Einzelpreis 70 Heller. ( Einschließlich 5 Seller Porto'

Sozialdemokrat

Zentralorgan d. Deutschen ſozialdemokratischen Arbeiterpartei i.d.Tschechoslowakischen Republik

13. Jahrgang.

Extra- Ausgabe

mit den Ergebnissen der

Reichstagswahl

geben wir am

Montag, den 6. März

mit dem Kopf

Sozialdemokrot"

zum Preise von 50 Heller herans. Das B att wird in den ersten Mor­genstunden in den Orten sein. Bestellungen sind rechtzeitig an die Verwaltung unseres Blattes zu richten.

Keine Kompromisse und Koalitionen mehr! Eine Rede Locbes.

Halle, 19. Feber. Der Reichsbanner beran­ftaltete heute in drei Sälen eine Rundgebung, auf Der als erster Redner der frühere Reichstags­präsident Paul Soebe sprach. Die Sozialdemo tratie werde, so erklärte Loebe, nach dem vom Conti- Büro herausgegebenen Bericht, nunmehr ihren alten Rampf um um die Eroberung der Staatsmacht wieder aufnehmen,

Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich früh.

daftion u. Berwaltung: Brag II, Relájanta 18 Telepb.: 26795, 31469, Nachtrebatt.( ab 21 19r): 33858 Boledamt: 57544

Dienstag, 21. Feber 1933

Nr. 44.

Sic rüsten schon gegeneinander! Japan   in der Mandschurei  .

Putschabsichten der SA. für den 5. März.- Gegenmaßnahmen des Stahlhelm" und der Reichswehr  .

Berlin  , 20. Feber.( Eigenbericht.) Wis aus sicheren Quellen berlautet, bereiten die Nationalsozialisten für den Wahltag am 5. März eine große Konzentrierung ihrer SA  - und SS- Abteilungen in der Umgebung der Großstädte vor, ähnlich wie sie bies schon bei der vorlegten Reichstagswahl in verschiedenen Gegenden durchgeführt hatten. Die Deutschnationalen und der ihnen nahestehende Stahlhelm scheinen jedoch nicht gewillt zu sein, sich von ihren Regierungspartnern einfach überrumpeln zu lassen; sie bereiten ebenfalls eine Konzentrierung des Stahlhelms vor, die sich allem Anschein nach nur gegen einen eventuellen Hitlerputsch zur Erlangung der gesamten Staats­macht richten kann. Auch die Reichswehr   ist für diesen Fall in Bereitschaft sicher nicht auf Seite Hitlers  .

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Es ist demnach durchaus möglich, daß es noch am Wahltag zu einer blutigen Ausein andersehung zwischen den beiden Regierungspartnern um die alleinige Macht im Staate tommt, also zu einem Kampf, dem auch die republikanischen Organisationen nicht ruhig zusehen könnten!

Daß die Differenzen zwischen SA   und SS  - Abteilungen auf der einen und dem Stahl­helm auf der anderen Seite nicht gerade flein  zu nennen sind, geht auch aus einer Rede her­vor, die der Landesführer des Stahlhelm, Graf von Alvensleben, am Sonntag in Magde­ burg   gehalten hat. Er erklärte da u. a.:

Es ist öfters die Rede davon gewesen, daß SA  - Leute zu Stahlhelmkameraden jagten: Nach dem 5. März brauchen wir Euch nicht mehr, dann machen wir alles

Zu seinem Austritt aus dem Völkerbund.

Der Entschluß der japanischen   Regierung, den Austritt aus dem Völkerbund zu vollzie­hen, falls in Genf   der Lytton- Bericht von dem Neunzehner- Ausschusse angenommen werden sollte, wird niemanden überraschen. Es war vorauszusehen, daß Japan   die Interessen, die es in der Mandschurei   hat, seinem Interesse an dem Völkerbund überordnen wird.

