Sonderbel'age.

nogiste

Sonderbellage.

Ich warne Deutschland  !

000.01

Der Fascismus

ohne Glorienschein.

Von Dr. Vittorio Mungioli.

Der Verfasser, der seit fünf Jahren im Eril lebt und der der Neffe eines berühmten deutschen   Professors und Nobelpreisträgers ift, war bis Ende 1926 in Italien   als Landgerichtsrat tätig und wurde am 16. Dez. 1926 durch ein von Mussolini   und dem Justizminister Rocco mitunters zeichnetes tönigliches Dekret seines Amtes enthoben, weil er sich mit den allgemeinen politischen Richtlinien der Regierung in Ronflitt gefeßt habe Dr. Mungioli hat uns die nachstehenden Enthüllungen zur Veröffentlichung zur Verfügung gestellt, um dem deutschen   Volle das wahre Ge sicht des Fascismus zu zeigen und übernimmt die volle Verantwortung für die Richtigkeit seiner Angaben.

Der Dank des Vaterlandes

In immer stärkerem Maße wird von allen nationalen Kreisen Deutschlands   das fascistische Italien   dem deutschen   Volte als Paradies" hin­gestellt und die Innen- und Außenpolitik Muffo linis als unüber.refflich gepriesen; seine Gesetze auf dem Gebiete der Sozial- und Finanzpolitit werden als das A und einer klugen Staats­führung gelobt. Der Marris: mus" ist in mei­nem Heimatlande mit Stump; und Stiel aus gerottet und Mussolini   gilt als Hüter nationaler Würde und irdischer Gerechtigkeit. Meine Sym­pathie für das deutsche Volt und mein Wunsch, es bor gefährlichen Illusionen zu bewahren, ver­anlassen mich, dieser Gloriole des Fascismus das wahre Gesicht des heutigen Italien   gegenüber zustellen.

freivilliger" im Handgranatenwerfen. Dabei zog| Urbs  , im römischen Zeichen des Biftorenbündels, er sich eine kleine Verlegung am rechten Fuß zu Jahr 5 der fascistischen Aera, 30. Oftober 1927." und fonnte mun über Triest   nach Mailand   zurück­fehren und dort in der Redaktionsstube seiner Zeitung weiterfämpfen". Er sprach das große Wort gelassen aus:

Ich bin stolz darauf, in Erfüllung meiner gefähr lichsten Pflicht mit meinem Blute die Straße nach Triest   gefärbt zu haben!"

Giovanni Manzoni

war der Direktor der pleite gegangenen Banca di Milano. Wegen gemeinen Betruges hatte er in der vorfascistischen Zeit

General De Bono.

Freisprechung der fünf Angeklagten und drohten mir mit Versehung und einem nächtlichen Ueber­fall der Fascisten auf Forli  . Da ich abermals in Wahrung der rechtlichen Auffaffung mich für un­zuständig erklärte und in einem zweiten Fall das fieben Jahre im Zuchthaus gesessen! rechtswidrige Verhalten desselben Staatsanwalts Er wurde Bankdirektor wegen seiner großen Ber­aufdeckte, wurde ich von ihm dem Justizministe­rium als Gegner der nationalen Regierung" Ms der italienische Dichter Gabriele d'Annun- dienste in bezug auf fascistische Gewalttätigkeiten. denunziert und zum erstenmal strafverzio die Freistadt Fiume im September 1919 besezte, veranstaltete Mussolini   eine Geldsamm- s Präsident der italienischen   Polizei hat er, wie fett. lung zu Gunsten dieser notleidenden Stadt. in der Voruntersuchung des Matteotti  - Prozesses Von dem im In- und Auslande gesam- bewiesen wurde, die blutige Wäsche und Kleider melten Geld unterschlug er für seine eigenen Matteottis verbrannt und die vier Mör­Parteizwecke über 100.000 Mart. der unter seinen Schuh genommen. Da er Mitglied des Senats war, mußte er dort unter der Anklage der Mittäterschaft an Matte­ottis Ermordung erscheinen, wurde aber wegen ungenügender Beweise" freigesprochen. Mussolini   ernannte ihn zum Gouverneur von Tripolis  . Heute ist er Handelsminifter. Albino Volpi

Dieser zweite Fall war noch bezeichnender für die fascistische Rechtsauffassung, denn hier wurde mir zugemutet, meine Amtspflicht als un­tersuchungsrichter auf die Vernehmung der Polizei zu beschränken, anstatt

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die bei der Zerstörung einer Freimaurerloge von Fascisten nachts überfallenen und schwer verleßten Privatleute und Zeugen

Von einem Richter verlangt man überall Unpareilichkeit und eine Rechtsprechung, die, un­beeinflußt bon politischen Machtverhältnissen, den Gesetzen des Landes und dem Rechtsgefühl aller zu vernehmen. Staatsbürger entspricht. Nicht so im Italien  Mussolinis.

