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Donnerstag, 2. März 1933

Kinder, die Rückenstiche lernen!

lernen! stack

Ein Zeitbild aus der ,, Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterparte!".

Der ,, Mörder turm 24" nonst

In Weißenburg hat der Führer der Hitlerjugend fein Notizbuch mit den Dienstoufzeichnungen ver. loren. Neben dem Namensverzeichnis der Mitglieder dieses Jugendsturmes" befindet sich in dem Buch eine besondere Rubrik mit dem Titel Mörder= turm 24", darunter folgen die zum Teil unter unferem Bild angegebenen Namen von acht diesem Sturm angehörenden sechzehn- bis neunzehnjährigen Burschen. Man tönnte das als Auswuchs einer findlichen Phantasie bezeichnen, die um so eber ber­ständlich wäre, als ja die Redner und die Zei­tungen der Nazis tagtäglich zum Mord hetzen. Da mit fönnte die Sache für uns erledigt sein.

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Aber die Bezeichnung Mördersturm" steht nicht nur auf dem Papier! Der Mördersturm 24" hat Praktisch geübt! Uns ist ein Bild in die Hände gefallen, das wir als wertvolles Zeitdokument unje­ren Lesern vorlegen.

Wir lassen das Bild für sich selber sprechen. Der Führer des Mördersturms 24" hat sich als margistischer Untermensch" fesseln lassen, der Ka merad schwingt das Messer und haut es von hinten in den Rüden, und vier schauen zu. Freuen sich über die gelungene Uebung", freuen sich, daß fie berufen sind, na­tionalsozialistischen Geist" mit Messer und Revolver

zu berbreiten...!

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Drei Arbeiter der Linken sind innerhalb vier­zehn Tagen von Chemnizer Nationalsozialisten er mordet worden. Alle drei fielen Rückenstichen zum Opfer. Auch in Leipzig wurde Genosse Heinze das Opfer nationalsozialistischer Messerstecher. Jezt wiffen wir, daß die Nazis systematisch dazu gedrillt

werden!

Das ist des Dritten Reiches Herr Iimfeit!

Lonnten. Desterreich werde da häufig zum Opfer bon Ereignissen, bei denen einzelne Faktoren ficher ohne Wissen der Regierung- frem den Einflüssen unterliegen. Die tschechoslowakischen Waffentransporte durch Desterreich sind durch die Friedensverträge gestattet, den österreichischen Behör­den rechtsgültig angezeigt und voll in allem! on­trollierbar. Wir wünschen, daß alle, welche Waffen durch Desterreich befördern, in gleicher Weise borgehen mögen. Wir werden uns in diesen Dingen gerne mit Oesterreich verständigen. Die Kleine Entente mar meit davon entfernt, in diesem Konflikt die Würde eines Staates zu tangieren, mit dem fie in freundschaftlichen Verhältnissen lebt. Durch die Rückkehr der Waffen nach Italien wird der Hauptwunsch der Kleinen Entente erfüllt.

Im Schlußrefumé stellt Beneš feft, daß wir in Europa teine friegerischen Ronffitte befürchten, daß aber die Ereignisse, die unser harren, ernst sein werben. Unter diesen Umständen bringe der Paft der Kleinen Entente eine bedeutende politische Starfung für alle diese Eventualitä ten und neue Garantien gegen alle Schwierigkei­ten. Der Bält rufe ferner imperativ zum Aufbau der neuen wirtschaftlichen Zusammenarbeit auf. Nach und nach soll die neue gemeinsame Wirtschafts­und Handelspolitik mit den anderen Staaten der Kleinen Entente aufgebaut werden. Diese Arbeit wird vielleicht ganze Jahre erfordern, aber sie muß und wirt geleistet werden.

Voraussetzung sei eine gedeihliche innerpolitische Entwidlung.

Innerpolitische Konsequenzen. In der gegenwärtigen Zeit werde nur jener Staat international feinen Kampf gewinnen, der innerpolitisch widerstandsfähig bleibt.

Er richte daher als Außenminister einen warmen Appell an alle unsere Parteien und öffentlichen Fattoren, absolute Ruhe und feste Rerben zu bewahren, besonders auch mit Rücksicht barani, was sich in unserer Nachbarschaft ab spielt. Steine nahe oder unmittelbare droht uns überhaupt nicht.

Gefahr

Damit man uns nicht den Vorwurf der Fälschung macht, geben wir die Namen der an der Mordübung Beteiligten bekannt: Von links nach rechts: Staab, Schwegler, Grünwedel, Höftlein. Liegend: Eckert, der Führer des Sturms". Der Zustechende: Degenfelder.

Die Stärke der deutschen Armee.