Japanische Truppen haben, unter dem Vorwand, Genugtuung zu verlangen für die Ermordung ihres Hauptmannes Nakamuru ( nebenbei gesagt: eines Spions), vor fast zwei Jahren die Hauptstadt der Mandschurei  , allein. Diese Redensart jolle man nicht hat diese militärische Aktion weiterentwickelt Mukden, besetzt. Die japanische Generalität ernst nehmen, denn wenn Hugenberg  , Papen mit politischen Mitteln: Mandschukuo wurde und Seldte sich mit dem Führer der national- als unabhängig von China   erklärt, eine pro­sozialistischen Partei zusammengetan hatten,

dann ist das in der Ueberzeugung geschehen, visorische Regierung mit dem früheren chine­daß der Pakt mit einem vornehmen fischen Kaiser als Präsidenten wurde gebildet Ehrenmanne geschlossen sei. Auf fried- und der neuen Regierung wurden japanische lichem Wege würden die nationalen Parteien Beamte, Polizeioffiziere und Berater beigege­fich nicht wieder die Macht aus der Hand neh- ben, ohne deren Zustimmung feine einzige men lassen. Wer das wollte, der müsse Regierungs- oder Verwaltungsmaßnahme ge­antreten und mit ihnen tämpfen, jetzt werden darf. Mandschukuo wurde so ein und er würde sterben! Vasallensta at Japans. Die Bevölkerung Mandschukuos hat man nicht befragt.

Polizei dari gegen Nazi nicht vorgehen!

Goering   pleitt schon jetzt auf die Verfassung.

Auch das ist nicht verwunderlich, denn ihre Antwort wäre ein glattes Nein gewesen. 97 Prozent von den 30 Millionen Einwoh­

chinesischen Provinzen oder die direkten, Nach­kommen dieser Einwanderer. Sie haben in den letzten Jahren das riesige Land durch ihrer Hände Fleiß erobert und so wäre die Man­ dschurei   auch dann rein chinesisch, wenn es nicht schon Jahrhunderte vorher zu China  gehört hätte.

Berlin  , 20. Feber. Der Kommiffär des Rei- nale Zwecke und die nationale Propaganda mit nern der Mandschurei   find Chinesen; fie ches für das preußische Ministerium des Innern, allen Kräften zu unterstützen. Von polizeilichen sind entweder Einwanderer aus benachbarten Reichsminister Goering  , hat an alle Bolizei- Beschränkungen und Ausnahmen darf insoweit Bie werde teine Koalitionen oder behörden am 17. Feber d. J. folgenden Rund nur in dringendsten Fällen Gebrauch gemacht Kompromisse mehr schlichen, sondern erlaß gerichtet: die ganze Staatsmacht zu erringen ver­suchen. Der Großgrundbesitz müsse ent­eignet und den Landarbeitern und Bauern gegeben werden. Anders sei die Krise nicht zu überwinden. Auch die Schwerindustrie gehöre in die Hände der Algemeinheit, damit die Fabrits: tore wieder geöffnet und Arbeit ge­schaffen werden fönnte. Dabei dürfe der

Ich glaube, mir einen besonderen Hinweis darauf ersparen zu können, daß die Polizei auch nur den Anschein einer seindseligen Hal­tung oder gar den Eindruck einer Verfolgung gegenüber nationalen Verbänden( SA., SS.  und Stahlhelm) und nationalen Parteien unter allen Umständen zu vermeiden hat.

Ich erwarte vielmehr von sämtlichen Poli­

Dafür ist dem Treiben ,, staatsfeindlicher" Organisationen mit den schärfsten Mitteln ent­gegenzutreten. Gegen kommunistische Terrorakte und Ueberfälle ist mit aller Strenge vorzu­gehen und, wenn nötig, rücksichtslos von der Die Erklärung, daß Japan   gezwungen Waffe Gebrauch zu machen. sei, für seinen Bevölkerungsüber Polizeibeamte, die in Ausübung dieser sein Vorgehen in der Mandschurei   nicht hin. schuk Siedlungsraum zu schaffen, reicht für

Arbeiter nicht mehr sechs- sondern, wenn zeibehörden, daß sie zu den genannten Organi- Pflichten von der Schußwaffe Gebrauch machen, Denn die Mandschurei   stand durch die letzten erforderlich, nur drei Tage arbeiten. fationen, in deren Kreisen die wichtigsten staats- werden ohne Rücksicht auf die Folgen des Schuß Jahrzehnte der japanischen Einwanderung Hauptsache sei, daß alle Arbeiter wieder aufbauenden Kräfte enthalten sind, das beste waffengebrauches von mir geded t. Wer hinge offen. Japanische Siedler hätten Raum und

Beschäftigung finden.

