Bt. 49. CMtuteg, SS. Feber 1988. 4ette 5 6r schreibt noch einmal an seine Matter Bon Viktor Sarkin. Es geht mir wirklich gut. Ich hab's gewußt, Du wirst Dir wieder Sorgen um mich machen, Mir fehlt zum Schreiben manchmal nur di« Lust. Und das ist alles. Die kaputten Sachen Find unterwegs. Nur Eines bitt ich: Näh ' Nicht wieder dran bis morgens fast. Ich schreib Dir heut aus dem Cafe, Nur, daß Du wieder von mir Nachricht hast. Es komm: oft vor, daß ich hier ohne Scheu Den Abend lang, vor einem Mokka sitz« Und da sind Zeitungen auch noch dabei. Kollegen kolportieren Tips und neu« Witz«, Man spielt in wenig Schach, ein wenig Skat. Man kritisiert, gerät dabei in Rage, Man trifft di« Freundin, so man eine hat Und diskutiert mit ihr die Prominentengag«. — Du siehst, viel Neues kann ich nicht berichten, Biel interessanter ist mir, was Du selber treibst. Es ist für Dich nicht leicht, Dich einzurichten, Ich weiß«S, wenn Du auch davon nichts schreibst. Hab bitt« keine Furcht, mich zu belasten, Und nochmals: glaub nur nicht, mir gehl es schlecht. (Ich fang jetzt an aus Eitelkeit zu fasten, Weil ich doch di« Figur behalten möcht.) Und«ins noch, mußt Du mir ganz fest versprechen: Nimm einmal Urlaub und erhol Dich ganz. DaS ist kein Grundsatz: Biegen oder Brechen?, Wenns um Gesundheit geht! Mit Kuß Dein HannS. Sorgen der WissenschasUer. In französische« wissenschaftlichen Kreisen und vor allem unter den Archäologen wurde ein« neu« heftige Polemik entfesselt, ähnlich den Polemiken, di« Wer di« Funde in Elozel vor einigen Jahren geführt wurden. Einige ArchäÄogen sind der Anschauung, baß unwert Elsrmont-Ferrand in der Auvergne unlängst die echten lieberreft« des gallischen Ger - govia, von dem Cäsar schreibt, entdeckt wurden. Ändere Gelehrt« verteidigen nicht weniger zäh und entschlossen die gegenteilig« Ansicht. Di« Polemiken brr Wissenschaftler, die chren Gegnern gegenüber nicht mit Worten sparen, haben sich nunmehr, auch auf di««osten Seiten der Pariser Blätter übertragen. Gelä&r!idie lagd auf den Bären. Uralte Jagdart mit dem Messer.— Tollkühner Porpoß in die Höhle. — Wenige Minuten entscheide«. Wenn in den rumänischen Karpathen der Schnee am höchsten liegt und der Frost als gestrenger Herr über dem Hochwald steht, dann brechen allenthalben kleine Jägertrupps aus, UM den Bär in seinem Schlupfwimel aufzustöbern. Weil eine solche Exkursion" manchesmal«in« Woche und länger dauert, bereitet man sich entsprechend vor und deckt sich mit allem Nötigen reichlich ein. Der gemeine Karpathenvar wird etwa einen Meter und dreißig Zentimeter groß, ist dunkelbraun und ziemlich gutartig. Wenn man ihn in Ruhe läßt, tut er niemand etwas zuleide. Viel« Legenden spinnen sich in den rumänischen Gauen Um den braunen König der Karpathen und manch eine weiß zu berichten, daß der Kampf zwischen Bär und Mensch nicht immer zugunsten deS letzteren ausgegangen ist. Besonders im Leben der Hiuulen, eines seltsamen BolkSstammes von un- gcklärter Herkunft, der in den hügeligen Vorläufern der eigentlichen Karpathen ansässig ist, spielt der Bär eine große Rolle. Das Volk der rothosi- gen Huzulen stellt die besten und erfahrensten Bärenjäger, die kühnsten vor ollem. Bei den Huzulen ist ein« uralte Art