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Einflüsse zurückzuführen, die sich für den

Sonntag, 19. Feber 1933.

Nr. 43.

Schus der großen fanierungs un fähigen Das Schlußwort des Fürsorgeministers.miter verteuert das Holz

triebe

Be­

Berlin, 18. Feber. In der heutigen Ans gabe des deutschen Reichsanzeigers wird eine

Was die produktive Arbeitslosenfürsorge bisher geleistet hat. Verordnung veröffentlicht, durch die die Zölle für Prag  , 18. Feber. Zur sozialpolitischen Debatte| Landes haben. Die gewonnenen Erfahrungen haben Holz neu geregelt werden. Diese Zollerhöhungen im Budgetausschuß des Senates ist noch das ichließlich zu dem Gesetzesantrage auf Verkürzung waren notwendig, um der schwer notleidenden Schlußwort nachzutragen, in dem Fürsorgemini- der Arbeitszeit geführt. Als er eingebracht wurde, deutschen Forstwirtschaft in stärkerem Maße, als ster Genosse Dr. Czech vom Standpunkt seines handelte es sich im internationalen Maßstabe ledig- das bisher möglich war, den deutschen Markt z Refforts aus wiederum die Arbeits beschaf- lich um einen vereinzelten Schritt, Arbeitsbescha sichern, um überflüssige Einfuhren fernzuhalten. fung in den Vordergrund seiner Betrachtungen heute aber haben sich bereits 21 Staaten, darunter Die durch diese Maßnahme zu erwartende Ver­solche von großer industrieller Bedeutung, zu der befferung des Absatzes für deutsches Holz wird Ueberzeugung durchgerungen, daß die unheilvollen auch zu einer günstigen Beeinflussung der Preise Folgen der planlosen Rationalisierung nur durch führen, die zur Zeit nur etwa auf der Hälfte der Verkürzung der Arbeitszeit aus der Welt geschafft Friedenspreise liegen.

Wenn man bedenkt, daß das Sicherungs­verfahren nur dann bewilligt werden darf, wenn der Betriebsinhaber ,, außerstande ist, ohne wesentliche Beeinträchtigung der Vorbe­reitung und Einbringung der nächsten Ernte seinen Zahlungsverpflichtungen nachzukom­men" und die Betriebsmittel zur Sicherung der notwendigsten Bedürfnisse des Be- stellte. triebsinhabers und seiner Familie zu verwen- Eine der speziellen Aufgaben, die dem Für­den sind"( zitiert nach der Notverordnung vom sorgeministerium nach dieser Richtung gestellt 17. November 1931), so ist kein Wort scharf genug, das Vorgehen vieler ostelbischer Jun­fer zu verdammen, die zuerst die Mittel der Osthilfe und des Sicherungsverfahrens in An­spruch nahmen und dann das Geld in Deutsch­ land   oder in ausländischen Vergnügungs­orten verpraßten, verspielten und verhurten.

Es handelt sich bei der Osthilfe nicht um fleine Beträge, sondern um eine Wertsumme von mehr als acht Milliarden. Die aufgedeckten, und wahrscheinlich noch mehr die unaufgedeckten Korruptionsfälle übertref fen bei weitem alles, was Deutschland   bisher an Wirtschaftsskandalen erlebt hat. Diese Korruptionisten von, christlich- deutscher" Ge­sinnung spielen heute die große Geige in Deutschland   und predigen der dem Elend preisgegebenen deutschen   Arbeiterklasse natio­nale Würde und nationale Aufopferung. Sugenberg und Hitler als die Schüßer der ostelbischen Junker bei ihrer brutalen Ausplünde= rung des deutschen Volkes, das gibt uns einen trefflichen Vor­geschmack von dem kommenden ,.christlichen, nationalen, Dritten Reiche". A. L.

Die Wahl nur eine Komödle! Wie die Wahl auch ausfällt, diese Regierung bleibt oben."

sind, ist die

produktive Arbeitslosen­fürsorge.