Einvernehmen herstellen und unterhalten.

gen in falscher Rücksichtnahme verjagt, hat die

Im Anschluß an die Kundgebung formierten Darüber hinaus ist jede Betätigung für natio- ftrafrechtlichen Folgen zu gewärtigen.

fich die Bersammlungsteilnehmer zu einem De­monstrationszug. Dieser wurde von der Polizei, obgleich er genehmigt war, aufgelöst, weil, wie es in dem Conti- Bericht weiter heißt, fich| Kommunisten in größeren, geschlossenen Gruppen n dem Umzuge beteiligt hatten.

Wahllügen gegen Braun dürfen nicht verbreitet werden.

Berlin  , 20. Feber. Der Bossischen Zeitung" zufolge hat Ministerpräsident Otto Braun   in Königsberg   eine einstweilige Verfügung erwirkt, wonach die Verbreitung des nationalsozialistischen Platats verboten wird, in der u. a. Braun und Severing der Vorwurf gemacht wird, zwei Millio nen Mark aus der Staatskaffe gestohlen zu haben. Bon nationalsozialistischer Seite ist Ein­spruch gegen diese einstweilige Verfügung er­

boben worden.

Verbot der Zentrumspresse aufgehoben.

Nach einer Unterredung, die Göring   mit Vertretern des Zentrums hatte, hob er das über zahlreiche Zentrumsblätter verhängte Verbot auf.

Bayern   wehrt

sich.

Amberg  , 20. Feber. Der bayrische Minister­präsident Dr. Held hielt in Amberg  ( Oberpfalz  ) in einer Versammlung der Bayrischen Volkspartei eine Rede, in der er it. a. sagte:

" Ich werde getreu der Verfaffung bis zum Aeußersten die bayrische Selbständigkeit zu wahren wissen. Wenn man daran denkt, nun mit Ge­walt eine Art Rechtsregierung durch zuführen, um einen Reichsverweser zum deutschen König unter Einschluß von Bayern   zu machen, so ist das für uns ein Ding der Unmöglichkeit."

Es fließen Ströme Blutes. Neue Nazi- Morde.

Chemnit, 19. Feber. Während eines von der NSDAP   im benachbarten Erfenschlag heute veranstalteten Umzuges entstand eine Schlägerei zwischen Nationalsozialisten und Reichsbanner­leuten. Ein Reichsbannermann wurde durch einen Messerstich so schwer verletzt, daß er auf dem Transport ins Krankenhaus verstarb. Ein Natio­nalsozialist wurde verhaftet.

