13. Jahrgang.
Einzelpreis 70 Heller. ( Einschließlich 6 Heller Portr
,, Haltet den Boykott aufrecht!"
Eine große Anzahl der führenden eng lischen Beitungen, an ihrer Spiße der mutige ,, Daily Herald", fordern, daß der Boylott Englands und der Welt Deutschland gegenüber unter allen Umständen aufrecht erhal ten werden muß, bis der Hitlerismus aus dem Sattel geworfen ist". Dem deutschen Publikum sei ,, borgelogen worden, der Juden- Boykott in Deutschland habe den Boykott der Kulturwelt gegen Deutschland zum Stillstand gebracht"; in Wahrheit aber hätten Hitler , der Brandstifter Goering und der Bäderast Röhm diese Dreieinigteit einer Weltanschauung widerlichften Sadismus" das Bittern bekommen. Wenn wir den Boykott durchhalten, bis alle Brutalitäten, ohne die die Hitlerleute ja gar nicht leben fönnen, aufgehört haben, dann geht das braune System zum Teufel!" Hitler soll am eigenen Leibe verspüren, was es bedentet, wenn „ Der deutsche Export mit einem Schlage aufhören wird".
Der Aufruf schließt mit den Worten: ,, England erwartet, daß jeder seine Pflicht tun wird!"
Verein der Auslandspresse in Berlin gegen die Reichsregierung.
Am Mittwoch fand in Berlin die Generalbersammlung des Vereines der Auslandspresse statt, in welcher der Vorsitzende, der Amerika . ner Edward Mowrer, mitteilte, die deutsche Regierung habe beschlossen, den Verein solange zu boykottieren, solange Mowrer Vorsitzender bleibe. Der Grund zu diesem Verhalten der Reichsregierung sei Mowrers jüngst erschienenes Buch Deutschland stellt die Uhr zurück", welches das Mißfallen einiger Regierungsmitglie der erregt habe. Mowrer erklärte, er werde dem Ersuchen der Reichsregierung aus gesundheitlichen Gründen zurückzutreten, nicht stattgeben. Sein Standpunkt sei, daß Journalisten an der Freiheit ihrer Kritif nicht behindert werden dürfen. Im Anschluß an diese Erklärung bot Mowrer seine Demission an. die Generalversammlung beschloß aber mit 60 gegen 7 Stimmen die Dimission abzulehnen.
Preußenlandtag
Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich früb.
R.baftion u. Berwaltung: Brag II, Relájanta 18 Telepb.: 20795. 31469, natrebaft.( ab 21 Upr): 33858 Boledami: 57544
Freitag, 7 April 1933
Unerhörte Hetze des ,, Tag".
Lügenmeldungen gegen die Sozialdemokratie.
Nun aber Schluß!
Der Tag" vom 6. April bringt unter einem vierspaltigen Titel die Behauptung, die französische Rüstungsindustrie lasse der französischen Sozialdemokratie und ihrer Presse nam hafte Zuwendungen zukommen und habe die lartellierten Industrien im Ausland angewiesen, die sozialistischen Parteien in ihrem Kampje gegen das fascistische Deutschland zu unterstüßen. Daran wird die unerhörte Berdächtigung geknüpft, auch die sudetendeutsche Sozialdemo fratic erhalte Geld aus dieser Quelle zur Bekämpfung des deutschen Fascismus. Es werde uns nicht so leicht gelingen, die Richtigkeit der nationalsozialistischen Meldung zu bezweifeln. Wir finden es unter unserer Würde, auf die unerhörte Anschuldigung gegen uns und die französische Sozialdemokratie auch nur mit einem Worte einzugehen. Ihre Haltlosigkeit wird sofort offenbar, wenn man beobachtet, wie viel der Rüstungsindustrie daran liegt, die fascistische Regierung Deutschlands zu unterstüßen, weil sie sich von ihr die Aufrüstung und die Aussicht auf einen neuen Strieg, also fette Verdienste verspricht.