Was das Fürsorgeministerium nach dieser Richtung troß der Geringfügigkeit der Mittel in den Jahren 1930 bis 1932 leisten konnte, das gibt der Arbeit des Fürsorgeministeriums sicherlich nur ein gutes Zeugnis.

Bau und Herstellung von Gemeindewegen und Gassen in

Bau und Herstellung von Straßen in. Bau von Wasserleitungen und Kanali­sierungen in

werden können.

In der Frage der Ueberzeitbewilligung

und gesezwidrigen Arbeitszeitüberschreitung verweist das Fürsorgeministerium neuerlich darauf, daß es gegenüber dem Jahre 1929 die Ueberzeitbewilligun gen von 12.2 Millionen auf 1.2 Millionen herabge­In dem oberwähnten Zeitabschnitte erledigte das brüdt hat. Wenn behauptet wird, daß die Fälle der Fürsorgeministerium 11.731 Gesuche der Selbstver- gefezwidrigen Ueberzeitarbeit überhand nehmen, so waltungskörper durch Leistung von Lohnzuschüssen sei auf den außerordentlich überlasteten Gewerbe­inspektionsdienst, vor allem aber darauf verwiesen, in folgenden Fällen: Fälle daß dem Gewerbeinfpeftorate in Fällen des Zuwider­handelns jedwede Exekutive fehlt, da sie nach den 4424 Gesetzen anderen Ressorts überantwortet ist. 2548 Diejen Anomalien will das Fürsorgeministerium durch seinen Gesetzentwurf über die Arbeitsinspektion 1379 steuern. Gegenüber den in der Debatte gefallenen Be­1379 merfungen über die Wirksamkeit der Sozialversiche Regulierungsarbeiten, Bau von Brüden rungseinrichtungen und vor allem über die nus­und Badeanstalten in 879 lose Aufstapelung" von nach Milliarden zählenden Meliorationsarbeiten in 594 und brachliegenden Kapitalien verweist der Für­Arbeiten in Steinbrüchen in 300 forgeminiſter auf die soziale Funktion dieser Kapita­Erdarbeiten in 292 lien, Eie in einem Ausmaße von vielen Milliarden Aufforstungs- und Kultivierungsarbeiten 266 in den Dienst der Gesamtheit gestellt sind und denen die Produktion und die Wirtschaft einen zusammen in. 11.731 denen die Produktion Großteil der Belebung und die Arbeiterschaft Arbeit Durch den Staatszuschuß, den das Fürsorge- und Verdienst verdankt. ministerium den Gemeinden und Bezirken zur Er­möglichung den vorangeführten Bauführungen

Bau und Reparatur öffentlicher Gebäude in

leiftete, haben 307.000 Arbeiter durch drei Monate

Arbeit gefunden.

Gleichzeitig wurde aber der staatliche Aufwand für Arbeitslosenfürsorge um einen außerordentlich Köln  , 17. Feber. In einer von der Deutsch  - erheblichen Betrag abgebürdet. Dabei handelt es sich nationalen Volkspartei einberufenen Wahlkund nicht um sogenannte Hungermauern", die aus gebung der Kampffront Schwarz- weiß- rot" schließlich zur Beschäftigung der nach Hunderttausen­sprach heute abends der Führer der deutschnatio- den Arbeitslosenarmee aufgeführt werden, sondern nalen Reichstagsfraktion Dr. Oberfohren. um durchaus reale, produttive und wirt­Die Deutschnationalen seien, so führte er aus, fchaftlich rotwendige Arbeiten! dem Nationalsozialismus   dankbar, daß er den Gedanken der einseitigen Parteidiktatur aufgegeben habe. Die neue Verbindung der natio­nalen Kräfte sei allerdings der letzte Trupp der nationalen Bewegung. Vor allem müsse ein Zu­rücsinken in den Parlamentarismus verhindert werden. Man habe allerdings von der neuen Regierung zunächst Handlung und Leistung er­wartet statt der Ausschreibung der Wahlen. Mit der Säuberung der preußischen Verwaltung sei noch nicht alles getan. Darüber herrsche lein Zweifel:

Wie die Wahl auch ausfalle, diese Regierung bleibe oben.

