der Koalitionssiebenerausschuß zwischen den beiden Gruppen, durch, das unabsehbaren Folgen. Ebenso sicher aber ist linnewohnen! latent vorhandene tiefgehende Mißtrauen der einen gegen die andern zu gefährden. Es wäre daher auf jeden Fall die bessere Chance für die deutsche Arbeiterklasse, wenn die Ein­heit der Arbeiter nicht als das Ergebnis einer plötzlichen, unter dem Eindruck eines neuen fascistischen Vorstoßes zustandenekommenen Aktion, sondern wenn sie als Produkt ernster Verhandlungen zustande fäme und ihre Feuerprobe erst nach einer gewissen Probezeit zu bestehen hätte.

,, Der Tag" und die Vierzigstundenwoche.

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Unsterbliche Blamage der Tag"-Redaktion.

darüber beraten und voraussichtlich wohl zu einer Ablehnung fommen. Um halb 11 Uhr wird dann im Ausschuß die Spezialdebatte über die Vorlage abgeführt werden.

Heute sprach u. a. auch der Finanzminister Dr. Trapl. Er perdolmetschte seinen persön lichen Wunsch und den der Regierung, daß es in der Frage der Zinsfußregelung zu einer gut­Der Sozialdemokrat" hat vor einigen Tagen beridtet," caß sich der Vertreter der deutschen Wahrheitsliebe bescheinigt, sei nun der von uns Antrag Noseks äußerte er sich überhaupt nicht, Dem Tag", der sich selbst so voreilig seine Lichen Vereinbarung fommen möge. Zu dem Reichsregierung, also der Regierung des So- dressierte Grubenhund vorgeführt: da er die Regierungsvorlage zu vertreten habe. zialisten" Hitler  , in Genf   gegen die Vier­zigstundente che ausgesprochen hat und zählte Hitler   selbstverständlich zu den reaktionären Elementen, deren Widerstand es bei dem Kampf um die Vierzigstundenwoche zu überwinden gelte.

Falsch wäre es auch, die technischen Möglichkeiten einer Aktion zu überschät­zen. Die Zahl der Arbeitslosen ist heute in Deutschland   größer als die Zahl der organi­sierten Arbeiter( die Zentrumsgewerkschaften Tarüber regt sich das Duper Grubenhund­eingerechnet). Die Beamten und Angestellten Organ nun mächtig auf; in feiner Wut gebar find zum großen Teil durch den fascistischen einen neuen Grubenhund. Er bellt so laut, daß die ganze lefende Deffentlichkeit auf die Trottel aufmerksam wird, die den Tag" ichreiben.

Druck, der sich auf sie nicht so sehr kollektiv wie bei den Arbeitern, sondern als individuel­ler Drud auf jeden Einzelnen auswirkt, ein­geschüchtert und darum nicht durchaus verläß­lich. Das gilt im besonderen Maße von den Leuten in der Schupo, die mit der Arbetter­schaft sympathisieren, aber im Ernstfall wahr­scheinlich ihren Vorgesetzten gehorchen würden. Und daß ein Generalstreit der

es

Die Sozi, fo schreibt ,, Der Tag", haben sich mit der Meldung über Genf   in ihr rotes Fleisch geschnitten". Nämlich:

Die Sozialdemokraten Dänemarks  , unter der Führung Brantings haben in der Jänner tagung des Genfer   Arbei samtes gegen die Vierzigstundenwoche gestimmt!!!"

Nach den drei Rufzeichen kommt Moral": Das ist die internationale Soldarität! Das ist die Arbiterfreundlichkeit der Sozi! Das ist ihre Wahrheitsliebe!"

die

1. Die Vertreter der dänischen Regierung

stimmten in Genf   für die Bierzigstunden- Der Justizminister

woche.

2. Sie befanden sich nicht unter der Führung Brantings.

3. Branting   ist schon acht Jahre tot und war Führer der schwedischen Sozialbemo tratie.

4. Stauning, der dänische Minister präsident, den die Grubenhund- Redaktion mit Branting   verwechselt hat, war gar nicht in Genf  .