der Bärenjagd noch heut« in Schwang, die aus einer Zeit stammt, wo Man noch nicht Kugel und Blei kannte. Manche I Bärenjagd wird in Rumänien organisiert nur um der Sedation willen, einen althuzulischen Bärenjäger bei seinem gefährlichen Handwerk beobachten zu können. Der«Oe Teil der Jagd geht damit hin, vor allem die Schlupfwinkel und Höhlen, in welchen der Bär seinen Winterschlaf hält, ausfindig zu machen. Auch hier bewahren sich die Huzulen, die einen unfehlbaren Spürsinn für das Aufstöbern dieser Schlupfwinkel an den Tag legen. Ist eine solche Höhle gefunden und hat die Witterung das Vorhandensein eines solchen Bären bestätigt, dann beginnt die eigentliche Sensation der Parenjagd. Ganz allem, nur mit einem Messer und einer Fackel bewaffnet, dringt der huzu- lische Jäger in di« Höhle hinein. Außen warten die Jagdgenoflen mit atemloser Spannung auf den Ausgang des tollkühnen Unternehmens. Diesem tollkühnen Vorgehen des huzulischen Jägers liegt eine ganz bestimmte Ueberlegung zugrunde, di« auf der genauen Kenntnis des Baren und seiner Eigenheiten beruht. Mit der brennenden Fackel, die eine plötzliche strahlend« und beißende Hell« in der Hohl« verbreitet, wird der Bär so geblendet, daß er seinen Angreifer zuerst gar nicht wahrnimmt. Hinzu kommt noch, daß der im Winterschlaf befindlich« Bär äußerst benommen ist, wenn er Plötzlich geweckt wird. Trotzdem entscheiden hier wenige Minuten, die es blitzsthnell und zielsicher auszunutzen gilt. Der geblendete Bär erhebt sich. wütend auf seine Hin- tertatzen. In demselben Augenblick dringt ihm auch schon das lange Messer des Huzulen tief inS Herz. Dieser Stich muß ganz sicher geführt sein, denn ein nur verwundeter Bar verwandelt sich in ein« wütende Bestie, und stürzt sich blindlings auf seinen Angreifer. Wenige Minuten später klettert dann der siegreiche Jäger wieder anS Tageslicht und zeigt triumphieret^ sei« blutiges Mester. Sein« Volksgenossen vollführen einen übermütigen Freudentanz und«in« Buddel Schnaps, di« gewöhnlich der eigentliche Unternehmer der Jagd stiftel, macht auSgiÄig die Runde. Dann klettern, je nachdem der Schlupfwirckel Platz bietet, zwei oder moyvere Männer hinein und ziehen den toten Bären mit Hilfe Von Stricken ans Tageslicht. Ein Bote ist inzwischen ins Tal gelaufen und kommt nun mit Pferd und einem primitiven Schlitten zurück, auf den der Bär geschnallt wird. Oft muß allerdings der Bär, dessen zusammengeschnürte Tatzen dann durch einen Tragstock gezogen weiden, in stundenlangem Abstieg von den Jagern selbst ins nächst« Dorf geschafft werden. ES gibt in den Karpathen berühmte Huzu- lenjäger,. von denen mancher schon hundert und mehr Bären auf di« erwähnte Weis« mit dem Messer erlegt hat. H. Schlüter. zeitgemäße Worte. „Die Nation, welche nur durch einen einzigen Mann gerettet werden kann und soll, verdient Peitfchenschläge."(I. G. Seume .) „Wo ein eiryiger Mann den Staat erhalten kann, ist der Staat in seiner Fäulnis kaum der Erhaltung wert."