Nach der Wahl werde nicht mehr Parlament ge­spielt, sondern die Regierung bekomme ein Er­mächtigungsgeset, und der Reichstag   werde nach Hause geschickt. Besondere Aufgabe der Wirtschaftspolitit jei die endliche Nieder werfung des Sozialismus, Slärung der Schuldenfrage, nochmalige endgültige Auf werfung des Kreditproblems, und nicht zuletzt die Beseitigung der Kriegsschuldlüge.

Die Kellnerin

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Molly.

Roman von Hans Otto Henel  . Copyright by Fackelreiter- Verlag. Berlin  . Nachbruck verboten.

Da aber hatte Males ehemalige Zimmer­vermieterin als neue Belastungszeugin das Fräulein Molly Habenicht angegeben. Male entfann sich wohl, daß fie der Frau einmal gefagt hatte, wie in dem Hinterzimmer mit dem schmierigen Sofa und der rosaverhängten Lampe  Wein und Likör getrunken werde.

Für die beim Fürsorgeministerium erliegen­den 3622 neuen Gesuche würde das Fürsorgemini­sterium rund 45 Millionen zur Bewilligung von Lohnzuschüssen benötigen und dadurch die Realisie­rung eines nach Hunderten von Millionen zählen­

den Bauaufwandes ermöglichen und der Beschäf­tigung vieler Zehntausender Arbeitsloser die Wege

ebnen.

Zur Frage der Rationalisierung die von einer ganzen Reihe von Debattenrednern zum Gegenstande der Erörterung gemacht wurde, bemerkte der Minister, daß die sogenannte plan­Iose Rationalisierung einer der größten Sorgen des Fürsorgeministeriums bilde. Sofort nach Ueber­nahme des Amtes hat der Fürsorgeminister dafür Borsorge getroffen, daß das Rationalisierungspro­blem den Gegenstand genauester und fortlaufender Beobachtung und Verarbeitung durch die Gewerbe inspektorate bilde. Diesen Vorsorgen verdanken wir heute die Kenntnis der neuen Arbeitsmethoden unserer Industrie und der Auswirkungen, die sie einerseits auf den gesamten Produktionsprozeß und andererseits auf die industrielle Arbeiterschaft unseres

Der Minister fam dann auf die Jugendfürsorge in sehr eingehender Weise schilderte. Er berichtete auch über die zwischen den einzelnen Ressorts und der Zentralfozialversiche­rungsanstalt schwebenden Verhandlungen betreffent die Sicherung der Mutterberatungs­stellen. Der Minister hofft, daß die schwebenden Berhandlungen zu einem günstigen Abschlusse füh ren werden.

zu sprechen. deren Nöte er

Ueber eine Anfrage erklärte der Fürsorgeminister, daß sich auch im heurigen Jahre wenn auch nicht in dem vorjährigen Ausmaße mit einer Bekleidungsaktion für die Kinder der Arbeitslosen rechnen lasse und daß das Fürsorgeministerium

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eben daran sei, diese Aktion vorzubereiten. Zum Schluß berichtete der Minister über den

derzeitigen Stand der Seilfürsorge für Ar­beitslose, deren Entwidlung, wie die bereits be­stehenden 190 Bezirkskomitees erweisen, die besten

Fortschritte mache. sowie über

des Schicksal der Wohnungs­Vorlage,

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Die ,, Deutsche Landpost über die Auslieferung

Das Zentralorgan des Bundes der Land­wirte wendet sich in entschiedener Weise gegen die Komödie, welche die Hakenkreuzler wegen der Auslieferung der Führer" treiben:

