Nr. 58..

Wie Marie Curie  

das Radium fand.

Die wissenschaftliche Großiat einer Frau.

Donnerstag. 9. März 1933.

geladenem Atomfernen und negativ geladenen| meinsam mit Becquerel und ihrem Gatten Pierre

Seite a

Elektronen, die den Stern umkreisen wie die Bla- Curie) und im Jahre 1911 allein, erhielt sie den Genossen! ausgesetzt f

neten sich um die Sonne bewegen.

Arbeiterpreffe. Darum,

Benofienu.Genoffinnen

agitiert

Ihr müffet am Nobelpreis, das erste Mal den Nobelpreis für sie Berbreitung anierer Zeitung agitieren. Marie Curie  , die am Anfang dieser neuen Physit, das zweite Mal den Nobelpreis für Epoche der naturwissenschaftlichen Forschung steht, Chemie. Seit dem Tode Pierre Curies( 1906) istegt euch überall für unsere Barteipreffe Die Neuzeit hat mit der Erschließung zahlerutete für ihre bahnbrechenden Forschungen reiche sie als Professor an der Sorbonne, der Pariser   ein. In das Heim des Arbeiters gehört die teicher Lebensgebiete für die Frauenarbeit viele Anerkennung. Ziveimal, im Jahre 1903( ge- universität, tätig. B. Wiesel. Frauen in der Literatur und Kunst, der Politik, den Rechtswesen und der Wirtschaft zu Ansehen und Bedeutung gelangen lassen; auf dem Gebiete der Naturwissenschaften aber ist es nur eine ein­zige, die für sich den Ruhm in Anspruch nehmen darf, die Leistungen ihrer männlichen Kollegen, der großen Naturforscher aller Zeiten und Bölker, boll erreicht zu haben, und das ist Marie Curie  .

Erdbeben, Springflut und Feuer.

Zu der Katastrophe in Japan  .

DZ.- Beehrung.

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Dr. Diem hat der Deutschen   Turner­Japan hat das Unglüd, einen Teil jener Am 28. September 1932 wurde Griechenland   haft einen Artikel für ihr Fest in Stutt­Kette zu bilden, die sich rund um den Stillen von eine Erdbebenkatastrophe betroffen. Eine In- gart- für das auch in der Tschechoslowakei   mäch Eine seltene Neigung und eine starke Be- Ozean zieht und die die jüngste Gebirgs= sel verschwand im Wasser. Dem alten, berühmtig Reklame gemacht wird gewidmet. Dr. Diem gabung für physikalische und chemische Forschungs- tette der Erde ist. Das heißt, sie besteht ten Kloster auf dem Berg Athos   wurde schwerer ist der Generalsekretär des Deutschen Reichsausschus­arbeit veranlagte die am 7. November 1867 in aus den jüngsten Erdfalten, sie hat deshalb Schaden zugefügt, in seine Mauern gruben sich fes für Leibesübungen und als solcher der Haupt­Warschau geborene Marya Sklodowska   auf dem überall chia che Stellen, an denen das tiefe Risse ein. schwache Lyzeum ihrer Vaterstadt begonnene Studien auf glühende Erdinnere oft plößlich durchbricht. der berühmten Pariser   Universität, der Sorbonne, fortzusehen. Hier vermählte sie sich 1895 mit dem Physiker Pierre Curie  , in dessen Laboratorium fie zunächst selbständige wissenschaftliche Arbeiten ausführte. Aber schon kurz darauf vereinigte sie ihre Arbeiten mit denen ihres Gatten und ichon die ersten Jahre brachten die bahnbrechenden Er­gebnisse, die den Namen Curie in alle Welt hin­ausgetragen haben.

Man muß sich die damalige Lage der physi falischen Forschung veranschaulichen, um das Werden der Curie'schen Entdeckungen würdigen und verstehen zu können.

Alle drei Jahre ein Beben.