(Senm e.) * „Die gewöhnliche AdelSchre, Treue gegen einen Herrn, ist Tugend deS Hundes." (Fichte.) „Ein Fürst soll nicht sein; es soll keiner sich Mrauen, daß er her Ausspruch des Rechtes sei." (Fichte.) ft „Und so wird von ihnen aus dargestrllt werden ein wahrhaftes Reich des Rechts, wie cs noch nie der Welt erschienen ist, in aller der Begeisterung für Freiheit des Bürgers, die wir in der alten Welt erblicken, ohne Aufopferung der Mehrzahl der Menschen als Sklaven, ohne welche die alten Staaten nicht bestehen konnten: für Freiheit, gegründet auf Gleichheit alles dessen, was Menschengesicht trägt.— (Ficht e.) * So stellte der große deutsche Philosoph die Mission der Deutschen in der Welt dar. Der deutsche Staat wird nun durch den Ungeist der Nazi dargestellt. Wie lange?„Sie töten den Geist nicht ihr Brüder!" Volkswirtschaft und Sozialpolitik Das 8uve de» Äoffitzer Streits. Die Kommunisten haben den Streit der Rossitzer Bergarbeiter abgeblasen und di« Arbeiter aufgefordert, bedingurigSlos in die Betrieb« zu- rüchzukehren. Wenn Sozialdemokraten einen Streik auf diese Weis« beenden würden, d. h., wenn irgend ein« frei« Gewerkschaft ohne jede Bedingung die Arbeiter auf Gnade oder Ungnade den Unternehmern ausliefern würde, würde die kommunistische Presse von Verratsgeschrei widerhallen und die S^ialdemokraten als Verräter und Streikbrecher bezeichnen. Wenn aber die Kommunisten selbst einen Streik auf dies« schmähliche Weis« beenden, dann natürlich ist dies ei» neues Heldenstück der Kommunisten und ein Beweis, daß ihre Taktik die richtige ist. Sie haben geglaubt, daß sie einen Streik dadurch gewinnen, daß sie auf die Sozialdemokraten schimpfen. Es hat sich aber gezeigt, daß man den Streik nicht mit dem Maul, sondern mit dem Kopf führen muß und daß es einer gewissen Klugheit, die gepaart ist mit wirklicher Entschlossenheit, bedarf, um einen Streik für die Arbeiterklasse siegreich zu führen. Die Verschlechterung der Lebenshaltung, welche die Bergarbeiter des Rossitzer Revie- res nunmehr in Kauf nehmen müssen, haben sie den Kommunion zu verdanken und Herr Dr. Bill, der im„Prager Tagblatt" die kommunistische Streikleitung bewundert und die Sozialdemokraten verleumdet hat, kann nun den Lesern der bürgerlichen Presse ein neues Loblied auf die Tüchtigkeit der Kommunisten Vorsingen. Die Kommunisten führen den unglücklich be- endeten Streik natürlich nicht auf ihre Ungeschicklichkeit, Großmäuligkeit und Spaltungstätigkeit innerhalb der Arbeiterschaft zurück, sondern darauf, daß die Sozialdemokrati« nickst mitgetan hat. Wenn die Kommunisten«inen Streik ohne di« Mithilfe der freien Gewerkschaften nicht führen können, dann müssen sie sich eben dazu bequemen, mit den freien Gewerkschaften zu verhandeln und ein gleichmäßiges Vorgehen der gesamten Arbeiterschaft zustande zu bringen. Die sltzialdemo- kratischen Arbeiter stehen nicht unter dem Diktat der Kommunisten und eö fällt den freien Gewerk- schäfte« gar nicht ein, so zu tanzen, wie dir verantwortungslosen kommunistischen Führer und ihr« bourgeois- kommunistisch«! Helfershelfer Pfeifen. Die Kommunisten haben wieder einmal ge- zeigt, wie sie die Arbeiter ins Verderben jagen un- die Bergarbeiter des Rossitzer Reviere- werden heute wohl schon ein anderes Urteil über die kommunistischen Streikführer haben, als bei Beginn und wahrend des Streiks. * Bezeichnend übrigens ist, daß von den Bergarbeitern. die vor der Beendigung des Streiks schon auf den Gruben arbeiteten, zwei