Nahrung gefunden. Aber alle Bestrebungen in dieser Richtung scheiterten. Auch die von den Japanern eroberte Insel Formosa ist der japanischen Einwanderung nicht erschlos sen worden, obzivar sie den Japanern gute Lebensmöglichkeiten bietet; das japanische   For­moja hat, von den aussterbenden Ureinwoh­nern abgesehen, eine fast rein chinesische Be­völkerung. Der Bevölkerungsüberschuß Japans  ist übrigens nur relativ vorhanden; es gibt dichter besiedelte Länder, es gibt vor allem dichter besiedelte chinesische Provinzen. Eine Rojtod, 19. Feber. Heute abends kam es in entsprechende Organisation der japanischen Bad Doberan   auf dem Schüßenplatz anläßlich Wirtschaft, in erster Linie der Landwirtschaft, einer Reichsbannerpräsenz, an dem auch Kom- könnte zur Besserung der Verhältnisse wesent munisten teilnahmen, zu schweren Zusammen- lich beitragen. Außerdem hat auch die japa­stößen mit Nationalsozialisten, die von einem nische Halbinsel Korea noch Platz für japa­SA- Aufmarsch in Rostock   zurückkehrten. Als die nische Einwanderer. beiden Züge aufeinanderstießen, schossen die nische Einwanderer. In Wirklichkeit stehen für Japan   andere Berlin  , 20. Feber. Der Reichsinnenminister. hat an die bayrische Regierung das Ersuchen werden konnte, mußten zwei Nationalsozialisten Interessen auf dem Spiel als das vorge gestellt, die Münchener Neuesten Nachrichten" verlegt nach Rostoc in die Klinik überführt wer- rei ist, im Vergleich zu Japan  , reich an Bo­und neun Reichsbannerleute schwer schüßte der Ueberbevölkerung. Die Mandschu zu verbieten. Falls die bayrische Regierung diesem Grsuchen nicht nachkommen will, muß sie torbene Reichsbannerleute inzwischen verdenschätzen. Dreiviertel der Welternte sind. Sojabohnen, eines wichtigen Rohstoffes, nach den Bestimmungen der letzten Pressenot Wuppertal  , 19. Feber. In der Nähe des entfallen auf die Mandschurei  . In Mandschn verordnung an das Reichsgericht appellieren. Die bayrische Regierung hat daraufhin aufgehörigen der Eisernen Front und. Stational fuo gibt es Erz- und Koblenlager. Japan   hat Rathausplazes kam es vormittags zwischen An­

Gegen anbefohlenes Zeitungsverbot.

Nationalsozialisten.

Soweit bisher festgestellt

Vangoin wird Gesandter beim grund des Paragraph 10, Abs. 3 der Verord jozialisten zu einer Schießerei und Schlägerei. So an allen diesen Stoffen Not. Seinen Delbe

Vatikan  .

Wien  , 20. Feber. In den christlichsozialen Provingblättern tursiert die Nachricht, daß der bisherige Heeresminister Vaugoin zum fünftigen österreichischen Gesandten beim Batikan

nung vom 4. Feber die Entscheidung des zu ständigen Senates des Reichsgerichtes angerufen. 28 sozialdemokratische Zeltungen verboten!

Auf Veranlassung der gegenwärtigen Macht

weit festgestellt werden konnte, sind elf Personen darf versuchte es durch die Schieferöl durch Schüsse, bzw. Schläge verlegt worden. Neun produktion in der Mandschurei   wenig Personen wurden dem Krankenhaus zugeführt. stens teilweise zu decken. Japanische Industrie­Einige schweben in Lebensgefahr. anlagen gibt es an vielen Punkten Mandschu Düsseldorf, 20. Feber. In Hilden   drangen fuos; ihre Erzeugnisse werden auf japani­die Nationalsozialisten in das Volkshaus ein; es fchen Bahnen außer Landes geschafft. Die tam zu Zusammenstößen, in deren Verlauf ein wirtschaftliche Kolonisation des Landes ist den Volkshauses uta

Abschluß der Konkordatsverhandlungen Gesand- haber sind im Reich bisher nicht weniger als Nationalsozialist durch einen Bauchschuß schwer Japanern mit Hilfe von Verträgen gelungen, ter Desterreiths in Paris   werden soll, außersehen 28 sozialdemokratische Zeitungen verletzt wurde. Die Polizei ordnete die Schließung Sie man der chinesischen Regierung in gut

ift. Nachfolger Baugoins im Heeresministerium verboten. Der überwiegende Teil dieser Ver­wird entweder der gegenwärtige Justizminister bote wurde in Preußen ausgesprochen. In allen

des

Erfurt  , 20. Feber. Bei einer Schlägerei gewählten Situationen abgepreßt hat: sie getötet und zwei Personen schwer verletzt. das die Japaner ebenfalls, mit nicht gerade

Dr. Schusd nog oder der Direktor des Kriegs- Fällen wurden Angriffe gegen Herrn Hitler   als wifchen politischen Gegnern wurde ein Friseur wurde gefördert durch ein Eisenbahnmonopol,

archivs, Oberstleutnant Glaise- Horstenau  .

Ursache angeführt.