Diese Auslieferung ist eine gesamt sudetendeutsche Sache, wie der Tag" jetzt der Oeffentlichkeit weismachen will, sondern eine rein nationalsozialistische Par teisache, das haben die Herren wiederholt selbst erflärt und sich ausgedungen. Immerhin sind die deutschen Regierungsparteien in flarer Erfennt ns ihrer nationalen Pflicht nicht einmal soweit gegangen, wie jener Führer der Nationalsozia listen. der wiederholt, zuletzt noch im September, offen und mi: vollen Backen erklärt hat, er würde als Erster für seine eigene Auslieferung stimmen, dann aber, als es ernst wurde, sich die Sache überlegt und tapfer Reißaus nahm. Angesichts folchen schlichten Heldentums" haben die deutschen Regierungsparteien es für richtig befunden, an einem Aft nicht teilzunehmen, der in der deutschen Bevölkerung das Gefühl politischer Verfolgung hervorruft.

Außerdem sind die deutschen Regierungspar te'en überzeugt, daß die Auslieferung noch feine Berurteilung bedeutet, sondern den Ausgelieferten Gelegenheit bieten wird, ihre so oft beteuerte Unschuld und Staatsloyalität bei Gericht darzut tun und damit den Tschechen ein für allemal den gegen das Gesamtdeutsch um erhobenen Vor­wurf der Saatsfeindlichkeit und der Irredenta zu entkräften. Außerdem steht zu hoffen, daß in die sem Brozeß die Beteiligten wiederum jene nationale Würde finden werden, deren Abhandensein ihnen und damit dem ganzen Deutsch um in der tschechi schen Oeffentlichkeit bereits so unendlichen Schaden bereitet hat. Eines muß für heute gegenüber der Demagog'e des Tag" mit aller Klarheit fest gestell werden: Das Schauspiel allerfläglichfter deutscher Schwäche und Würdelosigkeit haben in dieser Affäre nicht die deutschen Regierungspar teien, sondern die andern geliefert.

Schwellenlieferunaen für die Staatsbahnen. Das Eisenbahnministerium beschlok in diefen Tagen weitere Lieferungen von Schwellen für das Jahr 1933. Die staatlichen Forste liefern welche schon im Hinblicke auf das am 31. März insgefant 266.488 Schwellen, die im Verband zu Ende gehende Provisorium die Regierung der Schwellenvroduzenten vereinigten brivaten sowie die entscheidende parlamentarische Stelle Firmen insgesamt 447.125 Schwellen. Von der schon in allernächster Zeit befaffen wird. Lieferung wurden iene Firmen ausgeschieden, Der Minister schloß seine Ausführungen mit geoen welche wegen des Verdachtes von Unregel der Erklärung, daß er mit gutem Gewissen vor mäßiofeiten ein Strafverfahren eingeleitet wurde. den Ausschuß getreten sei int Bewußtsein, seine Die slowakische und karvathorussische Holzindu­Pflicht erfüllt zu haben. Er wird dank strie erhält somit eine Bestellung im Werte von bar sein, wenn er nach wie vor in seiner schwe- 10 Millionen Kronen. wodurch auch für längere ren und verantwortungsvollen Arbeit unterstüßt Reit Beschäftigung für die Arbeiterschaft be wird. schafft wurde.

Male weinte, nicht vor Angst, sondern vor liebte, hatte einen Geliebten. Aber wie nun, wenn Wut über soviel Gemeinheit. Sie wußte ja nur die Aemter über diesen Geliebten genau so hin zu gut, wie das in der Walhalla  " gewesen war. wegsehen würden, wie damals über die Eltern, die Frau Zecker hätte sie überhaupt gar nicht auf- boch ein viel mächtigerer Schutz des Kindes hätten genommen, wenn sie sich von vornherein geweisein müssen? gert hätte, Wein oder Liköre aufzutragen. Herrn Zecker aber rührten Males Tränen nicht. Wenn Sie nicht ins Gefängnis kommen wollen, dann müssen Sie wissen, wie Sie aus zusagen haben. Sie können sich darauf verlassen, daß wir Sie nicht schonen, wenn Sie uns Unge­legenheiten machen."