Drittel, genauer 65 Prozent, Kommunisten gstvesen sind. Diese Tatsache steht in schveiendftem Widerspruch zu den revolutionären Worten der kommunisti schen Streikführer. Auswanderung im Jänn«r 1933. Nach den vorläufigen Vormerkungen des Statistischen Staatsamtes, zu deren Vollständigkeit für Jänner noch Zum Borsall am Wiatrrstadioa wird uns berichtet, daß ei sich, nicht um einen sorgenschweren Sturz de« beliebten Torwartes der heimischen Mannschasi handelt«, sondern um einen krampfhaft«» Hustenanfall einer Dam« aus dem Publikum, di«, obwohl wiederholt gewarnt, gewagt hatte, ohne Lakrrol-Tabletten zum March zu kommen. Glücklicherweise erkannte einer der Umstehenden rechtzeitig di« Situation und so konnte di« Dame, nachdem flr den Anfall mit Hilfe einiger Lakerol-Tabletten überwunden hatte,, das spannende Match bis zum End« ohne weitere krampfhaft« Hustenanfälle besichtigen. Lakerol-Tabletten wirken rasch, sind wohlschmeckend, desinsizieren Mund und Hals und sind der zuverlässigst« Schutz gegen Husten, Heiserkeit und Halrinfektionen. Machen Sie einmal «inen Versuch und Sie werden dauernd lakerolen. In allen Apotheken und Drogerien stets vorrätig. Generaldepor Brauner'- Apotheke„Zum weiße» Löwen ", Prag TL, Pkikopy 18 18A Bericht« aus 18 Bezirken fehle«, wurden im Monat Jänner 1983(in Klammern: Dezember 1938) AuS- wandererpäsie ausgestellt: in Böhmen für 197(S-t) Personen, in Mähren -Schlesien für: 34(84), in der Slowakei 198(93),. in Karpathorußtand für 81(7), in der ganzen Republik.für Ätzt(188) Personen. BoN ihnen gaben 172(118) Personen als Reiseziel europäische Staaten an, und zwar Frank reich 76(34), Deutschland 14(6), Oesterreich 19 (10), die Union -er Soz. Sowjet-Republiken 20(28), Belgien 16(19), Jugoslawien 11(19), Rumänien 8(8), Ungarn 1(3), sonstige europäisch« Staaten 7(8) Personen. Ueberseestaaten gaben als Reiseziel im ganzen 92(79) Personen an, und zwar: Kanada 33(11), di« Vereinigten Staaten von Amerika 27(22), Argentinien 15(27), Uruguay 1 ;(1), Brasilien 4(1), und sonstige Ueberseestaaten 12(8) Personen. Diese Statistik der nach Ueberseestaaten ausgestellten Auswandererpässe wird durch di« Statistik der zum Ueberseetranspori übernommenen Auswanderer ergänzt, deren es im Jänner 1933 im ganzen 114(87) gab und die nach folgenden Staaten ausgewandert sind: Kanada 29 (41), nach den Vereinigten. Staaten von Amerika 46(14) Argentinien 27(29), Uruguay-r(2), Brasilien 3(—) und nach sonstigen Ueberseestaaten 9(1) Personen. Geriditssaal Aufhebung eines Mordproretz-UrteNr durch das Oberste Gericht. Brün«, 25. Feber. Di« Geschworenen des.Kreisgerichtes in Eger verurteilten am 26. März des Vorjahres den 49jährigen Bergarbeiter Josef P t 4 k aus BuZovice zu zwanzig Jahren sch'we ren Kerkers wegen Mord. PtLk war verdächtig, am 22. Feber 1921 den Hegrr Nofef Dolansk^ auS Haßmotiven mit einem Arm«r«volver erschossen zu haben. Di« gegen ihn geführte Untersuchung und di« Strafanzeige wurden jedoch wegen Mangels an Beweisen ausgehoben Erst im Feber XS Vorjahres wurde er neuerdings verhaftet, da die Gendarmerie durch«inen Zeugen, der der Tat beigewohnt halt«, feststellen konnte, daß Pläk tatsächlich-er Mörder ist. Nach Urteilsverkündung legten sowohl Verteidiger