600.000 Mann!

In unserem gestrigen Bericht aus der Mark Brandenburg war davon die Rede, daß die Gesamtstärke der deutschen Armee nach Eingliederung der SA. und des Stahlhelms in die bewaffnete offizielle Macht des Staates 50.000 Mann betrage. Das ist ein Druckfehler, es sollte heißen, daß man sie mit 500.000 Mann faum zu hoch beziffere.

Nach dem Versailler Vertrag darf Deutschland 100.000 Mann Polizei und 100.000 Mann Reichswehr haben. Hinzu kommen nun noch die SA. - Armeen, die, den Stahlhelm nicht mitgerechnet, mit dreihunderttausend Mann beziffert wer den. Stahlhelm und polnischer Grenzschutz( Schwarze Reichswehr ) dürften über etwa 100.000 Mann verfügen, so daß die in unserem gestrigen Bericht ge= nannte Ziffer von 500.000 Mann noch beträchtlich überschritten wird.

Hindenburg flüchtet vor seinem eigenen Kanzler?

Papen will ihn ins Truppenlager nach Döbberitz bringen.

Amsterdam , 1. März.( Eigenbericht.) Nach Meldungen aus Berlin werden die näch sten Tage mit dem Kampf Hitlers um die ganze Nacht ausgefüllt sein. Man nimmt allge mein an, daß die Nazis am 6. März losgehen werden; es kann aber auch sein, daß schon der Samstag, wo in ganz Deutschland Aufmärsche der SA. stattfinden, zum Losschlagen benüßt werden soll.

Der nächste Plan der Hakenkreuzler ist die Beseitigung Hindenburgs durch Hitler . Nach den bisherigen Plänen sollte einfach die De mission Hindenburgs verkündet und Hitler zum Präsidenten proklamiert werden. Diese Absicht ist aber den Deutschnationalen be­fannt geworden und daher wurde der Plan geändert. Hindenburg soll aufgefordert werden, Hitler freiwillig" die ganze Macht zu übertragen; andernfalls werde ihm mit schärfster Opposition oder noch Schlimmerem gedroht.

Die Rechte unter Papen trifft bereits alle Vorbereitungen, um dem Hitlerputsch zu be­gegnen. In Döb berib. dem bekannten Truppenlager, wird Reichswehr zusammenge­zogen. Hindenburg soll noch vor der Wahl Berlin verlassen und sich nach Döbberit begeben. Wenn Hitler den Putsch unternimmt, soll Papen Reichetangler werden; Blomberg , der jezige Reichswehrminister, würde dann den Oberbefehl über die Reichswehr übernehmen.

Todesstrafe und Zuchthaus.

Berlin , 1. März. Die Verordnung des Reichspräsidenten gegen Verrat am deutschen Belle und hochverräterische Umtriebe" vom

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Sette 3

Aufbruch der Nation

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zum Marsch ins Chaos.- Ein Stimmungsbild aus Deutschland . Breslau , 28. Feber.

Sier in Schlesien werden des Reiches Geschide nicht entschieden. Wenn man aber als Schlachtenbummler" offenen Auges durch das Land streift, tann man beobachten, wie das Geschehen in Berlin von der Provinz verstanden und verarbeitet wird. Man sieht Berlin im Ferm rohr, sieht es also wesentlich anders als etwa bom Potsdamer Platz aus.

Die Annahme, es werde vielleicht noch vor dem 5. März, bestimmt aber nach ihm zu einer Auseinandersetzung zwischen den beiden reaktio­nären Gruppen kommen, wird von den schlesischen Genossen nicht restlos geteilt. Tatsächlich wären ichon viele Anlässe, wichtige und schwerstwiegende, für das Eingreifen des Papen- Hugenberg- Flügels gegeben: in sehr wichtigen Städten, so in Bre lau und Waldenburg , wurde die Polizei gevalt Nationalsozialisten übertragen, und wenn es sich tatsächlich nur um vorübergehende Be segungen handelte, die die Hugenberg- Papensche Reaktion im Bunde mit der Reichswehr bald auf­zuheben gedächte, so hätte es z. B. in Breslau faum langer Verhandlungen über einen Standi daten bedurft, der den Deutschnationalen geneb­mer ist als der berüchtigste Fememörder Hei­ne 3. Aber man hat lange und hißig verhandelt; das pflegt man gewöhnlich nur dann zu tun. wenn man Dauerlösungen im Auge hat.