So wird Japan   ständig von größeren und fleineren Katastrophen beimgesucht. Man zählt die Erdbeben und Vulkanausbrüche seit etwa 1500 Jahren und hat in dieser Zeit alle drei bis fünf Jahre ein Unglück aufzeichnen können. In letzter Zeit haben sich die Katastrophen sogar alle zwei Jahre ereignet.

Im November 1930 wurde die Halbinsel Isu  , wenige Kilometer von Tokio   entfernt, von einem Erdbeben heimgesucht, das viele hundert Tote zur Folge hatte.

Tokio   in Trümmern.

In Paris   beschäftigte sich Becquerel mit Im März 1927 beklagte man über 3000 Tote Forschungen über phosphoreszierende Substanzen. infolge eines Erdbebens in der Nähe von Tokio  . Röntgen hatte gezeigt, daß seine Strahlen beim Aber auch 1924, am 15. Jänner, und am Auftreffen auf gewisse Kristalle diese zum Auf- 22. Mai 1925, wurde Japan   von Erdbeben mit leuchten bringen. Außerdem konnte man eine beträchtlichen Opfern heimgesucht. Reihe von Stoffen, die nach der Bestrahlung durch Tageslicht im Dunkeln nachleuchteten, die also gewissermaßen das Licht aufspeichern und Eine furchtbare Statastrophe ereignete sich am päter wieder abgeben. Becquerel stellte sich nun 1. September 1923. Damals wurde die Haupts die Frage, ob es nicht auch Störper gibt, die, ohne stadt Tokio   fast vollständig in Trümmer gelegt, zuvor bestrahlt worden zu sein, Strahlen aussen- ebenso Vokohama, das tagelang brannte. Es ließ den. Er untersuchte zahlreiche Stoffe und fand sich nie genau feststellen, wie hoch die Zahl der tatsächlich auch in der Üranpechblende einen Stoff, Opfer war. Japan   selbst schäßte über 150.000 der Strahlen lange Zeit in unveränderter Stärfe Tote! aussendet und dessen Strahlen ganz ähnliche Wir­fungen ausüben, wie die von Röntgen endedten: sie durchdringen Papier und andere nicht licht­durchlässige Stoffe, schwärzen die photographische Platte und führen die Luft in den elektrisch ge­ladenen Zustand über. Becquerel stellte auch fest, daß die Stärke der Strahlung mit dem Ge­halt der Bechblende an dem Element Uran zu­fammenhing.

Bei näherer Untersuchung fand nun Frau Curie   hier gewiffe Unstimmigkeiten, die sie zu der Ueberzeugung brachten, daß weniger das Uran felbft als vielmehr eine in den Uranmineralien und Uransalzen vorhandene viel stärker strah lende Verunreinigung in erster Linie für die Strahlung maßgebend fein müsse. Mit außer ordentlicher chemischer Geschicklichkeit und einer bewundern sierten experimentellen Begabung ging fie dieser Verunreinigung nach und fand chließlich ein neues, äußerst start strahlendes chemisches Element, das sie Radium nannte. Diademe Curie   forschte weiter und fand noch im gleichen Jahr ein zweites radioaktives Ele­ment, das sie ihrer polnischen Heimat zu Ehren Polonium nannte. Seither wurde eine Anzahl weiterer radioaktiver Elemente aufgefunden, und man konnte die Strahlungsvorgänge, die sie be­gleiten, weitgehend aufklären.

Daß ein starkes Erdbeben im Küftengebiet meist von einer Springflut begleitet wird, wußten die Japaner von der Katastrophe des Jahres 1896. Damals fam, wie jezt, Stunden nach dem Beben, eine vernichtende Flutwelle zur Stüfte und rig ganze Dörfer mit fich.

So konnten die Bewohner der Küstenstriche diesmal wenigstens das nackte Leben retten da kam ein neues Unglüd hinzu: ein Schneesturm, der selbst die Flugzeuge, die zur Rettung fahren wollten, zur Umkehr zwang.