Im Hinausgehen gab er mit freundlichem Gesichte seinen letzten Ratschlag.

Sie fragte Herrn Zeder, was sie denn eigent- Damit Sie ganz im Bilde sind es hängt lich bei dem ganzen Handel solle. Sie verfärbte von Ihnen ab, ob das Gericht auch erfährt, wie sich, als er ihr sagte, daß sie in den nächsten Tagen Sie unser fleines Zimmer gelegentlich auch zur eine Vorladung als Zeugin vor Gericht zu er- Unzucht benutzt haben. Sicherlich sogar zur ge­warten habe. Selbstverständlich werde sie beschwö- werbsmäßigen Unzucht. Meine Frau hat mir da ren, daß in der ,, Walhalla  " ihres Wissens niemals Andeutungen gemacht. Soviel ich weiß, interes­Alkohol ausgeschenkt worden sei. Male fuhr hoch. sieren sich die Gerichte für so etwas. Wenigstens, Was ihm denn einfalle. Ob er wirklich glaube, daß wenn es sich um die Glaubwürdigkeit einer Zeu­sie seinetwegen oder seiner Frau wegen einen gin handelt. Und ob wir Sie vor Gericht als Meineid schwören würde. Er grinste überlegen. glaubwürdige Zeugin gelten lassen, das hängt von dem ab, was Sie über uns aussagen."

Aber würde ihr Geliebter überhaupt sie schüßen? Sie rief sich ins Gedächtnis zurück, wie leicht er vorhin die Mitteilung von ihrer Schwan­gerschaft hingenommen hatte. Jetzt erkannte sie mit Sicherheit, daß er sich sogar herzlos und roh benommen hatte. In derselben Minute, da sie von ihm beruhigt und getröstet sein wollte, for­derte er Geld von ihr. Natürlich, sie liebte ihn, aber jetzt bezweifelte sie, daß er sie ebenso liebte. Er hatte sie mit den Moralansichten seiner Kreise gefüttert und dabei zu gleicher Zeit noch gerechnet auf die Lust, die sie ihm geben konnte, auf das Geld, das sie verdiente, auf die Zeit, die eine ihm unangenehme Situation lösen konnte. Ist das Liebe? Nein, er war ein Egoist. Wenn jetzt im nächsten Augenblick die Polizei tam, um sie vor Gericht zu holen, dann würde sie an ihm bestimmt keinen Schutz haben. Vielleicht würde er, der ja selbst ein zukünftiger Richter war, sie sogar ver­leugnen? Ja, das würde er tun, sie fühlte es mit aller Klarheit.

Aber sie wollte nicht vor Gericht. Gericht, das war der Staatsanwalt Schneise. Und die Polizei, das war der Wachtmeister Pubilke. Und wenn ihre Personalien aufgenommen würden, wobei so viel herauskommen mußte, was sie allein tragen wollte, dann geschah das durch irgendeinen Um Gotteswillen nicht wieder in die Hände der Schneises und Bubilkes und Gottvertraus fallen! Sie mußte fort. Schleunigst, ehe der lange Arm von Polizei und Gericht wieder nach ihr griff.