wie Sta.stSanwalt Berufung ein. In der heutigen Verhandlung des Obersten Gerichtes gab das Gericht der Nichtigkeits. beschwerd« des StaarsomvalieS statt, hob dar Uneil auf, da, wie der Staatsanwalt auSführt«, den Geschworenen statt der getrennten Frage auf Mord nnd Totschlag eine einzige Frage vorgelegt word«n war. Deshalb wurde das Urteil der ersten Instanz znrück- gestellt und di« Angelegenheit wird vor dem Schwurgericht nochmals zur Verhandlung komin-" Wawr, II r-T-r--irr r-|--n--rr it t Hltleriana. Zwei Szenen aus dem gewaltig«« völkische« Drama„Das Dritte Reich " v. Unus. 8. Akt, 12. Szene. (Saal deS Reichsverwesers. Auf Teppichen, Portieren, an Wänden und an der Decke daS Emblem der altsemitischen Hakenkreuzes'). Großagrarier, Schlotbarone und sonstige Arbeitgeber, all« in braunen Hemden resp. Waffenröcken, im regen Gespräch iM.il Hugenberg. Sowie di« Diener di« Flügeltür aufreihen, vollkommene Stille. Der Reichsverweser Hitler tritt in den Saal.) Di« Anwesenden(mit emporgeschleudertem Arm): Heil! Hitler (dankt mit der flachen Hand. Er setzt sich-) , Hugenberg(im braunen Frack, tritt vor und vffnet den Mund zum reden—) Hitler(ihn unterbrechend): Si« brauchen Mir nichts zu sagen. Ich weiß alles. Ich weiß immer alles. Ich weiß m e h r als alles, und a l l e. Di« Arbeiter auf dem Felde und in den Fabriken wollen nicht arbeiten. Obgleich wir ihnen ei» Drittel des Lohnes zugestanden hoben, den sie selbst gefordert hoben. Obgleich wir, um sis zu verhindern. Liefen Lohn in so viel zu vieler freien Zeit zu versaufen, diese freie Zeit auf acht Stunden täglich herabgesetzt haben. Zum Wohle ihrer Familien. Sie streiken also. Vier Jahre *) DaS soll kein Scherz in dem Drama sein: Das Hakenkreuz ist semitischen, ja sogar schon phönizischen Ursprungs! habe ich diesem marxistischen Gesindel Frist gegeben, sich meinem Reich einzugliedern. Ein ungeheueres Strafgericht wird morgen über die Rebellen verhängt. Während Si«, mein« Herren, beraten haben, habe ich gehandelt. Alle Vorbereitungen sind getroffen. In diesem Augenblick bereits sind dre gesamte nNovemberver- b rech er auf der Lüneburger Heide zusammengetrieben— Alle Anwesenden: Hört, hört! Hitler (fortfahrend)— umzingelt von meinen SS. - und SA. -Männern. Morgen früh, Punkt 10, nahmen Sie gefälligst die für Sie reservierten Plätze auf der Tribüne vor der Lünebur ger Heid « ein. Wer nicht die Stärke meiner Nerven hat, bleibe zu Hause. DaS morgige Schauspiel ist gleichzeitig der Schlußstein, dre Krönung des Dritten Reichs. mü> meines unbeugsamen Willens. Heil!(Mitte ab.) Hugenberg(zu den ihn ängstlich, mit fragenden Blicken Umringenden): Meine Herren, wir müssen Vertrauen zu unserem geliehen Führer haben. Haben wir vier Jahre gewartet, können wir auch den morgigen Endentscheid abwarten. Also bis auf morgen, meine Herren, um zehn in Lüneburg ; der Nachtschnellzug geht um (er sieht auf die Uhr) 8% Uhr vom Anhalter Bahnhof ab. Deutschlands Erwachen soll auch deutsch « Männer vorflnden! (Der Vorhang fällt.) 