Die Behauptung des Tag" ist so niederträchtig, so gemein, so unerhört, daß es eine Selbsterniedrigung wäre, sich mit ihr in unserem Blatte ernstlich auseinanderzuseßen. Die Spione Hitlers , die da glauben, sie tönnten hierzulande nach dem Muster des Reichstagsbrandes Gift fäen, die Herrschaften, die der Wahrheit über die grauenhaften Zustände im Dritten Reich nicht anders gegenübertreten können als mit Lügen ordinärster Art sie mögen sich vorsehen! Wir werden mit ihnen abrechnen, darauf fönnen sie sich verlassen.
Man sucht in der sudetendeutschen bürgerlichen Provinzpresse nach einer Falschmeldezentrale in Prag . Diese Zentrale befindet sich in Dux; sie bemüht sich, mit erfundenen Nach richten niederträchtigster Art Unruhe und Empörung in der judetendeutschen Arbeiterschaft zu erzeugen, um dann im Trüben fischen zu können. Die Empörung der Arbeiter ist schon da. Es ist nicht unsere Schuld, wenn sie sich in Formen äußert, die denen in Trautenau gleichen. Sudetendeutsche Arbeiter!
Weil eure Presse nicht, wie die bürgerliche Provinzpresse, Lateiendienste für Hitler leistet, beschuldigt man cure Bewegung, Gelder von der Rüstungsindustrie zu nehmen! Weil ihr um die Ehre eurer ermordeten Brüder fämpft, beschimpft man eud; als„ fläufliches rotes Pad". Weil ihr Solidarität übt mit den Bedrängten und Verfolgten, nennen euch die Freunde der Mörder und Brandstifter willfährige und charakterlose Elemente, die der Rüstungsindustrie einige Millionen wert sind!
Arbeiter!
Das Fascistenpad hat in Deutschland seine Herrschaft damit begonnen und vorbereitet, daß es in ähnlicher Weise log und verleumdete. Hier darf diese Tätigkeit nicht den gleichen Erfolg haben wie drüben im Reich.
Die Duldsamkeit unserer Behörden gegenüber dem Fascistengesindel ist grenzenlos. Die der Arbeiter jedoch nicht. Gegen die Mörder der Freiheit und ihre Helfershelfer gibt es das Gesetz der Notwehr.
Dresden , 5. April. Auf einer Tagung der sonders vertrauenswürdige Mitglieder der SA - und SS - Führer Sachsens teilte der Reichs- judetendeutschen Nationalsozia tommiffär für Sachsen, Herr von Killinger, mit, daß die
Bildung von Aktions- Trupps für die Tschechoslowakei
nunmehr durchgeführt sei. Diese Trupps würden bereits in den nächsten Tagen in Funktion treten; sie hätten die Aufgabe, die marristischen, demokratischen und jüdischen Seuchenherde in ganz Böhmen gründlichst auszubrennen und jeden Widerstand gegen den neuen deutschen Gedanken niederzubrechen“.
listen dienen, die auch den Erkundungsdienst organisiert hätten; er, Stillinger, freue sich, bei dieser Gelegenheit dem anwesenden Verbindungsmann der tschechoslowakischen Hitler - Partei, einem Mann, dessen Namen er nicht neunen wolle, den aber jeder lenni!" deutschen Nationalsozialisten sagen zu fönnen für die gute Arbeit, die in dieser Hinsicht auf dem schweren Boden jenseits der Grenze geleistet worden sei.
- den Dank der
Pestkordon
Nr 83.