Dem Tag" muß in dieser Zeit jeder Ver­such, den Sozialismus Hitlers   und ihren eigenen nachzuweisen, schmählich mißlingen. Die Junker gratulieren Herrn Hitler  , sie flatschen ihm Bei fall. Warum sollten sich da seine Vertreter in Genf   anders benehmen als der Reichs- Olaf?

Und wenn noch so viel Grubenhunde bellen, fo bleibt doch allen Denkenden vernehmlich, daß Hitler ein Beauftragter der Reaktion, daß er der Chef von Wortbanditen ist und daß die Leute um den Tag" sich seine Brüder nennen.

Klerika'er Vorstoß gegen die Kollektivverträge.

über die Auslieferung.

Prag  , 14. Feber. Justizminister Dr. Meiß ner fam gestern im Budgetausschuß des Senais neuerlich auf das Auslieferungsbegehren gegen die fünf nationalsozialistischen Abgeordneten zu sprechen.

Er verwahrte sich abermals gegen den Vor­wurf, als ob hier ein politischer Prozeß ohne sachliche Begründung absichtlich hervorgerufen werde, bezw. gegen eine bestimmte politische oder gar nationale Gesinnung gerichtet sei. Der An­trag auf Strafverfolgung sei nur hinsichtlich jener Mitglieder der Nationalversammlung gestell: worden, bezüglich derer in den Aften ganz be stimmte aften enthalten waren. Justiz behörde und Staatsanwaltschaft haben genau un terschieden und werden genau zwischen den einzel nen Beschuldigten unterscheiden, je nachdem was sichergestellt wurde, bezw. sichergestellt wer den wird.

Dr. Nosek bringt als Referent den vielumstrittenen§ 17 wieder einer Frage, ob und wie man eine Strafverfol auis Tapet.- Sharic Abfuhr

,, Ernst faII" die blutige Tragödie, der Bürgerkrieg wäre, das bezweifelt heute wohl niemand mehr. Die jetzige Regierung würde nicht zögern, alle Mittel zur Niederwerfung des Streits einzusehen, die Führer vor Stand­gerichte zu stellen, die Weiterführung der Be­triebe durch Streifbrecher( Technische Nothilfe, Freiwilligen Arbeitsdienst  , SA  ) zu versuchen. Auch von diesem Gesichtspunkt aus empfiehlt es sich, zunächst den Kampf im Lager der Reaktion selbst ausreifen zu lassen, che man folgenschwere Entscheidungen trifft. Freilich gibt es eine Reihe von Fällen, deren Aufzäh- Prag  , 14. Feber. Heute sollte der Budgetaus lung aus naheliegenden Gründen inopportun schuß des Abgeordnetenhauses die Beratung der ist, in denen die sofortige Aftion größten Stils Regierungsvorlage über die Zinsfußsentung be­nötig wäre. Gerade darum aber heißt das Ge- giniren. Obwohl mar von vornherein damit rech bot der Stunde: ernste, fachliche Vernete, daß sich noch da oder dort gewisse Meinungs­verschiedenheiten über die Vorlage ergeben dürf­handlungen über die Einheitsfront, ten, fo war doch alles überrascht, als wider alle bon Führung zu Führung, damit Gepflogenheit der Klerikale Dr. Nojet als eben jene Fälle und alles dann Nötige von Referent plöglich mit einem bereits schriftlich Anfang zwischen den proletarischen Gruppen formulierten und vervielfältigten angeblich festgestellt werden. nur rein persönlichen" Antrag herausrückte,

Es ist aber eher anzunehmen, daß die der im wefentlichen den so schtver umfämpften Regierung es vermeiden wird, der Arbeiter- 17, der schließlich an dem energischen Wider­

schaft das Stichwort zum offenen Kampf zu geben, als daß sie sich dazu verleiten läßt. Ihre bisherige Taftit, Zug um Zug und so, daß keine ihrer Maßnahmen für sich allein den Ausgangspunkt einer gewaltigen Gegen aktion bilden kann, dem Ziel zuzustreben, hat sich bewährt und wird zunächst fortgesetzt wer den. Es spricht alles dafür, daß man auch den Uebergang der Monarchie auf bonapartistische

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und aus dem Entwurf des Finanzministeriums stand der sozialistischen   Parteien gescheitert ist überhaupt eliminiert wurde, wieder aufleben lassen wollte.