Das Meer tommt ins Land.

Die Ursache dieser Springfluten liegt darin, daß sich die Erdverschiebungen ja nicht auf das Band beschränken: sie suchen auch den Meeres­boden beim.

Hize und Schwefelgas. Diesmal fam, es war ja noch die wärmste Jahreszeit für die Halbinsel, eine Sizewelle hin­zu. Die Toten verwesten sofort und fonnten faum schnell genug begraben werden.

mann für das Olympia 1956 in Berlin  , für das er einen Riefeneifer entfaltet hat, was den DT.- Füh­rern gar nicht lieb war. Neiderfüllt hat der 2. DT.­Vorsitzende, der Hitler  - Freund Dr. Neuendorff, gegen das Olympia gewettert und hat u. a. seinen Na­tionalstolz" hervorgekehrt, der es verbiete, mitzu­machen. Doch in der Hauptsache ist's wohl so, daß Einen anderen Teil der oben beschriebenen Dr. Neuendorff, der so gern redet, für das Olympia Gebirgsketten rings um den Stillen Ozean bil- noch nicht gebraucht wurde. Mit seinem Artikel den die Kordilleren von Nord- und Süd- haut sich nun Dr. Diem bei der DT. an, wohl in dem amerika  . Hier fingen, über eine Strede von 800 Bewußtsein, die DT. Hauptleute neben Neuendorff Kilometer hin, Anfang April 1932 plötzlich für das Olympia freundlich zu stimmen. Wir sind sämtliche Bultane, die man seit Jahrhunderten darum neugierig, welche Stimmung Diems Artifel für erloschen hielt, wieder zu arbeiten an. auslösen wird. Unter der Ueberschrift 1860 wie Hier war die Folge des Ausbruchs eine 1933" bemerkt der Berliner   Vonvärts" zu Diems schredliche Siße und ein Aschenregen, der über Artikel das Folgende: ganz Amerika   bis zur anderen Rüste, bis nach Den Mitgliedern der Deutschen Turnerschaft, die Buenos Aires   zog. Hunderte von Menschen proletarischer Herkunft sind, aber den Weg zur Ar­vergifteten sich an den Schwefelgasen. beitersportbewegung noch nicht gefunden haben, wol­Am 31. März 1931 wurde die Hauptstadt len wir Diems Aufruf nicht vorenthalten. Herr des mittelamerikanischen Staates Nicaragua  , Diem enthält sich vorsichtigerweise eigener Aeußerun­Managua, von einem Erdbeben heimgesucht, das gen über das Deutsche Turnfest  . Er läßt andere die Stadt vollständig vernichtete. Leute veden, zitiert dabei aber Aussprüche bekann ter deutscher Turner von früher her, die sicher auch ihm aus dem Herzen gesprochen sind, denn sonst Besonders Chile   aber weist eine Erdbeben- würde er sie in seinem Aufruf nicht verwenden. liste auf, die es mit der Japans   aufnehmen Die Gestalt der Wettkämpfe auf den Deutschen tann. Man zählt jährlich 400 tleine Beben, Turnfesten wechsle jedesmal, so daß die Turnfeste ein über die sich kein Eingeborener jemals aufregt. Spiegel der Geschichte der Turnkunst und ein Spie­Jn größeren Abständen aber tommt es zu großen gel der Geschichte Deutschlands   sind, denn sie sind Statastrophen: im Jahre 1906 wurde Balparaiso aus der Sehnsucht nach dem einigen, so schönen heimgesucht, eine ganze Vorstadt vernichtet, 20.000 und herrlichen Vaterland" entstanden. Das hat Menschen getötet. Das erste Mal wurde die Georgii 1860 auf dem Turnfest gejagt und Diem Stadt im Jahre 1730 zerstört, dann folgte im hält es für zeitgemäß, es jetzt wieder zu zitieren. Jahre 1751 ein neues Beben, das die kaum wo der Staat noch zaudert, ein nottvendiges Ge­wieder aufgebaute Stadt zum großen Teil wie zu geben, wo er(!) die Ehre der allgemeinen der einrig, dann sant Valparaiso 1822 aufs neue Wehrpflicht dem Volke vorenthält, da treten frei­willig die Männer zusammen, da scharen sich die in Trümmer. Schüßen und unsere fröhliche Turnerschaft und leh­Manneszucht und die Herrschaft über den gestählten ren der Jugend die ersten Tugenden des Krieges(!), Arm(!) und festen Mut, das Vaterland zu schirmen

