Ginzelpreis 70 Heller. Einschließlich 5 Heller Borto'

demokrat  

| Zentralorgan d. Deutſchen   ſozialdemokratiſchen Arbeiterpartei i.d.Tſchechoslowakischen Republik.

13. Jahrgang.

Verwarnung des„, Tag".

Unter der Ueberschrift„ Gegen die Schreib­weise einiger Blätter im gemischten Gebiet von Böhmen  " meldet das Tich. P.- B.:

Das Kreis- als Pressegericht in Brüg ber bot am 7. April die Verbreitung einer Nummer der Durer Zeitung„ Der Tag" wegen Artikel, deren Inhalt den Tatbestand einis ger Uebertretungen des Gesetzes zum Schuße Ser Republik bildete und gleichzeitig sprach fich das Gericht dahin aus, daß die Heraus gabe dieser Zeitung im Sinne des§ 34 des Ge. jeßes zum Schuße der Republik   untersagt werden kann. Wenn dieses Erkenntnis des Gerichts Rechtskraft erhält, tann das Lan: desamt in Prag   die Einstellung dieser Zeitung anordnen.

Die Arbeitslosigkeit in

Nordböhmen  .

Rüdgang im März 3.5 Prozent.

Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich früb.

Redaktion u. Berwaltung: Prag   II, Netázanka 18 Telepb.: 26795, 31469, Nachtredant.( ab 21 Uhr): 33858 Bonichedamt: 57544

Gonntag, 16. April 1933

Zum 1. Mai 1933.

An die arbeitende Bevölkerung! Genossinnen und Genossen!

Nr 91.

Oesterreichs   Arbeiter werden kämpfen!

Eine Erklärung Otto Bauers.

Wien  , 15. April.  ( AN.) In der Debatte über das Referat Dr. Dannebergs auf dem sozialdemokratischen Parteitag erklärte der frühere Nationalratspräsident Dr. Renner, daß die Dinge Die heurige Maifeier begehen wir unter brud der ungelösten Kriegsschulden zum Entscheidungskampfe noch nicht reif jeien. ganz besonders ernsten Verhältnissen. frage lastet wie Blei auf der ganzen Welt. Die Sozialdemokraten müssen einen Ausweg Eine tiefe Krise erschüttert die Grund- und Millionen Arbeitsloser stehen suchen, der das Aeußerste hinausschiebt, bis die festen der kapitalistischen   Gesellschaftsordnung. da als unausweichliches Verhängnis und als Situation günstiger ist. Dr. Otto Bauer   führte Der Kapitalismus ist nicht mehr fähig, die fürchterlicher Fluch der Gesellschaft, die Wun- aus, daß die Lage der Sozialdemokratie in Defter­Geschicke der Menschheit weiter zu lenken. der an Maschinen hervorgebracht und die Bo- reich zum Teil deshalb ſo ſchwierig ſei, weil der Dreißig Millionen Arbeitsloser, die vergeblich denproduktion ins Gigantische gesteigert hat, gestüßt werde. Die eine Form des Kampfes werde Fascismus hier von ausländischen Großmächten nach Arbeit rufen, sind der schreckliche Beweis aber nicht imstande ist, eine Ordnung zu schaf- von Deutschland  , die andere von Italien   unters dafür. Weit über die Kreise der Arbeiterklasse fen, die Arbeit und Brot für alle sichern würde. ftüßt, also von zwei Großmächten, die sich das hinaus hat sich die Erkenntnis durchgerungen, I'm Angesicht solcher unabsehbarer Greig Land für ihre Zwede zu unterwerfen versuchen. daß eine neue Organisation der Gesellschaft, nisse schreiten wir nun heuer zur Feier des Es sei die Möglichkeit vorhanden, daß die Regie­eine neue Ordnung unerläßlich notwendig ist. 1. Mai. rung in Verhandlungen mit den Sozialdemokras Diese neue Ordnung ist in der Lehre des ten den Rüdweg zur Verfassung suchen werde, Sozialismus beschlossen. doch haben sich die Aussichten einer solchen Ents wirrung in den letzten Wochen verkleinert und es sei wahrscheinlich geworden, daß den Sozialdemo fraten nichts anderes übrig bleibt, als die Ent­scheidungsschlacht zu wagen, wenn sie nicht kampf­los dem Fascismus erliegen wollen.