Dr. Noet verlangte einen Zusatz zu dem derzeitigen§ 15 der Vorlage,

daß für die Zeit, solange die Regelung des gins­fußes nach den§§ 1. bezw. 15 in Geltung ist, die berantwortlichen Organe der Finanzinstitute, fofern es nicht anders möglich ist",

Die Kellnerin Molly.be Molly.

Roman von Hans Otto Henel  .

Copyright by Jackelreiter- Verlag Berlin  . Nadbrud verboten.

Schweiz  " oder das Bergißmeinnicht" oder den " Faust" und alle anderen Lieder angehängt Schwarz   ist das Eisen, weiß ist der Stahl, rot ist die Liebe,

wir trinken noch einmal!

"

durch die Sozialdemokraten.

Der Minister trägt es schwer, daß sich mit den Beschuldigten auch die Angehörigen anderer Parteien der deutschen Opposition ohne genü­genden Grund und Beweis solidarisch erflär ten. ,, Was verlangen denn da eigentlich die Her ren von uns?" fragte Meißner. Daß wir in gung durchführen soll, politisch entsche den follen, d. h. die Straftaten darnach beurteilen jol­den durch die Aenderung des Zinsfuges entstan- len, ob wir die Partei, deren Angehörige ange denen Abgang in den Einnahmen auszugleichen, flagt sind, politisch dadurch stärken oder schwächen. ermächtigt werden sollen, auch in angemessener" Gerade dem weicht aber die Justizverwaltung Weise alle persönlichen Verwaltungsängstlich aus." Wenn Sie, meine Herren, erklärte ausgaben zu regeln. Einer solchen Regelung Meißner weiter, von uns Objektivität fordern. dürften auch gültige Dienstverträge haben wir das Recht, sie auch von ihnen zu nicht im Wege stehen. fordern.

Das Ausmaß dieser Regelung", d. h. Ges Die Justizverwaltung und die Anklage haltstürzung, follte weiters bei Begligen bis zubehörde würde sehr objektiv vorgehen: ob die 100.000 K nicht mehr als 25 Prozent", deutsche Opposition in ihrer Kritik objektiv set, bei höheren Bezügen nicht mehr als 35 Prozent wage der Minister zu bezweifeln. Die Justizver betragen. Ueber die Dringlichkeit einer solchen waltung sei in diefer Sache forrekt voronangen Kürzung sollten die im Bankengeseß vorgesehenen und werde forrekt vorgeben, und der Minister Revisionsinstitute gehört werden. halte daher dafür, daß er keine Kritik 31 fürchten brauche.

Parteien sofort auf energische Abwehr. Dieser Vorstoß stieß bei den sozialistischen  

Schulminister Dr. Dérer

Namens der deutschen und tschechischen Sozial demokraten gab Genosse Kremser eine scharfe erklärte im Ausschuß über die letzten beiden Schul­Erklärung ab, daß wir entschieden gegen diesen reformvorlagen, er halte sie für so wichtig, daß man Antrag sind und und auf keinen Fall für eine nicht daran vorbei konnte, sie den Fachkreisen und derartige Lösung stimmen fönnten. Der Ein- der Oeffentlichkeit zur Diskussion zu stellen. Gegen bruch in die Kollektivverträge wurde bereits über den Vorwürfen von slowakischer Seite erklärte von der Regierung nach wochenlangen Auss er, daß die Vorlagen nicht die sittlich- religiöse Erzie