In Sulmona  , meinem neuen Amtsbereich, hatte ich vor dem Landgericht mehrere Fascisten, die

In Forli  , einer Provinzstadt an der ein Privathaus gestürmt und dabei ein 15jäh­Strede Bologna  - Rimini  , war ich bei Beginn der riges Mädchen vergewaltigt und sie so schwer fascistischen Aera Amisrichter und hatte in dieser verletzt hatten, daß sie bald darauf starb, Eigenschaft wichtige Befugnisse als Zivil, Straf­und Untersuchungsrichter, als Schlichter in Miet- zu schweren Strafen verurteilt. Das Justizmini­und landwirtschaftlichen Streitfragen, als Vorfit- fterium gab Aniveisung, den Fall zu am ne ft i e- zender der Wahlfommiffion, als Kontrollorgan ren, ba eine politische Amnestie für Delifte, über die Gendarmerie, die Gefängnisse usw. zu denen der nationale 3wed" nachzuweisen sei, meinem Amtsbereich gehörte auch Brebappio, die ergangen war. Die Angeklagten wurden bom

Profeffor Gaetano   Salvemini, der heute im Eril in   Frankreich lebt, flagte im Juli 1920  Mussolini öffentlich an; der Standal wurde aber dadurch unterdrückt, daß d'  Annunzio im Namen der besetzten Stadt auf das Geld verzichtete.

Am 3. Jänner 1925 erklärte   Mussolini in der   italienischen Kammer, daß die Morde an Giacomo   Matteotti und an Tausenden anderer seiner Gegner, die im Interesse des Fascismus, also im Intereffe der Ration" begangen

worden feien, auf seinen Befehl zurückzuführen feien und er die moralische, politische und histo­rische Verantwortung dafür auf sich nehme"! In

war einer der Mörder Matteottis und schon vor der fascistischen Periode dreimal wegen schweren Einbruch diebst a h Is, wegen Totschlags und Desertion verurteilt worden. Heute ist er Direktor der Generalmagazine   Mailands, in denen die Lebensmittel für die Bevölkerung lagern.

Cesare Maria de Beechi

in   Turin and

Anfeindungen seitens der Fascisten konnte ich mich Ich wurde wegen meines Urteils wieder straf- Oktober 1922) und in den darauffolgenden Jah- wurde Unterstaatssekretär. Als solcher hat er am

in   Forli, deffen Bevölkerung heute noch vorwie­gend republikanisch gesinnt ist und wo die politi­schen Gegen'äge mit besonderer Heftigkeit auf einanderprallten, dank meiner Unparteilichkeit bis zum Mai 1925 halten. Ich erhielt sogar von der fascistischen Regierung für meine besonderen

bersetzt, diesmal nach   Alessandria( Piemont). Auf meine Eingabe, daß ich die treue und un­parteiliche Erfüllung meiner Amtspflichten bewei­fen wolle. wurde mir amtlich eröffnet, man halte es nicht für angebracht, einen solchen Beweis zuzulassen"!

Als ich nun in Messandria im Oktober 1926

wurde aber gleich danach an das Landgericht ein Schwarzhemd, das wegen gemeinen Dieb­Sulmona nach den Abruzzen politisch straf- stahls vor dem Landgericht stand, auf Grund der bersetzt. Ich hatte nämlich das große Verbrechen Beugenausfagen verurteilte, obwohl der Staats­begangen, mich als Amtsrichter bei der Aburtei: anwalt von uns Richtern unter Hinweis auf die lung eines ia fc i st i fchen Ueberfalls auf Barteizugehörigkeit des Angeklagten Freispruch einige Bädergefellen, die auf dem Wege verlangte, wurde ich wegen antinationaler Ge­zu einer in   Italien verbotenen Maifeier waren finnung" zwei Monate später meines Amtes ent­und von denen einer durch Dolchstiche so verletzt hoben und der fascistische Dieb von der Be­wurde. daß man an seinem Aufkommen zweifelte. rufungsinstanz in   Turin freigesprochen! für unzuständig zu erklären, da dieser Fall als

Ich bin nicht der einzige Richter, der sein Erfüllung feiner Amtspflichten" bietet

ten fascistischer Herrschaft find in   Italien

über 30.000 politische Morde begangen worden. Außerdem wurden unzählige grausame Zuchthausstrafen, Deportationen usw. über politische Gegner verhängt.  