Wir grüßen alle leidenden und kämpfen­den Arbeiter in Deutschland   und Dester­reich und in allen anderen Ländern, wo sie den Kampf für Freiheit, Demokratic und Sozialismus führen. Ihr Kamps ist auch unser Kampf! Genossinnen und Genossen! Die Sozialdemokratie und die Sozialistische Internationale sind eine große und unsterb liche Weltbewegung. Wir sind Werkzeug und Bahnbrecher jener unermeßlichen Kräfte, welche die arbeitende Bevölkerung von der Umvissenheit zur Stultur, von der Sklaverei er Freiheit, vom Kapitalismus   zum Sozia lismus führen. Die alten Weltmächte können sich wohl wie in vulkanischen Erdbeben auf lehnen, jie können uns alle begraben, aber sie vermögen nicht die Kräfte verschütten, in deren Dienst wir stehen.

Der Weltkrieg hat uns nicht niedergewor­fen, vernichtet und auch die Mächte der alten Welt werden uns in ihrem letzten fascistischen Angriff nicht zu vernichten vermögen.

Die Wiener   Polizeidirektion hat jegliche Rolportage und das Tragen von Abzeichen ver.

boten.

Bundesregierung

gegen Gemeinde Wien  .

Wie die Arbeiter- Zeitung  " berichtet, hat die österreichische Regierung auf Grund des kriegs wirtschaftlichen Ermächtigungsgeseßes eine Ver­ordnung erlaffen, durch welche die Einnahmen der Gemeinde Wien   mit einem Hederstrich um 22 Millionen Schilling( 88 Millionen Kč) ge­fürzt werden. Bei der Abgabenteilung ist seiner zeit der Gemeinde Wien   zugesichert worden, daß ihr Ertrag an den gemeinschaftlichen Abgaben für Bund und Gemeinde nicht unter eine gefeylich festgesetzte Mindeſtgrenze sinken darf. Diese Be­Stimmung ist nun durch die vorerwähnte friegs­wirtschaftliche Verordnung aufgehoben worden. Da der ganze Personalaufwand der Gemeinde für das riesige Heer ihrer Beamten, Bediensteten und Lehrer 126 Millionen Schilling beträgt, hat der Bund, der schon vor zwei Jahren die Gemeinde bei der letzten Novellierung der Abgabenteilung um 30 Millionen Schillinge jährlich gebracht hat, der Gemeinde Wien   insgesamt 52 Millionen Schillinge weggenommen, das sind nicht weniger als 44 Prozent ihres gesamten Personalauf­wandes.