wieviel er getrunken hatte. Man hätte sie betrü- Jeinen Standal im Taubenschlag" gab. Zwei gen fönnen. Doch stellte sich nicht nur ein reich Serren, die feine Studenten mehr waren, sondern licher Verdienst, sondern noch ein ansehnlicher sich nur besuchshalber in threr ehemaligen Uni Ueberschuß, Trinkgelder, heraus. versitätsstadt aufhielten, hatten den ganzen Abend Als Male gegen einhalb zwei Uhr nachts den gezecht. Sie gefielen Male nicht sonderlich, aber Taubenschlag" verließ, um das möblierte sie bediente sie mit der gleichen Freundlichkeit wie Zimmer in der Glockenstraße aufzusuchen, das die alle andern, denn sie hatte gelernt, ihre eigenen Wenn nach diesem Rütlischwur die Bier Stellenvermittlerin ihr zugleich mit der Stellung Gefühle hinter der Berufsnotwendigkeit zu ver Da griff Seppl mit Gefühl in die Saiten feiner Zither und hervor quoll die Melodie, die Bläser im Profit" zusammenknallten, dann erst nachgewiesen hatte, stand draußen im Goldhahn bergen. Wale hatte es unangenehm empfunden, feiner Zither und hervor quoll die Melodie, die so Male gefühlsselig von den Zuhältern und Dirnen wurde fo recht klar, daß der monarchistische Rache- gäßchen ein schon ziemlich reifer Student, der bis daß die beiden Herren im Zustande fortschreiten­Male gefühlsselig von den Zuhältern und Dirnen und Rütlischwur der republikanischen Studenten zum Schluß des Lokals im Taubenschlag" als der Betrunkenheit sich an anderen Gäften rieben bei Ontel Franz" gehört und die ihr selbst gut wirklich wie Stahl gedröhnt hatte. Oder um es einer der wildesten mitgezecht hatte. Mit herz- und sie als Juden" hänselten. Man hatte ihnen gefallen batte: Warum ist am Rhein   so schön?" Aber Seppl fragte nicht, warum es am Rhein   in der Sprache des akademischen Fabrikbesizers licher Söflichkeit fragte er, ob er das Fräulein so schön ist, sondern warum es am Rhein   so aus Sachsen   auszudrücken: martig und machtvoll. Molly nach Hause begleiten dürfe. Male fagte Selbstverständlich machte Male sich keine gern ja. schön war. Im Chor erscholl die entsprechende Gedanken darüber, daß diese jugendlichen Antwort, Male wohlbekannt. Danach legte Seppl Schwurzeugen eines ebenso monarchistischen wie Bon. den Grenzen der ärztlichen Kunst. Groll in die Stimme und fragte in der zweiten bierehrlichen Rütlischwures wenige Jahre später Das Fräulein Molly im Taubenschlag" Strophe, warum es denn am Rhein   nicht mehr als Richter, öffentliche Ankläger, höhere Beamte, wurde zu einer Sehenswürdigkeit des akademi so schön sei. Und Juristen, Mediziner, Philologen, Lehrer den Eid auf die Republik   ablegen würschen Leipzig  . Man tam, um sie zu sehen. Die Philosophen und vielleicht auch Theologen aut- den Wer hätte ihr sagen fönnen, daß diese Stu- Wirtin behauptete, daß bei Male das Kulmbacher morteten traurig: denten, die heute die Schweinigeleien mit ange- Bier gut anschlüge. Aber Male trant gar nicht hängtem Rütlischwur sangen, bald mit Hilfe ihrer viel.

Weil die Neger, die Schweine, im Rheine   waschen die Beine. Da warf Seppl den Jünglingen eine dritte Schicksalsfrage in die biergeröteten Gesichter: Wann wird es am Rhem wieder schön? Und trußig antwortete die bierbezipfelte Schar:

Wenn die Hunde, die Franzen, endlich unter unserm Senüppel tanzen. Da brach der Alte Herr" und sittlich be sorgte Bater in den erlösenden Schrei aus: End­lich e anständsches Lied, was mr ohne Erröter bor   seinem Sohne fingen fann."