Schon ist die Hilfspolizei, die u. a. zum " Schußze" sozialdemokratischer Versammlungen ausersehen ist, bereidigt und beiwaffnet und es ist ein schwacher Trost, daß deutschnationale Poli­zeioffiziere an ihr ihr Mütchen fühlen, indem sie fie beim Exerzieren nach allen altpreußischen Regeln dieser Kunst schurigeln. Wesentlich ist, daß die Polizeioffiziere, die auch über die Hilfspolizei fommandieren, bei den entscheidenden Anlässen ihren Dienst nach Görings Weisungen verrichten, ja, daß sie Aufträge von den SA - Führern ent gegennehmen müssen und SA- Mörder, die nun sozusagen Kollegen geworden sind, auf keinen Fall verhaften dürfen.

Am vergangenen Sonntag z. B. wurden sozialdemokratische Versammlungen aufgelöst; die Teilnehmer wurden von den auf den Gehsteigen aufgestellten Nazis mit Stahlruten und Hunde­peitschen graujam geprügelt, die Polizei jah von den Ueberfallswagen aus dem Treiben untätig zu. Vor kurzem fuhren Nazis unter Führung des Fememörders Heines mit ihrem eigenen Ueberfallwagen nach Brieg , schlugen auf dem Wege Reichsbannerleute und in Brieg Zentrums leute auf dem Plazze nieder, auf dessen anderer Seite das Niederländische Dantgebet als Begleit­musit gespielt wurde. Ein Ueberfallswagen der Breslauer Bolizei fuhr unverrichteter Dinge wieder nach Hause, denn Heines bedrohte die Polizei. Und man konnte doch nicht wissen, ob er nicht am nächsten Tage schon Polizeipräsident sein würde.

Auf den Landstraßen kann man A- Leute in langen Kolonnen marschieren sehen; Gewehre, Stahlhelme, Gummiknüppel und geschliffene Spaten tragen sie offen. Der Marsch ist friegs mäßig, er wird durch Vor- und Nachhut gedeckt.

Freilich sieht man tagsüber auffallend wenige SA - Soldaten in den Straßen. Sie befinden sich zweifellos bei wichtigen Uebungen in den Bolizei­fasernen und in manchen Orten wohl auch in den Uebungsräumen der Schwarzen Reichswehr, die noch immer ihr Wesen treibt. Und viele SA­Leute wurden schon als Hilfspolizisten" aufs Land geschickt. In Dels wurde die Polizei von 10 Mann auf 145,, verstärkt"; eine beachtliche Vermehrung, muß man sagen, der nicht nur in Deutschland Aufmerksamkeit geschenkt wird.

Es sei weiter notwendig, alles fleinliche Ge- 28. Feber 1933 wird jetzt im Wortlaut bergriffe auf ihren äußeren oder inneren Bestand zu trachten auf demselben Plaze mehrere Schüsse,

zant beiseite zu lassen; die politischen Barteien öffentlicht. müßten aufhören, blind und ohne Voraussicht,

Die Kleinigkeiten, die der Tag bringt, sind trefflicher Ausdruck der Stimmungen im deut schen Volk. In einer fleinen Stadt jah und hörte Jst bei einem Hochberrat die Tat darauf ge­ich, wie ein fünfzehnjähriger Lehrbub seinem richtet, die Reichswehr oder die Polizei zur Er- Sollegen auf der Straße zuraunte, Hitler und die füllung ihrer Aufgaben untauglich zu machen, müsse man sich wehren. Das war am dunklen Seinen wollen alles niederknüppeln, dagegen das Deutsche Reich und seine Länder gegen An­Abend. Vorsicht ist geboten: zivei Stunden später schützen, so ist auf die in den Paragraphen 81 bis die einen Jugendgenossen niederstreckten. Miß­Der erste Abschnitt enthält eine Verschär 86 des Strafgesetzbuches angedrohte Zucht trauisch mit an den Plakatfäulen einer den egoistisch und unpatriotisch damit zu rechnen, was fung der Vorschriften gegen Landesverrat ausstrafe zu erkennen. andern und kaum wagt man denen, die die Wer eine Drudschrift, deren Inhalt durch Schimpfereien der Naziplakate wiederholen, ein fie an dieser oder jener politischen Aktion, die und Verrat militarischer Geheim­Aufforderung Staat und net wirben. Eine solche Politit heimnisse(§ 1, Abj. 3 des Gefeßes gegen den Ver. Massorberung oder Anreizung zum gewaltsamen Wort der Erwiderung zu sagen. Man weiß nicht, Staat und Voll im Innern zerfleischt, partei niffe. Für schweren Verrat militärischer Ge­mäßig verdienen rat militärischer Geheimnisse) ist Todesstrafe Rampf gegen die Staatsgewalt oder zu deffen ob der andere nicht vielleicht einen Revolver oder einen Dolch in der Tasche trägt. Am Samstag wäre heute ein Verbrechen am Staat. Es ist notwendig, daß wir heute um die Kerangedroht, für Landesverrat und Verrat militä-| Vorbereitung oder durch Aufforderung oder An- wurde ein Reichsbannermann auf der belebtesten rischer Geheimnisse Todesstrafe oder reizung zu einem hochverräterischen Bestrebungen Straße Breslaus unter den Augen der Polizei gierung eine möglichst große Zahl jener versammeln. Lebenslanges 3uchthaus; bei Ausspähung dienenden Streit in einem lebenswichtigen um 2 Uhr nachmittags niedergestochen. Hie und