Viermal Valparaiso  .

Bei dem großen Ausbruch des Mont Pelee  am 8. Mai 1902 wurden 30.000 Menschen ge­tötet, davon erstickte ein großer Teil durch das Gift des Vulkans. Nur zwei Menschen blieben wie durch ein Wunder am Leben.

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mit dem eigenen Leib." Auch das jagt nicht Herr Diem, sondern Heinrich von Treitschle dohenzol lernscher Geschichtsprofessor aus Beruf und Neigung. der Deutschen Turnerschaft vorhanden weiß, daß er Es kennzeichnet den Geist, den Herrn Dient in den gestählten Arm mit der Herrschaft über die

Manneszucht" noch immer das Vaterland schirmen läßt.

Das Erdbeben, das am 18. April 1906 San Franzisko zerstörte, hatte Feuersbrünste, Gas­explosionen und im Hafen eine vernichtende Flut So war das Erdbebenunglüd von gifsa welle im Gefolge. Die Stadt mußte vollständig bon am 1. November 1755 deshalb so katastro- neu aufgebaut werden. phales wurden 80.000 Tote geschäßt weil, als die Stadt schon in Trümmern lag, die Ueber im Jahre 1908 Italien  : bei dem Erdbeben Ueber 100.000 Tote und Verletzte beklagte lebenden von der Flutwelle des Tejo, die fünf in Kalabrien   wurden Messina   und Reggio   als hätte die Deutsche Turnerschaft ein Verdienst zehn Meter hoch aus dem Meere kam, hinweg vollständig zerstört. gerissen wurden. Die Molen des Hafens wur den zerstört. Dugende von Schiffen mit ihrer Besagung vernichtet.

Wenn Diem es in seinem Aufruf so darstellt, daran, daß die Rheinlande von der fremden Be­Der Erdbebentableiter kommt! jagung befreit wurden, so gestatten wir uns, daran Uebrigens arbeitet man in der ganzen Welt zu erinnern, daß es marxistische" Regierungen Von der Tornadokatastrophe auf Ruba, an der Verhinderung der Folgen von Erdbeben. waren, die immer wieder, zwar nicht mit gestähltem die das Land im November des vorigen Jahres Das Unternehmen erscheint zu groß für Men Arm, wohl aber mit der ganzen Liebe zu einen frei­Die Erkenntnisse von Frau Curie   und ihre heimsuchte, schilderten Augenzeugen eine furcht- fchen. Aber es ist heute schon manchmal möglich, beitlichen Deutschland   dafür gesorgt haben, daß deut­Auswertungen haben im Zusammenhang mit bare Einzelheit, die die Springflut, die über das mit Hilfe der genauen Kontrolle und Erforschung sches Land frei von fremden Truppen wurde. anderen Erscheinungen dazu geführt, daß die land ging, zur Folge hatte: man fand rund 200 der Beben die Menschen rechtzeitig zu warnen. tische Kannegießerei am Stammtisch ist immer die größte Unverständlichkeit der Chemie, ihre Lehre Leichen, die merkwürdig schredlich verstümmelt Ein berühmter japanischer Erdbebenforscher fonnte Stärke echten deutschen   Turnergeistes gevesen; wenn von der Zusammensetzung der Welt aus 70 ver- waren, wie von Sägen zerfetzt. Man stellte feft, mit Hilfe von genauen Messungen und Registrie- diese Spießbürger in den gegenwärtigen politischen schiedenen Atomforten, zugunsten der schon vor daß diese Wunden von Haifischen herrührten. rungen, die Erschütterungen und Neigungen der Verhältnissen die Morgenröte einer Zeit erblicken, die 100 Jahren geahnten Einheitlichkeit des Aufbaus Die Fische waren mit dem Wasser bis zu acht Erde aufzeichnen, den Ausbruch eines Bultans fie im Innern ihres Herzens stets herbeisehnten, so der Materie verschwand. Auf den Ergebnissen Stilometer weit ins Land hineingeschleudert wor- auf der Insel Safurajema voraussagen, und mögen sie das tun. Sie geben sich damit aber auch in der Radioaktivität fußend entwickelten Ruther- den und hatten sich nun hier ihre Opfer gesucht 24.000 Menschen konnten rechtzeitig fliehen; der aller Deffentlichkeit als Beute zu erkennen, deren ford, Bohr, Pland und andere Naturforscher ihre die wenigstens oft schon tot waren, che die Ausbruch hatte nur 24 Tote zur Folge. Theorien vom Aufbau der Materie aus positiv Fische fie fanden.