Ja, mein liebes Fräulein Molly, es fällt mir gar nicht ein, Sie zu einem Meineid, anzu- Male war bis ins Innerste getroffen. Wie stiften. Das dürfen Sie nicht sagen. Ich will Sie fann ein Mensch lächeln in demselben Augenblick, nur auf Ihr persönlichstes Interesse hinweisen. in welchem er einem andern einen Strick um den Die Sache ist doch so: wenn Sie vor Gericht be- Hals legt? Wie kann ein Mensch scheinbar freund­zeugen, daß bei uns alkoholische Getränke an die lich und höflich sein, wenn er mit dem Leben eines Gäste gegen Bezahlung gegeben worden sind, dann andern spielt? Denn hier ging es um thr Leben, fallen Sie doch selber rein. Dann wären Sie doch das war ihr klar. Polizei, Gericht, Aufdeckung mitschuldig. Saben Sie denn gar nicht daran ge- ihres ganzen Lebens, in aller Deffentlichkeit Juftizamtmann Gottvertraut. Sie feuchte in Angst. dacht? Vor Gericht wären Sie genau so schuldig Fühlen und Tun wieder lieblos betastet, das wir wir, denn Sie waren doch die Kellnerin. Sie Innerste   bloßgelegt von fremden Händen? Nein! haben noch die alkoholischen Getränke verkauft, Sie würde es nicht noch einmal ertragen fönnen. und Sie werden nach dem Gesetze genau so Also fort von hier! Aber war das heute nicht doch bestraft wie der Wirt, der das duldet. Ja sogar etwas anders als damals in Schneidewald? Sie noch schlimmer, denn ich und meine Frau werden war doch nicht mehr ein kleines Kind, mit dem die bezeugen, daß Sie den Alkoholausschank ohne Aemter ohne Widerspruch spielen konnten. Hatte unser Wissen auf eigene Faust betrieben haben." sie nicht männlichen Schuh in Hansiürgen? Sie

In Leipzig   würde sie ja nicht sicher sein. Man würde nach ihr suchen, würde sie finden. Also fort! Nach Berlin  ! Berlin   war groß, dort war es ihr schon einmal geglückt, unbeachtet zu leben.

Aber sie hatte so gut wie fein Geld. Fast alles hatte sie Hansjürgen gegeben. Suchte sie ihn erst, um sich Geld zurückzuerbitten, dann gab ste der Polizei Zeit, sie zu finden, und es war fraglich, ob Hansjürgen ihr Geld zurückgeben konnte. Oder ob er es zurückgeben wollte. Und sie wollte über haupt nichts mehr mit ihm zu tun haben. Nut so schnell fort als möglich.

Sie nahm sich keine Zeit, sich ordentlich ans zukleiden. Haftig und unordentlich warf sie Wäsche und Kleider in thren kleinen Stoffer und zählte ihr Geld. Ganze zwölf Mark besaß sie. Viel leicht würde sie sich auch wieder auf einem Rum melplatz zur Schau stellen. Zwar sagte sie sich, daß sie ja vorläufig vom Gericht nicht viel 31 fürchten hatte, da doch eine Zengenvorladung noch feine Anklage bedeutet. Aber die Angst war doch zu groß. Auf dem Hauptbahnhofe getraute sie sich nicht, zum großen Eingang hineinzugehen, ban gend, es könnten dort Polizisten bereitstehen, sie zu verhaften. Ihre Fahrkarte verlangte sie mit so schwacher Stimme, daß der Beamte am Schal ter fie mehrere Male fragen mußte, ehe er ver stand. Erst als der Zug schon über die Vororte hinausrollte, fühlte sie sich einigermaßen sicher.

Jum

Mit Furcht und Bangen, so wie sie Leipzig  verlassen hatte, schlich Wale sich auch in Berlin  ein. Die vorangehende Nacht mit dem Studenten brannte noch in ihrem Blute. Sonst hätte sie sich vielleicht von einem der Vielen, die sie anspra chen, mitnehmen lassen. Gern wäre ste Onkel Franz" gegangen, aber sie fand sich nicht jurecht. Unbekannte Straßen, unbekannte Kneis pen. Sie schleppte sich von einer zur andern, müde bis zur Erschöpfung. br öfferchen lag in der Gepäckaufbewahrung am Anhalter Bahnhofe  . Sie fürchtete sich davor, es abzuholen. Wenn sie es in der Hand hätte, würde sie es vielleicht dent nächsten besten um ein paar Mark anbieten, und fie wollte sich nicht hinterher schämen, an einer Schwachheit zugrundegegangen zu sein.