sowohl im Mehrheitsvolk wie in den Reihen der nationalen Minderheiten

die

fonstruktive

Arbeit leisten wollen, die sich der Verantwortung benslanges Buchthaus oder Zucht. Betrieb, Generalstreit oder anderen Ma sa da gibt es bei Lefern der Nazi- Lügenplakate nach

beg Augenblics bewußt sind und die wissen, daß es heute Aufgabe eines jeden ordentlichen Mannes aller

haus bis zu 15 Jahren. senstreit oder in anderer Weise den Taibe- vorsichtigem Umschauen schüchtern- vorsichtige Wer durch Fälschung oder Verfälschung Gegenstand des Hochberrates(§ 81-86 des StGB.) be- Proteste. Das ist alles. Sonst wird der sicht­bare Wahlkampf restlos von den Regierungs­

Reiches erforderlich wäre, in der Absicht herstellt,

Parteien und aller Nationalitäten ist, nicht zustände, deren Geheimhaltung vor einer ausländischen gründet, herstellt, verbreitet oder zum Zwecke der parteien beherrscht, die die unglaublichste Hehe bezen und nicht zu erfepen, nicht die Regierung im Falle der Echtheit für das Wohl des Verbreitung vorrätig hält, obwohl er bei sorg- treiben. für den Augenblid Gewinn zu ziehen, sondern durch oder öffentlich mitzuteilen, wird mit 3uchthaushalt hätte erkennen fönnen, wird, soweit nicht indie, die Sammelbüchsen schwingend, das Lied von Unzufriedenheit anzufachen und aus ihr blind und sie einer ausländischen Regierung befanntzumachen fältiger Prüfung der Schrift den strafbaren In| lonstruktive und positive Arbeit mitzuhelfen die bis zu 10 Jahren bestraft.

Ebenso wird bestraft, mer Gegenstände oder

Freilich die Gröhler an den Straßeneden, anderen Vorschriften eine schwerere Strafe an- beachtet man faum stärker als die Prediger der den 14 Jahren Marristenherrschaft frächzen,

uns allen lasten, besser zu ertragen und zu mildern. Nachrichten, von denen er weiß, daß sie falsch sind gedroht ist, mit Gefängnis von 1 Monat bis zu Heilsarmee . Aber das läßt keine Schlüsse auf die

Rundfunk- Verbot für ,, Soz. Pressedienst".

und deren Geheimhaltung vor einer ausländischen 3 Jahren bestraft. Regierung im Falle der Echtheit oder Wahrheit für das Wohl des Reiches erforderlich wäre, der aus­fändischen Regierung befannt macht oder öffentlich mitteilt, ohne jie als falsch zu bezeichnen.

Wer sich Gegenstände der bezeichneten Art in berl

Der Reichspostminister hat dem 03. Absicht verschafft, sie einer ausländischen Regierung Pressedienst" am Dienstag auf Verlangen bekannt zu machen oder öffentlich mitzuteilen, ohne

Kommunistische Abgeordnete gellu ditet.

der Bürger der Hitlerbewegung nicht geben, eine Chance wohl.

Kinder kann man beim Spiel beobachten: es ist politisiert. Dort transportieren einige Jun­gen auf einem Schlitten einen verwundeten Kopenhagen , 1. März. Die deutsche kommu- SA- Mann", hier spielen sie Nazi und Sozi".

anderswo die gestern abends aus Berlin geflüchtet ist, spazieren Zehnjährige in Hitlerkleidung im Voll­traf heute früh in Kopenhagen ein. Frau Reese gefühl ihrer Würde durch die Straßen. Am Sonn­beabsichtigt, borläufig in Kopenhagen zu bleiben. tog schlugen 20 SA - Leute auf einem belebten

der Reichsregierung" mit fofortiger Wirkung die sie als falsch zu bezeichnen, wird mit Zuchthaus bis nistische Reichstagsabgeordnete Maria Reese, einander jämmerlich verdreschend, Der zweite Abschnitt befaßt sich mit der Be­Genehmigung zur Einrichtung und 5 Jahren bestraft. Durchführung eines innerdeutschen Presserundfunkdienstes entzogen. tämpfung hochverräterischer Umiriebe,