Ende März waren in Nordböhmen   182.372 Arbeitslose angemeldet, also um 6571, d. i. nur um 3.5 Prozent, weniger als am Anfang des Von dem Tage an, an welchem der So­Monates. Gegenüber einigen fleineren Bezialismus den 1. Mai als Feiertag der Arbei serungen in der Industrie tam es in terschaft der Welt verkündet hat, ist er zum einer Anzahl von Betrieben zu einer Lebendigen Gewissen der kapita­weiteren, hoffentlich nur vorübergehenden Verlistischen Welt, zur sittlichen Welt­schlechterung. Betroffen wurde hauptsäch macht und zum Symbol des Welt­lich die Textilindustrie, zum Teil aber auch die proletariats im Kampfe um die bürger Glas- und Metallindustrie sowie andere Katego- lichen Freiheiten und das nadte Leben aller rien. Eine saisonmäßige Verschlechterung fonnte Bedrüdten geworden. Wir haben überall den auch im Bergbau und zum Teil in der Levens glorreichen Kampf um die politische Demokro mittelbranche festgestellt werden. Die Besserung in den Saisonberufen, d. i. bei der Land. und tie, um das allgemeine und gleiche Wahlrech Forstwirtschaft, in den Gärtnereien, Steinbrüchen. durchgeführt und sind auf dem parlamenta Sandgruben, Ziegeleien hier größenteils mir schen Boden zu weiteren Kämpfen, für den Borbereitungsarbeiten, in der Bekleidungs- Weltfrieden und den Sozialismus angetreten. und Bauindustrie sowie bei den Hilfs- und Tag- Die Sozialdemokratie ist am Ende des arbeitern, war bis jest nur gering. In einer Weltkrieges die bewegende Kraft der Welt schweren Lage befinden sich die Handels- und revolution geworden. Gewaltig war die Straft Industrieangestellten, unsicher bleibt die Ennvidder Sozialdemokratie und die ganze Welt lung der nächsten Saison für das Gast- und durfte die Ankunft einer Zeit erwarten, da Schankgewerbe. Von den ausgewiesenen 182.372 Arbeits- die Sklaverei in Freiheit, die Schrecknisse des lofen entfallen auf den politischen Bezirk Gab- Proletarierlebens in Segen und Glück gewan­Lon; a. N. 17.085, Tetiden 16.156, Reidelt werden. Aber diese herrliche und siegreiche chenberg 15.995, Teplit 13.926. Brig Einheit der Arbeiterklasse wurde durch den 13.524, B. Leipa 11.333, Aussig   a. E. Ansturm des russischen Bolschewismus gestört. 10.958 und Komotau   10.776. Den Berufs Wenn auch die Sozialdemokratie, fußend auf gruppen nach handelte es sich um 31.636 Textil einer höheren Zivilisation der Arbeiterklasse arbeiter, 26.057 Hilfs- und 25.844 Glasarbeiter, und beseelt von höheren Idealen diesen Angriff 19.864 Bauarbeiter, 18.234 Metall und 15.460 überall siegreich abgewehrt hat, so sind doch Tagarbeiter, 6747 Holzarbeiter und 5744 land­aus den ewigen Drohungen mit der blutigen und forstwirtschaftliche Arbeiter. Die gewerkschaftliche Arbeits. Gewalt und den Schrecken der Bürgerkriege Tosenunterstüßung mit dem Staatsbei Gewalt und Bürgerkrieg des Fascismus gebo- Die Freiheit und die Verbrüderung aller trage erhielten 47.612( 26 Prozent) gänzlich und ren worden. An die Stelle des Weltboljchewis Nationen und Völker, menschliche Kunst und menschliches Wissen, Arbeit, Glück und Adel 25.322 zeitweise Arbeitslose, zusammen also mus tritt der Weltfascismus. 72.934 Personen. darunter 22.000 Textilarbeiter, Die Aufmerksamkeit der ganzen Welt ist, des Menschen, Sirn und Hera  ! Dieser Gedanke 10.192 Glasarbeiter, 9043 Metall, 6480 Bau, heute Deutschland   zugewendet, wo sich wird siegen und diesem Gedanken gehören 7159 Silfs, 3722 Holz und 2956 Tagarbeiter der Fascismus in seiner fürchterlichsten Ge- unser Blut und unser Leben! und 1261 Handels- und Industrieangestellte. walt gezeigt hat und durch einen in unserer Männer und Frauen der Arlonferenz, erörterte heute Vizefanzler Dr. Winks Um die Anweisungen aus der staatlichen Zeit nicht für möglich gehaltenen Angriff auf beit! Je größeren Rämpfen wir entgegen Ernährungsaftion meldeten sich Ende März 131.753 Personen( 72 Prozent). Für den die Arbeiterklasse bewiesen hat, daß er die gehen, desto höher erheben wir das Haupt und dreiwöchentlichen Unterstüßungszeitabschnitt vom letzte Schutzwehr der Bourgeoisie darstellt, die desto sicherer schlägt Herz an Herz! 18. März bis 2. April 1932 haben in den 25 poli- ihre Stellung als herrschende Klasse bedroht Liebe für Liebe, Bertranen für Vertrauen! tischen Bezirken Nordböhmens die Gemeinden für sicht. An die Arbeit, in den Kampf! Für Freiheit, Demokratie und Sozialismus! Es lebe die internationale Sozialdemokratic, es lebe die sozialistische Arbeiter- Internatio­nale der ganzen Welt!

diese Aftion 138.974 Personen angemeldet, von Die Atmosphäre des Krieges erfüllt und denen 72.708 verheiratet bezw. Familienernährer beherrscht Europa  . Die Abrüstungston und 66.266 ledig waren. Es handelt sich dabei ferenz beim Völkerbund in Genf  um 126.901 gänzlich und 12.073 teilweise Ar- foll gesprengt, die Weltwirtschafts­beitslose. Vom Ministerium für soziale Fürsorge tonferenz sabotiert werden. Der Alp­wurde für diese Zeit der Betrag von 5,612.000

zur Verfügung gestellt, also verhältnismäßig mehr als früher.

Saarreglerung wehrt sich gegen Nazi- Propaganda.