Damit wurde eine patriotische Begeisterung entfesselt. Zwar sang man, und das mit Einschluß des sächsischen akademischen Fabrikbesizers, mit unverminderter Wonne die ehrwürdigen Saue reien weiter, aber am End: jedes Liedes kam zum Ausdruck, daß der Student der schwarz- rot- gol denen deutschen Republik teineswegs die verflos sene schwarz- weiß- rote Monarchie vergißt. Es war eine Art Rütlischwur, die an die Sächsische

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das nicht übel genommen, weil tatsächlich kein Jude im Lokal war und im übrigen die jüngeren Semester den vorgeschriebenen Respekt vor den Alten Herren" bewahrten.

Aber Male empfand bei aller Nachsicht für akademische Bierfröhlichkeit das Benehmen der Herren als Flegelei.

Da betrat ein Herr in sehr reifen Jahren, sicherlich ein gewichtiger Bürger, den großen Saal". Die beiden Zechbrüder sahen sich an, dann brüllte der eine: Da tommt wieder so ein Scheißjude!" Der Angepöbelte versuchte, den Flegel zur Rede zu stellen, worauf dessen Freund wieder­holte: Jawohl, ein Scheißjude!"

Che er den Mund recht geschlossen hatte, er hielt er von dem Beleidigten ein paar schallende Ohrfeigen. Die zwet fielen über ben einen her.

In einem Knäuel wälzten sich die drei zur Türe hinaus. Ein Schußmann war sofort zur Stelle, da in dem dunklen engen Gäßchen nächt lich fast immer Polizei patrouilliert.

Verbindungen die nötigen Verbindungen" und Ihr Fleisch blühte, weil ihr Blut immer damit die höchsten Stellungen im Staate bekom- gepeitscht wurde von dem Begehren so vieler jun­men? Daß sie als Staatsanwälte und Richter, ger Leute, die sie nicht aus den Blicken ließen. als Vertrauensärzte und Studienräte, als Bastöre Ümspielt von einer Buft, die fatt von Alkohol und studierte Syndici der Industrie ein ganzes und Zote war. Sie blühte, weil sie jede Nacht Volk moralisch und wirtschaftlich und politisch die Wonnen stürmischer Liebe genoß und weil sie anführen? Wenn der Krieg, den sie so sehnsüchtig zum ersten Male in ihrem Leben selbst ganz hin herbeiwünschen, sie nicht hinwegspült. gegeben liebte. Nein, solche Gedanken machte Male sich Hansjürgen Howald war Student der Rechts­nicht, weil sie dazu einfach gar nicht fähig ge- wissenschaft. Er war Corpsstudent und Mann und wesen wäre. Im Gegenteil, thr gefielen diefe in einigem Abstande davon Jurist, sonst nichts. ungen, die zwar, wie sie bald erkannte, unzüch- Aber das merkte Male nicht, denn sie selbst war ge Lieder sangen, die aber trotzdem bei aller in diesen Monaten nichts als Weib. Sie war ihm Namensfeststellung stellten sich die beiden betrun Bertraulichkeit zu ihr ein gewisse ritterliche Höf- ugefallen wie ein reifer Apfel, der mit allen fenen Antisemiten als zwei Aerzte vom Kreis­chkeit bewahrten. chkeit bewahrten. Darum nahm sie die ganz Säften feinem Falle entgenengewachsen ist. Die frankenhaus in Waldenburg   in Schlesien heraus. wilden Nächte im Bett strahlten Befriedigung und Als der Beleidigte, ein Großkaufmann, nach der Glück über die Tage hin, und sie empfand sie als Namensfeststellung ruhig davonging, rief ihm verloren, wenn Hansjürgen von seiner Verbinder eine Arzt nach: dung in Anspruch genommen war. Wenn solch ein Judenaas ins Krankenhaus Zur ersten Unstimmigkeit tam es, als es kommt, dann lasse ich den Kerl verreden." ( Fortjehung foigt.)

inverhüllten Verehrungsbeteuerungen der Jung­nge wohlgefällig entgegen. Und wie sie dann in päter Nacht beim Abrechnen feststellte, hatte sie ich auch nicht in der Bewertung von deren Vor­achmheit getäuscht. Sie wußte kaum von einem,