Montag in Tirol Ermordung Dr. Bells durch reichsdeutsche Nazis, Mittwoch Mordüberfall auf die geflüchteten Berliner Theaterdirektoren Fritz und Alfred Rotter und zwei Frauen durch sieben Nazi- Hunnen im Für stentum Liechtenstein . Ergebnis: zwei Tote, wei Schwerverletzte. Hitlers , in seiner Reichstagsrede gesprochenes Wort und gegebenes Versprechen, er werde alle Widersacher mit ,, barbarischer Rücksichtslosigkeit" ausrotten, wird in die Tat umgesetzt. Deutschland beginnt eine einzige Mörderzen trale zu werden. Die Mörder Dr. Bells famen aus dem Braunen Sause in München , die in Liechtenstein eingebrochenen Nazi- Banditen sollen aus Baden stammen, die rasche Aufeinanderfolge der beiden im Ausland durchgeführten Mordexpeditionen beweist, daß es nicht um die Uebeltat vereinzelter Despe= rados geht, sondern um ein organisiertes System, das seine Mordnester in ganz Deutsch land unterhält. In den ersten Wochen nach dem ,, Erwachen" Deutschlands begnügen sich die Hunnen, die das Land unter ihre Gewalt befommen haben, im Inlande an Arbeitern, Republikanern, Juden und auch nur ganz allgemein ihnen mißliebigen Personen ihre bestialischen, sadistischen Urinstinkte auszutoben. Mit Revolvern, Gewebrtofben, Gummifnüppeln, Stahlruten, Messern, Spaten, Sundepeitschen und Nilpferdpeitschen haben sie ,, fleine Uebergriffe" verübt, das heißt: tausende Menschen, darunter auch Frauen, Greise und Kranke, in der unmenschlichsten Weise blutig geschlagen, ihnen Anschauungsunterricht über die Segnungen des Dritten Reichs im Sinne des Hitlerwortes von der ,, barbarischen Rücksichtslosigkeit" erteilt, nunmehr erstrecken sie ihre Strafereditionen" ungeniert auch über die Grenzen Deutschlands hinaus, verüben dort nach Gangster- Art Mordüberfälle auf Menschen, die ins Ausland aeflüchtet sind, weil sie alaubten, dort vor den Revolverfugein und Messerstichen der Erneuerer Deutschlands sicher zu sein.
welter arbeitsunfähig. Einberufung nach 24 Stunden wieder sistiert. Berlin , 6. April. Der nationalsozialistische preußische Pressedienst hatte gestern die Einberufung des preußischen Landtages für den 8. April angekündigt. Diese Einberufung lam überraschend, da die nächste Sizung ursprünglich erst für den 2. Mai mit der Tagesordnung Wahl des Ministerpräsidenten" anberaumt wor den war. Die Einberufung gab zu verschiedenen Bei der Durchführung dieser Aufgabe gäbe es Gerüchten Anlaß, daß erneut die Frage der teine Grenzen und jedes Mittel, das dem Personalunion zwischen dem Reichsprä sidenten und dem neu zu schaffenden Posten eines Erfolg zu dienen geeignet ist, sei nicht nur er Sitler- Partei an Ort und Stelle seit vielen Jah auch schon im Auslande. Welcher reichs preußischen Staatspräsidenten, bezw. zwischen laubt, sondern Pflicht jedes Einzelnen. Herr von dem Posten des Reichstanzlers und des preußi- tillinger fügte hinzu, daß diese Trupps mit allem schen Ministerpräsidenten aufgeworfen werden Notwendigen ausgerüstet seien und unter dem foll; nach anderen Meldungen sollte es sich um Kommando reichsdeutscher Führer ſtänden, die
ein Ermächtigungsgeie handeln. Inzwischen hat jedoch der Präsident des preußischen Landtages die bereits anberaumte Plenarsizung heute wieder abgesagt. Augenscheinlich ist es über diesen Fragen erneut zu
für die Dauer dieses Kommandos und mit Rüdsicht auf mögliche Zwischenfälle mit der tschechoslowakischen Regierung aus den Mitgliederlisten der Hitler - Partei der Hitler - Partei gestrichen worden seien.