Der Maurer und Dichter

es auch.

Josef Weigel.

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und träum meines Lebens trobigen Traum, Dort, wo die stürmischen Wetter ziehn, auf tahlem Hang arme Blumen blühn, dort, wo die schwarzen Raben zuhaus dort strede ich meine Arme aus und wachse- fürcht' weder Dede noch Nacht, glühendes Drängen in mir lacht;

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es treibt meiner Sehnsucht begehrliches Spiel die ureinzige Kraft: Ich will! ich will!

In der Dorfarmut wuchs er auf. Das Kind eines Hauswebers, wo die Not seine Gespielin und die Sorge seine Gefährtin war. Zwei Klas­sen Volksschule der höchstgelegensten Gebirgs­gemeinde Mährens, Doberseit, vermittelten ihm die Kunst des Lesens und Schreibens. Dann Hat der Genosse Weigel neben seinem eiser­wurde er Maurer und ist es noch heute. Dieser nen Willen sich aus der Seelennot der Tage Maurer rang nach einem neuen Leben und fand emporzuarbeiten nicht auch eine schöne Sprache und klingt diese nicht so hart wie sein Leben? Seine Erzählungen und Gedichte aus dem Ist dieser Wille nicht beispielgebend für die Brü­Arbeiterleben sind teilweise den Lesern der Ar- ber seiner Klasse, die aus Berzweiflung hinsin­beiterpresse bekannt. Sie tragen die Sehnsucht ken, ohne Hoffnung auf das Morgenrot des der neuen Menschwerdung in sich und flagen das kommenden Tages? Und ist nicht in seinem Ge­Leid der Tage an. dicht Verkümmertes Blühen" eine reine Lyrik Genosse Weigel ist selbst geworden. Klar enthalten, das den Maurer Weigel als Natur­fieht er die Lage seiner Stlaffe und form: Verse freund und das Leben liebenden Arbeiter offen­der Hoffnung und des unbesiegbaren Glaubens bart? der Zukunft. Er drang nach seinen Arbeitsstun­den in alle Gebiete des Wissens ein, sparte und darbte, hungerte, um sich Bücher kaufen zu fön­nen. Und so wuchs aus dem Maurer ein Dichter der Arbeiterklasse. Wir wollen ihn selbst sprechen laffen in seinem Gedichtchen Ich will", in sei­nem Bekenntnis, freier Mensch zu werden von dem humusarmen Acker seines Heimatsdörf­thens aus:

Dort, wo der Schnee im Mai noch liegt, wo die Pflugschaar steinige Aeder pflügt; trotz hartem Mühn wenig Brot nur wächst, aus brüdendem Uebel viel Unverstand frächzt, dort ring' ich mich in Weite und Raum

Auf frostumnachietem Boden,

im Schatten von dunklen Bäumen, fand ich hoch oben,

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wo der Schnee am längsten liegt, Blüten in Träumen zur Sonne eingewiegt. Die verkümmerten Dinger ließen raubende Finder verächtlich stehn;

einsam werden sie welten übersehn!