Matteotti wurde auf Befehl Mussolinis am 10. Juni 1924 von vier Schwarzhemden ermordet, weil er auf Grund der bei den Wah­len im Frühjahr 1924 verübten 400 Morbe an Antifascisten die Regierung   Mussolini parlamen­tarisch stürzen wollte. Die vier Mörder über­fielen   Matteotti in der Näh seiner Wohnung in  Rom, pacien ihn in ein zu diesem Zweck vom Innenministerium geliefertes Auto, schnitten ihm

18. Dezember 1922 dreiundzwanzig Arbeiter, die zum großen Teil politisch indifferent waren, auf die grausamste Art umbringen lassen,

um der   Turiner Bevölkerung ein abschreckendes Beispiel zu geben. Sie wurden auf offener Straße überfallen und dann wurden einige im Fluß er­tränkt, die anderen auf freiem Felde erschossen. Der Sekretär der Metallarbeiter- Gewerkschaft Berruti wurde mit den Füßen an ein 2a ft­auto gebunden und so lange in rafendem Tempo mitgefchleift, bis nur ein unförmiger lumpen blutigen Fleisches und Keno­chen übrigblieb. Die

Leiche wurde dann drei Tage auf der Straße ausgestellt

mit einem Dolch die Kehle durch, zerstückelten dann die Leiche und begruben die einzelnen Stücke lich wie der Mord an Rosa   Luxemburg): Am folgenden Tage wurde der Bahnbeamte An­Richter, die in   Italien fascistische Diebe und Mehrere Monate lang konnten die Mörder freigelo Quintaglie, der, obwohl fascistisch ge­

berfuchter Mord m. E. vor das Schwurgericht Amt verlor, weil er teine Garantie einer treuen in der Gegend der Quartarella"( Also so ähn unter ständiger Bewachung der Schwarzhemden.

gehörte, Der Staatsanwalt, Dr. Guido Stanzani, bestand aber auf Aburteilung durch das Amts­Provinz und die fascistischen Rechtsanwälte, die ihrem Vaterlande!

gericht und verlangte, ebenso wie der Präfekt der Mörder nicht freisprechen, gelten eben nichts in herumlaufen, von den Fascisten wurden sie öffent innt, den grauenhaften Mord an Berruti einer

Die fascistischen Stützen von Thron und Altar.

lich als Nationalhelden gefeiert, bis man fie unter dem Druck der Volksempörung doch verhaften mußte. Jm Winter 1925 sprach sie das Schwur­gericht in   Chieti frei, weil sich ein Arzt fand, der erflärte,   Matteotti sei an Lungenkrankheit gestorben! Arnaldo   Mussolini,

ge­Stritit unterzog, in seinem Büro von sechs Schwarzhemden überfallen und durch Fußtritte, Stockhiebe und Pistolenschüsse so schwer vers Ießt, daß er vier Tage später

unter furchtbaren Qualen starb. De  

Vecchi übernahm in der Kammer die volle

gut für die Beurteilung eines politischen Macht Artikel gegen den Krieg. Als ihm dann wegen Er war nicht nur Chef der Zentralpressestelle in Bur Belohnung dafür wurde er gleich vom ,, Seht Euch Eure Führer an!" Es ist immer noch im September 1914 schrieb er im Avanti" der Bruder des   Duce", starb im Feber 1982. Verantwortung für diese unmenschlichen Taten. systems, wenn man sich die Machthaber etwas eines Leitartikels von seinem früheren Freunde   Rom, sondern er mußte auch die Privatkaffe der Leutnant zum General der Miliz beför­näher ansieht, da man nur so erkennen tann, ob Serrati gesagt wird, daß er, nachdem er sich für Familie   Mussolini mit den Gelde anderer fül dert und später zum Grafen von Val Cismon dieser Leute eine Zeit entstehen tann, in der länger mehr Chefredakteur bleiben könne, ver wird, hat er diese Aufgabe so gut zu lösen ber­es überhaupt möglich ist, daß aus der Tätigkeit die bewaffnete Neutralität" erklärt hat, nichten. Wie von verschiedenen Seiten behauptet und zum Gouverneur der Kolonie Somali das Wohl und Gedeihen des gesamten Volles sichert er demütig, daß er nie wieder zur mocht, daß er rund eine Viertelmilliarde beim Heiligen Stuhl, beim Bap ft!

gesichert ist

Feder greifen und nie etwas gegen

gire binnen feche Jahren zusammenbrachte.