Das hat sich als irrig erwiesen. Die braunen, im Geiste Hitlers , im Sinne des von ihm durch mehr als zehn Jahre ausgesäten Geistes des tollwütigsten Sasses und der Rache erzogenen Sunnen jeßen sich bei der Verfolgung ihrer Gegner ach fos über affe Schranken des internationalen Rechtes ebenso hinwea, wie über alle Gebote der Moral und der Menschlichkeit. Die Käfige ihrer Gefängnisse, die von ihnen errichteten Internic rungslager scheinen ihnen noch nicht gefüllt Hierzu erfahren wir ferner folgendes: Von genua , die Rahl der von ihnen BlutigacjchlaReichsdeutschen, vor allem von zwei Berliner cenen und Gemarterten nich: hinreichend groß, Herren, die das politische Leben und Treiben der sie betreiben ihre Menschenjanden nunmehr ren beobachtet haben, hören wir, daß sie in den leßten Tagen des öfteren in Prag in den Re- deutsche Staatsangehörige, der, um sein Lestaurants und auf der Straße mit Leuten zu ben und seine geraden Glieder in Sicherheit fammengestoßen sind, die ihnen als führende zu bringen, den Staub seines teueren BaterMitglieder der Berliner SA und SS landes von seinen Füßen geschüttelt hat, aber bekannt sind. Insbesondere sind zu gewissen auch welcher Nichtdeutsche, der sich etwa durch Beiten die Gaststätten, in denen reichsdeutsche seine Stellungnahme gegen die jetzigen BeEmigranten zu verkehren pflegen, planmäßig mit herrscher Deutschlands verhaßt gemacht hat, solchen Leuten, die sich in der Gesellschaft von kann heute nach den Mordexpeditionen von Tirol und Ziech enstein noch der Freiheit seiLiechtenstein
Differenzen zwischen den beiden Regierungspar- Als örtliche Berater und Wegweiser würden be- hiesigen Hakenkreuz- Studenten befinden, beseßt.
teien gekommen.
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SA hilft dem Mittelstand.
Breslau , 6. April. In Wohlau erschienen bei einer Getreidehandlung zwei Männer in SA- Uniform und forderten die Herausgabe
20 neue Fälle
der Osthilfe Akten. Der Geschäftsinha- Warschau, 6. April. ( PAT.) Der polnische Gesandte in Berlin hat wegen der Gewalttätig ber, seine Frau, seine Familienangehörigen und feiten, die an polnischen Staatsangehörigen ein zufällig anwesender Bücherrevisor wurden jüdischen Glaubens begangen wurden, bereits die mit dem Gesicht an die Wand gestellt. Als nach fünfte Demarche beim Reichsaußenminister einiger Zeit ein Arbeiter das Geschäft betrat, von Neurath unternommen. Gesandter Wysocki überreichte hiebei eine Deutschrift, in der waren die SA Leute mit den Akten und 2000 20 neue Fälle von Mihhandlungen Mart Bargeld verschwunden. Die Ermittlungen angeführt werden, die sich seit dem 27. März, haben noch zu keinem Erfolg geführt. dem Tage der legten Intervention, ereignet haben.
ner Person und seines Lebens sicher sein! Die Feme - Organisationen, die im heutigen Deutsch land sicher sein können, daß ihnen bei ihren Untaten fein Saar gekrümmt wird, erachten auch schon die an Hitler- Deutschland grenzen
Boykott deutscher Waren. Lodz , 6. April. Der Wirtschaftsboyfott Deutschlands durch die jüdischen Firmen in Lodz hat sich verschärft. Zahlreiche Werke haben ihre bei deutschen Firmen getätigten Bestellungen den Länder als Kolonien des Dritten annulliert. Andererseits wurden ursprünglich in Reiches, auf die sie ihre fascistischen SitDeutschland gemachte Bestellungen von britischen, tengesetze, welche den an ihnen nicht geneh jugoslawischen und sowjetrussischen Handelshäu- men Personen verübten Menschenraub und fern nach Polen dirigiert, namentlich für Textil- Menschenmord zu vaterländischen Taten stemund Lederwaren. peln, zu übertragen suchen. Wo auf dem gejamten zivilisierten Erdenrund ist noch ähn nehmen die braunen Banditen Streifzüge in liches möglich! Aus ihren Wordnestern unter benachbarte Länder, knallen Menschen nieder oder suchen sie zu verschleppen, um sie dann