4. Akt(in einer Szene). (Die große Lüneburger Heid «, von der. nur ein Ausschnitt zu sehen ist, mit gelbem Scheinwerferlicht beleuchtet. Die Tribünen überfüllt von prominenten A n t i m a r x i'st«« der höheren Stände. Die gesamte werktätig« Bevölkerung Deutschlands füllt di« gewaltige Fläche auS, di« in der Perspektive natürlich in dem bemalten Prospekt ihr« Fortsetzung findet. In den ersten Reihen erblickt man di« marxistische Intelligenz, darunter Heinrich Mann und Käthe Kollwitz mit mittelalterlichen hölzernen Schandkvagen um den Hals; um die beiden herum Redakteur« d«r kommunistischen, sozialdemokratischen und Zentrumiblätter mit mächtigen Knobeln im Munde, di« Hände zusammengebünden. Dl« unab- schbare Masse ist umzingelt von einem dreifachen Kordon von SS - und SA -Männern. Der erst« Kordon an Maschinengewehren, der zweit« mit schußbereiten Revolvern und Handgranaten, der dritte mit Gummiknüppeln und Stahlruten versehen. Im Vordergründe links einige Lustknaben, die zu Röhm, der Hitler zur Rechten in der Loge sitzt, hinauftokettieren und ihm Kußhändchen zuwerfen.) Hitler (sich von seinem Sitz in der Reichs- verweferloge erhebend, und mit ausgestrecktem Arm): Deutsch «! Heut« vor vier Jahren habe ich euch versprochen, den Marxismus zu ze^chmet- t«rn. Di« Gnadenfrist von vier Jahren ist um. Ihr erlebt heute den größten Augenblick der Geschichte. Nicht viertausend Jahre, wie sie Napo leon von den Pyramiden auf seine Soldaten herabsehen ließ— schon nach vier Jahren erlebt ihr ihn!(er stellt sich vor das vor der Loge aufgestellte Riesen-Megaphon, und, im gewaltigen Kommandoton hineinrufend): SS. - und SÄ.- Männer! Alle- fertig?(Ein dröhnendes„Heil" auS vierzehn Millionen Kehlen rollt über das unabsehbare Feld.) Ich Ml« biS drei! Erlöst daS Deutsche Reich von dem marxistischen JW&el! Amen!(Er tritt einen kleinen Schritt zurück, die mächtige Stirne vom Scheinwerfer scharf beleuchtet. Di« Tribünenzuschauer haben sich von den{ Plätzen erhoben, und stieren mit vorgestreckten Köpfen auf die Menge. Er tritt wieder vor da? Megaphon):— Eins— zwei— drei!——— (A tempo Bühu« vollständig dunkel. Man hön nur das Knattern der unzähligen Maschinengewehre, das Platzen der Handgranaten und das Knallen der Schußwaffen.). Die Gesandten der fremden Mächte(in der Diplomatenloge): Schluß! Schluß!(Die Bühne wird wieder hell.) Hitler (blaß, doch ganz ruhig,, steigt die Treppe hinab, und murmelt das letzte Wort Chri- stiS am Kreuze): Haschlem!*) Hugenberg(das tzlesicht in Angstschweiß gebadet, nähert sich Hitlern): Ich kann Eurer Exzellenz nur Meinen ergebensten Glückwunsch ans- »prechen zum endlichen Sieg! Hitler (lächelt wohlwollend). Huoenberg: Nur eine Frage wage ich an Euere Exzellenz zu richten: Da alle Arbeite r nun glücklich tot sind W"r' oll NNn arbeiten? Hitler (nach längerer, gedankenvoller Pause): Diese Frage ist zu schwerwiegend, um sogleich beantwortet werden zu können geben Sie mir vierJahre Zeit, dann sollen Sie die Antwort haben!(Er geht, umringt von seiner Leibwache, durch die Potemkin-Kuliss« rechts ab.) Hugenberg und die ihn umringenden Arbeitgeber(um den Souffleurkasten malerisch gruppiert) sehen sich mit langen Gesichternan! (Vorhang fällt rasch.) End«. *)„Er ist vollbracht!" Christus hat nicht, wie die Rassenphilologen behaupten, mecklenburger Platt, sondern, authentisch, hebräisch gesprochen!
Ausgabe
13 (26.2.1933) 49
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