Ich will deshalb dem   deutschen Volte, das den Sozialismus schreiben werde. Als Nach der fascistischen Presse zahlt der   Duce selbst, im Gegensatz zu den Völkern aller andern Stul Maurer wolle er sich seine fünf Lire täglich ver- det das Motto pries ,, nackt am Ziele anlangen!", turländer noch herzlich wenig Tatsachen aus dem dienen, aber er hatte sich schon längst rüdver 200.000 Lire Steuern. Vorausgesetzt, daß er sein| Leben der heutigen Führer   Italiens fennt, einige fichert für den Fall, daß er in der Partei nicht Vermögen richtig versteuert, besäße er demnach der bekanntesten Bersönlichkeiten des fascistischen durchdringen würde, und Kulturkreises vor Augen führen: Benito  

Mussolini

Ende 1914 läßt er sich von   Frankreich, das er borher lächerlich gemacht hatte, 950.000 Francs zahlen

10 Millionen   Lire. 1920 war er noch ein armer Teufel und Erbschaften hat er nicht gemacht. Der verstorbene Bruder des   Duce war in der Lombar­  dei Aufsichtsrat und Präsident mehrerer Indu­

Im September 1932 hat ihm der Papst jein Bild geschenkt mit eigenhändiger Unterschrift und folgender Widmung: Unserem gelieb ten Sohn Cesare Maria de   Vecchi unseren besonderen apostolischen Segen"! Italo   Balbo

ist sehr bekannt für seine Gewalttaten. Unter anderem ließ er 1924 den katholischen

war einst Chefredakteur des Zentralorgans der und gründet damit in   Mailand die Zeitung Istrieunternehmen und Banken, u. a. auch der Geistlichen Don   Minzoni, Pfarrer an  italienischen Sozialdemokratie, des Abanti, popolo d'Italia", in der er nun eine Banca di Milano. Diese Bant geriet 24 Stun- der Kirche von Argenta bei   Ravenna, auf der fende Kriegshebe gegen   Deutschland be- den nach dem Tode Mussolinis II. in Konturs mit Schwelle seiner Kirche durch Stochiebe fei in Alipolis Strieg führte, war er eifrigter treibt. So berbreitet er auch die Striegslüge, die einer Schuldenlast von 50 Millionen Lire gegen- tofschlagen, weil dieſer Pfarrer katholische Berfechter des Stampfes gegen den Krieg mit allen   deutschen Soldaten hätten in   Belgien den Kindern über einem Raffabestand von 3.75 Live( 75 Pfen Gewerkschaften organisierte. Auch er war Leut­Mitteln. Wenige Monate vor Ausbruch des Welt- die Augen ausgestochen und die Hände abgehackt, nig)! trieges schrieb er: Ich stelle fest, daß dieses alte Klischee des zustellen mit dem Kampf der Kultur gegen die Sit des Junenministeriums, ist eine Inschrift fascistischen Milig ernannt, dann wurde er Luft­gefährdeten Vaterlandes das ideologische Klischee aller bürgerlichen Demokratien ist, ein Klischee,

und der Krieg gegen das deutsche Volt sei gleich­Barbarei und das Untermenschenum"

Er selbst ging nicht in den Strieg, meter hinter der Front als sogenannter Kriegs­

nant im Heer gewesen. Zur Belohnung für diesen In Mussolinis Palazzo Braschi", früher Mord wurde er zum Generalissimus der eingemeißelt: Dieses edle Saus, wo durch lange fahrtminister. Als er seinen offiziellen Be­ahre Stellenhandel und Schiebungen der Nation such in New   York machte, begrüßte ihn ein lug und der Zukunft die fascistische Vereinigung der das Wort Mörder" malte. Heute ist   Balbo

mit dem man seit 30 Jahren dem Elend des ondern übte sich drei Monate lang mehrere Kilo Mißregierung bescherten, weiht wieder Jtalien zeug indem es über dem Hafen in Rauchschrift

Proletariats das Blut abzapft."