Mitleid packt meine Seele,

die ebenso blühen will.

die sich auf targem Boden

Dr. Jng. Paul Eynern.

müht und ringt

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und auch unbeobachtet, still,

ihr Leid verseufzt, verklingt. Und ist es nicht ein Hymnus an die Arbeit, ein Stolz der Klaffe, wenn er fingt: Fühl Dich stolz, Prolet!

Du birgst das Weltgesetz, durch das sich alles dreht.

Unter Deinen Händen wuchsen Riesenwerfe von ungeahnter Kraft und Wucht. Hinter Deinem Traktor, den Du spannst vorm Pflug, entstanden fruchtende Gefilde; Deine Spuren, wo immer Du land'st, verschönten nur das Erdgebilde.

Es ist nicht auszusprechen, wer Du bist; nicht definierbar, was aus Stirn und Muskeln sprießt, nur sagenhafte Märchengötter waren so wie Du, Schöpfer und Gestalter, Mann der Arbeit Du! Oder er läßt die Maschine wie folgt sprechen: Du starrst in mein Räderwerk, fluchst meinem Leibe und flagst mich an, daß ich schonungslos vertreibe Hunderte von Deinesgleichen aus dem Saal; flagst: Riefenleiber, geformt aus Guß und Stahl, erfegen Menschenkraft. Gott  , welche Not für uns und Qual. Zu den kämpfenden, arbeitenden Frauen spricht er:

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Wir kommen aus dem Dunkeln mit zartestem Schritt

und schleifen noch die Ketten aus Jahrhunderten mit

Noch sind unsere Augen von Leiden umflort, Noch sind unsere Herzen von Schmerzen durchbohr: und ahnen nicht das gewaltige Geschehn: menn lämpfende Frauen neben Männern stehn.

politisches Sinnen und Trachten in der bismarckschen Zeit stehenblieb.

Und über das Reben der Arbeitslosen hat er folgende Worte:

Wir führen das traurigste Los auf Erden, Wo andere mit Freuden so reich beschenkt, Schon viele von uns wollten glücklicher werden und haben den Hals in die Schlinge gehängt!

oder

Wir haben keienn Gott mehr in unserem Zimmer, es fror ihn, er wollte mit zur Leihanstalt. Doch nützte er nicht viel unserem Stöhnen und Wimmern,

da der Wert für ihn bloß 3 Kronen galt. Seinen starten Diesseitsglauben" kleidet er in folgende Worte:

Ich knüpfe keine Hoffnung an den Himmel, Denn er kann mir nicht helfen, er ist zu weit, Ich verschone die Sterne im Weltallgetümmel mit Fragen, deutet ihr Schweigen doch: Wir haben für Antwort nicht Zeit. Ich weiß: Mein Schicksal ist erdeverbunden und verbie' so meinen Sinnen schwindelnde Höh'!, Bekämpf aber das Kreuz, daran schon Christus geschunden: Das Verbluten und Opfern für die Andern in Marter und Weh.

Ich ermahne mich, höre in eigene Brust; drin pocht das Leben, es will Freude und Lust. Und Liebe und Wärme und ein Stückchen Glück will ich für alle, für mich und für Dich ehe ich ins Nichts muß zurüd....

Wir werden von dem Maurer Josef Weigel noch mehr hören, von diesem arbeitenden Dichter der sudetendeutschen   Arbeiterklasse.

Franz Rohner.