Saarbrüden, 15. April. Das Conti- Nachrich tenbüro meldet aus gutunterrichtete Quelle: An­läßlich des Potsdamer Staatsattes der Reichs­regierung wurde auf dem Schloßberg in Hom burg eine Hafenkreuzfahne gehißt. Der Staats­aft selbst wurde durch Lautsprecher Stadthaus am Marktplaß aus übertragen. Als die Regierungskommission hiervon Kenntnis er­hielt, beauftragte sie den Homburger Bürgermei ster Ruppersberg, die Flagge zu entfernen und die Uebertragung sofort einzustellen. Der Bürger­meister sich, diesen Auftrag auszu­führen. Er ist deshalb mit Verfügung bpm 11. April 1. J. durch den Präsident der Regierungs­fommission seines Amtes vorläufig enthoben worden; er muß sich auf Anord­nung des Präsidenten der Regierungskommission disziplinarisch verantworten.

weigerte

Ueber allen ihren Gewehren und Kano nen, über Kasernen und Festungen der alten Tyrannei, über Tanks und Gift­gasen der neuen Despotic gibt es noch etwas unendlich höheres und Heiliges: das ist der Gedanke der internationalen Sozialdemokratic!

Der Parteivorstand der deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei, der Parteivorstand der tschechoslowakischen sozialdemokratischen Arbeiterpartei In der Tschechoslowakischen Republik.

Tschechoslowakischer Finanzer von SA- Leuten verletzt.

Sie schossen ohne Wortwechsel.

Dug, 15. April.  ( Eigenbericht.) Am Freitag, den 14. April, patrouillierte der Finanzer Johann Sehyra, längs der Grenze bei Grünwald. Auf der sächsischen Grenze ver­folgten ihn in einem Abstand von zwanzig Schritten zwei SA= Männer. Die SA- Männer verstedten sich nach einigen Minuten hinter einen Gebüsch und schossen, ohne daß ein Wortwechsel ftattgefunden hatte, auf den Finanzer. Der Finanzer wurde an einem Finger berleßt. Mantel und Hose wurden durchschoffen.

Der Finanzer ging weiter gegen Grünwald zu und traf einen Gendarmeric- Offizier. Sie alarmierten die Gendarmerie und die Finanzer und begaben sich zum Tatort. Als die Gendarmen an dieser Stelle antamen, um Protokoll aufzunehmen, wurden die zwei S- Leute von der Gendarmerie wieder gesehen. Die SA- Leute versteckten sich wieder hinter Gestrüpp und hielten das Gewehr in Anschlag so lange die Gendarmen an dieser Stelle ber blieben.

Neuwahlen sind ,, nicht aktuell" Erklärung des österreichischen Vizekanzlers.

Wien  , 15. April.  ( AN.) In einer Presse­

ler die wichtigsten wirtſchaftlichen und wirtſchafts­politischen Fragen.

Ueber die innerpolitische Lage erklärte der Vizekanzler u. a.: Neuwahlen sind nicht attucll". Die Regierung wird das sehr weit gestedte Ziel zu erfüllen trachten, denn das, was bisher geschehen sei, ist nur ein Anfang. Erst dann, wenn sich die Auswirkungen gezeigt haben werden, ist der Zeitpunkt gelommen, wo auch die Regierungsparteien großes Interesse daran haben werden, das Urteil der Bevölkerung über die Regierungsmaßnahmen zu hören. Die Frage der gegenwärtigen Zusammenseßung der Regierungs­loalition ist gleichfalls nicht aktuell. Denn die die gegenwärtige Regierung tragenden Gruppen sind einig in der Verfechtung ihres Zieles und bilden eine Schicksalsgemeinschaft.

Dollfuẞ   packelt mit Nazis.

Wien  , 15. April. Die Bezirkshauptmann­schaft in Kufstein   hatte vor kurzer Zeit im Eins vernehmen mit der Tiroler Landesregierung ein Uniformverbot erlassen. Dieses Verbot wurde nun widerrufen, so daß die Nationalsozialisten, die zum 23. d. M. nach Kufstein   einen Kongreß ihrer Angehörigen aus den Alpenländern und aus Bayern   einberufen haben, diesen ungestört abhalten können. Bei dieser Gelegenheit werden in Stufftein an 30.000 Hitleranhänger zusam menkommen. Die Tiroler Landesregierung wider­rief auch die Entscheidung, durch die dem bahri­schen nationalsozialistischen Minister Schlemm das Betreten österreichischen Bodens verboten wurde. Der bayrische Minister Schlemm wird in einer Bersammlung in Innsbrud sprechen.